ÜBUNGEN ZU SIEDLUNGSWASSERWIRTSCHAFT Übung 1: Systemanalyse Übung 2: Pumpwerk und Reservoir Übung 3: Netzberechnung Übung 4: Desinfektion Übung 5: Regenmessungen Übung 6: Versickerung Übung 7: Charakterisierung von Abwasser Übung 8: Beurteilung einer nitrifizierenden Belebungsanlage Übung 9: Phosphorbilanz um eine Belebungsanlage Übung 10: Bilanz um einen Eindicker Übung 11: Schlammbehandlung 2 4 6 9 11 13 14 15 18 20 21 Lösungen und Resultate zu Übungen in Siedlungswasserwirtschaft Seite 2 Übung 1: Systemanalyse Ziel der Übung Systemanalyse und Bilanzierung sind Grundlagen für eine erfolgreiche Modellierung des Verhaltens eines Systems. Anhand von zwei Beispielen sollen Sie in dieser Übung diese Methoden vertiefen. Es geht hier nur um das Verständnis des Systems und nicht um allfällige Prozesse (vgl. Skript Kap. 2). Aufgabe 1: Abbau eines Stoffes S in einem idealen Rührkessel Sie betreiben einen Reaktor, der sich wie ein idealer Rührkessel verhält (Abb. 1). In diesem Reaktor wird ein Stoff S in einer Reaktion 1.Ordnung entsprechend r = -k S abgebaut. Die Reaktionsgeschwindigkeit beträgt k = 50 d-1. Rührer Qzulauf = 10000m3d-1 Szulauf = 30 g m-3 Volumen V = 1000 m3 Abb. 1: Idealer Rührkessel Frage 1: Wie gross ist im stationären Zustand die Konzentration S im Ablauf des Reaktors? Hinweis: Erstellen Sie eine Massenbilanz für den Stoff S um den idealen Rührkessel und berechnen Sie die Ablaufkonzentration des Stoffes S im stationären Zustand (= keine Speicherung, Zu- und Abflüsse sind konstant). Lösungen und Resultate zu Übungen in Siedlungswasserwirtschaft Seite 3 Aufgabe 2: Die Kanalisation als Reaktor Eine alte Drainageleitung entwässert in die Kanalisation. Sie wollen abschätzen, wieviel Wasser QD mit welcher Konzentration des Stoffes SD durch diesen Zufluss in die Kanalisation gelangt. Unmittelbar oberhalb des Drainagezuflusses und 1000m weiter unten gibt es einen Schacht mit der Möglichkeit zur Probenahme (Abb. 2). Von diesen zwei Punkten besitzen Sie Messungen des Durchfluss und der Konzentration von S. Der Stoff wird in der Kanalisation abgebaut mit einer Reaktion 1.Ordnung (r = -kS) mit k = 25 d-1. In erster Näherung können Sie den Kanalabschnitt als einen idealen Röhrenreaktor betrachten. Drainage QD, SD QAb = 0.06 m3s-1 Qzu = 0.05 m3s-1 Szu = 8 g m-3 v = 1 m s-1 SAb = 5 g m-3 L = 1000 m Abb. 2: Kanalisationsabschnitt mit Zufluss aus Drainageleitung Frage 2: Wieviel Wasser QD fliesst aus der Drainage zu und welche Stoffkonzentration SD enthält dieses Wasser? Lösungen und Resultate zu Übungen in Siedlungswasserwirtschaft Seite 4 Übung 2: Pumpwerk und Reservoir Ziel der Übung Dimensionierung, Betrieb und Gestaltung von Pumpwerken und Reservoiren kennenlernen. Grundlagen: Es soll ein baufälliges, unhygienisches Reservoir ersetzt werden. Dem Reservoir fliesst Quellwasser direkt zu, zudem fördert ein Grundwasserpumpwerk ebenfalls direkt ins Reservoir (das erlaubt eine optimale Mischung der zwei unterschiedlichen Wässer). Es besteht ein Pumpwerk mit zwei Pumpen, deren Pumpencharakteristik in Abb. 3 dargestellt ist. Um die günstige Nachtenergie zu nutzen sollen die Pumpen nur in der Zeit von 2200 – 0600 Uhr betrieben werden. Pumpenkennlinie Förderhöhe H (m) 120 100 80 60 40 20 0 50 100 150 200 250 Q (l/s) Abb. 3: Kennlinie für eine der bestehenden Pumpen Q [l/s] 90 H Pumpe [m] 110 100 109 110 120 130 140 150 160 170 180 190 200 210 220 230 107 103 100 96 91 85 78 70 62 54 44 32 18 Im Reservoir soll eine Löschreserve von 800 m3 vorgesehen werden. Alle genutzten Quellen sind an eine gemeinsame Brunnenstube angeschlossen, so dass bisher nur die Schüttung der Quellen zusammen gemessen wurde. Tabelle 1 enthält die minimale gemessene Schüttung aus Beobachtungen der letzten 10 Jahre. Der Grundwasserspiegel liegt bei Berücksichtigung der Absenkung als Folge des Pumpbetriebs bei Trockenheit auf 665 müM, der Wasserspiegel im neuen Reservoir liegt bei ca. 757 müM. Die 1.8 km lange Leitung vom Pumpwerk zum Reservoir wurde kürzlich renoviert, die Rohrkonstante wurde zu = 0.186 s2 m-6 bestimmt. Lösungen und Resultate zu Übungen in Siedlungswasserwirtschaft Seite 5 Messungen haben ergeben, dass der Wasserverbrauch entsprechend der Angaben in Tabelle 2 und Abb. 4 variiert (Jahresgang, Tagesgang). Die Gemeinde erwartet, dass der Wasserverbrauch in den nächsten Jahren noch um 20% zunehmen wird. Tabelle 1: Minimale Schüttung von Quellwasser in den letzten 10 Jahren Monat Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez [m3/d] 5308 5081 6050 6810 7519 5976 4819 3429 2578 2978 4187 5210 Tabelle 2: Wasserverbrauch im Jahre 1995 Messungen 1995 Durchschnittliche Wasserabgabe: Maximale Wasserabgabe: Minimale Wasserabgabe: Wasserabgabe 14 12 10 8 6 4 2 22-24 20-22 18-20 16-18 14-16 12-14 10-12 8-10 6-8 4-6 2-4 0 0-2 Verbrauch [%] 3.6 3.4 5.2 10.0 12.0 12.6 12.0 11.4 10.6 9.0 6.2 4.0 100.0 Abgabe (% der Tagesabgabe) Zeit 0-2 2-4 4-6 6-8 8-10 10-12 12-14 14-16 16-18 18-20 20-22 22-24 Total 5131 m3/d 7024 m3/d 3820 m3/d Zeitraum (Tageszeit) Abb. 4: Gemessener Tagesgang des Wasserverbrauchs Fragen: 1) Wieviel Grundwasser muss das Pumpwerk pro Tag mindestens fördern können? 2) Wie gross muss das Reservoir gebaut werden, wenn die Pumpen nur in der Nacht fördern sollen? 3) Genügen die beiden vorhandenen Pumpen um das Grundwasser zu fördern? Wenn ja, wie sollen sie angeordnet und betrieben werden? Lösungen und Resultate zu Übungen in Siedlungswasserwirtschaft Seite 6 Übung 3: Netzberechnung Ziel der Übung Kennenlernen von hydraulisch bestimmten und unbestimmten Systemen in der Trinkwasserversorgung und einfache Netzberechnung durchführen können (vgl. Kap. 11) System 1: System 2: HR2 = 600 m.ü.M. HR = 600 m.ü.M. HR1 = 600 m.ü.M. 80 l/s 200 l/s A D B A 50 l/s 0 l/s C B 50 l/s E System 3: System 4: A HR = 700 m.ü.M. 80 l/s B A B 80 l/s HGW = 637 m.ü.M. 240 l/s HC = 345 m.ü.M. Pumpenkennlinie siehe Abb.4 160 l/s Abb. 5: Schematische Darstellung von Wasserversorgungssystemen Lösungen und Resultate zu Übungen in Siedlungswasserwirtschaft Seite 7 Abb. 6: Pumpenkennlinien. Die installierte Pumpe ist vom Typ SP 75-4 (Quelle Grundfos Pumpen) Lösungen und Resultate zu Übungen in Siedlungswasserwirtschaft Seite 8 Fragen: 1) Welche Systeme in Abb. 5 sind hydraulisch bestimmt, welche nicht? 2) Berechnen Sie die Durchflüsse und Druckhöhen in den hydraulisch bestimmten Systemen. Annahme: Alle Rohre haben einen Innendurchmesser von 150 mm mit = 40 s2/m6. Die Länge zwischen zwei Knoten beträgt jeweils 100 Meter. 3) Berechnen Sie eines der hydraulisch unbestimmten Systeme mit Hilfe einer einfachen Iterationsrechnung. Annahme: Rohreigenschaften und -längen wie in Frage 2. 4) Eine Trinkwasserversorgung am Hang hat zwei unterschiedliche Druckzonen. Diese sind durch den abgebildeten Druckunterbrechungsschacht (Abb. 7) voneinander getrennt. Wie kann dieses Element in der Trinkwasserversorgung mit den Ihnen bekannten Elementen modelliert werden? C HR = 600 m.ü.M. 80 l/s E B 200 l/s D HDUS = 552 m.ü.M. A 150 l/s F G Abb. 7: Druckbrecherschacht Lösungen und Resultate zu Übungen in Siedlungswasserwirtschaft Seite 9 Übung 4: Desinfektion Ziel der Übung Anhand der Dimensionierung einer Desinfektionsanlage, die Trinkwasser mit Ozon desinfiziert, sollen Sie die Reaktorhydraulik aus dem Kapitel 2 praktisch anwenden. Grundlagen – Das Rohwasser (noch nicht behandeltes Wasser) enthält je nach Saison 105 bis 107 Keime pro ml. – Das desinfizierte Trinkwasser darf maximal 1 Keim pro 100ml enthalten. – Die Desinfektion sollte mit einem Sicherheitsfaktor 100 gewährleistet sein. – Ozon wird mit Belüftungsaggregaten eingetragen, die eine sehr grosse Turbulenz verursachen. – In der Literatur finden Sie folgendes Gesetz für die Geschwindigkeit des Desinfektionsprozesses: rN = -k · CO3 · N rN k N CO3 Anzahl Keime · L-3 · T-1 MO3-1 · L3 · T-1 Anzahl Keime · L-3 MO3 · L-3 Anzahl Keime, die absterben Reaktionskonstante Konzentration der Keime Ozonkonzentration Im Labor messen Sie die folgenden Keimzahlen in einem Batch-Reaktor (= Chargenreaktor): Zeit min N Anzahl Keime/ml 0 1 2 3 5 7 3·106 2·105 5·104 3·103 1·102 <1 Ozonkonzentration CO3 = konstant = 0.2 mgO3/l Resultate Batch-Versuch ln(N/N 0) – = = = = 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 -16 0 1 2 3 Zeit [min] 4 5 6 7 Lösungen und Resultate zu Übungen in Siedlungswasserwirtschaft Seite 10 Fragen 1) Leiten Sie aus den Versuchsresultaten die Grösse der Geschwindigkeitskonstanten k her. Hinweis: Erstellen Sie die Bilanzgleichung für den Batch-Reaktor 2) Als Vereinfachung wollen Sie die Desinfektionsanlage als idealen Rührkessel modellieren. Wie gross würde ein idealer Rührkessel für die Desinfektion des Trinkwassers einer Kommune, die Q = 5000 m3 d-1 Trinkwasser braucht? Berücksichtigen Sie die vorgegebenen Randbedingungen und nehmen Sie an, dass der Reaktor mit der konstanten Ozonkonzentration von CO3 = 0.25 mgO3/l und im steady state betrieben wird? Hinweis: Erstellen Sie die Bilanzgleichung für den idealen Rührkessel 3) Die Anlage wird wie folgt gebaut: Das Reaktorvolumen von total 500 m3 wird durch eine Trennwand unterteilt, so dass zwei volldurchmischte ideale Rührkessel von je 250m3 Inhalt entstehen. Die Ozonkonzentration beträgt in beiden Reaktoren konstant 0.25 mgO3/l. QZu NZu N1 N2 QAb Nab Stellen Sie die Bilanzgleichungen für die beiden Rührkessel auf, um daraus die Abflusskonzentrationen N1 und N2 berechnen zu können. Kann diese Anlage die Qualitätsziele erfüllen? Wie könnte ihre Leistung allenfalls verbessert werden? Zusatzaufgaben 4) Durch eine zunehmende Anzahl von Zwischenwänden entsteht eine sogenannte Rührkesselkaskade. Wieviel gleich grosse Teilreaktoren, mit einem totalen Volumen von 500 m3 sind erforderlich, damit das Ziel der Desinfektion eingehalten werden kann? Hinweis: Lösen Sie die Bilanzgleichung für einen Reaktor mit einem Volumen von Vtot / n (n = Anzahl Teilreaktoren) und versuchen Sie aufzuzeigen, wie Sie mit dieser Teilbilanz anschliessend mehrere Reaktoren in Serie beschreiben können). 5) Welche Ablaufkonzentration hätte ein idealer Röhrenreaktor im stationären Zustand bei gleichem Volumen? (Ozonierung erzeugt grosse Turbulenz, entsprechend weicht der Ozonierungsreaktor immer vom Röhrenreaktor ab. Durch viele Zwischenwände kann aber ein Röhrenreaktor angenähert werden). Lösungen und Resultate zu Übungen in Siedlungswasserwirtschaft Übung 5: Regenmessungen Ziel der Übung – Regenmessungen sinnvoll interpretieren können – Vetraut werden mit den statistischen Angaben zu Regenintensitäten Grundlagen Am 15. August 1995 stand der folgende Artikel im Tagesanzeiger: Seite 11 Lösungen und Resultate zu Übungen in Siedlungswasserwirtschaft Seite 12 Die Regenintensität nach Hörler und Rhein (vgl. Kap. 13) ist rz (T) = G · T · hz hz = 1 + C · log10(z) T 15 B T B Dielsdorf liegt nördlich von Zürich. Entsprechend können die in Kap. 13 aufgeführten Werte für Zürich verwendet werden: G = 132 l s-1 ha-1 B = 8 min C = 0.75 Fragen 1) Welche Jährlichkeiten haben die beiden im Artikel beschriebenen Regenereignisse? Kommentieren Sie die Resultate. 2) Welche durchschnittliche Regenintensität erhalten Sie für ein Jahrhundertereignis? 3) Wie gross ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein 100-jährliches Ereignis innerhalb von hundert Jahren nicht beobachtet wird? Wie gross, dass ein solches Ereignis mindestens zweimal auftritt? 4) Wie würden Sie die Schlagzeilen für diesen Artikel setzen, und welche Daten würden Sie nochmals überprüfen? Teilen Sie die Hoffnung des Journalisten für die Dielsdorfer Bevölkerung? Lösungen und Resultate zu Übungen in Siedlungswasserwirtschaft Seite 13 Übung 6: Versickerung Ziel der Übung – Verstehen der relevanten Prozesse bei der Dimensionierung einer Versickerungsanlage – Umgang mit Regenintensitäten Aufgabe Eine Industriebetrieb überlegt sich eine neue Art der Entwässerung ihres Grundstückes. Das Regenwasser von Dächern, Zubringerstrassen und Parkplatz soll versickert werden. Der Parkplatz (Rasengittersteine, Verdunstung vernachlässigbar) hat kaum Gefälle (<1%) und soll als Versickerungsanlage dienen. Mit dem Einstau entsteht ein Retentionsvolumen. Angaben zum Grundstück: Gesamtfläche 7950 m2 Dachfläche 3000 m2 Blech Rasenflächen 2450 m2 Gefälle < 1 % Zufahrtsstrassen 1050 m2 asphaltiert Parkplatz 1450 m2 durchlässig Versickerungsversuche auf dem Parkplatz ergeben eine Versickerungsleistung von 0.049 l s-1 m-2 (490 ls-1ha-1). Vernachlässigen Sie die Anlaufzeit bei Ihren Berechnungen. Hinweise: Die jeweils massgebende Regenintensität ist nach Hörler und Rhein zu ermitteln (vgl. auch Kap. 13.3). r (T, z) K( z) B T rz (T) = G · T · hz hz = 1 + C · log10(z) T 15 B T B l s ha B = 9 min C = 0.77 G = 134 Fragen 1) Wie gross ist die Fläche des Industriegrundstückes, die für die Dimensionierung der Versickerungsanlage massgebend ist? 2) Wie oft muss der Industriebetrieb damit rechnen, dass auf dem Parkplatz Meteorwasser aufgestaut wird? Die massgebende Regendauer beträgt mindestens 10 min. 3) Wie gross ist der grösste Meteorwasseraufstau (mittlere Wassertiefe auf dem Parkplatz), der einmal in 20 Jahren erwartet werden muss? Die massgebende Regendauer T ist variabel! 4) Mit welcher Dauer des Aufstaus muss der Betrieb einmal pro 20 Jahre rechnen? Lösungen und Resultate zu Übungen in Siedlungswasserwirtschaft Seite 14 Übung 7: Charakterisierung von Abwasser Ziel der Übung Bei der Charakterisierung von Abwasser interessieren uns vor allem die organischen Inhaltsstoffe und die Nährstoffe Stickstoff und Phosphor. Sie sollen in dieser Übung am Beispiel eines Molkereiabwassers die relevanten Parameter kennenlernen und berechnen. Grundlagen In der Milchannahmestelle der Molkereizentrale in einem Dorf mit 5000 Einwohnern wird die Milch aus den Sammelfahrzeugen abgepumpt und die Tanks anschliessend gewaschen. Die Betreiber möchten das dabei entstehende Abwasser direkt in die Kanalisation einleiten. Annahmen: - 0.1 % der angelieferten Milchmenge gelangen ins Abwasser. - 1 Liter Milch wiegt 1kg. Angelieferte Milchmenge: 80’000 kg/d Tabelle 3 Zusammensetzung der Milch Fett 35 g/l Eiweiss 36 g/l Milchzucker 47 g/l Salze 7 g/l Tabelle 4: Inhaltsstoffe der Milch Stoffgruppe Bruttoformel Fett C8H6O2 C6H12O6 C14H14O5N4 Milchzucker Eiweiss Formelgewicht (g/mol) Atomgewichte: C = 12 g/Mol 180 318 Oxidation mit Sauerstoff C8H6O2 8.5O2 8CO2 3H2O C6H12O6 6O2 6CO2 6H2O C14H14O5N4 12O2 14CO2 1H2O 4NH3 H = 1 g/Mol O = 16 g/Mol N = 14 g/Mol Fragen 1) Berechnen Sie von diesem Abwasser (Milch) folgende Werte: TOC- Konzentration (gC/l) TOC- Fracht (kgC/d) TKN- Konzentration (gN/l) TKN- Fracht (kgN/d) CSB- Konzentration (gCSB/l) CSB- Fracht (kgCSB/d) Hinweis: Die Salze sind mineralisch und enthalten keinen Stickstoff 2) Wievielen Einwohnergleichwerten (Grössenordnung) entspricht das Abwasser aus der Milchannahmestelle? Ergeben sich durch die zusätzliche Belastung durch das Abwasser der Molkerei Probleme auf der ARA dieses Dorfes? Hinweis: Beachten Sie Kap. 6.3. 3) Wie gross (%) ist der Glühverlust GV der Milch bezogen auf die Trockensubstanz? Lösungen und Resultate zu Übungen in Siedlungswasserwirtschaft Seite 15 Übung 8: Beurteilung einer nitrifizierenden Belebungsanlage Ziel der Übung – Sie sollen die Zusammenhänge zwischen Belastung, Gestaltung und Leistung einer biologischen Reinigungsanlage beurteilen lernen. – Durch den Rücklauf von Ammonium im Faulwasser wird die biologische Reinigungsstufe der Kläranlage zusätzlich belastet. Sie sollen erkennen, dass die Art des Betriebes einer Anlage deren Leistung prägt. Angaben zur Abwasserreinigungsanlage Das Belebungsbecken der Abwasserreinigungsanlage wurde neu für eine Nitrifikation auf VBB = 3100 m3 ausgebaut. Die periodischen Messungen der ARA ergaben anschliessend die Werte in Abb. 8Abb. 13 Für die Jahre 1993/94/95 wurden die Betriebsdaten in Tabelle 5 erhoben. Ein gemessener Tagesgang der NH4+-N-Fracht im Zulauf zur Biologie zeigt den Verlauf in Abb. 14. Tabelle 5: Betriebsdaten der Jahre 1993/1994/1995 TSSÜSS-Fracht in kgTSS/d -Wert 50%-Wert TSS-Fracht NKBab in kgTSS/d 80%-Wert -Wert 50%-Wert 80%-Wert 1993 823 784.2 1015 49 36.7 61 1994 781 736 971.8 46 32.1 58.4 1995 807 801 953.3 47 31.2 57.1 Lösungen und Resultate zu Übungen in Siedlungswasserwirtschaft Seite 16 NH4 +-N-Konzentrationen NKBab 1994 Abwassertemperatur Zulauf Biologie 1994 1.2 25 1.0 20 Grad Celsius gN/m3 0.8 0.6 0.4 0.2 15 10 5 0.0 27.11.93 7.03.94 15.06.94 23.09.94 1.01.95 0 27.11.93 7.03.94 15.06.94 23.09.94 1.01.95 Datum Datum Abb. 8: NH4+-N Konzentration im Ablauf Abb. 9: Abwassertemperatur Zulauf Biologie des Nachklärbeckens TSS-Fracht NKBab 1994 (nicht täglich gemessen) TSS-Konzentration NKBab 1994 14 500 12 400 Mittelwert = 46 kgTSS/d 300 8 kgTSS/d gTSS/m3 10 6 4 2 200 100 0 27.11.93 0 27.11.93 7.03.94 15.06.94 23.09.94 1.01.95 7.03.94 15.06.94 23.09.94 Datum Datum Abb. 10: TSS-Konzentration im Ablauf des Abb. 11: TSS-Fracht Nachklärbeckens Nachklärbeckens Abgezogene TSSÜSS-Fracht 1994 (nicht täglich gemessen) im Ablauf TSS-Konzentration Biologie 1994 5 Mittelwert = 2.68 kgTSS/m3 2500 Mittelwert = 781kgTSS/d 4 2000 kgTSS/m3 1500 kgTSS/d 1.01.95 1000 500 0 27.11.93 7.03.94 15.06.94 23.09.94 1.01.95 Datum Abb. 12: Abgezogene Überschussschlamm 3 2 1 0 27.11.93 7.03.94 15.06.94 23.09.94 1.01.95 Datum TSS-Fracht im Abb. 13: TSS-Konzentration Biologie des Lösungen und Resultate zu Übungen in Siedlungswasserwirtschaft Seite 17 NH4 -N-Fracht VKBab Tagesgang Messkampagne 15./16.3.1991 240 250 Mittelwert = 119.5 kgN/ d 200 kgN/d 150 100 50 0 8 - 10 12 - 14 16 - 18 20 - 22 0-2 4-6 Zeit Abb. 14: Tagesgang NH4-N-Fracht VKBab Fragen 1) Nitrifiziert die Anlage ganzjährig? 2) a) Berechnen Sie aufgrund der Betriebsdaten von 1994 das mittlere Schlammalter in diesem Jahr. b) Über welche Grösse wird das Schlammalter einer Belebtschlammanlage gesteuert? c) Beurteilen Sie aufgrund der oben dargestellten Betriebsdaten, ob die Anlage 1994 mit einen höheren Schlammalter hätte betrieben werden können. d) Berechnen Sie das erforderliche Beckenvolumen für eine ganzjährige, vollständige Nitrifikation aufgrund der Betriebsdaten. Hinweis: Berücksichtigen Sie den gemessenen Tagesgang (Abb. 7) und die TSS-Frachten in Tabelle 5. Für die Dimensionierung wird nicht mit den gemessenen TSBBWerten gerechnet, sondern ein Richtwert (vgl. Kap. 20.4) verwendet. 3) Täglich fallen im Faulwasser (Schlammbehandlung) 16 kg N an, die in Abb. 14 nicht enthalten sind. Das Faulwasser wird in den Morgenstunden produziert, wenn der Frischschlamm in die Faultürme gefördert wird und Faulwasser aus dem Schlammstapel verdrängt werden muss. Was passiert mit der Nitrifikation im Winter, bei minimaler Temperatur, wenn das Faulwasser eines ganzen Tages am Morgen zwischen 8 und 10 Uhr in die Belebungsanlage zurückgeleitet wird (Extremfall)? 4) Wie verändert sich die Situation in der Anlage, wenn das Faulwasser in den wenig belasteten Nachtstunden in die Anlage zurückgeführt wird? Lösungen und Resultate zu Übungen in Siedlungswasserwirtschaft Seite 18 Übung 9: Phosphorbilanz um eine Belebungsanlage Ziel der Übung – Die Bilanzierung ist ein wichtiges Instrument zur Charakterisierung des Betriebes einer Kläranlage. Anhand der Bilanzierung des Elementes Phosphor über das Teilsystem Biologie und Nachklärbecken sollen Sie die Technik des Bilanzierens üben und die Bedeutung von Erhaltungssätzen erkennen. – In einem zweiten Teil der Übung werden die wichtigsten Schritte zur Berechnung der Phosphorfällung und der daraus entstehenden Schlammproduktion behandelt. Angaben zur betrachteten Abwasserreinigungsanlage In den nachfolgenden Tabellen sind die durchschnittlichen Jahresfrachten aus mengenproportionalen Proben aus den Betriebsdaten einer Abwasserreinigungsanlage berechnet worden. Atomgewichte: H = 1, O = 16, P = 31, S = 32, Fe = 55.8 Ablauf VKB Ablauf NKB 5130 m3/d Ptot,VKBab 31.5 kgP/d Fracht! QNKBab FeSO4,dosiertVKBab 195 kgFeSO4/d Pgel,NKBab 3.7 kgP/d BSB5,VKBab 137 gBSB5/m3 Konzentration! TSSNKBab 46 kgTSS/d Ablauf Nachklärbecken Ablauf Vorklärbecken Überschussschlamm Überschussschlamm QÜSS 130 m3/d TSSÜSS 781 kgTSS/d iP,üss 0.035 gP/gTSS Lösungen und Resultate zu Übungen in Siedlungswasserwirtschaft Seite 19 Fragen 1) Wie gross ist die totale Phosphorkonzentration im Ablauf dieser Anlage? 2) Überprüfen Sie, ob die Phosphorbilanz um das Teilsystem Biologie und Nachklärbecken aufgeht, und berechnen Sie die Abweichung in Prozent zur Zuflussfracht von Phosphor. 3) Wie gross ist die gefällte Phosphorfracht? Hinweis: Nehmen Sie an, dass pro kg BSB5 im Ablauf des Vorklärbecken 0.01 kg Phosphor in die Biomasse eingebaut wird (Annahme nach ATV A131). 4) Berechnen Sie aufgrund der Angaben des Klärmeisters über den durchschnittlichen täglichen FeSO4-Verbrauch das stöchiometrische Verhältnis für die Dosierung von Fällmittel (Einheit = Mol Fedosiert/Mol Pgefällt). 5) Wie gross ist das Verhältnis gTSSFällschlamm / gPgefällt? Lösungen und Resultate zu Übungen in Siedlungswasserwirtschaft Seite 20 Übung 10: Bilanz um einen Eindicker Ziel der Übung Anhand von Berechnungen um einen Nacheindicker in der Schlammbehandlung soll der Unterschied in der Bilanzierung von gelösten und partikulären Stoffen verdeutlicht werden. Betrachtetes System mit durchschnittlichen Messwerten Faulwasser Ablauf Faulturm QFaulwasser m3/d QFaulturm, ab TKNtot TKNgel TSS GV gN/m3 gN/m3 kgTSS/m3 kgGV/m3 TKNtot TKNgel TSS GV DOC 11 m3/d 1’700 850 35 15 0 Ablauf Faulturm Faulwasser Annahme: Keine partikulären Stoffe im Faulwasser ABLAUF NACHEINDIC KER QNacheindicker, ab TKNtot TKNgel TSS GV Ablauf Nacheindicker m3/d gN/m3 gN/m3 65 kgTSS/m3 kgGV/m3 Aufgabe Vervollständigen Sie mit Hilfe von Massenbilanzen die obenstehenden Tabellen. gN/m3 gN/m3 kgTSS/m3 kgGV/m3 kgC/m3 Lösungen und Resultate zu Übungen in Siedlungswasserwirtschaft Seite 21 Übung 11: Schlammbehandlung Ziel der Übung Sie sollen die Verbindung von Abwasserreinigung und Schlammbehandlung kennenlernen, Fliessschematas interpretieren und den Umgang mit Massenbilanzen einüben. Angaben zur Abwasserreinigungsanlage Angeschlossene Einwohner: 20‘000 EG Mittlerer Abwasseranfall: Qm = 8‘000 m3 d-1 TSS Konzentration im Rohabwasser: TSSZu = 180 g TSS m-3 Überschussschlammanfall: QÜS TSÜS = 700 kg TSS d-1 Aufenthaltszeit im Vorklärbecken: VVKB/QTW = 1.2 h Wirkungsgrad des Vorklärbeckens z.B. basierend auf den EG in Kapitel 6.3 Konzentration des eingedickten Primärschlammes: TS = 5% davon sind 66% GV Trübwasser und Faulwasser enthalten kaum suspendierte Stoffe Im Faulturm werden 50% der organischen Stoffe abgebaut Der Faulschlamm wird im Schlammstapel auf TS = 6.5% eingedickt Vorklärung Zulauf Biologische Reinigung ÜS Trübwasser Eindicker Faulwasser Faulraum Stapel Frischschlamm Abb. 15: Fliessschema der Abwasserreinigungsanlage Faulschlamm Lösungen und Resultate zu Übungen in Siedlungswasserwirtschaft Seite 22 Fragen 1) Bestimmen Sie den für die Bemessung des Faulturmes massgebenden Frischschlammanfall (m3/d) nach dem Frischschlammeindicker. 2) Berechnen Sie das notwendige Volumen des anaerob mesophilen Faulturms, wenn dieser mit einer Aufenthaltszeit von 20 Tagen betrieben wird. 3) Wieviel ausgefaulter Schlamm (m3/d) fällt nach dem Faulschlammstapel (Nacheindicker) pro Tag an? 4) Wie gross ist die Ammoniumkonzentration im Faulwasser, wenn die organischen Stoffe im Frischschlamm und im Faulschlamm je 4% Kjeldahl Stickstoff enthalten? 5) Wie gross ist die Rückbelastung der Abwasserreinigung mit Stickstoff im Faulwasser im Vergleich zur Stickstofffracht im Zulauf zur Anlage?