Das Ausmaß an Elend ist schockierend

Werbung
8.2.2017
Krank ohne Krankenversicherung: "Das Ausmaß an Elend ist schockierend" ­ heute­Nachrichten
8.2.2017
http://www.heute.de/krank­ohne­krankenversicherung­das­ausmass­an­elend­ist­
schockierend­46490702.html?view=print
Krank ohne Krankenversicherung
"Das Ausmaß an Elend ist schockierend"
Video Gesundheit ­ wohin geht das Geld?
Video Leben ohne Krankenversicherung
Die meisten Menschen sind in der gesetzlichen
Krankenversicherung und zahlen Beiträge. Was passiert mit
diesem Geld?
Eine Krankenversicherung ist Pflicht in Deutschland,
dennoch sind etwa 128.000 nicht versichert. Doch was
passiert dann bei einer Erkrankung?
(07.02.2017)
(31.03.2016)
Video Gesundheit ­ wohin geht das Geld?
Video Leben ohne Krankenversicherung
von Marcel Burkhardt
Studenten, Selbstständige, Obdachlose: Trotz gesetzlicher Pflicht können sich in Deutschland heute offiziell
80.000 Bürger keine Krankenversicherung leisten ­ die Dunkelziffer ist hoch. Spendenfinanzierte Notfallpraxen
arbeiten unter Hochdruck. Anke lächelt nicht mehr. Sie schämt sich für zwei große Zahnlücken in ihrem Mund. "Du schaffst schöne
Dinge für deine Kunden und kannst dir nicht mal ein vernünftiges Gebiss leisten", sagt die selbstständige
Designerin und presst ihre Lippen zusammen. Der Grund für ihre Lage: Während einer beruflichen
Durststrecke löschte sie den Dauerauftrag an ihre Krankenkasse. Inzwischen hat sie dort mehrere Tausend
Euro Schulden ­ und nur noch Ansprüche im medizinischen Notfall.
Ärzte leisten ehrenamtlich Nothilfe
Die Mittvierzigerin ist kein Einzelfall. Mediziner, die Menschen ehrenamtlich in spendenfinanzierten Notpraxen
helfen, berichten von einer wachsenden Anzahl von Patienten.
Dein Deutschland
In einer Serie nehmen wir die Anregungen unserer Facebook­User auf und schauen eine Woche lang
gezielt auf den Alltag und die Probleme in Deutschland. Heute mit dem Schwerpunkt "Gesundheit".
http://www.heute.de/krank­ohne­krankenversicherung­das­ausmass­an­elend­ist­schockierend­46490702.html?view=print
1/3
8.2.2017
Krank ohne Krankenversicherung: "Das Ausmaß an Elend ist schockierend" ­ heute­Nachrichten
Zu jenen, die sich ihre Beiträge zur Krankenversicherung nicht mehr leisten
konnten und jetzt auf Gratishilfe angewiesen sind, zählen geringverdienende
Selbstständige, aber auch privat versicherte Angestellte oder Studenten, die nicht
mehr familienversichert sind. Hinzu kommt eine große Anzahl von Obdachlosen.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamts sind in Deutschland trotz
Versicherungspflicht etwa 80.000 Bundesbürger nicht krankenversichert. Die
Dunkelziffer ist Experten zufolge noch weitaus höher. Hinzu kommen Tausende
nichtversicherte EU­Bürger und geschätzt bis zu einer halben Million Menschen,
die in Deutschland in der Illegalität leben.
"Mehr als 70 Prozent unserer Patienten leben auf der Straße"
Um all diese Menschen kümmern sich in vielen deutschen Städten und Kommunen ehrenamtlich engagierte
Ärzte und Pflegekräfte. Die "Malteser Migranten Medizin" etwa behandelt zu 90 Prozent Patienten, die aus
dem Ausland kommen. "Wir können diese Leute in akuten Notlagen ja nicht im Regen stehen lassen", sagt
eine Ärztin aus Frankfurt am Main im Gespräch mit heute.de.
Wie dringend nötig unbürokratische Hilfe auch für deutsche Patienten ohne gültige Krankenversicherung ist,
zeigen Berichte aus anderen Notfallpraxen. "Mehr als 70 Prozent unserer Patienten leben auf der Straße, sie
haben keine Krankenversichertenkarte und viele nicht mal einen Personalausweis", sagt Dr. Jenny de la
Torre. Mit einem Team von Ärzten, Helfern, Psychologen und Sozialarbeitern betreibt die aus Peru
stammende Medizinerin in Berlin­Mitte ein Gesundheitszentrum für Mittel­ und Obdachlose, das komplett über
Spenden finanziert wird.
Viele meiden Arztbesuch zu lange ­ aus Angst vor den Kosten
Die Wartezimmer sind häufig brechend voll. Etwa 3500 Patienten hat die Praxis. Tendenz steigend. "In der
Vergangenheit hatten wir jährlich um die 300 Neu­Patienten ­ aber im letzten Jahr waren es dreimal so viele",
sagt de la Torre. Viele dieser Menschen haben einen Arztbesuch zu lange gemieden, aus Angst vor den
Kosten. Die Folge seien oft "schwere, multiple Krankheitsbilder", sagt Jenny de la Torre. "Das Ausmaß an
Elend und Verwahrlosung, das wir hier sehen, ist schockierend."
Offene Wunden, komplett kaputte Zähne, Infektionskrankheiten, Krätze, Läuse, Parasiten. Dazu
Suchtkrankheiten und Spuren von Gewalt. Eine massive Zunahme von psychischen Krankheiten. Was Jenny
de la Torre und ihre Kollegen tagtäglich zu Gesicht bekommen, ist selbst für die erfahrenen Notfall­Mediziner
schwer zu ertragen. De la Torre spricht von der "Krankheit Obdachlosigkeit" als "gesellschaftlicher
Katastrophe" und berichtet, wie das Leben auf der Straße, der Dauerstress, die mangelnde Hygiene und
unzureichende Ernährung die Menschen zerstöre.
Ärztin fordert "unbürokratischere" Hilfe für die Schwächsten
Allein in Berlin leben geschätzt 11.000 Menschen auf der Straße, in Parks, unter Brücken. Jenny de la Torre,
für ihr langfristiges Engagement unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet, mahnt
dringend Fortschritte im deutschen Gesundheits­ und Sozialsystem an, "weil das Recht auf Gesundheit und
körperliche Unversehrtheit an oberster Stelle steht und nicht von der finanziellen Lage abhängig sein sollte".
Die Ärztin fordert "schnellere,
unbürokratischere" Hilfe für die Schwächsten.
Weitere Links zum Thema
"Sie sind doch Menschen wie wir alle und
keine Bürger zweiter Klasse!" Um die Leute
(http://www.heute.de/finanzdienstleister­und­
von der Straße wegzuholen und zu
allensbach­legen­gesundheitrsreport­vor­
menschen­zufrieden­aber­es­wird­schlechter­
reintegrieren, müsse die Politik mehr
45299080.html)
unternehmen.
Umfrage unter Ärzten und ...
Große Zahnlücken, kein Lächeln
Gesundheit: Es kann nur schlechter werden
(http://www.heute.de/finanzdienstleister­und­allensbach­legen­
gesundheitrsreport­vor­menschen­zufrieden­aber­es­wird­schlechter­
45299080.html)
ARTIKEL
(http://www.heute.de/heute.de­erklaert­welche­
versicherungen­sich­lohnen­46211618.html)
Private ...
Versichern ­ aber richtig!
(http://www.heute.de/heute.de­erklaert­welche­versicherungen­sich­
Um beitragssäumigen Versicherten wie etwa
der Designerin Anke zu helfen, gibt es
immerhin den so genannten Notlagentarif der
Privaten Krankenversicherungen. Wie der
Name sagt, erhält der Versicherte dabei
Leistungen in allen akuten Fällen. Dazu zählen
schmerzstillende Zahnbehandlungen inklusive
nötiger Füllungen, aber keine neuen Zähne,
http://www.heute.de/krank­ohne­krankenversicherung­das­ausmass­an­elend­ist­schockierend­46490702.html?view=print
2/3
8.2.2017
Krank ohne Krankenversicherung: "Das Ausmaß an Elend ist schockierend" ­ heute­Nachrichten
lohnen­46211618.html)
ARTIKEL
wenn sie gezogen werden mussten.
Anke hofft, dass ihre Geschäfte so gut laufen
wie zuletzt, sodass sie ihre
Krankenversicherungsbeiträge nachzahlen
kann. Und: "Die Lücken müssen weg", sagt
sie. Bis dahin verkneift sie weiter ihr Lächeln.
Wie Rinah mit Blutkrebs lebt
"Frag mich alles!"
Rinah hat mit zwölf Jahren die Diagnose Blutkrebs erhalten. Die heute 14­Jährige ist nach einer
Stammzellentransplantation auf dem Weg der Besserung. In der Rubrik "Frag mich alles!" haben wir
Rinah Fragen gestellt, die man sich sonst nicht zu stellen traut.
07.02.2017 http://www.heute.de/krank­ohne­krankenversicherung­das­ausmass­an­elend­ist­schockierend­46490702.html?view=print
3/3
Herunterladen