Birgit Bayer Nützliches und Heilsames für jeden Tag Weber AG Verlag Birgit Bayer Ein Sommer auf der Alp Nützliches und Heilsames für jeden Tag «Gewidmet allen Bergbauern, die mit ihrer aufwändigen und traditionsreichen Arbeit die Schweizer Bergwelt bereichern.» Ein Sommer auf der Alp | Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde im vorliegenden Werk die männliche Schreibweise verwendet. Wir weisen an dieser Stelle ausdrücklich darauf hin, dass unter dem Begriff «Älpler» auch «Älplerinnen» gemeint sind. Impressum ISBN 978-3-909532-80-3 Verlag, Konzept und Realisation, Copyright Weber AG Verlag Gwattstrasse 125 CH-3645 Thun / Gwatt www.weberverlag.ch Autorin Birgit Bayer, CH-3766 Boltigen Lektorat Madeleine Hadorn, CH-4900 Langenthal Korrektorat Heinz Zürcher, CH-3612 Steffisburg Auflage 3000 Exemplare Sommer 2011 6 Vorwort 9 Kapitel I Impfempfehlungen auf der Alp 13 16 22 Wundstarrkrampf Zeckenenzephalitis Tollwut 27 Kapitel II Gefahrenquellen und deren Prävention auf der Alp 28 30 31 37 Unfälle auf einem Alpbetrieb Notfallnummern Mögliche Verletzungsarten und deren Vorkommen Mögliche Gefahrenquellen 41 Kapitel III Erste Hilfe bei Unfällen und Verletzungen auf der Alp 42 45 47 48 49 51 53 54 56 57 62 63 66 Verbrennungen Verbrühungsverletzungen Wundverletzungen Schnittwunden Schürfwunden Quetschwunden Risswunden Knochenbrüche Prellungen und Verstauchungen Vergiftungen und Rauschzustände Alkoholvergiftung Stromverletzungen Sehnenscheidenentzündungen Ein Sommer auf der Alp | Birgit Bayer Ein Sommer auf der Alp | Inhaltsverzeichnis Kapitel VIII 68 70 71 71 72 74 74 75 Blasen an den Fersen oder an den Handinnenflächen Nasenbluten Splitterverletzungen an der Haut Splitterverletzungen am Auge Krankheiten bei der Tierhaltung – Kälberflechte Allergisch bedingte Erkrankungen Verätzungen der Haut Verätzungen des Auges 77 Kapitel IV Gifttiere auf der Alp 78 81 Schlangen Insekten 85 Kapitel V Nützliche Sömmerungsapotheke für einen Alpbetrieb 86 88 Sömmerungsapotheke Checkliste – nützliche Medikamente Kapitel VI 91 Gewusst wie 92 95 96 98 102 Rückenbeschwerden / Hebe richtig – trage richtig Müdigkeit und Erschöpfung Quarkwickel Richtiges Verhalten bei einer Helikopterlandung Konflikte im Älplerteam 115 Auf der Alp mit Kindern 117 Präventive Massnahmen Kapitel IX 123 Ernährung auf der Alp 126 Ernährungspyramide 127 Kräuter Kapitel X 129 Tiergesundheit auf der Alp 131 131 132 133 133 Jungvieh an die Weide gewöhnen Widerstandsfähige Klauen Euterentzündungen und Klauenerkrankungen Weideglocken beim Jungvieh Tiertransporte auf den Sömmerungsbetrieb Kapitel XI 135 Lebensrettende Massnahmen auf der Alp 136 137 137 138 139 Rettungskette Notruf Stabile Seitenlage Schock Herz-Lungen-Wiederbelebung 142 Nachwort 143 Quellen / Literatur / Fotonachweis Kapitel VII 105 Homöopathie auf der Alp 108 Homöopathie 112 Bachblüten 144 Notizen Ein Sommer auf der Alp | Birgit Bayer Ein Sommer auf der Alp | Vorwort Vorwort Der Gedanke, mich mit dem Thema «Gesundheit und Sicherheit auf der Alp» auseinanderzusetzen, entwickelte sich nach meinen Alpsommern auf der Unteren Walalp sowie auf der Alp Bohnenboden. Beide Alpen liegen im idyllischen Berner Oberland. So schön die Landschaft ist, so rechtschaffen und arbeitsam die Menschen und so ursprünglich die Arbeiten dort sind, so riskant und verzwickt sind die Situationen, in denen man sich gefährliche Verletzungen zufügen kann. Durch meine Arbeit als Krankenschwester erlebe ich immer wieder, wie es Menschen ergeht, die mit schweren Verletzungen, als Folge von Unkenntnis und Unachtsamkeit, in den Spitälern versorgt werden müssen. Es entstanden nachhaltige Eindrücke und insbesondere die bestehenden Gefahrenquellen auf einem Alpbetrieb beschäftigten mich so, dass ich mich in der folgenden Zeit immer zielgerichteter mit der Thematik befasste. Ich führte zahlreiche Gespräche mit erfahrenen Älplern im Simmental und Diemtigtal, recherchierte bestehende Unfallstatistiken und Ratgeber. Die Gelegenheit, speziell auf das Thema «Gesundheitsprävention für Alpsommerung» näher einzugehen, bot sich mir schliesslich während meiner Weiterbildung «Pflege, Gesundheitsförderung und Prävention» am Berner Bildungszentrum Pflege. Innerhalb zweier Studienjahre beobachtete ich alles rund um die Gesundheit, mit besonderem Blick auf die Älpler, die ich im Zuge meiner Abschlussarbeit auch befragen konnte. Das vorliegende Buch basiert auf den Ergebnissen dieser Befragungen und auf meinen Untersuchungen und soll durch die Darstellungen und Informationen ein guter Ratgeber sein. Das Buch wird hoffentlich dazu beitragen, dass ein Alpsommer ein unvergessliches Erlebnis wird – ungetrübt von möglichen Beschädigungen von Leib und Seele. In diesem Sinne auf einen gesunden und unfallfreien Alpsommer! Birgit Bayer 6 7 Ein Sommer auf der Alp | Birgit Bayer Impfempfehlungen | Kapitel I Kapitel I Impfempfehlungen auf der Alp Impfungen sind die wirksamsten vorbeugenden Massnahmen der Medizin. Die heute eingesetzten Impfstoffe sind gut verträglich. Sie verfolgen das Ziel, die Geimpften vor einer ansteckenden Krankheit zu schützen. Generell besteht in der Schweiz keine Impfpflicht. Alle können selbst entscheiden, ob sie sich oder ihr Kind impfen lassen. Ein breit angelegtes Impfprogramm gegen gefährliche Krankheiten wie Diphtherie oder Tuberkulose führte in Westeuropa zu einer Ausrottung. Kommt es jedoch zu einer Impfmüdigkeit in der Bevölkerung, so können sich als Folge solche Krankheiten wieder schnell ausbreiten. 8 9 Ein Sommer auf der Alp | Birgit Bayer Aktive Impfung Einen langfristigen Impfschutz gibt dem Patienten die aktive Impfung. Hier werden abgeschwächte oder abgetötete Erreger gespritzt, die dem Körper eine tatsächliche Infektion vortäuschen. Daraufhin mobilisiert der Körper seine Abwehrkräfte und bildet Antikörper gegen den vermeintlichen Erreger. Sogenannte Gedächtniszellen bildet ausserdem der Körper. Diese merken sich den Erregertyp, so dass sie bei einer wirklichen Infektion sofort die Bildung der passenden Antikörper anregen können. Mehrmals in bestimmten Zeitabständen muss die aktive Impfung verabreicht werden. Den kompletten Impfschutz erreicht man erst nach allen Teilimpfungen, denn erst dann ist der Körper gegen die Krankheitserreger immunisiert. Meist alle zehn Jahre werden bei Erwachsenen die langfristigen Impfungen durchgeführt, die Abwehrkräfte werden dadurch in Erinnerung gerufen. Passive Impfung Einen sofortigen Impfschutz bewirkt die passive Impfung. Hier werden Konzentrate aus Antikörpern bei Menschen gespritzt, die diese Krankheit schon hatten und überstanden haben. Gegen den Erreger bietet diese Impfung einen maximal dreimonatigen Schutz. Ist der Körper bereits mit einem Krankheitserreger infiziert und die langfristige Impfung kann nicht schnell genug wirken, wird stets die passive Impfung verabreicht. 10 Impfempfehlungen | Kapitel I Impfkalender Die Grundimmunisierung der Bevölkerung findet vor allem im Kleinkind- und Kindesalter statt. Aber auch bei der erwachsenen Bevölkerung spielt das Impfen eine wichtige Rolle. Das gilt nicht nur für Reiseimpfungen. Auch im Bereich der Vorbeugung beispielsweise von Grippe und Lungenentzündung ist das Impfen wichtig und kann schwerwiegende Erkrankungen verhindern helfen. Verabreichungsformen Verschiedene Impfstoff-Verabreichungsformen kommen bei Impfungen zum Einsatz. Die am meisten angewandte Verabreichungsform ist die Injektion. Hier gelangt der Impfstoff per Spritze in die Haut, unter die Haut oder in den Muskel. Auch über den Mund ist eine Impfung möglich. Diese wird Schluckimpfung genannt. Von einer nasalen Impfung spricht man, wenn der Impfstoff über die Nase verabreicht wird. Impfen schützt 1 Impfungen sind das wirksamste Mittel, sich und sein Kind vor schweren Krankheiten wie Diphtherie, Starrkrampf, Keuchhusten, Kinderlähmung, Hirnhautentzündung, Masern zu schützen und so gefährliche Auswirkungen verschiedener Infektionskrankheiten zu verhindern. Während einerseits neue, laufend bessere Impfstoffe entwickelt werden, nimmt dank deren Erfolgen andererseits die Angst vor impfverhütbaren Krankheiten ab. Die daraus resultierende Vergesslichkeit oder gar Ablehnung gegenüber Impfungen kann für die Bevölkerung schlimme Folgen haben. 11 Ein Sommer auf der Alp | Birgit Bayer Keine Angst vor Impfungen Impfungen ahmen eine natürliche Infektion nach, deren Reaktionen in der Regel mild und fast frei von äusseren Zeichen und Komplikationen sind. Keine Impfung ist ganz ohne Risiko, aber die Gefahren sind viel geringer als bei einer natürlichen Erkrankung. Impfungen wurden bereits bei Millionen von Kindern und Erwachsenen mit grossem Erfolg angewendet! Unerwünschte Nebenwirkungen Impfstoffe sind in der Regel gut verträglich. Wie bei allen Medikamenten werden jedoch auch bei Impfungen Nebenwirkungen festgestellt. Die meisten Nebenwirkungen – etwa eine Schwellung, Rötung oder Verhärtung an der Einstichstelle – sind vorübergehend und verschwinden innerhalb weniger Tage. Schwere Nebenwirkungen oder bleibende Schäden sind extrem selten. Falls schwere Nebenwirkungen auftreten, besteht von Gesetzes wegen die Verpflichtung, diese den Behörden zu melden. Merke Auch auf der Alp sollte das Impfbuch mitgeführt werden. Denn bei einem Notfall ist der Arzt um Informationen daraus dankbar. Bei den Impfempfehlungen müssen die verschiedensten Impfeinstellungen, Ansichten und Sichtweisen des einzelnen Menschen berücksichtigt werden. Bitte überprüfen Sie rechtzeitig, das heisst schon Monate vor der Sömmerung, Ihren Impfstatus beim Hausarzt! Impfempfehlungen | Kapitel I Empfehlung zur Impfung gegen Tetanus (Wundstarrkrampf) Tetanus, umgangssprachlich auch als Wundstarrkrampf bekannt, ist eine akut häufig tödlich verlaufende Infektionskrankheit. Die krampfartige Starre der Muskulatur ist bei der Tetanuserkrankung besonders auffällig! Daher kommt auch der Name Wundstarrkrampf. Die typische Muskelstarre bei Tetanus beginnt im Gesicht und breitet sich später auf den ganzen Körper aus. Wegen der Gefährlichkeit dieser Erkrankung sind vorbeugende Massnahmen (Präventionen) von grösster Wichtigkeit. Neben der korrekten chirurgischen Wundbehandlung ist die Tetanusimpfung von herausragender Bedeutung. Zur Tetanusprophylaxe gibt es sowohl einen aktiven als auch einen passiven Impfstoff. Um einen sofortigen und langfristigen Impfschutz zu erreichen, werden diese Impfstoffe in verschiedenen Kombinationen und zeitlichen Abständen verabreicht. Grundimmunisierung Diese besteht bei Tetanus aus drei aktiven Impfungen innerhalb eines Jahres. Die erste Tetanusimpfung erfolgt im dritten Lebensmonat. Merke Zeitlicher Abstand der drei Impfungen bei der Grundimmunisierung: 1. Impfung: Zum Wahlzeitpunkt 2. Impfung: 4–8 Wochen später 3. Impfung: 4–12 Monate nach der 2. Impfung 4. Impfung: 5–10 Jahre nach der 3. Impfung (Auffrischimpfung) 12 13