Gemeinsame Presseerklärung der Städte Wiesbaden und Bad

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12. Mai 2016
Gemeinsame Presseerklärung der
Städte Wiesbaden und Bad Homburg
Wiesbaden und Bad Homburg sowie weitere Städte
scheiden bei der Bewerbung der „Great Spas of Europe“
als Weltkulturerbe aus
Seit 2010 gibt es die gemeinsame Initiative europäischer
Kurstädte unter dem Titel „Great Spas of Europe“, die im
Rahmen einer seriellen Bewerbung die Anerkennung als
Weltkulturerbe für die beteiligten Städte erlangen will. Bad
Homburg strebte seit 2011 eine Mitgliedschaft an und gehört
seit 2013 dazu, Wiesbaden ist eines der Gründungsmitglieder
und hatte zuvor bereits eine Einzelbewerbung betrieben.
Die serielle Bewerbung steht unter tschechischer Führung, d.h.
Tschechien
ist
das
Land,
das
die
Bewerbung
nach
Ausarbeitung bei der UNESCO einreichen soll.
In Bad Homburg und Wiesbaden hat der Bewerbungsprozess
große
innerstädtische
Initiativen
ausgelöst:
Veranstaltungsreihen, öffentliche Symposien, Führungen und
Publikationen. Auch die Etablierung eines Gestaltungsbeirats in
Wiesbaden - ein unabhängiges Sachverständigengremium, das
über wesentliche private und städtische Bauvorhaben und
Planungen
berät,
Welterbegedanken
-
wurde
beflügelt.
Bad
wesentlich
Homburg
von
eröffnete
dem
zu
Pfingsten einen Rundwanderweg zu den Stationen der im 19.
Jahrhundert gewachsenen Kurlandschaft, ein Projekt, das
während der Forschungen zur Stadtgeschichte im Rahmen der
Bewerbung entstanden ist.
Die Zahl der Städte in der Serie hat sich seit 2010 von
ursprünglich acht auf zuletzt 16 erhöht; sie liegen in Belgien,
Frankreich, Tschechien, Großbritannien, Italien, Österreich und
Deutschland. Dabei sind Deutschland mit sechs, Tschechien
mit vier und Österreich mit zwei Städten jene Länder, die mehr
als einen Kandidaten haben.
Welterbe-Bewerbungen
erfordern
heute
umfangreiche
Vorarbeiten, zu denen genaue wissenschaftliche Definitionen
wie auch systematische Erhebungen der Bausubstanz gehören.
Gerade bei einer seriellen Bewerbung macht dies ein
gemeinsames, systematisches Arbeiten notwendig. An der
Vorgehensweise wurde in der Vergangenheit, etwa bei dem
Symposium in Wiesbaden im Juli 2014, substantielle Kritik
geübt. Auch wurde immer aus Fachkreisen vorgebracht, dass
die Zahl der Städte in der Serie zu groß geworden sei für eine
erfolgreiche Bewerbung.
Die beteiligten Länder haben über die nationalen Vertreter
Ende 2013 paritätisch besetzte Arbeitsgruppen eingesetzt, die
den Prozess steuern und über den Umfang sowie die
Zusammensetzung der Gruppe entscheiden sollen, um einen
Erfolg wahrscheinlicher zu machen.
Die „International Steering Group“ und die „International
Working
Group“
haben
sich
Anfang
Mai
auf
einer
gemeinsamen Sitzung in Montecatini Terme (Italien) darauf
verständigt, die Gruppe auf 11 Städte zu reduzieren. Bad
Homburg und Wiesbaden, aber auch Bad Pyrmont und Bad
Ischl und Luhacovice sollen fortan nicht mehr Teil der
Bewerbung sein. Diese Entscheidung wurde nun auf der
Konferenz der Bürgermeister der beteiligten Städte in Prag am
12. Mai bekannt gegeben.
Wiesbaden und Bad Homburg bedauern diese Entscheidung
außerordentlich und halten sie für endgültig. Eines der gegen
die beiden Städte vorgebrachten Argumente ist, dass hier nur
noch
sehr
bedingt
von
einem
bestehenden
Kurbetrieb
gesprochen werden könnte. Dieses Kriterium hatte erstmals
2015 bei den Überlegungen der beiden Gremien ein hohes
Gewicht bekommen. Das war insofern überraschend, da in
keiner der Städte der Serie ein dem 19. Jahrhundert
vergleichbarer Kurbetrieb mehr vorhanden ist.
Gleichzeitig weisen Bad Homburg und Wiesbaden darauf hin,
dass auch die übrigen Entscheidungsgrundlagen erhebliche
Mängel aufweisen. Zu diesen gehört etwa die von der UNESCO
geforderte „Vergleichende Analyse“ der Kurstädte, von deren
vier Autoren nur einer kontinuierlich bis zum Ende mitgearbeitet
hat. Eine wissenschaftliche Grundlage für die Auswahl der
Städte ist aus dieser Studie heraus nicht ableitbar. Auch ging
der erfahrene deutsche Koordinator und Vertreter Dr. Christoph
Machat in der Working Group Anfang 2016 „von Bord“.
Deutlich wurde gerade, aber nicht nur in den letzten Monaten,
dass das Vorgehen und die Entscheidungen insgesamt eher
politisch als wissenschaftlich geprägt waren. Zuletzt verfestigte
sich der Eindruck, dass sich der Schwerpunkt bei der
Bewertung verschoben hat vom Welt- und Gesellschaftsbad, für
das Wiesbaden und Bad Homburg stehen, zum Heilbad.
Beide hessischen Städte konnten diese Entwicklung immer nur
als negativ anmahnen, aber hatten praktisch keinen Einfluss
darauf.
Dennoch
blicken
Oberbürgermeister
Sven
Gerich
und
Oberbürgermeister Alexander Hetjes auf die lokalen Aspekte
der Bewerbung ausgesprochen positiv zurück: „Auch wenn wir
nicht ans Ziel gelangen werden, so haben wir in den Städten
doch sehr viel bewegt, das bleiben wird. Den Bürgern ist die
Besonderheit und der Wert unserer Städte sehr viel deutlicher
geworden“.
Den verbleibenden Städten in der Serie der „Great Spas of
Powered by TCPDF (www.tcpdf.org)
Europe“ wünschen beide viel Erfolg und den Titel „Welterbe“
am Ende eines langen Prozesses.
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