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Praxis
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MATERIAL- UND WERKSTOFFKUNDE ZUR
HERSTELLUNG VON KRONEN UND BRÜCKEN
Ein allgemeiner Überblick über Materialien für festsitzenden Zahnersatz
Die Vielfalt der Materialien zur Herstellung von festsitzendem Zahnersatz ist groß und
wächst mit zunehmender Etablierung der CAD/CAM-gestützten Fertigung. Die Autoren
geben einen Überblick zu häufig verwendeten Materialien und zeigen deren jeweilige
Indikationen auf.
Annett Kieschnick1, Christian Lang2
1
Fachjournalistin Zahnmedizin/Zahntechnik, Berlin, 2ZTM und Laborinhaber, Köln
„A
m liebsten, wie echte Zähne“, diese Antwort kommt
von Patienten häufig, wenn sie nach Art und/oder
Material ihres neuen Zahnersatzes gefragt werden. Eine konkrete Vorstellung haben sie nicht. Sie vertrauen
auf die Kompetenz des Zahnarztes. Auch das Behandlungsteam kann Informationen vermitteln und dem
Patienten so eine wertvolle Hilfe sein. Die Materialvielfalt ist groß. Grundsätzlich werden Materialien benötigt, die
eine lange Mundbeständigkeit und eine ausreichende Festigkeit
haben. Grob unterschieden wird zwischen vollkeramischen, metallkeramischen und metallischen Restaurationen. Nachfolgender
Überblick soll etwas Licht in den Dschungel der Materialien für
eine festsitzende prothetische Versorgung bringen.
Es stehen Keramiken mit Glasphase und Keramiken ohne Glasphase zu Auswahl. In der transparenten Glasphase befinden
sich Kristalle, über welche die Hersteller die ästhetischen Eigenschaften sowie die Stabilität der Keramik steuern. Je höher der
kristalline Anteil (geringe bis keine Glasphase), desto stabiler die
Keramik – aber das geht auch zu Lasten der ästhetischen Eigenschaften. Einfach ausgedrückt: Die Zunahme an Festigkeit führt
zu einem Verlust an Transluzenz. Keramiken ohne Glasphase
finden daher ausschließlich für die Gerüstherstellung Anwendung. Der bekannteste Vertreter ist Zirkondioxid.
Zur großen Familie der „Vollkeramik“ zählen zum Beispiel Oxidkeramik, Glaskeramik, Feldspatkeramik und Lithium-Disilikat.
Zirkondioxid
Zirkondioxid wird in die Familie der Vollkeramiken geordnet.
Rein werkstoffkundlich handelt es sich allerdings eher um eine
Legierung. Zirkondioxid hat eine hohe Festigkeit (zirka 1000
MPa) und dient hauptsächlich als stabiles Gerüstmaterial. Die
weiße Farbe und die hohe Opazität, die viele Patienten zunächst
Diese monolithische Krone aus Zirkondioxid (Vollkrone) wird im
Bereich der Kaufläche farblich etwas charakterisiert.
Das Brückengerüst ist aus Zirkondioxid und wird nachfolgend mit einer
Keramik individuell verblendet.
Vollkeramik
Wir in der Praxis -- Ausgabe 03 -- Oktober 2015
Praxis
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Begriffserklärung
als vorteilhaft erachten, schränkt die Indikationsvielfalt ein. Das
Material hat nicht die guten lichtoptischen Eigenschaften einer
Glaskeramik (hohe Glasphase), dafür allerdings ausgesprochen
gute mechanische Eigenschaften. Seit einigen Jahren werden
transluzente Zirkondioxide angeboten. Diese haben eine geringere Opazität und können somit – im Seitenzahnbereich – auch
für Vollkronen eingesetzt werden (monolithisch).
• Indikationen: Brückengerüste (auch große Spannweiten), unter
Umständen vollanatomische Versorgungen im Seitenzahnbereich (geringere Ästhetik)
• Einsetzprozedere: Zementierung (adhäsive Befestigung nach
Behandlung mit speziellen Primern).
Glaskeramik
Keramiken mit Glasphase bieten lichtoptische Eigenschaften
(Transluzenz, Lichtreflektion), die dem natürlichen Zahn ähneln und gewähren damit die Herstellung ästhetischer Restaurationen (Frontzahngebiet). Allerdings ist die Biegefestigkeit von
herkömmlicher Glaskeramik relativ gering (zirka 120 MPa), weshalb sich das Material vornehmlich für kleine Versorgungen eignet. Vollanatomische Restaurationen können durch Politur oder
Glanzbrand einfach fertiggestellt werden. Daher sind Glaskeramiken oft die erste Wahl bei der Chairside-Fertigung. Bei hohen
ästhetischen Ansprüchen erfolgt eine individuelle Verblendung
durch den Zahntechniker.
• Indikationen: Veneers, Inlays, vollanatomische Einzelkronen,
kleine Brücken, Gerüstverblendungen
• Einsetzprozedere: adhäsiv.
Feldspatkeramik
Feldspatkeramiken sind traditionelle Verblendkeramiken und
werden sowohl auf Metall- als auch auf Keramikgerüsten verwendet. Die ästhetischen Eigenschaften sind sehr gut; sodass mit
etwas zahntechnischem Geschick naturnahe Ergebnisse erzielt
• Vollanatomisch: Eine Restauration, die mittels CAD/CAM (computer aided
design/computer aided modelling) anhand des natürlichen Vorbildes konstruiert und gefertigt wird.
• Monolithisch: eine aus einem keramischen Block gefräste Restauration,
die nur durch Bemalung charakterisiert wird. Die Restaurationsart kann
mit einer Vollkrone verglichen werden, nur dass sie nicht metallisch glänzend, sondern zahnfarben ist.
• Transluzenz: Der natürliche Zahn weist Bereiche auf, die lichtdurchlässig
und somit transluzenter als andere Bereiche des Zahnes sind.
• Opazität: Opazität ist das Gegenteil von Transluzenz. Weist ein Werkstoff
eine hohe Opazität (Lichtundurchlässigkeit) auf, bezeichnet man diesen
als opak.
• Legierung: Legierungen bestehen aus mindestens zwei Metallen, deren
Bestandteile in einem bestimmten Mischungsverhältnis zusammengeschmolzen werden.
werden können. Die notwendige Stabilität der Restauration wird
über das Gerüst geschaffen. Zudem gibt es FeldspatkeramikBlöcke für die CAD/CAM-gestützte Fertigung von kleinen monolithischen Restaurationen (z.B. Inlays, Teilkronen).
• Indikationen: Verblendungen
• Einsetzprozedere: abhängig vom Gerüstmaterial.
Lithium-Disilikat
Lithium-Disilikat zählt zu den Glaskeramiken, hat aber aufgrund der Materialzusammensetzung eine höhere Festigkeit. Bei
einer initialen Biegefestigkeit von 360 bis 420 MPa erfüllt eine
ästhetische Lithium-Disilikat-Restauration die gewünschte Stabilität. Kronen und Brücken können bei Bedarf vollanatomisch
gefertigt werden (optional mit Malfarben charakterisiert). Bei
hohen ästhetischen Ansprüchen wird das Gerüst oberflächlich
(Schmelzbereich) zurückgeschliffen und mit Schichtkeramik
verblendet.
• Indikationen: Veneers, Kronen, Onlays, dreigliedrige Brücken
(bis zum zweiten Prämolaren), Abutments
• Einsetzprozedere: Verklebung, adhäsiv.
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Oktober 2015 -- Ausgabe 03 -- Wir in der Praxis
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Praxis
Ein mit einer Feldspatkeramik (Sinterkeramik) individuell vom
Zahntechniker verblendetes Metallgerüstgerüst.
Lithium-Silikat
Ein relativ junges Material in der Familie der Vollkeramiken ist
zirkonoxid-verstärktes Lithium-Silikat (ZLS). Die Mikrostruktur dieses Materials besteht aus einem hohen Glasanteil, feinen
Lithium-Silikat-Kristallen und einem Zirkondioxid-Anteil (10
Prozent). Mit einer Biegefestigkeit von 420 MPa (nach Glasurbrand 370 MPa) vereint ein Zirkondioxid-verstärktes LithiumSilikat natürliche Transluzenz und naturnahe lichtoptische Eigenschaften mit einer adäquaten Festigkeit (siehe Indikationen).
Ein Kristallisationsbrand ist nicht erforderlich.
• Indikationen: Veneers, Onlays, Kronen (Front- und Seitenzahngebiet), Abutments
• Einsetzprozedere: Zementierung, adhäsiv.
Hybridkeramik
Die Hybridkeramik ist ebenfalls ein noch recht junges CAD/
CAM-Material. Die duale Netzwerkstruktur besteht aus einem
dominierenden keramischen Netzwerk, das durch ein Polymernetzwerk verstärkt wird. Der Werkstoff ist sehr belastbar, verfügt
über zahnähnliche Materialeigenschaften und ermöglicht ansprechende ästhetische Ergebnisse. Die CAD/CAM-gefertigten
Restaurationen können einfach poliert oder über lichthärtende
Malfarben charakterisiert werden. Da der Rohling bereits über
seine Endfestigkeit verfügt, ist keine Brandführung erforderlich.
• Indikationen: Seitenzahnkrone, Non-Prep-Veneer, limitiertes
Platzangebot
• Einsetzprozedere: adhäsiv.
Veneer und Krone aus Lithium-Disilikat
Metall-Legierungen
Auch die Familie der „Metalle“ ist groß. Familienmitglieder
sind goldhaltige Legierungen, goldreduzierte Legierungen und
Nichtedelmetall-Legierungen. Die Verarbeitung erfolgt über das
Gussverfahren sowie zunehmend auch CAD/CAM-gestützt. Legierungen sind seit vielen Jahrzehnten bewährt und gelten als
Maßstab, an denen sich Vollkeramiken hinsichtlich ihrer Langzeitstabilität messen lassen müssen.
Goldhaltige Legierungen
Goldlegierungen bestehen überwiegend aus Gold und Platin.
Gold hat als zahnärztliches Restaurationsmaterial eine lange Geschichte – seit der Einführung des Wachsausschmelz-Gießverfahrens um 1900 ist es möglich, hochpräzise Goldrestaurationen
zu fertigen. Da reines Gold für einen Zahnersatzes zu weich ist,
werden weitere Metallen zulegiert (hochgoldhaltig, goldreduziert). Goldlegierungen gelten für viele Zahnärzte nach wie vor
als die Metalle der ersten Wahl.
• Indikationen: Kronen, Brücken, VMK-Restaurationen, Geschiebe, Stege et cetera
• Einsetzprozedere: Zementierung.
Nichtedelmetall-Legierungen
Edelmetallfreie Legierungen bestehen aus Chrom, Kobalt und
Molybdän. Die silberfarbenen Legierungen sind aus der Modellgusstechnik bekannt und wurden für den Einsatz als aufbrennfähige Legierung (keramische Verblendung) optimiert. Aus
wirtschaftlicher Sicht ist in vielen Ländern ein Trend hin zur
edelmetallfreien Legierung erkennbar.
• Indikationen: Vollkrone, Vollbrücke, VMK-Gerüst, Kombinationsprothetik
• Einsetzprozedere: Zementierung
Fazit
Das edelmetallfreie Gerüst vor der individuellen Verblendung mit Keramik.
Wir in der Praxis -- Ausgabe 03 -- Oktober 2015
Dieser grobe Einblick in die Werkstoffkunde zeigt die Materialvielfalt für einen festsitzenden Zahnersatz. Eines ist klar:
Es gibt keine Universallösung. Die indikationsgerechte Werkstoffauswahl erfolgt durch den Zahnarzt. Ihm obliegt entsprechend des Medizinproduktegesetzes die Verantwortung über das
eingegliederte Therapiemittel.
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