Das Klima braucht eine Lobby Greenpeace stärkt die weltweite Umweltbewegung Die schlechten Klimaprognosen der letzten Jahre sind von der Realität noch übertroffen worden: Das Klima erwärmt sich schneller als erwartet. Seit Anbeginn der Industrialisierung werden fossile Energieträger verbrannt, dabei wurden – und werden – Unmengen des Treibhausgases Kohlendioxid in die Atmosphäre freigesetzt. Und auch die Zerstörung der Urwälder trägt einen wesentlichen Teil zum Klimawandel bei. Noch ist es möglich, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf zwei Grad zu begrenzen – doch dafür sind konsequente Klimaschutzmaßnahmen notwendig. Selbst wenn sich das Klima, global betrachtet, durchschnittlich um „nur zwei Grad“ erwärmt, wären die Folgen gewaltig. Der Klimaschutz duldet keinen Aufschub mehr. Die Menschheit muss sich zügig von klimaschädlichen fossilen Brennstoffen verabschieden und die Erneuerbaren Energien ausbauen. Wind, Sonne, Erdwärme, Wasser und Biomasse sind nachwachsende, sich selbst regenerierende Energielieferanten, die – umsichtig und clever genutzt – Öl, Kohle und Gas vollständig ersetzen können. Greenpeace weist bereits Anfang der 90er Jahre auf die sich abzeichnende Klimakatastrophe hin. Der beharrlichen Arbeit von Greenpeace und anderen Umweltorganisationen ist es zu verdanken, dass das Thema Klima öffentlich debattiert wird und heute auf der Tagesordnung der internationalen Politik steht. Die Hauptverantwortung auf dem Weg hin zu einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Energieversorgung liegt bei Industrie und Politik. Greenpeace übt weltweit Druck auf die Verantwortlichen aus, damit sie dafür sorgen, dass das Klima intakt und die Erde bewohnbar bleibt. Greenpeace arbeitet weltweit in über 40 Ländern. Globale ökologische Probleme brauchen eine globale Bewegung – genau da liegt die Stärke von Greenpeace. Die Erde im Fieber Glühender Kopf, Schweißperlen auf der Stirn, Gliederschmerzen: Jeder Mensch kennt Fieber. Es ist ein Warnsignal des menschlichen Organismus, das anzeigt: So geht es nicht weiter, ich bin krank, ich brauche Ruhe. Auch die Erde hat Fieber. In den letzten 100 Jahren erhöhte sich die globale Durchschnittstemperatur laut des globalen Rats für Klimafragen bereits um ca. 0,74 Grad Celsius. Die Klimasimulationen des Klimarates haben ergeben, dass die durchschnittliche Temperatur in den kommenden Jahren weiter nach oben klettern wird, auch dann, wenn umgehend massive Schutzmaßnahmen ergriffen werden. Denn das Klimasystem reagiert langsam auf den vermehrten Eintrag von Treibhausgasen. Falls jetzt gar nichts unternommen wird, könnten, so die Einschätzung des Wissenschaftsgremiums, die mittleren Temperaturen bis 2100 um über sechs Grad Celsius steigen. Globale Temperaturentwicklung zwischen 1900 und 2100. Quelle: Greenpeace nach IPCC 2007 Spendenkonto GLS Gemeinschaftsbank, KTO: 801 593 6000, BLZ: 430 609 67 Greenpeace ist vom Finanzamt als gemeinnützig anerkannt. Spenden sind steuerabsatzfähig. F04022 Sechs Grad mehr – das wäre eine globale, unumkehrbare Katastrophe. Klimaexperten gehen davon aus, dass bereits eine Erhöhung der durchschnittlichen Temperatur um zwei Grad die kritische Grenze markiert, bis zu der sich Ökosysteme noch anpassen könnten. Selbst bei einem solchen Anstieg ist mit gravierenden Auswirkungen zu rechnen. Schon heute ist der Klimawandel spürbar. Extreme Wetterlagen häufen sich. Sintflutartige Regenfälle, Überschwemmungen, Orkane und Dürreperioden zeigen, dass wir schon mittendrin sind in der Klimaerwärmung, auch in Europa. Seit einigen Jahren schlagen sogar Versicherungen wie z.B. die Münchener Rück Alarm und warnen vor den dramatischen Folgen einer weiteren Erderwärmung. Durch Überschwemmungen und Orkane ausgelöste Kosten wachsen in astronomische Höhen. Klimaschutzmaßnahmen sind dringend erforderlich. Sie kommen weitaus billiger, als die immer größer werdenden Schäden zu beseitigen. Überschwemmungen in der Schweiz aufgrund von Sturzregen. © Grasser/Greenpeace Die Hauptlast Hauptlast tragen die armen Länder Betroffen sind – heute und in Zukunft – vor allem die armen Länder. Die Erderwärmung verschärft Umwelt- und Entwicklungsprobleme. Wetterextreme, insbesondere lang anhaltende Dürren, treffen die Menschen in den Ländern des Südens besonders hart. Die ohnehin geringen Ernteerträge schrumpfen weiter, die Ausbreitung der Wüsten schreitet voran. Die Gefahr von Hungerkatastrophen wächst. In Asien bringt die Erderwärmung schon heute den Monsun aus dem Rhythmus, von dem rund zwei Milliarden Menschen allein in Indien und China abhängig sind. V.i.S.d.P. Karsten Smid Der Monsunregen bewässert in den Sommermonaten die Reis- und Gemüsefelder. Die Erderwärmung bringt das sensible System von Temperatur- und Druckunterschieden, das den Monsun reguliert, durcheinander. Der Monsun gewinnt an Kraft, und das bedeutet extremen Niederschlag. Überschwemmungen wie 2010 in China und Pakistan vernichten die Ernten sowie Häuser und Infrastruktur. Die Menschen in Afrika leiden unter den Folgen der Wetterextreme. Ihre Ernten werden beispielsweise durch Dürren zerstört. © Shirley/Greenpeace Greenpeace unterstützt die Klimaforschung Wissenschaftlich unumstritten ist, dass sich das Klima durch menschliche Aktivitäten erwärmt. Es gibt aber noch zahlreiche Lücken in dem komplexen Bereich der Klimaforschung. Greenpeace hilft gezielt, einige dieser Lücken zu schließen: Nirgendwo schreitet die Erwärmung schneller voran als am Nordpol. Die Durchschnittstemperaturen in der Arktis sind in den letzen 100 Jahren fast doppelt so schnell gestiegen wie das globale Mittel. In den Jahren 2009 und 2010 unternimmt Greenpeace zusammen mit Klimaforschern, unter anderem der Universität von Maine, der Woods Hole Oceanographic Institution (beide USA) und der Universität Cambridge in England, mit den Greenpeace Schiffen Esperanza und Arctic Sunrise Forschungsfahrten in die Arktis. Auf beiden Fahrten werden auch die Einflüsse des Klimawandels untersucht, zum Beispiel die Versauerung der Ozeane und das Abschmelzen der Eismassen Grönlands und des Meereises. 01/2013 Wissenschaftler vermuten, dass in 20 bis 30 Jahren das arktische Meereis während der Sommermonate komplett verschwunden sein könnte – das würde den Lebensraum Arktis vollständig verändern. Gletscher sind Zeugen des Klimawandels, ob an den Polkappen, auf dem Himalaya oder in den Alpen. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts bis Mitte der 1970er Jahre verloren die Alpengletscher im Durchschnitt rund ein Drittel ihrer Fläche und die Hälfte ihres Volumens. Seitdem sind weitere 20 bis 30 Prozent ihres Eisvolumens abgeschmolzen. Mit den Gletschern schmilzt auch das gefrorene Wasser in den Böden, das den Untergrund an den steilen Hängen zusammenhält. Überschwemmungen und Lawinen aus Schlamm und Geröll sind die Folge. Wie dramatisch die Lage ist, dokumentiert das Gletscherarchiv, ein Projekt der Gesellschaft für ökologische Forschung, das Greenpeace mit initiiert hat und seit vielen Jahren unterstützt. Die alpenweite Fotodokumentation mit Gletschervergleichen ist beeindruckend – Fotos von früher und heute machen das Schwinden der Eiszungen sichtbar (www.gletscherarchiv.de). Eindrücklicheres Bildmaterial der Welt in Zeiten globaler Erwärmung gibt es kaum. Alpen-Gletscher „Mer de Glace“ am Mont Blanc/Chamonix um 1916 und im Jahr 2001. © Gesellschaft für ökologische Forschung/ Greenpeace V.i.S.d.P. Karsten Smid Druck auf die Verursacher des Klimawandels ausüben Jeder Einzelne kann zum Klimaschutz beitragen. Doch die Weichen werden von Industrie und Politik gestellt. Sie müssen sich für den Klimaschutz entscheiden und alte, klimafeindliche Technologien und Strukturen aufgeben. Greenpeace übt mit seinen Kampagnen Druck auf die Verantwortlichen aus. Klimakiller Nummer eins: Der Der EnergieEnergiesektor Das Treibhausgas Kohlendioxid entsteht massenhaft bei der Verbrennung fossiler Energieträger wie Öl, Kohle und Gas, es ist der Hauptverursacher für den vom Menschen gemachten Klimawandel. Mit Abstand die meisten Treibhausgase erzeugt in Deutschland der Energiesektor. Auf sein Konto geht fast die Hälfte aller CO2-Emissionen. Dies liegt vor allem daran, dass die Industrie auf Kohle setzt – die klimaschädlichste Art der Energieversorgung. Rund ein Fünftel aller CO2-Emissionen in Deutschland stammt aus Braunkohlekraftwerken. Kohlekraftwerke erreichen, selbst wenn sie mit modernster Technik arbeiten, nur einen Wirkungsgrad von etwa 40 Prozent. Mehr als die Hälfte der Energie verpufft durch den Schornstein. Die Energieriesen EnBW, E.ON, Vattenfall und RWE halten an alten Energietechnologien fest, denn sie fahren mit billiger Kohle oder mit ihren abgeschriebenen Atomkraftwerken satte Gewinne ein. Die positiven Entwicklungen in der Branche der Erneuerbaren Energien sind völlig an ihnen vorbeigegangen. Mittelständische Unternehmen hingegen haben Verantwortung übernommen und in den letzten Jahren innovative Techniken entwickelt und Hunderttausende neue Arbeitsstellen im Bereich der Erneuerbaren sowie der Effizienz geschaffen. Menschen als Klimamacher Doch nicht nur die Industrie, jeder Einzelne betätigt sich mit seinem Konsumverhalten als Klimamacher. Dies gilt vor allem für die Menschen in den Industriestaaten. 01/2013 Durchschnittlich rund zehn Tonnen CO2 verursacht zum Beispiel ein Bundesbürger im Jahr. Davon entfallen mehrere Tonnen auf den privaten Konsum, u. a. durch den Kauf und Verbrauch von Möbeln, Textilien oder Elektroartikeln. Ein Großteil der CO2-Emissionen fällt dabei schon bei der zumeist energieintensiven Produktion an. Auch Flugreisen rund um den Globus, aber auch Autos, die immer noch zu viel Benzin verbrauchen und zu viel PS haben, heizen das Klima auf. Hinzu kommt übermäßiger Fleischkonsum, für dessen Produktion viel Energie in Form von Futter eingesetzt wird. Klimawandel durch Abholzung Auch die Urwaldzerstörung trägt einen erheblichen Teil zur Erderwärmung bei: Rund ein Fünftel der jährlichen globalen Treibhausgasemissionen wird bei Brandrodung und Abholzung in die Atmosphäre entlassen. Auf den entwaldeten Flächen werden dann zum Beispiel Palmöl- und Sojaplantagen errichtet. Palmöl, das weltweit am meisten eingesetzte Pflanzenöl, steckt in vielen Lebensmitteln und Kosmetika, Soja wird vor allem als Futtermittel in der industriellen Fleischproduktion verwendet. Die Zerstörung der Wälder ist doppelt schädlich: Durch Brandrodung wird CO2 freigesetzt und der Wald selber als natürlicher CO2-Speicher vernichtet. In Indonesien werden Wälder für den Anbau von Ölpalmplantagen vernichtet. Dies ist besonders klimaschädlich, da viele dieser Wälder auf dicken Torfböden stehen, die gigantische Kohlenstoffspeicher sind. © Novis/Greenpeace V.i.S.d.P. Karsten Smid Wege, das Klima zu schützen Die immer wieder alarmierenden Nachrichten zum Thema Klimawandel sind ein Appell zum Handeln. Der Energiesektor hat eine Schlüsselrolle beim Klimaschutz. Aber auch die Rettung der Wälder spielt eine große Rolle. Und nicht zuletzt muss jeder Einzelne seinen Lebensstil überprüfen und klimafreundlich gestalten. Die Welt braucht eine EnergieEnergierevoluti revolution Der Energiehunger weltweit wächst. Der Zugang zu den Energieressourcen entscheidet maßgeblich über Entwicklung und Wohlstand. Gleichzeitig ist das Klimasystem am Limit, was die Aufnahme von Treibhausgasen betrifft. Das Schicksal der Erde hängt also wesentlich davon ab, wie wir in Zukunft Energie klima- und umweltschonend bereitstellen. Klar ist: Die fossilen Brennstoffe haben ausgedient, denn sie sind hauptverantwortlich für den von Menschen gemachten Klimawandel. Das Angebot an diesen Energieträgern wird ohnehin knapp, denn Ölquellen und Gasvorräte sind endlich. Aber auch Uran, Energieträger für die Atomkraftwerke, wird in rund 60 Jahren aufgebraucht sein. Wäre die Erzeugung von Energie durch Atomkraftwerke nicht ohnehin schon umwelt- und energiepolitischer Wahnsinn – allein die Endlichkeit des Urans lässt jeglichen Gedanken an „Klimaschutz durch Atomenergie“ absurd erscheinen. Daher engagiert sich Greenpeace für einen ökologischen Umbau des Weltenergiesystems. Wind, Sonne, Erdwärme, Wasser, Geothermie und, sofern nachhaltig gewonnen, auch Biomasse können ab Mitte dieses Jahrhunderts den Ausstoß von Kohlendioxid drastisch reduzieren und über 80 Prozent des Weltenergiebedarfs decken, so die GreenpeaceStudie Energy [R]Evolution 2010. Greenpeace zeigt mit verschiedenen Szenarien und Studien immer wieder, welches Potenzial vor allem in den Erneuerbaren Energien und im Ausbau der Effizienz steckt, und setzt seit Jahren wesentliche Impulse in der Diskussion 01/2013 zum klimafreundlichen Umbau des Weltenergiesystems. Solarenergie in Südspanien: Erneuerbare Energien sind klimafreundlich und ausreichend vorhanden. © Redondo/Greenpeace Energiewende in Deutschland: Durchbruch bis 2050 Deutschland kann seine Stromproduktion bis zum Jahr 2050 fast vollständig auf saubere Energien umstellen. Ein Expertenteam hat dies im Auftrag von Greenpeace durchgerechnet. In dem GreenpeaceEnergieszenario Plan B 2050 werden die auf diesem Weg notwendigen Schritte aufgezeigt. Ein Szenario, das nahezu unabhängig von Energieimporten macht, Versorgungssicherheit garantiert und letztendlich die Stromkosten senkt. Ob es gelingt, ist allerdings eine Frage des politischen Willens. Windenergie: Stürmische Zeiten Im Jahr 2010 präsentiert Greenpeace mit dem Global Wind Energy Council die bereits dritte Ausgabe des Global Wind Energy Outlook. Ende der 90er Jahre, als das erste dieser Szenarien veröffentlicht wurde, schien die Prognose für den Ausbau der Windenergie gewagt, heute ist die Windenergie ein anerkanntes, wichtiges Planungselement für den künftigen Energiesektor. Wind kann 2030, so das Szenario, bereits rund 22 Prozent des weltweiten Energiebedarfs decken. V.i.S.d.P. Karsten Smid Windenergie macht einen wesentlichen Teil der Erneuerbaren Energien aus. © Langrock/Greenpeace Sonnenenergie: Der Star unter den Erneuerbaren Die Sonnenenergie ist das Lieblingskind unter den Erneuerbaren Energien, denn kleine Photovoltaikanlagen können z. B. auf dem Hausdach gebaut werden. Die Technik ist weltweit einsetzbar und eine Basis für mehr Wohlstand, auch in ärmeren Ländern. Laut einer Studie, die Greenpeace und der Europäische Verband der Photovoltaikindustrie 2010 vorlegen, wird die Photovoltaik bis 2030 voraussichtlich bis zu neun Prozent des weltweiten Strombedarfs decken. Die Potenziale der Sonne sind aber noch weitaus größer. Auch sauberer Strom aus der Wüste, mit solarthermischen Kraftwerken erzeugt, ist keine Utopie, sondern bereits in der Planungsphase. Greenpeace zeigte mit der Studie Globaler Ausblick auf die Entwicklung solarthermischer Kraftwerke 2009, dass bis 2050 Solarkraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 1.500 Gigawatt gebaut werden könnten. Sie würden mehr als dreimal so viel Strom erzeugen wie zurzeit alle Atomkraftwerke der Welt zusammen. Da die solarthermischen Kraftwerke vor allem Kohlekraftwerke ersetzen würden, blieben der Atmosphäre jährlich 4,7 Milliarden Tonnen CO2 erspart. Das ist etwa sechsmal mehr, als Deutschland im Jahr 2008 ausgestoßen hat. Unschlagbar sind solar- 01/2013 thermische Kraftwerke auch, weil sie Strom liefern können, wenn keine Sonne scheint. Denn die im Kraftwerk erzeugte Wärme lässt sich relativ leicht speichern und ist damit jederzeit verfügbar. Der Energiemix der Zukunft Eine einzige Erneuerbare Energiequelle allein kann die Vollversorgung mit Strom rund um die Uhr natürlich nicht gewährleisten. Es gibt z. B. Windflauten und die Sonne scheint nicht immer. Daher brauchen wir einen Energiemix aus Windkraft, Solarstrom, hocheffizienten Blockheizkraftwerken, Wasserkraft und Erdwärmenutzung. Dazu gehören effektive Speichersysteme ebenso wie gut durchdachte Energienetze. Auf der Basis eines intelligenten Energiemixes ist der Ausstieg aus der fossilen sowie der atomaren Energieerzeugung möglich. Waldschutz Waldschutz ist Klimaschutz Urwälder speichern Kohlendioxid und produzieren Sauerstoff, sie sind daher wichtig für den Erhalt des Klima. Greenpeace streitet seit Jahren und immer wieder mit großen Erfolgen für den Erhalt der letzten Urwälder. Ein Schwerpunkt der Greenpeace-Arbeit ist die Kampagne zur Rettung des Amazonas-Urwaldes, dem größten noch intakten Regenwald der Erde. Für den Anbau von Soja, das billige Futtermittel der weltweiten Fleischindustrie, wird Urwald in Amazonien gerodet. 2006 greift Greenpeace die größten Sojaabnehmer an – z. B. McDonald´s, dessen Hühner mit Soja gefüttert werden. Führende Sojakonzerne geben dem Druck der internationalen Kampagne nach. Sie stimmen einem von Greenpeace geforderten Moratorium zu, das die Abholzung des Amazonas-Regenwalds für den Sojaanbau verbietet. Auch ein Moratorium, das die Zerstörung des Waldes für die Rinderhaltung verhindert, bringt Greenpeace 2009 auf den Weg. In Indonesien engagiert sich Greenpeace zusammen mit den betroffenen Menschen vor Ort für den Erhalt der Urwälder, speziell der Wälder, die auf Torfmoorboden stehen. Diese Moore binden besonders viel Kohlenstoff. Werden sie für den Anbau von Plantagen entwässert, wird der in ih- V.i.S.d.P. Karsten Smid nen gespeicherte Kohlenstoff in Form der Treibhausgase Methan und Kohlendioxid frei. Jeder Schritt zur Rettung der Urwälder stoppt die Erderwärmung. Wir brauchen Klimagerechtigkeit Die reichen Industrienationen sind die Hauptverursacher des Klimawandels. Greenpeace fordert sie daher auf, eine aktive Vorreiterrolle beim Klimaschutz einzunehmen. Europa muss die CO2Emissionen bis 2020 um 40 Prozent senken (gegenüber dem Basisjahr 1990). Greenpeace kämpft dafür, dass bis Mitte des Jahrhunderts Schluss ist mit der Verbrennung von Öl und Kohle. Die reichen Länder haben darüber hinaus die Verantwortung, die Entwicklungsländer zu unterstützen, damit diese ihre CO2-Emissionen bis 2020 um 15 bis 30 Prozent drosseln können. Diese Solidarität bedeutet in Zahlen ausgedrückt: Jedes Jahr sind 110 Milliarden Euro für einen globalen Klimaschutzfonds bereitzustellen. Nach einer enttäuschenden Klimakonferenz 2009 in Kopenhagen raffen sich die über 190 Teilnehmerstaaten im Dezember 2010 im mexikanischen Cancún noch einmal auf, um den Weg zu einem verbindlichen Klimaschutzabkommen zu ebnen. Greenpeace und andere NichtRegierungsorganisationen hatten bereits in den Monaten vor der Konferenz Druck auf die Politik aufgebaut. Ein erster Erfolg: Die Grundpfeiler für einen globalen Klimaschutzvertrag sind in Cancún gelegt worden – die Einrichtung eines Klimaschutzfonds, die Festlegung der Grenze der Erwärmung auf unter zwei Grad Celsius, die Sicherung der Rechte indigener Völker und die Sicherung der Biodiversität. Auf der nächsten Klimaschutzkonferenz 2011 in Durban, Südafrika, muss nun ein konkreter Maßnahmenkatalog für die Verringerung der Kohlendioxidemissionen verabschiedet werden. Greenpeace wird die nächsten Monate nutzen, maximal Einfluss zu nehmen – damit der Klimaschutzprozess erfolgreich wird. Denn dies ist vielleicht die letzte Chance, ein wirksames internationales Klimaschutzabkommen zu schmieden. 01/2013 Greenpeace – schon immer ein Motor des Klimaschutzes Nach jahrelangen wissenschaftlichen und politischen Diskussionen findet im Juni 1992 die UN-Konferenz zum Thema „Umwelt und Entwicklung“ in Rio de Janeiro statt. Auf dieser historischen „RioKonferenz“ wird die Klimarahmenkonvention verabschiedet. Sie bildet die völkerrechtliche Vertragsgrundlage für den internationalen Klimaschutz. Das Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (UNFCCC) wird auf dem Erdgipfel von Rio von 158 Staaten unterzeichnet und tritt 1994 in Kraft. Ziel ist es, „die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre auf einem Niveau zu stabilisieren, bei dem gefährliche Einwirkungen des Menschen auf das Klimasystem vermieden werden“. Konkrete Maßnahmen jedoch werden nicht beschlossen. Greenpeace startet in diesen Jahren eine Klimakampagne mit dem Ziel der drastischen CO2-Reduzierung auf Seiten der Hauptverursacher, der westlichen Industrienationen. Auch geht es in den ersten Jahren der Greenpeace-Klimakampagne darum, das Thema Klimaerwärmung überhaupt im Bewusstsein der Menschen zu verankern. Greenpeace packt das Klimaproblem von verschiedenen Seiten an: Dazu gehört Mitte der 90er Jahre die Solarkampagne mit dem Ziel, der Photovoltaik zum Durchbruch zu verhelfen. Seit Ende der 90er Jahre engagiert sich Greenpeace für die Windenergie und zeigt in diversen Studien die Potenziale von Windparks und Offshoreanlagen auf. Dass Greenpeace an Lösungen interessiert ist, zeigt auch die Gründung einer eigenen Genossenschaft für sauberen Strom im Jahr 1999. Greenpeace energy e. G. liefert saubere Energie deutschlandweit – ohne Atom- und Kohleenergie – und versorgt heute schon fast 100.000 Haushalte und Gewerbekunden. Mehr Infos gibt es unter: www.greenpeace-energy.de In den letzten Jahren engagiert sich Greenpeace vor allem gegen die Kohle, Lieblingskind der großen Energiekonzerne. V.i.S.d.P. Karsten Smid Braunkohle ist der klimaschädlichste aller fossilen Brennstoffe. Unter wesentlicher Beteiligung von Greenpeace hat sich in Deutschland eine Anti-Kohle-Bewegung formiert. Wo immer ein neues Kohlekraftwerk gebaut werden soll, sind Umweltaktivisten zur Stelle. Mit Aktionen und Lobbyarbeit konnten bisher fünfzehn neue Kohlekraftwerke verhindert werden. Und Greenpeace arbeitet gegen die Nutzung der gefährlichen Atomenergie, die – neben ihren vielfältigen Gefahren – den Wandel hin zu einem zukunftsfähigen und nachhaltigen Energiesystem blockiert. Dass eine andere Energieversorgung möglich ist – klimafreundlich und atomstromfrei –, zeigt das GreenpeaceEnergiekonzept Plan B 2050. Greenpeace arbeitet an zahlreichen Pro Projekten, um den Klimaschutz voranvoranzutre zutrei treiben: • Greenpeace protestiert gewaltfrei gegen die schlimmsten Klimasünder in der Industrie und gegen klimapolitische Fehlentscheidungen, um den öffentlichen Druck zu erhöhen. • Greenpeace fördert die Entwicklung innovativer Projekte zur Energiegewinnung, z.B. Offshore-Wind und Desert-Tec. • Greenpeace entwickelt national und international Konzepte und Szenarien zur klimafreundlichen und atomstromfreien Umstellung der Energieversorgung. • Greenpeace dokumentiert und untersucht mit externen Experten und Wissenschaftlern die Auswirkungen des Klimawandels – vergleichende Gletscherstudien oder Fahrten der Greenpeace-Schiffe in polare Regionen zu Studien- und Dokumentationszwecken sind nur zwei von vielen Beispielen. • Greenpeace betreibt weltweit Lobbyarbeit, zum Beispiel auf internationalen Klimakonferenzen, und Greenpeace bringt seine Fachexpertise direkt ein, zum Beispiel in spezielle Arbeitsgruppen des IPCC, des globalen Rats für Klimafragen. 01/2013 • Greenpeace arbeitet weltweit für den Schutz der Urwälder – immer wieder mit beachtlichen Erfolgen. Zehn Jahre Zeit, das Steuer herumzuherumzureißen Wie die Menschen weltweit in Zukunft ihre Energie gewinnen, ist eine Überlebensfrage. Wer stur auf fossile Energieträger setzt, bringt das Klima weiter ins Wanken – mit unübersehbaren Folgen. Greenpeace setzt sich mit aller Kraft für den Umbau des Weltenergiesystems ein. Damit auch zukünftige Generationen eine lebenswerte Heimat auf der Erde haben. „Es fehlen weder klimafreundliche Techniken noch innovative Ideen, um Treibhausgase zu vermeiden. Bisher fehlt der politische Wille, sich gegen Konzerninteressen für einen effektiven Klimaschutz einzusetzen.“ Karsten Smid, Klimaex Klimaexperte bei Greenpeace Foto: © Langrock/Greenpeace Wissenschaftler geben uns noch rund zehn Jahre, bis der Punkt erreicht ist, an dem das fragile Klimasystem kippt. Das Ziel der Begrenzung des Klimawandels auf zwei Grad wäre nicht mehr zu erreichen. Zehn Jahre, um das Steuer herumzureißen und den globalen Temperaturanstieg auf zwei Grad zu begrenzen! Vertrauen in eine verantwortungsvolle Politik oder in nachhaltiges Handeln der Industrie ist, so zeigen die vergangenen Jahre, nicht gerechtfertigt. Greenpeace will daher die Umweltbewegung in vielen Ländern der Erde stärken und so den Druck auf Industrie und Regierungen deutlich erhöhen, damit die Energiewende hin zu den Erneuerbaren konsequent eingeleitet wird. Die Erneuerbaren Energien sind aus ökologischer Sicht unschlagbar, Treibhausgase werden durch sie quasi nicht frei, Ressourcen schonend genutzt. Auch angesichts der Verknappung fossiler Brennstoffe in den nächsten Jahren und der Abhängigkeit von Energieimporten aus Krisenregionen sind die Erneuerbaren das Mittel der Wahl. V.i.S.d.P. Karsten Smid Kontakt Greenpeace e.V. Große Elbstr. 39, 22767 Hamburg T 040.3 06 18 - 222 F 040.3 06 18 - 100 [email protected] www.greenpeace.de 01/2013