Hypnotherapie - poetter

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Quelle: Wikipedia
http://de.m.wikipedia.org/w/index.php?title=Hypnotherapie
Hypnotherapie
Hypnotherapie, begrifflich zusammengesetzt aus „Hypnose“ und „Therapie“, ist eine Richtung der
Psychotherapie.
In der Regel wird im therapeutischen Kontext zwischen der Hypnose und der eigentlichen
therapeutischen Arbeit unterschieden. So kann die Trance durch verschiedene Verfahren induziert
werden; im therapeutischen Teil kann rein hypnotherapeutisch gearbeitet werden, es können aber
auch Elemente aus anderen psychotherapeutischen Verfahren einfließen.
Charakteristisch, aber nicht notwendig ist der Einsatz von Suggestion und die Einleitung und
Nutzung eines veränderten Bewusstseinszustandes. Dieser Bewusstseinszustand wird Trance
genannt.
Mit Hypnotherapie werden heute Therapieformen zusammengefasst, die das vorhandene Wissen
über die Wirkung von Trance und Suggestionen therapeutisch nutzen. Um Heilungs-, Such- und
Lernprozesse zu fördern, wird entweder Hypnose im mehr formalen Sinn praktiziert (z. B. die Augen
auf einen Punkt richten und auf die Stimme des Hypnotiseurs hören), oder es werden alltägliche
Tranceprozesse für die therapeutische Arbeit genutzt, etwa wenn eine Geschichte vorgelesen,
gemalt oder gespielt wird. Daneben kann Hypnotherapie auch als Selbsthypnosetraining bzw.
Erlernen von Entspannungsübungen gestaltet werden.
Der Umfang der Therapie beschränkt sich oft auf wenige Sitzungen. Die Behandlung geschieht
auftragsorientiert: Der Therapeut ermittelt mit den Klienten Ziele, die in der weiteren Beratung
verfolgt und deren Erreichen am Ende überprüft werden. Voraussetzung für eine gelingende
Therapie ist der Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung für das Verfolgen der gemeinsam
gesetzten Ziele. Dazu ist eine Begegnung „auf gleicher Augenhöhe“, also ein möglichst geringes
„Machtgefälle“ zwischen Therapeut und Klient erwünscht.
Die Hypnotherapie wurde vom Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie im Jahr 2006 als
wissenschaftliche Psychotherapiemethode im Sinne des § 11 Psychotherapeutengesetzes für
Erwachsene in bestimmten Anwendungsbereichen anerkannt.
Hypnotherapie nach Erickson
Die moderne Hypnotherapie wurde stark durch Milton H. Erickson geprägt. Bei der Hypnose nach
Erickson handelt es sich um eine kommunikative Kooperation von Therapeut und Klient, wobei der
Hypnotherapeut dem Klienten hilft, in eine hypnotische Trance zu gelangen und diesen Zustand für die
Veränderungsarbeit zu nutzen. In diesem Zustand steht die vom Bewusstsein des Klienten ausgeübte
Kontrolle mehr im Hintergrund, dadurch treten unbewusste Prozesse dann stärker in den Vordergrund
der Aufmerksamkeit. Milton Erickson hatte dabei ein anderes Verständnis vom Unbewussten überhaupt,
als es bis dahin in der Psychotherapie üblich war. Er glaubte, dass das Unbewusste ein Quell an
Ressourcen und Kreativität birgt, und nicht im Freudschen Sinn der Sitz des Abgelehnten und
Verdrängten sei. Er sah eher im Bewusstsein einen Störfaktor für Persönlichkeitsveränderungen. Er
versuchte mit Tranceinduktionen den analytischen Verstand abzulenken, um dem Unbewussten Raum
zu geben für kreative Veränderungen des Klienten. Der Hypnotherapeut nutzt hierfür Metaphern,
Sprachbilder, Analogien und Wortspiele, um bei dem Klienten in Trance neue Ideen und
Lösungsmöglichkeiten für seine Probleme anzuregen. Die Kontrolle darüber, welche dieser Ideen er
annimmt und wie er sie nutzt, bleibt dabei vollkommen beim Klienten. In den späten Lebensjahren von
Milton Erickson hat dieser keine klassischen Tranceinduktionen mehr angewendet. Er war ein Meister
der Sprache, der durch Geschichten und Metaphern natürliche Trancezustände anregte und nutzte.
Ericksons sprachliche Fähigkeiten haben viele seiner Schüler fasziniert. Ernest Rossi sowie Richard
Bandler und John Grinder haben versucht, die hypnotischen Sprachmuster in ihren Büchern explizit
lehrbar zu machen.[1] (http://www.nlp-ausbildung.de/nlp-coaching/milton_modell.htm) Die Wirksamkeit
der „Erickson’schen Hypnotherapie“ ist seit vielen Jahrzehnten erprobt und erwiesen. Bedeutende
amerikanische Vertreter der Erickson’schen Hypnotherapie sind Jeff Zeig, Ernest Rossi, Jay Haley und
Stephen Gilligan (siehe Milton Erickson Foundation (http://www.erickson-foundation.org/) ). Heute wird
allerdings nur der indirekte Ansatz von Milton H. Erickson anerkannt, während das restliche Spektrum
der von ihm eingesetzten Techniken weitgehend ignoriert wird.
Andere Meditations-Techniken wie z. B. Mantra-Meditation oder Vocal meditation führen ebenfalls zu
Trance und können von einem geschulten Therapeuten im Sinne von Erickson hypnotherapeutisch
genutzt werden; man kann dann von „therapeutischer Meditation“ sprechen. Auch uralte Rituale wie der
Tempelschlaf dienten letztlich gleichermaßen spirituellen und therapeutischen Zielen.
Indikation
Es wurde versucht, die Wirksamkeit von Hypnotherapie in Studien zu belegen. Nur einige wurden vom
Beirat Psychotherapie anerkannt. Die folgende Tabelle [1] orientiert sich an den im ICD-10 gelisteten
Störungen. Bei den in der mittleren Spalte genannten Störungen ist die Anwendung empirisch gut
bewährt. In den in der rechten Spalte gelisteten Fällen ist die Anwendung vielversprechend, aber –
bisher – ohne ausreichenden empirischen Beleg.
Kategorien nach ICD-10
Affektive Störungen (F3)
Angststörungen (F40, 41, 42)
Belastungsstörungen (F43)
Störungsbereiche mit
empirisch belegter
Wirksamkeit
Depression, Hypomanie
Phobien
akute Belastung,
posttraumatische Belastung,
Anpassungsstörung
Weitere indizierte
Störungsbereiche
Panikattacken, Zwang
-
autonome Funktionsstörungen,
Dissoziative, Konversions-,
Konversionen, Hypnochondrie,
somatoforme Schmerzen,
Somatoforme Störungen (F44,
Dissoziative Identitätsstörung,
Reizdarm,
Fibromyalgie,
u.
a.
45, 48)
Amnesie, Fugue, Stupor
Essattacken, Körperbild bei
Essstörungen (F50)
Bulimie, Anorexie
Essstörungen
Andere
Schlafstörungen, sexuelle
Verhaltensauffälligkeiten mit
Störungen
körperlichen Störungen
(F51,52, 21)
Operationsschmerz,
Psychische und soziale
Geburtsschmerz,
Tinnitus
Faktoren bei somatischen
Krebsschmerz, Migräne, u. a.
Krankheiten (F54)
Abnorme Gewohnheiten,
Persönlichkeitsstörungen
Störung der sexuellen
(F60) Verhaltensstörungen
Identität und der sexuellen
(F63–69)
Präferenz, strukturelle
Frühstörungen
Abhängigkeit und
Alkoholismus, Missbrauch von
Nikotinabhängigkeit
Substanzmissbrauch (F1, 55)
psychotropen Drogen
Schizophrenie und wahnhafte Schizophrenie ohne
Störungen (F29)
Intelligenzminderung
Lähmung nach Insult, Infarkt,
Hirnorganische Störungen
bei MS
Zusätzlich
Adipositas
Schmerzkontrolle, Enuresis,
Tics, Aufmerksamkeitsstörungen,
Kinder und Jugendliche
Übelkeit und Erbrechen bei
Störungen des Sozialverhaltens
Krebs
Kontraindikation
Absolute Kontraindikation besteht meist bei einer akuten Psychose, psychotischen Zuständen (Manie,
schizophrener Schub) und bei paranoiden Vorstellungen. Da eine grundsätzliche Therapiemotivation
notwendig ist, können antisoziale Persönlichkeitsstörungen durch Hypnose kaum beeinflusst werden.
Relative Kontraindikation liegt meist dann vor, wenn Rapportverlust während der Hypnose droht, wie bei
schweren Borderline- und narzisstischen Störungen. Ursächlich ist die veränderte Realitätsorientierung
in der hypnotischen Trance, die nur dann genutzt werden kann, wenn der Rapport aufrechterhalten
bleibt.
Die Anwendung bei histrionischer Persönlichkeitsstörung ist umstritten. Einerseits ist zwar meist eine
hohe Suggestibilität bei den Patienten vorhanden, andererseits jedoch wird die Gefahr des
„Ausagierens“ vermutet.
Keine direkte Kontraindikation besteht bei traumatisierten Personen, jedoch ist in diesen Fällen ein
hohes Maß an Einfühlungsvermögen erforderlich. Insbesondere bei Missbrauchsopfern kann die
Situation der Hypnose mit der meist stark asymmetrischen Rollenverteilung das Gefühl der Ohnmacht
des Patienten wecken, das gerade therapeutisch bearbeitet wird. Aufgrund der Problematik von
Fehlerinnerungen (sog. Pseudoerinnerung) kann es sein, dass die wiedergewonnenen Erinnerungen mit
den realen Kindheitserlebnissen nicht übereinstimmen und unter Umständen als Beweis vor Gericht
nicht anerkannt werden können.
Anerkennung als Psychotherapie
Die Anerkennung als wissenschaftliche Psychotherapiemethode[2] im Sinne des § 11 des deutschen
Psychotherapeutengesetzes erstreckt sich auf folgende Anwendungsbereiche und kann damit auf
Antrag von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden:
¦ Für Erwachsene: Psychische und soziale Faktoren bei somatischen Krankheiten sowie
Abhängigkeit und Missbrauch (Raucherentwöhnung und Methadonentzug).
¦ Bei Kindern und Jugendlichen gibt es bislang keinen Anwendungsbereich, in dem sie
wissenschaftlich in diesem Sinne anerkannt ist. Die kurzfristige Wirksamkeit der Hypnotherapie bei
Kindern und Jugendlichen zur besseren Bewältigung von Chemotherapien bei Krebserkrankungen
und weiteren belastenden medizinischen Interventionen ist jedoch belegt.
Weiterhin wird sie nicht als Verfahren für die vertiefte Ausbildung zum psychologischen
Psychotherapeuten und zum Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten gemäß § 1 Abs. 1 der
Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für Psychologische Psychotherapeuten empfohlen.
Kritik
Eine Vielzahl experimenteller und klinischer Studien konnte zeigen, dass unter Hypnose erlangte
tatsächliche Erinnerungen nicht sicher von im hypnotischen Prozess erzeugten Pseudoerinnerungen
unterschieden werden können. Viele Fachleute glauben, dass eine solche Unterscheidung grundsätzlich
unmöglich ist; ihnen erscheinen die durch hypnotische oder hypnoseähnliche Verfahren gewonnenen
Erlebnisberichte deshalb hinsichtlich ihres Realitätsgehaltes generell fragwürdig.
Literatur
¦ Bongartz W., Bongartz B.: Hypnosetherapie. Hogrefe-Verlag, Göttingen 2000, ISBN 3-8017-13210
¦ Gilligan S.G.: Therapeutische Trance. Carl-Auer-Verlag, Heidelberg 2005, ISBN 3-927809-05-5
¦ Langen, Dietrich, Die gestufte Aktivhypnose, Eine Anleitung zur Methodik und Klinik, Georg
Thieme Verlag Stuttgart 1979, ISBN 3-13-368805-7
¦ Milzner, Georg: Die Poesie der Psychosen. Zur Hypnotherapie des Verrücktseins. PsychiatrieVerlag, Bonn 2001, ISBN 978-3-88414-270-7
¦ Peter, B.: Einführung in die Hypnotherapie. Carl-Auer-Verlag, Heidelberg 2007, ISBN 3-89670-467
-2
¦ Revenstorf D., Peter B.: Hypnose in Psychotherapie, Psychosomatik und Medizin. SpringerVerlag, Berlin 2001, ISBN 3-540-67480-2
¦ Revenstorf et al.: Expertise zur wissenschaftlichen Evidenz der Hypnotherapie 2003. Expertise für
den Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie. Online verfügbar (http://homepages.unituebingen.de/revenstorf)
¦ Schmidt G.: Einführung in die hypnosystemische Therapie und Beratung. Carl-Auer-Verlag,
Heidelberg 2005, ISBN 3-89670-470-2
¦ Walker, Wolfgang: Abenteuer Kommunikation – Bateson, Perls, Satir, Erickson und die Anfänge
des Neurolinguistischen Programmierens. Stuttgart: Klett-Cotta, 1996. ISBN 3-608-91976-7
Quellen
1. Revenstorf et al.: Expertise zur wissenschaftlichen Evidenz der Hypnotherapie 2003. Expertise für
den Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie. S. 31, Publikation herunterladen (http://www.meghypnose.de/uploads/media/expertise.pdf)
2. Wissenschaftlicher Beirat Psychotherapie: Gutachten zur wissenschaftlichen Anerkennung der
Hypnotherapie (http://www.wbpsychotherapie.de/page.asp?his=0.1.17.61.62&all=true)
Siehe auch
¦ Hypnoanalyse, Katathymes Bilderleben
¦ Psychotherapie, Humanistische Psychologie
¦ Lösungsorientierter Ansatz
¦ Reparenting
Weblinks
Commons: Hypnotherapie (//commons.wikimedia.org/wiki/Category:Hypnotherapy?
uselang=de) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
¦ Berufsverband Deutscher Hypnosetherapeuten (BDHT)- mit Therapeutenliste
(http://www.hypnoseverband.com/)
¦ Deutsche Gesellschaft für Ärztliche Hypnose und Autogenes Training (DGAEHAT) – mit Liste
ärztlicher Hypnosetherapeuten (http://www.dgaehat.de/)
¦ Deutsche Gesellschaft für Hypnose e. V. (DGH) (http://www.dgh-hypnose.de/)
¦ Deutsche Gesellschaft für Autosystemhypnose e. V. (http://www.dgshypnose.de/)
¦ Kollegiales Hypnotherapeuten-Netzwerk – mit Therapeutenliste (http://www.netzwerkhypnotherapie.de/)
¦ Milton Erickson Gesellschaft für Klinische Hypnose e. V. – mit Hypnotherapeutenliste
(http://www.meg-hypnose.de/)
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