Dessau - Roßlau Januar 2007 17. Jahrgang In dieser Ausgabe: Seite 2: Wenn der Staat sein letzte Hemd verkauft... Seite 3: Marathon der Demokraten Seite 4 + 5: Es Weihnachtet sehr Liebe Leserinnen und Leser Wenn ein Jahr zu Ende geht, ist es an der Zeit, zurückzuschauen. Zu meinen persönlich positivsten Erfahrungen zählt, wie viele Menschen - Mitglieder unserer Partei oder auch nicht - immer wieder und unermüdlich bereit sind, sich in schwieriger Zeit für andere zu engagieren. Da gab es den Landtagswahlkampf im März, verschiedene Bürgermeisterwahlen in Sachsen-Anhalt, da sind Montagsdemonstrationen, die zum Teil wie in Weißenfels seit über zwei Jahren organisiert werden, da finden sich Bürgerinnen und Bürger zusammen, um gegen den erstarkenden Rechtsextremismus aufzutreten - die Liste ließe sich fortsetzen. Ich möchte all jenen von ganzem Herzen für ihr Engagement danken! Es ist dieses Engagement, auf das wir bauen und von dem wir noch sehr viel mehr gebrauchen können. Wenn irgendwann in nächster Zeit über das Unwort des Jahres 2006 geredet wird, hat “Unterschicht” wohl die besten Chancen. Es ist viel über diesen Begriff gestritten worden - sicher zurecht. Aber ich meine, viel skandalöser ist es doch, dass überhaupt in einem so reichen Land wie der Bundesrepublik seit Jahren hunderttausende Menschen aus dem Seite 10: Termine, Ehrungen, Kontaktadressen Wichtige Termine im Januar! gesellschaftlichen Leben ausgegrenzt sind - und ständig werden es mehr. Beinah jedes dritte Kind in Sachsen- • Sonntag, 07. 01., Mahnwache zu den Todesursachen von Anhalt wächst in einem Haushalt auf, der Oury Jalloh mit ALG II über die Runden kommen Bitte Tagespresse beachten! muss. Zu dieser Tatsache - wie immer man sie benennen mag - ist der Aufschrei bei weitem noch nicht laut genug! Die • Sonntag, 14. 01., 10.00 Uhr, Linkspartei wird dieses und andere Gedenken am Rosa-LuxemburgThemen immer wieder auf die TagesDenkmal aus Anlass der Ermordung von Rosa und Karl am ordnung der Parlamente und darüber 15. Januar 1919 hinaus setzen. Veränderungen sind möglich. Mehr soziale Gerechtigkeit ist erreichbar - aber dafür bedarf es nicht nur einer konsequent sozialen politischen • Donnerstag, 18. 01., 18.00 Uhr, Galerie-Café, Schlossstraße: Kraft, sondern einer gesellschaftlichen Bilanz 2006 / Denkanstöße 2007 und politisch handlungsfähigen Mehrheit. (Kurzvorträge u. Diskussion) Die Mehrheit aus CDU und SPD in Sachsen-Anhalt hat dafür nicht die nötige Kraft und auch nicht den notwendigen • Sonnabend, 27. 01., 10.00 Uhr, Willen. Wir werden auch in Zukunft für Tag der Befreiung des Vernichandere, für soziale Mehrheiten streiten. tungslagers KZ Auschwitz; Kranzniederlegung am OdFDie Hoffnung ist es, die vielen Menschen Denkmal verloren gegangen ist. Ich wünsche mir, Bitte Tagespresse beachten! dass im nächsten Jahr endlich wieder mehr Menschen Hoffnung schöpfen können. Ich wünsche Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, und Euch, liebe Genossinnen und Genossen, ein friedliches Weihnachtsfest erlebt zu haben und ein glückliches, ein hoffnungsvolles Jahr 2007! Matthias Höhn Seite 2 Wenn der Staat sein letztes Hemd verkauft… Werner Rügemer über die Privatisierung öffentlicher Güter Die öffentlichen Kassen sind leer, heißt es. Der Staat muss sein Vermögen verkaufen, um seine Schulden abzubauen. Und er macht das seit Jahren brav. Jüngstes Beispiel: die Bahn, die an die Börse soll. Der Bund hat schon die Post verkauft, die 82 000 Wohnungen der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA), Flughafenanteile, die Tankstellenkette »Tank und Rast«, die Bundesdruckerei und vieles mehr. Aber der versprochene Effekt ist nicht eingetreten: Die Schulden wachsen immer weiter. Die Städte verkaufen ganze oder halbe Stadt- und Wasserwerke, sie beauftragen Strom- und Versorgungskonzerne mit der Müllverbrennung und Energielieferung. Baukonzerne errichten Rathäuser und Schulen und vermieten sie an die Kommunen. Das Land Berlin hat die Bankgesellschaft privatisiert, hat weit über 100 000 Wohnungen an verschiedene »Heuschrecken« verkauft, die Wasser-, Strom- und Gaswerke an die Konzerne RWE, Veolia und Vattenfall. Aber die Verschuldung ist jetzt höher als zuvor. Nicht nur das: Durch Privatisierung wächst die Arbeitslosigkeit. Hunderttausende Stellen wurden bei Bahn und Post abgebaut. Von den 6260 Arbeitsplätzen der Berliner Wasserbetriebe sind in den sechs Jahren seit der Privatisierung nur noch 4500 übrig geblieben. Doch für die Bürger wird dadurch nichts billiger. Im Gegenteil: Die privatisierten Unternehmen erhöhen die Preise erheblich kräftiger als es unter öffentlicher Regie geschehen würde: Für Bahntickets, Briefe und Päckchen, für Wasser, Abwasser und Müllabfuhr müssen die Bürger meist mehr berappen. In den verkauften Genossenschaftswoh- nungen steigen die Mieten. Jetzt sagen manche: Aber das Telefonieren ist doch billiger geworden. Das erscheint jedoch auf den ersten Blick nur so. Wer weiß schon, dass für die Pensionen von zehntausenden Postlern, die in den Vorruhestand gedrängt wurden, allein dieses Jahr gut fünf Milliarden Euro aus Steuermitteln zugeschossen werden? Dass diese staatlichen Zuschüsse bis zum Jahre 2034 weiter ansteigen werden und sich am Ende auf etwa 555 Milliarden summieren? Die Telekom bekam alle Gebäude, Anlagen und Verträge, aber die Pensionsverpflichtungen der Bundespost übernahm für alle Ewigkeit der Staat. So wurde die Braut für den Börsengang schön hergerichtet. Während wir also so billig telefonieren, werden wir als Steuerzahler zusätzlich zur Kasse gebeten. Die Verfechter der Privatisierung passen sich geschickt dem Zeitgeist an. Gegenwärtig argumentieren sie vor allem mit der Staatsverschuldung, die abgebaut werden soll. Zu Anfang der 90er Jahre sollte aus »ordnungspolitischen« Gründen privatisiert werden. Post und Bahn seien staatliche Monopole. Sie müssten aufgebrochen werden, sonst könne sich die Marktwirtschaft nicht entfalten. Aber die Telekom AG und die Post AG sind nun noch größere Monopolkonzerne. Arbeitslosigkeit und explodierende Preise pflastern ihren Weg. In den Anfängen wurde noch anders argumentiert. Bei der Privatisierung von VW wurde mit der »Volksaktie« gelockt. Mit ihr sollte »Eigentum in Arbeitnehmerhand« gebildet werden. Auch aus diesem Versprechen wurde nichts. Der größte Brocken der VWAktien ist in der Hand von US-amerikanischen und englischen Großaktionären. Seit gut anderthalb Jahrzehnten wird nun privatisiert. Die Ergebnisse sind eindeutig: Gewiss können Energie-, Baukonzerne und Finanzinvestoren eines besser als der Staat: Gewinne für ihre Großaktionäre herausholen. Dafür belohnen sie ihre Topmanager mit Millionengehältern und Prämien. Aber ihre Gewinne machen sie zulasten von öffentlichen Haushalten und Bürgern. Gerade die Städte, die wie Berlin bisher am meisten verkauft haben, und der Bund zeigen, dass die Privatisierung nicht dabei hilft, die Schuldenberge abzutragen. Wenn der Staat sein »Tafelsilber« oder sein allerletztes Hemd verkauft haben wird, dann steht er nicht nur nackt da. Dann wird er noch mehr verschuldet sein, aber er wird dann gar nichts mehr zu verkaufen haben. Wenn die Lohn- und Gehaltsempfänger, Arbeitslose, Niedriglöhner, Rentnerinnen, Rentner und Studierenden am Ende alles zusammenzählen, dann sieht für sie schon jetzt die Bilanz sehr schlecht aus. Die Belastungen nehmen insgesamt ständig zu: Praxisgebühr beim Arzt, Zusatzversicherung für die Zahnbehandlung, Zusatzversicherung für die Rente, höhere Preise für Wasser, Abwasser, Müll, teurere Tickets der Bahn, demnächst die Mautgebühren auch für PKW auf Autobahnen und Landstraßen, private Zuzahlungen bei Schulbüchern und Medikamenten, die Studiengebühren… Privatisierung nach herrschendem Muster ist eine Mogelpackung, ein Täuschungsmanöver. Es ist an der Zeit, das endlich öffentlich und nachhaltig klar zu machen. Es darf nicht so weitergehen. Quelle: metall 12/06 Zur Person Werner Rügemer, geboren 1941, wohnt in Köln. Er ist Publizist und Lehrbeauftragter an der Universität Köln, u. a. m. Seite 3 Aufruf an alle Leser, die politische Arbeit auch weiter zu unterstützen Liebe Genossinnen, liebe Genossen, liebe Sympathisanten, ein politisch brisantes Jahr 2006 neigt sich dem Ende. In diesem Jahr haben wir die Landtagswahlen durchgeführt und die Weichen für eine neue, linke Partei gestellt. Der Stadtvorstand möchte Euch deshalb danke sagen für die persönliche, moralische oder auch die finanzielle Hilfe, mit der Ihr die Arbeit der Linkspartei in Dessau unterstützt habt. 2007 wird es wieder einige politische Höhepunkte geben, die wir gemeinsam bestreiten wollen. Dazu zählt der Fusionsprozess zwischen der Linkspartei.PDS und der WASG zur neuen linken Partei „Die Linke“ und die Fusion der Städte Dessau und Roßlau. Mit den strukturellen Veränderungen in Sachsen-Anhalt, wozu auch die Fusion zwischen Dessau und Roßlau zählt, hat das Land die Neuwahlen für alle neu gebildeten Landkreise und Städte Kommunalwahlen beschlossen. Für die künftige neue Stadt Dessau-Roßlau wird darüber hinaus ein neuer Oberbürgermeister gewählt. Unser Ziel ist es, das Wahlergebnis von 2004 (12 Fraktionsmitglieder) wieder zu erreichen und zu überbieten. Derzeit ist der Vorstand dabei das Wahlprogramm zu überarbeiten, das auf dem Stadtparteitag Anfang 2007 beschlossen werden soll. Nun wisst Ihr aber auch, dass keine Wahl ohne Wahlwerbung erfolgreich ist. Dazu brauchen wir Eure Hilfe und auch Eure finanzielle Unterstützung. Der Stadtverband hat ein Finanzkonzept beraten. Einen Großteil der Wahlkosten tragen die neuen Kandidatinnen und Kandidaten für den Stadtrat und der Kandidat für die Oberbürgermeisterwahl. Wir bitten Euch, unseren Wahlkampf mit einer Spende zu unterstützen. Dazu wird der Stadtverband Anfang 2007 an jede Genossin / jeden Genossen und an jeden Symphatisanten einen Brief mit einem Spenden-Überweisungsträger schicken, um Euch die Arbeit mit der Bank etwas zu erleichtern. Da es bei der Kommunalwahl 2004 einige Irritationen durch unseren Spendenbrief gab, wenden wir uns als Vorstand deshalb schon in Vorbereitung auf diesen Brief mit dieser Bitte um Unterstützung über unsere Zeitung „Typisch“ an Euch. Wir würden uns über Eure Unterstützung freuen. Ein schönes Weihnachtsfest, auch wenn Euch der Wunsch drucktechnisch bedingt, erst nachträglich erreichen wird, sowie ein gesundes neues Jahr 2007 wünscht Euch im Namen des Vorstandes Frank Hoffmann E s d a r f a u c h m a l ü b e r S c h w ä c h e n n a c h g e d a c h t w e rd e n . Am Dienstag, dem 05. 12. 2006 15.30 Uhr war die einmalige Gelegenheit, auch die schwierigen Fragen zum Parteibildungsprozess von den Bundestagsabgeordneten Petra Pau und Jan Korte beantworten zu lassen. Wir erlebten die beiden hautnah, wie sie mit ihrer Sicht zu vielen offenen Fragen, zu den Eckpunkten der Gründungsdokumente der Linkspartei, aber auch über die aktuelle Politik im Parlament genauso wie in den Städten gute Argumente formulieren können. Wie beschämend war aber, dass sich ein Stadtverband DessauRoßlau mit seinen aktiven Mitgliedern so zurückhielt, obwohl es an der Information zu Ort und Termin nicht gefehlt haben kann. Langsam ist es Zeit, keine großartigen Unterstützungen mehr zu erwarten sind, wenn wir nicht selbst etwas auf die Beine bringen. Da muss doch mit Recht einmal nachgedacht werden, wie die Kommunal- und OB-Wahl aussehen soll, wenn der Stadtvorstand nicht mehr als solcher sicht bar ist. Vielleicht betrachten wir diese Bedenken für die kommende Gesamtmitgliederversammlung im Januar 2007? dass dafür keine Entschuldigung mehr erlaubt werden kann. Was mögen Jan und Petra jetzt für eine Vorstellung von Dessau haben? Fest steht jetzt: dass von anderswo Der Termin wird bestimmt rechtzeitig oder »kurzfristig« bekannt gegeben. Die Redaktion Seite 4 Marathon der Demokraten von Petra Pau „Verbietet diese NPD doch endlich!" Dieser Meinung begegne ich fast überall, allemal seit die SPD ein neues Verbotsverfahren erwägt. Und es gibt fürwahr gute und drängende Gründe, die NPD aufzulösen. Sie propagiert, das Grundgesetz und die Bundesrepublik seien feindliche Machwerke der Alliierten. Sie zelebrierte einen Bundesparteitag in der „Reichshauptstadt" Berlin, wie sie selbst tönte. Die Delegierten skandierten dort die 1. Strophe des Deutschland-Liedes, also „von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt. Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt!" Und sie rekrutiert zunehmend gewaltbereite Neonazis aus den so genannten freien Kameradschaften. Und für all das und mehr erhält sie auch noch materielle und finanzielle Zuwendungen vom Staat. Denn die NPD genießt das Parteienprivileg und soll so gemäß Artikel 21 Grundgesetz an der politischen Willensbildung teilnehmen. Wie aktuelle Wahlergebnisse zeigen: Aus Sicht der NPD mit Erfolg. Wir züchten also eine Natter, die uns tödlich treffen kann und will. Trotzdem gehöre ich zu jenen, die derzeit kein neues NPD-Verbot anstreben. Ich habe das erste Verfahren intensiv begleitet. Es scheiterte, die rechtsextremistische Partei wurde nicht verboten. Ich finde übrigens: zu Recht. Stattdessen bekam die NPD fatalen Rückenwind. Aber erinnern wir uns: 2001 strebten die Bundesregierung, der Bundesrat und der Bundestag beim Bundesverfassungsgericht ein Verbot der NPD an. Entsprechende Klagen wurden eingereicht. Sie belegten anhand zahlreicher Beispiele und Zitate, dass die NPD verfassungsfeindliche Ziele verfolgt, dass sie dem Nationalsozialismus wesensverwandt ist, dass sie die Grundprinzipien der freiheitlichen und demokratischen Verfassung des Parlamentarismus bekämpft und zwar aggressivkämpferisch. So weit, so deutlich. Bis offenbar wurde: Nahezu alle Führungsgremien der NPD waren von VLeuten des Verfassungsschutzes und der Polizei durchsetzt. Das Bundes- verfassungsgericht sah sich daher außerstande zu trennen: Welche AnklageBelege sind originär NPD und welche sind Ausflüsse staatlich alimentierter V-Leute. Das Bundesverfassungsgericht stellte daraufhin das Verfahren ein. Ich finde: völlig nachvollziehbar. Der Rechtsstaat hatte sich - dank Bundesinnenminister Schily - selbst ein Bein gestellt. Die NPD frohlockte. Ich hatte damals erklärt: „Das Verfahren ist verfahren!" Und ich bleibe dabei: „V-Leute sind gekaufte Zeugen und bezahlte Täter zugleich!" Damals wurde publik, dass V-Leute für die NPD Waffen beschafft hatten und dass VLeute auch für Anschläge auf Migranten verantwortlich waren. Die offizielle und viel zitierte ParteienFinanzierung zugunsten der NPD wird auf 2 Millionen Euro geschätzt. Die VLeute-Kosten dürften kaum niedriger liegen. Gleichwohl hat sich - außer im rot-roten Berlin - an der V-Leute-Praxis bis heute nichts geändert. Deshalb wird die Linkspartei.PDS in den Landesparlamenten und im Bundestag demnächst beantragen, die V-Leute aus der NPD zurückzuziehen und dadurch ein wesentliches Verbots-Hindernis zu beseitigen. Aber ich vermute: Wir werden damit auf wenig Gegenliebe stoßen. Und so lange das so ist, hat auch ein erneutes NPD-Verbotsverfahren wenig Aussicht auf Erfolg. „Doch", sagen nun maßgebliche Politiker der SPD. Man müsse nur die Hürden für ein ParteienVerbot senken und dafür das „Bundesverfassungsgerichts-Gesetz" ändern. Und da werde ich nun ganz hellhörig. Denn aus gutem Grund darf niemand eine Partei verbieten, ausgenommen das Bundesverfassungsgericht. Und selbst die Richter in „Karlsruhe" dürfen es nur mit Zweidrittel-Mehrheit. Das ist eine Lehre aus der NS-Zeit, in der unliebsame Parteien und Organisationen handstreichartig en masse verboten wurden. „Unliebsam" aber kann heute die eine und morgen die andere Partei sein. Deshalb bin ich dagegen, dieses „Schutzschild" der Demokratie für eine „Lex NPD" zu opfern. Die anhaltende Verbots-Debatte hat noch eine weitere Nebenwirkung. Sie lenkt den Fokus der Öffentlichkeit auf den extrem rechten Rand. Und sie suggeriert: Der Staat muss es richten! Genau das aber ist politisch falsch. Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus sind nämlich kein Randphänomen. 20 bis 30 Prozent der Bevölkerung teilen nämlich die völkischen Versatzstücke der NPD, teilweise oder überwiegend. Daher mein Credo: Wer den rechten Rand bekämpfen will, muss um die Mitte der Gesellschaft ringen. Zumal: Kein Deut vom alltäglichen Rassismus würde aus den Köpfen verschwinden, wenn es die NPD nicht gäbe. Und umgekehrt: Die NPD wäre nicht der Rede wert, erführe sie nicht aus der Mitte der Gesellschaft heimlich oder offen Zuspruch. Ein NPD-Verbotsverfahren könnte für viele sogar ein willkommenes Alibi sein, auch für Politiker. Denn die medienträchtige Auseinandersetzung würde eine viel wichtigere Frage verdrängen: nämlich die nach den Ursachen für Rechtsextremismus. Gewiss, die sind sehr vielfältig. Aber einige stoßen mir sofort auf: Wer zum Beispiel den Eindruck erweckt, Migrantinnen und Migranten seien überwiegend potentielle Terroristen, der muss sich nicht wundern, wenn Rechtsextreme die „Bedrohung" in ihre Hände oder unter ihre Stiefel nehmen. Und wer Jugendliche, ja ganze Regionen, in die Hoffnungslosigkeit entlässt, schafft Einfallstore für falsche Propheten und totalitäre Führer, in Ost und West. Dagegen wiederum helfen weder ein „Aufstand der Anständigen", dem regelmäßig die Zuständigen abhanden kommen, noch kurze Prozesse. Wir brauchen eine solidarische, couragierte Zivilgesellschaft und einen Marathon der Demokraten. So lange aber Rechtsextremismus vorwiegend als Jugend-, Ost- oder Randproblem behandelt wird, das obendrein durch die Polizei oder die Justiz zu bändigen sei, so lange sind wir auf dem Holzweg. Petra Pau ist Vizepräsidentin des deutschen Bundestages und stellvertretende Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE im Bundestag Seite 5 Seniorenarbeitsgemeinschaft zu den Eckpunkten Die Seniorenarbeitsgemeinschaft (SAG) sagt ein klares Ja zum Parteineubildungsprozess. Eine entsprechende Entscheidung wurde auf der Hauptversammlung im Mai 2006 getroffen. Die Wichtigkeit des Zusammenschlusses der Linken erwächst ihres Erachtens aus der einmaligen Chance, mittel- und langfristig das politische Kräfteverhältnis im Lande zu verändern und so im Kampf der Linken gegen Neoliberalismus, für soziale Gerechtigkeit, Frieden und konsequenten Antifaschismus nachhaltigere Wirkung zu erreichen. Der Sprecherrat unterstützt die dazu in den Gründungsdokumenten vereinbarten Arbeitsschritte und ruft die Mitglieder der SAG dazu auf, sich nach Kräften bei der Durchführung der Urabstimmung und anderer Maßnahmen zu engagieren. Die Mitglieder des Sprecherrates sehen in den Programmatischen Eckpunkten ein Kompromisspapier, das bereits einen erheblichen Vorrat an inhaltlichen Gemeinsamkeiten aufweist. Zugleich zeigen sich eine Reihe relevanter strittiger Fragen, die der weiteren Klärung bedürfen. Die seniorenpolitischen Standpunkte, wie im Juni 2006 durch den Parteivorstand zur Kenntnis genommen, untersetzen die programmatischen Eck-punkte auf seniorenpolitischem Gebiet in Bezug auf die Daseinsvorsorge und gesellschaftliche Teilhabe im Alter, die sozialen Sicherungssysteme u.a.m. Mit Blick auf die neue Linkspartei arbeitet die SAG an der weiteren Qualifizierung der Standpunkte. Ihre besondere Verantwortung sieht die SAG darin, in allen Leitungsebenen der Partei ihren Einfluss geltend zu machen, damit Seniorenpolitik im Prozess der Parteineubildung nicht von der Tagesordnung verschwindet, vielmehr in der neuen Linkspartei zwingend eine weitere qualitative Aufwertung erfährt und auf die Die Zukunft von Garagenflächen ab 1. Januar 2006 Es ist soweit, der Investitionsschutz ist abgelaufen und das Schuldrechtsanpassungsgesetz wirkt ohne Gnade. Bereits die Verlängerung der Schutzfrist bis 2009 als Antrag wurde vor Jahren abgeschmettert, so auch jetzt der Versuch der Bundestagsfraktion Linkspartei.PDS, das Gesetz dahingehend zu verändern, dass dem gekündigten Nutzer eine Entschädigung in Höhe des Zeitwertes zusteht, ist am 10. November 2006 an den Landesverbände der alten Bundesländer ausgedehnt wird. Das verlangt vor allem, sich bei der weiteren Arbeit an der Programmatik klar dazu zu bekennen, dass die Linkspartei ihre Seniorenpolitik nicht auf Rente und Pflege reduziert, sondern „Alter" als einen selbständigen Lebensabschnitt mit spezifischen Ansprüchen und Bedürfnissen von Millionen von Menschen, die auch Wähler sind, wahrnimmt und dementsprechend in ihre Gesamtpolitik einordnet. Da die Mitglieder der SAG zumeist selbst im höheren Lebensalter sind und in den Basisorganisationen aktiv mitarbei-ten, darf davon ausgegangen werden, dass ihre Sicht auf die Eckpunkte auch die Auffassungen vieler ihrer Altersgenossen in der Linkspartei widerspiegeln. So zum Beispiel wird „Demokratischer Sozialismus" nicht als verhandelbare Symbolik verstanden, sondern als unverzichtbare strategische Zielstellung der neuen Linkspartei und sollte, sofern die Eckpunkte so gemeint sind, im künftigen Programm auch so benannt werden. Ein Rückfall in dieser Frage, vielleicht noch hinter das Berliner SPD-Programm von 1989, wäre mit Sicherheit vielen der älteren Genossinnen und Genossen schwer zu vermitteln. Regierungsbeteiligung wird als Variante linker Politik bejaht, wenn dazu verbindliche Prämissen definiert werden. So zum Beispiel, dass das politische Kräfteverhältnis substanzielle linke Politik überhaupt zulässt und für die Wähler erkennbar bleibt, dass Regierungsbeteiligung aufkündbar ist, wenn die Voraussetzungen dafür nicht mehr gegeben sind und dass Regierungsbeteiligung immer auch der Linkspartei als Ganzes nutzen und nicht schaden sollte. In Bezug auf die Berliner Regierungsbeteiligung sind zurzeit solche Voraussetzungen für viele ältere Genossen, wahrscheinlich mehrheitlich, nicht gegeben. Volle Unterstützung erfährt die Aussage, dass die Bundeswehr nicht weiter für Militärinterventionen im Ausland eingesetzt werden darf und dass Militäreinsätze keine Lösung zur Konfliktbewältigung Stimmen aller anderen Parteien gescheitert. Alle Konsequenzen, die sich jetzt daraus ergeben, sind ganz dem Grundstückseigentümer überlassen. Die wichtigste Schlussfolgerung aus dem Gesamtvorgang ist doch, dass es nur noch eine politische Kraft gibt, die die Belange der Menschen im Osten nach der Übernahme der DDR durch die BRD unterstützt. Das ist die Linkspartei.PDS. Fragt sich nur, was die Ost-Abgeordneten der anderen Parteien für einen Einfluss gewinnen wollen. Also kann die Linkspartei.PDS immer sind. Insoweit werden Versuche einzelner linker Politiker, diese zutiefst linke Position zu relativieren, deutlich abgelehnt. Eine kritische und selbstkritische Aufarbeitung der Geschichte der DDR und des mit ihr verbundenen Sozialismusversuches ist unverzichtbar, um Fehler nicht zu wiederholen und Lehren für den Kampf um eine sozialistische Gesellschaft ziehen zu können, die diese Bezeichnung verdient und dem damit verbundenen humanistischen Anspruch gerecht wird. Die DDR auf „Stasi" und „Unrechtsstaat" abzustellen, um sie zu delegitimieren und zu kriminalisieren, bedient unseres Erachtens lediglich primitivsten Antikommunismus und ist mit seriöser Geschichtsaufbereitung unvereinbar. Ein künftiges Parteiprogramm sollte eine klare Aussage im Grundgesetz zur Ächtung des Faschismus und alle Spiel-arten des Neonazismus als menschenverachtendes Verbrechen anstreben. Die geplante Urabstimmung wird unterstützt. Als unverzichtbar für den Erfolg des Projektes “Neue Linkspartei”, auch über den Verschmelzungsprozess hinaus, wird der Wille der leitenden Parteigremien angesehen, zu wesentlichen inhaltlichen Fragen Mehrheitsmeinungen der Genossinnen und Genossen an der Basis nicht nur zur Kenntnis, sondern vor allem auch ernst zu nehmen. In der Debatte wurde die Erwartung ausgesprochen, dass bis zum Parteitag im Juni 2007 weiter intensiv an der Klärung der strittigen Grundfragen gearbeitet wird. Abgelehnt werden Vorschläge, mit der Verschmelzung der Parteien zu warten, bis alle Fragen geklärt sind, weil das die Gefahr in sich birgt, den Vereinbarungsprozess selbst zu gefährden. Der Sprecherrat spricht sich dafür aus, offene Fragen klar als solche zu benennen und nach dem Vereinigungsprozess zügig weiter zu diskutieren, nicht aber durch verwässerte Formuliereungen zu überspielen und damit neue Irritationen zu verursachen. 4. Dezember 2006 Quelle: Pressedienst 49/06 Die Linke.PDS mehr den Anspruch für sich erheben, dass sich die vom “Rechtsstaat BRD” benachteiligten Menschen in Ost- wie auch in Westdeutschland nur noch auf die Linkspartei verlassen können.. Wir können in erster Linie nur darauf bauen, dass der Grundstückseigentümer - häufig die Kommunen mit starken PDSFraktionen - nicht kündigt. Dann bleibt zunächst alles beim alten. Für einen sozialen Rechtsstaat ist noch zu kämpfen. Alle wesentlichen Details zur der Sache sind im ND-Ratgeber vom 06. 12. 2006 enthalten. E. Rudolf Seite 6 Sie werden uns noch kennen lernen und auch ein bisschen fürchten Aus der Diskussionsrede von Gregor Gysi, Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE. Liebe Genossinnen und liebe Genossen. Liebe Gäste. (...) Wir haben uns viel erarbeitet. Die Vereinigung mit der WASG darf nicht dazu führen, dass wir etwas verlieren. Weder will ich bei Listenwahlen ganz hinten stehen, noch will ich, dass unsere Stiftung kein Geld mehr bekommt etc. Das müssen wir alles juristisch lösen, und wir lösen es heute. Davon bin ich überzeugt. (...) Was ist denn in Wirklichkeit mit dem Staatssozialismus passiert? Der Staatssozialismus hat die große private wirtschaftliche Macht gebrochen. Aus der heutigen Sicht war das ein Fortschritt. Den Fehler, den er beging, war, dass er fast alles verstaatlicht und dadurch eine wesentlich unproduktivere Mangelwirtschaft erzeugte, so dass aus der Sicht der Bürgerinnen und Bürger der DDR die Wirtschaft der Bundesrepublik Deutschland immer attraktiver war. Da kommen wir nicht drum herum. Das war so. Was haben wir für eine Schlussfolgerung daraus gezogen? Unsere Schlussfolgerung lautete: Wir brauchen die politische Hoheit - übrigens auch wegen der Demokratie und aus vielen anderen Gründen - über die Schlüsselbereiche der Wirtschaft. Aber im Übrigen wird Wirtschaftsmacht dadurch begrenzt, dass Konkurrenz zwischen den Bäckermeistern funktioniert. Dort darf durchaus eine soziale freie Marktwirtschaft in irgendeiner Form existieren, wenn wir über die Schlüsselbereiche politisch entscheiden können. Das war unsere Schlussfolgerung, die wir damals gezogen haben. Der Staatssozialismus ist nicht nur wirtschaftlich gescheitert. Er ist auch deshalb gescheitert, weil er die Machtfrage nicht neu beantwortet hat nur mit neuen Kräften -, sondern weil er die staatliche Macht zu einer Art Absolutismus mit dem Politbüro an der Spitze organisiert hat, und das ohne reale demokratische Chancen. Das ist eine Tatsache. Das wollten die Leute nicht mehr. Dafür sind sie zu Hunderttausendden 1989 auf die Straße gegangen. Unter anderem auch deshalb ist das ganze System zusammengebrochen. Das können und wollen wir nicht leugnen. Wir können doch nicht plötzlich so tun, als ob das aus Versehen passiert ist. Die Leute wollten es nicht mehr. Das ist die Wahrheit. Dann haben wir gesagt: Auch daraus ziehen wir unsere Schlussfolgerungen. Dann kam der dritte Aspekt, der jetzt zunehmend eine Rolle spielt. In dieser DDR und auch in anderen osteuropäischen Ländern gab es kulturelle, wissenschaftliche und auch soziale Leistungen, die man alle gleich mit wegorganisiert hat, wo natürlich viele Bürgerinnen und Bürger der DDR 1989/90 hofften, dass sie mehr Freiheiten, mehr Demokratie, eine effektivere bessere Wirtschaft bekommen und gleichzeitig ihre sozialen und sonstigen Rechte behalten können. Ja, so hat es sich der Kapitalismus aber nicht gedacht. (...) Mir wurde übrigens früher immer er klärt, dass bestimmte soziale Errungenschaften bestimmte Freiheiten ausschließen würden. Heute erklärt mir immer die FDP, dass eine bestimmte Freiheit bestimmte soziale Leistungen ausschließen würde. Wir machen dabei nicht mit! Ich möchte, dass sich das aus unserem Programm ergibt. Wir sind für die Einheit von sozialen und demokratischen Rechten. Wir lassen das nicht gegeneinander ausspielen - durch niemanden! Gestern war ich auf dem Bundesjugendkongress. Ich habe Katalin (Gennburg - d. Red.) dazu hier gehört. Das ist alles ganz toll. Wir haben es 16 Jahre lang nicht geschafft. Durch die Vereinigung bekommen wir jetzt höchstwahrscheinlich eine einheitliche Jugendstruktur für unsere Partei. Das allein ist schon ein enormer Fortschritt. Was wollen wir denn mit uns alten Knackern anfangen, wenn wir nicht die nächste Generation erreichen? Das ist doch nun mal wahr, oder? (...) Ich möchte aber auf zwei Dinge hinweisen. Wie das immer so ist mit den eigenen Schwächen: Man gewöhnt sich daran, irgendwann hat man sie auch lieb. Das ist das Problem. Wir haben es uns im Osten ein bisschen gemütlich gemacht. Das ist doch wahr. Wir dachten, na gut, und der ganze Rest geht uns wenig an, nur so ein bisschen. Wir hatten kleine sehr tapfere westdeutsche Landesverbände, die wir ein bisschen gehätschelt hatten. Aber das war es dann auch. Nun spüren plötzlich alle, jetzt kommen die richtig. Es wird natürlich auch vieles ungemütlicher. Aber ich sage: Ihr könnt ja heiraten, wenn ihr es gemütlich haben wollt. Aber in eine Partei geht man nicht, um es gemütlich zu haben, sondern vor allem, um es anderen ungemütlich zu machen. Dann muss man das auch selber aushalten. (...) Und ich bleibe bei dem, was ich auf dem WASG-Parteitag gesagt habe: Eine Partei darf normalerweise zehn Prozent der Zeit mit sich selbst verbringen, 90 Prozent muss sie Politik machen. In Ausnahmesituationen darf man 20 Prozent mit sich verbringen. Jetzt machen wir das gerade zu 80 Prozent. Davon müssen wir wieder weg. Die Leute müssen merken, wir sind für sie da, nicht für uns. Das ist wichtig, und das schaffen wir auch. (...) Wir haben jetzt im Bundestag die Debatten zu Steuern, zur Gesundheitsreform und zur Rente. Ihr wisst, sie machen das alles weiter. Wieder müssen die Konzerne weniger Steuern bezahlen. Wieder trauen sie sich an keinen Besserverdienenden heran. Wieder an keinen Vermögenden. Aber die Leute müssen drei Prozent mehr Mehrwertsteuer bezahlen. Ihr wisst, sie machen ein Gemurkse bei der Gesundheitsreform. Es ist unausstehlich. Die Beiträge werden sich erhöhen, die Leistungen werden zurückgehen. Dafür sind die Linken da, um dagegen zu kämpfen. (...) Wir müssen lernen zu kämpfen - von Bayern bis MecklenburgVorpommern, in ganz Deutschland und in Europa. Ich möchte, dass wir manche kleinkarierte Debatte einstellen und uns der großen Chance bewusst sind. Wer von uns, die in der PDS waren und vorher noch in einer anderen Partei, hat denn 1990 ernsthaft daran geglaubt, dass wir es schaffen, dass sie eine Große Koalition machen müssen, weil es durch uns für ihre Konstellationen nicht mehr reicht. Die Linke bekommt so schnell nicht wieder eine solche Chance. Lasst es uns nicht vergeigen! Lasst es uns jetzt organisieren! Wir begründen diese gemeinsame Partei. Sie werden uns noch kennen lernen und auch ein bisschen fürchten. Das schadet gar nichts. Danke! Seite 7 Es Weihnachtet sehr eine ehrliche Betrachtung zu den Tief aus Neufünfland komm ich her. Ich muss euch sagen: Man feiert nicht sehr! Das erste Jahr in der Merkelei, das brachte unschöne Gaben herbei: Meist fehlt nun Weihnachtsgeld im Sack. So kommt der Kaufrausch nicht in Trab! Der Handel holt Gänse aus Polen heran, weil Bayern-Fleisch sehr übel riechen kann. Im Kinderzimmer tobt großes Geschrei: Die Kids woll'n die neue Playstation 3. Da locken jetzt ganz neue Killer-Spiele, womit man per Colt auf die Pauker ziele! Solch dunkle Schatten seh'n viele nicht, denn Schlecker verbilligt sein Kerzenlicht. Die Tanne am Markt stellt die Deutsche Bank, weil dem Chef der Freikauf vom Knast gelang. Die Läden locken bis Mitternacht. Das hat die Gewerkschaft nie gedacht. Jauchzet, frohlocket, das Wunder geschah. Trocknet die Tränen, denn Änschie ist da! Doch Änschie allein könnte gar nicht regieren. Sie muss mit den Münteferisten poussieren. Doch die sind gefügig - bis an ihr Ende. Das Volk zahlt dann knurrig die Alimente. Schon klappte die große Länderreform. Doch Kleinstaaterei bleibt weiter die Norm. Dank solcher kühnen Umgestalter bleibt Deutschland tief im Mittelalter. Dann folgte das große Familienprogramm. Da pries man die Kitas zum Nulltarif an. Doch dann beim Vergleich zwischen Haben und Soll Entdeckt man: Die Kasse ist nicht so voll! Drum ging es nun an die Steuerreform. Da blies man in das Gerechtigkeits-Horn. Den Reichen sind 30 Milliarden geschenkt. Den Armen sind ihre Einkommen gesenkt. Da rief nun Herr Beck: »Seht die Unterschicht!« Doch Münte sagt schlicht: »So was kennen wir nicht!« Die Sache lässt sich ganz einfach enträtseln: Ein jeder bekommt seinen Teil von den Brezeln die einen die Löcher, die andern den Teig! Und vor dem Gesetz sind wir alle gleich. Infolge der inneren Misslichkeiten tat Frau Änschie mal fix ins Ausland reiten. Der Oberfranzose küsst ihr vornehm die Hand. Das erlebte sie nie beim Arbeitslosenverband! Dann ließ sie in Ribnitz ’ne Wildsau braten, und schon kam der Bush aus Vereinigten Staaten. Die Stralsunder hat man schnell weggeschlossen. Dann wurde die große Freiheit begossen! Dazwischen - wie konnte ich dies vergessen! war Deutschland vom Fußballwahn besessen. Die Änschie versprach auf der Ehrentribüne: Beim Endsieg käme sie gleich in die Kabine. Das schien unsrer Mannschaft doch ziemlich fatal. Drum wurde sie Dritter. Ist auch egal. Das Wir-Gefühl ist dann schnell verrauscht. Es war eben doch ziemlich aufgebauscht. Jahresendtfeierlichkeiten von Jens Jansen Auch beim NATO-Gipfel war Änschie dabei. Da gelobte sie Beistand für Bushs Keilerei. Die deutschen Jungs in Afghanistan, Die zögen auch gerne die Stahlweste an. Und Struck nickte heftig und donnert mit Tusch: Wir retten die Freiheit am Hindukusch! Dann kam es zu Änschies vorletztem Streich. Und der geschah im Gesundheitsbereich. Obwohl es da nur Proteste regnet, wurden Ullas Reformen abgesegnet. Privatkassen bleiben Naturschutzgebiet. Wer arm ist, stirbt früher, so klingt nun das Lied. Doch Münte hüpft fröhlich auf einem Bein Und macht sich dazu einen ganz eignen Reim: Ob jung oder alt - wir bleiben stets fit durch die Krankheitsreform von Ursula Schmidt! Den Rentenstart auf 70 strecken, kann uns nun auch nicht mehr erschrecken. Mit 50 gilt man zwar als Greis, doch Heesters holt noch manchen Preis. So lasset nun alle Glocken erklingen! Die Änschie wird sich in den Hosenanzug zwingen. Sie wird beten, dass ihre drei Knöpfe halten. Doch wir müssen Deutschland umgestalten! Steckt rote Sterne auf die Tanne Und haut unsre Linke nicht in die Pfanne! Halleluja! Eine Frage Da stehn die Werkmeister - Mann für Mann. Der Direktor spricht und sieht sie an: „Was heißt hier Gewerkschaft! Was heißt hier Beschwerden! Es muß viel mehr gearbeitet werden! Produktionssteigerung! Daß die Räder sich drehn!" Eine einzige kleine Frage: Für wen? Ihr sagt: Die Maschinen müssen laufen. Wer soll sich eure Ware denn kaufen? Eure Angestellten? Denen habt ihr bis jetzt das Gehalt, wo ihr konntet, heruntergesetzt. Und die Waren sind im Süden und Norden deshalb auch nicht billiger geworden. Und immer sollen die Räder sich drehn ... Für wen? Für wen die Plakate und die Reklamen? Für wen die Autos und Bilderrahmen? Für wen die Krawatten? Die gläsernen Schalen? Eure Arbeiter können das nicht bezahlen. Etwa die der andern? Für solche Fälle habt ihr doch eure Trusts und Kartelle! Ihr sagt: Die Wirtschaft müsse bestehn. Eine schöne Wirtschaft! Für wen? Für wen? Das laufende Band, das sich weiterschiebt, liefert Waren für Kunden, die es nicht gibt. Ihr habt durch Entlassung und Lohnabzug sacht eure eigene Kundschaft kaputt gemacht. Denn Deutschland besteht - Millionäre sind selten aus Arbeitern und Angestellten! Und eure Bilanz zeigt mit einem Male einen Saldo mortale. Während Millionen stempeln gehn. Die wissen, für wen. Kurt Tucholsky Seite 8 Anmerkung zu den Zeitbezügen: 5. Jnuar 1957 Verkündung der Eisenhower-Doktrin Am 05. 01. 1957 verkündet Dwigt D. Eisenhower, Präsident der USA von 1953 - 1961, in seiner Botschaft vor dem Kongress die sog. »Eisenhower-Doktrin«. Sie sollte das Eindringen der USA in den Nahen u. Mittleren Osten sowie den weiteren Ausbau der MilitärStützpunkte im Umfeld der WarschauerPakt-Staaten rechtfertigen. Das Scheitern der brit.frz.-israel. Aggression gegen Ägypten im Herbst 1956 habe ein machtpolitisches Vakuum entstehen lassen, erklärte Eisenhower. Aufgabe der USA sei es, dieses nunmehr auszufüllen. Damit verfolgten die USA schon damals das Ziel - in Nachfolge Frankreichs u. Großbritanniens - ihren Einfluss in dieser Region zu verstärken. Mit der militärischen Intervention im Libanon am 15. 07. 1958 wurde die Eisenhower-Doktrin erstmals in der Praxis vollzogen. Der Widerstandskampf der Befreiungsbewegungen u. die damals konsequente Haltung der Sozialistischen Staatengemeinschaft verhinderten allerdings eine Ausbreitung der Aggression u. zwangen die USA Ende 1958, ihre Interventionstruppen abzuziehen. Damit war die Eisenhower-Doktrin zwar faktisch gescheitert. Aber langfristige Ziele wurden nicht aufgegeben. 25. Januar1907 Reichstagswahlen Die Mehrheit der Reichstagsabgeordneten hatte im Dezember 1906 neue Militärforderungen für den seit 1904 grausam geführten Kolonialkrieg in DeutschSüdwestafrika (heute Namibia) abgelehnt. Wilhelm II. ließ deshalb durch seinen Kanzler Fürst Bülow kurzerhand den Reichtag auflösen. Die für den 25. 01. 1907 angesetzten Wahlen schienen geeignet, eine verstärkte Hetzkampagne gegen alle oppositionellen Kräfte im Reiche, besonders gegen die Sozialdemokratie, zu entfachen. Die Unternehmerverbände finanzierten in über 1000 Zeitungen einen Pressefeldzug. Die Polizei verbot Hunderte von SPD-Versammlungen. Agitatoren, Redner und Redakteure wurden verhaftet u. verurteilt. trotz dieser Pogromstimmung u. einem chauvinistischen Wahlkampf der Reaktion, in dem für die Weiterführung des Kolonialkrieges gegen die Hereros u. Hottentotten - so die diskriminierende Bezeichnung für die Namas - geworben wurde, ging die SPD wiederum als stärkste Partei aus den sog. »Hottentotten-Wahlen« hervor. Ihr Stimmanteil stieg absolut von 3 (1903) auf 3,3 Millionen. Da die Reaktion jedoch an der veralteten Wahlkreiseinteilung festhielt, erhielt die SPD statt 81 nur 43 Sitze im neuen Reichstag. Frachtgut aus Deutsch-Südwest-Afrika Nach dem niedergeschlagenen Aufstand der Hereros packen deutsche Soldaten Schädel der Getöteten ein, um sie an die Berliner Universität zu verschicken. 27. Januar 1932 Hitler an der Festtafel des Kapitals In Hunderten der eleganten 30 000Mark-Limousinen waren rheinische Eisen- u. Stahlkönige von Köln nach Düsseldorf gefahren, um sich im feudalsten Hotel des Rheinlandes, dem Parkhotel, einen für sie angesetzten Vortrag Hitlers vor dem sog. Industrieclub anzuhören. 27. Januar 1932: Hitler und Göring bieten sich im Düsseldorfer Industrie-Club als die rücksichtslosen Interessenvertreter der Rüstungsmonopole an. Foto aus: “So macht man Kanzler” Hitlers Vortrag vor 700 - 800 ausgewählten u. gesondert eingeladenen »westdeutschen Wirtschaftlern« sollte die Ziele der Nazipartei verdeutlichen, zumal einige Monopolisten wegen des »sozialistischen« Aushängeschildes der deutschen Faschisten noch Vorbehalte hegten. Da Hitler zum Verhandlungspartner höchster Staatsfunktionäre avanciert war u. vornehmlich in kleinerem Kreise mit Finanzgewaltigen konferiert hatte, war nunmehr der »Durchbruch« bei den westdeutschen Industriekapitänen vorgesehen. Der offizielle Wortlaut des Vortrages Hitlers war so abgefasst, dass er öffentlich werden konnte, ohne größere Verluste unter der Anhängerschaft hinnehmen zu müssen. Die gegen die Werktätigen gerichteten Grundzüge der Rede konnten aber nicht völlig verschleiert werden. Die Unantastbarkeit des kapitalistischen Privateigentums, wozu H. sich bekannte, garantierte Ausbeutung und Unterdrückung. Mit dem verklausulierten Programm der Aufrüstung u. des Krieges appellierte H. an die Profitinteressen. Und niemand konnte die antikommunistische und antibolschewistische Mord- u. Totschlagsparole überhören: »Wir haben den unerbittlichen Entschluss gefasst, den Marxismus bis zur letzten Wurzel in Deutschland auszurotten!« Treffend charakterisierte das Zentralorgan der KPD »Die Rote Fahne«, die Veranstaltung als »Festtafel des Kapitals« und der sozialdemokratische »Vorwärts« schrieb von der »Verbrüderung beim Sekt«. Der mit dem Schutz der Versammlung gegen kommunistische Störversuche beauftragte Kriminalkommissar berichtete: »Der Vortrag, der auf die ... Herren offensichtlich einen tiefen Eindruck machte, wurde mit großem Beifall aufgenommen. Die Dankesworte ... ließen erkennen, dass H. allen aus der Seele gesprochen hat u. die Gefolgschaft dieser Leute ihm sicher ist.« Seite 9 Zeitbezüge 01.01.1957 01.01.2002 03.01.1858 Eingliederung des Saargebietes in die BRD. 24.01.1962 Die Volkskammer beschließt die allgemeine Wehrpflicht. Einführung der europäischen Gemeinschaftswährung in den teilnehmenden EU-Ländern. 25.01.1907 Neuwahl des deutschen Reichstages 25.01.1982 Christliche Kreise in der DDR starten eine Bürgerinitiative zur Entwicklung einer vom Staat unabhängigen Friedensbewegung unter dem Motto »Schwerter zu Pflugscharen«. 27.01.1932 Rede Hitlers in Düsseldorf vor 700 - 800 Vertretern des deutschen Großkapitals. 28.01.1957 Der frühere Abwehrchef der Naziarmee, der General Reinhardt Gehlen, wird von Adenauer zum ersten Präsidenten des Bundesnachrichtendienstes (BND) ernannt. 28.01.1972 Die Ministerpräsidenten der BRDBundesländer beschließen den sog. »Radikalenerlass« u. führen damit die Berufsverbotspraxis in der BRD ein. 29.01.1932 Reichswehrminister Groener gestattet Nazis den Eintritt in die Reichswehr. 30.01.1957 Auf der 30. ZK-Tagung der SED schlägt W. Ulbricht eine »Konföderation« mit der BRD vor. Er folg damit einem internen Vorschlag der Adenauer-Regierung. 31.01.1932 Anblasen des ersten Hochofens in Geburtstag der deutschen Revolutionärin u. Führerin der proletarischen Frauenbewegung Emma Ihrer. Ab 1891 war sie Mitglied der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands u. Herausgeberin der polit. Frauenzeitschrift »Die Gleichheit«. 05.01.1957 Verkündung der Eisenhower-Doktrin. 13.01.1957 Franz Joseph Strauß fordert als westd. Verteidigungsminister die atomare Bewaffnung der Bundeswehr. 17.01.1957 Erster Sieg der Rebellen unter Fidel Castro über die Batista-Truppen. 18.01.1957 Die Volkskammer beschließt das Gesetz über die 45-Stunden-Arbeits-Woche in der DDR. 20.01.1942 Auf der sog. »Wannsee-Konferenz« berät Heydrich mit Staatssekretären verschiedener Ministerien den geplanten Mord an 11 Millionen europäischer Juden, der von ihnen als »Endlösung der Judenfrage« deklariert wird. Liebe Leserinnen und Leser, liebe Genossinnen und Genossen! Liebe Sympathisanten! An dieser Stelle möchten sich am Ende des erfolgreichen Arbeitsjahres 2006 die Genossinnen und Genossen des Stadtvorstandes und der Fraktion der Linkspartei.PDS im Stadtrat für die interessierte Begleitung und Unterstützung bedanken. Wünschen wir uns alle gemeinsam ein noch erfolgreicheres Arbeitsjahr 2007. Wir sind in Anbetracht der gegenwärtigen parlamentarischen Mehrheitsverhältnisse umso mehr auf die oppositionelle Unterstützung der Bevölkerung interessiert und benötigen auch dazu wieder Eure Mitarbeit. Fortsetzung von Seite 8 der Welt; es entstand eine Stadt, die später fast eine halbe Million 31. Januar 1932 Erster Hochofen im Einwohner zählte. Schon ab dem 08. Ural angeblasen 07. 1933 produzierte der Martinofen Als am 31. 01 1932 im späteren Nr. 1 Stahl. Mit Beginn des Großen Metallurgischen Kombinat »W. I. Vaterländischen Krieges 1941 nahm Lenin« in Magnitogorsk der erste der Betrieb die Produktion von Hochofen angeblasen wurde, beglück- Panzerstahl wünschte E. Thälmann die sowj. bestand während des Krieges zu 65 % Werktätigen zu dieser Leistung. Nicht aus Frauen. In den Kriegsjahren wurde einmal drei Jahre waren vergangen seit die Erweiterung des Kombinates fort- im März 1929 ein kleiner Trupp gesetzt. Es entstanden der fünfte und Begeisterter, ausgerüstet mit Schaufel der sechste Hochofen. So entwickelte u. Karren, Körben u. Holzrammen in sich das Kombinat, aus dem schließlich die am 16 Millionen Tonnen (1 Zehntel des Uralfluss losgezogen war. Hier am 616 sowj. Stahls) kam, zum Stahlgiganten Meter hohen »Magnetberg« errichte- der UdSSR. menschenleere Steppe ten sie eines deer größten Hüttenwerke auf. Die Belegschaft A. K. Seite 10 Herzlichen Glückwunsch Termine für Januar 2007: •So., 01 Jan., Herzliche Glückwünsche allen Genossinnen und Genossen, die im Januar 2007 ihren Geburtstag begehen. Vor allem gehen die Glückwünsche an die Genossin Hannelore Dannenberg und den Genossen Wolfgang Jahr, sie begehen ihren 80. Geburtstag. Öffnungszeiten der Geschäftsstelle: Donnerstag, 09:00 - 14:00 Uhr Freitag, 09:00 - 12:00 Uhr Kontaktadresse: Stadtvorstand und Fraktion DIE LINKE.PDS Karlstraße 4, 06844 Dessau Tel./Fax: 03 40 / 2 20 19 50 E-Mail: [email protected] Alte MildenseerStraße 17 Tel./Fax:0340 / 2203260/1 E-Mail:[email protected] Ansprechpartner WASG Dessau Ireneusz Motylewicz Tel.: 0177 - 525 57 29 Mahnwache und Demo anlässlich des immer noch ausstehenden Gerichtsverfahrens wegen des ungeklärten Todes von Oury Jalloh im Dessauer Polizei-Gewahrsam im Januar 05 (angemeldet vom Dessauer Bündnis gegen Rechtsextremismus (BgW) Bitte Informationen in der Tagespresse beachten! •Di., 06. Jan., 10.00Uhr, Geschäftsstelle Karlstraße: AG-Senioren•Mo., 08. Jan., 16.00 Uhr, Geschäftsstelle Karlstraße: Öffentliche Mitgliederversammlung der BO Dessau Nord/Waldersee zum Thema: das Jahr 2007 - Ausblick und Höhepunkte •Di., 09. Jan., 18.30 Uhr, Frauenzentrum: Beratung des Dessauer Bündnisses gegen Rechtsextremismus (BgR) •So., 14. Jan., 10.00 Uhr, Gedenken am Rosa Luxemburg-Denkmal in der Mariannenstraße aus Anlass der Ermordung von Rosa und Karl am 18. Januar 1919 •Do., 18. Jan., 10.00 Uhr, Geschäftsstelle Karlsstraße: “Typisch” - Redaktionssitzung •Do., 18. Jan., 18.00 Uhr, Galeriecafé, Schlossstraße: Veranstaltung des Bildungsvereins Elbe/Saale Dessau, Thema: Bilanz 2006/Denkanstöße 2007 (Kurzvorträge und Diskussion) •Mi., 24. Jan., 17.00 Uhr, Jüdische Gemeinde, Kantorstraße: Buchlesung: Veranstalter: BgR Bitte Presseinformation beachten! •Do., 25. Jan., 17.00 Uhr, Geschäftsstelle Karlstraße: Beratung der BO-Vorsitzenden •Sa., 27. Jan., 10.00 Uhr, Tag der Befreiung des Vernichtungslagers KZ Auschwitz 1945, Kranzniederlegung am OdF-Denkmal Bitte Informationen in der Tagespresse beachten! Die Termine für die Vorstands- und PDS-Fraktionssitzungen lagen uns zum Redaktionsschluss noch nicht vor. Redaktionsschluss für die Typisch Februar 2007 ist Donnerstag, der 18. Januar 2007 Herausgeber: PDS-Stadtvorstand Dessau Redaktion D. Schulze, E. Rudolf, C. Rasch Druck: -dte Gölzau