WMP Investment Letter

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WMP Investment Letter
Mai 2017
Spezialthema: Den Nullzinsen trotzen ist möglich
Das derzeitige Umfeld mit extrem niedrigen Zinsen, zeitweise
kräftigen Kursschwankungen und ein Gleichlauf verschiedener
Anlageklassen, birgt für Anleger grosse Herausforderungen.
Viele Privatinvestoren horten einen grossen Teil des liquiden
Privatvermögens auf dem Bankkonto, zinslos. In unsicheren
Börsenzeiten scheint das zunächst keine schlechte Strategie,
aber auf Sicht von mehreren Jahren ist die Gefahr, schleichend
enteignet zu werden (‚Financial Repression‘), grösser als
vorübergehende Kursschwankungen an der Börse.
Beschränktes Renditepotential in den traditionellen
Anlageklassen
Angesichts der weltweit niedrigen Zinssätze ist das
Renditepotential von als sicher geltenden Anleihen praktisch
weggefallen. In einem ‚optimistischen‘ Szenario, bei welchem
die Zinsen auf Jahre nicht oder nur wenig steigen, liegt das
Renditepotential in den nächsten Jahren im besten Fall bei
null. Zusätzliche Renditen sind nur möglich, wenn Kreditrisiken
oder Fremdwährungsrisiken eingegangen werden (vgl. Tabelle
1).
Tab. 1: Renditematrix der wichtigsten Staatsanleihen (Schweiz, G7 und
ausgewählte Schwellenländer)
(Quelle: Bloomberg, WMPartners)
Aktien
sind
im
Vergleich
zu
den
historischen
Durchschnittswerten allgemein in etwa neutral bewertet. Trotz
dem Umfeld mit tiefen Wirtschafts-Wachstumsraten werden
globale
Qualitätsunternehmen
weiterhin
Gewinne
erwirtschaften
können,
während
gleichzeitig
die
Bewertungskennzahlen durch die immer noch lockere
Geldpolitik unterstützt werden. Allerdings wachsen die Bäume
nicht in den Himmel, so muss in den nächsten Jahren im
Langfristvergleich mit eher moderaten jährlichen Renditen an
den Aktienmärkten gerechnet werden. Unterstützend für die
Aktienmärkte sind die Dividendenrenditen. Gemäss einer
Untersuchung der längerfristigen Renditen von Aktienanlagen
machen Dividenden rund 80% der Aktien-Gesamtrenditen aus.
Trotz der starken Kurssteigerungen über die vergangenen
Jahre liegt die Dividendenrendite der Gesamtmärkte immer
noch weit über den Niveaus von Staatsanleihen. Um über die
nächsten Jahre attraktive Renditen erwirtschaften zu können,
kommt man als langfristig denkender Investor an
Aktieninvestitionen nicht vorbei, auch wenn mittelfristig viele
Unsicherheiten den Ausblick für riskante Anlagen trüben.
WMP Investment Letter | Mai 2017
Alternative
Anlagen
als
Renditequellen
und
Diversifikationsbausteine
Der niedrige Korrelationsgrad alternativer Anlagen mit den
traditionellen Anlageklassen bedeutet, dass ein höheres
Engagement in alternativen Vermögenswerten das
Risikoniveau eines Portfolios insgesamt reduzieren kann, ohne
Rendite zu opfern. Im Bereich der alternativen Anlagen sind
wir deshalb bemüht, einerseits Anlagen mit möglichst geringen
Korrelationen
zu
den
traditionellen
Anlageklassen
aufzuspüren,
welche
zudem
stetige,
vernünftige
Erfolgsbeiträge leisten können und idealerweise auch noch
liquide gehandelt werden können. Mit Mikrofinanz-Anlagen
und sogenannten versicherungsbasierten Anlagen ist uns dies
gelungen, was die stetige Performance dieser Anlagen in den
letzten Jahren und insbesondere in den für Aktien schwierigen
Monaten unter Beweis gestellt hat.
Um weiteres Diversifikationspotential zu erschliessen, müssen
andererseits zusätzliche Konzessionen eingegangen werden,
insbesondere was die Liquidität betrifft. Klassische alternative
Anlagen mit zum Teil beschränkter Liquidität sind
beispielsweise Immobilien oder
Privatmärkte. Für
Privatinvestoren ist eine gewisse Mindestverfügbarkeit des
Vermögens wünschenswert, da sich der Liquiditätsbedarf
wegen starker Veränderungen ihrer persönlichen Umstände
kurzfristig ändern kann. Weil zudem oft ein wesentlicher Anteil
des Privatvermögens bereits in Immobilien gebunden ist,
machen
für
Privatinvestoren
Investitionen
in
Immobilienanlagen
unseres
Erachtens
aus
Diversifikationsgründen wenig Sinn. Erfolgsversprechender
sind hingegen die am wenigsten liquiden alternativen Anlagen,
zu diesen gehören beispielsweise Private Equity (PE), Private
Debt, Infrastrukturanlagen, etc. Obwohl diese sehr illiquiden
Anlagen
eine
Chance
zur
Verbesserung
der
Portfoliogesamtrenditen bieten und die Gefährdung durch die
tägliche Marktvolatilität reduzieren, sind private Investoren im
Vergleich zu institutionellen Anlegern in diesem Bereich
tendenziell unterinvestiert. Einige Fondsanbieter nutzen
diesen Umstand und offerieren Anlagefonds, welche primär in
sog. ‚Listed Private Equity‘ investieren, also in börsenkotierte
PE Firmen. Unseres Erachtens bilden Investitionen in
börsenkotierte PE Firmen die typischen Eigenschaften dieser
alternativen Anlagen nur ungenügend ab, denn die Korrelation
zu den Aktienmärkten ist sehr hoch, weshalb ein
Diversifikationseffekt nicht mehr gegeben ist. Wenn Anleger
die Illiquiditätsprämie der Privatmärkte verdienen wollen,
müssen sie auch bereit sein, eine gewisse Illiquidität in Kauf zu
nehmen.
Fazit
Ein gut diversifiziertes, langfristig ausgerichtetes Portfolio
liquider, börsennotierter Vermögenswerte ist die wichtigste
Voraussetzung, um auch in schwierigen Börsenzeiten
anständige Renditen erwirtschaften zu können. In Zeiten der
finanziellen Repression und ultratiefen Zinsen kommen
Investoren an Aktieninvestitionen nicht vorbei, zudem müssen
Anleger bereit sein, eine gewisse Liquidität auf dem
Privatvermögen bewusst aufzugeben, um damit zusätzliche
Rendite- und Diversifikationspotentiale zu erschliessen.
Das Spezialthema basiert auf unserem Beitrag in der
Sonderbeilage ‚Private Banking‘ der Finanz und Wirtschaft vom
29. April 2017.
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