Staatsexamensklausur Mathematik für L2, L5 und Wahlfach L1 18. März 2010 Bitte nehmen Sie für jede Aufgabe gesonderte Blätter. Schreiben Sie Ihren Namen leserlich auf jedes benutzte Blatt, nummerieren Sie die Blätter sinnvoll, und lassen Sie an beiden Seiten Ränder zum Abheften bzw. für die Korrektur. Bedenken Sie bitte, dass Ihre Darstellungs- und Ausdrucksweise mitbewertet wird. Längere Texte sind nicht unbedingt besser! Es werden nur zwei c-Teile gewertet; bearbeiten Sie nicht unnötig mehr als zwei. Name: Aufgabe 1: Zahlen (a) Schreiben Sie die als Dezimalbruch geschriebene Zahl 13, 375 zunächst als gewöhnli- chen Bruch und dann in Kommaschreibweise im Binärsystem und im 8ersystem! (b) Schreiben Sie die als periodischen Dezimalbruch gegebene Zahl 0, 142857 zunächst als gewöhnlichen Bruch und dann in periodischer Kommaschreibweise im Binärsystem und im 8ersystem! (c) Sei mit n > 0 eine natürliche Zahl, im Zehnersystem mit m10 m2 Stellen geschrieben. Beweisen Sie Stellen und im Binärsystem 3m10 − 2 ≤ m2 ≤ 4m10 . m −1 Tipp: Folgern Sie aus 10 10 ≤ n < 10m10 und 2m2 −1 m10 4m10 10 <2 und weiter die behauptete Ungleichung. ≤ n < 2m2 zunächst 2m2 −1 < Aufgabe 2: Analysis (a) Die Funktion f :R→R sei gegeben durch −x2 −x + 1 f (x) := √ 2 x für für für −∞ < x ≤ 0 0<x<1 1 ≤ x < ∞. Entscheiden Sie, ob f auf ganz R umkehrbar ist und geben Sie ggf. die Umkehrfunk−1 tion f explizit an (wie oben f ). (b) Sei g : R → R eine monoton fallende, bijektive Funktion. Zeigen Sie, dass die Umg −1 streng monoton fallend ist, d.h. g −1 (y1 ) > g −1 (y2 ) für alle y1 < y2 . kehrfunktion (c) Sei g : R → R nun eine stetige und injektive Funktion. Zeigen Sie, dass g streng monoton ist (also entweder streng monoton wachsend oder streng monoton fallend). Tipp: Zu (c): Nehmen Sie an, dass g nicht monoton ist (also weder monoton wachsend noch monoton fallend). Dies bedeutet, dass es g(c) < g(d). Begründen Sie, dass daraus die g(x) < g(y) > g(z) oder g(x) > g(y) < g(z). a<b und c < d gibt mit g(a) > g(b) und x < y < z folgt mit entweder Existenz von Aufgabe 3: Stochastik (a) Die Gewichte der Binomialverteilung sind n k b(k; n, p) = p (1 − p)n−k k n für k = 0, 1, . . . , n . Woher kommt der Faktor ? Beschreiben Sie eine Situation, in der eine binomialk verteilte Zufallsvariable auftritt. p wird unabhängig wiederholt, Tk , zu dem der k -te Erfolg eintritt. Es gilt n − 1 k−1 P(Tk = n) = p (1 − p)n−k p für n = k, k + 1, . . . k−1 (b) Ein Experiment mit Erfolgswahrscheinlichkeit bis zu dem zufälligen Zeitpunkt Begründen Sie das, erst für k=1 und 2 und dann allgemein. (c) Ein System kann zwei Zustände 0 und 1 annehmen, das es schrittweise verändert. Dabei wird in jedem Schritt der Zustand mit Wahrscheinlichkeit p gewechselt, und q = 1 − p beibehalten. Wir starten im Zustand Wahrscheinlichkeit wn , nach n Schritten in 0 zu sein, durch mit Wahrscheinlichkeit dass die wn = 0. Zeigen Sie, 1 1 + (q − p)n 2 2 gegeben ist. Stellen Sie dazu Gleichungen für wn auf. Begründen Sie weiter: wn ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass eine binomial(n, p)-verteilte Zufallsvariable einen geradzahligen Wert annimmt. Aufgabe 4: Geometrie Einem Würfel W kann man genau zwei reguläre Tetraeder 41 , 42 einschreiben, deren Kanten Diagonalen von Würfelseiten sind. ◦ (a) Man zeichne ein 30 -Schrägbild des Sternkörpers und 42 durch verschiedene Farben 41 ∩ 4 2 (c) Wie kann man bei gegebenem Ecken von 42 (und damit W) 41 wobei die Tetraeder zu unterscheiden sind und die berücksichtigt werden soll. (Kantenlänge von (b) Beschreibe den Durchschnitt 41 ∪ 4 2 , W = 10 41 Sichtbarkeit cm). und bestimme sein Volumen. ohne Verwendung des Würfels W die Kanten und rekonstruieren? Löse damit die Aufgabe, zu einem auf der Grundrissebene stehenden regulären Tetraeder 4ABCD einen Würfel W Diagonalen von Seitenächen von √ A(5, 0), B(5 + 4 3, 4), C(5, 8) zu konstruieren, sodass die Kanten von W sind gegeben. . Die Grundäche von 4ABCD 4ABCD sei durch Abbildung 1: Koordinatensystem zu Aufgabe 5 Aufgabe 5: Didaktik Im Folgenden seien diese Aufgabe mit 7 B1 := 12 , B2 := 37 , B3 := ab , B4 := ab , a, b, c, d ∈ N. Auÿerdem werde für ⊕ die falsche Bruchaddition bezeichnet, d. h. Zähler+Zähler durch Nenner+Nenner. (a) Tragen Sie bitte B1 und B2 in das Koordinatensystem ein, und überlegen Sie, welche Brüche zu den Bruchzahlen von B , die zwischen B1 und B2 B1 und B2 gehören. Markieren Sie dann alle Brüche liegen , d.h. für die B2 < B < B1 gilt. Und beantworten Sie schlieÿlich die folgende Frage mit einer mathematisch einwandfreien Begründung: Warum liegt B3 ⊕ B4 a, b , c gegeben sind? und d immer zwischen B3 und B4 , egal wie die positiven natürlichen (b) Kann man durch geschicktes Kürzen oder Erweitern von chen, dass beliebige Brüche B3 , die zwischen B1 und B2 B1 und/oder B2 stets errei- liegen, in der Form B1 ⊕ B2 darstellbar werden? (c) In Kontexten, die umgangssprachlich mit ... pro ... ausgedrückt werden, macht die falsche Bruchaddition oft Sinn. Finden Sie drei Beispiele aus wesentlich verschiedenen Lebens- oder Wissenschaftsbereichen, und erläutern Sie jeweils den positiven Sinn der falschen Bruchaddition für diesen Anwendungsbereich.