Bitte mehr Biss

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WIRTSCHAFT
und wünschen sich gleichzeitig intelligentere Komponenten. Verdrahtung ist
teuer und hemmt die Automatisierung,
zumal jede Schnittstelle Fehler verursachen kann“, erläutert Dr. Hans-Jürgen
Lesser, Executive Director R&D bei
ARaymond. „Wir haben in der Thermoharvesting-Technologie von Micropelt
eine perfekte Lösung für diese Probleme gefunden, da wir bereits Fluid-Hand-
ling-Lösungen für viele Kunden anbieten. Wir sind jetzt in der Lage, unser
Thermoharvesting Heat BiTe in verschiedenste Fluidsysteme zu integrieren
und ein drahtloses, vollkommen autonomes Zustandsüberwachungssystem
zu realisieren. Auf diese äußerst vielseitigen intelligenten Komponenten sind
wir sehr stolz.“ „Neue Technologien
müssen sich in der Praxis bewähren“,
erklärt Wladimir Punt, VP Sales and
Marketing bei Micropelt. „Wir sind überaus erfreut über die Ergebnisse unserer
Kooperationen mit ST und ARaymond,
die unseren jetzigen und künftigen Kunden auf der ganzen Welt zeigen, dass
das Thermoharvesting eine Lösung für
das Problem der Batteriewartung ist,
die die Ausbreitung der Funksensorik
nach wie vor behindert.“
Europäische Währungsunion
Bitte mehr Biss
Ab dem Jahr 2013 soll der Europäische Stabilitätsmechanismus als neue Institution Euroländern aus finanziellen Schwierigkeiten helfen. Noch sind die Regelungen allerdings verbesserungsbedürftig. Die Erfahrungen
mit Griechenland, Portugal und Spanien haben zudem gezeigt, dass mehr wirtschaftspolitische Koordination
erforderlich ist.
D
deln. Anleger werden so in Zukunft vorsichtiger agieren und auch von anderen
„Wackelkandidaten“ höhere Risikoprämien verlangen. Zu laxe Kreditkonditionen wie vor der Krise dürften so seltener
werden. Die Schuldnerstaaten müssen
zudem in ein Anpassungsprogramm gezwungen werden, das während der Umschuldungsverhandlungen
Bedingung für EU-HilfskreDie Hilfen für klamme
dite ist.
Anders sieht es bei
Euroländer sollen strenger
Illiquidität aus, wenn ein
reglementiert werden.
eigentlich noch solventer
Staat schlichtweg vom FiInstitut der deutschen Wirtschaft Köln
nanzmarkt ausgeschlossen ist und kein
(IW) hat daher einen eigenen Vorschlag
Geld mehr bekommt. Das kann passieausgearbeitet, der zwei Schwerpunkte
ren, wenn nervöse Anleger so hohe Zinhat:
sen verlangen, dass das benötigte Kapi1. Es muss zwischen der Überschultal nicht mehr erschwinglich ist.
dung und der Illiquidität eines Staates
Befindet sich das betroffene Land in
unterschieden werden. Überschuldung
keinem Haushaltsstrafverfahren, stehen
bedeutet, dass ein Land die Zahlungen
ihm Hilfskredite zu, allerdings zu hohen
an seine Gläubiger aufgrund zu hoher
Zinsen. Anders als bislang in Brüssel geSchulden einstellen muss. Dann kommt
plant, sollten die Hilfs- und Anpassungses nicht umhin, mit seinen Privatgläubiprogramme aber auf maximal zwei Jahre
gern über eine Umschuldung zu verhan- statt auf drei Jahre befristet sein.
Bild: Rike / pixelio
ie Europäische Währungsunion wird
neue Regeln bekommen. So löst in
zwei Jahren der Europäische Stabilitätsmechanismus (ESM) den jetzigen EuroRettungsschirm ab. Die Hilfen für klamme Euroländer sollen damit strenger
reglementiert werden. Bislang fehlt den
Ideen dafür jedoch der nötige Biss. Das
Ein unabhängiges Expertengremium
sollte für die brisante Entscheidung über
Illiquidität oder Überschuldung ein Votum abgeben, das von den Staats- und
Regierungschefs der Euroländer einstimmig angenommen werden muss.
2. Der ESM sollte die Möglichkeit haben, in eng begrenztem Maß Staatsanleihen der betroffenen, noch solventen
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INNOVATION
tet. Spanien und Portugal verzeichneten
in den 24 Jahren vor dem Eurobeitritt
jeweils in fünf Jahren einen Leistungsbilanzüberschuss und 19-mal ein Defizit.
Die drei Staaten sind für ihre missliche Lage in erster Linie selbst verantwortlich. So sind die Löhne deutlich
schneller als die Produktivität gestiegen,
was die Lohnstückkosten in die Höhe
getrieben hat. Im Jahr 2009 lagen die
Lohnstückkosten in Griechenland um
Südliche Euroländer: Große Ungleichgewichte 1990
nahezu 40 Prozent über dem Stand von
(Leistungsbilanzsalden in Prozent des Bruttoinlandsprodukts)
2000, Spanien kam auf ein Plus von 31
Die Leistungsbilanz erfasst die internationalen Handels- und Einkommensströme eines Landes. Der
Prozent, Portugal auf 27 Prozent. Zum
Saldo ist wichtig zur Beurteilung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit eines Staates. Ein LeisVergleich: In Deutschland stieg dieser
tungsbilanzdefizit kann entstehen, wenn ein Land mehr importiert, als es exportiert bzw. wenn es
auf Pump lebt, also der inländische Gesamtverbrauch größer ist als die eigene Wertschöpfung.
Wert nur um 7 Prozent.
Zusätzlich haben Griechenland, Spanien und Portugal in den vergangenen
Staaten aufzukaufen. Eine solche InterGriechenland, Spanien und Portugal
zehn Jahren viel Kapital importiert – es
vention am Staatsanleihenmarkt ist die
einiges im Argen lag, ließ sich an den
meist aber nicht richtig genutzt. Statt
einzige Möglichkeit, übertriebene ZinsLeistungsbilanzdefiziten der drei Staaproduktiv zu investieren, wurde konsuanstiege so zu bremsen, dass keine
ten erkennen (Siehe Grafik): Griechenmiert und damit praktisch auf Pump geLiquiditätshilfen gezahlt werden müsland hat seit 1975, dem Jahr des ersten
lebt. In Griechenland stieg die Konsumsen. Dies wie bisher der Europäischen
quote zwischen 2000 und
Zentralbank zu überlassen, bedroht
2009 von 90,2 Prozent auf
Die neuen Regelwerke müssen 94,6
deren Reputation und Unabhängigkeit.
Prozent des BruttoinDaher sollte diese Aufgabe auf den ESM
landsprodukts (siehe Grafik).
die klammen Staaten stärker
übergehen.
Portugal ging den gleichen
an die Kandare nehmen.
Damit es in Zukunft gar nicht erst
Weg: Die Konsumquote kletzu möglichen Staatsbankrotten kommt,
terte, die Spar- und die Invesmuss auch die Wirtschaftspolitik in der
in der OECD-Datenbank ausgewiesenen titionsquote sanken. In Spanien verlief
Eurozone besser koordiniert werden.
Wertes, in keinem einzigen Jahr einen
die Entwicklung anders: Die Iberer inDass besonders bei den Sorgenkindern
Leistungsbilanzüberschuss erwirtschafvestierten kräftig – allerdings vor allem
im Bausektor, was letztendlich zu einer
Immobilienpreisblase geführt hat.
Die wirtschaftlichen Ungleichgewichte in der Eurozone gehen also vor
allem auf Versäumnisse in den Ländern
der Euro-Peripherie zurück. Die neuen
Regelwerke müssen diese Staaten stärker an die Kandare nehmen. Der kürzlich
von den EU-Regierungschefs beschlossene „Pakt für den Euro“ schreibt vernünftige Ziele fest, etwa nationale
Schuldenbremsen, mehr DemografieFestigkeit der Staatsfinanzen und fleÜber die Verhältnisse gelebt
xiblere Arbeitsmärkte. Damit schafft
(Angaben in Prozent des Bruttoinlandsprodukts)
sich die Eurozone keine zentrale WirtÜbersteigen Konsum und Investitionen in einem Land die eigene Wirtschaftsleistung – sind die
schaftsregierung. Vielmehr lässt der
beiden Größen zusammen also höher als 100 Prozent –, kann der Staat auf Dauer ein Problem
Euro-Pakt Spielraum für nationale Behaben, da er mehr verbraucht und investiert, als er selbst produziert, und sich über das Ausland
sonderheiten und den institutionellen
finanzieren muss.
Wettbewerb um die besten Lösungen.
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