Für Katharina Struber 16.3.2005 (Kopie der Studie) Schwimmen im WIE und Schwimmen im WAS Eingebettet in der Welt – Eingebettet in der Wahrnehmung Kleben unsere Augen an den Realwelterscheinungen ? In der Welt wie in einer Haut stecken Wir können dieses Eingebettetsein nicht abschütteln Unser Blick reißt nie ab Unsere leibliche Einbettung ist so umfassend, daß wir bei guten Lichtverhältnissen kaum aus der Wahrnehmung „herausfallen“. Nur Blendungen, Überdeckungen (durch bewegte Teile), plötzliche Abschattungen, Ohnmacht/Kreislaufversagen und Schockerlebnisse werden uns als Riß bewusst. Die Grundlage für Strubers Arbeit ist die abtastende Aufnahme, die zeitlich verschoben an einer Stelle, oder in anschließenden Zonen wieder vorbei kommt. Da sich bewegte Elemente/Objekte/Subjekte zwischenzeitlich in der Lage verändert haben, reißen die Bilder an bestimmten Stellen ab. Der Blick (der Kamera) kommt (zeitverschoben) wieder an Stellen vergangener Aufzeichnungen vorbei. Gesprächssituationen und gestische Konstellationen zeichnen sich nun in neuen Entwicklungsphasen ab. (Abb. B07) In der verrechneten Überlagerung nimmt man an der Entwicklung Teil. Zerstückelte Wahrnehmung Auch wenn unsere Augen sehr sprunghaft „die Szene“ wechseln können, hat der Sprung/Wechsel bzw. die Drehung des Kopfes kaum Einfluß auf den Wahrnehmungsstrom. Bruchlos gleiten wir zur nächsten Zone erhöhter Aufmerksamkeit. Das Umfeld zerfällt uns nicht beim „Schwenk“ und es kommt auch zu keinen Zerstückelungen. Die feldhafte Einbettung der Wahrnehmung leistet diese Kontinuität. Wenn dieser Faden reissen sollte (zB. bei zu schnellen Drehungen) versagt unser Wahrnehmungssystem, was zumindest Übelkeit zur Folge hat (wir gehen zu Boden). Die Derwische benötigen daher die stabilisierende Hand vor den Augen. Was Zerstückelung und fragmentierte Wahrnehmung sein könnte, wird über die Bilder von Katharina Struber klar. Fokusieren und genauere Betrachtungen Jedes „Interesse“ und jede Aufmerksamkeit bewirkende Situation führt in der Regel dazu, daß unser Blick bestimmten Stellen stärker fokusiert bzw. ansteuert. Der Blickt tanzt so lange, wie die jeweilige „Sensation“ etwas zu bieten hat. In der Regel schwenkt man aber sehr schnell in Nachbarzonen ab. Die Menschenmenge (das Publikum im Einkaufszentrum) verschmilzt in den Bildern von Katharina Struber zu einer komplexen Bewegungsmasse. Durch die zeitlichen Verschiebungen entsteht ein „mehr“ an Blickbeziehungen. Die Blicke verbinden sonderbarste Situationen. In der Regel sind es Gesichter und Gesten, die uns beim Lesen „einfangen“. Gerade auch unscharfe Gesten haben eine enorme Anziehungskraft. Polyzoom Wenn man die abtastende Aufnahmetechnik durchdenkt, dann werden Weitwinkelbilder aus Zoombildern zusammengesetzt. Die Telebrennweiten haben zur Folge, daß es zu einer räumlichen Verdichtung kommt. Teleoptische Bilder wirken daher räumlich flacher. (Abb. B17) Diese Teleanmutung führt auch dazu, daß wir uns den vielen Einzelszenen näher fühlen, als es ohne der Kameraoptik möglich ist. (Abb. B13) Für die Montage der Großbilder benötigt Katharina Struber kein Referenzbild. Die Summe der Abtastungen (ausgewählte Einzelbilder zueinander) ergibt das Gesamtbild. Auch das architektonische Grundgefüge ergibt sich aus der Montage der Einzelbilder. In der Selektion wird der Versuch unternommen, die dominanten Strukturen (wie zB. Treppenanlagen) möglichst bruchlos zu rekonstruieren. (Abb. B14) Die Kachel der filmischen Blickspur werden also zusammengesetzt und softwaretechnisch glatt gerechnet. Im Text der Aussendung wird von „plattgewalzten Architektur“ gesprochen. Die Verwischungen, Durchdringungen und Vermischungen der Lebensströme tragen visuell zu einer Enträumlichung und damit zu einer Verflachung bei. Die Durchdringung der Menschenkörper hat an manchen Stellen eine so hohe Dichte, daß man von einer organischen Malerei sprechen kann. (Abb. B03) (Abb. B02) Die „taktile“ Wahrnehmung tastet sich durch glatte/gekrümmte physiognomische Erscheinungen (wie man mit Deleuze sagen könnte). Der Engel über Berlin (Der Himmel über Berlin) Wir können uns in viele kleine Szenen und Kommunikationssituationen einschleichen; uns dazu gesellen. Wir hören förmlich ein paar Gesprächsfetzen; oder besser: über Bildfetzen dringen wir für ein paar Sekunden in soziale Situationen ein. Der Aufmerksamkeitsvektor wird für ein paar Sekunden ausgerichtet, um dann weiter zu schweifen. Dieses gleitende Schweifen wird uns ganz leicht gemacht. Die strenge topologische Staffelung, die uns die Wahrnehmung im Normalfall vorgibt (bzw. reale Verhältnisse auch visuell forcieren), ist hier zum Teil durchbrochen. Die einzelnen Szenen sind ineinander verschliffen. Die Verschleifung ist (algorithmisch – in der Nachbearbeitung) so angesetzt, daß die Körperhaltungen und Gesten erhalten bleiben, während die Einbettung im Umfeld aufgeweicht wird. In Relation bekommen also die Haltungen und Gesten mehr Gewicht. Dunkle Projektionsflächen Dunkle Kleidungsstücke lassen überlagerte Körperteile hervortreten. Das Gesicht einer Person kann so ein zweites Mal in Erscheinung treten. Ein Meer von Ausdrucksgesten Ein Heer von Gestengespenstern kämpft um unsere Aufmerksamkeit. An manchen Stellen sind 2 und 3 Gesichter ineinander verschränkt (Abb. B09). Diese hybriden Wesen üben eine unheimliche Anziehungskraft auf unsere sozial orientierte Wahrnehmung aus. Die Hand einer Frau sucht in einer Tasche, zieht sich aus dieser zurück und nimmt die Tasche unter den Arm. Die drei Phasen schlüsseln einen komplexen Ablauf in ausreichender Detaillierung auf. Gleichzeitig bekommt man die Blickwende mit. Gegenläufig bekommt man die Drehung des Weihnachtsmannes in 3 Phasen mit. (Abb. B08) (Abb. B00) Die Gedankengänge eines Mädchens scheinen sich bereits in zwei Phasenbildern aufzuschlüsseln. Die nachdenkliche Versunkenheit bietet ein Einblick in eine kleine Welt. (Abb. B06) Die Szenen blicken uns an Bei Stellen erhöhter Dichte, bleibt unser Blick hängen. Zonen der unentwirrbaren Verschmelzung lassen unseren Blick nicht zur Ruhe kommen. Soferne von einer Person (oder einer Personengruppe mehrere Phasenbilder (in verschmolzener Form) zur Verfügung stehen, haben wir den Hang eine Bewegungsfolge und damit eine kleine Geschichte zu denken. (Abb. B06) Auf einigen der Kaffeehaustische werden dadurch „Gespräche“ lebendig. (Abb. B07) Hyperpräsenz Die Telewirkung , aber gerade auch die eingefrorenen und verschliffenen Bewegungsmuster entwickeln eine sehr starke Präsenz. (Abb. B13) Nicht in photorealistischer (statischer) Weise, sondern performativ. Lichtaura Zeitlich verschobene Leerstellen, Verwischungen und bildhafte Durchdringungen wirken für manche Personen und Gesten wie eine Lichtaura, was zu sonderbaren (gespenstischen) Hervorhebungen führt. Zwei Welten Die Architektur/Straßensituation bietet die notwendigen Anhaltspunkte um die Gesamtsituation räumlich in ihren Lageverhältnissen lesen zu können. Durch die Statik dieser Elemente entsteht eine räumliche/topologische Grundordnung (ein Diagramm als „gekerbtes“ System). (Abb. B16) In dieses Referenzsystem sind nun hunderte kleine Szenen eingebettet. Diese Szenenteilbilder sind mit der notwendigen optischen Brennweite herausgehoben und erscheinen trotz der Bewegungsunschärfe und der Übergangsunschärfe in Relation sehr präsent zu sein. Das versinkende Umfeld Die bewusste Wahrnehmung einzelner Details (wie ein Fenster eines Hauses, eines Bleistiftes am Schreibtisch, ...) lässt das jeweilige Umfeld zurücktreten. Dieses Zurücktreten und Ausgleiten scheint nun auch auf den Bildern gebannt zu sein. Wie Erinnerungen tauchen Fragmente wieder auf, treten geisterhaft in Erscheinung. Manchmal bietet die Architektur (die Rolltreppe) ein statisches Bezugssystem. Gestische Bewegungsmuster, sinnvolle „Inhalte“ huschen an plausiblen Stellen über die vorgezeichneten Wegsysteme und Aufenthaltsorte. (Abb. B12) Der Fluß sinnvoller Ausrichtungen wird als Strom sozialer Erscheinungen sichtbar. Im Rahmen der vorgegebenen Ordnungssysteme pulsiert das Leben. Sinnhaftes Ausgerichtetsein In Rom ist die Menschenmenge auf einen erwarteten Auftritt hin ausgerichtet. (Abb. B11) Im Einkaufszentrum ist es ein Event, daß eine Vielzahl an Personen auf ein Ereignis ausrichtet. Auf der komplexen Straßenkreuzung ist es das andere Ufer, das es zu erreichen gilt. Wahrnehmung einer Gesamtsituation Ab einer gewissen Distanz sind wir in der Lage unsere Aufmerksamkeit gleichmäßig oder gleichwertig auf eine komplexe Situation „anzuwenden“. Dieser PanoramaWahrnehmung nimmt die abtastende Bewegung des Blicks etwas zurück. Ganzheitlich, umfassende, difuse Wahrnehmung /vs/ abtastender Blick Durch das Bild taumeln In den komplexen Verschränkungen finden unsere Augen nur wenig Ruhepunkte. Ständig sind wir gezwungen die Schichtungen aufzulösen. Wir taumeln von einem Anziehungspunkt zum nächsten. Feldhafte Dichteerhebungen Die Dichteunterschiede setzen unseren Blick in Bewegung. Menschenkörper, Gesichter, Gesten und vor allem (zerstückelte) Körperfragmente ziehen den Blick an. Unsere physiognomischen Süchte bleiben an den Gesten hängen. Die Rekonstruktion der ganzen Person, einer Situation ... misslingt an den meisten Stellen. Auf sehr anregende Weise bleiben die Fragen offen. Immer und immer wieder machen wir einen neuen Anlauf – taumeln in die nächste rätselhafte Konstellation. Geisterwesen – Erscheinungen An einigen Stellen treten Doppelwesen in Erscheinung. Nie ist man ganz sicher, ob sie durch das Montageverfahren ihr Leben haben, oder ob es sich zeitlich getrennte Phasen einer Bewegung handelt, oder um Bewegungsunschärfe oder um Konsequenzen einer ruckhaften Kamerabewegung. Den Rekord hält ein Baby, daß in vier Unterschiedlichen Ansichten in Erscheinung tritt. (Abb. B09) In einem Fall sind die Doppelwesen als Platzhalter eingesetzt, da die Aufzeichnung gestört wurde. (Abb. B19) Opake Entitäten In etwa kann man sich vorstellen, wie eine Welt teildurchscheinender Objekte und transparenter Wesen sich darstellen würde. (Abb. B01) (Abb. B15) (Abb. B21) Körpervermischungen Man stelle sich Situationen vor, wo noch die Beine des Vorgängers unter dem Tisch zu sehen sind und ab Sitzfläche aufwärts schon die nächste Person Platz genommen hat. Lebensstrom Im Panorama formen die Teilbewegungen aller Personen einen durchgängigen (sozialen) Lebensstrom. Ein Spiel mit der Unschärfe – alles ist im Fluß Die Unschärfen übersetzen wir als Bewegung. Die Menschenmenge wird also nicht in einer 1/250 Sekunde zum Erstarren gebracht, sondern wird als fließender Strom von Interaktionen wahrgenommen. (Abb. B15) Damit sind nicht die gelenkten Verkehrströme (auf Treppenanlagen und Übergängen) angesprochen, sondern die Summe der Mikrobewegungen. Entschwerung Die halbtransparenten Wesen (an der Kasse) verlieren ihr „visuelles“ Gewicht und damit scheinbar auch physisch an Masse. Was übrig bleibt ist der Bewegungsaspekt. (Abb. B01) Die verbleibenden Konturen erscheinen wie Andeutungen eines Bewegungsprogrammes. (Abb. B15) Eingebrannte Vergangenheit Wie bei der Röhrentechnik in den Anfängen der Videotechnologie, haben sich vergangene Erscheinungen gleichsam eingebrannt. Füße von Einkaufswagen und andere markante Metallteile stehen für eine visuelle Zeitverschiebung. (Abb. B01) Manche nicht mehr sichtbaren Objekte/Subjekte sind in einer Nachbarzelle noch als Schatten anwesend. Die Schattengespenster haben sich von ihren Gebern getrennt. In der 24 Stunden Aufzeichnung sind die Erscheinungen unterschiedlichster Zeitscheiben überlagert (Abb. B18). Die Fragmente gehören also jeweils zu unterschiedlichen Personen. Nur durch sehr unwahrscheinliche Zufälle wäre ein Person mehrfach vertreten. (Abb. B10) Atmosphärische Strömung So wie sich Gerüche oder Licht im Raum ergießen, scheinen die Menschenwesen die Raum auf gespenstische Weise zu bevölkern. Da sich ihre Konturen partiell auflösen, werden sie zu Bewegungsfeldern, zu feldhaften Erscheinungen. (Abb. B15) Auch die Schatten und Lichtspuren lösen sich von Ihren Quellen. Die Schatten bestätigen keinen Körper, die Spiegelungen und Lichtflecken entwickeln ein atmosphärisches Eigenleben (Abb. B01). Die Atmosphäre tritt losgelöst als eigene Entität in Erscheinung. An manchen Stellen meint man Überbelichtungen wahrzunehmen. Architektur die zum Tanzen kommt Durch die Abtastung und ReMontage kommt auch die Architektur (das Diagramm der architektonischen Ordnung) zum Tanzen. Die unterschiedlichen Winkellagen der Einzelaufnahmen machen sich in der Montage bemerkbar. (Abb. B11) In der Halle des Einkaufszentrums kommt dieser Effekt weniger zum Tragen. Aussendung: „Intim und dynamisch ist das aktuell entstandene Werk der bildenden Künstlerin Katharina Struber. Sie geht in ihrer konzeptuellen Arbeit dem Verhältnis zwischen Individuum - Masse - Architektur nach. Als Ausgangspunkt dafür steht die Auseinandersetzung mit Architektur, die mittels spezieller Videound Montagetechniken zur "plattgewalzten Architektur" wird.“ Weihnachtliche Atmosphären Der weihnachtliche Schmuck, die Lichtinszenierung und die inszenierte Erlebniswelt realisieren das, was man nun als Weihnachtsatmosphäre für notwendig hält. (Abb. B04) Kaufhaus Atmosphären Kaufhaus und Weihnachten – was ist der atmosphärische Unterschied ? (Abb. B04) (Abb. B20) Aussendung: „Digitale Großbelichtungen zeigen belebte Räume in Asien und Europa wie Shoppingmalls, touristische Plätze, Straßenkreuzungen und Freizeitzentren. In der verdichteten Zusammenstellung von Einzelbildern aus Videomaterial zu großformatigen Fotografien, werden Einblicke in intime Momente der aufgenommenen Personen und ein weitläufiger Blick auf die Architektur freigegeben.“ 2. Versuch – Nach der Podiumsdiskussion mit Susanne Neuburger, Martin Hochleitner Inszenierte Atmosphären Auf allen 4 Bildern findet man in Architektur gegossene Spektakeldiagramme. Sei es die Szenerie als Domplatz, die Bühne im Kaufhaus, die mehrstöckigen Einblicksgestaltungen im Shoppingcenter oder der Spektakel des Verkehrsflusses der von einem Cafe aus aufgezeichnet wurde. Die sozialen Ordnungsdiagramme bringen die Menschenansammlungen in die kommunikativ gewünschte oder verkehrstechnisch notwendige Form. Die ausgerichtete Aufmerksamkeit wird nach wenigen Augenblicken der Bildbetrachtung faszinierend gegenwärtig. Atmosphärische Architekturdiagramme konnte man vor Jahren im großen Saal des OK (Linz) betreten. Eine von Struber entworfene Idealstadt offenbarte sich als atmosphärische Licht- und Dufterscheinung. Atmosphärische Szenerien Kaffeehausatmosphären, Kaufhausatmosphären, Konzertatmosphäre, Weihnachtsatmosphäre, Katholische Feierlichkeit Lichtstimmungen, Farbgestaltung, akustische Inszenierung, Schmückung Akustische Atmosphäre Katharina Struber könnte sich vorstellen, auch die akustische Atmosphäre in die Präsentation ihrer Bilder einzubeziehen. Blickdiagramme In den Bildern von Katharina Struber treffen zwei Diagramme aufeinander. Die videotechnische Abtastung liefert die Materialgrundlage für einen einzelbildgeschulten selektiven Blick. Das Abtastdiagramm der Videokamera trifft auf fixierende Diagramm der Fotografie. Die abgrenzende Rahmung wird in der Montage verschliffen (Nur bei der japanischen Kreuzungssituation findet man Spuren der Bildgrenze). Vergleiche: Der Katalog von Walter Pamminger zu Martin Arnold – Das Diagramm des Medium Buch schneidet den Film neu. Es geht also nicht um die Wiederbelebung der Fotographie – es geht um das digitale Zusammentreffen von zwei je medienrelevanten Blicktechniken, wobei dies durch ein drittes Medium ermöglicht wird. Es macht wenig Sinn, die Bilder aus der Sicht nur eines Mediums erklären zu wollen. Vergleiche dazu auch die Katalogbeiträge zu „future cinema“. Hineinsinken in die Bilder Mit einer verkleinerten Printversion eines ihrer Bilder kann man zeigen, wie wichtig die Formatentscheidung ist. Durch die Hängung im Kunstraum kann man in etwa den Blickpunkt der Kamera einnehmen und regelrecht im Großbild versinken. Zentral ist dabei auch die „weiche“ Ausführung des Ausdrucks und wichtig ist auch die unverglaste Präsentation (auch Plexiglasschichten haben eine abweisende Wirkung, die zentrale Wahrnehmungseffekte unterbinden würden). Nur die „härter“ ausgeführte Kreuzungssituation ist für eine zusätzliche Glasschicht gut geeignet. Malerische Wirkung Diese Wirkung sollte nicht einfach den Unschärfen zugeordnet werden. Es sind vielmehr tausende Montageentscheidungen, die variierten „Härten“ der Beschneidungen und die Weichheit der Übergänge, die durch die komplexe Materialauftragung entstehen. Die „malerische“ Verschleifung ist bestimmt durch abertausende visuelle Detailentscheidungen, die körperlichen Strukturen zugute kommt und das räumliche Dazwischen tendenziell auflösen. So entsteht eine durchgestaltete lebendige Flächigkeit, die man durchaus malerisch auffassen kann. Spannend ist dabei auch zu bemerken, daß eine Software (bzw. bestimmte Filtertechniken) nur einen Nebelbrei erzeugen würden. Erst die Vielzahl der Gestaltungsentscheidungen ermöglicht diesen soghafte Wirkung. Bildaufspaltung Durch die Bearbeitung hunterten Einzelbilder kommt es förmlich zu einer Bildaufspaltung. Panorama Im direkten Vergleich mit der Ausstellung der 360grad Panoramabilder (von F. Nöbauer) wird auch klar, daß es sich gerade um keine Panoramabilder handelt. Die erfaßten Raumsituationen und Architekturkanten sind so gewählt, daß Verzerrungen und Krümmungen nur schwach wirksam werden können. Und vor allem geht es nicht um das Moment des Einfrierens; ganz im Gegenteil soll der soziale Lebensstrom erlebbar bleiben. Die Architektur bietet dafür eine wichtige „statische“ Referenz. Bildforschung – Wahrnehmungsforschung – Blickforschung Diese Bilder zeigen, daß die Möglichkeiten des „Blicks“ noch immer nicht ausgeschöpft sind. Wie auch Eva Schürmann in ihren Studien zeigen kann, sollten die Fragen der Wahrnehmung durch die performative Brille neu aufgerollt werden. Es macht keinen Sinn einer bestimmten Theorieschule den Vorzug zu geben. In konkreten Studien ist zu zeigen, welche Reichweite jeder Zugang hat. Kaum zu glauben, aber nach wie vor wissen wir nur sehr wenig über den Blick. Abbildbarkeit einer Performance Die Bilder zeigen, daß Lebensströme fotgrafierbar sind. Verben versinken, verschwimmen, überdecken, verschmelzen verschleifen durchdringen schweben erscheinen