Audiovisuelle Beeinträchtigungen im Alter Weltweit nehmen Hör- und Sehbeeinträchtigungen zu. Laut Weltgesundheitsorganisation sind 360 Millionen Menschen hörbeeinträchtigt und über 285 Millionen sehbeeinträchtigt. In der Schweiz sind rund eine Million Menschen von einem Hörverlust betroffen. Eine Hörbeeinträchtigung mit einem gleichzeitigen Verlust des Sehens ist besonders bei den über 70-Jährigen häufig, wie für die Schweiz jüngste Ergebnisse der Studie Spitex Plus zeigen. Andere Studien haben erwiesen, dass eine gleichzeitige Beeinträchtigung des Hörens und Sehens Auswirkungen auf die Sicherheit im häuslichen Umfeld hat. Bislang wurde in der Schweiz aber nicht untersucht, inwiefern sich die subjektiv erlebten Beeinträchtigungen auf das Sicherheitsgefühl von Personen im Alter von über 70 Jahren mit gleichzeitiger Hör- und Sehbeeinträchtigung auswirken. Diese Wissenslücke hat Auswirkungen auf die professionelle Pflege: Den Pflegenden kann keine spezifische Beratung angeboten werden, und die gezielte Evaluation von Pflegehandlungen ist schwierig. Beschreibung Vorgehen Hintergrund Umfassende Studien haben erwiesen, dass eine gleichzeitige Hör- und Sehbeeinträchtigung Auswirkungen auf die Sicherheit im häuslichen Umfeld hat. Besonders Hörbeeinträchtigungen führen häufig zu einer – sei es tatsächlichen oder auch nur empfundenen – Stigmatisierung. Diese kann in eine Depression münden, welche in der Regel die gesamte Familie in Mitleidenschaft zieht. Zudem begünstigen Hörbeeinträchtigungen den Abbau kognitiver Fähigkeiten sowie die Entwicklung von Demenzerkrankungen. Bislang ist für die Schweiz wenig bekannt über die Alltagssituation von Personen über 70 Jahren mit gleichzeitiger Hör- und Sehbeeinträchtigung. Insbesondere ist unklar, wie Betroffene ihren Alltag gestalten und inwieweit sie sich in der Teilhabe an Alltagsaktivitäten eingeschränkt fühlen. Zudem fehlt für die Population der über 70-jährigen Hör- und Sehbeeinträchtigten ein Angebot an Pflege und Beratung, welches geeignet wäre, Unfälle im häuslichen Umfeld systematisch zu verhindern. Es werden sowohl qualitative als auch quantitative Daten erhoben. Dazu werden 60 leitfadengestützte Einzelinterviews mit hör- und sehbeeinträchtigen Personen im Alter über 70 Jahre geführt. Zur Datenerhebung gehören auch die Dokumente über die jeweilige Hör- und Sehbeeinträchtigung sowie Informationen über den Einsatz von Hilfsmitteln und über notwendige Beratungen zum Einsatz dieser Hilfsmittel. Zusätzlich wird mit den Befragten ein Fragebogen zur Alltagsgestaltungausgefüllt. . Die Befragungen finden im persönlichen Wohnumfeld der hör- und sehbeeinträchtigten Personen statt. Das Projekt erstreckt sich inklusive Datenerhebung und-Auswertung über 18 Monate. Ziel Die Studie will die Alltagsgestaltung von hör- und sehbeeinträchtigten Personen aus der Sicht der Betroffenen beschreiben. Daraufhin sollen anhand der gewonnenen Ergebnisse geeignete Strategien zur Prävention von Unfällen sowie ein Beratungsangebot für Pflegende entwickelt werden. Zürcher Fachhochschule Erwarteter Erkenntnisgewinn Die Untersuchung generiert Wissen über die Beziehung zwischen selbständiger Lebensführung und Abhängigkeit bei hörund sehbeeinträchtigten Personen über 70 Jahre in der Schweiz und beschreibt die Bedeutung des Unfallrisikos aus der Sicht Betroffener. Diese Erkenntnisse verhelfen Pflegenden dazu, sich in die Lebenswelt von hör- und sehbeeinträchtigten Personen zu versetzen. Sie können diese Personen mithilfe dieser Informationen gezielt unterstützen und die Selbstpflege fördern. Ein bedürfnisgerechtes Pflegeangebot kann frühzeitige Heimeintritte verzögern oder gänzlich vermeiden. Zudem können Pflegende primäre Bezugspersonen gezielt unterstützen und einbinden, so dass die Auswirkungen von Beeinträchtigungen im Sehen und im Hören in den Alltag integriert und ein Zusammenhalt in der Familie gefördert werden kann. Ferner können geplante Massnahmen, die auf evidenzbasiertem Wissen beruhen, gezielt evaluiert werden, was eine nachhaltige Pflegepraxis fördert. Projektpartner Projektorganisation Projektleiterin Dr. rer. medic. Daniela Händler-Schuster Stv. Projektleiter Prof. Dr. Lorenz Imhof, Phd, RN Projektteam Michelle Bruylands, MScN, RN Projektdauer 18 Monate Website www.gesundheit.zhaw.ch/aba Partner und Finanzierung Ebnet Stiftung Zürcher Stiftung für das Hören Max Bircher-Stiftung W.H. Spross-Stiftung R.+S. Braginsky-Stiftung Pro Audito Winterthur, St. Gallen, Bern, Horgen-Thalwil, Aarau Projektstand Realisation Publikationen Händler-Schuster, D. (2014). Audiovisuelle Beeinträchtigungen im Alter. Krankenpflege, 10. 31. Händler-Schuster, D. (2015). Audiovisuelle Beeinträchtigungen im Alter- Von der Planung zur Umsetzung eines Forschungsprojektes. Vortrag. In: Organisation für Menschen mit Hörproblemen. 91. Mitgliederversammlung (11.04.2015). Horgen-Thalwil und Umgebung: Pro Audito. Händler-Schuster, D. (2015). Zum Projekt Audiovisuelle Beeinträchtigungen im AlterHintergrund und Schwerpunkte. Vortrag. In: Organisation für Menschen mit Hörproblemen. Jahresversammlung (12.04.2015). Pfäffikon ZH: Pro Audito. Projektphasen Projektleitung Dr. Daniela Händler-Schuster, Dr. rer. medic., RN Daniela Händler-Schuster ist exam. Altenpflegerin und Diakonin (ev.). Mit einem Diplomstudium im Studiengang Pflegepädagogik und einem Magisterstudium in Pflegewissenschaft promovierte sie an der internationalen Graduiertenakademie in Halle, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft an der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Saale). Sie verfügt über langjährige Erfahrungen in der gemeindeintegrierten, Spital- und heimbezogenen Pflege. Ihr Forschungsschwerpunkt ist einerseits die familienzentrierte Pflege mit Schwerpunkt auf chronisch Kranksein und Behinderung (Sinnesbeeinträchtigungen), andererseits liegt der Forschungsfokus auf den Einsatz und die Entwicklung von unterstützenden Technologien im Alltag. Kontakt ZHAW Departement Gesundheit Frau Dr. rer. medic. Daniela Händler-Schuster Projektleiterin, Dozentin MSc in Pflege Technikumstrasse 71, Postfach 8401 Winterthur Telefon +41 58 934 65 34 [email protected] www.gesundheit.zhaw.ch