Frank Schneider (Hrsg.) Klinikmanual Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie Frank Schneider (Hrsg.) Klinikmanual Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie Unter Mitarbeit von Sabrina Weber Mit 16 Abbildungen und 126 Tabellen Arbeitsmaterialien http://www.springer.de/978-3-540-78466-1 123 Univ.-Prof. Dr. med. Dr. rer. soc. Frank Schneider Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Universitätsklinikum Aachen Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen [email protected] www.psychiatrie.ukaachen.de ISBN 978-3-540-78466-1 Springer Medizin Verlag Heidelberg Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes. Springer Medizin Verlag springer.de © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2008 Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutzgesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Produkthaftung: Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag keine Gewähr übernommen werden. Derartige Angaben müssen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit überprüft werden. Planung: Renate Scheddin Projektmanagement: Renate Schulz, Meike Seeker Lektorat: Annette Wolf, Leipzig Layout und Einbandgestaltung: deblik Berlin Satz: TypoStudio Tobias Schaedla, Heidelberg SPIN: 12199907 Gedruckt auf säurefreiem Papier 2126 – 5 4 3 2 1 0 V Vorwort > Vorwort Das Klinikmanual »Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie« ist für Assistenzärzte und Studenten im Praktischen Jahr in den Fächern Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie sowie für Psychologische Psychotherapeuten in der Ausbildung geplant und geschrieben worden. Die häufigsten und wichtigsten Probleme im stationären Alltag und in der ambulanten Krankenversorgung von Patienten mit psychischen Erkrankungen werden klar benannt, die Antworten auf diese Fragen sind schnell auffindbar, zuverlässig und praxisnah. Wir haben daher den Umfang dieses Manuals bewusst auf das Notwendigste beschränkt, um den ärztlich und psychotherapeutisch tätigen Kolleginnen und Kollegen einen raschen und gezielten Zugriff auf die gewünschten Informationen zu ermöglichen. Beschrieben sind Diagnostik, Differenzialdiagnostik und Therapie psychischer Erkrankungen. Zentrale Kriterien für die Aufnahme von Informationen waren Evidenzbasierung und Leitlinienorientierung. Vorrangig wird somit das Wissen vermittelt, das durch wissenschaftliche Fachgesellschaften, internationale Leitlinien oder Cochrane Reviews evaluiert wurde. Das Buch ist von Praktikern für Praktiker geschrieben: Im Wesentlichen sind es jetzige und frühere ärztliche und psychologische Mitarbeiter der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Aachen sowie einige Experten von außerhalb. Allen Beteiligten möchte ich recht herzlich dafür danken, dass die schwierigen, komplexen und herausfordernden Fragestellungen der Praxis auf prägnante und interessante Art dargestellt wurden. Obwohl wir alle eine besonders hohe Sorgfalt bei der Darstellung einzelner Kapitel haben walten lassen, mag dem geneigten Leser noch diese oder jene Unzulänglichkeit auffallen. Darum wären wir für Anregungen und Verbesserungsvorschläge für zukünftige Auflagen sehr dankbar. Neben den einzelnen Autoren hat in ganz besonderer Weise Frau Dipl.-Psych. cand. med. Sabrina Weber bei der Zusammenstellung geholfen, daneben auch Frau Anette Schürkens. Ihnen bin ich sehr zu Dank verpflichtet, ebenso Frau Renate Scheddin und Frau Renate Schulz vom Springer-Verlag. Beide waren stets sehr gerne bereit, zusammen mit den Autoren und dem Herausgeber dieses Klinikmanual zu entwickeln. Frau Annette Wolf hat sich als Lektorin in besonderem Maße eingebracht. Ihnen allen möchte ich für die Unterstützung ganz herzlich danken. Aachen, im Sommer 2008 Frank Schneider VI Hinweise zum Buch > Hinweise zum Buch Der Klinikalltag stellt Berufseinsteiger vor eine Fülle neuer Aufgaben. Mit großem theoretischem Wissen ausgestattet, aber ohne praktische Erfahrung, ist die Betreuung von Patienten oft eine besondere Herausforderung. Sehr häufig sind junge Assistenzärzte bereits nach kurzer Einarbeitungszeit auf sich allein gestellt. Die neue Reihe »Klinikmanual« möchte in diesen Situationen helfen: Auf den Punkt gebracht und übersichtlich dargestellt wurden nur praxisrelavante Themen zusammengestellt – ohne theoretischen Ballast und Kleingedrucktes. Auch der klinisch erfahrene Arzt erhält Informationen, die er nicht immer parat hat und die er im Klinikmanual schnell nachschlagen kann. Die Gliederung des Buches orientiert sich an den wichtigsten Themenkomplexen der Praxis und ist in sieben Teilbereiche aufgeteilt: z Grundlagen z Diagnostik z Therapie z Psychische Erkrankungen z Lebensspanne z Psychiatrische Notfälle z Forensische Psychiatrie Das zweispaltige Layout ermöglicht das rasche Auffinden von Informationen, ohne großes Umblättern und langes Suchen. Hinweise auf Gefahrensituationen und Fallstricke ! Hinweise zu praxisnaher Vorgehensweise und Besonderheiten $ Ausführliche Tabellen zu Medikamenten und Dosierungen Haben Sie Anregungen, Kritik oder Fragen zum Buch oder unserem Programm, schreiben Sie uns: www.springer.de/978-3-540-78466-1 VII Inhaltsverzeichnis > Inhaltsverzeichnis D Psychische Erkrankungen A Grundlagen 1 2 Ätiologie und Epidemiologie . . . . . . . . . 2 Psychosoziale Versorgung . . . . . . . . . . . . 7 B Diagnostik 3 4 5 6 7 Leitsymptome . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Klinische Untersuchung . . . . . . . . . . . . . 28 Testpsychologische Untersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Labor, EEG, Bildgebung . . . . . . . . . . . . . 53 Diagnose und Klassifikation . . . . . . . . . 65 C Therapie Allgemeine Psychopharmakotherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 Arzneimittelinteraktionen . . . . . . . . . . 130 9 10 Durch Medikamente ausgelöste psychische Erkrankungen . . . . . . . . . . 140 11 Psychotherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 Hirnorganische Störungen (F0) . . . . . 166 Suchtkrankheiten (F1) . . . . . . . . . . . . . . 184 Schizophrene Psychosen (F2) . . . . . . . 231 Affektive Störungen (F3) . . . . . . . . . . . 249 Angststörungen (F40, 41) . . . . . . . . . . 274 Zwangsstörungen (F42) . . . . . . . . . . . . 288 Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen (F43) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 294 Dissoziative Störungen (Konversionsstörungen) (F44) . . . . . . 304 Somatoforme Störungen (F45) . . . . . 310 Essstörungen (F50) . . . . . . . . . . . . . . . . . 322 Schlafstörungen (F51) . . . . . . . . . . . . . . 330 Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen (F6) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 343 Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) (F90) . . . . . 358 8 E Lebensspanne 25 Kinder und Jugendliche (F8, F9) . . . . 366 26 Ältere Patienten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 386 27 Psychiatrische Komorbidität somatischer Erkrankungen . . . . . . . . . 397 VIII Inhaltsverzeichnis F Psychiatrische Notfälle 28 Suizidalität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 410 29 Notfälle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 416 G Forensische Psychiatrie 30 Unterbringung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 426 31 Begutachtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 432 Anhang A1 A2 A3 A4 A5 ICD-10 – Systematischer Index . . . . . 446 Quellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . 450 Verzeichnis der Arbeitsmaterialien . . 456 Psychopharmakaverzeichnis . . . . . . . 459 Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . 466 Autorenverzeichnis > IX Autorenverzeichnis Belz, Martina, Dr. phil. Psychologische Psychotherapeutin Chemin du Pré d’Orsat 1, 1245 Collonge-Bellerive/Schweiz [email protected] Bergmann, Frank, Dr. med. Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Neurologie Vorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Nervenärzte (BVDN) Theaterplatz 17, 52062 Aachen [email protected] Bröcheler, Anno, Dr. med. Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Universitätsklinikum Aachen Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen [email protected] Caspar, Franz, Univ.-Prof. Dr. phil. Psychologischer Psychotherapeut Leiter, Klinische Psychologie und Psychotherapie Universität Bern Gesellschaftsstrasse 49, 3012 Bern/Schweiz [email protected] Freisen, Astrid, Ärztin Rheinische Kliniken Düren Fachklinik für Psychiatrie und Psychosomatik Meckerstr. 15, 52353 Düren [email protected] Frölich, Lutz, Univ.-Prof. Dr. med. Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie Leiter, Abteilung Gerontopsychiatrie Zentralinstitut für Seelische Gesundheit J5, 68159 Mannheim [email protected] Grözinger, Michael, PD Dr. med. Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie Oberarzt, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Universitätsklinikum Aachen Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen [email protected] Habel, Ute, PD Dr. rer. soc. Psychologische Psychotherapeutin, Leitende Psychologin, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Universitätsklinikum Aachen Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen [email protected] Härter, Martin, Prof. Dr. med. Dr. phil. Dipl.-Psych. Psychologischer Psychotherapeut Abt. für Psychiatrie und Psychotherapie Leiter, Sektion Klinische Epidemiologie und Versorgungsforschung Universitätsklinikum Freiburg Hauptstr. 5, 79104 Freiburg [email protected] X Autorenverzeichnis Haupt, Martin, PD Dr. med. Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie Praxisschwerpunkt Hirnleistungsstörungen im Neuro-Centrum Düsseldorf Hohenzollernstr. 5, 40211 Düsseldorf [email protected] Hettmann, Martin, Dr. med. Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Neurologie Sudermanstr. 1, 50670 Köln [email protected] Hiemke, Christoph, Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Psychiatrische Klinik und Poliklinik Leiter, Neurochemisches Labor Klinikum der Johannes GutenbergUniversität Mainz Untere Zahlbacher Str. 8, 55101 Mainz [email protected] Lange-Asschenfeldt, Christian, Dr. med. Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie Ltd. Oberarzt, Abteilung Gerontopsychiatrie Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Rheinische Kliniken Düsseldorf – Kliniken der Heinrich-Heine Universität Düsseldorf Bergische Landstr. 2, 40629 Düsseldorf [email protected] Leube, Dirk, Dr. med. Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie Oberarzt, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Universitätsklinikum Aachen Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen [email protected] Jobst, Detmar, Dr. med. Arzt für Allgemeinmedizin Rilkestr. 5, 53225 Bonn [email protected] Mann, Karl, Univ.-Prof. Dr. med. Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie Direktor, Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin Zentralinstitut für Seelische Gesundheit J5, 68159 Mannheim [email protected] Kircher, Tilo, Univ.-Prof. Dr. med. Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie Ltd. Oberarzt, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Universitätsklinikum Aachen Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen [email protected] Mathiak, Klaus, Univ.-Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Universitätsklinikum Aachen Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen [email protected] Kuth, Nicole, Prof. Dr. med. Ärztin für Allgemeinmedizin Leiterin, Lehrgebiet Allgemeinmedizin Universitätsklinikum Aachen Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen [email protected] Michel, Tanja M., Dr. med. Ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie Oberärztin, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Universitätsklinikum Aachen Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen [email protected] Autorenverzeichnis Möller, Olaf, Dr. med. Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Universitätsklinikum Aachen Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen [email protected] Neuner, Irene, Dr. med. Ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, Neurologie sowie Nervenheilkunde Oberärztin, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Universitätsklinikum Aachen Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen [email protected] Niebling, Wilhelm, Prof. Dr. med. Arzt für Allgemeinmedizin Leiter, Lehrbereich Allgemeinmedizin Universität Freiburg Elsässer Str. 2m, 79110 Freiburg [email protected] Paulzen, Michael, Dr. med. Dipl.-Kfm. Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Universitätsklinikum Aachen Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen [email protected] Schlotterbeck, Peter, Arzt Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Universitätsklinikum Aachen Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen [email protected] Schneider, Frank, Univ.-Prof. Dr. med. Dr. rer. soc. Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie Psychologischer Psychotherapeut Direktor, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Aachen Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen [email protected] XI van Treeck, Bernhard, Dr. med. Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie Ärztlicher Leiter, Kölner Lehrinstitut für Verhaltenstherapie (KLVT) Engelbertstr. 44, 50674 Köln [email protected] Vernaleken, Ingo, Dr. med. Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie Oberarzt, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Universitätsklinikum Aachen Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen [email protected] Wälte, Dieter, Prof. Dr. phil. Psychologischer Psychotherapeut Fachbereich Sozialwesen Leiter, Klinische Psychologie und Persönlichkeitspsychologie Hochschule Niederrhein Richard-Wagner-Str. 101, 41065 Mönchengladbach [email protected] Weber, Sabrina, Dipl.-Psych. cand. med. Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Universitätsklinikum Aachen Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen [email protected] Wewetzer, Christoph, Prof. Dr. med. Arzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychosomatik Chefarzt, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie der Städtischen Kliniken Köln gGmbH Florentine-Eichler-Str. 1, 51067 Köln [email protected] Wien, Sabine, Dr. med. Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Universitätsklinikum Aachen Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen [email protected] XII Autorenverzeichnis Witzko, Martin Arzt für Innere Medizin und Kardiologie Dekan-Wagner-Str. 4a, 84032 Altdorf/ Landshut [email protected] Zimmermann, Ulrich S., PD Dr. med. Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie Ltd. Oberarzt, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Technische Universität Dresden Fetscherstr. 74, 01307 Dresden [email protected] Zwanzger, Peter, PD Dr. med. Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie Oberarzt, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Universitätsklinikum Münster Albert-Schweitzer-Str. 11, 48129 Münster [email protected] XIII Abkürzungsverzeichnis > ACE AChE ACTH AD ADAS ADH ADHS ALAT AMDP AP APA APP ASAT ASS AWMF BAK BDI BGB BKS BMI BtM BtMVV BZgA CBASP CCT Abkürzungsverzeichnis Angiotensin Converting Enzyme Acetylcholinesterase Adrenokortikotropes Hormon Antidepressiva Alzheimer’s Disease Assessment Scale Antidiuretisches Hormon AufmerksamkeitsdefizitHyperaktivitätsstörung Alanin-Aminotransferase Arbeitsgemeinschaft für Methodik und Dokumentation in der Psychiatrie Antipsychotika American Psychiatric Association Ambulante psychiatrische Pflege Aspartat-Aminotransferase Acetylsalicylsäure Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften Blutalkoholkonzentration Beck-Depressions-Inventar Bürgerliches Gesetzbuch Blutkörperchensenkung Body-Mass-Index Betäubungsmittel BetäubungsmittelVerschreibungsverordnung Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy Kraniale Computertomographie CDT CERAD CFT CK COPD CRP CT CYP DD DED DemTect DGPPN DSM EEG EKG EKT EMDR EMG EOG EPS FGA FGG FSH Carbohydratdefizientes Transferrin Consortium to Establish a Registry for Alzheimer’s Disease Culture Fair Test (Grundintelligenztestskala) Kreatinkinase Chronisch obstruktive Lungenerkrankung C-reaktives Protein Computertomographie Cytochrom-P450-Enzyme Differenzialdiagnose/n Depression Executive Dysfunction Demenzdetektionstest Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders Elektroenzephalogramm Elektrokardiogramm Elektrokrampftherapie Eye-Movement Desensitization and Reprocessing Elektromyogramm Elektrookulogramm Extrapyramidal-motorische Störungen First Generation Antipsychotica Gesetz über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit Follikelstimulierendes Hormon XIV FTND GAF GAS G-BA GIT GnRH GOT GPT GT HAWIE-R HKP HWZ ICD ICF i.m. INR i.v. IV KBV KG KHK KJHG KOP KZG LH LZG MAOH MCV MDA MdE MDE Abkürzungsverzeichnis Fagerstrøm-Test for Nicotine Dependence Globales allgemeines Funktionsniveau Generalisierte Angststörung Gemeinsamer Bundesausschuss Gastrointestinaltrakt Gonadotropin-releasingHormon Glutamat-Oxalacetat-Transaminase Glutamat-Pyruvat-Transaminase Gesprächstherapie Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für Erwachsene – Revision Häusliche Krankenpflege Halbwertszeit International Classification of Diseases International Classification of Functioning, Disability and Health Intramuskulär International Normalized Ratio Intravenös Integrierte Versorgung Kassenärztliche Bundesvereinigung Körpergewicht Koronare Herzkrankheit Kinder-Jugend-Hilfe-Gesetz Klärungsorientierte Psychotherapie Kurzzeitgedächtnis Luteinisierendes Hormon Langzeitgedächtnis Monoaminoxidasehemmer Mittleres korpuskuläres Erythrozytenvolumen 3,4-Methylendioxy-N-ethylamphetamin (»Eve«) Minderung der Erwerbsfähigkeit Major Depressive Episode MDMA 3,4-Methylendioxymethamphetamin (»Ecstasy«) MMPI Minnesota Multiphasic Personality Inventory MMST Mini-Mental-Status-Test MNS Malignes neuroleptisches Syndrom MPH Methylphenidat MRT Magnetresonanztomographie MWT Mehrfachwahl-Wortschatz-Test NaSSA Noradrenerges und spezifisch serotonerges Antidepressivum NSMRI Nichtselektive MonoaminRückaufnahme-Inhibitoren NW Nebenwirkung PET Positronenemissionstomographie PIA Psychiatrische Institutsambulanzen PLMS Periodic Leg Movement in Sleep p.o. Per os PsychKG Psychisch-Kranken-Gesetz PsychThG Psychotherapeutengesetz PTBS Posttraumatische Belastungsstörung PTT Partielle Thromboplastinzeit REM Rapid Eye Movements RLS Restless-legs-Syndrom RPK Rehabilitation psychisch Kranker RR Blutdruck nach Riva-Rocci SET Schlafentzugstherapie SGA Second Generation Antipsychotica SGB Sozialgesetzbuch SIADH Syndrom der inadäquaten Sekretion des antidiuretischen Hormons SNRI Selektive NoradrenalinRückaufnahme-Inhibitoren SPECT Single-Photon-EmissionsComputertomographie SPM Standard Progressive Matrices SSNRI Selektive Serotonin- und Noradrenalin-RückaufnahmeInhibitoren Abkürzungsverzeichnis SSRI StGB StPO StVG TDM TFDD THC TIA TPHA TRH TSH TZA UAW UBG VT WHO WIE ZNS Selektive Serotonin-Rückaufnahme-Inhibitoren Strafgesetzbuch Strafprozessordnung Straßenverkehrsgesetz Therapeutisches Drugmonitoring Test zur Früherkennung von Demenz mit Depressionsabgrenzung Tetrahydrocannabinol Transitorische ischämische Attacke Treponema-pallidumHämagglutinationshemmtest Thyreotropin-releasing-Hormon Thyroidea-stimulating-Hormon Tri-/Tetrazyklische Antidepressiva Unerwünschte Arzneimittelwirkungen Unterbringungsgesetze Verhaltenstherapie Weltgesundheitsorganisation Wechsler-Intelligenztest für Erwachsene Zentralnervensystem XV A A Grundlagen 1 Ätiologie und Epidemiologie – 2 2 Psychosoziale Versorgung – 7 2 Kapitel 1 · Ätiologie und Epidemiologie Ätiologie und Epidemiologie S. Wien, F. Bergmann, W. Niebling, F. Schneider 1.1 Ursachenmodelle psychischer Erkrankungen Multifaktorielles Ursachenmodell z Psychische Erkrankungen unterliegen meist einer komplexen Ätiopathogenese mit verschiedenartigen Entstehungsbedingungen z Multifaktorielle Ursachenmodelle versuchen, der komplexen Interaktion der verschiedenen Ebenen von Körper, Psyche und Umwelt bei der Entstehung und Manifestation psychischer Erkrankungen Rechnung zu tragen ( Abb. 1.1) z Unterschiedliches Ausmaß der Beeinflussung der jeweiligen Faktoren an der Ätiopathogenese einer psychi- schen Erkrankung – sowohl interindividuell als auch bei den einzelnen Erkrankungsbildern Ätiopathogenetisch relevante Faktoren Genetik z Nachweis eines familiär gehäuften Auftretens und einer teilweisen genetischen Determination für verschiedene psychische Erkrankungen z Wahrscheinlich spielt das Zusammenwirken mehrerer Gene bei der Krankheitsentstehung eine Rolle 5 Für Schizophrenie ( Kap. 14) und für bipolar-affektive Erkrankungen ( Kap. 15) sind bereits mehrere Kandidatenregionen bekannt , Abb. 1.1. Multifaktorielles Ursachenmodell psychischer Erkrankungen. (Wien et al. 2008) 1.1 · Ursachenmodelle psychischer Erkrankungen Entwicklungspsychologie und Persönlichkeitsentwicklung z Wichtig für die Ursachenforschung z z z z psychischer Erkrankungen sind Kenntnisse früher Entwicklungsprozesse (insbesondere Ich-Entwicklung, emotionale Entwicklung und Persönlichkeitsentwicklung) Emotionale und kognitive Entwicklung können in umschriebene Phasen eingeteilt werden 5 Jede Entwicklungsphase stellt unterschiedliche Anforderungen, die z. B. bei Nichtbewältigung vulnerable Krisen auslösen können Auch traumatische Erfahrungen und Schicksalsschläge können gravierenden Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung haben Gestörtes und krankhaftes Verhalten kann die Konsequenz fehlgeleiteten Lernens sein Entscheidenden Einfluss auf das Verhalten haben auch Kognitionen wie Wahrnehmen, Denken und Vorstellen 5 Kognitive Denkmuster können einseitig, beeinflussbar und verzerrt sein, woraus sich häufig dysfunktionale Vorstellungen und Überzeugungen bilden, bis hin zur manifesten psychischen Erkrankung, wie beispielsweise bei Depressionen ( Kap. 15), Angst- und Zwangsstörungen ( Kap. 16 und 17) Körperliche Erkrankungen z Insbesondere bei organisch-psychischen Erkrankungen ( Kap. 12 und 27) ist der Einfluss körperlicher Erkrankungen auf die Entstehung psychischer Erkrankungen evident z Ursächlich besonders relevant sind zerebrale Erkrankungen (SchädelHirn-Trauma, Tumor, Enzephalitis etc.), aber auch Intoxikationen, systemische Krankheiten (Herzinsuffizienz, Niereninsuffizienz, Avitaminosen 3 1.1 etc.) sowie endokrinologische Erkrankungen 5 Störungen der Affektivität und des Antriebs gehören häufig zum Krankheitsbild endokrinologischer Erkrankungen; umgekehrt wurden auch bei bestimmten psychischen Erkrankungen (z. B. Depression) Erkrankungen im neuroendokrinologischen System gefunden Psychosoziale Stressoren z Wichtige Bedeutung für die Ätiopathogenese psychischer Erkrankungen haben Vorhandensein und Ausmaß äußerer, umweltbedingter Stressoren und innerer Konflikte z Beeinflusst wird das Ausmaß der Belastung durch das individuell zur Verfügung stehende Repertoire an angemessenen Bewältigungsstrategien (Copingstrategien) z Bewältigungsstrategien sind geprägt durch die individuelle Lern- und Entwicklungsgeschichte Funktionelle Neuroanatomie z Neuere Forschungsergebnisse zur funktionellen Neuroanatomie leisteten einen wesentlichen Beitrag zu weiterführenden Erkenntnissen in der Hirnbiologie psychischer Erkrankungen z Von zentraler Bedeutung sind insbesondere die limbischen Endhirnstrukturen im medialen Temporallappen 5 Aufgrund ihrer anatomischen Gegebenheiten stellen sie eine Verbindung im Informationsfluss zwischen Neokortex und Hirnstamm und somit zwischen höheren kognitiven Prozessen und archaischen Emotionen dar z Sowohl bei Schizophrenie ( Kap. 14) als auch bei affektiven Erkrankungen ( Kap. 15) sind hirnpathologische Befunde als Vulnerabilitätsfaktoren anzusehen 4 Kapitel 1 · Ätiologie und Epidemiologie Neurobiochemie z Störungen in Neurotransmittersystemen sind entscheidend an pathologischen Veränderungen beteiligt, die letztlich zu psychischen Krankheitssymptomen führen z Vor dem Hintergrund neuerer wissenschaftlicher Erkenntnisse sind Monotransmitterhypothesen nicht mehr haltbar und von komplexeren Gleichgewichtstheorien abgelöst worden, bei denen komplexe Interaktionen der verschiedensten Neurotransmitter in bestimmten Hirnregionen im Vordergrund stehen z Derzeit stehen v. a. intrazelluläre Signaltransduktionsmechanismen im Forschungsmittelpunkt z Alle anderen oben aufgeführten ätiopathogenetischen Faktoren haben in unterschiedlichem Ausmaß Einfluss auf die biochemischen Vorgänge im Gehirn biologische Stressoren) wird eine »Erkrankungsschwelle« überschritten, und die psychische Erkrankung tritt klinisch in Erscheinung 5 Je nach Höhe des Vulnerabilitätsanteils: unterschiedliches Ausmaß an Stresstoleranz bis zum Auftreten einer psychischen Erkrankung ( Abb. 1.2) z Die Vulnerabilität ist nicht notwendigerweise zeitstabil z Protektive Faktoren nehmen sowohl auf die Erstmanifestation als auch auf den Verlauf von psychischen Erkrankungen Einfluss ( Abb. 1.3) 5 Protektive Faktoren: z. B. positive Umgebungsfaktoren und erfolgreiche Bewältigungsstrategien (Copingstrategien) wie Problemlösefähigkeit und soziale Kompetenz Tusftt Tusftt Vulnerabilität: Subklinisch angeborene und/oder erworbene Krankheitsdisposition (Erkrankungswahrscheinlichkeit), die ihrerseits multifaktoriell bedingt ist. Hftvoe Wvmofsbcjmjuåu Störungen entwickelt, hat heute aber allgemeine Bedeutung für die Ätiopathogenese psychischer Erkrankungen z Bei Krankheitsmanifestation und -verlauf werden Vulnerabilität und Stress als zentrale komplementäre ätiopathogenetische Faktoren angesehen Wvmofsbcjmjuåu z Wurde zunächst für schizophrene Tusftt Qtzdijtdi!lsbol Vulnerabilitäts-Stress-Modell Qfst/ C Qfst/ D z Die Vulnerabilität tritt interindividuell und möglicherweise auch intraindividuell in variierender Ausprägung auf und liegt als »latente Störung« vor z Durch der Vulnerabilität hinzutretende Stressoren (belastende Ereignisse, Konflikte im sozialen Umfeld, Qfst/ B Abb. 1.2. Vulnerabilitäts-Stress-Modell. (Wien et al. 2008, mod. nach Pitschel-Walz et al. 2003) 1.2 5 1.2 · Häufigkeit psychischer Erkrankungen Stress Psychische Erkrankung Frühsymptome Vulnerabilität Protektive Faktoren Abb. 1.3. Vulnerabilitäts-Stress-Coping-Modell. (Wien et al. 2008, mod. nach Gaebel 2003) Soziales Netz Copingstrategien Psychotische Störung Drogenabhängigkeit Alkoholabhängigkeit Zwangsstörung Essstörung Bipolare Störungen Dysthymie Depression Phobien Generalisierte Angststörung Panikstörung Somatoforme Störungen 0% 2% 4% 6% 8% 10% 12% 14% Abb. 1.4. 12-Monats-Prävalenzen für ausgewählte psychische Erkrankungen in Deutschland, Diagnosen nach DSM-IV (n=4181; 18- bis 65-Jährige). (Nach Wittchen u. Jacobi 2001) 1.2 Häufigkeit psychischer Erkrankungen z Lebenszeitprävalenz einer psychischen Erkrankung nach ICD-10: ca. 43% z Frauen sind mit ca. 49% deutlich häufiger von einer psychischen Erkran- kung betroffen als Männer (ca. 37%) (mit Ausnahme der Suchterkrankungen Kap. 13) z 12-Monats-Prävalenz psychischer Erkrankungen: ca. 31% 5 Psychische Erkrankungen mit der höchsten 12-Monats-Prävalenz ( Abb. 1.4):