Der Präsident der Klagenfurter

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Eröffnung der 75. Klagenfurter Herbstmesse
am 13. September 2008
Sehr geehrte Damen und Herren!
Der Präsident der Klagenfurter Messe, Herr Kommerzialrat
Walter Dermuth, hat mich in so herzlicher und freundlicher
Weise zu einer Eröffnung der Klagenfurter Messe eingeladen,
dass ich eigentlich gar keine Chance hatte, eine Zusage zu
verweigern.
Kommerzialrat Dermuth hatte aber darüber hinaus auch gute
sachliche Argumente für seine Einladung:
Immerhin ist die 75. Klagenfurter Herbstmesse eine
Jubiläumsmesse, mit einer imposanten Tradition, die weit in die
Frühzeit der Geschichte unserer Republik zurückreicht.
Daher darf ich der Messeleitung, den Ausstellern und
Veranstaltern als Bundespräsident zu diesem Jubiläum sehr
herzlich gratulieren.
Außerdem zählt diese Messe zu den Exportmotoren der
Kärntner Wirtschaft, und damit auch der österreichischen
Wirtschaft.
Und die Unterstützung unserer Exportwirtschaft ist in der
derzeitigen Phase der weltwirtschaftlichen Entwicklung von
ganz besonderer Bedeutung. Österreich kann stolz sein auf
seine Exportkapazität und verdankt dieser Kapazität auch sehr
viel.
Im Jahr 2007 stiegen Österreichs Exporte im Vergleich zu 2006
um nicht weniger als 10,5 % - in absoluten Zahlen von 103,7
Milliarden auf 114,7 Milliarden Euro.
Im ersten Halbjahr 2008 wurden von Österreich Waren im Wert
von rund 60 Milliarden Euro exportiert. Das sind pro Monat nicht
weniger als 10 Milliarden Euro.
Und wenn man das pro Kopf der österreichischen Bevölkerung
berechnet, dann exportieren wir heuer monatlich pro Einwohner
Waren im Wert von etwa 1.250 Euro.
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Was für Kärnten zusätzlich interessant sein dürfte ist folgendes
Faktum:
In der gesamtösterreichischen Exportstatistik sind die 4 besten
Exportländer, Deutschland, Italien USA und Frankreich – als
ausschließlich sogenannte westliche Volkswirtschaften.
In der Kärntner Exportstatistik scheinen unter den 4 stärksten
Abnehmerländern neben Deutschland und Italien mit Slowenien
und Ungarn zwei weitere Nachbarstaaten auf, die zu den
sogenannten Reformländern gehören.
Und nicht nur das: Geradezu unglaubliche Exportzuwächse gab
es im Jahr 2007 gegenüber 2006 bei Bosnien mit +33%, bei
Bulgarien mit +30%, Slowenien +27% und bei Serbien mit
immerhin + 18%.
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich glaube aus diesen Zahlen lässt sich erkennen, welch große
Bedeutung der wirtschaftlichen und politischen
Zusammenarbeit zwischen Österreich und den Staaten
Südosteuropas zukommt.
Und was für Österreich gut ist, ist in diesem Bereich ganz
bestimmt auch für Kärnten gut. Dies ist nicht der einzige, aber
einer der Gründe, warum ich aus fester Überzeugung und mit
guten Argumenten
•
für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen
Österreich und den Staaten Südosteuropas eintrete,
•
für den Abbau von Misstrauen und alten Ängsten,
•
für das Aufschlagen neuer Seiten im Buch der Geschichte,
•
für ein besseres gegenseitiges Kennenlernen,
•
für die Fähigkeit, einander zuzuhören,
•
für Fairness und Respekt für die Kultur des jeweiligen
Partners und Nachbarn.
Glauben Sie mir: mit dieser Haltung kann man nichts verlieren,
aber sehr viel gewinnen.
Werfen wir doch einen prüfenden Blick in die Geschichte und
beantworten wir uns ehrlich die Frage, wie oft in der Geschichte
üble Folgen durch Misstrauen und Feindseligkeit entstanden
sind, und wie durch Vertrauen und freundschaftliche Offenheit
Positives erreicht werden konnte.
Im Sinne dieser Grundsätze stehe ich auch einer Mitgliedschaft
Kroatiens in der EU positiv gegenüber.
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Wie oft haben wir nicht in der Vergangenheit und gerade auch
in den letzten Wochen gehört, dass es in der Politik zuwenig
Visionen, zuwenig langfristiges Denken und zuviel
Opportunismus gibt.
Glauben Sie mir: Die friedliche und auf einvernehmlich
erarbeiteten Spielregeln beruhende Zusammenarbeit
europäischer Staaten, die ihre nationale und kulturelle Identität
bewahren, aber ihre politischen und wirtschaftlichen Kräfte
bündeln, ist eine großartige Vision für unseren Kontinent, der in
seiner Geschichte so viele Kriege und tragische Konflikte erlebt
hat. Es ist eine kluge, verantwortungsvolle Politik, sich für
europäische Zusammenarbeit einzusetzen.
Und ich bin überzeugt, dass unsere Kinder und Enkelkinder in
einer besseren Welt, in einem besseren Europa leben werden,
wenn wir die Geduld, den Mut und die Kraft haben, am Projekt
der Europäischen Zusammenarbeit weiterzuarbeiten.
Möge die Klagenfurter Jubiläumsmesse 2008 ein kleiner
Baustein für dieses große Projekt sein.
In diesem Sinne erkläre ich die 75. Klagenfurter Herbstmesse
für eröffnet.
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