überLEBEN Flussseeschwalbe (Sterna hirundo) Verbreitung Die Flussseeschwalbe kommt in Österreich nur an wenigen Stellen vor. Am Neusiedler See brütet die Art an alljährlich wechselnden Standorten im Schilfgürtel und an den Lacken des Seewinkels. Die beiden weiteren regelmäßigen Vorkommen im Rheindelta in Vorarlberg und am Kühlteich der Zuckerfabrik Hohenau in Niederösterreich finden sich an vom Menschen geschaffenen Brutplätzen und müssen entsprechend betreut werden. Darüber hinaus brüten Flussseeschwalben am Unteren Inn auf der bayrischen Seite des Flusses, nur einmal kam es zu einem Brutversuch auf österreichischer Seite. Eine Ausnahme dürfte das Brutvorkommen am Seeleitensee in Oberösterreich im Jahr 2002 gewesen sein. Noch in den 1960er Jahren kam die Art an mehreren Fischteichen bei Schrems im Waldviertel vor. In historischer Zeit brütete die Flussseeschwalbe auch auf Schotterinseln in der nicht regulierten Donau. Lebensraum Die Flussseeschwalbe brütet an größeren Gewässern auf Flächen mit sehr schütterer oder gänzlich fehlender Vegetation. Bei uns bestehen solche Flächen in der Regel nur an unregulierten Flüssen, da sie dort aufgrund der Hochwasserdynamik vegetationsfrei gehalten werden. Andere Brutplätze werden über kurz oder lang von Pflanzen bewachsen, und sind damit für die Art ungeeignet. Eine Ausnahme ist das Vorkommen am Neusiedler See, wo starke Pegelschwankungen der Lacken des Seewinkels günstige Brutinseln schaffen. Da die Wasserstände im Frühjahr aber schnell sinken, haben diese Paare meist keinen Bruterfolg. Am Meer brütet die Flussseeschwalbe auch heute noch an natürlichen Standorten, im Binnenland Mitteleuropas ist die Art weitgehend von der Hilfe des Menschen abhängig geworden. Bruten finden z. B. in Schottergruben, an Flussbauwerken, an gezielt angelegten Inseln oder auf Brutflößen statt. Beschreibung Ein sehr eleganter Vogel mit langen und sehr schmalen Flügeln und einem gegabelten Schwanz. Das Gefieder ist überwiegend weiß und hellgrau, Beine und Schnabel sind rot. Die Außenkante des Flügels ist dunkel getönt, der Scheitel ist zur Brutzeit schwarz gefärbt. Ähnliche Arten Im Vergleich zu den ähnlich gefärbten Möwen sind Seeschwalben wesentlich schlanker. Sie wirken im Flug "schnittig" und elegant. Einige andere Seeschwalbenarten kommen in Österreich am Durchzug vor, sind jedoch sowohl an der Größe, als auch an der Gefiederfarbe bei genauerem Hinsehen gut voneinander zu unterschieden. Lediglich die Küstenseeschwalbe sieht unserer Art sehr ähnlich - sie ist aber bei uns nur sehr selten anzutreffen. Lebensweise und Biologie Flussseeschwalben brüten in Kolonien, zum Teil gemeinsam mit verschiedenen Möwenarten und anderen Seeschwalben. Die größten in Österreich festgestellten Kolonien umfassen 100 bis 200 Paare, die größten europäischen Kolonien können bis zu 700 Paare beherbergen. Die Paare bleiben oft über mehrere Jahre zusammen. In das am Boden angelegte Nest werden meist drei Eier gelegt. Die Vögel fressen hauptsächlich Fische, aber auch Insekten. Ihre Nahrung erbeuten Flussseeschwalben gerne in spektakulären Sturzflügen, bei denen sie aus der Luft ins Wasser eintauchen und Fische mit dem Schnabel ergreifen. Wissenswertes und Hinweise Flussseeschwalben legen alljährlich weite Strecken zurück. Die Vögel überwintern im westlichen und südlichen Afrika. Auf ihrem Zug machen sie, ebenso wie etliche andere Seeschwalbenarten, kurz in Österreich Station (z. B. am Neusiedler See oder am Bodensee). Junge Flussseeschwalben verbringen ihr zweites Lebensjahr ganz in Afrika, und kommen erst im darauf folgenden Jahr wieder zu uns, um zu brüten. Wegen ihrer langen Zugwege und ihrer Attraktivität wurden (Fluss-)Seeschwalben ein weltweit bekanntes Symbol für den Vogelschutz. Gefährdung und Schutz (inkl. Rote-Liste Status) Flussseeschwalben sind in Österreich vom Aussterben bedroht. Am Neusiedler See nehmen die Brutbestände kontinuierlich ab. Die weiteren österreichischen Vorkommen sind vom Menschen abhängig. Allerdings kann der Flussseeschwalbe relativ leicht geholfen werden: die Bereitstellung von Brutmöglichkeiten ist eine bewährte Maßnahme zum Schutz der Art. Am Bodensee hat sich der Bestand der Flussseeschwalbe durch die Anlage von Brutflößen und Brutinseln in den letzten Jahren deutlich gesteigert.