Vom Frontalunterricht zum methodischen Handeln

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PODIUM
Vom Frontalunterricht
zum methodischen Handeln
Die Auseinandersetzung mit den Unterrichtsmethoden hat sich in den letzten Jahren zu einer zentralen
Thematik entwickelt. Sie wurde angeregt durch die Diskussion der erweiterten Lehr- und Lernformen.
Bernhard Bonz, Berufspädagoge aus Stuttgart, hat sich aus der Sicht der Berufsbildung ebenfalls mit diesem
Thema beschäftigt.
Hermann Landolt
Ein methodisch sinnvolles Vorgehen wird
nach Bonz gesichert, wenn die rationale
Planung von Lehr- und Lernprozessen auf
sechs methodischen Entscheidungsebenen
aufbaut: Gesamtkonzeption, Aktionsformen, Sozialformen, Artikulation, Lehrgriffe und Medien. Diese sechs Ebenen
werden detailliert vorgestellt. Die Ausführungen zur Planungskonzeption bleiben
allerdings in den Grenzen vertrauter unterrichtlicher Systematik stecken.
Um innerhalb des Sechs-Ebenen-Entscheidungssystems zu einem optimal geplanten Unterricht zu gelangen, stellt Bonz
einzelne Elemente wie Unterrichtsformen
und -methoden, Medien und Lernarrangements vor. Er beschreibt Struktur, Zielsetzung, Interaktionsmöglichkeiten, Vorteile
und Planungsschwierigkeiten von traditionellen Unterrichtsformen (Frontalunterricht, Gruppenunterricht etc.) und stellt sie
zu den methodischen Entscheidungsebenen in Beziehung. Vernachlässigt werden
ihre Auswirkungen im Lernprozess und
die damit verbundenen Führungsfragen.
Handlungsorientierte Methoden ermöglichen ein mehrdimensionales Lehrund Lernarrangement und führen zur
Handlungskompetenz. Für die Berufsbildung hilfreiche erweiterte Methoden wie
Projekt, Simulationsspiele, Fallstudien
oder die Leittextmethode werden eingehend beschrieben, anwendungsorientiert
dargelegt und durch weitere Varianten wie
Szenario-Methode oder Zukunftswerkstatt
ergänzt. Die Ausführungen verharren aber
im Methodischen und werden nicht in eine
unterrichtliche Konzeption integriert oder
mit lernpsychologischen Ansätzen in Beziehung gesetzt.
Neben dem symbolischen Lernen stellt
Bonz auch die Verbindung zur betrieblichen Ausbildung oder zum Lernen in realen Umwelten und den dort verwendeten
PANORAMA 6/2000
Bonz, Bernhard: Methoden der Berufsbildung.
Ein Lehrbuch. Stuttgart 1999,
Hirzel, 246 Seiten, DM 58.–.
Methoden her. Er stellt zuerst die traditionellen Unterweisungsmethoden für das berufsmotorische Lernen wie Vormachen –
Nachmachen und deren Erweiterungen
vor. Anschliessend wird der betriebliche
Unterricht beschrieben, der sich strukturell
nicht vom schulischen unterscheidet. Es
tauchen daher auch die gleichen Methoden
wieder auf. Erstaunlicherweise wird hier
das Repertoire noch ergänzt durch Mindmapping, Moderationsmethode, künstlerische Übungen, Superlearning, Suggestopaedie und Trainingsmethoden und -formen, die allem Anschein nach im Berufsschulunterricht noch keinen Eingang
gefunden haben sollen. Es findet eine klare
Abgrenzung zum Lernen an und in symbolischen Umwelten statt, indem am Pro-
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duzieren gelernt wird. Verbindungen und
Berührungspunkte zum schulischen Lernen finden sich lediglich noch bei den
handlungsorientierten Methoden. Es wird
deutlich, dass hier Ansätze und Methoden
beschrieben werden, die die duale Berufsbildung überschreiten und im Sinne
von ganzheitlichem Lernen in betrieblichen Ausbildungsstätten zur Anwendung
kommen.
Die Lernkooperation ist ein Lernarrangement in dem durch methodische und inhaltliche Abstimmung eine Vernetzung unter den Lernorten angestrebt wird. Es erfordert fachpraktisch orientierte Methoden wie
etwa Laborübungen, doch auch besondere
Methoden wie Kreativitätstechniken, Netzplantechnik, Werkstatt, Moderationsmethode, Gruppentechniken etc. Angedeutet wird,
dass es sich hier um ein Methodenspektrum
aus der praktischen Berufsbildung handelt,
das aus der spezifischen Situation eines
Faches oder Berufsfeldes herausgewachsen
ist. Diese Situation erfordert eine gewisse
methodische Abstimmung unter den Lernorten, auf die leider nicht näher eingegangen wird.
Das Lehrbuch ist für Neueinsteigende
eine brauchbare Hilfe und kann handbuchartig benutzt werden. Eine gute Gestaltung
und das beigefügte Namens- und Sachwortverzeichnis wirken unterstützend. Eine
mögliche Systematik und ein Zugang zum
Unterrichten werden angeboten. Vor allem
die methodischen Hilfen und Darlegungen
sind sehr nützlich und dienen Lehrkräften
aller Bereiche zur Erweiterung des eigenen
Methodenrepertoires.
AM
Eine ausführlich Fassung dieser Rezension findet sich unter
www.panorama.ch/files/2219.pdf
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