110116_FS Klima final ohne Fußnoten

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Das Klima braucht eine Lobby
Greenpeace stärkt die weltweite Umweltbewegung
Die schlechten Klimaprognosen der
letzten Jahre sind von der Realität noch
übertroffen worden: Das Klima erwärmt
sich schneller als erwartet. Seit Anbeginn der Industrialisierung werden fossile Energieträger verbrannt, dabei
wurden – und werden – Unmengen des
Treibhausgases Kohlendioxid in die
Atmosphäre freigesetzt. Und auch die
Zerstörung der Urwälder trägt einen
wesentlichen Teil zum Klimawandel bei.
Noch ist es möglich, den Anstieg der
globalen Durchschnittstemperatur auf
zwei Grad zu begrenzen – doch dafür
sind konsequente Klimaschutzmaßnahmen notwendig. Selbst wenn sich
das Klima, global betrachtet, durchschnittlich um „nur zwei Grad“ erwärmt,
wären die Folgen gewaltig.
Der Klimaschutz duldet keinen Aufschub
mehr. Die Menschheit muss sich zügig von
klimaschädlichen fossilen Brennstoffen
verabschieden und die Erneuerbaren
Energien ausbauen. Wind, Sonne, Erdwärme, Wasser und Biomasse sind nachwachsende, sich selbst regenerierende
Energielieferanten, die – umsichtig und
clever genutzt – Öl, Kohle und Gas vollständig ersetzen können.
Greenpeace weist bereits Anfang der 90er
Jahre auf die sich abzeichnende Klimakatastrophe hin. Der beharrlichen Arbeit
von Greenpeace und anderen Umweltorganisationen ist es zu verdanken, dass
das Thema Klima öffentlich debattiert wird
und heute auf der Tagesordnung der internationalen Politik steht.
Die Hauptverantwortung auf dem Weg hin
zu einer nachhaltigen und zukunftsfähigen
Energieversorgung liegt bei Industrie und
Politik. Greenpeace übt weltweit Druck auf
die Verantwortlichen aus, damit sie dafür
sorgen, dass das Klima intakt und die
Erde bewohnbar bleibt.
Greenpeace arbeitet weltweit in über 40
Ländern. Globale ökologische Probleme
brauchen eine globale Bewegung –
genau da liegt die Stärke von Greenpeace.
Die Erde im Fieber
Glühender Kopf, Schweißperlen auf der
Stirn, Gliederschmerzen: Jeder Mensch
kennt Fieber. Es ist ein Warnsignal des
menschlichen Organismus, das anzeigt:
So geht es nicht weiter, ich bin krank, ich
brauche Ruhe. Auch die Erde hat Fieber.
In den letzten 100 Jahren erhöhte sich
die globale Durchschnittstemperatur laut
des globalen Rats für Klimafragen bereits
um ca. 0,74 Grad Celsius.
Die Klimasimulationen des Klimarates
haben ergeben, dass die durchschnittliche Temperatur in den kommenden Jahren weiter nach oben klettern wird, auch
dann, wenn umgehend massive Schutzmaßnahmen ergriffen werden. Denn das
Klimasystem reagiert langsam auf den
vermehrten Eintrag von Treibhausgasen.
Falls jetzt gar nichts unternommen wird,
könnten, so die Einschätzung des Wissenschaftsgremiums, die mittleren Temperaturen bis 2100 um über sechs Grad
Celsius steigen.
Globale Temperaturentwicklung zwischen
1900 und 2100. Quelle: Greenpeace nach
IPCC 2007
Spendenkonto
GLS Gemeinschaftsbank, KTO: 801 593 6000, BLZ: 430 609 67
Greenpeace ist vom Finanzamt als gemeinnützig anerkannt. Spenden sind steuerabsatzfähig.
F04022
Sechs Grad mehr – das wäre eine globale,
unumkehrbare Katastrophe. Klimaexperten gehen davon aus, dass bereits eine
Erhöhung der durchschnittlichen Temperatur um zwei Grad die kritische Grenze
markiert, bis zu der sich Ökosysteme noch
anpassen könnten. Selbst bei einem
solchen Anstieg ist mit gravierenden Auswirkungen zu rechnen.
Schon heute ist der Klimawandel spürbar.
Extreme Wetterlagen häufen sich. Sintflutartige Regenfälle, Überschwemmungen,
Orkane und Dürreperioden zeigen, dass
wir schon mittendrin sind in der Klimaerwärmung, auch in Europa. Seit einigen
Jahren schlagen sogar Versicherungen
wie z.B. die Münchener Rück Alarm und
warnen vor den dramatischen Folgen einer
weiteren Erderwärmung. Durch Überschwemmungen und Orkane ausgelöste
Kosten wachsen in astronomische Höhen.
Klimaschutzmaßnahmen sind dringend
erforderlich. Sie kommen weitaus billiger,
als die immer größer werdenden Schäden
zu beseitigen.
Überschwemmungen in der Schweiz aufgrund von
Sturzregen. © Grasser/Greenpeace
Die Hauptlast
Hauptlast tragen die armen Länder
Betroffen sind – heute und in Zukunft – vor
allem die armen Länder. Die Erderwärmung verschärft Umwelt- und Entwicklungsprobleme. Wetterextreme, insbesondere lang anhaltende Dürren, treffen
die Menschen in den Ländern des Südens
besonders hart. Die ohnehin geringen Ernteerträge schrumpfen weiter, die Ausbreitung der Wüsten schreitet voran. Die Gefahr von Hungerkatastrophen wächst.
In Asien bringt die Erderwärmung schon
heute den Monsun aus dem Rhythmus,
von dem rund zwei Milliarden Menschen
allein in Indien und China abhängig sind.
V.i.S.d.P. Karsten Smid
Der Monsunregen bewässert in den
Sommermonaten die Reis- und Gemüsefelder. Die Erderwärmung bringt das sensible System von Temperatur- und
Druckunterschieden, das den Monsun
reguliert, durcheinander. Der Monsun
gewinnt an Kraft, und das bedeutet extremen Niederschlag. Überschwemmungen wie 2010 in China und Pakistan
vernichten die Ernten sowie Häuser und
Infrastruktur.
Die Menschen in Afrika leiden unter den Folgen der
Wetterextreme. Ihre Ernten werden beispielsweise
durch Dürren zerstört. © Shirley/Greenpeace
Greenpeace unterstützt die
Klimaforschung
Wissenschaftlich unumstritten ist, dass
sich das Klima durch menschliche Aktivitäten erwärmt. Es gibt aber noch zahlreiche Lücken in dem komplexen Bereich
der Klimaforschung. Greenpeace hilft
gezielt, einige dieser Lücken zu schließen:
Nirgendwo schreitet die Erwärmung
schneller voran als am Nordpol. Die
Durchschnittstemperaturen in der Arktis
sind in den letzen 100 Jahren fast doppelt
so schnell gestiegen wie das globale Mittel. In den Jahren 2009 und 2010 unternimmt Greenpeace zusammen mit Klimaforschern, unter anderem der Universität
von Maine, der Woods Hole
Oceanographic Institution (beide USA)
und der Universität Cambridge in England, mit den Greenpeace Schiffen Esperanza und Arctic Sunrise Forschungsfahrten in die Arktis. Auf beiden Fahrten werden auch die Einflüsse des Klimawandels
untersucht, zum Beispiel die Versauerung
der Ozeane und das Abschmelzen der
Eismassen Grönlands und des Meereises.
01/2013
Wissenschaftler vermuten, dass in 20 bis
30 Jahren das arktische Meereis während
der Sommermonate komplett verschwunden sein könnte – das würde den Lebensraum Arktis vollständig verändern.
Gletscher sind Zeugen des Klimawandels,
ob an den Polkappen, auf dem Himalaya
oder in den Alpen. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts bis Mitte der 1970er Jahre verloren die Alpengletscher im Durchschnitt
rund ein Drittel ihrer Fläche und die Hälfte
ihres Volumens. Seitdem sind weitere 20
bis 30 Prozent ihres Eisvolumens abgeschmolzen. Mit den Gletschern schmilzt
auch das gefrorene Wasser in den Böden,
das den Untergrund an den steilen Hängen zusammenhält. Überschwemmungen
und Lawinen aus Schlamm und Geröll sind
die Folge. Wie dramatisch die Lage ist,
dokumentiert das Gletscherarchiv, ein
Projekt der Gesellschaft für ökologische
Forschung, das Greenpeace mit initiiert
hat und seit vielen Jahren unterstützt. Die
alpenweite Fotodokumentation mit Gletschervergleichen ist beeindruckend –
Fotos von früher und heute machen das
Schwinden der Eiszungen sichtbar
(www.gletscherarchiv.de). Eindrücklicheres
Bildmaterial der Welt in Zeiten globaler
Erwärmung gibt es kaum.
Alpen-Gletscher „Mer de Glace“ am Mont
Blanc/Chamonix um 1916 und im Jahr 2001.
© Gesellschaft für ökologische Forschung/
Greenpeace
V.i.S.d.P. Karsten Smid
Druck auf die Verursacher des
Klimawandels ausüben
Jeder Einzelne kann zum Klimaschutz
beitragen. Doch die Weichen werden von
Industrie und Politik gestellt. Sie müssen
sich für den Klimaschutz entscheiden und
alte, klimafeindliche Technologien und
Strukturen aufgeben. Greenpeace übt mit
seinen Kampagnen Druck auf die Verantwortlichen aus.
Klimakiller Nummer eins: Der
Der EnergieEnergiesektor
Das Treibhausgas Kohlendioxid entsteht
massenhaft bei der Verbrennung fossiler
Energieträger wie Öl, Kohle und Gas, es
ist der Hauptverursacher für den vom
Menschen gemachten Klimawandel.
Mit Abstand die meisten Treibhausgase
erzeugt in Deutschland der Energiesektor.
Auf sein Konto geht fast die Hälfte aller
CO2-Emissionen. Dies liegt vor allem daran, dass die Industrie auf Kohle setzt –
die klimaschädlichste Art der Energieversorgung. Rund ein Fünftel aller
CO2-Emissionen in Deutschland stammt
aus Braunkohlekraftwerken. Kohlekraftwerke erreichen, selbst wenn sie mit modernster Technik arbeiten, nur einen Wirkungsgrad von etwa 40 Prozent. Mehr als
die Hälfte der Energie verpufft durch den
Schornstein.
Die Energieriesen EnBW, E.ON, Vattenfall
und RWE halten an alten Energietechnologien fest, denn sie fahren mit billiger
Kohle oder mit ihren abgeschriebenen
Atomkraftwerken satte Gewinne ein. Die
positiven Entwicklungen in der Branche
der Erneuerbaren Energien sind völlig an
ihnen vorbeigegangen. Mittelständische
Unternehmen hingegen haben Verantwortung übernommen und in den letzten
Jahren innovative Techniken entwickelt
und Hunderttausende neue Arbeitsstellen
im Bereich der Erneuerbaren sowie der
Effizienz geschaffen.
Menschen als Klimamacher
Doch nicht nur die Industrie, jeder Einzelne betätigt sich mit seinem Konsumverhalten als Klimamacher. Dies gilt vor allem
für die Menschen in den Industriestaaten.
01/2013
Durchschnittlich rund zehn Tonnen CO2
verursacht zum Beispiel ein Bundesbürger
im Jahr. Davon entfallen mehrere Tonnen
auf den privaten Konsum, u. a. durch den
Kauf und Verbrauch von Möbeln, Textilien
oder Elektroartikeln. Ein Großteil der
CO2-Emissionen fällt dabei schon bei der
zumeist energieintensiven Produktion an.
Auch Flugreisen rund um den Globus,
aber auch Autos, die immer noch zu viel
Benzin verbrauchen und zu viel PS haben,
heizen das Klima auf. Hinzu kommt übermäßiger Fleischkonsum, für dessen Produktion viel Energie in Form von Futter
eingesetzt wird.
Klimawandel durch Abholzung
Auch die Urwaldzerstörung trägt einen
erheblichen Teil zur Erderwärmung bei:
Rund ein Fünftel der jährlichen globalen
Treibhausgasemissionen wird bei Brandrodung und Abholzung in die Atmosphäre
entlassen. Auf den entwaldeten Flächen
werden dann zum Beispiel Palmöl- und
Sojaplantagen errichtet. Palmöl, das weltweit am meisten eingesetzte Pflanzenöl,
steckt in vielen Lebensmitteln und Kosmetika, Soja wird vor allem als Futtermittel in
der industriellen Fleischproduktion verwendet. Die Zerstörung der Wälder ist
doppelt schädlich: Durch Brandrodung
wird CO2 freigesetzt und der Wald selber
als natürlicher CO2-Speicher vernichtet.
In Indonesien werden Wälder für den Anbau von
Ölpalmplantagen vernichtet. Dies ist besonders
klimaschädlich, da viele dieser Wälder auf dicken
Torfböden stehen, die gigantische Kohlenstoffspeicher sind. © Novis/Greenpeace
V.i.S.d.P. Karsten Smid
Wege, das Klima zu schützen
Die immer wieder alarmierenden Nachrichten zum Thema Klimawandel sind ein
Appell zum Handeln. Der Energiesektor
hat eine Schlüsselrolle beim Klimaschutz.
Aber auch die Rettung der Wälder spielt
eine große Rolle. Und nicht zuletzt muss
jeder Einzelne seinen Lebensstil überprüfen und klimafreundlich gestalten.
Die Welt braucht eine EnergieEnergierevoluti
revolution
Der Energiehunger weltweit wächst. Der
Zugang zu den Energieressourcen entscheidet maßgeblich über Entwicklung
und Wohlstand. Gleichzeitig ist das Klimasystem am Limit, was die Aufnahme
von Treibhausgasen betrifft. Das Schicksal der Erde hängt also wesentlich davon
ab, wie wir in Zukunft Energie klima- und
umweltschonend bereitstellen.
Klar ist: Die fossilen Brennstoffe haben
ausgedient, denn sie sind hauptverantwortlich für den von Menschen gemachten Klimawandel. Das Angebot an diesen
Energieträgern wird ohnehin knapp, denn
Ölquellen und Gasvorräte sind endlich.
Aber auch Uran, Energieträger für die
Atomkraftwerke, wird in rund 60 Jahren
aufgebraucht sein. Wäre die Erzeugung
von Energie durch Atomkraftwerke nicht
ohnehin schon umwelt- und energiepolitischer Wahnsinn – allein die Endlichkeit
des Urans lässt jeglichen Gedanken an
„Klimaschutz durch Atomenergie“ absurd
erscheinen.
Daher engagiert sich Greenpeace für einen ökologischen Umbau des Weltenergiesystems. Wind, Sonne, Erdwärme,
Wasser, Geothermie und, sofern nachhaltig gewonnen, auch Biomasse können
ab Mitte dieses Jahrhunderts den Ausstoß von Kohlendioxid drastisch reduzieren und über 80 Prozent des Weltenergiebedarfs decken, so die GreenpeaceStudie Energy [R]Evolution 2010.
Greenpeace zeigt mit verschiedenen
Szenarien und Studien immer wieder,
welches Potenzial vor allem in den Erneuerbaren Energien und im Ausbau der
Effizienz steckt, und setzt seit Jahren
wesentliche Impulse in der Diskussion
01/2013
zum klimafreundlichen Umbau des Weltenergiesystems.
Solarenergie in Südspanien: Erneuerbare Energien
sind klimafreundlich und ausreichend vorhanden.
© Redondo/Greenpeace
Energiewende in Deutschland: Durchbruch bis 2050
Deutschland kann seine Stromproduktion
bis zum Jahr 2050 fast vollständig auf
saubere Energien umstellen. Ein Expertenteam hat dies im Auftrag von Greenpeace
durchgerechnet. In dem GreenpeaceEnergieszenario Plan B 2050 werden die
auf diesem Weg notwendigen Schritte
aufgezeigt. Ein Szenario, das nahezu unabhängig von Energieimporten macht,
Versorgungssicherheit garantiert und letztendlich die Stromkosten senkt. Ob es gelingt, ist allerdings eine Frage des politischen Willens.
Windenergie: Stürmische Zeiten
Im Jahr 2010 präsentiert Greenpeace mit
dem Global Wind Energy Council die bereits dritte Ausgabe des Global Wind
Energy Outlook. Ende der 90er Jahre, als
das erste dieser Szenarien veröffentlicht
wurde, schien die Prognose für den Ausbau der Windenergie gewagt, heute ist die
Windenergie ein anerkanntes, wichtiges
Planungselement für den künftigen Energiesektor. Wind kann 2030, so das Szenario, bereits rund 22 Prozent des weltweiten
Energiebedarfs decken.
V.i.S.d.P. Karsten Smid
Windenergie macht einen wesentlichen Teil der
Erneuerbaren Energien aus.
© Langrock/Greenpeace
Sonnenenergie: Der Star unter den
Erneuerbaren
Die Sonnenenergie ist das Lieblingskind
unter den Erneuerbaren Energien, denn
kleine Photovoltaikanlagen können z. B.
auf dem Hausdach gebaut werden. Die
Technik ist weltweit einsetzbar und eine
Basis für mehr Wohlstand, auch in ärmeren Ländern. Laut einer Studie, die
Greenpeace und der Europäische Verband der Photovoltaikindustrie 2010
vorlegen, wird die Photovoltaik bis 2030
voraussichtlich bis zu neun Prozent des
weltweiten Strombedarfs decken.
Die Potenziale der Sonne sind aber noch
weitaus größer. Auch sauberer Strom aus
der Wüste, mit solarthermischen Kraftwerken erzeugt, ist keine Utopie, sondern
bereits in der Planungsphase. Greenpeace zeigte mit der Studie Globaler
Ausblick auf die Entwicklung solarthermischer Kraftwerke 2009, dass bis 2050
Solarkraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 1.500 Gigawatt gebaut werden
könnten. Sie würden mehr als dreimal so
viel Strom erzeugen wie zurzeit alle Atomkraftwerke der Welt zusammen. Da die
solarthermischen Kraftwerke vor allem
Kohlekraftwerke ersetzen würden, blieben
der Atmosphäre jährlich 4,7 Milliarden
Tonnen CO2 erspart. Das ist etwa sechsmal mehr, als Deutschland im Jahr 2008
ausgestoßen hat. Unschlagbar sind solar-
01/2013
thermische Kraftwerke auch, weil sie
Strom liefern können, wenn keine Sonne
scheint. Denn die im Kraftwerk erzeugte
Wärme lässt sich relativ leicht speichern
und ist damit jederzeit verfügbar.
Der Energiemix der Zukunft
Eine einzige Erneuerbare Energiequelle
allein kann die Vollversorgung mit Strom
rund um die Uhr natürlich nicht gewährleisten. Es gibt z. B. Windflauten und die
Sonne scheint nicht immer. Daher brauchen wir einen Energiemix aus Windkraft,
Solarstrom, hocheffizienten Blockheizkraftwerken, Wasserkraft und Erdwärmenutzung. Dazu gehören effektive Speichersysteme ebenso wie gut durchdachte
Energienetze. Auf der Basis eines intelligenten Energiemixes ist der Ausstieg aus
der fossilen sowie der atomaren Energieerzeugung möglich.
Waldschutz
Waldschutz ist Klimaschutz
Urwälder speichern Kohlendioxid und produzieren Sauerstoff, sie sind daher wichtig
für den Erhalt des Klima. Greenpeace
streitet seit Jahren und immer wieder mit
großen Erfolgen für den Erhalt der letzten
Urwälder. Ein Schwerpunkt der Greenpeace-Arbeit ist die Kampagne zur Rettung des Amazonas-Urwaldes, dem größten noch intakten Regenwald der Erde.
Für den Anbau von Soja, das billige Futtermittel der weltweiten Fleischindustrie,
wird Urwald in Amazonien gerodet. 2006
greift Greenpeace die größten Sojaabnehmer an – z. B. McDonald´s, dessen
Hühner mit Soja gefüttert werden. Führende Sojakonzerne geben dem Druck der
internationalen Kampagne nach. Sie stimmen einem von Greenpeace geforderten
Moratorium zu, das die Abholzung des
Amazonas-Regenwalds für den Sojaanbau
verbietet. Auch ein Moratorium, das die
Zerstörung des Waldes für die Rinderhaltung verhindert, bringt Greenpeace 2009
auf den Weg.
In Indonesien engagiert sich Greenpeace
zusammen mit den betroffenen Menschen
vor Ort für den Erhalt der Urwälder, speziell der Wälder, die auf Torfmoorboden
stehen. Diese Moore binden besonders
viel Kohlenstoff. Werden sie für den Anbau
von Plantagen entwässert, wird der in ih-
V.i.S.d.P. Karsten Smid
nen gespeicherte Kohlenstoff in Form der
Treibhausgase Methan und Kohlendioxid
frei. Jeder Schritt zur Rettung der Urwälder stoppt die Erderwärmung.
Wir brauchen Klimagerechtigkeit
Die reichen Industrienationen sind die
Hauptverursacher des Klimawandels.
Greenpeace fordert sie daher auf, eine
aktive Vorreiterrolle beim Klimaschutz
einzunehmen. Europa muss die CO2Emissionen bis 2020 um 40 Prozent senken (gegenüber dem Basisjahr 1990).
Greenpeace kämpft dafür, dass bis Mitte
des Jahrhunderts Schluss ist mit der
Verbrennung von Öl und Kohle.
Die reichen Länder haben darüber hinaus
die Verantwortung, die Entwicklungsländer zu unterstützen, damit diese ihre
CO2-Emissionen bis 2020 um 15 bis 30
Prozent drosseln können. Diese Solidarität bedeutet in Zahlen ausgedrückt: Jedes Jahr sind 110 Milliarden Euro für einen globalen Klimaschutzfonds bereitzustellen.
Nach einer enttäuschenden Klimakonferenz 2009 in Kopenhagen raffen sich die
über 190 Teilnehmerstaaten im Dezember 2010 im mexikanischen Cancún noch
einmal auf, um den Weg zu einem verbindlichen Klimaschutzabkommen zu
ebnen. Greenpeace und andere NichtRegierungsorganisationen hatten bereits
in den Monaten vor der Konferenz Druck
auf die Politik aufgebaut. Ein erster Erfolg:
Die Grundpfeiler für einen globalen Klimaschutzvertrag sind in Cancún gelegt worden – die Einrichtung eines Klimaschutzfonds, die Festlegung der Grenze der
Erwärmung auf unter zwei Grad Celsius,
die Sicherung der Rechte indigener Völker und die Sicherung der Biodiversität.
Auf der nächsten Klimaschutzkonferenz
2011 in Durban, Südafrika, muss nun ein
konkreter Maßnahmenkatalog für die Verringerung der Kohlendioxidemissionen
verabschiedet werden. Greenpeace wird
die nächsten Monate nutzen, maximal
Einfluss zu nehmen – damit der Klimaschutzprozess erfolgreich wird. Denn dies
ist vielleicht die letzte Chance, ein wirksames internationales Klimaschutzabkommen zu schmieden.
01/2013
Greenpeace – schon immer
ein Motor des Klimaschutzes
Nach jahrelangen wissenschaftlichen und
politischen Diskussionen findet im Juni
1992 die UN-Konferenz zum Thema
„Umwelt und Entwicklung“ in Rio de Janeiro statt. Auf dieser historischen „RioKonferenz“ wird die Klimarahmenkonvention verabschiedet. Sie bildet die völkerrechtliche Vertragsgrundlage für den internationalen Klimaschutz. Das Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen
über Klimaänderungen (UNFCCC) wird auf
dem Erdgipfel von Rio von 158 Staaten
unterzeichnet und tritt 1994 in Kraft. Ziel
ist es, „die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre auf einem Niveau zu stabilisieren, bei dem gefährliche
Einwirkungen des Menschen auf das Klimasystem vermieden werden“. Konkrete
Maßnahmen jedoch werden nicht beschlossen.
Greenpeace startet in diesen Jahren eine
Klimakampagne mit dem Ziel der drastischen CO2-Reduzierung auf Seiten der
Hauptverursacher, der westlichen Industrienationen. Auch geht es in den ersten
Jahren der Greenpeace-Klimakampagne
darum, das Thema Klimaerwärmung
überhaupt im Bewusstsein der Menschen
zu verankern.
Greenpeace packt das Klimaproblem von
verschiedenen Seiten an: Dazu gehört
Mitte der 90er Jahre die Solarkampagne
mit dem Ziel, der Photovoltaik zum Durchbruch zu verhelfen. Seit Ende der 90er
Jahre engagiert sich Greenpeace für die
Windenergie und zeigt in diversen Studien
die Potenziale von Windparks und
Offshoreanlagen auf. Dass Greenpeace an
Lösungen interessiert ist, zeigt auch die
Gründung einer eigenen Genossenschaft
für sauberen Strom im Jahr 1999. Greenpeace energy e. G. liefert saubere Energie
deutschlandweit – ohne Atom- und Kohleenergie – und versorgt heute schon fast
100.000 Haushalte und Gewerbekunden.
Mehr Infos gibt es unter:
www.greenpeace-energy.de
In den letzten Jahren engagiert sich
Greenpeace vor allem gegen die Kohle,
Lieblingskind der großen Energiekonzerne.
V.i.S.d.P. Karsten Smid
Braunkohle ist der klimaschädlichste aller
fossilen Brennstoffe. Unter wesentlicher
Beteiligung von Greenpeace hat sich in
Deutschland eine Anti-Kohle-Bewegung
formiert. Wo immer ein neues Kohlekraftwerk gebaut werden soll, sind Umweltaktivisten zur Stelle. Mit Aktionen und
Lobbyarbeit konnten bisher fünfzehn
neue Kohlekraftwerke verhindert werden.
Und Greenpeace arbeitet gegen die Nutzung der gefährlichen Atomenergie, die –
neben ihren vielfältigen Gefahren – den
Wandel hin zu einem zukunftsfähigen und
nachhaltigen Energiesystem blockiert.
Dass eine andere Energieversorgung
möglich ist – klimafreundlich und atomstromfrei –, zeigt das GreenpeaceEnergiekonzept Plan B 2050.
Greenpeace arbeitet an zahlreichen
Pro
Projekten, um den Klimaschutz voranvoranzutre
zutrei
treiben:
• Greenpeace protestiert gewaltfrei
gegen die schlimmsten Klimasünder in
der Industrie und gegen
klimapolitische Fehlentscheidungen,
um den öffentlichen Druck zu erhöhen.
• Greenpeace fördert die Entwicklung
innovativer Projekte zur
Energiegewinnung, z.B. Offshore-Wind
und Desert-Tec.
• Greenpeace entwickelt national und
international Konzepte und Szenarien
zur klimafreundlichen und
atomstromfreien Umstellung der
Energieversorgung.
• Greenpeace dokumentiert und
untersucht mit externen Experten und
Wissenschaftlern die Auswirkungen
des Klimawandels – vergleichende
Gletscherstudien oder Fahrten der
Greenpeace-Schiffe in polare
Regionen zu Studien- und
Dokumentationszwecken sind nur
zwei von vielen Beispielen.
• Greenpeace betreibt weltweit
Lobbyarbeit, zum Beispiel auf
internationalen Klimakonferenzen, und
Greenpeace bringt seine Fachexpertise direkt ein, zum Beispiel in
spezielle Arbeitsgruppen des IPCC,
des globalen Rats für Klimafragen.
01/2013
• Greenpeace arbeitet weltweit für den
Schutz der Urwälder – immer wieder
mit beachtlichen Erfolgen.
Zehn Jahre Zeit, das Steuer herumzuherumzureißen
Wie die Menschen weltweit in Zukunft ihre
Energie gewinnen, ist eine Überlebensfrage. Wer stur auf fossile Energieträger
setzt, bringt das Klima weiter ins Wanken
– mit unübersehbaren Folgen.
Greenpeace setzt sich mit aller Kraft für
den Umbau des Weltenergiesystems ein.
Damit auch zukünftige Generationen eine
lebenswerte Heimat auf der Erde haben.
„Es fehlen weder
klimafreundliche
Techniken noch
innovative Ideen,
um Treibhausgase
zu vermeiden. Bisher fehlt der politische Wille, sich gegen Konzerninteressen für einen effektiven
Klimaschutz einzusetzen.“
Karsten Smid, Klimaex
Klimaexperte bei Greenpeace
Foto: © Langrock/Greenpeace
Wissenschaftler geben uns noch rund
zehn Jahre, bis der Punkt erreicht ist, an
dem das fragile Klimasystem kippt. Das
Ziel der Begrenzung des Klimawandels auf
zwei Grad wäre nicht mehr zu erreichen.
Zehn Jahre, um das Steuer herumzureißen
und den globalen Temperaturanstieg auf
zwei Grad zu begrenzen!
Vertrauen in eine verantwortungsvolle Politik oder in nachhaltiges Handeln der Industrie ist, so zeigen die vergangenen Jahre, nicht gerechtfertigt. Greenpeace will
daher die Umweltbewegung in vielen Ländern der Erde stärken und so den Druck
auf Industrie und Regierungen deutlich
erhöhen, damit die Energiewende hin zu
den Erneuerbaren konsequent eingeleitet
wird. Die Erneuerbaren Energien sind aus
ökologischer Sicht unschlagbar, Treibhausgase werden durch sie quasi nicht
frei, Ressourcen schonend genutzt. Auch
angesichts der Verknappung fossiler
Brennstoffe in den nächsten Jahren und
der Abhängigkeit von Energieimporten aus
Krisenregionen sind die Erneuerbaren das
Mittel der Wahl.
V.i.S.d.P. Karsten Smid
Kontakt
Greenpeace e.V.
Große Elbstr. 39, 22767 Hamburg
T 040.3 06 18 - 222
F 040.3 06 18 - 100
[email protected]
www.greenpeace.de
01/2013
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