Fachbereich Mathematik Prof. Dr. K.-H. Neeb PD Dr. Helge Glöckner Dipl. Math. Stefan Bundfuss WS06/07 15. November 2006 4. Übungsblatt zur Mathematik I für Inf-BSc, WInf“ ” Wichtiger Hinweis: Grundsätzlich müssen alle Antworten begründet und alle Rechnungen angegeben werden. Gruppenübung Aufgabe G10 (Monotonie) Untersuche die Funktionen fn : R → R : x 7→ xn und g : R+ → R : x 7→ √ x mit n ∈ N und R+ := {x ∈ R | x > 0} auf Monotonie. Lösung: Es soll gezeigt werden, dass fn eine streng monoton wachsende Funktion ist, falls n ungerade ist, und dass fn auf dem Intervall (−∞, 0] streng monton fallend und auf dem Intervall [0, ∞) streng monoton wachsend ist, falls n gerade ist. Sei 0 ≤ x < y. Mittels vollständiger Induktion soll gezeigt werden, dass dann xn < y n für alle n ∈ N gilt. Induktionsanfang: Für n = 1 lautet die Behauptung x < y, was nach Vorraussetzung wahr ist. Induktionsschluß: Für ein beliebiges aber festes n gelte xn < y n (Induktionsvoraussetzung). Multiplikation der gültigen Ungleichung x < y mit xn und der Induktionsvoraussetzung mit y ergibt xn+1 ≤ xn y und xn y < y n+1 , da xn ≥ 0 und y > 0. Daraus folgt xn+1 < y n+1 . Sei x < y ≤ 0. Mittels vollständiger Induktion soll gezeigt werden, dass dann xn < y n für alle ungeraden n ∈ N gilt und xn > y n für alle geraden n ∈ N. Induktionsanfang: Für n = 1 lautet die Behauptung x < y, was nach Vorraussetzung wahr ist. Induktionsschluß: Für ein beliebiges aber festes n gelte xn < y n , falls n ungerade, und xn > y n , falls n ungerade ist (Induktionsvorraussetzung). Wir unterscheiden zwei Fälle: 1. Fall: n ist ungerade. Multiplikation der gültigen Ungleichung x < y mit xn und der Induktionsvoraussetzung xn < y n mit y ergibt xn+1 ≥ xn y und xn y > y n+1 , 4. Übung Mathematik I für Inf-BSc, WInf da xn ≤ 0 und y < 0. Daraus folgt xn+1 > y n+1 . 2. Fall: n ist gerade. Multiplikation der gültigen Ungleichung x < y mit xn und der Induktionsvoraussetzung xn > y n mit y ergibt xn+1 ≤ xn y xn y < y n+1 , und da xn ≥ 0 und y < 0. Daraus folgt xn+1 < y n+1 . Damit sind die behaupteten Monotonieeigenschaften von fn bewiesen. Weiter soll gezeigt werden, dass g eine streng monoton wachsende Funktion ist. Dazu nehmen wir zunächst das Gegenteil an und führen dies auf einen Widerspruch. √ √ Angenommen es gibt x, y ∈ R+ mit der Eigenschaft x > y und x ≤ y. Da f2 auf dem Intervall [0, ∞) monoton wachsend ist, gilt √ √ x≤ y √ 2 √ 2 ⇒ x ≤ x ⇒ x ≤ y. Dies steht aber im Widerspruch zur Annahme x > y. Folglich ist die Annahme falsch und damit gezeigt, daß g streng monoton wachsend ist. Aufgabe G11 (Faktorisierung von Polynomen) Gegeben seien die Polynome p(x) = x4 − 3x3 − 5x2 + 9x − 2 und q(x) = x11 − x7 . (a) Bestimme die reellen Nullstellen von p mit Hilfe des Hornerschemas. Tipp: Das Polynom besitzt zwei rationale Nullstellen. (b) Bestimme die reellen Nullstellen von q nach einem Verfahren deiner Wahl. (c) Gib zu p und q jeweils die reelle Faktorisierung in Faktoren ohne Nullstellen an. Lösung: (a) Durch einfaches Raten erhält man als eine Nullstelle 1. Dann ergibt sich mit dem Hornerschema: 1 −3 −5 9 −2 + 1 −2 −7 2 1 −2 −7 2 0 Daher ist p(x) = (x − 1)(x3 − 2x2 − 7x + 2). Weiteres Raten ergibt, daß −2 eine Nullstelle von x3 − 2x2 − 7x + 2 ist. Mit Hilfe des Hornerschemas erhält man + 1 −2 −7 2 −2 8 −2 1 −4 1 0 Daher ist p(x) = (x − 1)(x + 2)(x2 − 4x + 1). Die Nullstellen von x2 − 4x + 1 sind nach der pq-Formel r √ −4 (−4)2 − ± − 1 = 2 ± 3. 2 4 √ √ Folglich besitzt p die Nullstellen 1, −2, 2 + 3 und 2 − 3. 2 4. Übung Mathematik I für Inf-BSc, WInf (b) Es gilt q(x) = x11 − x7 = x7 (x4 − 1) = x7 (x2 − 1)(x2 + 1). Daher hat q die siebenfache Nullstelle 0 sowie die Nullstellen 1 und −1. (c) Die Faktorisierungen ergeben sich sofort aus den obigen Rechnungen: √ √ p(x) = (x − 1)(x + 2)(x − (2 − 3))(x − (2 + 3)) q(x) = x7 (x − 1)(x + 1)(x2 + 1) Aufgabe G12 (Rationale Funktionen) Gegeben sei die rationale Funktion f (x) = x4 − 2x3 − x2 + 2x x3 − 3x2 + 4 r(x) (a) Bringe f in die Form p(x) + q(x) , wobei p, r und q Polynome sind und grad(r) < grad(q) gilt. (b) Bestimme den größten gemeinsamen Teiler (ggT) von r und q. Lösung: (a) Eine Polynomdivision ergibt (x4 − 2x3 − x2 + 2x) : (x3 − 3x2 + 4) = x + 1 + − x4 − 3x3 + 4x x3 − x2 − 2x − x3 − 3x2 + 4 2x2 − 2x − 4 2x2 −2x−4 x3 −3x2 +4 (b) Mit dem Euklidischen Algorithmus ergibt sich (x3 − 3x2 + 4) : (2x2 − 2x − 4) = 21 x − 1 − x3 − x2 − 2x −2x2 + 2x + 4 − −2x2 + 2x + 4 0 Folglich ist der größte gemeinsame Teiler von r und q x2 − x − 2. Aufgabe G13 (Komposition von Funktionen) Seien f : R → R und g : R → R monoton wachsende Funktionen und h : R → R eine monoton fallende Funktion. Untersuche das Monotonieverhalten von f ◦ g, g ◦ h und f ◦ g ◦ h Lösung: Sei x > y. Dann gilt g(x) ≥ g(y), da g monoton wachsend ist. Weil f monoton wachsend ist, folgt f (g(x)) ≥ f (g(y)). Das heißt f ◦ g ist monoton wachsend. Sei x > y. Dann gilt h(x) ≤ h(y), da h monoton fallend ist. Weil g monoton wachsend ist, folgt g(h(x)) ≤ g(h(y)). Das heißt g ◦ h ist monoton fallend. Da f eine monoton wachsende Funktion ist und -wie schon gezeigt- g ◦ h eine monoton fallende Funktion ist, ist auch f ◦ g ◦ h monoton fallend. 3 4. Übung Mathematik I für Inf-BSc, WInf Hausübung Aufgabe H11 (Summen von Funktionen) (10 Punkte) (a) Seien f : R → R und g : R → R monoton wachsende Funktionen. Zeige, dass dann auch f + g eine monoton wachsende Funktion ist. (b) Gib Beispiele von monoton wachsenden Funktionen f1 , f2 und g1 , g2 an, sodass f1 − g1 monoton wachsend und f2 − g2 nicht monoton wachsend ist. Lösung: (a) Sei x, y ∈ mit x < y. Dann gilt aufgrund der Monotonie f (x) ≤ f (y) und g(x) ≤ g(y). Die Addition dieser beiden Ungleichungen ergibt f (x) + g(x) ≤ f (y) + g(y). Daraus folgt (f + g)(x) ≤ (f + g)(y), womit f + g monoton wachsend ist. (b) Sei f1 : R → R : x 7→ x, f2 := f1 , x , 2 g2 : R → R : x 7→ 2x. g1 : R → R : x 7→ Offensichtlich sind alle diese Funktionen monoton wachsend. Da (f1 − g1 )(x) = x2 , ist f1 − g1 eine monoton wachsende Funktion. Da (f2 −g2 )(x) = −x, ist f2 −g2 nicht monoton wachsend. Aufgabe H12 (Produkte von Funktionen) (10 Punkte) Definiere R+ := {x ∈ R | x > 0} und R− := {x ∈ R | x < 0}. Seien f1 : R → R+ und g1 : R → R+ monoton wachsende Funktionen und f2 : R → R− und g2 : R → R− monoton fallende. (a) Zeige, dass f1 g1 eine monoton wachsende Funktion ist. (b) Zeige, dass f2 g2 eine monoton wachsende Funktion ist. (c) Was läßt sich über das Monotonieverhalten von f1 f2 sagen? Lösung: (a) Sei x < y. Aufgrund der Monotonie gilt dann f1 (x) ≤ f1 (y) und g1 (x) ≤ g1 (y). Multiplikation der ersten Ungleichung mit g1 (x) und der zweiten mit f1 (y) liefert f1 (x)g1 (x) ≤ f1 (y)g1 (x) und f1 (y)g1 (x) ≤ f1 (y)g1 (y), da g1 (x) und f1 (y) positiv sind. Daraus folgt (f1 g1 )(x) = f1 (x)g1 (x) ≤ f1 (y)g1 (x) ≤ f1 (y)g1 (y) = (f1 g1 )(y). (b) Sei x < y. Aufgrund der Monotonie gilt dann f2 (x) ≥ f2 (y) und g2 (x) ≥ g2 (y). Multiplikation der ersten Ungleichung mit g2 (x) und der zweiten mit f2 (y) liefert f2 (x)g2 (x) ≤ f2 (y)g2 (x) und f2 (y)g2 (x) ≤ f2 (y)g2 (y), da g2 (x) und f2 (y) negativ sind. Daraus folgt (f2 g2 )(x) = f2 (x)g2 (x) ≤ f2 (y)g2 (x) ≤ f2 (y)g2 (y) = (f2 g2 )(y). 4 4. Übung Mathematik I für Inf-BSc, WInf (c) Sei x < y. Aufgrund der Monotonie gilt dann f1 (x) ≤ f1 (y) und f2 (x) ≥ f2 (y). Multiplikation der ersten Ungleichung mit f2 (x) und der zweiten mit f1 (y) liefert f1 (x)f2 (x) ≥ f1 (y)f2 (x) und f1 (y)f2 (x) ≥ f1 (y)f2 (y), da f2 (x) negativ und f1 (y) positiv ist. Daraus folgt (f1 f2 )(x) = f1 (x)f2 (x) ≥ f1 (y)f2 (x) ≥ f1 (y)f2 (y) = (f1 f2 )(y). Folglich ist f1 f2 monoton fallend. Aufgabe H13 (Faktorisierung von Polynomen) Gegeben sei das Polynom (10 Punkte) p(x) = x5 − 2x4 − 4x3 + 4x2 − 5x + 6. (a) Bestimme die reellen Nullstellen von p mit Hilfe des Hornerschemas. (b) Gib die reelle Faktorisierung von p in Faktoren ohne Nullstellen an. Lösung: (a) Durch einfaches Raten erhält man als eine Nullstelle 1. Dann ergibt sich mit dem Hornerschema: 1 −2 −4 4 −5 6 + 1 −1 −5 −1 −6 1 −1 −5 −1 −6 0 Daher ist p(x) = (x − 1)(x4 − x3 − 5x2 − x − 6). Weiteres Raten ergibt, daß −2 eine Nullstelle von x4 − x3 − 5x2 − x − 6 ist. Mit Hilfe des Hornerschemas erhält man + 1 −1 −5 −1 −6 −2 6 −2 6 1 −3 1 −3 0 Daher ist p(x) = (x − 1)(x + 2)(x3 − 3x2 + x − 3). Weiteres Raten ergibt, daß 3 eine Nullstelle von x3 − 3x2 + x − 3 ist. Mit Hilfe des Hornerschemas erhält man + 1 −3 1 −3 3 0 3 1 0 1 0 Daher ist p(x) = (x − 1)(x + 2)(x − 3)(x2 + 1). Die Nullstellen von x2 + 1 sind i und −i. Folglich besitzt p die Nullstellen 1, −2, 3, i und −i. (b) Die Faktorisierung ergibt sich sofort aus der obigen Rechnung: p(x) = (x − 1)(x + 2)(x − 3)(x2 + 1) Aufgabe H14 (Rationale Funktionen) Gegeben sei die rationale Funktion f (x) = (10 Punkte) x3 + x2 + x − 14 x4 + 3x3 + 6x2 − 3x − 7 Bestimme den größten gemeinsamen Teiler (ggT) von Zähler- und Nennerpolynom. 5 4. Übung Mathematik I für Inf-BSc, WInf Lösung: Mit dem Euklidischen Algorithmus ergibt sich (x4 + 3x3 + 6x2 − 3x − 7) : (x3 + x2 + x − 14) = x + 2 + − x4 + x3 + x2 − 14x 2x3 + 5x2 + 11x − 7 − 2x3 + 2x2 + 2x − 28 3x2 + 9x + 21 (x3 + x2 + x − 14) : (x2 + 3x + 7) = x − 2 − x3 + 3x2 + 7x −2x2 − 6x − 14 − −2x2 − 6x − 14 0 Folglich ist der größte gemeinsame Teiler von Zähler und Nenner x2 + 3x + 7. 6 3(x2 +3x+7) x3 +x2 +x−14