Perspektiven November 2016 Nach einer einjährigen Pause dürfte das Fed im Dezember die nächste Leitzinserhöhung beschliessen. Die Anleihen-Renditen haben Boden gefunden, von einer merklichen Trendumkehr kann aber noch nicht die Rede sein. Wirtschaft und Finanzmärkte Zinsen und Währungen Aktien Alternative Anlagen Performance ausgewählter Indizes 1 3 5 7 8 Im Vorfeld der US-Wahlen scheinen sich viele Marktteilnehmer an die Seitenlinie zu begeben und erst einmal abzuwarten. Der US-Dollar dürfte nach den Wahlen vom 8. November weiter zulegen – wenn auch nur noch leicht. In den USA sorgen der robuste Arbeitsmarkt, das leichte Anziehen der Einkommen sowie die Stabilisierung der Industrieproduktion für ein intaktes binnenwirtschaftliches Rückgrat. In der Eurozone zeigen sich die konjunkturellen Vorlaufindikatoren unbeeindruckt vom Brexit-Referendum. Allerdings nimmt die Dynamik am Arbeitsmarkt ab, was den Konsum und die Einkommen belastet. In den Schwellenländern hellt sich die Konjunktur auf. Die Währungshüter in den aufstrebenden Volkswirtschaften haben zudem noch gewissen Spielraum, über Zinssenkungen die Konjunktur anzukurbeln. USA Eurozone Schweiz Grossbritannien Japan China Neuseeland Norwegen Schwellenländer Brasilien 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 «The same procedure as every year» Blicken wir zurück. Vor einem Jahr haben wir an dieser Stelle geschrieben, dass die Industrie in den meisten wichtigen Ländern keine Impulse zu liefern vermögen, und die vorauslaufenden Konjunkturindikatoren auch nicht auf eine merkliche Beschleunigung hindeuten würden. Befürchtungen, dass es zu einem konjunkturellen Einbruch kommen könnte, erachteten wir allerdings als übertrieben, zumal die Binnenkräfte in den USA robust waren. Wir mutmassten, dass das Fed im Winter die Zinsen erhöhen würde, während die übrigen wichtigen Notenbanken ultraexpansiv bleiben würden. Ein Jahr später scheinen diese Aussagen immer noch aktuell zu sein. Müssen wir von einem verlorenen Jahr sprechen oder hat sich doch einiges zum Besseren gewendet? Besserung in den Schwellenländern Auch in diesem Jahr deutet vieles auf eine globale Wachstumsverlangsamung hin. Gegenwärtig gibt es aber auch Anzeichen für eine leichte Beschleunigung 2017 (Grafik 1). In den USA sorgen der robuste Arbeitsmarkt, das leichte Anziehen der Einkommen sowie die Stabilisierung der Industrieproduktion für ein intaktes binnenwirtschaftliches Rückgrat. In der Eurozone zeigen sich die konjunkturellen Vorlaufindikatoren unbeeindruckt vom Brexit-Referendum. Allerdings nimmt die Dynamik am Arbeitsmarkt jüngst wieder etwas ab, was den Konsum und die Einkommen belastet. Anders als vor einem Jahr präsentiert sich die Lage in den Schwellenländern. Die Konjunkturindikatoren haben ins Positive gedreht – allerdings von tie- fem Niveau aus. Russland und Brasilien verlassen das rezessive Umfeld und China fokussiert sich wieder mehr auf die Reflationierungspolitik. Auch wenn die aktuelle Konjunkturentwicklung in China staatlich orchestriert und kaum nachhaltig ist, wirkt sie dennoch insbesondere auf die Schwellenländer zurzeit stressmindernd (Grafik 2). Deflation war mal – aber Inflationsdruck gering Auch an der Inflationsfront lässt sich klar eine Änderung feststellen. Vor einem Jahr machten an den Finanzmärkten Deflationsängste die Runde, da insbesondere die Schwäche Chinas mit einem sich abschwächenden Renminbi in Verbindung gebracht wurde. Inzwischen haben sich die Rohstoffpreise mehrheitlich stabilisiert und der steigende Erdölpreis hat auch zu einem Anstieg der Inflationserwartungen geführt (Grafik 3). In den USA setzten die Verbraucherpreise ihren Anstieg auch jüngst fort, die Inflationsrate kletterte auf den höchsten Stand seit Oktober 2014. Der auslaufende Basiseffekt im Bereich Energie wird in den nächsten Monaten weiter zu spüren sein und die Gesamtteuerung bis Ende Jahr in Richtung 2% treiben. Die Inflationsraten sollten bei der US-Notenbank zwar keine Hektik auslösen, gleichwohl dürften sie die Argumente für eine anhaltend ultraexpansive Geldpolitik weiter ausdünnen. Auch in der Eurozone zog die Jahresteuerung jüngst an. Hier schwächte sich der Preisrückgang im Bereich Energie ab. Sollte sich der Erdölpreis zunächst auf dem derzeitigen Niveau halten, wird der Basiseffekt aus dem Energiepreisrückgang die Inflationsrate bis zum Jahresende gegen 1% steigen lassen. Eine nachhaltige Verstärkung des Preisauf- 7.0 20 6.0 15 10 5.0 5 4.0 0 3.0 -5 2.0 -10 1.0 -15 0.0 2004–13 2014 Industrieländer Perspektiven, November 2016 2015 2016* Schwellenländer 2017* Global -20 2008 2010 Brasilien 2012 Russland 2014 2016 Emerging Markets 1 triebs ist damit aber nicht gegeben. So sind zum Beispiel die Inflationserwartungen der regelmässig von der Europäischen Zentralbank befragten Ökonomen in den vergangenen drei Monaten leicht gesunken. Im Generellen lässt sich festhalten, dass die Deflationsrisiken in den letzten Monaten abgenommen haben, von einer Trendwende hin zu merklich höheren Inflationsraten aber noch nicht gesprochen werden kann. Ein nachhaltiger Preisdruck sowohl von der Angebots- als auch von der Nachfrageseite der globalen Wirtschaft steht nicht unmittelbar bevor. Die Kapazitätsauslastung in der Industrie ist weltweit immer noch sehr tief und spricht gegen stark steigende Preise. Politische Hürden für fiskalpolitische Stimuli Somit stellt sich die Frage wie der von der Mehrheit der Wirtschaftsakteure gewünschte Preisdruck zu bewerkstelligen wäre. Wie wir schon des Öftern an dieser Stelle ausgeführt haben, würden Strukturreformen und vor allem fiskalpolitische Stimuli, die über den Investitions- und schliesslich den Arbeitsmarktkanal wirken, zumindest in die richtige Richtung zielen. Allerdings darf kein grosser Wurf bei den fiskalpolitischen Massnahmen erwartet werden. Dem stehen gerade in der Eurozone erhebliche politische Hürden im Weg – erinnert sei an die MaastrichterKriterien, die freilich in Stresssituationen nicht als sakrosankt gelten. Leicht anders sieht es in den USA aus. Nach den Präsidentschafts- und Kongresswahlen vom 8. November wird zwar die Realpolitik Einzug halten; es wird also diejenige Politik vorherrschen, die sich eng an den gegebenen Bedingungen und Möglichkeiten orientiert. 2.0 70 1.8 60 1.6 50 1.4 40 1.2 30 Denn es lässt sich bereits heute mit einer recht hohen Wahrscheinlichkeit sagen, dass die Zusammensetzung im Repräsentantenhaus und im Senat sowie im Präsidentenamt kaum in der Hand einer Partei liegen wird. Bei der Ausgestaltung der Finanzpolitik werden sich die beiden Parteien daher wohl auf einen fiskalpolitischen Kompromiss einigen. Dieser dürfte das Wirtschaftswachstum wohl leicht stimulieren, aber die Inflation kaum merklich treiben. Geldpolitik: Keine Rede von restriktiv Was heisst das moderate Wirtschaftswachstum und die Stabilisierung der Inflation für die Geldpolitik der Zentralbanken? In den USA dürfte das Fed trotz robuster Binnenkonjunktur und steigender Verbraucherpreise nur sehr langsam an der Zinsschraube drehen und immer wieder einen Marschhalt einlegen um zu sehen, wie sich die Zinsschritte auf die Konjunktur und die Finanzmärkte auswirken. Mehr als zwei Zinserhöhungen im nächsten Jahr sind deshalb nicht zu erwarten. Damit käme der Leitzins Ende 2017 auf 1% zu liegen, wahrlich keine wirklich restriktive Geldpolitik. In Japan und Europa dürften die Notenbanken hingegen an ihrem expansiven Kurs noch längere Zeit festhalten. Die schleppende Konjunkturerholung, die niedrigen Inflationserwartungen und die hohe Staatsverschuldung lassen nichts anderes zu. Aktuell gibt es keine Anzeichen, die auf ein abruptes Ende der quantitativen Lockerung-Politik (QE) der EZB hindeuten. Vielmehr scheint sich die EZB auf dem Sprung zu einer Verlängerung von QE über März 2017 hinaus bei unverändertem Kauftempo von monatlich 80 Mrd. Euro zu befinden. 5.2% 4.7% 4.2% 3.7% 3.2% 2.7% 1.0 01/15 20 05/15 09/15 01/16 05/16 09/16 Rendite Treasury minus TIPS (10 Jahre) Erdölpreis (WTI, rechte Skala) Perspektiven, November 2016 2.2% 1.7% 1.2% 2008 2010 Eurozone 2012 USA 2014 2016 UK 2 Abwarten der Zentralbanken An der Leitzinsfront ist im Oktober eine gewisse Ruhe eingekehrt. Zwar haben die Zentralbanken Indiens, Brasiliens und Indonesiens ihre Zinssätze gesenkt, aber im Vergleich zu den vorangehenden Monaten haben weltweit sehr wenige Länder eine geldpolitische Änderung vorgenommen. Wie Grafik 1 zeigt, haben auch die Marktteilnehmer ihre Erwartungen bezüglich Zinspolitik der wichtigsten Notenbanken nicht markant geändert. Im Fokus der Finanzmärkte stand zuletzt zweifelsohne der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB). Laut Mario Draghi habe man sich an der Ratssitzung nicht mit der Zukunft des Anleihekaufprogramms befasst. So sei weder über eine Verlängerung noch über eine Verringerung (Tapering) der monatlichen Wertpapierkäufe debattiert worden. Allerdings deutete der EZB-Chef eine Entscheidung für den Dezember an. Wir halten eine Verlängerung des Kaufprogramms um mindestens ein halbes Jahr für wahrscheinlich. Ausserdem dürften die selbstverordneten Kaufregeln verändert werden, um Knappheitsproblemen in einzelnen Segmenten zu begegnen. Gemäss unseren Einschätzungen würden diese Massnahmen der EZB den unmittelbaren Handlungsbedarf der Schweizerischen Nationalbank (SNB) nicht erhöhen, bliebe doch die Zinsdifferenz zur Eurozone unverändert. Mit Spannung wird die Dezember-Sitzung des Fed erwartet. Die Finanzmärkte – und auch wir – gehen davon aus, dass nach den Präsidentschafts- und Kongresswahlen und nach einer einjährigen Pause eine weitere Leitzinserhöhung erfolgen wird. 2017 rechnen wir mit zwei weiteren Zinserhöhungsschritten von je 0.25%. Zumindest Bodenbildung bei den Renditen Die Langfristzinsen der wichtigsten Industrieländer haben in den letzten Wochen auf breiter Front leicht angezogen (Grafik 2). Dies ist nicht so sehr auf bessere Konjunkturdaten zurückzuführen, als vielmehr auf die Bodenbildung bei der Inflation. So sind zum Beispiel in den USA die Realrenditen in den letzten beiden Monaten unverändert geblieben, während die Inflationserwartungen um über 20 Basispunkte angezogen haben (Grafik 3). Ist bei den Renditen nun die Trendwende eingeläutet? Wie den Prognosen der ZKB auf der nächsten Seite zu entnehmen ist, ist nicht unbedingt von einer Trendwende auszugehen, aber zumindest von einer Bodenbildung. Die globale Konjunktur entwickelt sich weiterhin moderat. Das Wachstum dürfte sich in diesem Jahr leicht abschwächen und im nächsten Jahr wieder ein wenig Fahrt aufnehmen. Entsprechend werden sich die Realrenditen kaum merklich beschleunigen. Die Deflationsgefahren treten vermehrt in den Hintergrund und die Inflationserwartungen werden in einigen Ländern ansteigen. Von einer breit abgestützten anziehenden Inflation kann aber nicht die Rede sein. Daher erwarten wir auch bei den Renditen auf Jahressicht nur ein leichtes Anziehen. US-Dollar legt einen starken Lauf hin In den vergangenen Wochen vermochte keine der G10Währungen mit dem US-Dollar Schritt zu halten. Der USDollar erhielt aufgrund mehrerer Faktoren Auftrieb: Einerseits stützten die an Klarheit zunehmenden Umfragen bezüglich des Ausgangs der US-Präsidentschaftswahlen, * 3.5 0.8 3.0 0.6 2.5 0.4 2.0 0.2 1.5 0.0 1.0 0.5 -0.2 0.0 -0.4 -0.5 -0.6 06/16 07/16 USD Perspektiven, November 2016 08/16 EUR 09/16 GBP 10/16 JPY -1.0 2011 USA 2012 2013 Deutschland 2014 2015 Schweiz 2016 UK 3 andererseits die relativ robuste US-Binnenwirtschaft und die in diesem Zusammenhang wohl für den Dezember anstehende Leitzinserhöhung des Fed. Wir erwarten eine weitere, wenn auch nur leichte Aufwertung nach den Wahlen vom 8. November, denn das Potenzial gegenüber dem letzten Monat ist kleiner geworden. Dies unter anderem auch deshalb, weil sich das Fed weiterhin äusserst schwer damit tut, die zum Ende des vergangenen Jahres eingeleitete Normalisierung der Geldpolitik weiter voranzutreiben. Franken zum Euro in ruhigem Fahrwasser Um den Schweizer Franken ist es in den letzten Wochen ruhiger geworden. Zum einen steht die Safe-HavenFunktion des Frankens aktuell nicht im Fokus. Zum anderen scheinen sich die Märkte von der Wirksamkeit des Zwei-Säulen-Prinzips der SNB überzeugen zu lassen: Die SNB interveniert bei Bedarf am Devisenmarkt, gleichzeitig hält sie die Zinsdifferenz zur Eurozone aufrecht. Wie Grafik 4 zeigt, erodierte diese Zinsdifferenz in der Zeit der Euroschuldenkrise kontinuierlich. Schliesslich sah sich die SNB bekanntlich genötigt, im Januar 2015 die EUR/CHFUntergrenze aufzuheben und Negativzinsen einzuführen. Seither ist es ihr gelungen, mit gezielten Devisenmarktinterventionen selbst in hoch unsicheren Zeiten wie nach dem britischen EU-Referendum den Franken gegenüber dem Euro konstant zu halten. Unserer Ansicht nach wird diese Zinsdifferenz auch in den nächsten Monaten Bestand haben und der EUR/CHF-Kurs wird sich folglich seitwärts entwickeln – nötigenfalls erzwungen durch Devisenmarktinterventionen seitens der SNB. 1.7 0.3 1.6 0.2 27. Okt. 16 Jan. 17 Leitzins in % CHF EUR Okt. 17 –0.75 –0.75 –0.75 0.00 0.00 0.00 GBP 0.25 0.10 0.00 SEK –0.50 –0.50 –0.25 USD 0.25 0.50 0.75 CAD 0.50 0.50 0.50 JPY –0.10 –0.30 –0.30 1.50 1.50 1.50 Rendite Staatsanleihen 10 Jahre in % CHF –0.39 AUD –0.40 –0.30 EUR 0.66 0.60 0.60 GBP 1.26 1.00 0.80 SEK 0.27 0.30 0.60 USD 1.84 1.80 1.90 CAD 1.23 1.20 1.40 JPY –0.06 0.00 0.00 AUD 2.34 2.30 2.40 Wechselkurse …/CHF EUR 1.08 1.10 1.10 GBP 1.21 1.20 1.20 SEK 10.98 11.46 11.70 USD 0.99 1.02 1.02 CAD 0.74 0.77 0.77 JPY 0.95 0.97 0.97 AUD 0.75 0.76 0.73 5.0 4.0 3.0 1.5 0.1 1.4 2.0 1.0 0.0 1.3 0.0 1.2 06/16 -0.1 07/16 Inflationserwartungen Perspektiven, November 2016 08/16 09/16 Realrendite (rechte Skala) -1.0 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 Reposatz Euro 3M-Libor Schweiz 4 Aktienmarkt kaum verändert im Monatsvergleich Die globalen Aktienmärkte waren ab Mitte Oktober angesichts der anstehenden US-Präsidentschaftswahlen durch steigende Nervosität gekennzeichnet. Es erstaunt daher nicht sonderlich, dass der globale Aktienindex MSCI Welt im Oktober in Lokalwährung eine negative Entwicklung von -0.7% aufweist. Allerdings gab es kein einheitliches Bild. Die von uns für Dezember erwartete US-Leitzinserhöhung wird immer wahrscheinlicher. Demzufolge legte der US-Dollar im Oktober teils kräftig zu, wovon die Märkte der Eurozone, Grossbritanniens und Japans profitierten. Die globalen Konjunkturdaten fielen überraschend positiv aus, sodass trotz der US-Dollarstärke auch die Schwellenländer überdurchschnittlich gut abschnitten. Für die negative Entwicklung des MSCI Welt waren also Aktien aus den USA und der Schweiz verantwortlich. Im Sektoruniversum sorgten die steigenden Zinsen einerseits für eine deutliche Underperformance der Telekommunikationsunternehmen und der Versorger, andererseits für eine kräftige Erholung der Banken und Versicherer. Gewinnwachstum überwindet die Nulllinie Die Gewinnberichtssaison in den USA für das 3. Quartal ist in vollem Gang. Bis Ende Oktober hatten etwa 250 Unternehmen ihre Bilanzen offengelegt. Dabei zeichnet sich eine Fortsetzung des Trends der letzten Quartale ab. Der Anteil positiver Gewinnüberraschungen liegt bei rund 78%. In Bezug auf die Umsätze ist er mit 60% deutlich niedriger. Die Chancen stehen gut, dass die Jahresveränderungsrate der Gewinne im S&P 500 wie von uns erwartet erstmals seit fünf Quartalen wieder ein positives Vorzeichen hat (Grafik 1). Verantwortlich dafür sind vor allem die Finanzdienstleister und der Energiesektor. Der Gewinnanstieg für den Gesamtmarkt ist deshalb besonders wichtig, weil durch die steigenden Renditen der US-Staatsanleihen, also der risikolosen Zinsen, die Anlage in Obligationen relativ zu Aktien wieder attraktiver wird. Bessere Gewinnaussichten der Unternehmen würden dem entgegenwirken. KGV* 26. Okt. 16 Gewinnwachstum** 26. Okt. 16 Dividendenrendite*** 26. Okt. 16 Welt 15.9 11.1 3.0 Schweiz 16.7 7.0 3.2 Europa 14.6 11.1 3.9 Nordamerika 16.8 11.6 2.6 Asien/Pazifik 14.3 9.0 2.8 Em. Markets 12.4 12.2 2.7 Asien 12.2 11.2 2.7 Lateinamerika 15.1 16.7 2.5 7.1 7.5 3.9 Europa 220% 190% 160% 130% 100% 70% 40% 10% -20% -50% -80% 12/99 09/02 06/05 03/08 12/10 09/13 06/16 Quartalsgewinne für den S&P 500 (vs. Vj.) 0.5 0.4 0.3 Perspektiven, November 2016 0.2 04/16 06/13 08/10 10/07 12/04 02/02 04/99 06/96 08/93 10/90 0.1 12/87 Outperformance der Schwellenländer Die Aktien der Schwellenländer sind seit Mai deutlich stärker gestiegen als diejenigen der Industriestaaten. Im gleichen Zeitraum hat auch der US-Dollar zugelegt. Grafik 2 zeigt, dass dies in der Vergangenheit eher ungewöhnlich war. Schwellenländeraktien entwickelten sich tendenziell immer dann unterdurchschnittlich, wenn der US-Dollar Perioden mit US-Dollar-Stärke MSCI Schwellenländer/MSCI Welt (beide in USD) 5 stieg. Die Gründe dafür sind vielfältig. Unter anderem steigen die Refinanzierungskosten der oftmals in US-Dollar verschuldeten Unternehmen. Folglich verschlechtern sich die Gewinnaussichten. Oder die Dollarstärke ist Ausdruck einer guten konjunkturellen Entwicklung mit entsprechend restriktiver Geldpolitik in den USA, was die Nachfrage internationaler Investoren nach höher rentierenden, aber risikoreicheren Anlageformen in Schwellenländern dämpft. Ein steigender Dollar kann aber auch generell eine zunehmende Risikoaversion der Investoren anzeigen. Da wir für die nächste Zukunft nicht von einem schwächeren USDollar ausgehen, erachten wir Schwellenländeraktien zwar nicht als unattraktiv, sehen aber vorübergehend auch wenig Potenzial für eine Fortsetzung der überdurchschnittlichen Entwicklung. Aktienmärkte mit Potenzial für weitere Gewinne Im Vorfeld der US-Wahlen scheinen sich viele Marktteilnehmer an die Seitenlinie zu begeben und erst einmal abzuwarten, der Dinge die da kommen. Sollte sich Hillary Clinton durchsetzen und so sieht es gemäss Umfragen aus, rechnen wir mit einer positiven Reaktion an den Börsen. Allerdings wird die Reaktion weder heftig noch langanhaltend sein. Seit dem Brexit-Votum wissen die Marktteilnehmer aber auch über die Unzulänglichkeit von Abstimmungsprognose, weshalb Zuwarten eine vernünftige Handlungsalternative zu sein scheint. Blickt man über die USWahlen hinaus, wird vor allem der US-Zinsentscheid (14. Dezember) die Gemüter der Anleger beschäftigen. Eine Zinserhöhung dürfte allerdings bereits zu einem grossen Teil antizipiert sein, weshalb wir das «Störpotenzial» dieses Entscheids als relativ gering einschätzen. Insgesamt halten wir an unserer konstruktiven Meinung gegenüber den Aktienmärkten fest und rechnen in den nächsten Monaten mit steigenden Kursen. Die Zeichen der konjunkturellen Aufhellung betrachten wir als good News, auch wenn durch steigende Renditen und einer etwas weniger expansiven Geldpolitik Gegenwind entstehen sollte. Mittelfristig erachten wir das Szenario eines anziehendes Wachstums, gekoppelt mit wachsenden Unternehmensgewinnen, höheren Renditen und einer Normalisierung der Geldpolitik als das erfreulichere, verglichen mit dem Szenario einer nochmals expansiveren Geldpolitik aus Angst vor einem konjunkturellen Absturz. Dass der Übergang vom einen zum anderen Szenario aber nicht friktionslos über die Bühne gehen wird, ist auch klar. Perspektiven, November 2016 KGV* 26. Okt. 16 Gewinn- Dividendenwachstum** rendite*** 26. Okt. 16 26. Okt. 16 MSCI Welt 15.9 11.1 3.0 Energie 26.2 98.3 3.8 Grundstoffe 17.0 15.8 2.6 Industrie 16.3 11.4 2.5 Zykl. Konsum 15.8 10.0 2.5 Nichtzykl. Konsum 19.6 9.5 2.7 Gesundheit 15.0 9.0 2.6 Finanzwerte 11.6 6.8 3.6 Inform. Technologie 15.2 17.2 11.5 Telekom 13.8 6.7 4.5 Versorger 16.0 0.8 4.2 6 in CHF in EUR Lokalwährung 5 4 3 2 1 0 -1 -2 -3 -4 Europa ex CH -0.9 -0.5 1.0 Schweiz n n n 5 -3.5 -3.0 -3.5 in CHF in EUR Eurozone 0.8 1.3 1.3 Grossbritannien -3.2 -2.8 0.9 Nordamerika 0.1 0.6 -1.8 Asien/ Pazifik 1.5 2.0 1.5 Japan 3.4 3.9 5.1 Schwellenländer 2.3 2.8 0.6 Welt 0.0 0.5 -0.7 Lokalwährung 4 3 2 1 0 -1 -2 -3 -4 -5 -6 Energie n n n 0.1 0.6 -0.5 GrundZykl. n-zykl. Gesund- Finan- TechnoVersorIndustrie Telekom stoffe Konsum Konsum heit zen logie ger 1.3 -0.3 0.6 -1.5 -5.0 4.3 1.4 -2.6 0.9 1.8 0.2 1.1 -1.0 -4.6 4.8 1.9 -2.2 1.4 1.2 -0.7 -0.1 -1.9 -5.9 3.8 -0.2 -2.7 0.2 6 Mikrofinanz Unter Mikrofinanz versteht man die Vergabe von Kleinstkrediten – oftmals wenige 100 US-Dollar – an Menschen in Schwellenländern. Insbesondere einkommensschwache Menschen haben meist keinerlei Sicherheiten und somit keine Chance, einen Bankkredit aufzunehmen. Mikrofinanzkredite leisten in Entwicklungsländern einen wesentlichen Beitrag zur Armutsbekämpfung, indem sie eine gewerbliche Tätigkeit finanziell unterstützen und vorantreiben. Die historische Rückzahlungsrate liegt bei hohen 99%. Investitionen in Mikrofinanzfonds haben sich in den letzten Jahren, vor allem aufgrund des Negativzinsumfelds, etabliert. Der globale Markt für Mikrokredite wächst jedes Jahr um die 10%. Die effizienteste Möglichkeit, in Mikrofinanz zu investieren, ist über Anlagefonds. Diese investieren ihrerseits in mehrere Mikrofinanzinstitute. Dies sind lokale Finanzinstitute, welche in den jeweiligen Ländern Mikrokredite vergeben. Eine Investition in Mikrofinanzfonds zeichnet sich durch eine einmalige Kombination aus einer ansprechenden finanziellen Rendite, einer tiefen Volatilität sowie guten Diversifikationseigenschaften aus. Hinzu kommt die soziale Rendite, anderen Menschen zu helfen. Schweizer Immobilienfonds bleiben gesucht Im aktuellen Zinsumfeld sind Immobilien eine begehrte Anlageklasse, weil sie im Vergleich zu anderen langfristigen Anlagen sehr attraktiv scheinen. Dies zeigt sich anhand der rekordhohen Differenz zwischen der Ausschüttungsrendite von Immobilienfonds und der Rendite einer 10-jährigen Bundesobligation (Grafik 1). Anlegern, welche die Nachteile von Direktanlagen – vor allem niedrige Liquidität und hohe Transaktionskosten – nicht in Kauf nehmen wollen, bieten Immobilienfonds und Immobilienaktien eine attraktive Alternative. Entsprechend profitieren beide Vehikel vom derzeitigen Anlagedruck und der Flucht in Sachanlagen, was sich in einer bemerkenswerten Performance der Schweizer Immobilienfonds und Immobilienaktien seit Jahresanfang niederschlägt. In Immobilienfonds, die an der Schweizer Börse kotiert und in einem Index gelistet sind, sind mittlerweile über CHF 38 Mrd. investiert. Aktuell besteht allerdings die Gefahr, dass mehr gebaut wird als nötig – und Wohnungen, Büros und Ladenflächen leer bleiben. So könnte mittelfristig eine Immobilienblase entstehen, die irgendwann platzt, was zu fallenden Preisen und Renditen führen würde. Für Anlegerinnen und Anleger ist deshalb auch bei Immobilienfonds Vorsicht geboten. Perspektiven, November 2016 2013 2014 2015 2016 Immobilien (Performance in CHF) EPRA/NAREIT Global Index 1.4 29.5 0.8 3.4 SXI Real Estate Share Index -6.9 13.6 9.6 10.1 SXI Real Estate Funds Index -2.8 15.0 4.2 5.9 Edelmetalle (Performance in USD) Gold -28.0 -1.7 -10.4 20.3 Silber -35.8 -19.3 -11.9 29.3 Platin -11.0 -11.9 -26.2 10.1 Rohöl der Sorte WTI 7.2 -45.9 -30.5 26.5 Rohöl der Sorte Brent -0.3 -48.3 -35.0 29.6 S&P GSCI Commodity Index -1.2 -33.1 -32.9 3.7 Bloomberg Commodity Index -9.5 -17.0 -24.7 8.3 Rohstoffe (Performance in USD) Währungen EUR/CHF 1.5 -1.9 -9.6 -0.3 USD/CHF -2.8 11.7 GBP/CHF -1.0 5.2 0.7 -1.2 JPY/CHF -20.1 -2.1 0.4 13.1 5.5 13.2 -1.6 -5.6 4.5 1.7 0.2 1.6 -4.8 -18.2 Alternative Risikoprämien dbx Systematic Alpha, hdg. CHF1 Insurance Linked Bonds, hdg. CHF2 Long-Short Equity CHF -6.7 SWC (LU) Systematic Volatility -2.7 Mikrofinanz3 -1.2 7 Performance in % (Total Return) 30.09.2016 bis 31.10.2016 Lokal in CHF in EUR in USD 31.12.2015 bis 31.10.2016 Lokal in CHF in EUR in USD Aktien Schweiz Schweiz Schweiz Eurozone Eurozone Deutschland Deutschland Frankreich Holland Italien Spanien Grossbritannien Schweden Norwegen Finnland USA USA USA USA Kanada Australien Japan Singapur Hong Kong Shanghai Industrieländer Schwellenländer Schwellenländer Schwellenländer Schwellenländer SPI Index SMI Index SPI EXTRA Index Euro Stoxx 50 Index Euro Stoxx Mid-Cap Index DAX Index DAX Mid-Cap Index CAC 40 Index AEX Index FTSE MIB Index IBEX 35 Index FTSE 100 Index OMX 30 Index OBX Index HEX Index Dow Jones Industrial S&P 500 Index Russel 2000 Index Nasdaq Composite Index TSX Composite Index All Ordinaries Index Nikkei 225 Index Straits Times Index Hang Seng Index Shanghai SE Comnposite MSCI Welt MSCI Emerging Markets MSCI EM Asien MSCI EM Südamerika MSCI EM Europa -3.4 -3.8 -1.6 1.9 1.2 1.5 -2.0 1.5 0.2 4.4 4.6 1.0 0.8 3.2 -2.8 -0.8 -1.8 -4.8 -2.3 0.6 -2.2 5.9 -1.9 -1.4 3.2 -0.7 0.6 -0.4 7.5 2.7 -3.4 -3.8 -1.6 1.4 0.7 1.0 -2.5 1.0 -0.3 3.9 4.1 -3.1 -2.4 1.9 -3.2 1.2 0.2 -2.8 -0.3 0.7 -0.8 4.1 -1.9 0.6 3.7 0.0 2.3 0.5 12.1 3.7 -3.0 -3.3 -1.1 1.9 1.2 1.5 -2.0 1.5 0.2 4.4 4.6 -2.7 -1.9 2.4 -2.8 1.7 0.6 -2.4 0.2 1.1 -0.3 4.6 -1.5 1.1 4.2 0.5 2.8 1.0 12.7 4.2 -5.3 -5.7 -3.6 -0.6 -1.3 -1.0 -4.4 -1.0 -2.3 1.9 2.1 -5.0 -4.3 -0.1 -5.2 -0.8 -1.8 -4.8 -2.3 -1.3 -2.7 2.1 -3.9 -1.4 1.7 -1.9 0.2 -1.4 9.9 1.6 -5.7 -8.0 6.1 -2.9 0.5 -0.7 1.8 0.6 6.1 -17.0 -0.5 15.4 4.2 5.7 1.7 6.4 5.9 6.2 4.7 16.5 5.8 -6.9 1.0 8.5 -10.6 3.3 12.0 9.7 32.0 12.7 -5.7 -8.0 6.1 -3.2 0.2 -1.0 1.5 0.3 5.8 -17.3 -0.8 -5.6 -3.8 12.0 1.4 5.1 4.6 4.9 3.5 19.3 9.3 5.3 1.7 7.2 -15.3 2.3 14.9 10.0 43.6 21.1 -5.4 -7.7 6.4 -2.9 0.5 -0.7 1.8 0.6 6.1 -17.0 -0.5 -5.3 -3.5 12.3 1.7 5.4 4.9 5.2 3.8 19.7 9.7 5.6 2.1 7.5 -15.0 2.6 15.2 10.4 44.0 21.5 -4.5 -6.9 7.4 -2.0 1.4 0.2 2.7 1.5 7.1 -16.3 0.4 -4.4 -2.6 13.4 2.6 6.4 5.9 6.2 4.7 20.8 10.7 6.6 3.0 8.5 -14.3 3.5 16.3 11.4 45.3 22.6 Obligationen CHF CHF CHF CHF EUR EUR EUR EUR EUR EUR EUR GBP SEK NOK DKK USD CAD AUD NZD JPY Diverse Gesamtmarkt Eidgenossen Schweizer Pfandbriefe Corporate global (CHF hdg.) Staatsanleihen Eurozone Staatsanleihen Deutschland Staatsanleihen Frankreich Staatsanleihen Italien Staatsanleihen Spanien Covered Bonds Corporate global (EUR hdg.) Staatsanleihen Grossbritannien Staatsanleihen Schweden Staatsanleihen Norwegen Staatsanleihen Dänemark Staatsanleihen USA Staatsanleihen Kanada Staatsanleihen Australien Staatsanleihen Neuseeland Staatsanleihen Japan Staatsanleihen Emerging Markets -1.0 -1.6 -0.8 -1.0 -1.6 -0.8 -1.0 -2.6 -2.6 -2.5 -3.3 -2.3 -1.3 -1.4 -8.0 -3.6 -1.7 -2.5 0.7 -1.1 -0.6 -1.0 -2.0 0.1 -0.5 -1.2 -0.4 -0.5 -2.1 -2.1 -2.0 -2.8 -1.8 -0.8 -1.0 -7.6 -3.1 -1.2 -2.0 1.2 -0.6 -0.1 -0.5 -1.5 0.6 -2.9 -3.6 -2.8 -2.9 -4.6 -4.5 -4.4 -5.2 -4.2 -3.2 -3.4 -9.8 -5.5 -3.6 -4.4 -1.2 -3.0 -2.5 -2.9 -3.9 -1.8 2.7 4.7 2.6 2.7 4.7 2.6 5.8 3.7 4.2 4.8 1.0 5.0 2.7 6.1 -9.9 -2.1 7.2 6.3 2.9 5.2 8.4 9.0 18.9 1.5 3.0 5.1 2.9 6.2 4.0 4.5 5.1 1.3 5.4 3.1 6.4 -9.7 -1.7 7.5 6.6 3.2 5.6 8.7 9.4 19.2 1.8 4.0 6.0 3.9 7.1 5.0 5.4 6.1 2.3 6.3 4.0 7.4 -8.8 -0.9 8.5 7.6 4.1 6.5 9.7 10.3 20.3 2.8 -1.4 -3.0 -3.5 0.5 1.5 -1.0 -0.9 6.3 1.9 -0.9 -2.5 -3.0 1.0 2.0 -0.5 -0.4 6.8 2.4 -3.3 -4.9 -5.4 -1.5 -0.5 -2.9 -2.9 4.2 -0.1 5.9 10.1 3.8 2.5 7.0 18.9 25.0 14.2 1.6 6.2 10.4 4.1 2.8 7.4 19.3 25.4 14.5 1.9 7.2 11.4 5.1 3.7 8.3 20.3 26.5 15.6 2.9 Weitere Anlageklassen Immobilien SXI Real Estate Funds Index Immobilien SXI Real Estate Shares Index Immobilien FTSE EPRA/NAREIT Global Index Rohstoffe S&P/GSCI Commodity Index Rohstoffe Bloomberg Commodity Index Rohstoffe Gold - Feinunze Rohstoffe US-Leichtöl( WTI) - Barrel Rohstoffe Aluminium Rohstoffe Kupfer Perspektiven, November 2016 -2.1 -2.1 -2.0 -2.8 -1.8 -0.8 -1.0 -4.1 -0.5 -0.5 -2.1 -1.2 -1.1 -2.0 -1.3 -0.3 -1.4 -3.0 n.a. -1.5 -0.5 -2.9 -2.9 4.2 -0.1 4.0 4.5 5.1 1.3 5.4 3.1 6.4 10.1 6.1 1.1 6.3 4.1 2.8 4.9 5.6 5.1 5.9 10.1 n.a. 3.7 8.3 20.3 26.5 15.6 2.9 8 Wahlen: Welt blickt auf die USA Die jüngsten Wachstumsdaten machen eine Zinserhöhung im Dezember sehr wahrscheinlich. Mit einen Wachstum von 2.9% im dritten Quartal wurde die Erwartung deutlich übertroffen. Damit verzeichneten die USA das stärkste Quartal seit rund zwei Jahren. Zuletzt lag das Wachstum drei Quartale in Folge unter der Marke von 2%. Allerdings legte der Konsum, der für fast zwei Drittel der Wirtschaft steht, nur noch um 2.1% zu, nach einem Plus von 4.3% im Vorquartal. Zudem wurde ein erhöhter Lageraufbau verzeichnet. Angesichts dieser Zahlen dürfte die USNotenbank im Dezember den Leitzins um 25 Basispunkte erhöhen. Nur ein Wahlsieg von Donald Trump könnte ihr noch einen Strich durch die Rechnung machen. 2004 – 13 2014 BIP-Wachstum 1.7 2.4 2015 2016* 2017* 2.6 2.0 2.3 Staatshaushalt** –6.3 –2.8 –2.3 –1.9 –1.6 Leistungsbilanz** –3.8 –2.5 –2.7 –2.9 –3.0 Inflation*** 2.3 1.6 0.1 1.4 2.1 Arbeitslosenrate*** 6.9 6.3 5.2 4.8 4.7 US-Wahlen: Umfragen sprechen für Hillary Clinton Die jüngsten Wahlumfragen weisen auf einen Wahlsieg von Hillary Clinton als neue US-Präsidentin hin. Voraussetzung ist: Sie kann genügend Wähler mobilisieren und es kommt nicht zu einer Verzerrung der Stimmenmehrheit aufgrund des US-Präsidentenwahlsystems, wo in nahezu allen Bundesstaaten das «The-winner-takes-it-all»-Prinzip gilt. Kontinuität und Fortgang der Realpolitik erscheinen daher wahrscheinlich. Wahrscheinlich dürfte Hillary Clinton aber mit geteilten Machtverhältnissen im Kongress konfrontiert werden (wahrscheinlichste Variante: Repräsentantenhaus bleibt republikanisch, Senat neu knapp demokratisch). Gewisse fiskalische Stimuli wahrscheinlich Bei geteilten Machtverhältnissen werden sich die Parteien wohl mittelfristig auf ein «gestutztes Finanzpaket» einigen können (beispielsweise bei der Einkommenssteuersenkung). Dessen Auswirkungen auf Wirtschaftswachstum, Geldpolitik des Fed und damit auch auf die Finanzmärkte dürften begrenzt sein. Für Letztere dürften daher weiterhin die Geldpolitik und die Konjunkturdaten massgeblicher sein. Und die derzeitigen Konjunkturdaten und Stimmungsindikatoren weisen auf eine leichte Belebung des Wirtschaftswachstums hin. Ein möglicherweise weiterer Hemmschuh, der ungewisse Wahlausgang Anfang November, könnte nach der Wahl und der Konkretisierung insbesondere der Finanzpolitik in wenigen Tagen entfallen. Perspektiven, November 2016 9 Wachstum rückläufig, aber positiv in 2017 Die Einkaufsmangerindizes für die Eurozone verbesserten sich im abgelaufenen Monat erneut und deuten an, dass unsere Wachstumserwartungen möglicherweise zu konservativ ausfallen. Die Auswirkungen des Brexit-Votums scheinen zunächst in den Hintergrund gerückt zu sein. Wir halten allerdings an unseren Prognosen für das nächste Jahr fest. Zum einen erachten wir die konjunkturellen Effekte des Brexit weiterhin als nicht vernachlässigbar. Zum anderen hat sich die Arbeitsmarkterholung verlangsamt, was die Stimmung der Verbraucher bereits etwas trübt. Damit deutet sich an, dass der private Konsum zwar weiter zunehmen dürfte, aber nicht mehr so stark wie in den letzten Quartalen. Die Investitionstätigkeit bleibt vorerst schwach. Darauf deuten unter anderem die Ergebnisse der aktuellen Bank Lending Surveys der EZB. Demnach beschreiben die befragten Banken die Nachfrage nach Unternehmenskrediten zu Investitionszwecken erneut als schwach. Hinzu kommt, dass die Banken ihrerseits die Kreditkonditionen erstmals seit drei Jahren leicht verschärft haben. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, wäre ein zusätzlicher Dämpfer für die Kreditnachfrage gegeben. Allerdings erwarten wir auch zwei konjunkturstützende Effekte für die kommenden Quartale. Erstens dürfte der wieder schwächere Euro die Nettoexporte stimulieren. Zweitens ist nicht davon auszugehen, dass die Regierungen 2017 nennenswerte Sparanstrengungen unternehmen werden. 2004 – 13 2014 BIP-Wachstum 1.0 1.1 2015 2016* 2017* 1.6 1.1 0.7 Staatshaushalt** –3.3 –3.0 –2.6 –3.1 –2.0 Leistungsbilanz** 0.9 2.8 3.3 2.9 2.5 Inflation*** 2.0 0.4 0.0 0.3 1.3 Arbeitslosenrate*** 9.6 11.9 10.9 10.5 10.2 EZB bleibt expansiv Die Europäische Zentralbank (EZB) nahm an ihrer jüngsten Ratssitzung wie erwartet keine Änderungen an ihrer Politik vor. Allerdings deutete EZB-Chef Draghi eine Entscheidung diesbezüglich für die nächste Sitzung im Dezember an. Er erklärte zudem, dass ein abruptes Ende des Anleihenkaufprogramms sehr unwahrscheinlich sei. Wir gehen davon aus, dass das Programm über den März 2017 hinaus verlängert und die EZB die Kaufbedingungen derart ändern wird, dass sie am bisherigen Kaufvolumen festhalten kann. Für Hinweise auf eine mögliche Volumenreduzierung wird es unseres Erachtens im Dezember noch zu früh sein. Eine weitere Leitzinssenkung steht vorerst ebenfalls nicht auf der Agenda. Perspektiven, November 2016 10 Aussenhandel: Wachstumstrend setzt sich fort Auch im 3. Quartal hat sich der Aussenhandel in beiden Verkehrsrichtungen dynamisch entwickelt. Niveaumässig liegen die Exporte deutlich oberhalb des Standes vor der Mindestkursauflösung im Januar 2015. Hauptsächlich für das Plus verantwortlich waren wiederum die chemischpharmazeutischen Produkte: Diese machten exportseitig rund 80% des Mehrumsatzes aus. Erfreulicherweise verzeichnete auch die stark gebeutelte Maschinen- und Elektronikindustrie erstmals seit neun Quartalen wieder ein Plus – hingegen liegt die Uhrenindustrie seit sechs Quartalen im Minus. Die Ausfuhren in die USA und nach Japan sind auf Rekordniveau, und auch für die EU liegen sie im Plus. So erreichte auch der Handelsbilanzüberschuss im 3. Quartal einen Rekordwert von CHF 10 Mrd. 2004 – 13 2014 BIP-Wachstum 2.2 2.0 Staatshaushalt** –0.2 –0.1 Leistungsbilanz** 11.2 8.9 Inflation*** 0.6 0.0 Arbeitslosenrate*** 3.5 3.0 2015 2016* 2017* 0.8 1.1 0.9 0.0 0.0 –0.1 11.8 11.3 8.0 –1.1 –0.4 0.1 3.2 3.3 3.5 Detailhandel und Tourismus weiter unter Druck Deutlich weniger rosig präsentiert sich die Situation weiterhin im Detailhandel und im Tourismus. Letzterer hatte auch im August rückläufige Übernachtungszahlen zu verzeichnen. Seit Jahresbeginn wurden 260 000 weniger Übernachtungen verzeichnet, was einem Minus von 1% entspricht. Auch im laufenden Jahr gilt: Die Ausländer (insb. Deutsche) bleiben aus, die Schweizer Gäste haben jedoch ihre Übernachtungszahlen gesteigert. Der Detailhandel kennt seit Januar 2015 nur eine Richtung: nach unten. Dies gilt sowohl bei nomineller als auch bei realer Betrachtung. Der Gegenwind aus dem Einkaufstourismus wird unverändert bestehen bleiben, derjenige aus dem Onlinehandel könnte sich noch weiter akzentuieren. Aktuelle Umfragen deuten aber darauf hin, dass sich die Negativdynamik nicht weiter verschärfen wird. Jahresinflationsraten um null Die Jahresinflationsraten notieren aktuell um null. Dies gilt nicht nur für die Konsumentenpreise und die Produzentenpreise, sondern auch für die Importpreise – die im September 2015 noch über 11% unter Vorjahresniveau lagen. Die Effekte vom Frankenschock und den tieferen Erdölpreisen laufen damit aus. Wir gehen allerdings bis auf weiteres nur von sehr bescheidenem Preisdruck aus, steht doch gerade der Ölpreis strukturell unter Druck. Perspektiven, November 2016 11 Noch Wirtschaftswachstum dank Exporten Das handelsgewichtete GBP ist jüngst auf den niedrigsten Stand seit der Finanzmarktkrise gefallen, womit es jetzt wieder sehr wettbewerbsfähig ist. Dies widerspiegelt sich auch in den lebhaften britischen Exporten. Der (in den letzten Jahren) stark negative Beitrag seitens der NettoExporte dürfte damit wohl im 3. Quartal ausgelaufen sein resp. spürbar nachgelassen haben. (Das Leistungsbilanzdefizit war bereits im 2. Quartal von 7.0% auf 5.6% gesunken.) Der sich verbessernde externe Saldo bildet den Hintergrund für die überraschend hohe BIP-Rate im 3. Quartal von 0.4% (Quartalsrate). Da die Exportquote Grossbritanniens mit knapp 20% international gesehen relativ tief ist, dürfte eine Kompensation insbesondere betreffend des sich abschwächenden Privatkonsums und der Investitionstätigkeit künftig schwerlich gelingen. 2004 – 13 2014 BIP-Wachstum 1.4 3.1 2015 2016* 2017* 2.2 1.1 0.6 Staatshaushalt** –6.0 –5.5 –5.1 –4.8 –5.0 Leistungsbilanz** –2.8 –5.1 –5.5 –5.1 –4.8 Inflation*** 2.6 1.5 0.0 0.8 3.4 Arbeitslosenrate*** 6.6 7.4 7.0 7.0 7.4 BoE steht Gewehr bei Fuss Das BIP-Wachstum fiel im 3. Quartal besser aus als von der BoE erwartet, und die Vorlaufindikatoren erholten sich zuletzt deutlich. Vor diesem Hintergrund dürfte die BoE – anders als die Mehrheit im geldpolitischen Komitee nach dem Referendum beabsichtigt hatte – ihr «geldpolitisches Pulver» noch nicht Mitte November verschiessen, sondern erst Mitte Februar (wenn auch der Inflationsbericht veröffentlicht wird). Zudem dürfte sie dann eine weitere Leitzinssenkung in Richtung 0% vornehmen. Da diese Entwicklung bislang nicht vom Markt erwartet wird, dürfte die GBP-Abwertung noch nicht beendet sein. Wie es danach mit dem GBP weitergeht, wird im Wesentlichen von den spätestens Ende März beginnenden Verhandlungen mit der EU abhängen. Da es sich bei Wechselkursrelationen um Austauschverhältnisse handelt, wird der EUR/GBP auch vom Werdegang der EU selbst beeinflusst werden. Abwertungsbedingter Inflationseffekt befristet Gemäss BoE wird sich der Preisauftrieb bereits vor Jahresende auf mindestens 2% beschleunigen. Ab dem Zeitpunkt, wo es zu keiner weiteren, nachhaltigen GBPAbwertung kommt, wird dieser abwertungsbedingte Inflationseffekt aber rasch auslaufen – zumal die Konjunktur schwächelt. Perspektiven, November 2016 12 Tankan mit gemischtem Bild Gemäss der vierteljährlichen Unternehmensumfrage Tankan ist die Stimmung der japanischen Unternehmen im 3. Quartal verhalten optimistisch geblieben. Der Wert für die grossen Industrieunternehmen verharrte bei 6 Punkten, jener für grosse Dienstleistungsunternehmen sank leicht von 19 auf 18 Punkte. Nur die Werte für kleine Unternehmen verbesserten sich etwas. Der Ausblick des Unternehmenssektors für die nächsten drei Monate hat sich jedoch leicht getrübt. Auch die Investitionspläne sind im historischen Vergleich bescheiden. Dies hat mit der moderaten ausländischen Nachfrage, der stagnierenden inländischen Produktion und dem festen Yen zu tun. Gesamthaft rechnen wir mit einem anhaltend moderaten Wirtschaftswachstum, das in den nächsten Quartalen gewisse Unterstützung vom Fiskalpaket erhält. 2004 – 13 2014 BIP-Wachstum 0.7 –0.1 0.6 0.6 0.8 Staatshaushalt** –6.1 –7.7 –6.6 –6.2 –5.3 Leistungsbilanz** 2.7 0.5 3.3 3.2 2.8 –0.5 2.7 0.8 –0.2 0.4 4.3 3.6 3.4 3.2 3.1 Inflation*** Arbeitslosenrate*** 2015 2016* 2017* Deflationäre Kräfte noch nicht gebrochen Der für das Finanzjahr 2016/17 zugrundeliegende USD/JPY-Wechselkurs der Grossunternehmen liegt bei 107.92, was gegenüber dem aktuellen Wert einen schwächeren Yen impliziert. Diese Erwartungen beinhalten ein Risiko für die Gewinnentwicklung. Des Weiteren sind die Unternehmen nach wie vor wenig zuversichtlich, ihre Endpreise erhöhen zu können. Gesamthaft erwarten sie aufgrund der jüngsten Umfrage, dass ihre Verkaufspreise in drei Jahren nur 0.8% höher liegen werden als heute. Zentralbank bleibt auf expansivem Kurs Die jüngsten Inflationsraten illustrieren, dass die deflationären Kräfte ungebrochen sind. Die Jahresrate der Konsumentenpreise sank im August auf –0.5% (Vormonat: –0.4%), die Kernrate (ohne Energie und Nahrungsmittel) auf 0.2% (0.3%). Die Kernrate für Tokio, die bereits für September vorliegt, ist gar in den negativen Bereich (–0.1%) gerutscht. Dies könnte in den nächsten Monaten auch bei der landesweiten Kernrate geschehen. Ein wichtiger Grund für diese Entwicklung ist die jüngst zu beobachtende YenStärke. Vor dem Hintergrund des moderaten Wachstums und der massiv vom Inflationsziel (2%) abweichenden Teuerungsrate ist die Wahrscheinlichkeit intakt, dass die Zentralbank den Einlagensatz weiter senken wird. Perspektiven, November 2016 13 Konjunkturerholung spiegelt sich nicht im BIP Das BIP ist im 3. Quartal um 6.7% gewachsen, was der Expansionsrate im ersten Halbjahr entspricht. Bekanntlich wurde 2015 allgemein kritisiert, dass das offizielle BIPWachstum – wenn man es mit der Entwicklung anderer Konjunkturindikatoren verglich – das effektive Wirtschaftswachstum signifikant überzeichne. Heute kommt man bei der Analyse der diversen Konjunkturindikatoren zum Schluss, dass die chinesische Volkswirtschaft sich in den letzten Monaten spürbar erholt hat. Diese Erholung kommt in den jüngsten offiziellen BIP-Wachstumszahlen nur ungenügend zum Ausdruck. Wachstumstreiber waren insbesondere die umfangreichen (fiskalischen) Stimulierungsmassnahmen und der boomende Häusermarkt. 2004 – 13 2014 BIP-Wachstum 10.3 7.3 2015 2016* 2017* 6.9 6.7 6.5 Staatshaushalt** –1.4 –2.1 –2.4 –3.4 –3.8 Leistungsbilanz** 5.2 2.1 3.0 2.8 2.5 Inflation*** 3.1 2.0 1.4 1.9 2.0 Arbeitslosenrate*** 4.1 4.1 4.1 4.1 4.1 Häusermarkt muss im Auge behalten werden Die jüngste Wachstumserholung dürfte jedoch nicht nachhaltig sein. Um gegen die Überhitzungsanzeichen am Häusermarkt vorzugehen, haben bereits mehr als 20 Städte restriktive Massnahmen angekündigt. Diese werden mit der Zeit wachstumsdämpfend wirken. Die weitere Entwicklung am Immobilienmarkt ist zwar ein grosser Unsicherheitsfaktor. Allerdings werten wir ihn nicht als systemisches Risiko, konzentriert sich die Überhitzung doch auf die grössten Metropolen. Wachstumsbremsend werden weiterhin die bekannten Probleme wie hohe Verschuldung, Überkapazitäten, schwache Auslandsnachfrage und demografische Entwicklung wirken. Fokus auf Wachstumsziel und Stabilität Im Herbst 2017 findet der 19. Parteitag der Kommunistischen Partei statt, an dem auch der Ständige Ausschuss des Politbüros, das eigentliche Machtzentrum Chinas, neu besetzt wird. Da die Mehrheit der bisherigen sieben Mitglieder zurücktreten wird, wird es zu grossen Änderungen kommen. Dabei wird Präsident Xi Jinping, der seit einiger Zeit an Einfluss gewonnen hat, versuchen Personen aus seinem Lager in das Gremium zu bringen. Es ist davon auszugehen, dass zumindest bis zum Parteitag dem Erreichen des Wachstumsziels und der wirtschaftlichen Stabilität höchste Priorität eingeräumt wird und Strukturreformen allenfalls etwas zurückgestellt werden. Perspektiven, November 2016 14 Robustes Wirtschaftswachstum… Während ein Grossteil der Länder mit einer mehr oder weniger ausgeprägten Wachstumsschwäche konfrontiert ist, läuft die Konjunktur in Neuseeland wie geschmiert. Im 2. Quartal ist das BIP im Jahresvergleich um 3.6% expandiert. Das Wachstum war breit abgestützt. Allerdings sind der Bausektor, das dank der hohen Immigration starke Bevölkerungswachstum und der Tourismus (nicht zuletzt wegen der chinesischen Touristen) als wichtige Wachstumstreiber hervorzuheben. Geholfen hat auch der jüngste Anstieg der Preise der für Neuseeland wichtigen Milchprodukte. Vom Aussenhandel kamen dagegen geringere Impulse. 2004 – 13 2014 2.2 3.3 Staatshaushalt** 1.2 –1.2 0.2 0.3 0.4 Leistungsbilanz** –5.4 –3.3 –3.3 –2.8 –3.0 Inflation*** 2.6 1.2 0.3 0.7 1.7 Arbeitslosenrate*** 4.9 5.4 5.3 5.1 4.9 BIP-Wachstum 2015 2016* 2017* 2.5 3.2 2.8 …hat sich weiter beschleunigt Gemäss verschiedenen Konjunkturindikatoren hat die Wachstumsdynamik in jüngster Zeit weiter zugenommen. Die Resultate der vierteljährlichen Unternehmensumfrage QSBO deuten auf eine breit abgestützte Wachstumsbeschleunigung im 3. Quartal hin. Netto beabsichtigen 27% der befragten Unternehmen in den nächsten 3 Monaten Arbeitskräfte einzustellen, was der höchste Wert seit 43 Jahren ist. Auch die monatliche ANZ-Umfrage zum Geschäftsklima zeigt im September eine weitere Verbesserung sowohl der aktuellen Stimmung als auch der Zukunftserwartungen. Anhaltend sehr tiefe Inflationsraten Trotz des starken Wachstums bleibt das Inflationsumfeld moderat. So haben netto 4% der befragten Unternehmen im 3. Quartal ihre Verkaufspreise gesenkt, und die beabsichtigten Preisanhebungen sind bescheiden. Effektiv blieb die Teuerungsrate im 3. Quartal mit 0.2% gegenüber dem Vorjahresquartal sehr tief. Was sich aber in den Umfragen auch abzeichnet, ist die zunehmende Schwierigkeit der Unternehmen, gut qualifizierte Arbeitskräfte zu finden. Mit der Zeit könnte dies durchaus zu einem gewissen Lohndruck führen. Die robuste realwirtschaftliche Entwicklung würde keine weitere geldpolitische Stimulierung mehr benötigen. Der feste NZD und vor allem die tiefe Inflation, die momentan im Fokus der Währungshüter steht, sprechen aber für eine weitere Zinssenkung in den nächsten Monaten. Perspektiven, November 2016 15 Anzeichen für leicht beschleunigtes Wachstum Dank dem privaten Konsum und den Staatsausgaben verzeichnet die norwegische Wirtschaft auch 2016 ein moderates Wachstum. Die Wirtschaft hat im dritten Quartal die Delle überwunden und wächst wieder deutlicher. Zudem ist die Inflation in den vergangenen Monaten unerwartet hoch ausgefallen. Diese Unterstützungsfaktoren dürften auch im nächsten Jahr fortbestehen. Wegen der allgemeinen Schwäche im Ölsektor, die auf die Investitionen drückt, rechnen wir allerdings nicht mit einer sehr dynamischen Wirtschaftserholung. Insgesamt gibt es zuletzt aber nachhaltig positive Anzeichen für ein leicht beschleunigtes Wachstum der Wirtschaft ausserhalb des Ölsektors. Zudem hat sich der Ölpreis seit Mitte Jahr etwas erholt und scheint auf dem neuen Niveau von rund USD 50 pro Barrel seitwärts zu tendieren. Insgesamt hat sich damit der Druck auf die norwegische Notenbank reduziert, den Leitzins im laufenden Jahr erneut zu reduzieren. Ebenfalls gegen eine baldige Leitzinssenkung spricht die niedrigzinsbedingte Überhitzung am norwegischen Häusermarkt. 2004 – 13 2014 BIP-Wachstum 1.5 2.4 2015 2016* 2017* 1.1 1.3 2.3 Staatshaushalt** 14.1 8.1 6.5 5.7 5.1 Leistungsbilanz** 14.5 8.3 7 6.5 5.9 Inflation*** 1.8 1.9 2.7 2.4 2.7 Arbeitslosenrate*** 3.6 3.5 3.8 4.2 4.3 Norges Bank wartet mit weiteren Zinsschritte zu Anfang Oktober ist der Euro zur norwegischen Krone erstmals seit Mitte 2015 unter die Marke von 9.00 gefallen. Diese Aufwertung der Krone beruht zum einen darauf, dass die Norges Bank im September ihren Kurs gestrafft hat, während die EZB unverändert ultra-expansiv bleibt. Die Norweger nahmen angesichts der sich stabilisierenden Ölpreise Abstand von der zuvor avisierten weiteren Leitzinssenkung in diesem Jahr. Die hohen Inflationszahlen und das anziehende Wirtschaftswachstum ausserhalb des Ölsektors sprechen aktuell gegen eine Zinssenkung. Der Spielraum für eine weitere Aufwertung der Währung sollte nach der jüngsten Stärke der norwegischen Krone allerdings weitgehend erschöpft sein. Auf Sicht von einem Jahr dürfte sich die Währung um den Bereich von 9 Kronen zum Euro bewegen. Eine viel deutlichere Aufwertung der norwegischen Krone, die der Exportwirtschaft ausserhalb der Ölindustrie schaden würde, wird die Notenbank mit allen Mitteln verhindern. Dabei dürften verbale Interventionen ausreichen. Sollte dies nicht gelingen, könnte die Norges Bank allerdings erneut Zinssenkungen andeuten. Perspektiven, November 2016 16 Perspektiven, November 2016 4.6 BIP Asien 8.0 6.5 BIP Lateinamerika 3.6 1.0 BIP Osteuropa 3.5 1.6 Inflation Schwellenländer 6.0 3.7 40.0 30.0 20.0 10.0 0.0 -10.0 -20.0 -30.0 2006 4.3 4.3 4.7 6.1 5.9 5.9 –0.4 –0.8 1.6 0.3 1.3 2.0 3.6 3.3 3.0 20 15 10 5 0 -5 -10 -15 2008 2010 2012 2014 2016 Exporte (in % vs. Vj.) Industrieproduktion (in % vs. Vj., rechte Skala) 16 12 8 4 Dez. 2015 Türkei Thailand Südafrika Russland Polen Mexiko Korea Indonesien Indien China 0 Okt. 2016 Budgetdefizit in % des BIP Russland Indonesien Türkei China Südafrika Polen Mexiko 80 60 40 20 0 -20 Indien Grosse Unterschiede beim Staatshaushalt Vermehrt sind Stimmen (vor allem für die Industrieländer) zu hören, dass die Fiskalpolitik verstärkt zur Ankurbelung der Konjunktur eingesetzt werden soll. Die Staatsverschuldung in den Schwellenländern ist gesamthaft mit 46% des BIP noch deutlich geringer als in den Industrieländern mit 114% des BIP. Allerdings ist auch die Schuldentragfähigkeit in ersteren geringer und es bestehen grosse Unterschiede zwischen den Ländern (Grafik 3). Länder wie Brasilien und Indien stehen bezüglich Staatsverschuldung und Budgetdefizit weniger rosig da. Dank des hohen Wirtschaftswachstums ist die Lage in Indien aber weniger angespannt als in Brasilien. 6.0 Brasilien Gewisser Spielraum für weitere Zinssenkungen Während die Leitzinsen in den meisten Industrieländern nahe null oder gar negativ sind, liegen sie in den Schwellenländern grösstenteils noch deutlich im positiven Bereich. Somit haben die Währungshüter in manchen aufstrebenden Volkswirtschaften noch gewissen Spielraum, über Zinssenkungen die Konjunktur anzukurbeln. In Grafik 2 ist ersichtlich, dass seit Anfang Jahr in den meisten der hier aufgeführten Länder die Leitzinsen unverändert blieben oder gesenkt wurden. In einigen Emerging Markets verhindert jedoch die Inflationsentwicklung eine (aggressivere) Senkung. 2004 – 13 2014 2015 2016* 2017* BIP Schwellenländer Brasilien Leichte Wachstumserholung ist im Gange In den letzten Monaten war in den Schwellenländern eine Wachstumserholung zu beobachten (Grafik 1). Zur Konjunkturaufhellung tragen vor allem die Entwicklung in China, Brasilien und Russland bei. Letztere zwei kommen langsam aus ihrer schweren Rezession heraus. Trotz dieser erfreulichen Entwicklung darf man nicht übersehen, dass die teilweise hohe (private) Verschuldung, das moderate Wachstum in den Industrieländern sowie strukturelle und demografische Faktoren das Wachstum begrenzen. Wir rechnen somit in den nächsten Quartalen mit einer Stabilisierung der Wachstumsrate auf leicht höherem Niveau. Um das Wachstumspotenzial zu erhöhen, sind weitere Strukturreformen erforderlich. Erfreulicherweise sind in einigen Ländern diesbezüglich ermutigende Ansätze erkennbar. Staatsverschuldung in % des BIP 17 Rezession nähert sich langsam dem Ende Die Rezession in Brasilien nähert sich langsam ihrem Ende. Die Konsumenten- und Unternehmensvertrauensindizes haben sich bereits spürbar aufgehellt. Positiv ist auch der kleine Anstieg der Investitionen im 2. Quartal zu werten, die zuvor zehn Quartale in Folge gefallen sind. Weniger rosig sieht es dagegen beim privaten Konsum aus. Der schwache Arbeitsmarkt – die Arbeitslosenquote ist im August auf 11.8% gestiegen –, eine hohe Schuldenbelastung und die anstehende Sanierung des Staatshaushaltes werden die Konsumenten noch einige Zeit belasten. Auch die Festigung des Real wird sich dämpfend auf die Exporttätigkeit auswirken. Die erwartete Konjunkturerholung 2017 wird somit bescheiden ausfallen. 2004 – 13 2014 BIP-Wachstum 4.0 0.1 Staatshaushalt** Leistungsbilanz** 2015 2016* 2017* –3.8 –3.3 0.8 –3.4 –6.2 –10.3 –10.5 –9.4 –0.7 –4.3 –3.3 –1.5 Inflation*** 5.5 6.3 9.0 8.8 5.7 Arbeitslosenrate*** 9.5 6.8 8.3 11.0 10.6 –1.3 Notwendige Sanierung des Staatshaushaltes Das Primärdefizit (ohne Zinszahlungen) des Staates ist im August auf 2.8% des BIP gestiegen. Das Budgetdefizit beträgt rund 10%, die Staatsverschuldung gut 70% des BIP. Dies verdeutlicht die Dringlichkeit der Sanierung des Staatshaushaltes. Die Parteien der Regierungskoalition haben bei den jüngsten Gemeindewahlen gut abgeschnitten, sodass sich die Regierung nun verstärkt auf Reformen fokussieren kann. Dabei stehen zwei Fiskalreformen – die Begrenzung der Staatsausgaben und die Rentenreform – im Vordergrund, die den Staatshaushalt ins Lot bringen sollen. Zinssenkungsprozess hat begonnen Die Inflationsrate ist im September auf 8.48% gefallen. Eine Umfrage der Zentralbank geht von einem weiteren Rückgang der Teuerungsrate auf 5% bis Ende 2017 aus. Für eine sinkende Inflationsrate sprechen die tiefe Kapazitätsauslastung, die hohe Arbeitslosigkeit und die Tatsache, dass die Auswirkungen der starken Erhöhungen bei den regulierten Preisen allmählich auslaufen. Die gesunkenen Inflationserwartungen reflektieren auch die gestiegene Glaubwürdigkeit der Zentralbank und eröffnen Spielraum für weitere Zinssenkungen. An ihrem letzten Treffen Mitte Oktober haben die Währungshüter den Leitzins um 25 Basispunkte auf 14.0% gesenkt. Das Tempo und Ausmass der Zinssenkungen wird auch stark von den Fortschritten bei der Fiskalsanierung abhängen. Perspektiven, November 2016 18 Diese Publikation wurde von der Privatbank Bellerive AG aufgrund von öffentlich zugänglichen Informationen, intern erarbeiteten Daten sowie anderen unseres Erachtens verlässlichen Daten erstellt. Für deren Richtigkeit, Genauigkeit, Vollständigkeit und Aktualität kann dennoch keine Gewähr übernommen werden. Dem Anleger muss bewusst sein, dass die abgegebenen Informationen und Empfehlungen der Privatbank Bellerive AG sich in Anbetracht einer Veränderung des wirtschaftlichen Umfeldes jederzeit verändern können. Ein positiver Verlauf eines Wertpapiers in der Vergangenheit ist kein Garant für eine ebenso positive Entwicklung in der Zukunft. 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