Wahrheit oder Lüge

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PEULA:
Wahrheit und Lüge
Alter:
8 bis 12
Gruppengröße:
10 bis 25
Dauer:
90 min.
Material:
Zwei Tüten mit beliebigen Gegenständen
Ziel:
Die Chanichim sollen verstehen, wie wichtig es ist, die
Wahrheit zu sagen, dass es aber Ausnahmefälle gibt.
Einführung:
Eine der Tugenden, die die Gesellschaft zusammenhält, ist das Prinzip der Wahrheit.
Im Buch Sanhedrin 64a, bezeichnen unsere Weisen die Wahrheit als „den Siegel
G’ttes“. Das Fehlen von Wahrheit führt zu negativen Handlungen und eine Lüge zieht
eine weitere Lüge nach sich. (Beispiel geben). „Eine Sünde hat viele Instrumente,
aber die Lüge ist der Hebel für alle Sünden.“
Lügen wird von Unseren Weisen als eine Art Götzendienst betrachtet, es ist
Ungehorsam gegen G’tt.
Die Spiele, die hier vorgeschlagen werden, beinhalten alle einen Aspekt des Lügens.
Danach soll mit den Kindern diskutiert werden und sie sollen Beispiele geben die
aufzeigen, warum eine Gesellschaft ohne Wahrheit nicht bestehen kann.
Spiel 1: Zwei Wahrheiten und eine Lüge
Die Kinder setzen sich in einen Kreis. Fordere jedes Kind auf, drei Behauptungen
über sich selbst aufzustellen. Zwei von ihnen entsprechen der Wahrheit, die dritte
soll eine Lüge sein. Gehe im Kreis herum und lass jedes Kind der Reihe nach seine
Behauptungen in beliebiger Reihenfolge aufsagen. Danach muss ein anderer Chanich
raten, welche Behauptung wahr und welche gelogen sind. Rät der Chanich richtig,
erhält er einen Punkt. Nachdem alle durch sind, zählt man die Punkte zusammen und
wer die meisten Punkte gesammelt hat, hat gewonnen.
Diskussion: Obwohl dieses Spiel ein wenig langsam ist, kann es als Kennenlernspiel
gut eingesetzt werden, weil die Kinder Dinge über sich selbst preisgeben.
Spiel 2: „1 2 3 4 Ochs am Berg!“
Dies ist ein altbekanntes Spiel. Suche eine/n Chanich/a aus, die/der „Ochs am Berg“
ist. Das Kind stellt sich mit dem Gesicht zur Wand auf die eine Seite des Raumes, die
anderen Kinder auf die andere Seite. Die Kinder rennen auf den „Ochsen“ zu,
während er/sie mit dem Rücken zu den anderen Kindern steht. Das Kind ruft „1 2 3
4 Ochs am Berg“ und dreht sich dann schnell herum. In diesem Moment müssen
alle Kinder wie versteinert stehenbleiben und dürfen sich nicht mehr bewegen. Der
„Ochse“ bestimmt, welches Kind sich bewegt hat und schickt es zurück an den
Anfang. Wer als Erster den „Ochsen“ erreicht hat, gewinnt und wird selbst der
„Ochse“.
Diskussion: Analysiere mit den Kindern das Spiel, in dem es 2 Aspekte von
Wahrheit und Lüge gibt. Der erste: der „Ochse“ muss wahrheitsgemäß sagen, ob
der eine oder andere sich bewegt hat. Wenn er nicht die Wahrheit sagt, wird das
Spiel unfair und macht keinen Spaß mehr. Daraus lernen wir, dass es oft Situationen
gibt, bei denen wir uns darauf verlassen müssen, dass Menschen die Wahrheit
sagen.
Der zweite Aspekt: Manche Kinder versuchen den „Ochsen“ zu belügen, indem sie
nicht zugeben, dass sie sich noch bewegt haben. So wie die Kinder im Spiel erwischt
werden und noch mal von vorne beginnen müssen, so können wir auch im Leben
leicht beim Lügen erwischt werden. Dann verlieren unsere Mitmenschen das
Vertrauen in uns und wir müssen hart arbeiten, um dieses zurückzugewinnen.
Spiel 3: Sketch aus der „Tüte“
Teile die Chanichim in 2 Gruppen auf. Gib jedem eine Plastiktüte, die mit beliebigen
Gegenständen gefüllt ist. Jede Gruppe muss sich einen Sketch bzw. ein kleines
Theaterstück ausdenken, das alle Gegenstände beinhaltet, die sich in der Tüte
befinden. Die eine Gruppe macht einen Sketch, der in einem Land spielt, in dem nur
Wahrheit erlaubt ist, die andere Gruppe macht einen Sketch, der in einem Land
spielt, in dem nur Lüge erlaubt ist. Gib den Gruppen ausreichend Zeit, um sich
vorzubereiten. Dabei soll jede Gruppe von einem Madrich betreut werden.
Diskussion: Nach der Aufführung frage die Kinder, in welchem Land sie lieber leben
würden. Es stellt sich heraus, dass man in dem „Land der Wahrheit“ normal leben
kann (obwohl einige unhöfliche Dinge geschehen), während es in dem „Land der
Lüge“ kaum möglich ist, überhaupt zu existieren.
Rätsel:
Du bist auf dem Weg in eine andere Stadt und kommst an eine Weggabelung. Du
weißt nicht, wo du lang gehen sollst, um dein Ziel zu erreichen. Zwei Menschen
stehen an der Gabelung. Einer von ihnen lügt immer, der andere sagt immer die
Wahrheit. Aber du weißt nicht, wer wer ist. Welche Frage musst du stellen, um
herauszufinden, welchen Weg du nehmen musst?
Antwort: Frag den einen, was der andere sagen würde, dann nehme den entgegen
gesetzten Weg. Erklärung: Wenn du den Wahrheitssprechenden gefragt hast, wird er
dir aufrichtig sagen, was der Lügner gesagt hat, nämlich den falschen Weg. Fragst
du den Lügner, wird er dir das Gegenteil davon sagen, was der Wahrheitssprechende
gesagt hätte, also auch den falschen Weg.
Du kannst demjenigen, der das Rätsel errät, ein kleines Geschenk geben.
So wichtig es ist, die Wahrheit zu sagen, manchmal kann sie einen Menschen
verletzen. Hier ein Dilemma zum Diskutieren:
Du bist der Richter: Wahrheit oder Lüge?
Frau Groß geht einkaufen und sieht ein Kleid im Ausverkauf, das sie unwiderstehlich
findet. Der Preis ist an eine Bedingung geknüpft: kein Umtausch möglich. Frau Groß
kauft das Kleid. Am Abend zieht sie das Kleid an, um es ihrem Mann zu zeigen. Herr
Groß freut sich zwar, dass seine Frau das Kleid so günstig erworben hat, aber er
findet das Kleid absolut scheußlich. Er erwähnt es nicht. Als Frau Groß ihn fragt, wie
ihr das Kleid stünde, weiß er nicht, was er antworten soll. Eigentlich will Herr Groß
immer die Wahrheit sagen. Aber wenn er seiner Frau die Wahrheit sagt, wird sie sehr
traurig sein.
Du bist der Richter!
Soll Herr Groß seine Frau anlügen und ihr sagen, dass ihr neues Kleid schön ist, auch
wenn er es in Wirklichkeit furchtbar findet?
Das lehren uns die jüdischen Quellen:
a. Die jüdische Religion verbietet es ausdrücklich, zu lügen. Es ist nicht nur ganz
allgemein verboten (Wajikra 19,11), sondern es ist eine Sünde, vor der man sich
ganz besonders fernhalten soll (Schemot 23, 7).
b. Trotzdem ist das Verbot des Lügens nicht absolut. Unter gewissen Umständen
erlaubt das Judentum eine "Notlüge", um den Frieden zu erhalten (Talmud, Jewamot
65b). Daher könnte es einem Ehemann unter bestimmten Umständen erlaubt sein,
seine Frau anzulügen und zu sagen, dass ihr Kleid schön ist, um keinen Streit
aufkommen zu lassen.
c. Wie weit geht diese Möglichkeit der Notlüge? Der Talmud gibt das Beispiel einer
Braut bei der Hochzeit, das mit unserem Fall verglichen werden kann (Ketubot 16b).
Es ist ein besonderes Gebot, vor der Braut zu tanzen und sie zu erfreuen. Der
Talmud fragt: Wie soll man die Braut loben? Soll man sagen, dass sie schön ist? Da
es Bräute gibt, die nicht schön sind, wäre das dann eine Lüge?
Manche sind der Meinung, man solle nicht sagen, die Braut sei schön, wenn sie nicht
schön ist. Man solle sie so loben, wie sie ist. (Man kann zum Beispiel sagen, dass sie
schöne Augen hat.) Manchmal ist es wichtiger, auf die Gefühle anderer Menschen
Rücksicht zu nehmen, als unbedingt die Wahrheit zu sagen.
d. Im täglichen Leben dürfen wir manchmal eine Notlüge benutzen. Aber wir müssen
immer daran denken, dass die Thora es verbietet, vollständig zu lügen. Die einzige
Lüge, die erlaubt ist, ist eine Behauptung, die ein Körnchen Wahrheit in sich
trägt. Zum Beispiel ist die Braut für den Bräutigam wirklich schön. Und auch für alle
anderen mag die Braut schön sein – auf die eine oder andere Weise.
Die Notlüge darf auch keine praktischen Konsequenzen haben. Herr Groß darf also
nur sagen, dass das Kleid schön ist, wenn es wirklich nicht umgetauscht werden
kann. Könnte es umgetauscht werden, wäre Herr Groß verpflichtet, die Wahrheit zu
sagen, dann würde Frau Groß das Kleid vielleicht umtauschen. In unserem Fall ist
das Kleid wirklich schön – für Frau Groß.
Herr Groß darf das also sagen, sollte sich jedoch bemühen, das Kleid auf eine Art zu
loben, die keine unverblümte Lüge ist, sondern eine nett verpackte Wahrheit. Er
kann zum Beispiel sagen: "Das Kleid ist wirklich einzigartig."
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