Lineare Algebra WS 2006/2007, IFB1 Minimale Erzeugendensysteme Lineare Unabhängigkeit, lineare Abhängigkeit, Basis, Dimension Sei V ein Vektorraum. 1. {v1 , . . . , vn} ⊂ V “erzeugt” V , wenn gilt: span(v1 , . . . , vn) = V . M.Gruber Wir suchen “minimale” Erzeugendensysteme. 28. November 2006 Wie kann man die Minimalität charakterisieren? 2. Ein Erzeugendensystem {v1 , . . . , vn}, das einen “überflüssigen” Vektor X vi = c j vj . (1) 1≤j≤n j6=i enthält, ist nicht minimal: X dj vj = Literatur 1≤j≤n [1] Gilbert Strang, Introduction to Linear Algebra, 3rd Edition, Wellesley Cambridge Press, 2003 (englisch). = X X dj vj + di X (dj + dicj )vj , 1≤j≤n j6=i c j vj 1≤j≤n j6=i 1≤j≤n j6=i [2] Gilbert Strang, Lineare Algebra, Springer, 2003, ISBN-10: 3540-43949-8, ISBN-13: 978-3-540-43949-3 (deutsch). d.h. es gilt dann span(v1 , . . . , vn ) = span(v1 , . . . , vi−1, vi+1, . . . , vn) . 3. Wir können ein Erzeugendensytem schrittweise reduzieren, bis es keinen überflüssigen Vektor im Sinne von (1) mehr gilt. – Typeset by FoilTEX – – Typeset by FoilTEX – 1 Lineare Algebra WS 2006/2007, IFB1 Lineare Algebra WS 2006/2007, IFB1 Lineare Unabhängigkeit Lineare Abhängigkeit P Wenn (1) nicht gilt, ist 1≤j≤n cj vj nur dann gleich 0, wenn alle cj gleich 0 sind. Denn andernfalls könnte man mindestens nach einem vi auflösen und hätte wieder (1). Definition. {v1, . . . , vn} ist linear unabhängig, wenn 0 · v1 + . . . + 0 · vn die einzige Linearkombination der v1, . . . , vn ist, die den Wert 0 ergibt. Beispiel 1. 1, x, x2, x3 ist eine linear unabhängige Teilmenge des Vektorraums C(R). Beispiel 2. {sin, cos} ist eine linear unabhängige Teilmenge des Vektorraums C(R). Satz. Für A ∈ Rm,n sind äquivalent: Definition. {v1, . . . , vn} ist linear abhängig, wenn {v1, . . . , vn} nicht linear unabhängig ist. Beispiel 3. {0} ist linear abhängig. Satz. {v1, . . . , vn} ist genau dann linear abhängig, wenn es mindestens einen Vektor vi ∈ {v1, . . . , vn} gibt, der als Linearkombination der Vektoren {v1, . . . , vn}\ {vi} dargestellt werden kann. Satz. Für A ∈ Rm,n sind äquivalent: 1. Die Spalten von A ∈ Rm,n sind linear abhängig. 2. Es gibt ein x 6= 0, das die Gleichung Ax = 0 löst. 1. Die Spalten von A sind linear unabhängig. 2. x = 0 ist einzige Lösung der Gleichung Ax = 0. 3. N (A) hat unendlich viele Elemente. 3. Ax 6= 0 für alle x 6= 0. 4. A enthält freie Spalten. Beispiel 4. Ist {v1, . . . , vn} ⊂ Rm und n > m, dann ist {v1, . . . , vn} linear abhängig. Beispiel 5. 1, x, x2, (1 + x)2 ist eine linear abhängige Teilmenge des Vektorraums C(R). 4. N (A) = {0}. 5. Jede Spalte von A ist eine Pivotspalte. 6. r = n (r ist der Rang von A). – Typeset by FoilTEX – Beispiel 6. {0, v2, . . . , vn} ist linear abhängig. 2 – Typeset by FoilTEX – 3 Lineare Algebra WS 2006/2007, IFB1 Lineare Algebra Basis WS 2006/2007, IFB1 Dimension Definition. {v1, . . . , vn} ist Basis von V , wenn gilt: Satz. Sind {v1, . . . , vm} und {w1, . . . , wn} Basen von V , dann ist m = n. 1. {v1, . . . , vn} ist linear unabhängig, Beweis Angenommen, n > m. Definiere A ∈ Rm,n durch X wj = aij vi . 2. V = span(v1, . . . , vn). Beispiel 7. 1≤i≤m 1. nh i h i h io 4 0 0 −2 , 5 , 4 ist Basis des R3. 2. nh 5 −2 −1 4 0 Die Koeffizienten von A existieren sind eindeutig bestimmt, denn {v1 , . . . , vm} ist eine Basis. 5 Dann hat A freie Spalten und es gibt 0 6= x ∈ Rn mit Ax = 0. P Mit solch einem x bilden wir die Linearkombination 1≤j≤n xj wj und stellen fest: X X X xj w j = xj aij vi i h 1 i h 0 io , −3 , −1 ist Basis des R3. −5 −5 nh i h i h io 1 0 0 0 , 1 , 0 ist Basis des R3. 3. 0 0 1 1≤j≤n 1≤j≤n 1≤i≤m Beispiel 8. {v1, . . . , vn} ist genau dann eine Basis von Rn, wenn v1, . . . , vn Spalten einer invertierbaren n × n-Matrix sind. Satz. {v1, . . . , vn} ist genau dann eine Basis von V , wenn jedes v ∈ V nur auf eine Weise als Linearkombination der v1, . . . , vn dargestellt werden kann. Beispiel 9. Die Pivotspalten von A ∈ Rm,n (aber nicht die Pivotspalten von R) sind eine Basis von C(A). Beispiel 10. Die Pivotzeilen von A ∈ Rm,n (und die Pivotzeilen von R) sind eine Basis von R(A). Definition. Die Dimension von V ist die Anzahl der Elemente in jeder Basis. Wir bezeichnen sie mit dim V . – Typeset by FoilTEX – – Typeset by FoilTEX – 4 = X 1≤i≤m = 0 @ X 1≤j≤n 1 aij xj A vi 0, ein Widerspruch (denn {w1 , . . . , wn} ist eine Basis)! Die Annahme n < m lässt sich auf gleiche Weise zum Widerspruch führen, man muss nur die Rollen der beiden Basen vertauschen. 5 Lineare Algebra WS 2006/2007, IFB1 Beispiele Lineare Algebra WS 2006/2007, IFB1 Die vier fundamentalen Teilräume Sei A ∈ Rm,n; die vier fundamentalen Teilräume sind: 1. der Zeilenraum C(At), ein linearer Teilraum von Rn, Beispiel 11. dim Rm,n = mn. 2. der Spaltenraum C(A), ein linearer Teilraum von Rm , Beispiel 12. dim Rn,n = n2. Beispiel 13. 3. der Nullraum N (A), ein linearer Teilraum von Rn, n(n + 1) . dim {A | A ∈ Rn,n, aij = 0 für i > j} = 2 4. der linksseitige Nullraum N (At), ein linearer Teilraum von Rm. Beispiel 14. Beispiel 17. [Spezialfall A = R] Sei A bereits in reduzierter Zeilenstufenform, der Rang sei r. Wir interessieren uns für die Dimensionen der vier fundamentalen Teilräume. dim {A | A ∈ Rn,n, aij = 0 für i 6= j} = n . Beispiel 15. dim C(Rt) = r , n(n + 1) . dim A | A ∈ Rn,n, At = A = 2 dim C(R) = r , dim N (R) = n − r , Beispiel 16. dim N (Rt) = m − r , dim {f | f ∈ C ∞(R), f 00 + f = 0} = 2 . dim C(R) + dim N (R) = n , dim C(Rt) + dim N (Rt) = m . → Analysis, Taylorreihe. – Typeset by FoilTEX – 6 – Typeset by FoilTEX – 7 Lineare Algebra WS 2006/2007, IFB1 Lineare Algebra Dimension der vier fundamentalen Teilräume WS 2006/2007, IFB1 Mathematica-Beispiel E0 = Ek · · · E1 (Ei Elementarmatrizen), E0A = R, R in Zeilenstufenform. 1. Die Zeilenräume von A und R sind gleich, also ist dim C(At) = r . 2. Ax = 0 ⇔ Rx = 0, d.h. die lineare Abhängigkeit bzw. Unabhängigkeit von Spalten überträgt sich von A auf R und umgekehrt, also ist dim C(A) = r . Mathematica 5.1 for Linux Copyright 1988-2004 Wolfram Research, Inc. -- Motif graphics initialized -In[1]:= A={{6,-2,5,7,-2},{6,-3,-4,7,-6},{-7,-2,4,-5,5},{12,-5,1,14,-8}}; In[2]:= MatrixForm[A] Out[2]//MatrixForm= 6 -2 5 7 -2 6 -3 -4 7 -6 -7 -2 4 -5 5 12 -5 1 14 -8 In[3]:= Length[NullSpace[A]] Out[3]= 2 In[4]:= Length[NullSpace[Transpose[A]]] Out[4]= 1 In[5]:= R=RowReduce[A]; In[6]:= MatrixForm[R] Out[6]//MatrixForm= 269 167 ---(---) 1 0 0 293 293 0 171 -(---) 293 92 --293 120 --293 0 3. N (A) = N (R), also ist 0 1 dim N (A) = n − r . 4. Die Zeilen von R und A spannen den gleichen Raum auf. Die Anzahl linear unabhängiger Spalten in Rt und At ist deshalb gleich, nämlich r. Der “ganze” Raum ist Rm, also ist In[7]:= Out[7]= In[8]:= Out[8]= 0 0 1 19 --293 0 0 0 0 Length[NullSpace[R]] 2 Length[NullSpace[Transpose[R]]] 1 dim N (At) = m − r . – Typeset by FoilTEX – 8 – Typeset by FoilTEX – 9