Klausur zur Vorlesung Klass. Theor. Phys. I Karlsruher Institut für Technologie Prof. Dr. G. Schön - Dr. G. Metalidis Wintersemester 2009/2010 http://www.tfp.uni-karlsruhe.de/Lehre Aufgabe 1: Kräfte Ein Massenpunkt bewege sich in dem Kraftfeld F~ (~r) = ayêx + axêy + bêz , wobei a, b positive Konstanten sind. (a) Zeigen Sie, dass es sich um eine konservative Kraft handelt. Ist F~ eine Zentralkraft? (b) Wie lautet die potenzielle Energie der Kraft F~ ? (1,5 Punkte) (1 Punkt) (c) Berechnen Sie die Arbeit, die insgesamt aufzubringen ist, um den Massenpunkt vom Ursprung aus wie folgt zu verschieben: (0, 0, 0) → (a, 0, 0) → (a, a, 0) → (0, a, 0) → (0, 0, 0). (0,5 Punkt) Aufgabe 2: 1-dimensionaler elastischer Stoß Zwei Massenpunkte mit unterschiedlichen Massen m1 und m2 gleiten reibungsfrei mit Anfangsgeschwindigkeiten v1i > 0 und v2i < 0 im Laborsystem zentral aufeinander zu und prallen elastisch zurück. (a) Was ist die Geschwindigkeit VS des Schwerpunktes im Laborsystem? Finden Sie mittels einer Galilei′ ′ Transformation die Geschwindigkeiten v1i und v2i der Teilchen im Schwerpunktssystem. (2 Punkte) ′ ′ und v2f (b) Nutzen Sie Impuls- und Energieerhaltung im Schwerpunktssytem, um die Geschwindigkeiten v1f ′ ′ der Teilchen nach dem Stoß in Abhängigkeit von v1i und v2i zu finden. (2 Punkte) (c) Finden Sie mittels einer Galilei-Rücktransformation die Endgeschwindigkeiten v1f und v2f im Laborsystem in Abhängigkeit von v1i und v2i . Was passiert, wenn m1 ≫ m2 ? (2 Punkte) Aufgabe 3: Zentralkraft −~ r2 Zwei Teilchen, die eine Kraft F~12 = −F~21 = −a |~r~r11−~ r2 |4 aufeinander ausüben, fliegen aneinander vorbei. Es 2 wirken keine externe Kräfte. Die Energie der Relativbewegung sei E = 12 µ~r˙ + U (r), mit ~r = ~r1 − ~r2 und m2 . µ = mm11+m 2 (a) Berechnen Sie das Potenzial U (r), das zu dieser Wechselwirkungskraft gehört. Wählen Sie den Nullpunkt des Potenzials bei r → ∞. (1 Punkt) (b) Reduzieren Sie das Problem auf ein eindimensionales für r = |~r| mit effektivem Potenzial. Zeigen Sie, dass Ueff (r) = c/r2 , und drücken Sie c durch a, µ und den Drehimpuls der Relativbewegung (L = µr2 φ̇) aus. Hinweis: Die nachfolgenden Aufgaben sind auch ohne Kenntnis der Konstante c lösbar. (2 Punkte) (c) In den nachfolgenden Aufgaben betrachten wir nur den Fall c > 0 und E > 0. Skizzieren Sie Ueff (r) und zeichnen Sie E in die Skizze ein. Erklären Sie anhand ihrer Skizze, warum die Teilchen nicht aufeinander stoßen. Zeichnen Sie den Abstand kleinster Annäherung, rmin , in Ihre Skizze ein. Drücken Sie rmin als Funktion von E und c aus. (2 Punkte) 1 (d) Verwenden Sie die Energieerhaltung, um eine Gleichung für ṙ herzuleiten. Lösen Sie die Bewegungsgleichung durch Separation der Variablen, und bestimmen Sie r als Funktion von t − tmin (wobei r(tmin ) = (3 Punkte) rmin ). Aufgabe 4: Lösung des getriebenen harmonischen Oszillators durch Fourier-Transformation Ein harmonischer Oszillator (Position x(t), Masse m, Federkonstante k = mω02 ) mit schwacher Dämpfung γ ≪ ω0 wird durch eine Kraft F (t) = mf (t) getrieben. (a) Bestimmen Sie die Fourier-Transformierte x̃(ω). (b) Skizzieren Sie fx̃(ω) ˜(ω) (2 Punkte) (1 Punkt) (c) Für den Fall F (t) = mf0 cos (ω1 t), bestimmen Sie f˜(ω) und finden Sie durch Fourier-Rücktransformation von x̃(ω) eine partikuläre Lösung x(t). Drücken Sie das Ergebnis durch sin- und cos-Funktionen aus. (3 Punkte) (d) Bonusaufgabe: Benutzen Sie Fourier-Transformationen, um die Green’sche Funktion des gedämpften harmonischen Oszillators zu bestimmen. Hinweis: Finden Sie zunächst G̃(ω). Zur Rücktransformation ist folgendes Integral nützlich: (2 Bonuspunkte) ˆ +∞ −∞ dω eiωt e(ia−b)t − e(−ia−b)t = iθ(t) . 2π [ω − a − ib] [ω + a − ib)] 2a Aufgabe 5: Impuls- und Drehimpulserhaltung Wir betrachten zwei Punktmassen m1 und m2 (Koordinaten ~r1 und ~r2 ) mit einer Wechselwirkungskraft entlang des Relativvektors ~r = ~r1 − ~r2 . Es wirken keine externe Kräfte. ~ in diesem System erhalten sind. (a) Zeigen Sie, dass der Gesamtimpuls P~ und der Gesamtdrehimpuls L Punkte) (3 ~ in Schwerpunkts- und Relativkoordinaten aus. Schreiben Sie (b) Drücken Sie die beiden Größen P~ und L ~ =L ~S + L ~ rel , wobei L ~ S und L ~ rel der Drehimpuls des Schwerpunktes und der relative Drehimpuls sind. L (3 Punkte) ~ rel beide separat erhalten sind. Verwenden Sie dazu die Ergebnisse der Teilauf~ S und L (c) Zeigen Sie, dass L gaben a) und b). (1 Punkt) 2 Lösungsvorschlag Klausur Theorie A Karlsruher Institut für Technologie Wintersemester 2009/2010 Prof. Dr. G. Schön - Dr. G. Metalidis http://www.tfp.uni-karlsruhe.de/Lehre Aufgabe 1: Kräfte ~ × F~ = (0, 0, a − a) = 0. Damit ist die Kraft konservativ. F~ ist keine (a) Wir berechnen die Rotation: ∇ Zentralkraft, da sie sich nicht die Form F~ = α~r besitzt. ∂U ∂U (b) Für die potenzielle Energie muss gelten: ∂U ∂x = −Fx = −ay, ∂y = −Fy = −ax, und ∂z = −Fz = −b. Man sieht dann einfach, dass U (x, y, z) = −axy − bz + c die gesuchte potenzielle Energie ist (wobei c eine beliebige Konstante ist). ´ (c) Die Arbeit ist gegeben durch W = F~ · d~r. Da F~ konservativ ist und über eine geschlossene Bahn integriert wird, ist die geleistete Arbeit gleich 0. Aufgabe 2: 1-dimensionaler elastischer Stoß 1 (a) Die Koordinate des Schwerpunkts ist M (m1 x1 + m2 x2 ), wobei M = m1 + m2 die Gesamtmasse ist. Die Geschwindigkeit des Schwerpunkts finden wir durch Ableiten nach t: VS = 1 (m1 v1i + m2 v2i ) . M Die zugehörige Galilei-Transformation in das Schwerpunktsystem lautet: ′ v1i = v1i − VS ′ und v2i = v2i − VS . (b) Aus der Impulserhaltung finden wir: ′ ′ ′ ′ m1 v1i + m2 v2i = m1 v1f + m2 v2f . ′ ′ ′ 1 ′ Im Schwerpunktsystem gilt nun aber m1 v1i + m2 v2i = 0, und daraus finden wir: v2i = −m m2 v1i , und m1 ′ ′ außerdem v2f = − m2 v1f . Die Energie bleibt ebenfalls erhalten, also muss gelten: ′ 2 ′ 2 ′ 2 ′ 2 ) + m2 (v2i ) = m1 (v1f ) + m2 (v2f ) . m1 (v1i ′ ′ ′ 2 ′ 2 Jetzt können wir v2i und v2f aus dieser Gleichung eliminieren, und finden (v1f ) = (v1i ) . Analog erhalten ′ 2 ′ 2 wir (v2f ) = (v2i ) . Da die Teilchen laut Aufgabenstellung zurückprallen, erhalten wir daraus ′ ′ v1f = −v1i ′ ′ und v2f = −v2i . (c) Durch Rücktransformation ergibt sich: v1f = v2f = ′ ′ v1f + VS = −v1i + VS = −v1i + 2VS , ′ ′ v2f + VS = −v2i + VS = −v2i + 2VS . 1 Setzen wir den Ausdruck für VS explizit ein, so erhalten wir das Ergebnis: m1 v1i + m2 (2v2i − v1i ) m1 v1i + m2 v2i v1f = −v1i + 2 = , m 1 + m2 m1 + m2 m1 v1i + m2 v2i m2 v2i + m1 (2v1i − v2i ) = . v2f = −v2i + 2 m 1 + m2 m1 + m2 Für m1 ≫ m2 finden wir: v1f ≈ v1i und v2f ≈ 2v1i − v2i . Aufgabe 3: Zentralkraft ê (a) Mit dem Relativvektor ~r = ~r1 − ~r2 schreiben wir die Kraft als: F~ = −a r~r4 = −a rρ3 . Das zugehörige Potenzial lautet: a U (r) = − 2 + D, 2r ~ ~ denn dieses erfüllt die Bedingung F = −∇U . Wir wählen die Konstante D = 0, damit U (r → ∞) = 0. (b) Wir schreiben ~r = rêρ in Zylinderkoordinaten. Für die Geschwindigkeit finden wir dann ~r˙ = ṙêρ + rφ̇êφ 2 (mit ê˙ ρ = φ̇êφ , siehe Übungsblatt 11). Damit ergibt sich: ~r˙ = ṙ2 + r2 φ̇2 = ṙ2 + 2L 2 , wobei wir den µ r erhaltenen Drehimpuls L = µr2 φ̇ eingesetzt haben. Wir finden für die relative Energie: E= wobei c = 1 2 L2 µ 1 2 µṙ + Ueff (r), 2 mit Ueff (r) = L2 L2 a c + U (r) = − 2 = 2, 2 2µr 2µr2 2r r −a . (c) Das effektive Potential ist eine Funktion proportional zu 1/r2 . Es gilt L > 0 und E > 0. Die Energieerhaltung verbietet, dass E < Ueff (r) ist. Deswegen kann r nie kleiner als rmin werden, weshalb die Teilchen nicht aufeinander stoßen. Wir erhalten rmin aus: r c . E = Ueff (rmin ) ⇒ rmin = E (d) Aus den Ausdrücken für die relative Energie folgt: r r dr 2 µ dr p = (E − Ueff ) ⇔ dt = dt µ 2 E− c r2 = r µ rdr √ . 2 Er2 − c Integration dieser Gleichung ergibt: t − tmin = r µ 2 ˆ r rmin rdr 1 √ = 2 2 Er − c r µ 2 ˆ r2 2 rmin du √ = Eu − c r √ 2 µ Er − c . 2 E Auflösen nach r(t) liefert: r(t) = s c 2E 2 (t − tmin ) + . µ E Aufgabe 4: Lösung des getriebenen harmonischen Oszillators durch Fourier-Transformation 2 (a) Die Differentialgleichung des harmonischen Oszillators lautet: ˆ +∞ dω iωt ˜ ẍ + 2γ ẋ + ω02 x = f (t) = e f (ω), −∞ 2π wobei wir die äußere Kraft f (t) als Fourier-Rücktransformierte von f˜(ω) geschrieben haben. Machen wir das Gleiche für x(t), so ergibt sich ˆ +∞ dω iωt x(t) = e x̃(ω). −∞ 2π Durch Einsetzen in die Differentialgleichung erhalten wir dann −ω 2 + 2iγ + ω02 x̃(ω) = f˜(ω), und daraus x̃(ω) = p (b) Es gilt fx̃(ω) ˜(ω) = 1 (ω2 −ω02 ) 2 +4γ 2 ω 2 (ω02 f˜(ω) . − ω 2 ) + 2iγω . Dieser Ausdruck hat die Form einer Resonanzkurve: (c) Die Fourier-Transformierte der äußerem Kraft f (t) ist gegeben durch: ˆ +∞ ˆ +∞ eiω1 t + e−iω1 t e−i(ω−ω1 )t + e−i(ω+ω1 )t dte−iωt f0 dtf0 f˜(ω) = = = πf0 [δ(ω − ω1 ) + δ(ω + ω1 )] . 2 2 −∞ −∞ Damit erhalten wir x(t) durch Fourier-Rücktransformation von x̃(ω): ˆ +∞ ˆ +∞ f˜(ω) dω iωt dω iωt x(t) = e x̃(ω) = e 2 (ω0 − ω 2 ) + 2iγω −∞ 2π −∞ 2π ˆ +∞ δ(ω − ω1 ) + δ(ω + ω1 ) f0 dωeiωt = 2 −∞ (ω02 − ω 2 ) + 2iγω f0 e−iω1 t eiω1 t = + 2 2 (ω02 − ω12 ) + 2iγω1 (ω0 − ω12 ) − 2iγω1 f0 ω02 − ω12 cos(ω1 t) + 2γω1 sin(ω1 t) . = 2 (ω02 − ω12 ) + 4γ 2 ω12 (d) Zur Bestimmung der Green’schen Funktion betrachten wir f (t) = δ(t), d.h. f˜(ω) = 1. Die Green’sche Funktion finden wir dann aus ˆ +∞ ˆ +∞ dω iωt dω iωt 1 G(t) = e G̃(ω) = e 2 2 (ω0 − ω ) + 2iγω −∞ 2π −∞ 2π ˆ +∞ iωt e dω , = − 2π (ω − ω + ) (ω − ω− ) −∞ p mit ω± = ±Ω + iγ, und Ω = ω02 − γ 2 . Mit der angegebenen Stammfunktion ergibt sich dann G(t) = = −iθ(t) iΩt e − e−iΩt e−γt 2Ω 1 θ(t) sin(Ωt)e−γt . Ω 3 Aufgabe 5: Impuls- und Drehimpulserhaltung ˙ WW WW (a) Der Gesamtimpuls ist: P~ = p~1 + p~2 . Damit finden wir: P~ = p~˙ 1 + p~˙ 2 = F~12 + F~1ext + F~21 + F~2ext = 0, WW WW ~ ~ da F12 = −F21 gilt, und die externen Kräfte Null sind. Der Gesamtimpuls ist also erhalten. ~ = ~r1 × p~1 + ~r2 × p~2 = m1~r1 × ~v1 + m2~r2 × ~v2 . Damit erhalten wir: Der Gesamtdrehimpuls ist: L ~˙ L m1~v1 × ~v1 + m1~r1 × ~v˙ 1 + m2~v2 × ~v2 + m2~r2 × ~v˙ 2 0 + ~r1 × p~˙ 1 + 0 + ~r2 × p~˙ 2 WW WW = ~r1 × F~12 + ~r2 × F~21 WW = (~r1 − ~r2 ) × F~12 = = = 0, weil die Wechselwirkungskraft parallel zu ~r1 − ~r2 ist. ~ = 1 (m1~r1 + m2~r2 ). Daraus folgt sofort: M R ~˙ = m1~r˙ 1 + m2~r˙ 2 = P~ . (b) Die Schwerpunktskoordinate ist R M Die Relativkoordinate ist ~r = ~r1 −~r2 . Wir können jetzt die Vektoren ~r1 und ~r2 mit Hilfe der Schwerpunktsund Relativkoordinate ausdrücken. Wir erhalten: ~+ ~r1 = R m2 ~r, M ~− und ~r2 = R m1 ~r, M wobei wir die Gesamtmasse M = m1 + m2 definiert haben. Damit ergibt sich für für den Drehimpuls: ~ L = = = = = = m1~r1 × ~r˙ 1 + m2~r2 × ~r˙ 2 ~˙ + m2 ~r˙ + m2 R ~˙ − m1 ~r˙ ~ + m2 ~r × R ~ − m1 ~r × R m1 R M M M M 2 2 m m m m ~ ×R ~ ×R ~˙ + 1 2 ~r × ~r˙ + m2 R ~˙ + 1 2 ~r × ~r˙ m1 R M2 M2 m m ˙ 1 2 ~ ×R ~+ (m2 + m1 ) ~r × ~r˙ MR M2 ~ ×R ~˙ + µ~r × ~r˙ MR ~S + L ~ rel . L ¨~ ~˙ × R ~˙ + M R ~ ×R ~ × P~˙ = 0 + 0 = 0. Der Drehimpuls des Schwerpunktes L ~ S ist ~˙ S = M R = 0+R (c) L ~ erhalten ist. erhalten. Wir haben in Teilaufgabe (a) schon bewiesen, dass auch der Gesamtdrehimpuls L ~ ~ ~ ~ Da L = LS + Lrel , folgt damit dass auch Lrel erhalten ist. 4