SENSORIK Positionierung und Kollisionsvermeidung mittels Lasermessung Monstertruck mit Fingerspitzengefühl Die trockene Luft und die Höhenlage machen die chilenischen Anden zur perfekten Beobachtungsplattform für die Erforschung des Weltalls. In über 5 000 m Höhe transportieren Allrad-Transporter 130 t schwere Radioteleskope zu ihren wechselnden Einsatzorten. Outdoor-Lasermesssysteme unterstützen die Positionierung der Fahrzeuge beim Aufnehmen und Absetzen der Radioteleskope und vermeiden Kollisionen sowohl innerhalb als auch außerhalb der Fahrzeuge. Mit 20 m Länge, 10 m Breite und 6 m Höhe bringen die Allrad-Transporter des Spezialfahrzeugbauers Scheuerle 250 t auf die Waage. Das European Southern Observatory (ESO), die Europäische Organisation für astronomische Forschung in der südlichen Hemisphäre, bestellte zwei dieser Riesentransporter. Bestimmt sind sie für das Projekt Alma, dem 'Atacama Large Millimeter/Submillimeter Array'. Das ist eine terrestrische Weltraum-Beobachtungsstation, die aus etwa 80 einzelnen, je nach Forschungsprojekt verfahr- und aufstellbaren, Radioteleskopen besteht. Es ist nicht nur die höchstgelegene Forschungsstation, die die ESO in den chilenischen Anden auf mehreren tausend Metern Höhe betreibt, sondern auch eine einzigartige. Die Radioteleskope – jedes mit einem Durchmesser von 12 m – werden ab 2012 auf elektromagnetischem Weg in die fernsten, kältesten und für das menschliche Auge dunkelsten Regionen des Universums vordringen. Mit Wellenlängen zwischen 0,3 und 9,6 mm werden Auflösungen von 0,005“ erreicht – zehnmal besser als es das Weltraumteleskop Hubble kann. Die Besonderheit von Alma ist, dass die einzelnen Radioteleskope mobil sind und zusammen das größte Antennenfeld der Welt bilden. Je nach Forschungsaufgabe können die etwa 130 t schweren Einzelteleskope auf rund 200 Betonfundamenten innerhalb einer Fläche von 15 mal 15 km positioniert, ausgerichtet und dann in Reihe geschaltet werden. Das ergibt ein riesiges Gesamt-Radioteleskop mit unvorstellbarer Reichweite. Für die erforderliche Mobilität der Radioteleskope AUTOR Harald Weber ist Produktmanager Lasermesstechnik in der Division Auto Ident der SICK AG in Reute. Thomas Fischer arbeitet im Verkaufsaußendienst der SICK Vertriebs-GmbH in Düsseldorf. 3D-Simulation: Ein Fahrzeug beim Transport eines Teleskops 12 IEE 08-2008 SENSORIK KOMPAKT Lasermesssysteme sorgen beim Aufnehmen und Absetzen der Radiosteleskope für die Feinpositionierung. Erkennt ein Laserscanner, dass die Positionierung vor dem aufzunehmenden Teleskop korrigiert werden muss, wird dies dem Fahrer angezeigt. Die Systeme, die die äußeren Fahrzeugseiten überwachen, stellen sicher, dass es beim Fahren und Manövrieren nicht zu Kollisionen kommt. Ein beheizbares Staubschutzgehäuse und spezielle Software-Algorithmen vermeiden eine Beeinträchtigung durch Regen, Schneefall, Nebel oder starke Sonneneinstrahlung. Außerdem arbeiten die Messsysteme fremdlichtsicher. sorgen die von Scheuerle stammenden Megatrucks. Megatrucks übernehmen den Transport Temperaturen von -50 °C im Winter und 50 °C im Sommer, staubige Straßen und Wege, Strahlung aus dem All sowie das besondere Transportgut stellen zahlreiche Sonderanforderungen an das Material und die Technik der Transporter. Zusätzlich lässt die sauerstoffarme Luft von den 1 360 PS Nenn-Leistung der beiden Dieselmotoren nur noch 820 PS übrig. „Vieles, was im Serienbereich eingesetzt werden kann, war für das Projekt Radioteleskop- Transporter aufgrund der besonderen Einsatzbedingungen nicht verwendbar oder musste modifiziert werden“, bestätigt Lothar Riesenegger, Leiter Marketing und PR bei Scheuerle. Entstanden sind Fahrzeuge von beeindruckenden Dimensionen, die sich dennoch von nur einer Person bedienen lassen. Die Fahrzeuge transportieren die Radioteleskope vom Basislager in 2 900 m Höhe – wo die Teleskope zusammengebaut werden – über eine rund 28 km lange Schotterpiste mit Steigungen von bis zu 10 % zum Observatorium in über 5 000 m Höhe. Ab 2012 werden sie dann zum Transport der Radioteleskope innerhalb des Antennenfeldes eingesetzt. Messsysteme trotzen der Wüste Die Lasermesssysteme LMS 221 schützen die Fahrzeuge und die Radioteleskope vor Kollisionen und unterstützen die Feinpositionierung der Fahrzeuge beim Aufnehmen und Absetzen der empfindlichen Anlagen auf den Fundamenten. Die Systeme sind sowohl hard- als auch softwaretechnisch auf die rauen Bedingungen des Outdoor-Einsatzes ausgelegt. Zum Beispiel vermeiden ein beheizbares Staubschutzgehäuse und spezielle Software-Algorithmen eine Beeinträchtigung durch Regen, Schneefall, Nebel oder starke Sonneneinstrahlung. Die Radioteleskop-Transporter des Alma-Projektes haben ein Gesamtgewicht von 250 t. Sie sind 20 m lang, 10 m breit und 6 m hoch. IEE 08-2008 13 SENSORIK Das vertikal installierte Lasermesssystem im zusätzlichen Schutzgehäuse vermeidet Kollisionen zwischen Fahrzeug und Teleskop beim Aufnehmen und Absetzen. Die optischen Sensoren verfügen über einen Scanwinkel von bis zu 180° sowie eine Reichweite von bis zu 80 m. Die Parametrier- und Überwachungssoftware ist direkt in den Scanner integriert. Die Objekterfassung um die Fahrzeuge herum sowie im Bereich des Schrägaufzuges für die Radioteleskope erfolgt durch Aussenden eines gefächerten Laserlichtimpulses im Millisekunden-Takt. Die Geräte messen die Zeit bis zum Wiedereintreffen der vom Objekt kommenden Lichtremission und errechnen daraus die Entfernung und die Position. Das Detektionsvermögen der Scanner ist dabei weitgehend unabhängig von Farbe und Oberfläche. Auch die Lichtverhältnisse bei Tag oder Nacht spielen nahezu keine Rolle, da das Gerät nur Remissionen der Laserimpulse 14 Das horizontal installierte Lasermesssystem erkennt Hindernisse im Außenbereich der Transportfahrzeuge. auswertet und zudem fremdlichtsicher arbeitet. Die je nach Einbaulage horizontalen oder vertikalen Überwachungsfelder sowie einige Messparameter wie Frequenz, Auflösung oder zulässige Toleranzen wurden individuell für die AlmaTransporter parametriert. Tonnen genau bewegen Zum Aufnehmen fährt der Transporter rückwärts auf das Radioteleskop zu. Obwohl durch den hydrostatischen Fahrantrieb ein millimetergenaues Positionieren möglich ist, überwachen die Lasermesssysteme die Seiten der Aufnahmevorrichtung sowie den Bereich zwischen den beiden seitlichen Schrägaufzügen. Erkennt ein Laserscanner, dass die Positionierung korrigiert werden muss, wird dies dem Fahrer in der Kabine angezeigt. Bleibt ein solches Signal aus, kann der Fahrer auf die korrekte Positionierung vertrauen und das Radioteleskop aus der Halterung im Fundament heben. Genauso unterstützen die Messsysteme den Fahrer auch vor dem Absetzen eines Teleskops bei der Positionierung vor dem Fundament. Die Systemen, die die äußeren Fahrzeugseiten überwachen, stellen sicher, dass es beim Fahren und Manövrieren der Fahrzeuge nicht zu Kollisionen mit anderen Objekten kommt. infoDIRECT 764iee0808 www.iee-online.de Broschüre Lasermesssystem Link zum Messsystemhersteller Link zum Fahrzeugbauer IEE 08-2008