Lösungen zu Übung (2) 1. (a) Anders als bei Aufgabe 3 vom ersten Blatt ist hier nach ’a’ als oberster Karte kein weiterer Buchstabe a zu ziehen, usw. (Es ist derselbe Unterschied wie ’Ziehen mit Zurücklegen’ - so Aufg. 3 vom ersten Blatt und hier ’Ziehen ohne Zurücklegen’. Wir haben hier: Ω = {(x1 , x2 , x3 , x4 ) |für alle i mit 1 ≤ i ≤ 4: xi ∈ {a, b, c, d, h} und xi = xj für i = j, 1 ≤ i, j ≤ 4. } Entsprechend hat man |Ω| = 5 · 4 · 3 · 2 = 5! = 120. Dass es sich um einen Laplaceraum handelt, steht im Text mit ’Karten gemischt und oben gezogen’, es entsteht also eine Zufallspermutation. Daher kommt das Wort ’dach’ mit Wahrscheinlichkeit 1/120.(Der fehlende Buchstabe b muss unten liegen!) (b) Antwort mit der ersten Strategie: Es könnte d1 ad2 a heißen oder auch d2 ad1 a, ebenso könnten die beiden a− Karten vertauscht werden, also hat man unter den 120 Fällen (aus Aufgabenteil a) vier ’günstige’, und so ist die Wahrscheinlichkeit für das Wort ’dada’: P ({(d, a, d, a)}) = 4 1 = . 120 30 2 . Wenn die 5 oberste Karte eine d− Karte war, so ist die (dadurch bedingte) Wahrscheinlichkeit dafür, eine a− Karte zu 2 1 ziehen, = . So machen wir weiter und erhalten mit der ’Pfadregel’: 4 2 Antwort mit der zweiten Strategie: Zuerst wird eine d− Karte gezogen mit Wahrscheinlichkeit P ({(d, a, d, a)}) = 2 1 1 1 1 · · · = . 5 2 3 2 30 (Wir stellen fest, dass der erste Weg eleganter war, aber der zweite hat den Vorteil, das ’Ziehen ohne Zurücklegen genau zu illustrieren.) 2. Man hat A = {2, 4, 6} , B = {2, 3, 5} , Wir zählen die geraden Zahlen im verkleinerten Topf B, bekommen einen von drei gleichwahrscheinlichen Fällen, also P (A|B) = 1/3. Da dies = P (A) = 1/2 ist, sind A, B abhängig (gemäß der Charakterisierung der Unabhängigkeit des Paars A, B mit P (B) = 0 durch die Bedingung P (A|B) = P (A)). Zweiter Weg zu diesem Ziel: P (A) P (B) = 1/4, aber P (A ∩ B) = P ({2}) = 1/3. 3. Es bestehe eine Bevölkerung Ω von Menschen im Erwerbstätigenalter aus zwei disjunkten Teilpopulationen B, C. (Also B ∪ C = Ω und B ∩ C = ∅.) B mache 30% von Ω aus. In B seien 3% arbeitslos, in C seien es 10%. (a) Die Angaben sind: P (B) = 3/10, woraus folgt: P (C) = 7/10. Weiter P (A|B) = 3/100, P (A|C) = 1/10. (b) Nach der Formel für die totale Wahrscheinlichkeit (für den einfachen Fall von nur zwei Klassen) hat man P (A) = P (A|B) P (B) + P (A|C) P (C) = 3 3 1 7 79 · + · = = 0.079 (exakte Dezimalzahl!). 100 10 10 10 1000 Nun wird man als Resultat in Prozent mitteilen: Es sind etwa 8% Arbeitslose in der Gesamtbevölkerung. (c) Man sollte sofort intuitiv sehen, dass die Arbeitslosen in C überrepräsentiert sind und daher A, C ein abhängiges Paar bildet. Aber man kann natürlich auch sagen: P (A) = 0.079 = 0.1 = P (A|C) , mit derselben Konsequenz. 4. (a) Laut Text hat man: P (KT |K) = 0.98 = P KT |K , P KT |K = 0.02 = P KT |K . 1 (b) Gefragt ist nach P (K|KT ) . Es geht also um das Herumdrehen der Bedingungsrichtung. Dafür ist die Bayessche Formel zuständig, auf diesen Fall angewandt: P (K|KT ) = P (KT |K) P (K) P (KT |K) P (K) . = P (KT ) P (KT |K) P (K) + P KT |K P K Das heißt für i. (wenn 1/3 der Gesamtbevölkerung die Krankheit hat) - Kürzen(!): 0.98 · 1/3 0.98 · 1/3 + 0.02 · 2/3 0.98 = ≈ 0.96. 0.98 + 0.04 ii. (wenn 1/100 der Gesamtbevölkerung die Krankheit hat): P (K|KT ) = P (K|KT ) = = 0.98 · 1/100 0.98 · 1/100 + 0.02 · 99/100 0.98 ≈ 0.33. 0.98 + 1.98 5. Es sei (Ω, S, P ) ein beliebiger Wahrscheinlichkeitsraum. (a) Dann hat man für alle A, B ∈ S: Wenn P (A) P (B) = P (A ∩ B) (∗), dann P (A) P B = P (A) (1 − P (B)) = P (A) − P (A) P (B) = = mit (∗) ∗∗ P (A) − P (A ∩ B) P A∩B . Das letzte Gleichheitszeichen (∗∗) hat man mit: P (A) = P (A ∩ B) + P A ∩ B , was wir schon kennen. (b) In die Aussageform ’A, B unabhängig =⇒ A, B unabhängig’ dürfen wir gemäß der in a gezeigten Allaussage einsetzen: B für A und A für B, es entsteht: B, A unabhängig =⇒ B, A unabhängig. Da Unabhängigkeit eine symmetrische Relation ist, folgt die erste Behauptung. Die zweite folgt mit der Einsetzung: A für A, in dieselbe Aussageform. Das ergibt: A, B unabhängig =⇒ A, B unabhängig. Nun haben wir A, B unabhängig A, B unabhängig =⇒ =⇒ A, B unabhängig, und A, B unabhängig. Das ergibt zusammen A, B unabhängig =⇒ A, B unabhängig. Bemerkungen: Es liegen folgende Erweiterungen für die Übung nahe, für den Fall, dass dies alles recht glatt ging: 1.) Variation der Zahl der Karten (Buchstaben) in 1.a., ebenso wie der Buchstabenwiederholungen auf den Karten in 1.b, 2.) Anlässlich des Beispiels der Abhängigkeit in Aufgabe 2: (i) Betonung der Tatsache, dass P (A|B) keinerlei zeitlicher Nacheinander des Eintretens von B,A bedeutet, anders als in Beispielen wie ’1. Wurf 1’ und ’Augensumme von 1. und 2. Wurf ist höchstens 4’. (An diesem könnte man die direkte Bestimmung der bedingten Wahrscheinlichkeit noch einmal üben - und die Reihenfolge der Bedingtheit auch sogar umdrehen!) (ii) Betonung der Tatsache, dass wahrscheinlichkeitstheoretische Abhängigkeit nichts mit ’Ursachen’ zu tun hat. 3.) Verallgemeinerung von Aufgabe 3 für typische Anwendungsfälle wie: Es liegen prozentuale Häufigkeiten eines Merkmals für die einzelnen Bundesländer vor - wie maacht man daraus die für die ganze Republik? 4.) Diskussion der Frage, ob man die verschiedenen Ergebnisse in Aufgabe 4b (i) ,(ii) noch extremer gestalten könnte - und eben gerade durch den Anteil der ’Kranken’ an der gesamten Bevölkerung. 2