Befragung der TeilnehmerInnen des Elternkurses „Starke Eltern – Starke Kinder“ Starke Eltern – Starke Kinder Auswertung der Befragung eines Eltern - Schulungsprogrammes des Deutschen Kinderschutzbundes, Landesverband Bayern e.V. zur gewaltfreien Erziehung in den Familien. Zielstellung der Maßnahme: Grundlage der Maßnahme ist „Das Gesetz zur Ächtung der Gewalt in der Erziehung“, das der Deutsche Bundestag in dieser Legislaturperiode verabschiedet hat (§ 1631, Abs. 2 BGB: Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung). Dieses Gesetz soll die Anwendung von Gewalt in der Erziehung zurückdrängen und verhindern und zu einem neuen gesellschaftlichen Bewusstsein und erzieherischen Leitbild verhelfen. Eltern dürfen demnach nicht mehr zu körperlichen Bestrafungen, seelisch - psychischen Verletzungen und entwürdigenden Erziehungsmaßnahmen greifen. Der Deutsche Kinderschutzbund, Landesverband Bayern e. V. hat bereits im Vorfeld gemäß seines Aufgabenverständnisses versucht, Eltern bei der Unterstützung der vielen schwierigen Anforderungen der Erziehung von Kindern zu unterstützen und hat in verschiedenen Ortsverbänden einen Elternkurs zur Erziehung von Kindern angeboten. Gewaltfreie Erziehung ist letztlich demnach nur dann erreichbar, wenn Eltern in entsprechender Weise auf die hohen Anforderungen und Belastungen in der Erziehung vorbereitet sind. Elternkurse werden dabei als wesentlicher Beitrag zur Gewalt-Prävention in Familien gesehen. Das Kursprogramm Das Kursprogramm beruht auf der Grundlage des MultiplikatorInnenhandbuches Starke Eltern – Starke Kinder. Elternkurs: Wege zur Gewaltfreien Erziehung. Handbuch für Multiplikatoren. Verfasserinnen: Paula Honkanen-Schoberth und Lotte Jennes-Rosenthal; Hrsg. Dt. Kinderschutzbund Bundesverband e. V. Hannover, Eigenverlag des Dt. Kinderschutzbundes Bundesverband e. V., 2000 Das Programm bietet die Grundlage für die Schulung der MultiplikatorInnen durch entsprechende TrainerInnen; die MultiplikatorInnen führen die Elternkurse dann anhand des Handbuches in ihren Elternkursen durch. Inhalte: Der Kurs für die Multiplikatoren ist unter erwachsenenpädagogischen Prinzipien aufgearbeitet und richtet sich an Eltern. Er soll präventiv psychischer und physischer Gewalt in der Familie entgegenwirken durch Stärkung von Selbstvertrauen und Verbesserung kommunikativer Anteile in der Familie. Der Elternkurs ist für zehn bis zwölf Kursabende a‘ zwei bis drei Stunden konzipiert mit einer empfohlenen Höchstgrenze von 10 bis 15 TeilnehmerInnen. Die fachlichen Grundlagen orientieren sich an kommunikationstheoretischen und familientherapeutischen Konzeptionen (wie etwa Watzlawik, Rogers, Gordon u. a.) Als Erziehungsverhalten ist eine sog. anleitende Erziehung vorgesehen, in der den Eltern vermittelt werden soll, wie sie Erziehungsfunktion und Verantwortung gemeinsam übernehmen können. Dieses anleitende Erziehungsmodell wird dabei in aufeinander aufbauenden Stufen mit klar definierten Zielen vermittelt. Dazu gehören „Klare Werte“ (Erziehungsvorstellungen), klare Identität der Erziehenden (Kenne ich mich selbst?), Stärkung des Selbstvertrauens durch Übungen (Wie kann ich meinem Kind helfen?), Klarheit in der Kommunikation 1 DEUTSCHER KINDERSCHUTZBUND LV BAYERN e. V.; Arabellastr. 1; 81925 München Prof. Dr. Günther Schatz; Kath. Stiftungsfachhochschule München, Abt. Benediktbeuern, Don – Bosco - Str. 1; 83671 Benediktbeuern Befragung der TeilnehmerInnen des Elternkurses „Starke Eltern – Starke Kinder“ (Gefühle, konstruktive Kritik, Nein-Sagen-Können), Fähigkeit zur Problemlösung und Verhandlungskompetenz. Die Kursleitung selbst erhält einen hohen Stellenwert. Der Wert und die Wirkung des Kurses hängen wesentlich von der Haltung, vom Respekt, dem Vertrauen und der Anerkennung der KursleiterInnen ab. Die Kursabende werden jeweils strukturiert in ein Motto und ein Thema, ausgehend von einer theoretischen Grundlage und praktischer Reflexion und Tun, wobei erwachsenenpädagogische Prinzipien beachtet werden. Die wissenschaftliche Begleitung Der Deutsche Kinderschutzbund, Landesverband Bayern e.V. wollte zur Überprüfung der Qualität seiner Maßnahmen eine wissenschaftliche Begleitung, die Aussagen machen sollte über den Erfolg im Sinne einer Veränderung des Verhaltens der Eltern nach einem Kursbesuch. Für die wissenschaftliche Begleitung boten sich dabei folgende Optionen: Mögliche Ziele der wissenschaftlichen Begleitung: Es sollten nachprüfbare Aussagen geschaffen werden zu den Bereichen Erfolg des Angebotes, Erwerb pädagogischer Kompetenzen im Wissensbereich und im Handlungsbereich, Beschreibung der wirksamen Faktoren wie der förderlichen bzw. hinderlichen Elemente. Diese Erkenntnisse sollten dann Umsetzung finden in Form von Veränderungsvorschlägen zur Konzeption für mögliche andere Kurse auf breiter Basis. Aus den zur Verfügung stehenden Methoden (eigene Einschätzung, Befragung Beobachtung) wurde aufgrund der Praktikabilität und Kostenminimierung die schriftliche Befragung hinsichtlich ausgewählter Aspekte der Konzeption wie die eigene Einschätzung hinsichtlich der Bedeutsamkeit des Kurses mittels strukturierter Fragebögen zu ausgewählten Themenbereichen gewählt. Dabei wurden im Vorfeld mit den VertreterInnen des Deutschen Kinderschutzbundes, Landesverband Bayern e.V. wie auch mit den MultiplikatorInnen die Probleme einer so gestalteten Befragung erörtert und aufgezeigt: Es werden sowohl selbst berichtete wie auch vermutete Verhaltens- und Einstellungsäußerungen aufgrund von Kursveranstaltungen erfasst. Fragestellung der Untersuchung und der Fragebogen Struktur der Befragung der TeilnehmerInnen des Elternkurses „Starke Eltern – Starke Kinder“ Die Befragung sollte abzielen auf die Erfassung der Einschätzung der persönlichen Veränderungen, die Optimierung der Erziehungskompetenz und die Zufriedenheit mit dem Kursangebot. Eine kausale Wirkung des Elternkurses wird dabei angenommen. Die Veränderung bzw. Beschreibung von Veränderung erfolgt durch Selbstbeschreibung in Form von Selbst-Einschätzungen. Die Erfassung erfolgt weitgehend mittels vorgegebener Items und Skalen zu relevanten Bereichen. Die Befragung erfolgte schriftlich mittels strukturierter Fragebögen. Befragung der TeilnehmerInnen: Die Befragung 1 erfolgte direkt zu Beginn des Kurses Befragungsbereiche waren: Motive für die Teilnahme am Kurs 2 DEUTSCHER KINDERSCHUTZBUND LV BAYERN e. V.; Arabellastr. 1; 81925 München Prof. Dr. Günther Schatz; Kath. Stiftungsfachhochschule München, Abt. Benediktbeuern, Don – Bosco - Str. 1; 83671 Benediktbeuern Befragung der TeilnehmerInnen des Elternkurses „Starke Eltern – Starke Kinder“ Wissens- und Erziehungskompetenz Konkretes Erziehungsverhalten Persönliche Lage/Situation Ressourcen: Soziales Netz; Finanzielle Situation Erlebnisbilanz: Erlebniswelt und Lebenswelt Soziale Kompetenz Belastungen und Resignationstendenzen Selbstwert und Selbstkonzept Kommunikatives Verhalten Die Befragung 2 erfolgte direkt nach Ende des Kurses Befragungsbereiche waren: Selbst eingeschätzte Wissens- und Erziehungskompetenz Konkretes Erziehungsverhalten Verlauf des Kurses und Bewertung Eigene vermutete Erfolgsbilanz des Kurses Methodische Fragen im Kurs Positive und negative Ereignisse, vermisste Bereiche Um zumindest ansatzweise eine gewisse Vergleichsmöglichkeit zu haben wurden einzelne Items und Fragekomplexe der Befragung zu den Projekten „Fit für die Kids“. Ein Elternkursprogramm im Trägerverbund in den beiden bergischen Städten Remscheid und Wermelskirchen mit entsprechenden Modifikationen in die Befragung aufgenommen. Befragung der KursleiterInnen am Ende des Kurses Die Befragung erfolgte ebenfalls schriftlich. Gefragt wurde nach der didaktisch-methodische Gestaltung des Kurses, nach der Einschätzung des Kursgeschehens und nach besonderen Vorkommnissen Interview mit TrainerInnen: Ziel: Einschätzung der gesamten Maßnahme, Bewertung, Perspektiven (ein Gespräch erfolgte vor Beginn der Kurse; ein Auswertungsgespräch nach Beendigung der Maßnahmen ist nicht erfolgt; Informationen können einfließen auf der Auswertungsveranstaltung in München im März 2001) Die Fragebögen wurden an die KursleiterInnen mit einer entsprechenden Instruktion zur Handhabung der Befragung geschickt. Gleichzeitig wurde eine Kontrollgruppe zu ausgewählten Bereichen des Fragebogens 1 befragt. Diese diente lediglich einer Überprüfung, ob die Untersuchungsgruppe der Elternkurse der „Normalität“ entsprach oder sich durch besondere Spezifika abhob. 3 DEUTSCHER KINDERSCHUTZBUND LV BAYERN e. V.; Arabellastr. 1; 81925 München Prof. Dr. Günther Schatz; Kath. Stiftungsfachhochschule München, Abt. Benediktbeuern, Don – Bosco - Str. 1; 83671 Benediktbeuern Befragung der TeilnehmerInnen des Elternkurses „Starke Eltern – Starke Kinder“ Die Elternkurse Teilnehmende Ortsverbände, verwertete Fragebögen, Väter und Mütter Fragebogen 2 abgegeben Ja 100 10 6 11 Gesamt Augsburg Bayreuth Forchheim Hof Immenstadt Kempten Ortsverband Lindenberg Miesbach Moosburg Nürnberg Ottobeuren/Kurs1 Ottobeuren/Kurs2 Starnberg Thannhausen 12 5 4 9 9 10 5 8 11 Gesamt Nein 36 1 3 2 3 2 4 4 3 2 9 Mutter Anzahl 8 7 13 3 12 7 8 11 9 8 10 5 5 12 136 11 9 13 3 14 9 8 12 11 9 10 5 8 14 3 Vater Anzahl 3 2 2 2 1 2 1 2 2 Mütter und Väter: Häufigkeit Prozent Gültige Prozente Kumulierte Prozente Gültig Mutter 118 86,8 87,4 87,4 Vater 17 12,5 12,6 100,0 Gesamt 135 99,3 100,0 Fehlend 99 1 ,7 Gesamt 136 100,0 Fast 60 % (57,1 %) RespondentInnen war bis 36 Jahre alt, die jüngste Mutter 24, der (!)Älteste 57 Jahre.). Altersverteilung der Väter Alter 31 34 36 37 40 41 42 46 47 51 57 Väter 1 1 2 1 4 1 1 1 1 2 1 Gesamt 16 4 DEUTSCHER KINDERSCHUTZBUND LV BAYERN e. V.; Arabellastr. 1; 81925 München Prof. Dr. Günther Schatz; Kath. Stiftungsfachhochschule München, Abt. Benediktbeuern, Don – Bosco - Str. 1; 83671 Benediktbeuern Befragung der TeilnehmerInnen des Elternkurses „Starke Eltern – Starke Kinder“ Anzahl der Kinder der RespondentInnen Häufigkeit Prozent 1 2 3 Gesamt 32 78 26 136 Gültige Kumulierte Prozente Prozente 23,5 23,5 23,5 57,4 57,4 80,9 19,1 19,1 100,0 100,0 100,0 Insgesamt 266 Kinder Altersklasse jüngstes Kind (bis 6), älteste Kinder (ab 7) und Geschwister Alter Anzahl jüngstes Kinder Kind 1 2 3 4 5 6 2 Kinder 3 Kinder 16 3 14 4 19 3 8 1 4 2 3 8 64 21 Gesamt Anzahl ältestes Kind 19 18 22 9 6 11 85 7 8 10 11 12 13 14 16 18 19 21 Anzahl Kinder 2 Kinder 1 1 1 3 1 3 3 1 14 Gesamt 3Kinder 1 1 1 1 1 5 1 1 1 3 2 4 3 1 1 1 1 19 5 DEUTSCHER KINDERSCHUTZBUND LV BAYERN e. V.; Arabellastr. 1; 81925 München Prof. Dr. Günther Schatz; Kath. Stiftungsfachhochschule München, Abt. Benediktbeuern, Don – Bosco - Str. 1; 83671 Benediktbeuern Befragung der TeilnehmerInnen des Elternkurses „Starke Eltern – Starke Kinder“ Auswertung von Fragebogen 1: Der Fragebogen 1 enthielt neben Fragen zu allgemeinen statistischen Angaben spezifische Fragenkomplexe zur Erziehung und zu Rahmenbedingungen des Erziehungsalltags. Dazu gehörten die Bereitschaft zum Wissenserwerb (Variablen We1 – We3) Erziehungskompetenz (Variablen Ek01 – Ek06) Ressourcen (Variablen Ressfam1) Ressource Soziales Netz (Variablen y22,y23,a3,a4 RSN) Kooperation in der Erziehung (Variablen Koop1 – Koop2) Kommunikatives Verhalten (Variablen a19 – a23) Selbstwert (Variablen y19 – y21) Belastungen (Variablen y8 – y15) Erlebnisbilanz: (Variablen EBilanz1 EBilanz2) Alltägliches Erzieherverhalten (Variablen EV1a – EV11a) Motivation zur Teilnahme am Kurs (Variablen Motiv1 – Motiv5) Bereitschaft zum Wissenserwerb We1 We2 We3 Die Erziehung von Kindern interessiert mich sehr Ich lese regelmäßig Zeitschriften oder Bücher für Eltern Ich schaue mir regelmäßig Fernsehsendungen zur Kindererziehung an Das Streben/Interesse ist durchaus hoch, allerdings zeigen sich dann Probleme bei den konkreten Handlungen: So werden Zeitschriften und Bücher noch von relativ vielen TN gelesen, spezifische Sendungen im TV allerdings relativ selten gesehen. Motivation für Teilnahme am Elternkurs (Motiv1 – Motiv5) Was hat Sie persönlich veranlasst, am Elternkurs teilzunehmen? Motiv1 Motiv2 Motiv3 Motiv4 Motiv5 Ich habe einige Probleme in der Erziehung und erwarte mir Hilfe Ich will meine Kenntnisse über Erziehung erweitern Ich möchte mit anderen über Erziehung und Familie reden Ich habe öfter Konflikte mit meinem Lebenspartner und erwarte mir Hilfestellungen Bekannte/Freunde haben mir zugeredet am Kurs teilzunehmen Ich habe einige Probleme in der Erziehung und erwarte mir Hilfe Gültig Gesamt stimmt sehr stimmt ziemlich teils - teils stimmt wenig stimmt nicht Gesamt Häufigkeit 50 26 34 19 4 133 136 Prozent 36,8 19,1 25,0 14,0 2,9 97,8 100,0 Gültige Prozente 37,6 19,5 25,6 14,3 3,0 100,0 Kumulierte Prozente 37,6 57,1 82,7 97,0 100,0 Es wird ein hilfeorientierter Zugang signalisiert. Gleichzeitiges hohes Interesse an der Verbesserung der Kenntnisse über Erziehung (fast 100 %ige Zustimmung bei Motiv2). 6 DEUTSCHER KINDERSCHUTZBUND LV BAYERN e. V.; Arabellastr. 1; 81925 München Prof. Dr. Günther Schatz; Kath. Stiftungsfachhochschule München, Abt. Benediktbeuern, Don – Bosco - Str. 1; 83671 Benediktbeuern Befragung der TeilnehmerInnen des Elternkurses „Starke Eltern – Starke Kinder“ Das Motiv zum kommunikativer Austauschwunsch über Erziehung der Kinder ist ebenfalls äußerst hoch (Motiv3). Ein Konfliktpotential mit dem Lebenspartner und diesbezügliche Hilfe wird von einem Großteil verneint, allerdings sind doch auch Zustimmungen Ich habe öfter Konflikte mit meinem Lebenspartner und er 40 37 36 35 30 20 Häufigkeit Gültige Prozen- Kumulierte te Prozente stimmt sehr 7,8 7,8 stimmt ziem- 8,5 16,3 lich teils - teils 27,1 43,4 stimmt wenig 28,7 72,1 stimmt nicht 27,9 100,0 10 11 10 0 stimmt sehr teils - teils stimmt ziemlich stimmt nicht stimmt wenig Ich habe öfter Konflikte mit meinem Lebenspartner und erwarte mir Hilfes Überzeugungsarbeit zur Kursteilnahme durch Bekannte war nicht nötig und erfolgte auch nicht. Insgesamt gesehen besteht bei den TeilnehmerInnen eine hohe Motivation, die geleitet ist durch den Wunsch nach Verbesserung/Optimierung der Erziehungsfähigkeit, durchaus aber mit einem hohen Wunsch nach Kommunikation, deren Erfüllung auch bei der Beurteilung des Kurses eine wesentliche Rolle spielte. Lebenssituation Eine herrscht durchweg eine hohe Zufriedenheit mit der finanziellen Situation und der Wohnsituation Mit meiner finanziellen Situation bin ich zufrieden Ich bin mit meiner Wohnung zufrieden stimmt nicht stimmt nicht stimmt wenig stimmt wenig 7 7 stimmt sehr 11 34 teils - teils 5 teils - teils 17 36 72 stimmt sehr 32 stimmt ziemlich 48 stimmt ziemlich 7 DEUTSCHER KINDERSCHUTZBUND LV BAYERN e. V.; Arabellastr. 1; 81925 München Prof. Dr. Günther Schatz; Kath. Stiftungsfachhochschule München, Abt. Benediktbeuern, Don – Bosco - Str. 1; 83671 Benediktbeuern Befragung der TeilnehmerInnen des Elternkurses „Starke Eltern – Starke Kinder“ Akzeptanz der Teilnahme durch den Lebenspartner Das klassische Rollenklischee, dass die Mutter für die Erziehung zuständig sei, findet in der Zustimmung zum Besuch ihre Bestätigung. Die Lebenspartner begrüßen die Teilnahme in einem hohen Maße. Eine Unklarheit ergibt sich bei der Befragung: Nicht befragt wurde das Managen der Kinderbetreuung während des Kurses. Standen beispielsweise Kinderbetreuungen zu Hause zur Verfügung? Waren die Partner gebunden durch baby-sitting? Hinsichtlich der Aussagen zur Kooperation in der Erziehung und zur Verlässlichkeit zeigt sich alltägliche und beinahe schon klischeehafte Erfahrung: die Mutter ist für die Erziehung die zuständige und kompetente Person, der Vater die verlässliche Ersatz- Erziehungsperson! Erlebnisbilanz - Sorgen und Freuden der TeilnehmerInnen Die Skala ergibt ein Abbild des gesamten Lebensgefühls, die indikativ ist für die Qualität der sozialen Eingliederung. Je mehr die Erlebnisbilanz zum Negativen sich neigt, desto stärker sind vermutlich entsprechend ungünstige Effekte auf das Selbstwerterleben und das Selbstkonzept. Konkret wurde gefragt: Wieviel gibt es augenblicklich in Ihrem Leben, was Ihnen Freude macht? Wieviel gibt es augenblicklich in Ihrem Leben, was Ihnen Sorge macht? Insgesamt konnte ein relativ hohes (normales) Selbstwerterleben und Selbstkonzept festgestellt werden. Vorsichtig formuliert fallen die alleinerziehenden Mütter auf, die insgesamt gesehen schlechter abschneiden. Selbstwert und Selbstkonzept Der Selbstwert und die Selbstachtung, die jemand für sich empfindet, ist sehr bedeutsam für das eigene Erleben und die psychische Gesundheit und Intaktheit. Selbstachtung als Grundlage des Selbstwertes ist die gefühlsmäßig wertende Einstellung einer Person zu sich selbst, zu ihrer eigenen Person. Selbstwert kann als personaler Schutzfaktor gesehen werden! Dies wurde erfasst mittels einer modifizierten Skala zum Selbstwertgefühl: Ich finde mich so, wie ich bin, in Ordnung Ich komme mit dem Auf und Ab im Leben ganz gut zurecht Eigentlich bin ich mit mir ganz zufrieden. Im Vergleich zur Kontrollgruppe und den Alleinerziehenden schneiden die RespondentInnen nicht so gut ab. Sie signalisieren weniger Selbstwert und Selbstachtung. Die Ursache dafür ist nicht geklärt. Erziehungskompetenz Der Bereich der Erziehungskompetenz wird abgefragt über eigene Verhaltenssicherheiten bzw. -unsicherheiten bei der Erziehung (Ek01, Ek02, Ek03, Ek04), durch die Belastungseinschätzung und die Fähigkeit zu kommunikativer Ratsuche bzw. Beratung mit Bekannten. Verhaltensunsicherheit im Erziehungsalltag trifft für einen nicht unerheblichen Teil der TeilnehmerInnen zu (33 % in Zustimmung 1 und 2,) In ähnlicher Weise zeigt sich die Verunsicherung durch Bereuen des gezeigten Verhaltens, da es vermutlich als nicht passend gewertet wurde. Strenge in der Erziehung ist allerdings nicht sehr ausgeprägt, während weitge- 8 DEUTSCHER KINDERSCHUTZBUND LV BAYERN e. V.; Arabellastr. 1; 81925 München Prof. Dr. Günther Schatz; Kath. Stiftungsfachhochschule München, Abt. Benediktbeuern, Don – Bosco - Str. 1; 83671 Benediktbeuern Befragung der TeilnehmerInnen des Elternkurses „Starke Eltern – Starke Kinder“ hende Akzeptanz darüber besteht, dass Erziehung hohe Anforderungen stellt und kein Kinderspiel ist. Die Belastung der Eltern durch die Kindererziehung wird von einem Großteil der RespondentInnen wahrgenommen, allerdings auch die Möglichkeit mit Bekannten hinreichend oft über Erziehungsprobleme zu sprechen. Ek01 Ek02 Eko3 Eko4 Eko5 Eko6 In der Erziehung meines Kindes bin ich oftmals unsicher Ich bereue oft mein Verhalten gegenüber meinem Kind. Ich bin oft viel zu streng in der Erziehung Kindererziehung ist wirklich kein Kinderspiel Die Erziehung von Kindern belastet die Eltern sehr Ich spreche oft mit Bekannten über Erziehungsprobleme Alleinerziehende zeigen in allen Bereichen der Erziehungskompetenz wesentlich günstigere Werte. Kommunikatives Verhalten: Insgesamt gesehen ein durchaus offenes, emotional positives kommunikatives Verhalten, das gute Ansätze für ein positives Erziehungsklima ermöglichen kann. Ressource Soziales Netz Es zeigt sich ein hoher Grad an sozialen Ressourcen der RespondentInnen, die sich äußern in einer emotionalen Geborgenheit im sozialen Nahraum wie auch dem Gefühl als Person akzeptiert zu sein. Belastungen (y8 – y15) Die Einschätzungen und der Umgang mit Belastungen ist in den Familien günstig. Zwar werden stressogene Situationen erkannt und der Wunsch deutlich aus dem belastende Feld zumindest zeitweise zu flüchten, allerdings sind die TeilnehmerInnen in der Lage mit ihren Emotionen angemessen umzugehen und sie zu steuern. Der Wunsch nach eigener Veränderung und Verbesserung des Verhaltens für die Zukunft wird von sehr vielen geäußert. Y8B Y9B Y10B Y11B Y12B Y13B Y14B -Y15B- Das Leben für junge Familien ist ziemlich schwer Manchmal finde ich alles ziemlich sinnlos Manchmal hätte ich Lust, einfach wegzulaufen Ich denke oft: mir bleibt auch gar nichts erspart Manchmal bin ich so richtig wütend Ich bin froh, wenn ich mich von meiner Umgebung abschließen kann Ich nehme mir oft vor, in Zukunft einiges besser zu machen Mein Kind macht mir viel Freude 9 DEUTSCHER KINDERSCHUTZBUND LV BAYERN e. V.; Arabellastr. 1; 81925 München Prof. Dr. Günther Schatz; Kath. Stiftungsfachhochschule München, Abt. Benediktbeuern, Don – Bosco - Str. 1; 83671 Benediktbeuern Befragung der TeilnehmerInnen des Elternkurses „Starke Eltern – Starke Kinder“ Ausgewählte Fragen und Aussagen zum Verlauf des Kurses: In den emotional-kommunikativen Bereichen (amg, klima, wohlgef, kontakt) des Kurses bestätigen fast alle TeilnehmerInnen eine hohe Zufriedenheit mit der Arbeit in den Gruppen; das gute Gruppenklima wird von fast allen anerkannt, so dass sich beinahe alle in den Kursen wohl gefühlt haben; dies trifft in hohem Maße auch für den Kontakt zu. Im Bereich der Anforderungen (Überforderungen, Anstrengung) ist das Anspruchsniveau gefragt, wobei der weitaus größte Teil der Befragten mit den Anforderungen dieser Maßnahme zurecht kamen. 70 % können deshalb zustimmen, dass sie viel gelernt haben im Kurs, so dass auch kaum jemand ernsthaft die Aufgabe des Kurses in seine Überlegungen einbezogen hat. Die Inhalte des Kurses haben kaum jemand gelangweilt, wenngleich doch von vielen im Kurs mehr praktisches Tun gewünscht wird und weniger Theorie. Theorie an sich wird jedoch nicht abgelehnt und deren Stellenwert sehr wohl anerkannt (siehe dazu auch „Themen im Kurs“, allerdings scheint die Vorliebe für praktische Aktivität zu überwiegen, wenngleich auch Rollenspiele mit gewisser Skepsis belegt sind (siehe „Themen im Kurs“). Daten zum Verlauf des Kurses Die Arbeit mit den Gruppenmitgliedern hat mir gut gefallen Gültig stimmt sehr stimmt ziemlich teils - teils Gesamt Häufigkeit 65 23 3 91 Prozent 47,8 16,9 2,2 66,9 Gültige Prozente 71,4 25,3 3,3 100,0 Kumulierte Prozente 71,4 96,7 100,0 Gültige Prozente 82,4 17,6 100,0 Kumulierte Prozente 82,4 100,0 In unserem Kurs herrschte ein gutes Klima Gültig Häufigkeit stimmt sehr 75 stimmt ziemlich 16 Gesamt 91 Prozent 55,1 11,8 66,9 Ich habe mich im Elternkurs wohl gefühlt Gültig stimmt sehr stimmt ziemlich teils - teils stimmt wenig Gesamt Häufigkeit 70 16 4 1 91 Prozent 51,5 11,8 2,9 ,7 66,9 Gültige Prozente 76,9 17,6 4,4 1,1 100,0 Kumulierte Prozente 76,9 94,5 98,9 100,0 10 DEUTSCHER KINDERSCHUTZBUND LV BAYERN e. V.; Arabellastr. 1; 81925 München Prof. Dr. Günther Schatz; Kath. Stiftungsfachhochschule München, Abt. Benediktbeuern, Don – Bosco - Str. 1; 83671 Benediktbeuern Befragung der TeilnehmerInnen des Elternkurses „Starke Eltern – Starke Kinder“ Ich hatte guten Kontakt zu den anderen TeilnehmerInnen Gültig stimmt sehr stimmt ziemlich teils - teils stimmt wenig stimmt nicht Gesamt Häufigkeit 40 33 16 1 1 91 Prozent 29,4 24,3 11,8 ,7 ,7 66,9 Gültige Prozente 44,0 36,3 17,6 1,1 1,1 100,0 Kumulierte Prozente 44,0 80,2 97,8 98,9 100,0 Manchmal war ich im Kurs überfordert Gültig stimmt sehr stimmt ziemlich teils - teils stimmt wenig stimmt nicht Gesamt Häufigkeit 1 10 13 37 30 91 Prozent ,7 7,4 9,6 27,2 22,1 66,9 Gültige Prozente 1,1 11,0 14,3 40,7 33,0 100,0 Kumulierte Prozente 1,1 12,1 26,4 67,0 100,0 Die Veranstaltungen des Elternkurses waren anstrengend Gültig stimmt sehr stimmt ziemlich teils - teils stimmt wenig stimmt nicht Gesamt Häufigkeit 2 4 27 25 33 91 Prozent 1,5 2,9 19,9 18,4 24,3 66,9 Gültige Prozente 2,2 4,4 29,7 27,5 36,3 100,0 Kumulierte Prozente 2,2 6,6 36,3 63,7 100,0 Ich habe viel neues gelernt im Kurs Gültig stimmt sehr stimmt ziemlich teils - teils stimmt wenig Gesamt Häufigkeit 32 32 22 5 91 Prozent 23,5 23,5 16,2 3,7 66,9 Gültige Prozente 35,2 35,2 24,2 5,5 100,0 Kumulierte Prozente 35,2 70,3 94,5 100,0 11 DEUTSCHER KINDERSCHUTZBUND LV BAYERN e. V.; Arabellastr. 1; 81925 München Prof. Dr. Günther Schatz; Kath. Stiftungsfachhochschule München, Abt. Benediktbeuern, Don – Bosco - Str. 1; 83671 Benediktbeuern Befragung der TeilnehmerInnen des Elternkurses „Starke Eltern – Starke Kinder“ Manchmal wünschte ich mir mehr praktischen Tun und weniger Theorie Gültig Häufigkeit 9 15 28 23 15 90 stimmt sehr stimmt ziemlich teils - teils stimmt wenig stimmt nicht Gesamt Prozent 6,6 11,0 20,6 16,9 11,0 66,2 Gültige Prozente 10,0 16,7 31,1 25,6 16,7 100,0 Kumulierte Prozente 10,0 26,7 57,8 83,3 100,0 Die Themen und Inhalte des Kurses haben mich oft gelangweilt Gültig stimmt sehr teils - teils stimmt wenig stimmt nicht Gesamt Häufigkeit 1 4 17 69 91 Prozent ,7 2,9 12,5 50,7 66,9 Gültige Prozente 1,1 4,4 18,7 75,8 100,0 Kumulierte Prozente 1,1 5,5 24,2 100,0 Ich hatte mir ernsthaft überlegt den Kurs aufzugeben Gültig stimmt ziemlich teils - teils stimmt wenig stimmt nicht Gesamt Häufigkeit 1 1 2 87 91 Prozent ,7 ,7 1,5 64,0 66,9 Gültige Prozente 1,1 1,1 2,2 95,6 100,0 Kumulierte Prozente 1,1 2,2 4,4 100,0 Themen und Aktivitäten im Kurs Geben Sie bitte an, wie wichtig bzw. unwichtig Ihnen bestimmte Dinge waren: Wie wichtig waren für Sie die Rollenspiele im Elternkurs? Gültig sehr wichtig ziemlich wichtig teils - teils weniger wichtig Gesamt Häufigkeit Prozent Gültige Prozente Kumulierte Prozente 19 14,0 22,6 22,6 23 16,9 27,4 50,0 26 19,1 31,0 81,0 16 11,8 19,0 100,0 84 61,8 100,0 12 DEUTSCHER KINDERSCHUTZBUND LV BAYERN e. V.; Arabellastr. 1; 81925 München Prof. Dr. Günther Schatz; Kath. Stiftungsfachhochschule München, Abt. Benediktbeuern, Don – Bosco - Str. 1; 83671 Benediktbeuern Befragung der TeilnehmerInnen des Elternkurses „Starke Eltern – Starke Kinder“ Wie wichtig waren für Sie die Gespräche und Diskussionen? Gültig Häufigkeit sehr wichtig 71 ziemlich wichtig 17 teils - teils 2 völlig unwichtig 1 Gesamt 91 Prozent 52,2 12,5 1,5 ,7 66,9 Gültige Prozente 78,0 18,7 2,2 1,1 100,0 Kumulierte Prozente 78,0 96,7 98,9 100,0 Prozent 16,9 35,3 11,0 2,9 66,2 Gültige Prozente 25,6 53,3 16,7 4,4 100,0 Kumulierte Prozente 25,6 78,9 95,6 100,0 Wie wichtig war für Sie die Theorie? Gültig Häufigkeit sehr wichtig 23 ziemlich wichtig 48 teils - teils 15 weniger wichtig 4 Gesamt 90 Rollenspiele werden zwar im Bereich der Fort-, Weiter und Ausbildung als wesentliches methodisches Inventar gesehen, sind jedoch in der Regel nicht so sehr beliebt aufgrund der öffentlichen Darstellung eigener personaler Anteile. So ist dies auch bei den RespondentInnen zu werten. 50% schätzen Rollenspiele als sehr wichtig bis wichtig ein, während die andere Hälfte dies als nicht so wichtig betrachtet. Es zeigt sich eindeutig eine Bevorzugung der Gespräche und der Diskussionen im thematisch – methodischen Bereich. Fast alle TeilnehmerInnen räumen ihr eine hohe Priorität ein und sehen diese Art der Beschäftigung als besonders wichtig ein. Kommunikative Aktionen und Akte sind wesentlich und werden von den RespondentInnen als wichtig in den Kursen gesehen – was sich auch in den persönlichen Notizen im Fragebogen zeigt. Einen relativ hohen Stellenwert nehmen hier auch die theoretischen Beiträge ein. Theorie und Theorievermittlung wird in der Regel als „grau“, trocken und überflüssig angesehen. Wir haben nunmehr nicht nach den konkreten Anteilen der Theorie gefragt, nehmen aber an, dass Theorie in Verbindung mit eigener Betroffenheit und womöglich mit einem Hauch von rezeptologischem Beiwerk durchaus als hilfreich angesehen wurde und dies auch von den TeilnehmerInnen in den frei formulierten Antwortteilen Ausdruck fand. Wie wichtig waren für Sie die Gespräche und Diskussionen? Wie wichtig war für Sie die Theorie? Wie wichtig waren für Sie die Rollenspiele im Elternkurs? 80 30 60 71 26 50 48 60 23 40 20 19 40 16 30 20 0 sehr wichtig ziemlich wichtig teils - teils weniger wichtig Wie wichtig waren für Sie die Rollenspiele im Elternkurs? 20 17 0 sehr wichtig ziemlich wichtig teils - teils Häufigkeit Häufigkeit Häufigkeit 10 völlig unwichtig Wie wichtig waren für Sie die Gespräche und Diskussionen? 23 15 10 4 0 sehr wichtig ziemlich wichtig teils - teils weniger wichtig Wie wichtig war für Sie die Theorie? 13 DEUTSCHER KINDERSCHUTZBUND LV BAYERN e. V.; Arabellastr. 1; 81925 München Prof. Dr. Günther Schatz; Kath. Stiftungsfachhochschule München, Abt. Benediktbeuern, Don – Bosco - Str. 1; 83671 Benediktbeuern Befragung der TeilnehmerInnen des Elternkurses „Starke Eltern – Starke Kinder“ Positive Faktoren im Elternkurs: Was war für Sie persönlich besonders positiv in diesem Elternkurs? Es zeigen sich die gruppenpädagogischen und sozialpädagogischen Effekte, die aus Maßnahmen der Erwachsenenbildung bekannt sind: Empathisches und einfühlendes, nicht überforderndes Verhalten in einem lernfreudigen Umfeld wirkt besonders nachhaltig und positiv. Folgende Themenkreise wurden als besonders positiv empfunden: Erfahrungsaustausch der TeilnehmerInnen, der die Möglichkeiten eröffnete, eigene Themenstellungen einzubringen und sie mit den anderen zu diskutieren. Atmosphäre in den Gruppen und ein positives, verständnisvolles Klima zu den TeilnehmerInnen wie SeminarleiterInnen. Regeln und das Einhalten der Regeln werden als wichtig erachtet. Dazu gehört auch die Offenheit der LeiterInnen wie die der TeilnehmerInnen und die Fairness der Gruppenmitglieder. Ganz wesentlich wird gesehen, dass man mit seinen Problem nicht alleine steht, sondern von anderen gehört und verstanden wird, dass andere ebenfalls ähnliche Problemlagen haben, und dass einem geholfen wird, diese Probleme anzugehen. Negative Faktoren im Elternkurs: Was war für Sie besonders negativ in diesem Elternkurs? Überwiegend wird die zu knappe Zeit bemängelt, die viele Dinge nicht möglich sein lässt und dazu führt, dass Themen zu schnell abgehandelt werden und Übungsphasen zu kurz kommen. Rahmenbedingungen werden als negativ gesehen, wie etwa das späte Ende der Kurse oder auch Präsentationen in der Öffentlichkeit ( Fotos der TeilnehmerInnen in der Tageszeitung ohne deren ausdrücklicher Zustimmung). Bemängelt werden störende ausufernde Beiträge von TN („AlleinunterhalterInnen“), die nicht hinreichend unterbunden werden von den SeminarleiterInnen. Ereignisse, die man an sich als durchaus positiv einschätzen könnte, werden von den TeilnehmerInnen als negativ bewertet, wobei wohl eher belastend gemeint sein kann. Dies betrifft v. a. die Rückschau auf die eigne Kindheit und die Beziehungen zu den Eltern wie auch die Einsicht, dass man noch viel an der eigenen Persönlichkeit zu arbeiten hätte. 14 DEUTSCHER KINDERSCHUTZBUND LV BAYERN e. V.; Arabellastr. 1; 81925 München Prof. Dr. Günther Schatz; Kath. Stiftungsfachhochschule München, Abt. Benediktbeuern, Don – Bosco - Str. 1; 83671 Benediktbeuern Befragung der TeilnehmerInnen des Elternkurses „Starke Eltern – Starke Kinder“ Faktoren vermisst: Was haben Sie vermisst im Elternkurs? Vermisst werden von vielen die Väter. Von den insgesamt 136 RespondentInnen waren nur 17 Väter. Mutter Vater Ortsverband Mutter Vater Ortsverband Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl Augsburg 8 3 Miesbach 11 1 Bayreuth 7 2 Moosburg 9 2 Forchheim 13 Nürnberg 8 1 Hof 3 Ottobeuren/Kurs1 10 Immenstadt 12 2 Ottobeuren/Kurs2 5 Kempten 7 2 Starnberg 5 2 Lindenberg 8 Thannhausen 12 2 Ansonsten werden sehr individuelle Bedürfnisse geäußert, die nicht befriedigt wurden, wie etwa Sexualerziehung, „Erziehungsrezepte“, Folgekurs, mehr Informationen zur Entwicklungspsychologie und psychologische Hintergründe, mehr unterstützende Unterlagen (Lesestoff und Lesetipps – Literaturhinweise) wie auch eine stärkere Einbindung von Rollenspielen. Es wird auch Konsequenz angemahnt gegenüber den SeminarleiterInnen: Eine stringentere Struktur wie auch Hausaufgabenabfrage scheint ein Bedürfnis wie auch das konsequente Vorgehen gegen unregelmäßige Teilnahme. Einige Fragen zum Erfolg des Kurses Erfolg1 Ich habe das Gefühl, nun besser mit den Problemen meines Erziehungsalltages zurechtzukommen Beinahe 2/3 geben an, dass sie gefühlsmäßig nun besser mit dem mit dem Erziehungsalltag zurechtkommen. Erfolg2 Ich habe das Gefühl, dass sich eigentlich gar nichts geändert hat an den Problemen, die ich in meinem Erziehungsalltag habe. Über 80 % können dem nicht zustimmen. Erfolg3 Ich habe das Gefühl, dass mir der Kurs einiges für den Alltag gebracht hat Auch hier über 80 %, die einen Erfolg des Kurses für den Alltag sehen. Erfolg4 Ich denke intensiver über mein Erziehungsverhalten nach als vorher Eine eindeutige Bestätigung zumindest für die Kurzzeitwirkung im Bereich Reflexion des alltäglichen Erziehungsverhaltens. Erfolg5 Ich habe das Gefühl, dass mich der Kurs in meiner Haltung im Erziehungsalltag vor allem verunsichert hat 15 DEUTSCHER KINDERSCHUTZBUND LV BAYERN e. V.; Arabellastr. 1; 81925 München Prof. Dr. Günther Schatz; Kath. Stiftungsfachhochschule München, Abt. Benediktbeuern, Don – Bosco - Str. 1; 83671 Benediktbeuern Befragung der TeilnehmerInnen des Elternkurses „Starke Eltern – Starke Kinder“ Eine klare Ablehnung der Aussage der Verunsicherung. Hier scheint aber durchaus die Fragestellung problematisch; Verunsicherung wird vermutlich negativ gesehen. Verunsicherung könnte jedoch auch positiv als Hinterfragung und Anleitung zur Reflexion gesehen und gewertet werden. Insgesamt gesehen finden wir sehr eindeutige Aussagen zum Erfolg des Kurses. Es gilt jedoch zu berücksichtigen, dass es sich um subjektive Aussagen im direkten Anschluss an das Ende eines Kurses handelt, ohne die Berücksichtigung einer Langzeitwirkung und ohne die entsprechende objektive Überprüfungsmerkmale. Die Benotung durch die TeilnehmerInnen zeigt die hohe Zufriedenheit mit dem Kurs. Benotung des Kurses Wenn Sie den Elternkurs wie in der Schule mit Noten beurteilen müssten, und 1 die beste Note und 6 die schlechteste Note wäre; welche Note würden Sie geben? Insgesamt ergibt sich ein sehr überzeugendes positives Ergebnis mit einem Notendurchschnitt von 1,73. Keine einzige der TeilnehmerInnen gab die Note 4, 1/3 die Note 1, fast 2/3 die Note 2. NOTE :Mittelwert 1,73 Gültig 1 2 3 Gesamt Gesamt Häufigkeit 32 57 6 95 136 Prozent 23,5 41,9 4,4 69,9 100,0 Gültige Prozente 33,7 60,0 6,3 100,0 Kumulierte Prozente 33,7 93,7 100,0 Benotung durch alle TeilnehmerInnen 3 1 2 16 DEUTSCHER KINDERSCHUTZBUND LV BAYERN e. V.; Arabellastr. 1; 81925 München Prof. Dr. Günther Schatz; Kath. Stiftungsfachhochschule München, Abt. Benediktbeuern, Don – Bosco - Str. 1; 83671 Benediktbeuern Befragung der TeilnehmerInnen des Elternkurses „Starke Eltern – Starke Kinder“ Veränderungen durch die Teilnahme am Kurs Wir haben bei der ersten Befragung zu Beginn des Kurses und bei der Befragung am Ende des Kurses im Bereich des alltäglichen Erzieherverhaltens identische Fragen verwendet. Die TeilnehmerInnen machen also nach einem längeren Zeitraum Aussagen zu alltäglichen Situationen und Statements zum Bereich der Erziehung, ohne dass ihnen ihre frühere Antwort noch vorgelegen oder bekannt gewesen wären. Man könnte mit aller Vorsicht annehmen, dass mögliche Veränderungen in den Aussagen durchaus auf Effekte des Kurses rückführbar wären. Eine regelmäßige Beschäftigung mit Fragen der Erziehung, die nicht nur im Kurs selbst erfolgt, sondern in der erlebten Auseinandersetzung im gewohnten familiären Nahraum sich ständig aktualisiert und zur Reflexion und womöglich Veränderung des eigenen Denkens und Tuns anregt, ist durchaus denkbar und anzunehmen. Sollten keine Veränderungen feststellbar sein, so könnte davon ausgegangen werden, dass keine Effekte durch die Teilnahme am Kurs erfolgt sind. Wir haben nunmehr einige Aussagen zur alltäglichen Erziehung. Wir bitten Sie, einfach anzukreuzen, was Sie glauben, was für Sie persönlich zutrifft. Alltägliches Erzieherverhalten nach der Maßnahme (EV1 – EV11) Ich bin geduldig gegenüber meinen Kindern Wenn ich etwas von meinen Kindern will, dann setze ich das durch In meiner Erziehung bin ich konsequent; was ich einmal angekündigt habe, setze ich durch Ich beschäftige mich mit meinen Kindern Ich versuche mit meinen Kindern Absprachen und Vereinbarungen zu treffen Ich habe ganz bestimmte Erziehungsziele Ich weiche von meinen Erziehungszielen nicht ab Es gibt harte Auseinandersetzungen mit meinen Kindern Es ist wichtig, dass meine Kinder einsehen, warum ich etwas von ihnen verlange Ich wünsche, dass meine Kinder auch meine Gefühle und Bedürfnisse respektieren Ich möchte verstehen, was meine Kinder denken und fühlen 3,5 3,0 3,0 2,9 2,5 2,8 2,7 2,72,6 2,5 3,0 2,8 2,7 2,1 2,01,9 2,02,01,9 2,0 1,7 1,51,61,6 1,5 1,2 1,2 1,0 ,5 n he te i rs ve me e ht aß öc e, d m h h sc Ic aß ün , d in w ig h ht s e Ic ic Au e in tw e is art me E s t h on m b i gi e v st E s ic h z b e e n ei w ga it m h Ic be m h e ha c i h h m uc Ic r s i ge ft ve ng ä h Ic sch i ehu m b e Erz on v h r Ic as ne e i e tw g e g m In ic h ld ig n u en ed W in g b h Ic Mittelwert EV1 EV2 EV3 EV4 EV5 EV6 EV7 EV8 EV9 EV10 EV11 17 DEUTSCHER KINDERSCHUTZBUND LV BAYERN e. V.; Arabellastr. 1; 81925 München Prof. Dr. Günther Schatz; Kath. Stiftungsfachhochschule München, Abt. Benediktbeuern, Don – Bosco - Str. 1; 83671 Benediktbeuern Befragung der TeilnehmerInnen des Elternkurses „Starke Eltern – Starke Kinder“ Diese Fragen zum alltäglichen Erzieherverhalten sind zuteilbar zu Skalen Zielsetzung (EV6), Geduld und Verständnis (EV1, EV9, EV11), Kooperation (EV4, EV5, EV10,) Konsequenz und Durchsetzungsvermögen (EV2, EV3, EV7, EV8). Es können fast durchweg Veränderungen festgestellt werden, die auf eine positive Auswirkung des Kurses schließen lassen. Erwähnenswerte Veränderungen sind etwa die Geduld gegenüber die Kindern, die nach dem Kurs wesentlich höher angegeben wird, oder etwa die Auseinandersetzung mit den Kindern, die nach Kursbesuch wesentlich weniger gesehen wird. Allerdings halten diese Abweichungen in der Befragung vor dem Kurs und nach dem Kurs strengen statistischen Überprüfungen nicht Stand. Die Veränderungen sind also nicht eindeutig als signifikant zu werten und nicht rückführbar auf die Wirkung des Kurses. Gesamtbewertung des Kurses: Zusammenfassend können die durchgeführten Elternkurse als sehr erfolgreich gewertet werden. Die TeilnehmerInnen bewerten den Verlauf der Elternkurse als sehr hilfreich, als Veranstaltung, die ihnen für den Erziehungsalltag weiterhilft. Kommunikative Auseinandersetzungen mit anderen Eltern sind wertvoll, weil Eltern erleben, dass sie mit seinen Problemen nicht alleine stehen, sie fühlen sich durch das Angebot unterstützt , gemeinsam kann man Stärken entwickeln. Ein gutes Klima in den Kursen ist dazu Voraussetzung und wird durchweg bestätigt. Die TeilnehmerInnen berichten in großer Mehrheit, dass sie durch den Kurs sehr viel Neues gelernt hätten, das sie dazu anregt, den Erziehungsalltag reflektierter zu sehen und in Folge davon auch reflektierteres Handeln ermöglichen kann. Die Teilnahme hat den Eltern so gesehen „viel gebracht“. Die Zufriedenheit mit dem Kurs schlägt sich in der Bewertung nieder, die analog zur Benotung in der Schule erfolgte: mit einem Notendurchschnitt von 1,73 wird dies überaus deutlich. Diese Sichtweisen werden in ähnlicher Weise von den KursleiterInnen bestätigt. Es gilt allerdings zu bedenken, dass diese Bewertung alleinig auf den subjektiven Äußerungen der Beteiligten im direkten Anschluss an eine Trainingsmaßnahme beruht und wir keine objektiven, beobachtbaren und messbaren Daten hinsichtlich des tatsächlichen, im Alltag gezeigten Erzieherverhaltens zur Verfügung haben. Hinweise und Empfehlungen für die Gestaltung möglicher weiterer Elternkurse Aufgrund der Auswertungen der Fragebögen, einschlägiger Gespräche mit FachexpertInnen und der eigenen langjährigen Tätigkeit im Trainingsbereich der Erwachsenenbildung schlage ich folgende Überlegungen zur Weiterentwicklung und Optimierung der Maßnahmen vor: Vertiefung und Orientierung kognitiv orientierter Trainingsinhalte in strukturierter Form durch folgende Module: Stärkere Selbstkonzeptarbeit, Selbstsicherheit, Kommunikationstechniken, Umgang mit Konflikten, Belastungs- und Stressimmunisierung, Entwicklung von Strategien zur angemessenen Bewältigung entstehender Schwierigkeiten. Es müsste darüber hinaus noch eine Erweiterung von zielorientierten, inhaltlich auf den Erziehungsalltag ausgerichteten Wissenseinheiten erfolgen, die auch die von Eltern angemahnten Themenbereiche beinhalten: 18 DEUTSCHER KINDERSCHUTZBUND LV BAYERN e. V.; Arabellastr. 1; 81925 München Prof. Dr. Günther Schatz; Kath. Stiftungsfachhochschule München, Abt. Benediktbeuern, Don – Bosco - Str. 1; 83671 Benediktbeuern Befragung der TeilnehmerInnen des Elternkurses „Starke Eltern – Starke Kinder“ Dazu gehören die Themenkomplexe Strafe in all ihren Nuancen (körperliche, psychische, subtile Formen usw.) wie auch Gewalt in der Erziehung und Familie. Allein die Auseinandersetzung mit allgemeinen pädagogisch relevanten Themen im Kurs ohne die ausdrückliche inhaltliche Einbeziehung dieser genannten Themen dürfte für einen Erziehungs-Trainings-Kurs nicht ausreichen. Auch der Bereich der Sexualität in der Erziehung ist dabei mit zu berücksichtigen. Diese Themenkomplexe werden im vorliegenden Kursprogramm nicht sichtbar. Angebot an strukturiertem Demonstrations- und Übungsmaterial im Kurs (multi-mediales Paket): Empfehlenswert wäre es didaktisch aufbereitetes Demonstrationsmaterial zur Präsentation wie auch als Übungsmaterial zu verwenden. Dies könnten unter pädagogischen und didaktischen Gesichtspunkten entwickelte Videopräsentationen sein, die als Einsteig und konkrete Übungseinheiten im Kurs Verwendung finden könnten. Das könnte dazu beitragen, den Rahmen der reinen Wissensvermittlung und des Methodendefizits zu überwinden und die Erprobung praktischer Handlungskonzepte vorantreiben. Lesematerialien und Begleitmaterial: Hilfreich könnte die Entwicklung von Begleitmaterialien für KursteilnehmerInnen in Form eines Readers sein. Neben einem Handbuch/Reader könnte auch die Entwicklung eines Elternbegleitbriefes sehr sinnvoll sein, der die Eltern während des Kurses oder auch über die Kursdauer hinaus begleiten könnte. Mit technisch fortschrittlichen Eltern könnte auch ein elektronischer newsletter oder ein chat-room projektiert werden. Erweiterung der Zielgruppe der KursteilnehmerInnen: Es ist offensichtlich, dass auch in den abgelaufenen Kursen das grundsätzliche Problem der affektiven Distanz in der Erwachsenenbildung sichtbar wurde. Affektive Distanz bezeichnet das Fernbleiben bestimmter Bevölkerungsgruppen von erwachsenenpädagogischen Maßnahmen. Wenn man langfristig das Problem der Elternbildung hinsichtlich gewaltfreier Erziehung auch für bildungsferne Milieus anbieten will, muss an andere Strukturen der Vermittlung gedacht werden. Hier bietet sich die Überlegung niedrigschwelliger Zugangsweisen an, wie dies beispielsweise in dem soeben begonnenen Projekt Eltern-talk der Aktion Jugendschutz erprobt wird, in dem über nachbarschaftliche und sozialraumnahe Treffen die Problembereiche „Medien und Gewalt“ in den Familien thematisiert und aufgearbeitet werden soll. 19 DEUTSCHER KINDERSCHUTZBUND LV BAYERN e. V.; Arabellastr. 1; 81925 München Prof. Dr. Günther Schatz; Kath. Stiftungsfachhochschule München, Abt. Benediktbeuern, Don – Bosco - Str. 1; 83671 Benediktbeuern