Hoffnungsschimmer bei schwarzem Hautkrebs

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PRESSEMITTEILUNG
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Top-Thema der 23. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie 2012
Hoffnungsschimmer bei schwarzem Hautkrebs
Neue Wirkstoffe und Konzepte sind das Ergebnis jahrzehntelanger Forschung
Zwei neue Medikamente erweitern das
Behandlungsspektrum beim malignen Melanom. Dabei handelt es sich um
einen chemischen Wirkstoff und einen menschlichen Antikörper. Damit können
einerseits Wachstumsprozesse von Tumoren gestoppt werden, andererseits
menschliche Immunzellen angeregt werden, die Krebsgeschwulst zu
bekämpfen. Allerdings ist deren Wirkung zeitlich begrenzt und nicht alle
Tumorzellen sprechen auf die Wirkstoffe an. Dennoch gelten die Präparate als
Durchbruch, handelt es sich bei Vemurafenib und Ipilimumab doch um die
ersten neu zugelassenen Medikamente zur Behandlung des fortgeschrittenen
malignen Melanoms seit 35 Jahren.
München,
19.
Juli
2012
–
Laut Deutscher Krebsgesellschaft erkranken in Deutschland jährlich fast 16.000
Menschen an einem malignen Melanom. Das Risiko, im Laufe des Lebens ein
Melanom zu entwickeln, betrage demnach in Deutschland etwa 1:17,1 für Männer
und 1:16,6 für Frauen. Damit ist die Inzidenz in den letzten 30 Jahren auf das
Vierfache angestiegen, die Mortalität allerdings ist gleich geblieben. „Sehr häufig tritt
ein malignes Melanom im Alter zwischen 40 und 60 Jahren auf, mitunter aber auch in
jüngeren Jahren“, sagt Frau Prof. Carola Berking von der Klinik für Dermatologie und
Allergologie der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). „Tückisch sind die
Melanome vor allem deshalb, weil die Patienten oft keine Beschwerden haben,
trotzdem aber bereits Metastasen auftreten können.“ Neben der operativen
Entfernung des Tumors und einer bei Hochrisikotumoren gegebenenfalls
begleitenden (adjuvanten) Therapie mit Interferon zur Stimulierung des
Abwehrsystems kommen mit den beiden neuen Medikamenten nun weitere Optionen
hinzu und ermöglichen dem Arzt damit, Patienten mit fortgeschrittener Krankheit
zumindest für einen Zeitraum von einigen Monaten bis hin zu mehreren Jahren
effektiv behandeln zu können.
Allerdings wird die Behandlung zunehmend komplexer, denn einerseits müssen
Genmutationen in den Tumorzellen exakt bestimmt werden, um die richtigen
Medikamente einzusetzen, andererseits kann die Kombination von Wirkstoffen
entscheidend für den individuellen Behandlungserfolg sein. „Ipilimumab ist
zugelassen im Anschluss an eine nicht erfolgreich wirkende Vortherapie, wie zum
Beispiel eine Chemotherapie. Der Antikörper stimuliert durch Blockade eines
inhibitorisch wirkenden Rezeptors die T-Zellen. Diese körpereigenen Immunzellen
bekämpfen den Tumor und spielen bei der systemischen Behandlung von
Metastasen eine wichtige Rolle.“ Die Ansprechrate liegt bei ca. 15-20 %. In einigen
Fällen kann damit allerdings auch eine mitunter schwere Autoimmunreaktion
ausgelöst werden, bei der sich die aktivierten T-Zellen gegen gesundes Gewebe
richten, etwa im Darm oder in der Leber. Insofern muss bei der Therapie immer
zwischen individuellem Nutzen und Risiko abgewogen werden.
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Eine deutlich höhere Ansprechrate (bis zu 65 %) zeigt der chemische Wirkstoff
Vemurafenib. „Dieser ist in Europa im Februar dieses Jahres zugelassen worden und
greift in einen Signalweg ein, der zum Überleben und Wachstum des Tumors
beiträgt“, erklärt Frau Prof. Berking. Auch bei Vemurafenib treten aber nicht selten
Nebenwirkungen auf, wie Hautausschläge, Gelenkschmerzen, Müdigkeit oder starke
UV-Lichtempfindlichkeit..
Der Erfolg der Behandlung mit Vemurafenib ist nach den bisherigen Erfahrungen
aber leider zeitlich begrenzt. In der Regel treten nach durchschnittlich sieben
Monaten Resistenzen auf, in seltenen Fällen jedoch auch deutlich später. „Trotzdem
besteht ein Gewinn an Lebenszeit und wir haben es hier mit vielen jungen Patienten
zu tun, die in dieser Zeit, in der sie auf das Medikament ansprechen, ihr Leben noch
einmal in die Hand nehmen können. Trotz aller Euphorie kann die Therapie aber hier
nicht stehen bleiben“, sagt Prof. Carola Berking. „Es gibt bereits weitere
vielversprechende Ansätze, etwa die Hemmung des entscheidenden Signalwegs an
anderen Stellen oder die zusätzliche Hemmung anderer wichtiger Signalwege.
Ansatzpunkte, um auch hier das Wachstum der Tumorzellen zu bremsen oder gar zu
stoppen sind derzeit Gegenstand wissenschaftlicher Studien.“
Kontakt:
Prof. Dr. Carola Berking
Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie
der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU)
Frauenlobstr. 9-11/Thalkirchner Str. 48
80337 München
Tel: +49 (0)89/5160-6325
Während der Fortbildungswoche: +49 (0)89/48098 97100
Literatur:
1. Hodi FS, O'Day SJ, McDermott DF et al.: Improved survival with ipilimumab in
patients with metastatic melanoma. N. Engl. J. Med 363 (2010) 711-723.
2. Robert C, Thomas L, Bondarenko I et al.: Ipilimumab plus dacarbazine for previously
untreated metastatic melanoma. N. Engl. J Med 364 (2011) 2517-2526.
3. Chapman PB, Hauschild A, Robert C et al.: Improved survival with vemurafenib in
melanoma with BRAF V600E mutation. N Engl J Med (2011) 2507-2516.
4. Sosman JA, Kim KB, Schuchter L, Gonzalez R, et al. Survival in BRAF V600-mutant
advanced melanoma treated with vemurafenib. N Engl. J Med. 2012 Feb
23;366(8):707-14.
Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie
Die größte Fortbildungsveranstaltung im Bereich der Dermatologie im deutschsprachigen Raum findet
vom 20.-27. Juli 2012 zum 23. Mal in München im Kulturzentrum Gasteig und im Holiday Inn - Munich
City Center statt. Über 4.000 Besucher aus dem In- und Ausland werden erwartet, darunter rund 2.000
Fachärzte. Insgesamt sind 27 Nationen vertreten. In 18 Plenarveranstaltungen, 39 Kursen, 2
Symposien, 58 Mittagsseminaren und 6 Frühstücksseminaren wird das gesamte Spektrum der
Dermatologie und Venerologie behandelt.
Die Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie fand erstmals 1951 statt, initiiert
von der Klinik und Poliklinik für Allergologie und Dermatologie der Ludwig-Maximilians-Universität
München (LMU). Seither wird sie alle zwei Jahre mit großem Erfolg veranstaltet.
Tagungsleiter ist Prof. Dr. Dr. h.c. Thomas Ruzicka, Direktor der Klinik und Poliklinik für Dermatologie
und Allergologie der LMU. Verantwortlich für das wissenschaftliche Programm zeichnet Prof. Dr. Hans
Wolff, Tagungssekretär ist Prof. Dr. Peter Thomas, die Industrieausstellung koordiniert Prof. Dr. Jörg
Prinz.
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