Stochastische Geometrie und ihre Anwendungen Thema 4: Punktprozessmodelle Martin Weinberger | 02. November 2009 | Uni Ulm Seite 2 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | Überblick Einführung Fundamentale Operationen Cox-Prozesse Neyman-Scott Prozesse Hard-Core Prozesse 02. November 2009 Seite 3 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | Überblick Einführung Fundamentale Operationen Cox-Prozesse Neyman-Scott Prozesse Hard-Core Prozesse 02. November 2009 Seite 4 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | 02. November 2009 Einführung Φb : Basis-Punktprozess (auch Vater-Prozess) in Rd Φ : Modellierter Punktprozess in Rd Λ : Intensitätsmaß des Punktprozesses λ : Intensität (falls Φ stationär) λ(x) : Intensitätsfunktion (falls Φ nicht stationär) Seite 5 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | Überblick Einführung Fundamentale Operationen Cox-Prozesse Neyman-Scott Prozesse Hard-Core Prozesse 02. November 2009 Seite 6 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | 02. November 2009 Einführung I Ausgangspunkt: Es wurde ein (Basis-)Punktprozess erzeugt I Ziel: darauf neue Prozesse generieren Seite 7 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | 02. November 2009 Einführung I Ausgangspunkt: Es wurde ein (Basis-)Punktprozess erzeugt I Ziel: darauf neue Prozesse generieren Seite 8 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | Fundamentale Operationen I Ausdünnung (thinning) I Clustering I Überlagerung (superposition) I Komprimieren (pressing) 02. November 2009 Seite 9 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | Fundamentale Operationen I Ausdünnung (thinning) I Clustering I Überlagerung (superposition) I Komprimieren (pressing) 02. November 2009 Seite 10 Punktprozessmodelle | Ausdünnung Stochastik Seminar - Martin Weinberger | 02. November 2009 Seite 11 Punktprozessmodelle | Ausdünnung Stochastik Seminar - Martin Weinberger | 02. November 2009 Seite 12 Punktprozessmodelle | Ausdünnung Stochastik Seminar - Martin Weinberger | 02. November 2009 Seite 13 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | 02. November 2009 Ausdünnung I Punkte des Basisprozesses Φb werden nach gewissen Regeln ausgedünnt, so dass gilt: Φ ⊂ Φb I einfachste Variante: p-Ausdünnung I I I Jeder Punkt wird mit Wahrscheinlichkeit 1 − p (bzw. 1 − p(x)) ’gelöscht’ p kann von x abhängen und auch selbst zufällig sein Unabhängige Ausdünnung (da keine ’Interaktionen’ zwischen den Punkten) Seite 14 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | 02. November 2009 Ausdünnung I Punkte des Basisprozesses Φb werden nach gewissen Regeln ausgedünnt, so dass gilt: Φ ⊂ Φb I einfachste Variante: p-Ausdünnung I I I Jeder Punkt wird mit Wahrscheinlichkeit 1 − p (bzw. 1 − p(x)) ’gelöscht’ p kann von x abhängen und auch selbst zufällig sein Unabhängige Ausdünnung (da keine ’Interaktionen’ zwischen den Punkten) Seite 15 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | 02. November 2009 Ausdünnung I p(x)-Ausdünnung: I I I R Intensitätsmaß: Λ(Y ) = Y p(x)Λb (dx) erzeugendes Funktional: G(v ) = Gb (vp ) ( mit vp (x) = v (x)p(x) + 1 − p(x) ) Abhängige Ausdünnung I z.B. Ausdünnung abhängig von der Distanz zum nächsten Nachbarn → Matérn-Hardcore-Prozess Seite 16 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | 02. November 2009 Ausdünnung I p(x)-Ausdünnung: I I I R Intensitätsmaß: Λ(Y ) = Y p(x)Λb (dx) erzeugendes Funktional: G(v ) = Gb (vp ) ( mit vp (x) = v (x)p(x) + 1 − p(x) ) Abhängige Ausdünnung I z.B. Ausdünnung abhängig von der Distanz zum nächsten Nachbarn → Matérn-Hardcore-Prozess Seite 17 Punktprozessmodelle | Clustering Stochastik Seminar - Martin Weinberger | 02. November 2009 Seite 18 Punktprozessmodelle | Clustering Stochastik Seminar - Martin Weinberger | 02. November 2009 Seite 19 Punktprozessmodelle | Clustering Stochastik Seminar - Martin Weinberger | 02. November 2009 Seite 20 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | 02. November 2009 Clustering I Idee: Auf Mutterprozess Φb wird nach einem stoch. Mechanismus einen Nachkommen-Prozess Φ erzeugt I Jeder ursprüngliche Punkt x wird zu einem ’Cluster’ von N x Punkten I Es wird angenommen, dass die Punkte verschiedener Cluster disjunkt sind: N x ∩ N y = ∅ für x 6= y , x, y ∈ Φb Definition Der gesamte Prozess kann dargestellt werden: S wie folgt x Φ = x∈Φb N Seite 21 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | 02. November 2009 Clustering I Idee: Auf Mutterprozess Φb wird nach einem stoch. Mechanismus einen Nachkommen-Prozess Φ erzeugt I Jeder ursprüngliche Punkt x wird zu einem ’Cluster’ von N x Punkten I Es wird angenommen, dass die Punkte verschiedener Cluster disjunkt sind: N x ∩ N y = ∅ für x 6= y , x, y ∈ Φb Definition Der gesamte Prozess kann dargestellt werden: S wie folgt x Φ = x∈Φb N Seite 22 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | 02. November 2009 Clustering I Jedes Cluster ist für sich selbst ein Punktprozess mit nur endlich vielen Punkten I Ausdünnung kann als Spezialfall von Clustering gesehen werden I viele Naturphänomene kann man durch Clustering modellieren I wichtiger Cluster-Prozess: Neyman-Scott-Prozess Seite 23 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | 02. November 2009 Clustering - Beispiel I Beispiel: Poisson-Clusterprozess: I I I I 1. Mutterprozess ist (inhomogener) Poisson-Prozess mit Intensität λ(x) 2. Zu jedem Punkt x des Mutterprozesses werden zufällige Anzahl N an Nachkommen erzeugt 3. Die Positionen der Nachkommen relativ zum Mutterpunkt sind gemäß einer eindim. Randdichte f (x) zufällig verteilt 4. Die Lokationen der Nachkommen bilden den finalen PCP Seite 24 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | Beispiel: Clusterprozess mit R 02. November 2009 Seite 25 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | Beispiel: Clusterprozess mit R 02. November 2009 Seite 26 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | 02. November 2009 Überlagerung (superposition) Definition Vereinigung zweier Punktprozesse Φ1 und Φ2 mit: Φ = Φ1 ∪ Φ2 I Es wird dabei angenommen, dass sich die Punktmengen nicht überschneiden: Φ1 ∩ Φ2 = ∅ I Intensitätsmaß Λ = Λ1 + Λ2 I Intensität λ = λ1 + λ2 I Falls Φ1 und Φ2 unabhängig sind: G(v ) = G1 (v ) ∗ G2 (v ) ∀v ∈ V Seite 27 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | 02. November 2009 Überlagerung (superposition) Definition Vereinigung zweier Punktprozesse Φ1 und Φ2 mit: Φ = Φ1 ∪ Φ2 I Es wird dabei angenommen, dass sich die Punktmengen nicht überschneiden: Φ1 ∩ Φ2 = ∅ I Intensitätsmaß Λ = Λ1 + Λ2 I Intensität λ = λ1 + λ2 I Falls Φ1 und Φ2 unabhängig sind: G(v ) = G1 (v ) ∗ G2 (v ) ∀v ∈ V Seite 28 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | 02. November 2009 Komprimieren (pressing) Definition 0 0 Pressing: Φb → Φ : (ξ, η) → (ξ , η ) 0 0 wobei ξ = ξ, η = cη ; mit c, ξ, η ∈ R und 0 < c < 1 fest I Intensität: λ = λb /c I Falls Φb stationär ⇒ Φ stationär I aber: i.A. ist Φ nicht isotrop, falls Φb es ist Seite 29 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | 02. November 2009 Komprimieren (pressing) Definition 0 0 Pressing: Φb → Φ : (ξ, η) → (ξ , η ) 0 0 wobei ξ = ξ, η = cη ; mit c, ξ, η ∈ R und 0 < c < 1 fest I Intensität: λ = λb /c I Falls Φb stationär ⇒ Φ stationär I aber: i.A. ist Φ nicht isotrop, falls Φb es ist Seite 30 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | Überblick Einführung Fundamentale Operationen Cox-Prozesse Neyman-Scott Prozesse Hard-Core Prozesse 02. November 2009 Seite 31 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | 02. November 2009 Cox-Prozesse (Doppelt stochastische Prozesse) Definition Ein PP Φ heißtRCox-Prozess, falls die Verteilung PΦ durch PΦ (Y ) = PΛ (Y )Q(dΛ) für Y ∈ N gegeben ist. I Ein CPP ist eine 2-stufige Simulation: I I I 1. Generiere ein Maß Λ auf Rd (mit Verteilung Q) 2. Generiere einen Poisson-Prozess mit Intensitätsmaß Λ Anwendungen v.a. in der Physik; erste Anwendungen auch bei Orten zweier verschiedener Baumarten Seite 32 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | 02. November 2009 Cox-Prozesse (Doppelt stochastische Prozesse) Definition Ein PP Φ heißtRCox-Prozess, falls die Verteilung PΦ durch PΦ (Y ) = PΛ (Y )Q(dΛ) für Y ∈ N gegeben ist. I Ein CPP ist eine 2-stufige Simulation: I I I 1. Generiere ein Maß Λ auf Rd (mit Verteilung Q) 2. Generiere einen Poisson-Prozess mit Intensitätsmaß Λ Anwendungen v.a. in der Physik; erste Anwendungen auch bei Orten zweier verschiedener Baumarten Seite 33 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | 02. November 2009 Beispiele von Cox-Prozessen 1. gemischter Poisson-Prozess I I stationärer Poisson-Prozess mit zufälliger Intensität Zufallsmaß: Λ = χvd χ nicht-neg. ZV 2. π(x)-Ausdünnung (für Poisson-Prozesse): I Zufallsmaß: Λ(Y ) = R Y π(x)Λb (dx) Y ∈ B 3. Punktstreuung entlang Fasern I Zufallsmaß: Λ(Y ) = NL h1 (χ ∩ Y ) für Y ∈ B Seite 34 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | 02. November 2009 Beispiele von Cox-Prozessen 1. gemischter Poisson-Prozess I I stationärer Poisson-Prozess mit zufälliger Intensität Zufallsmaß: Λ = χvd χ nicht-neg. ZV 2. π(x)-Ausdünnung (für Poisson-Prozesse): I Zufallsmaß: Λ(Y ) = R Y π(x)Λb (dx) Y ∈ B 3. Punktstreuung entlang Fasern I Zufallsmaß: Λ(Y ) = NL h1 (χ ∩ Y ) für Y ∈ B Seite 35 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | 02. November 2009 Beispiele von Cox-Prozessen 1. gemischter Poisson-Prozess I I stationärer Poisson-Prozess mit zufälliger Intensität Zufallsmaß: Λ = χvd χ nicht-neg. ZV 2. π(x)-Ausdünnung (für Poisson-Prozesse): I Zufallsmaß: Λ(Y ) = R Y π(x)Λb (dx) Y ∈ B 3. Punktstreuung entlang Fasern I Zufallsmaß: Λ(Y ) = NL h1 (χ ∩ Y ) für Y ∈ B Seite 36 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | Cox-Prozesse I erzeugendes Funktional: G(v ) = LQ (1 − v ) für v ∈ V 02. November 2009 Seite 37 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | Überblick Einführung Fundamentale Operationen Cox-Prozesse Neyman-Scott Prozesse Hard-Core Prozesse 02. November 2009 Seite 38 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | 02. November 2009 Neyman-Scott Prozesse I I spezielle Art eines Cox-Prozesses entsteht durch homogenes, unabhängiges Clustering auf stationärem Poisson-Prozess I I I parent-Punkte: stationärer Poisson-Prozess offspring-Punkte: bilden zufällige, unabhängige Cluster mit jeweils identischer Verteilung relativ zum Elternpunkt (parent-Punkt) Intensität: λ = λb c c : Mittelwert der Anzahl der Tochterpunkte pro Elternpunkt Seite 39 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | 02. November 2009 Neyman-Scott Prozesse I Modell: (ähnlich Poisson-PP) I I I 1. Mutter-Prozess ist Poisson-Prozess 2. Cluster-Muster der Nachkommen relativ zur Mutter i.i.d. verteilt 3. Die Lokationen der Nachkommen bilden den finalen NSP Seite 40 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | Neyman-Scott Prozesse 02. November 2009 Seite 41 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | Neyman-Scott Prozesse 02. November 2009 Seite 42 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | Neyman-Scott Prozesse 02. November 2009 Seite 43 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | Überblick Einführung Fundamentale Operationen Cox-Prozesse Neyman-Scott Prozesse Hard-Core Prozesse 02. November 2009 Seite 44 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | 02. November 2009 Hard-Core Prozesse Definition Gegeben sei ein markierter PP Φb mit Marken m(x) ∀x ∈ Φb . Dann heißt Φ = {x ∈ Φb : m(x) < m(y ) ∀y ∈ Φb ∩ b(x, h) \ {x}} Hardcore-Prozess. I Punkte haben Mindestabstand zum Nachbarpunkt → abhängige Ausdünnung (stationär) I Intensität: λ = pλb ; p: ”Palm-Eintrittswahrscheinlichkeit” Seite 45 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | 02. November 2009 Hard-Core Prozesse Definition Gegeben sei ein markierter PP Φb mit Marken m(x) ∀x ∈ Φb . Dann heißt Φ = {x ∈ Φb : m(x) < m(y ) ∀y ∈ Φb ∩ b(x, h) \ {x}} Hardcore-Prozess. I Punkte haben Mindestabstand zum Nachbarpunkt → abhängige Ausdünnung (stationär) I Intensität: λ = pλb ; p: ”Palm-Eintrittswahrscheinlichkeit” Seite 46 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | Hard-Core Prozesse 02. November 2009 Seite 47 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | Hard-Core Prozesse 02. November 2009 Seite 48 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | Hard-Core Prozesse 02. November 2009 Seite 49 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | 02. November 2009 Matérn-Hardcore Prozess I Einfache Simulation: 1. Simulation eines Poisson-Prozesses 2. Punkte werden unabhängig markiert (mit m(x) ∈ (0, 1) ) 3. Ausdünnung nach Definition des Hardcoreprozesses Seite 50 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | 02. November 2009 Matérn-Hardcore Prozess I Einfache Simulation: 1. Simulation eines Poisson-Prozesses 2. Punkte werden unabhängig markiert (mit m(x) ∈ (0, 1) ) 3. Ausdünnung nach Definition des Hardcoreprozesses Seite 51 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | 02. November 2009 Literaturverzeichnis: I Stoyan, D., Kendall, W.S., Mecke, J. (1995): Stochastic Geometry and its Applications, Wiley I Schmidt, V. (2008): Räumliche Statistik (Vorlesungsskript) I Thiedmann, R. (2003): Einführung in Punktprozesse und Ihre Charakteristiken Seite 52 Punktprozessmodelle | Stochastik Seminar - Martin Weinberger | 02. November 2009 Schlusswort Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!