Weltweite Auswirkungen und Rezeptionen der Franckeschen

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hermann wellenreuther
Weltweite Auswirkungen und Rezeptionen
der Franckeschen Stiftungen
A
ugust Hermann Francke hat bereits früh eine prinzipiell
weltweite Dimension seines Reformansatzes im Project
zu einem Seminario universali oder Anlegung eines Pflantzgartens,
in welchem man eine reale Verbesserung in allen Ständen in und außerhalb Teutschlands, ja in Europa und allen übrigen Theilen der
Welt zu gewarten von 1701 dargelegt.1 Konsequent wird diese
Perspektive auch als eines der Motive für die Veröffentlichung
seiner programmatischen Rechenschaftsschrift Segensvolle
Fußstapfen genannt.2 Dieses weit ausgreifende Programm war,
wie sich herausstellen sollte, auch ohne die Stütze pietistischen Gedankenguts verallgemeinerungsfähig.
Herausragendes Charakteristikum der Franckeschen Konzeption war die Förderung der „ingenia“ der Schüler durch
ein differenziertes auf Lebenswirklichkeit abgestelltes Schulangebot und strenge Reglementierung des Lebens in Waisenhaus und Schule als Ausdruck der Überzeugung, dass
Jugendliche des Schutzes und der Anleitung bedürften. Kurz:
Die Stiftungen repräsentierten Wertvorstellungen, die pädagogische wie gesellschaftliche Konzepte des 19. und 20.
Jahrhunderts prägen sollten. Die Förderung der „ingenia“
nämlich meinte Erziehung als Weg zum sozialen Aufstieg.
Franckes Werk und publizistisches Schaffen war von Beginn an auf das Einwerben von Spenden, auf Werben für
sein Programm, auf Verbreitung seiner Vision und auf möglichst breite Wirkung angelegt. Erfolge darin erwähnte er
in den weiteren Auflagen der Fußstapfen: In der ersten Fortsetzung der Fußstapfen drückt er seine Freude über den Erfolg
der „charity schools“ in England aus, in denen er wichtige
Gedanken von ihm selbst erkannte.3
mit pietistisch gesinnten Korrespondenten. Dies bietet die
besten Hinweise auf die Verbreitung der Waisenhäuser wie
der pädagogischen Gedanken Franckes in Deutschland. Aktiv waren darin vor allem Theologiestudenten, die in den
Franckeschen Stiftungen als Lehrer und Informatoren gearbeitet und nach Abschluss ihres Studiums als Hauslehrer,
Lehrer und Pastoren Franckes Ideen in alle Teile des Reiches
trugen und verwirklichten. Vor allem die Korrespondenz
dieser „Ehemaligen“ mit August Hermann und Gotthilf August Francke belegt, dass zwischen 1690 und 1770 in Deutschland über 60 Waisenhäuser 4 nach dem Modell der Franckeschen Stiftungen begründet oder durch die Anstellung eines
„Ehemaligen“ in ihrer Grundausrichtung den Prinzipien August Hermann Franckes angeglichen wurden. Nach dem
Waisenhauskataster entsprach dies etwa einem Fünftel aller
Waisenhäuser im Reich. Inhaltlich mussten diese Stiftungen
nicht nur vom pietistischen Geist erfüllt sein, sondern auch
zentrale Teile des Regelwerks zur Gestaltung des inneren
Ablaufes übernommen haben. Nach dem Siebenjährigen
Krieg verblasste das pietistische Element im Denken und
Verhalten der Repräsentanten des hallischen Pietismus; dafür
traten nun die pädagogischen Elemente von Franckes Ansichten stärker hervor. Bei fünfzehn der nach dem Vorbild
der Franckeschen Stiftungen gegründeten Waisenhäuser lassen sich konkrete Ansätze für die Übernahme von Franckes
pädagogischen Ideen feststellen: Bad Homburg, Bautzen,
Bayreuth, Braunschweig, Esens, Frankfurt a. d. Oder, Goslar,
Großhennersdorf, Köthen in Sachsen-Anhalt, Minden in
Westfalen, Potsdam, Stadthagen, Stargard, Steele b. Essen
und Zülichau. Johann Arnold Anton Zwicke (1721–1778),
Pietist und Pfarrer in Braunschweig, der am Franckeschen
Pädagogium angestellt gewesen war, führte in Braunschweig
Franckesche Unterrichtsmethoden wie z. B. den Realienund den Französischunterricht ein.5 In Preußen übten
Franckes pädagogische Ansichten auf die Ausbildung des
Volksschulwesens beträchtlichen Einfluss aus. Eine der wichtigeren Voraussetzungen dafür war, dass sich nach dem Tod
von Friedrich d. Gr. im Jahre 1786 das belastete Verhältnis
zwischen Halle und der Monarchie wieder besserte. Auch
Ausbreitung in Deutschland
Schnell schuf Francke Medien, die zu Multiplikatoren seiner
Ideen und Projekte werden sollten: Dazu gehörten 1708 die
Hallischen Zeitungen, deren erster Herausgeber Jacob Gabriel
Wolf (1684–1754) war – eine Zeitung, die vor allem über die
Ereignisse in Halle, in den Franckeschen Stiftungen und
über die des Pietismus in Deutschland berichtete.
In diesem Zusammenhang entstand auch das auf August
Hermann Francke ausgerichtete umfangreiche Netzwerk
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weltweite auswirkungen und rezeptionen
in anderen Ländern des Deutschen Reiches war im späten
achtzehnten und im neunzehnten Jahrhundert sein Einfluss
auf das Berufsschul- und Volksschulwesen greifbar.6
Im Zusammenhang mit den Bemühungen um die Ausbreitung von August Hermann Franckes Gedanken wurden
innovative Konzepte zur Nutzung von Medien, Pastoren
und Theologiestudenten als Propagatoren von Franckes Gedanken entwickelt – Konzepte, die in Netzwerktheorien und
der Nutzung von Netzwerken für die Verbreitung politischen, ökonomischen, kulturellen und religiösen Gedankenguts bis heute von überragender Bedeutung sind.
lem für die Wirkung, die von dem durch den hallischen Pietismus geprägten estnischen Haus- und Kirchenbuch von
Eberhard Gutsleff 11 ausging. Sekundiert wurden diese Bemühungen durch zahlreiche pietistische Traktate in estnischer
und lettischer Sprache aus der hallischen Waisenhausdruckerei. Ohne Zweifel am verzweigtesten war die Ausstrahlung Franckes in Russland durch das Wirken zahlreicher
Anhänger und Schüler. An den Orten St. Petersburg, Moskau,
Alp, Narva, Astrachan sowie Tobolsk wurden nach dem Modell der Franckeschen Stiftungen Waisenhäuser gegründet.
Selbst Zar Peter (der Große) beschäftigte sich mit dem Gedankengut August Hermann Franckes. Zwischen 1696 und
1759 lassen sich zwanzig lutherische Pastoren im Zarenreich
nachweisen, die in enger Beziehung mit Halle standen und
ihre theologischen Ansichten teilten.12 Eine wichtige Vermittlerrolle spielten dabei Heinrich Wilhelm Ludolf (1655–
1712) und Ulrich Thomas Roloff († 1711). Langfristig bedeutsamer war jedoch, dass viele der Anhänger Franckes wie
Georg Friedrich Weise (1696–1781)13 als Hauslehrer wirkten.
Als theologische Grundströmung sollte der hallische Pietismus im skandinavischen Raum zeitweise in Schweden
einigen Einfluss und in Dänemark gar staatskirchliche Bedeutung erlangen. Hier bestanden zwischen Halle und dem
dänischen Hof lange, enge und freundschaftliche Beziehungen. Auch in Finnland entfaltete der hallische Pietismus beträchtliche Wirkungsmacht. Einflussreicher waren pietistische Strömungen, die sich aus der Kritik am lutherischen
Klerus speisten. Vor allem in Schweden war der hallische
Pietismus eingebettet zwischen dem Herrnhuter Pietismus
auf der einen Seite und den Verfechtern der Lutherischen
Orthodoxie auf der anderen; dieser Konflikt zwischen „Hallensern“ und Herrnhuter Brüdergemeine wurde auch nach
Pennsylvania übertragen.14 Sowohl in Schweden als auch in
Dänemark wirkten eine Reihe einflussreicher Theologen –
im dänischen Schleswig-Holstein etwa Adam Struensee,
ehemals Professor in Halle und seit Oktober 1764 Generalsuperintendent und dänischer Konsistorialrat15 –, die nachdrücklich hallisch-pietistische Positionen vertraten.
In Großbritannien kam der zwischen 1705 und 1716 in
fünf Ausgaben erschienenen englischen Übersetzung der
Segensvollen Fußstapfen unter dem Titel Pietas Hallensis eine
Schlüsselrolle zu. Auch hier galt es, Hindernisse zu überwinden. Anton Wilhelm Böhme (1673–1722), Hofprediger
in London und Übersetzer der Fußstapfen, versuchte, die Verbindung zwischen Pietismus und Enthusiasmus zu entkoppeln. Zum zweiten gelang es Böhme, Francke und Friedrich
Ausbreitung in Europa
Das hallische Modell strahlte auch auf andere Länder innerhalb Europas aus. Wiederum war dafür eine wichtige Voraussetzung das Verbreiten der Ideen Franckes durch die
Übersetzung seiner Schriften, allen voran der Segensvollen
Fußstapfen. 1711 erschien eine ungarische Übersetzung der
1705 erschienenen Schrift Kurzer und einfältiger Unterricht, wie
die Kinder zur wahren Gottseligkeit und christlichen Klugheit anzuführen sind;7 dieses erste pädagogische Werk in ungarischer
Sprache wirkte besonders in der Arbeit von Andreas Torkos
(1669–1737) und Matthias Bél (1684–1749), der als ungarischer
Schulrektor, Gemeindepfarrer und Gelehrter in Pressburg
pädagogische Grundgedanken von Francke umsetzte und
zum „Reformator des ungarischen Schulwesens seiner Zeit“
geworden war.8 Einen Klassiker der pietistischen Erbauungsliteratur, Johann Arndts Vier Bücher vom Wahren Christentum,
übersetzte Georg Szeniczei Bárány (1682–1757) mit Johann
Sartorius Szabo; letzterer begründete 1724 in Nemescsó das
erste Waisenhaus Ungarns nach Franckeschem Vorbild.9 In
Böhmen kam es schnell zum Konflikt mit der Herrnhuter
Brüdergemeine, der seit Beginn der 1720er Jahre Böhmische
Brüder zugeströmt waren; Böhmische Brüder sammelten
sich aber auch im Herrnhut benachbarten Großhennersdorf
zu einer Exulantengemeinde, die später teilweise nach Berlin
zog; vor seiner Auswanderung nach Pennsylvania betreute
Heinrich Melchior Mühlenberg (1711–1787) diese Gemeinde
als Diakon von Großhennersdorf.10 1722 erschien in Halle
eine Bibel in tschechischer Sprache; ihr folgte 1726 in Halle
die wesentlich von Heinrich Milde (1676–173) betreute polnische Bibel, deren Wirkungsgrad jedoch begrenzt blieb.
Von größerer Wirkung waren seine Aktivitäten in Böhmen,
Mähren und Schlesien für die Sache des Pietismus.
Nachhaltigeren Wirkungen war der Ausstrahlung des hallischen Pietismus im Baltikum beschieden. Dies gilt vor al180
Michael Ziegenhagen (1694–1776), Böhmes Nachfolger, auf
die Unterrichtsmethoden der Charity Schools im Sinne des
hallischen Pietismus einzuwirken.
Revolution dreizehn weitere Pastoren, die in Halle studiert
und als Informatoren in den Franckeschen Stiftungen gewirkt
hatten.19 Das Wirken dieser Pastoren war deshalb besonders
schwierig, weil es eingebettet war in ein Umfeld, das sich
überwiegend aus Lutheranern aus Württemberg, Baden und
dem pfälzischen Raum zusammensetzte. Gesichert sind drei
wichtige Wirkungsbereiche für den hallischen Pietismus: Für
Liturgie und Agende der Gemeinden setzten sich spätestens
in den 1760er Jahren die hallischen Vorbilder durch; nach
dem Siebenjährigen Krieg wurde zweitens die zunehmend
im Privatstudium stattfindende Ausbildung der Prediger für
die Gemeinden von den hallischen Pastoren übernommen,
die damit für das Weiterbestehen hallisch-pietistischer Gedanken sorgten. Endlich hatten drittens die Pastoren bis zur
Abschaffung der Gemeindeschulen in Pennsylvania in den
1830er Jahren auch entscheidenden Einfluss auf die lutherischen Gemeindeschulen. Und auch diese waren dank des
überragenden Einflusses von Heinrich Melchior Mühlenbergs
hallisch-pietistischen Gedanken und Konzepten verpflichtet.
Weltweite Ausstrahlung: Indien
Dänemark und England waren Ausgangs- und Knotenpunkte
für die weltweite Ausstrahlung des hallischen Pietismus: Die
Entscheidung des dänischen Königs Friedrich IV., in der dänischen Faktorei Tranquebar an der Coromandel-Küste im
Südosten Indiens eine protestantische Missionsstation zu errichten, begründete den einen Strang der Ausstrahlung, die
Entsendung Heinrich Melchior Mühlenbergs 1742 nach Pennsylvania den anderen. Formal unterstanden die Missionare
in Tranquebar dem dänisch-königlichen Missionskollegium
in Kopenhagen, de facto wurden die Missionare jedoch von
August Hermann Francke und seinen Nachfolgern ausgesucht, betreut und versorgt; eine nicht unwichtige Rolle
spielte dabei in London einmal der deutsche Hofprediger,
dann die Society for Promoting Christian Knowledge (SPCK),
die beträchtliche Geldmittel zur Verfügung stellte und oft
auch für Transportmöglichkeiten sorgte. Sieht man einmal
von den wichtigen Arbeiten der hallischen Missionare zu
Kultus und Ethnologie der tamilischen Gesellschaft ab, dann
wird und bleibt ihr Einfluss vor allem in der Schaffung und
Leitung der Missionseinrichtungen bis heute in Tranquebar
sichtbar. Die Verbreitung der pietistisch-lutherischen Botschaft oblag den Katecheten, von den Missionaren ausgebildeten Tamilen, die als Prediger durch das Land zogen und
dort die protestantische Botschaft verbreiteten. Sie wurden
zu den langfristigen Trägern der hallisch-pietistischen Theologie und des Gedankenguts, intensivierten den Einfluss des
Gedankengutes der Franckeschen Stiftungen auf das indische
Schulsystem wie auf die Druckkunst Südindiens und sind
für deren Überleben bis ins 21. Jahrhundert verantwortlich.16
Funktion und Bedeutung von Medien
Die Aktivitäten der Franckeschen Stiftungen in Indien und
in Nordamerika waren durch drei Veröffentlichungsreihen
eng mit Europa und Deutschland verschränkt: 1. Der königl.
dänischen Missionarien aus Ost-Indien eingesandter ausführlichen
Berichten, 2. Ausführlichen Nachrichten von den Salzburgischen
Emigranten, die sich in Amerika niedergelassen hatten und 3. Nachrichten von den Vereinigten Deutschen Evangelisch-Lutherischen Gemeinden in Nordamerika, sonderlich in Pennsylvanien.20 Sie vermittelten den Freunden der Franckeschen Stiftungen im
Reich und in Europa das Gefühl, Teil einer weltumfassenden
erweckten Christenheit zu sein. Diese Wirkung war beabsichtigt. So druckte der 17. Bericht aus Ebenezer eingangs
eine „Erinnerung für die alte und neue Welt, sonderlich in
Ebenezer, an die vor 20 Jahren geschehene salzburgische
Emigration“ (pp. 14–30), dann das „Tagesregister des Herrn
Prediger Bolzius“ vom Juli 1749 bis August 1750 (pp. 537–736),
endlich zum Abschluss noch Briefe von Boltzius und anderen prominenten Bewohnern von Ebenezer nach Halle (pp.
737–774). Ähnlich umfänglich ist auch der Inhalt der „Siebten
Fortsetzung der Nachricht von einigen Evangelischen Gemeinen in America, absonderlich in Pennsylvanien“ von
1756. Er enthält die Tagesregister von Heinrich Melchior Mühlenberg und von Johann Friedrich Handschuh für die Jahre
von 1749 bis 1752 zusammen mit ergänzenden langen Briefen
insbesondere Mühlenbergs an den Hofprediger in London
Weltweite Ausstrahlung: Nordamerika
Zwei Schwerpunkte des Einflusses der Franckeschen Stiftungen bildeten sich in Nordamerika heraus: Zum einen mit der
Ansiedlung Salzburger Protestanten 1734 in Georgia die Siedlung Ebenezer bzw. New Ebenezer.17 Etwa zeitgleich begründete der englische Prediger George Whitfield, einer der wichtigen Träger des ersten Great Awakening, in Savannah, Georgia,
nach hallischem Vorbild ein Waisenhaus.18 Der zweite Schwerpunkt entstand mit der Entsendung von Heinrich Melchior
Mühlenberg nach Pennsylvania als Pastor dreier lutherischer
Gemeinden; Mühlenberg folgten bis hin zur Amerikanischen
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weltweite auswirkungen und rezeptionen
Ziegenhagen und an Gotthilf August Francke in Halle. In einem „Vorbericht“ werden dem europäischen Leser wichtige
Hinweise gegeben, wie er die Tagebücher zu lesen habe. Die
Tendenz ist eindeutig: So heißt es gegen Ende des Vorberichts:
„Man kann also mit völligem Grunde sagen, daß alle die in
Pensylvanien wohnen, das Wort von dem Herrn Jesu zur Errettung ihrer Seelen zu hören, hinlänglich Gelegenheit gehabt“.21 Fazit: Das Werk, die verlorenen Seelen in Pennsylvania für das hallische Reich Gottes zu gewinnen, gelang.
Ein „Register der zu versendenden Pensilvanischen Nachrichten“ im Archiv der Franckeschen Stiftungen zeigt, dass
die Lektüre der Missionsberichte in den Magazinen einen
europaweiten Rahmen schuf, in den die Leser ihre eigene
pietistische Frömmigkeit einordnen konnten.22 Dies galt
auch umgekehrt für das Wirken der hallischen Missionare
in Indien und in Nordamerika: Während der hallische Pietismus in Nordamerika Teil religiöser protestantischer Mentalitäten wurde, behielt er in Indien als Lutherische Kirche
seine eigene, sich immer wieder in Auf- und Abschwüngen
ausweitende Identität.23 Diese wurde noch bestärkt durch
die Versendung der jährlichen Relationes der nach London und
Indien alljährlich communicierten Merckwürdigkeiten vom Bau des
Reiches Gottes in Teutschland24 nach Indien und Nordamerika
– ein jährlicher Bericht über die personellen Veränderungen
in den Franckeschen Stiftungen, die wichtigsten Ereignisse
in der Stadt Halle, in der Geistlichkeit und in den Fakultäten
der Universität; andere Teile berichteten in knapper Form
die wichtigsten politischen Entwicklungen ebenso wie Vorkommnisse in jenen Orten, die für den „Bau des Reiches
Gottes“ in Deutschland und Europa von besonderem Interesse waren. Zugleich entstand damit auch ein Netzwerk,
über das europaweit und transkontinental pietistisches und
pädagogisches Gedankengut ausgetauscht wurde.
gersohns Johann Anastasius Freylinghausen über den Nachdruck von pietistischen Klassikern wie Johann Arndts Vier
Bücher vom wahren Christentum bis hin zu den durch hallischpietistische Frömmigkeit geprägten Erbauungsschriften und
Traktaten von Karl Heinrich von Bogatzky; die Verbreitung
der hallischen Gesangbücher prägte vor allem in Pennsylvania das Lutherische Kirchenliedgut. Wie wirkungsmächtig
die Produkte der Waisenhausdruckerei waren, zeigt ein Blick
auf das Verbreitungsgebiet ihrer Schriften: Allein nach Pennsylvania wurden zwischen 1744 und 1775 mehr als 6.000 Titel
geliefert, die in der Kolonie überwiegend von den hallischlutherischen Pfarrern an Mitglieder ihrer Gemeinden verkauft
wurden.27 Allein von von Bogatzkys Güldenen Schatzkästlein der
Kinder Gottes und seinem Tägliche[n] Haus-Buch der Kinder Gottes
wurden über 750 Exemplare nach Pennsylvania exportiert.
Pastoren und Theologiestudenten als Verbreiter
des Franckeschen Konzeptes
Neben den drei Jahrespublikationen zu Tranquebar, Ebenezer
und Pennsylvania und dem Vertrieb hallisch-pietistischer
Literatur durch die Waisenhausdruckerei und -buchhandlung
war möglicherweise die wirksamste Verbreitung von Franckes
Reformprogramm und den Zielen der Franckeschen Stiftungen der Ausbildung hunderter von Theologiestudenten an
der Universität Halle zu Lehrern an den Schulen der Stiftungen geschuldet. Nach der Matrikel der Universität Halle waren
bei Gotthilf August Francke insgesamt 434 Studenten eingeschrieben, davon 263 allein in der Theologischen Fakultät.28
Dies war mit Abstand die größte Zahl an Studierenden, die
bei einem Lehrenden der Universität eingeschrieben war.
Durch solche ehemaligen „Inspektoren“ erfuhr Heinrich Melchior Mühlenberg zum ersten Mal während seines Studiums
in Göttingen davon, wie in den Stiftungen arme Waisenkinder und andere unterrichtet wurden. Diese „zeigten ihm mit
Worten und vorleuchtendem Wandel die Möglichkeit und
Wirklichkeit eines christlich tugendhaften Lebens“. Es ist
kein Zufall, dass er sich wenig später „mit zwei redlichen Studiosi der Theologie [zusammentat], [um] arme unwissende
Bettelkinder im Buchstabiren, Lesen, Schreiben und im Katechismus zu unterrichten.“29 So gut wie alle Pastoren, die
später in anderen europäischen Ländern Waisenhäuser gründeten, pietistische Anschauungen propagierten, sich um die
Reform von Schulen mühten, hatten in Halle studiert und
als Lehrer und Inspektoren in den Franckeschen Stiftungen
gearbeitet. Dies gilt auch für die meisten von Gotthilf August
Francke nach Pennsylvania entsandten Pastoren.
Die Waisenhausdruckerei
Eine der wichtigsten Möglichkeiten zur weltweiten Ausstrahlung schuf August Hermann Francke mit der Einrichtung einer vom Kurfürsten von Brandenburg privilegierten Buchdruckerei. Die Bibliographie der deutschsprachigen Werke
der Waisenhausdruckerei bis 1728 dokumentiert die Breite
des Verlagsangebotes.25 Ohne Zweifel waren neben den Franckeschen Studenten die Bücher der Waisenhausbuchhandlung bis in die 1770er Jahre hinein die wichtigsten Propagatoren für die Verbreitung hallisch-pietistischen Gedankenguts.26
Die Palette reichte von den theologischen und hymnologischen Schriften August Hermann Franckes, seines Schwie182
Über die Höhepunkte des hallischen Pietismus hinaus wirkten vor allem die pädagogischen Vorstellungen von August
Hermann Francke; nicht zuletzt zeugte von ihnen die bauliche Gesamtanlage in Halle selbst. Sie fand Nachahmer in einigen deutschen Städten, aber auch in Trondheim in Norwegen und in Savannah, Georgia. Die Franckeschen
Stiftungen stießen später bei Benjamin Franklin und beim
anglikanischen Klerus in Pennsylvania auf lebhaftes Interesse;
als 1751 unter der Federführung Benjamin Franklins die Arbeiten für die Gründung einer Akademie, aus der die University of Pennsylvania entstehen sollte, in ihr entscheidendes
Stadium traten, wurde den Trustees auf Anregung von
George Whitefield, dem Begründer des Waisenhauses in Savannah, ein Bericht von Gotthilf August Francke über das Pädagogium Regium in Halle von 1734 vorgelegt.30 Die Verbindung der Pastoren aus Halle zur University of Pennsylvania
wirkte fort: So wurde Justus Heinrich Christian Helmuth,
Pastor aus Halle und Mühlenbergs Nachfolger in der Lutherischen Gemeinde in Philadephia, 1784 an der Universität
zum Professor für Orientalische Sprachen ernannt, ein Amt,
welches er bis 1791 ausübte.31 Selbstverständlich wirkte das
Vorbild der Franckeschen Stiftungen auch bei der Gründung
des Franklin and Marshall College im Jahr 1787 in Lancaster,
Pennsylvania, mit, an dem neben dem Sohn Mühlenbergs
als Gründungsrektor und lutherischer Pfarrer von Lancaster,
Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg, auch andere einflussreiche deutsche Siedler mitarbeiteten.32 Den vierten Band seiner wichtigen Erdbeschreibung und Geschichte Nordamerikas widmete der Hamburger Gelehrte Christoph Daniel Ebeling
(1741–1817) „den Söhnen eines vortrefflichen Deutschen [Heinrich Melchior Mühlenberg], dessen treuem, fünf und vierzig
Jahre lang unermüdlich arbeitenden Eifer Pennsylvania die
Gründung und Ausbreitung seiner lutherischen Gemeinden
verdankt“, womit er auch sagte, dass das Gedeihen der großen
Zahl deutscher Siedler in Pennsylvanien Folge des Wirkens
hallischer Prediger in der Neuen Welt gewesen sei.33
gen, über das Pädagogium Regium und die Latein- und allgemeinen Schulen der Franckeschen Stiftungen in Halle, sondern bezeichnet die Stiftungen auch als „institutions that deserve particular attention“, nämlich die „Francke institutions
in Halle“.34 Und in dem Artikel „Orphan Assylums“ der Encyclopaedia Americana charakterisierte Lieber die Franckeschen
Stiftungen als „one of the most famous asylums in the world
… established by A. H. Francke at Halle, in 1698“. In dem Artikel zu August Hermann Francke wird zudem eine ausführliche Beschreibung von „Franke’s Institutions“ angefügt.35
In der Welt ebenso wie in Deutschland verlagerte sich im
19. und im 20. Jahrhundert der Schwerpunkt der Ausstrahlung auf Franckes Pädagogik. Die neuere Forschung sieht
in August Hermann Francke den „Wegbereiter einer ‚realistischen‘ Erziehung und Ausbildung, die an Nützlichkeit und
Gemeinnutz orientiert ist“.36 Hier werden deutliche Differenzen zu jenen Erziehungs- und Bildungsidealen in Europa
und Nordamerika deutlich, die nur an utilitaristischen Zielen
ausgerichtet waren, die Symbiose von Kindererziehung und
Kinderarbeit forderten und damit den Weg im 19. Jahrhundert für weitverbreitete Kinderarbeit in Industriebetrieben
ebneten. In den Anstalten hallischer Prägung stand dagegen
eindeutig die Förderung der Begabung der Kinder mit dem
Ziel, sie auf Universitätsstudium und höhere Aufgaben vorzubereiten, im Mittelpunkt.
Bücher, Pastoren, Studenten, Zeitungen, Zeitschriften und
Korrespondenten waren diejenigen, die die Visionen, Konzepte, Vorstellungen und Botschaften von August Hermann
Francke ins Deutsche Reich, ins protestantische und orthodoxe Europa, nach Indien und nach Nordamerika trugen.
Schon diese vielfältige mediale Ausbreitungsstruktur ist
überraschend und wirft die Frage auf, wieso sich so viele
und so unterschiedliche Personen in der ersten Hälfte des
achtzehnten Jahrhunderts für etwas stark machten, was eher
bescheiden als Franckesche Stiftungen bezeichnet wird. Was
faszinierte die Leute im achtzehnten Jahrhundert an dieser
Einrichtung? Es war sicherlich zum einen der Charakter der
Stiftungen: Sie sollten nicht vordringlich das Armutsproblem lösen, sondern Kindern, insbesondere Armen und
Waisen, eine Perspektive auf ein besseres Leben in ihrer Zukunft als Handwerker oder gar mit einem abgeschlossenen
Universitätsexamen vermitteln. Zum zweiten faszinierte
nicht nur George Whitefield die durchkomponierte Regelung des Innenlebens der Franckeschen Stiftungen. Sie ruhte
auf der Überzeugung, dass Kinder schwache Wesen seien,
Franz Lieber als Vermittler des Konzepts
von August Hermann Francke
Spuren hallischen Einflusses lassen sich auch im Nordamerika des 19. Jahrhunderts finden: In seinem wichtigen und
für das pädagogische Denken in den USA einflussreichen
A Constitution and Plan for Girard College for Orphans von 1834
zitierte Franz Lieber (1800–1872) nicht nur die nur kurz zuvor veröffentlichten Berichte von Hermann Agathon Niemeyer, von 1830 bis 1851 Direktor der Franckeschen Stiftun183
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weltweite auswirkungen und rezeptionen
die einer klaren Leitung und Aufsicht bedürften, aber für
das Leben mit vielen Kenntnissen über die Realitäten des
Lebens jenseits von Lesen, Schreiben und Rechnen ausgestattet werden mussten, damit sie zu Trägern einer umfassenden Reform der Menschheit werden konnten. Selbst
wenn man die religiöse Komponente aus diesem Paket herausschnitt, besaß es noch so viel visionäre Überzeugungskraft, dass es auch über die eigentliche Blütezeit des hallischen Pietismus im 18. Jahrhundert hinaus in die Zeit der
Spätaufklärung, des Nationalismus bis hinein in unsere Gegenwart wirkt. Weitgreifender formuliert: Franckes Vision behielt
auch ohne seine religiöse Komponente seine faszinierende Wirkung
und Aussagekraft – auch für die heutige Zeit. Sie ist offen für die
multimediale, multiethnische und multilinguale Welt des 21. Jahrhunderts. Ihre wichtigsten und herausragenden Eigenschaften
wirken noch heute jenseits nationaler Grenzen. Dies sind:
– Die Verallgemeinerungsfähigkeit des Franckeschen
Konzepts auch ohne die Stütze des hallischen Pietismus;
– die Förderung der „ingenia“ der Schüler mit
dem Ziel, ihren sozialen Aufstieg zu fördern;
– Franckes innovative Nutzung von Medien;
– Franckes Vision, die Gesellschaft in einem
globalen Horizont zu bessern.
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August Hermann Francke: Project zu einem Seminario universali oder Anlegung eines Pflantzgartens, in welchem man eine reale Verbesserung in
allen Ständen in und außerhalb Teutschlands, ja
in Europa und allen übrigen Theilen der Welt zu
gewarten. (1701). In: Gustav Kramer: August Hermann Francke. Ein Lebensbild. Zwei Teile. Halle
1882, Ndr. Hildesheim [u.a.] 2004, Zweiter Teil,
489–496 sowie Archiv der Franckeschen Stiftungen: AFSt/W II/-/10, Bl. 33–42. Zu Franckes pädagogischen Vorstellungen s. Notker Hammerstein/Ulrich Herrmann (Hgg.): Handbuch der
deutschen Bildungsgeschichte. Vol. 2: 18. Jahrhundert. Vom späten 17. Jahrhundert bis zur Neuordnung Deutschlands um 1800. München 2005,
138–143, 245–246, 284–286.
August Hermann Francke: Segens=volle Fußstapfen des noch lebenden und waltenden liebreichen
und getreuen Gottes/ Zur Beschämung des Unglaubens und Stärckung des Glaubens entdecket
durch eine wahrhafte und umständliche Nachricht
von dem Wäysen=Hause und übrigen Anstalten
zu Glaucha vor Halle: Welche im Jahr 1701. zum
Druck befördert; ietzo aber zum dritten mal ediret/ und bis auf gegenwärtiges Jahr fortgesetzet
[…]. Halle 1709.
Erste Fortsetzung, Abschnitt 58, gezeichnet 7. Januar
1702.
Diese Zahl beruht auf einer systematischen Auswertung der Datenbank der Einzelhandschriften
der Franckeschen Stiftungen, in der die Korrespondenz dieser Ehemaligen mit August Hermann
und Gotthilf August Francke erfasst wurden.
Adolf Suchel: 700 Jahre Geschichte des Grossen
Waisenhauses B. M. V. in Braunschweig 1245–
1945. Braunschweig 1948, 33, 37.
Vgl. Handbuch Bildungsgeschichte [s. Anm. 1], Vol.
2, 101f. u. 235–247.
[August Hermann Francke:] Augustus Herman.
Franckenak, Sz. Ir. prof. és predikatornak oktatása
8
9
10
a gyermek nevelésrül az igaz Isteni félelemre és
kegyességre mint vitessenek a kis gyermekek; köz
beszélgetésbe foglaltatott Virth Ambrus Norimb.
predik. által, most penig […] kerdésekbe foglalva
magyar nyelvre fordéttatott: melly munkával minden valláson lévök alkalmassan élhetnek, mert itt
a hit dolgárul nem disputáltatik, hanem kiváltképpen a kegyes szüléknek és a hiv praeceptoroknak
jó és kegyes tanáts adatik mint viseljék magokat
jó lelki esmérettel a gyermekek körül, hogy az ö
tisztekben az Istennek büvséges aldását várhassák
magokra. Translated by György Bárány. Halle 1711.
Vgl. dazu auch Paul Raabe et al.: Pietas Hallensis
universalis. Weltweite Beziehungen der Franckeschen Stiftungen im 18. Jahrhundert. Halle 1995
(Kataloge der Franckeschen Stiftungen, 2), 44.
Pietas Hallensis [s. Anm. 7], 43. Tibor Fabiny: Ungarns Lutheraner im Spannungsfeld der Orthodoxen und Pietisten. In: Esko M. Laine (Hg.): Der
Pietismus in seiner europäischen und außereuropäischen Ausstrahlung. Suomenkieliset tiivistelmät.
Helsinki 1992, 129–140.
Vgl. zur publizistischen Tätigkeit der Waisenhausdruckerei Brigitte Klosterberg: Eine der ältesten
Sammlungen in Westeuropa. Slavica in den Beständen der Franckeschen Stiftungen zu Halle [unpublished Manuscript]. Ich danke Frau Dr. Klosterberg dafür, dass Sie mir das Manuskript zur
Verfügung stellte.
Hermann Wellenreuther: Heinrich Melchior Mühlenberg und die deutschen Lutheraner in Nordamerika 1742–1787. Wissenstransfer und Wandel
eines atlantischen zu einem amerikanischen Netzwerk. Berlin 2013 (Atlantic cultural studies, 10),
54–59. Matthias Noller: Glaubensausübung und
Kirchenzugehörigkeit protestantischer Emigranten
in der Aufnahmegesellschaft. Die Berliner Böhmen
und ihr Religionsstreit 1747. In: Joachim Bahlke
(Hg.): Migration und kirchliche Praxis. Das religiöse
Leben frühneuzeitlicher Glaubensflüchtlinge in all-
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tagsgeschichtlicher Perspektive. Köln 2008 (Forschungen und Quellen zur Kirchen- und Kulturgeschichte Ostdeutschlands, 40), 95–111.
Vgl. dazu Eberhard Gutsleff an Joachim Lange, 5.
Mai 1719. Halle, Archiv der Franckeschen Stiftungen: AFSt/H A 188a : 123; Eberhardus Gutsleff
an August Hermann Francke, Reval, 6. Jan. 1724.
Halle, Archiv der Franckeschen Stiftungen: AFSt/H
C 35 : 19. Zu den Beziehungen zwischen Halle
und Osteuropa s. Johannes Wallmann/Udo Sträter (Hgg.): Halle und Osteuropa. Zur europäischen
Ausstrahlung des hallischen Pietismus. Tübingen
1998 (Hallesche Forschungen, 1).
Die Liste dieser Pastoren ist abgedruckt bei Susanne Schuldes: Netzwerk des Buchhandels im 18.
Jahrhundert. Der Buchexport aus dem Waisenhaus
(Halle) in die protestantische Diaspora Russlands.
Erlangen 2003 [unpublished manuscript, thesis],
15–16, auf der Basis von Erik Amberger: Die Pastoren der evangelischen Kirche Russlands vom
Ende des 16. Jahrhunderts bis 1937. Ein biographisches Lexikon. Lüneburg 1998.
Der Großteil der Korrespondenz zwischen Weise
und Francke liegt im Francke-Nachlass in der
Staatsbibliothek Berlin – Preußischer Kulturbesitz:
Stab. F. 28/40, fol. 1–43. Eduard Winter: Halle als
Ausgangspunkt der deutschen Russlandkunde im
18. Jahrhundert. Berlin 1953 (Veröffentlichungen
des Instituts für Slawistik, 2). Michail Fundaminski
(Hg.): Die Russica-Sammlung der Franckeschen
Stiftungen zu Halle. Aus der Geschichte der
deutsch-russischen kulturellen Beziehungen im 18.
Jahrhundert. Tübingen 1998 (Hallesche Quellenpublikationen und Repertorien, 2).
Wellenreuther, Mühlenberg [s. Anm. 10], 385–
400.
Kurt Aland (Hg.): Die Korrespondenz Heinrich
Melchior Mühlenbergs aus der Anfangszeit des
Deutschen Luthertums in Nordamerika. Vol. 3:
1763–1768. Berlin 1990 (Texte zur Geschichte des
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Pietismus. August Hermann Francke, Handschriftlicher Nachlass III.4), 205–208. Und die Beiträge
zu Schweden, Dänemark, Schleswig-Holstein und
Finnland in Martin Brecht (Hg.): Der Pietismus im
18. Jahrhundert. Göttingen 1995 (Geschichte des
Pietismus, 2), 446–541.
Zur Mission in Tranquebar s. Daniel Jeyaraj: Inkulturation in Tranquebar. Der Beitrag der frühen dänisch-halleschen Mission zum Werden einer indisch-einheimischen Kirche (1706–1730). Erlangen
1996 (Missionswissenschaftliche Forschungen N.
F., 4); Andreas Gross et al. (Hgg.): Halle and the
Beginning of Protestant Christianity in India. 3
vols. Halle 2006; Hermann Wellenreuther: Deux
modèles de mission piétiste. Halle et Herrnhut.
In: Anne Lagny (Hg.): Les Piétismes à l’âge classique. Crise, conversion, institutions. Villeneuved’Ascq 2001, 145–166.
Russell C. Kleckley/Jürgen Gröschl (Hgg.): The
letters of Johann Martin Boltzius, Lutheran pastor
in Ebenezer, Georgia. German pietism in colonial
America, 1733–1765. Lewiston et al. 2009; Alexander Pyrges: Das Kolonialprojekt EbenEzer.
Formen und Mechanismen protestantischer Expansionen in der atlantischen Welt des 18. Jahrhunderts. Stuttgart 2015 (Transatlantische historische Studien, 53); id.: Religion in the Atlantic
World. The Ebenezer Communication Network,
1732–1828. In: Jonathan Storm et al. (Hgg.): Pietism in Germany and North America 1680–1820.
Aldershot et al. 2009, 51–67; Thomas MüllerBahlke/Jürgen Gröschl (Hgg.): Salzburg – Halle –
Nordamerika. Ein zweisprachiges Find- und Lesebuch zum Georgia-Archiv der Franckeschen Stiftungen. Tübingen 1999 (Hallesche Quellenpublikationen und Repertorien, 4).
Frank Lambert: “Pedlar in divinity”. George Whitefield and the transatlantic revivals, 1737–1770.
Princeton 1993.
Auch zum Folgenden s. Wellenreuther, Mühlenberg [s. Anm. 10].
Thomas Müller-Bahlke: Communication at Risk.
The Beginnings of the Halle Correspondence with
the Pennsylvania Lutherans. In: Hartmut Lehmann
et al. (Hgg.): In Search of Peace and Prosperity.
New German Settlements in Eighteenth-Century
Europe and America. University Park (PA) 2000,
139–155; id.: The Mission in India and the Worldwide Communication Network of the Halle Orphan-House. In: Andreas Gross et al. (Hgg.): Halle
and the Beginning of Protestant Christianity in India. Vol. 1: The Danish-Halle and the English-Halle
Mission. Halle 2006, 57–79. And cf. above note
17 the work of Alexander Pyrges.
Siebte Fortsetzung der Nachricht von einigen Evangelischen Gemeinen in America absonderlich in
Pensylvanien, Halle, 1756. In: Wilhelm Julius Mann
et al. (Hgg.): Nachrichten von den vereinigten
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Evangelisch-Lutherischen Gemeinen in Nord-America, absonderlich in Pennsylvanien. Mit einer Vorrede von Johann Ludewig Schulze. Neu herausgegeben mit historischen Erläuterungen und
Mittheilungen aus dem Archiv der Franckeschen
Stiftungen zu Halle. Vol. 2. Philadelphia (PA) 1895,
3.
Leider geht auf diesen Aspekt der Wirkungen des
Halleschen Pietismus nicht ein die Aufsatzsammlung von Rainer Lächele: Das Echo Halles. Kulturelle Wirkungen des Pietismus. Tübingen 2001;
vgl. aber id.: Die „Sammlung auserlesener Materien zum Bau des Reichs Gottes“ zwischen 1730
und 1760. Erbauungszeitschriften als Kommunikationsmedium des Pietismus. Tübingen 2006
(Hallesche Forschungen, 18); Ulrike Gleixner: Expansive Frömmigkeit. Das hallische Netzwerk der
Indienmission im 18. Jahrhundert. In: Heike Liebau
et al. (Hgg.): Mission und Forschung. Translokale
Wissensproduktion zwischen Indien und Europa
im 18. und 19. Jahrhundert. Halle 2010 (Hallesche
Forschungen, 29), 57–66. Gleixner meint, dass
eine der Wirkungen der hallischen Veröffentlichungen bei ihren Lesern, die zu 46% dem Adel,
zu 37% der hohen Geistlichkeit und zu 17% dem
Bürgertum angehörten, darin bestand, „[daß die]
persönliche Nähe zum Reformprojekt in Halle,
welche sich in wechselseitigen Besuchen, Korrespondenzen und Schulbesuchen niederschlug, und
die Fernwirkung Halles als einer verwirklichten
christlichen Utopie, […] Halle zum unbedingten
Vorbild für das eigene christliche Regierungshandeln“ machten (63). Auf das durch die Mitgliedschaft im Netzwerk geschaffene Weltbild der Konsumenten geht die Autorin nicht ein. Zum Beitrag
der Halleschen Nachrichten zur europäischen wissenschaftlichen Beschäftigung und Kenntnis über
Indien s. Rekha Kamath Rajan: Der Beitrag der Dänisch-Halleschen Missionare zum europäischen
Wissen über Indien im 18. Jahrhundert. In: Mission
und Forschung [s. Anm. 22], 93–112.
Robert Eric Frykenberg: Christianity in India. From
Beginnings to the Present. Oxford 2008, chap. 6,
8; id.: Pietist Missionary Dubashis and Their Sisyas.
Conduits of Cross-Cultural Communication. In:
Mission und Forschung [s. Anm. 22], 67–92.
Erhalten als Manuskripte in Halle, Archiv der Franckeschen Stiftungen: AFSt/M 3 M 1–9. Sie sind
erhalten für die Jahre 1733–1801.
Brigitte Klosterberg/Anke Mies (Hgg.): Der Verlag
der Buchhandlung des Waisenhauses zu Halle. Bibliographie der Drucke 1698–1728. Tübingen
2009 (Hallesche Quellenpublikationen und Repertorien, 10).
Schuldes, Netzwerk des Buchhandels [s. Anm. 12];
zum Verlag s. Der Verlag der Buchhandlung [s.
Anm. 25]; zur Buchhandlung des Waisenhauses
in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts auch
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kursorisch Daniel Zuber: Die Buchhandlung des
Waisenhauses in Halle a. d. Saale im 18. Jahrhundert. Bamberg 1997 [unpublished manuscipt,
thesis]. Allein von 1698 bis 1728 produzierte die
Buchhandlung 1.633 Titel (Der Verlag der Buchhandlung [s. Anm. 25], IX).
Vgl. hierzu Hermann Wellenreuther: Prediger und
der Transfer von Wissen. Der Aufbau der lutherischen Gemeinden in Pennsylvania (1742–1776).
In: Jahrbuch der Gesellschaft für Niedersächsische
Kirchengeschichte 108 (2010), 57–88.
Charlotte Lydia Preuß (Hg.): Matrikel der MartinLuther-Universität Halle-Wittenberg. Vol. 2: 1730–
1741. Halle 1994, 18.
Thomas Müller-Bahlke (Hg.): Heinrich Melchior
Mühlenberg. Selbstbiographie von 1711–1743.
Halle 2011, 14–16, Zitat 16.
Jürgen Overhoff: Gotthilf August Francke, Friedrich Michael Ziegenhagen and Benjamin Franklin.
On the importance of the Paedagogium Regium
in Halle for the Philadelphia Academy. Vortrag gehalten auf dem Symposium „Envisioning the Old
World“ an der University of Pennsylvania, 29. November – 1. Dezember 2012 [unpublished mansucript]. Ich bin Herrn Kollegen Overhoff dafür
dankbar, dass er mir sein Manuskript zur Verfügung stellte.
Heinrich Melchior Mühlenberg an Johann Christoph Kunze, Providence, den 14. Juni 1784. In: Kurt
Aland/Hermann Wellenreuther (Hgg.): Die Korrespondenz Heinrich Melchior Mühlenbergs. Aus
der Anfangszeit des deutschen Luthertums in Nordamerika. Teil 5: 1777–1787. Berlin 2002 (Texte zur
Geschichte des Pietismus. August Hermann
Francke, Handschriftlicher Nachlass III.6), 669f.
Joseph Henry Dubbs: History of Franklin and Marshall College. Lancaster (PA) 1903, 17–23.
Christoph Daniel Ebeling: Erdbeschreibung und
Geschichte von Amerika. Die Vereinigten Staaten
von Nordamerika. Vol. 4. Hamburg 1797, iii.
Brief Information concerning the Institution, Instruction and Expences in the Royal Paedagogium
in Halle, by H. A. Niemeyer, 1831 (in German);
Brief information concerning the institution, instruction and expences of the institution of education connected with the Latin and Common
Schools in the Orphan Asylum at Halle, by H. A.
Niemeyer, Halle, 1833, genannt in: Francis Lieber:
A Constitution and Plan of Education for Girard
College for Orphans. Philadelphia 1834, 23, 147.
Francis Lieber (Hg.): Encyclopaedia Americana. A
Popular Dictionary of Arts, Sciences, Literature,
History, Politics and Biography […] on the Basis of
the Seventh Edition of the German Conversations-Lexicon. 13 vols. Philadelphia 1829–1833, Vol.
5, 289–290 u. Vol. 9, 442.
Handbuch Bildungsgeschichte [s. Anm. 1], Vol. 2,
102.
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