Medienmitteilung Bern, 8. September 2015 Weltalphabetisierungstag – Lesen und Schreiben als Recht für alle Lesen und Schreiben – eine Selbstverständlichkeit in unserem Land!? Zum 8. September treten die Mitglieder des Schweizer Dachverbandes Lesen und Schreiben in allen Sprachregionen mit verschiedenen Veranstaltungen an die Öffentlichkeit. Informationen über Kursangebote, Filme und Aktionen laden die Bevölkerung ein, mehr zu Lesen und Schreiben für Erwachsene zu erfahren. Ist der Weltalphabetisierungstag vom 8. September auch für die Schweiz wichtig? Vordergründig: Nein, bei uns sind ja alle zur Schule gegangen. Doch bei genauerer Betrachtung stellen wir fest, dass dieser Tag auch für die Schweiz von grosser Bedeutung ist. Formulare ausfüllen, Packungsbeilagen verstehen, einen Computer bedienen oder Rapporte schreiben – Lesen und Schreiben gehören zu unserem Alltag. Es geht um komplexe Kompetenzen, die während Jahren gelernt werden müssen. Die Anforderungen an das Beherrschen von Lesen und Schreiben sind in den letzten Jahren enorm gestiegen. Das Verstehen von Texten fällt auch in der Schweiz vielen Leuten schwer, obwohl sie hier zur Schule gegangen sind. Rund 800‘000 Erwachsene, darunter fast die Hälfte Schweizer/innen sind davon betroffen. Ihre Kenntnisse reichen trotz Schulbesuch nicht aus, um in Beruf, Alltag und Gesellschaft vollständig teilzunehmen. Der Schweizer Dachverband Lesen und Schreiben wehrt sich dagegen, diese fehlenden Kompetenzen als unabänderliches Schicksal zu betrachten: Die Erfahrung hat gezeigt, dass Lesen und Schreiben auch im Erwachsenenalter (wieder) gelernt werden können. Es ist kein Grund, sich zu schämen, und es ist nie zu spät. Zurzeit wird nur ein kleiner Teil der Betroffenen erreicht. Die Sensibilisierung der Bevölkerung ist unerlässlich, um das Tabu zu brechen. Niemand soll sich schämen, Unterstützung beim Lernen zu holen. Zusätzliche Ressourcen sind jedoch dringend nötig, um genügend Angebote zur Verfügung stellen zu können. Das Parlament hat mit dem neu geschaffenen Weiterbildungsgesetz ein deutliches Signal gesetzt. Die Grundkompetenzen wie Lesen und Schreiben sollen bei der erwachsenen Bevölkerung gestärkt werden. Das Gesetz bildet die Grundlage und die Chance, das Angebot für Betroffene weiter zu verbessern und die Bevölkerung zu sensibilisieren. Soll das Gesetz kein Papiertiger bleiben, müssen zur Umsetzung auch die entsprechenden finanziellen Ressourcen bereitgestellt werden. Nur so kann das Weiterbildungsgesetz glaubwürdig und nachhaltig implementiert werden. Es bleibt also zu hoffen, dass der Tiger auch Zähne bekommt, damit in Zukunft alle Erwachsenen Zugang zum guten Schweizer Bildungssystem haben. Mehr zu den Aktionen, die zum 8. September in verschiedenen Orten organisiert werden: http://www.lesen-schreiben-d.ch/aktuell.cfm. Schweizer Dachverband Lesen und Schreiben | Effingerstrasse 2 | CH-3011 Bern www.lesen-schreiben-schweiz.ch Über den Schweizer Dachverband Lesen und Schreiben: Der Dachverband ist die nationale Dachorganisation im Bereich Illettrismus. Er ist der Zusammenschluss der sprachregionalen Vereine in der Schweiz. Diese sind seit Jahren in fast allen Kantonen mit Bildungs- und Sensibilisierungsaktivitäten und mit Kursangeboten tätig. Der Dachverband engagiert sich in den Bereichen Sensibilisierung, Politik, Vernetzung sowie Aus- und Weiterbildung. Für weitere Informationen: www.lesen-schreiben-schweiz.ch. Kontakte für Rückfragen: Brigitte Aschwanden, Geschäftsführerin Lesen und Schreiben D-CH, Telefon: 031 508 36 18 Schweizer Dachverband Lesen und Schreiben | Effingerstrasse 2 | CH-3011 Bern www.lesen-schreiben-schweiz.ch