A c a d e m y o f E s t h e t i c D e n t i s t r y e . V. D e u t s c h e G e s e l l s c h a f t f ü r Ä s t h e t i s c h e Z a h n m e d i z i n e . V. / G e r m a n DIE SPEZIALISTEN FÜR ÄSTHETISCHE ZAHNMEDIZIN Cyrus Rafiy Ingolstadt Schon während meines Zahnmedizinstudiums Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre in Münster entwickelte sich in mir der Wunsch, irgendwann Patienten mit sowohl ästhetisch als auch funktionell perfekten Zähnen versorgen zu können. Die Realität der ästhetischen Ergebnis- Dr. med. dent. Cyrus Rafiy se sah im Studium anders aus. Durch die propagierte minimalinvasive Präpa- äußerst frustrierend. Die Techniken sind ration entstanden sehr unschöne klobi- äußerst komplex und erfordern ständi- ge Kronen, die von Weitem schon als ge Übung. Das mirochirurgische Instru- unecht erkannt wurden. Perfekte Ästhe- mentarium erfordert hohe Investitionen. tik und Zahngesundheit schienen unvereinbar. Dann erschien ein Artikel in Höchstleistungen in der ästhetischen einer Dentalzeitschrift vom ZTM Klaus Zahnmedizin erfordern aus meiner Sicht Mütterthies. Er hinterließ bei mir einen eine starke Teamarbeit zwischen Zahn- tiefen Eindruck. Darin beschrieb Müt- arzt und Zahntechniker. Die Zusammen- terthies, dass es auch mit der damali- arbeit mit Thilo Vock vom „oral design“ gen Verblendmetallkeramik möglich sei, Stuttgart besteht bereits seit 14 Jahren. ästhetisch perfekte Kronen zu erzielen. Wir durften in dieser Zeit viele komplexe Behandlungsfälle miteinander lösen. In Ingolstadt begann ich als niedergelassener Zahnarzt, meine Vision in die Die postuniversitäre Lehre war für mich Praxis umzusetzen. Ich besuchte stän- von entscheidender Bedeutung. Die dig Fortbildungen bei namhaften Refe- richtigen Lehrer können neue Wege renten, setzte das Erlernte um, verfei- aufzeigen, nerte Techniken. Zahnästhetik ist eine liefern und Perspektiven eröffnen. An Leidenschaft. Fortbildungen sollte man nicht sparen. entscheidende Impulse Die sogenannte „interne Evidenz“ entFrüh erkannte ich, dass die „rote Ästhe- scheidet letztendlich über Erfolg oder tik“ für das ästhetische Gesamtergeb- Misserfolg der durchgeführten Arbeit. nis eine ebenso entscheidende Rolle Und der Erfolg zeigt sich in der Pra- spielt wie die „weiße Ästhetik“. xis, nicht in der Theorie. Immer wieder erlebe ich zahnärztliche Kollegen oder Das Erlernen der mikrochirurgischen Pa- Zahntechniker, die mit ihrer theoreti- rodontalchirurgie war für mich anfangs schen 8 THE INTERNATIONAL JOURNAL OF ESTHETIC DENTISTRY JAHRGANG 10 • NUMMER 3 • HERBST 2015 Überzeugungskraft geradezu Attrition mit multipler Dentinexposition rung und mit ihrem Endresultat aber bei Verlust der Vertikaldimension (Abb. enttäuschen. 1). Die zahnärztliche Therapie begann mit der funktionellen Analyse. In der Die Ernennung zum „Spezialisten für Äs- vorab Analyse wurde physiognomisch/ thetische Zahnmedizin in der DGÄZ“ ist ästhetisch wünschenswerte Bisserhö- für mich die bedeutendste Zertifizierung. hung von 5 mm ermittelt. Auf den einar- Sie kann nicht im Rahmen von Fortbil- tikulierten Modellen wurde ein vollstän- dungen „erkauft“ werden, sondern wird diges Wax-up angefertigt. Es galt eine an den tatsächlichen Fähigkeiten ge- verbesserte Front- Eckzahnführung zu messen und entsprechend verliehen. schaffen und den Zahnhartsubstanzverlust wieder aufzubauen. (Abb. 2) Die Therapie des Abrasionsgebisses mit adhäsiv befestigten Keramik­ restauration im Ober- und Unterkiefer Im vorliegendem Fall handelt es sich um einen 45-jährigen Patienten mit massiver Destruktion der anterioren Dentition nach Schmelzerosion und Abrasion/ Abb. 2: Ausgangssituation mit massiver Destruktion der Zahnhartsubstanz in der Front Dieses Wax-up wurde in ein Mock-up überführt. Mittels einer Michiganschiene mit vierwöchiger Tragezeit konnten wir den Patienten an die neue Bisssituation gewöhnen. Anschließend ließen wir laborgefertigte therpeutisch-diagostische non-prep Provisorien aus Autopolymerisat (New Outline) anfertigen, die wir im Mund adhäsiv befestigten (Abb. 3). Da die Provisorien quadrantenweise Abb. 1: Porträt des Patienten vor der Behandlung A c a d e m y o f E s t h e t i c D e n t i s t r y e . V. einschüchternd wirken, in der Ausfüh- D e u t s c h e G e s e l l s c h a f t f ü r Ä s t h e t i s c h e Z a h n m e d i z i n e . V. / G e r m a n www.dgaez.de Abb. 3: Therapeutische Langzeitprovisorien 9 THE INTERNATIONAL JOURNAL OF ESTHETIC DENTISTRY JAHRGANG 10 • NUMMER 3 • HERBST 2015 DIE SPEZIALISTEN FÜR ÄSTHETISCHE ZAHNMEDIZIN verblockt waren, war die Überführung der korrekten Okklusion im Mund kein Problem. Der Vorteil dieser Vorgehensweise lag darin, dass der Patient nun eine 24-Stunden-Schiene trug. Nach drei Monaten Pause erfolgte die definitive Versorgung. Da besonders Abb. 6: Ansicht der Zähne und der absolut reizlo- in der OK-Front nur noch sehr geringe sen Gingiva Zahnhöhe bestand, wählten wir eine geringinvasive 360°-Veneerpräpara- tion, um schmelzbegrenzt zu bleiben und gleichzeitig genügend Adhäsionsfläche zu bieten, die bei einer konventionellen Veneertechnik durch die geringe Höhe der abradierten Zähne nicht möglich gewesen wäre Nun (Abb. 4). konnte die definitive Versorgung nach nochmaliger Regist- rierung erfolgen. Bei der Versor- gung handelt es sich um eine moAbb. 4: Präparation der nolithische 360° Veneers im OK/UK Res- tauration (E-Max/ Ivoclar) im Seiten- zahnbereich und Gerüststrukturen zur Abb. 7: Porträt des zufriedenen Patienten nach der Verblendung (Cera Motion/Dentaurum) erfolgreichen Behandlung im Frontzahnbereich (Abb. 5, 6, 7). Zahntechnische Arbeit: Thilo Vock, „oral design“ Stuttgart Kontakt: [email protected] Abb. 5: Ansicht zwei Monate nach dem definitiven http://dr-rafiy.jimdo.com/ Einsetzen www.dgaez-spezialisten.de 10 THE INTERNATIONAL JOURNAL OF ESTHETIC DENTISTRY JAHRGANG 10 • NUMMER 3 • HERBST 2015