Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades „Doktor der Zahnheilkunde“, lat. „Doctor medicinae dentalis“, Dr. med. dent. Psychologische Aspekte und Auswirkungen von verfärbten Frontzähnen nach Traumen ausgeführt an der Klinischen Abteilung für Zahnerhaltungskunde der Universitätsklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde unter Anleitung von Univ.-Prof. Dr. Kurt Ebeleseder eingereicht im Juli 2011 von Cand. med. dent. Elisabeth Atzlinger Seite 1 Ehrenwörtliche Erklärung Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Diplomarbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst habe. Ich habe sämtliche Autoren- und Verlagsrechte der angewendeten Literaturquellen beachtet, nur die angegebenen Quellen benützt und die den verwendeten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht. Graz, Juli 2011 Seite 2 Elisabeth Atzlinger Danksagung Meine Arbeit bietet mir nicht nur die Möglichkeit, meine interessante Literaturrecherche und die Durchführung meiner Psychologischen Befragung zu dokumentieren, sie eröffnet mir auch weiters die Gelegenheit, den Menschen zu danken, die zum Erfolg dieser Arbeit beigetragen haben. Diese Diplomarbeit möchte ich meinen Eltern Dr. Franz und Carla Atzlinger widmen. Nur durch Ihre großzügige Unterstützung in jeder Situation meiner Ausbildung wurde mir das Studium der Zahnmedizin ermöglicht. Ich möchte mich besonders bei meinem Vater Dr. Franz Atzlinger bedanken, da er mir während meines gesamten Studiums jederzeit mit seiner fachlich kompetenten Meinung und Unterstützung beigestanden ist und immer an mich geglaubt hat. Er wird mir für meinen zukünftigen zahnärztlichen Lebensweg mein größtes Vorbild bleiben. Mein besonderer Dank an dieser Stelle gilt meinem Betreuer, Univ.-Prof. Dr. Kurt Ebeleseder, der mir die Möglichkeit zur Bearbeitung dieses außergewöhnlichen Themas gegeben hat. Auch bei der anschließenden Verfassung meiner Diplomarbeit stand er mir immer mit freundlichster und motivierender Hilfestellung zur Seite. Der abschließende Dank gilt den Probanden, die sich unentgeltlich zur Teilnahme an dieser Studie bereit erklärten. Seite 3 Vorwort Familiär vorbelastet, habe ich seit meinem 15. Lebensjahr die Sommerferien genutzt um in der Praxis meines Vaters mit zu arbeiten. Dadurch hatte ich die Möglichkeit sehr früh einen Einblick in die Zahnheilkunde zu bekommen. Ich habe dabei gemerkt, dass es zwei Teilgebiete gibt, die mich besonders interessieren. Einerseits faszinierte mich die zahnmedizinische Chirurgie, auf der anderen Seite galt mein Interesse von Beginn an den ästhetischen Arbeiten in der Zahnmedizin. Der Ästhetik wird in unserer Gesellschaft ein immer größerer Stellenwert zugeschrieben und auch in der Zahnheilkunde gewinnt dieses Thema zunehmend an Bedeutung. Meine Intention, diese Arbeit zu verfassen, bestand darin, Zahnmedizin und Ästhetik bestmöglich miteinander zu verbinden, aufzuzeigen, welchen Stellenwert die Ästhetik der Zähne in unserer Gesellschaft einnimmt, und welche Vorteile oder Nachteile sich für die betreffenden Personen ergeben können. Seite 4 Inhaltsverzeichnis Deckblatt Ehrenwörtliche Erklärung Vorwort Danksagung Inhaltsverzeichnis 1. Zusammenfassung 1.1. Theoretischer Teil 1.2. Empirischer Teil - Material und Methode 1.3. Empirischer Teil - Ergebnisse 2. Abstract 2.1. Introduction 2.2. Material and Methods 2.3. Results A. Theoretischer Teil 3. Einleitung 4. Exkurs zur Attraktivitätsforschung 4.1. Reduktionistische Personenwahrnehmung 4.2. Attraktivitätsstereotyp 4.3. Attraktivitätsmerkmale 4.3.1. Durchschnittlichkeit 4.3.2. Schönheitsfaktoren 4.4. Gesellschaftlicher Stellenwert und Bedeutung von Attraktivität 5. Psychodontie 5.1. Evolution der Ästhetik 5.2. Ganzheitlich - ästhetisch orientierte Zahnmedizin 5.2.1. Traditionelle Zahnheilkunde 5.2.2. Biologische Zahnheilkunde 5.2.3. Ganzheitliche Zahnheilkunde Seite 5 5.3. Psychodontie 5.3.1. Evolution vom Unbewussten zum Bewussten 5.3.2. Bioästhetik 5.3.3. Zahnbedeutungsanalyse 5.3.4. Physiognomische Bedeutung einzelner Zähne 5.3.5. (Verfärbte) Zähne und ihr Einfluss auf die Umwelt 6. Posttraumatische Zahnverfärbungen 6.1. Zahntrauma als Quelle der Zahnverfärbungen 6.1.1. Epidemiologie und Risikofaktoren von Zahntraumen 6.2. Ursachen und Arten der Diskolorationen 6.2.1. Rötliche Verfärbung 6.2.2. Grauverfärbung 6.2.3. Gelbverfärbung 6.3. Therapiemöglichkeiten zur Beseitigung traumatisch bedingter Zahnverfärbungen 6.3.1. Vollständige Überkronung bzw. Veneerversorgung des Zahnes 6.3.2. Aufhellungsverfahren 6.3.2.1. Interne Aufhellungstherapien 6.3.2.2. Externe Aufhellungstherapien B. Empirischer Teil 7. Material und Methode 7.1. Kriterien und Auswahl der Fotos 7.1.1. Das Lachen 7.1.2. Die Größe 7.1.3. Die Auflösung 7.2. Bearbeitung der Bilder 7.2.1. Variante 1 7.2.2. Variante 2 7.2.3. Variante 3 7.2.4. Darstellung des Originalbildes 7.2.5. Darstellung der bearbeiteten Bilder 7.3. Unbearbeitete Ausgangsbilder 7.3.1. Weiblich Seite 6 7.3.2. Männlich 7.4. Aufbau des Fragebogens 7.5. Testpersonen 7.5.1. Rekrutierung 7.5.2. Information 7.5.3. Entlohnung 7.6. Durchführung des Experiments 7.7. Auswertung 8. Ergebnisse & Auswertung 8.1. Durchschnittliche Punktezahl Gruppe 1 8.2. Durchschnittliche Punktezahl Gruppe 2 8.3. Durchschnittliche Punktezahl Gruppe 3 8.4. Vorstellung der Hypothesen 8.4.1. Intelligenz 8.4.2. Attraktivität 8.4.3. Fleiß 8.4.4. Humor 8.4.5. Sympathie 8.4.6. Ehrlichkeit 8.5. Effekt in Abhängigkeit zur Gesamterscheinung 8.6. Beurteilung in Abhängigkeit zum Geschlecht 8.7. Beurteilung in Abhängigkeit zum Alter 8.8. Konklusion 9. Diskussion 9.1. Bestätigte Hypothesen 9.2. Zusammenfassung 9.3. Probleme bei der Durchführung des Experiments: 9.3.1. Proband erkennt Regelmäßigkeit 9.3.2. Ermüdende Studie 9.3.3. 10. Abbildungsverzeichnis 11. Literaturverzeichnis 12. Curriculum vitae Seite 7 Seite 8 1. Zusammenfassung 1.1 Theoretischer Teil Im theoretischen Teil dieser Arbeit wurden nach einem kurzen Exkurs zur Attraktivitätsforschung einige neue Ansätze der ganzheitlichen Zahnmedizin vorgestellt. Das letzte Theoriekapitel behandelte das Thema Zahnverfärbungen und Zahntraumen. 1.2 Empirischer Teil – Material und Methode Im empirischen Teil dieser Arbeit wird eine Untersuchung vorgestellt, die zum Ziel hatte, herauszufinden, ob Menschen nur aufgrund von Zahnverfärbungen ihr Urteil bezüglich gesellschaftlich relevanter Normen und Qualitäten unbewusst anders fällen, als bei Menschen ohne Zahnverfärbungen. Für die vorliegende Studie wurden Porträtfotos aus einer InternetGesichtsdatenbank herausgenommen, mit dem Bildbearbeitungsprogramm Photoshop© bearbeitet und unterschiedlich manipuliert. Die so entstandenen Stimuli wurden dann 30 zufällig ausgewählten Probanden hinsichtlich der Bewertung von 6 verschiedenen Charaktereigenschaften präsentiert. 1.3 Empirischer Teil - Ergebnisse Mit den Ergebnissen der Untersuchung konnten 6 Hypothesen, die sich auf die Beurteilung der einzelnen Charaktereigenschaften bezogen, bestätigt werden. Personen ohne Zahnverfärbungen wurden in Bezug auf die Charaktermerkmale Attraktivität, Intelligenz, Fleiß, Ehrlichkeit, Humor und Sympathie mit einer höheren Punktezahl bewertet als Personen mit Zahnverfärbungen. Bei der Beurteilung der Abhängigkeit der Ergebnisse von Geschlecht und Alter, konnte kein signifikanter Unterschied festgestellt werden. Seite 9 2. Abstract 2.1 Theoretical part The theoretical part of this study shows an analysis of attractiveness and some new aspects concerning complemental dentistry. The final chapter is dedicated to the topics of tooth discolorations and detal trauma. 2.2 Empirical part - Material and Methods The empirical part of this study shows a method to find out if there is a relationship between tooth discoloration and adjudgements concerning socially relevant standards and qualities. Portrait pictures were picked from an online data base and the faces were changed accordigly by using the program Photoshop. 2.3 Empirical part - Results The results confirmed all 6 hypotheses. Faces without discolorated teeth were given higher scores in estimated live attractiveness, intelligence, effort, honesty, humor and sympathy than faces with discolorated teeth. Neither gender, nor age showed a significant difference. Seite 10 A. Theoretischer Teil 3. Einleitung „Die Schönheit: jede milde hohe Übereinstimmung alles dessen, was unmittelbar, ohne Überlegen und Nachdenken zu erfordern, gefällt.“ Johann Wolfgang von Goethe Wir begegnen täglich vielen Menschen und blicken dabei in viele verschiedene Gesichter. Dabei fällen wir in der Regel innerhalb kürzester Zeit ein Urteil darüber, ob uns unser Gegenüber attraktiv erscheint oder nicht. Die Beurteilung des äußeren Erscheinungsbildes passiert automatisch und unbewusst, selten machen wir uns bewusst darüber Gedanken (1, S.7). Bei der Begegnung mit einer fremden Person reicht oft ein kurzer Blick aus, um eine Vielzahl von Eindrücken über diese Person zu erhalten. Dabei spielen die Gesichter eine wesentliche Rolle. Henss stellt hierzu allgemein fest: „Es gibt gewiss nur wenige Dinge auf dieser Welt, die uns mehr faszinieren als das menschliche Gesicht.“ (2, S.15) Sie sind für uns keine völlig neutralen Objekte. Der Anblick eines Gesichtes ist für uns unweigerlich mit Eindrücken verbunden, die über das hinausgehen, was tatsächlich sichtbar ist (2, S.263). Neben Gesicht, Mimik und Gestik spielen auch die Zähne eine Rolle, denn auch diese werden in die Beurteilung des Charakters eines Menschen mit einbezogen. Sie ermöglichen uns scheinbar durch ihre Stellung, Form und Farbe Einblicke in das Wesen unseres Gegenübers (1). Attraktivität sollte stets als Zusammenspiel vieler verschiedener Faktoren verstanden werden. Die vorliegende Arbeit konzentriert sich auf die Zähne. Seite 11 4. Exkurs zur Attraktivitätsforschung 4.1 Reduktionistische Personenwahrnehmung „Es geht darum, wie wir andere Menschen auf der Grundlage einer einzigen Information oder zumindest doch sehr wenigen Informationen scheinbar umfassend beurteilen können und welche Konsequenzen ein solches Vorgehen hat.“ (3) Dieses Zitat Kannings fasst die wesentliche Aussage der reduktionistischen Personenwahrnehmung zusammen: die Art und Weise, wie wir Personen wahrnehmen und beurteilen, ist eine reduzierte Wahrnehmung. Die Tendenz, attraktiven Personen unterbewusst positive Charaktereigenschaften zuzuschreiben, wird als Halo-Effekt bezeichnet. Es handelt sich hierbei um einen in der Psychologie oftmals untersuchten und beschriebenen Wahrnehmungsfehler. (4) 4.2 Attraktivitätsstereotyp Die allerersten Wissenschafter, die sich mit diesem Themenkomplex auseinandersetzten, waren die Sozialpsychologinnen Karen Dion, Ellen Berscheid und Elaine Hatfield. Unter dem Titel „Was schön ist, ist auch gut.“, veröffentlichten sie 1972 eine Studie, in der die Teilnehmer anhand von Portraitfotos die mutmaßlichen Persönlichkeitsmerkmale und einen Lebenslauf der porträtierten Personen formulieren sollten. Es zeigte sich, dass den attraktiven Zeitgenossen durchgängig mehr Fähigkeiten und bessere Charaktereigenschaften zugeschrieben wurden. Diese Bewertung erfolgte sowohl unabhängig vom Geschlecht der Bewerteten als auch der Bewerter. Wer schön ist, dem spricht die Umwelt also weitere positive Merkmale zu. (5) Zahlreiche Studien in der Sozialpsychologie belegen diesen Effekt des Attraktivitätsstereotyps: Dieser Mechanismus beginnt bereits bei den Säuglingen, die positiver behandelt werden, wenn sie schön sind. Weiter geht es mit den hübschen Schulkindern, die bessere Noten bekommen (6), über schöne Menschen, die sich in Diskussionen erfolgreicher durchsetzen (7), bis Seite 12 hin zu Vorteilen von attraktiven Menschen bei einer Gehaltsverhandlung (8). Auch bei der Auswahl von Freunden spielt Schönheit eine große Rolle, da sie wesentlich mit Beliebtheit und Akzeptanz verbunden ist. Hübsche Vorschulkinder werden als die beliebteren Spielkameraden gesehen. (9) Eine weitere Studie zeigt, dass in Universitäten attraktive Professoren von den Studenten als kompetenter eingeschätzt werden (10). 4.3 Attraktivitätsmerkmale Welche Merkmale werden als attraktiv empfunden – woran erkennen wir Schönheit? Die eindeutige Antwort auf diese Frage: Schönheit liegt nicht nur im Auge des Betrachters. Sie wird zwar von der Gesellschaft und unseren jeweils einzigartigen Lebenserfahrungen bestimmt, daher auch die unglaubliche Vielfalt an menschlichen Geschmäckern und Moden. Aber es gibt einen gemeinsamen Kern mit festen Prinzipien, Gesetzmäßigkeiten und verbindlichen Regeln des Schönheitssinns, die immer und überall gültig sind. (11) Schönheit lässt sich anhand zweier Definitionen beschreiben. Die Erste bezieht sich auf die Schönheit in Zusammenhang mit der Durchschnittlichkeit, die zweite wird bedingt durch die Analyse einzelner Schönheitsmerkmale. (13, 15) 4.3.1 Durchschnittlichkeit: Die Durchschnittlichkeit eines Gesichtes ist ein Phänomen, welches zur physischen Attraktivität beiträgt. Wenn Forscher in diesem Zusammenhang von Durchschnitt sprechen, ist damit nicht das, was die Umgangssprache unter „Durchschnittsgesicht“ versteht gemeint. Vielmehr ist das Mittelmaß- Gesicht gemeint, also das der mathematischen Mitte aller Ausgangsgesichter. Dieses kommt zustande, wenn mehrere Gesichter fotografisch oder computertechnisch mit Hilfe eines speziellen Computerprogramms durch sog. „morphing“ übereinander gelagert werden. Das Seite 13 resultierende Durchschnittsgesicht wirkt attraktiver Einzelgesichter, aus denen es hervorgegangen ist. (13) Abb. 4.3.1a: Bild 1 ursprüngliches Gesicht Abb. 4.3.1b: Bild 2 ursprüngliches Gesicht Seite 14 als die Abb. 4.3.1c: „morphing“ der Bilder 1 und 2 ergibt Bild 3 (14) Je mehr Gesichter übereinander gelegt wurden, desto attraktiver erscheint es für die Befragten (14, 11). Abb. 4.3.1d: Bild 4 entstanden durch „morphing“ von 16 Bildern (14) Seite 15 4.3.2 Schönheitsfaktoren: Als Quelle von Attraktivität gelten neben der Durchschnittlichkeit, die Faktoren Symmetrie (15) und Geschlechtseindeutigkeit. Forschungen zu diesem Thema zeigen, dass die Schönheit von Frauengesichtern höher eingeschätzt wird, wenn das Gesicht symmetrisch ist, nahe am Durchschnitt liegt und bestimmte Merkmale wie volle Lippen aufweist (16). Ein weiterer Schönheitsfaktor ist das „Kindchenschema“. Dieser von Konrad Lorenz definierte Begriff bezeichnet die für kleine Kinder typischen Merkmale wie ein rundes Gesicht, große Augen, eine hohe Stirn, eine kleine Nase und einen kleinen Mund (17). Das Reifezeichen, welches sich in Form von hohen Wangenknochen und schmalen Wangen bei Frauen- und teilweise auch bei Männergesichtern äußert, ist ein weiterer Faktor, der zur Attraktivität eines Gesichtes beiträgt (18). Die Makellosigkeit der Haut, die sich in einer reinen Haut oder einer leichten Rötung der Haut äußert, gilt als einer der stärksten Attraktivitätsfaktoren, da damit Gesundheit und Jugendlichkeit verbunden wird (18). 4.4 Gesellschaftlicher Stellenwert und Bedeutung von Attraktivität Wie bereits erwähnt, zeigen eine Reihe von Studien, dass attraktive Menschen in vielen Lebenssituationen bevorzugt werden. Diese Studien berichten über die Bedeutung der Schönheit, welche mit Anerkennung und Akzeptanz verbunden ist. Seite 16 5. Psychodontie 5.1 Evolution der Ästhetik Ein Ziel in der Medizin ist ein funktionierender Körper, ein solcher wird als gesund und geheilt betrachtet. Doch wird dabei seine „ästhetische Funktion“ nicht beachtet. Darüber hinaus möchte jeder Mensch eine anziehende Wirkung auf seine umgebenden Mitmenschen erzielen. Folglich sollte ein Defizit im Bereich der Ästhetik wie z.B. verfärbte oder „schiefe“ Zähne oder eine krumme Nase behoben werden dürfen. Jeder einzelne ist bestrebt, das Idealbild des eigenen Körpers, welches sich in seinem Geist bildet, zu realisieren, denn jeder Körper hat die Option und das Potential zur Veränderung und zur Verschönerung. Einerseits kann diese Optimierung erreicht werden durch Eigenleistung wie Training, Kosmetik, Diäten oder Ähnliches. Auf der anderen Seite soll, darf und kann diese Optimierung durch ärztliche Hilfe realisiert werden, z.B. die Aufhellung eines verfärbten Zahnes (1). Prof. Sander L. Gilman (Chicago) sagt: „Jeder hat das Recht, sich zu verändern.“ Laut Gilman ist Schönheit zum Positiven bestrebt und Hässlichkeit wird hingegen mit Krankheit und Gefahr assoziiert. (1) 5.2 Ganzheitliche - ästhetisch orientierte Zahnmedizin „In jedem lebendigen Wesen ist das, was wir Teile nennen, dergestalt unzertrennlich vom Ganzen, dass sie nur in und mit demselben begriffen werden können.“ Johann Wolfgang von Goethe Seite 17 Dr.med.dent.Dr.phil. Johannes Edelmann ist der Begründer der Psychodontie, der Körpersprache der Zähne und Autor des Buches „Zähne – Spiegel der Persönlichkeit“. Dr. J. Edelmann teil die Zahnheilkunde in 3 Teile ein: 5.2.1 Traditionelle Zahnheilkunde Hier geht es vor allem darum, dass das Organ „Gebiss“ als Kauapparat und Artikulationswerkzeug funktioniert. 5.2.2 Biologische Zahnheilkunde Im Gegensatz dazu steht die „biologische Zahnheilkunde“. Sie setzt das Organ in Bezug zu dem gesamten Organismus, dabei erkennt sie die Auswirkung von Entzündungsherden im Kieferbereich auf den Körper und umgekehrt (19). 5.2.3 Ganzheitliche Zahnheilkunde Jedoch wird auch hier die Forderung nach echter Ganzheitlichkeit noch nicht erfüllt. Die ganzheitliche Zahnheilkunde geht über die Körperebene hinaus, indem sie Körper, Seele und Geist mit in die Behandlung einbezieht. Das Feld des ganzheitlichen Zahnarztes wird somit vom Zahn über das Organ bis hin zum ganzen Organismus erweitert. (19,20) 5.3 Psychodontie In der Psychodontie wird nach Auffassung von Dr. J. Edelmann die umfassendste Form der Zahnheilkunde erreicht und das Kriterium ganzheitlicher Medizin erfüllt (1). Sie befasst sich mit dem Zusammenhang zwischen Psyche und Zähnen, also dem geistig- seelischen und körperlichen Zusammenhang des ganzen Menschen, seiner Persönlichkeit und seinem Umfeld, wir sprechen in der Psychodontie von dem dental-psycho-sozialen- Kontext. Die Psychodontie ist als Zahnheilkunde zu sehen (1). Seite 18 eine evolutionäre Weiterentwicklung der 5.3.1 Evolution vom Unbewussten zum Bewussten Früher mussten Zähne lediglich funktionieren, das Zahnbewusstein spielte dabei keine große Rollte. Die Zähne wurden erst wahrgenommen, wenn sie sich durch Schmerzen bemerkbar machten. Heute jedoch rücken die Zähne immer weiter aus dem (Bewusstseins-) Dunkel der Mundhöhle ins Tageslicht bewusster Wahrnehmung. Der Bewusstseinsgrad der Menschen nimmt immer mehr zu. (1) 5.3.2 Bioästhetik Diese setzt sich zusammen aus der ästhetischen Zahnheilkunde und der Biologischen Zahnheilkunde, das heißt Schönheit und Verträglichkeit werden im Sinne der Bioästhetik vereint. Schönes muss demnach gesund sein und darf nicht schaden. Gesundes sollte ästhetisch sein und schön aussehen. Das Ziel der Bioästhetik ist, dem Menschen ein dentales Wohlbefinden zu ermöglichen, das weit über die pure Funktionalität hinausgeht. Die ganzheitliche Zahnheilkunde fordert, Geist, Seele und Körper als Einheit zu sehen und zu behandeln, daher sei es notwendig, das seelisch- geistige Wohlbefinden unter Einbeziehung der Ästhetik zu erlangen (1). Auf der Seite der biologischen Zahnheilkunde wird auf folgende Punkte Wert gelegt: o Die Toxizität der Werkstoffe o Das Maß der Substanzverluste bei der Präparation (non-, minimaloder maximal-invasiv) o Der pH- Wert, das Säure-Basen-Gleichgewicht o Die „Mundströme“ Auf der Seite der ästhetischen Zahnheilkunde geht es vor allem um: Seite 19 o Die Zahnfarbe o Die Textur und Transluzenz der Oberfläche des gewählten Materials o Die Individualisierung der Zahnform und der Zahnstellung. 5.3.2.1 Bioästhetik und Amalgam: Eine Amalgamversorgung stellt keine bioästhetische Lösung dar, da die Negativliste im biologisch – toxischen Bereich zu groß ist. 5.3.2.2 Bioästhetik und Kunststoffversorgung: Kunststofffüllungen können bioästhetisch und funktionell nur als temporäre Lösung angesehen werden. Einerseits aufgrund der chemischen Reaktion, die auch nach der Polymerisation zur Freisetzung von toxischen Stoffen führt: es bleiben sog. Restmonomere über, welche die Pulpa und möglicherweise den ganzen Körper schädigen können. Auch besteht die Möglichkeit zur Ausbildung von Randspalten, welche wiederum zu Sekundärkaries führen können. Große Restaurationen unterliegen einer sehr starken Abrasion (Abnutzung), das kann zu einem Absinken des Bisses führen und in weiterer Folge zu Schädigungen der Kiefergelenke und der Frontzähne. 5.3.2.3 Bioästhetik und Vollgoldversorgung: Zur Ästhetik von Vollgoldlegierungen ist zu bemerken, dass durch Versorgungen mit Goldlegierungen eindeutig erkennbar ist, dass es sich in diesem Bereich nicht um die eigenen Zähne handelt. Ein großer Vorteil der Goldversorgungen ist die positive Funktionalität, die hohe Zugfestigkeit und die niedrige Plaqueanlagerung. (29) Daher zählen sie zu den hochwertigen langlebigen Zahnversorgungen. 5.3.2.4 Bioästhetik und Verblendmetallkronen (VMK): Verblendmetallkronen haben keine optimale Biokompatibilität aufgrund der negativen biologischen Wirkungen ihrer Legierungen, der Mundgalvanik und der potentiell toxischen Haftvermittler. Für die optimale Wirkung der Keramik (Transluzenz), ist eine gewisse Schichtstärke notwendig. Daher ist eine Präparationsform Seite 20 indiziert, die viel Zahnsubstanz opfert. Trotzdem kann die Optik beeinträchtigt sein, da das Metall einen lichtundurchlässigen Opaker notwendig macht, welcher die Transluzenz der Keramik limitiert. 5.3.2.5 Bioästhetik und Vollkeramik: Aus bioästhetischer Sicht bilden reine Keramikversorgungen eine hochbiokompatible Lösung als Zahnersatz. Die Ästhetik der Keramik wird durch Schichttechniken, speziell abgestufte Keramikmassen und Malfarben perfektioniert. Vollkeramische Kronen und Inlays sind für den Laien oft nicht mehr von den natürlichen Zähnen zu unterscheiden. Grundsätzlich ist auch die Biokompatibilität sehr positiv einzuschätzen, da es sich um eine metallfreie Versorgung ohne Haftoxide, fragwürdige Legierungen und ohne galvanische Ströme im Mund handelt. Zu den Negativfaktoren in diesem Bereich zählen einerseits die viel Zahnsubstanz opfernde Präparation und andererseits der Kunststoffkleber, der zur Befestigung von Vollkeramikversorgungen verwendet wird. 5.3.2.6 Bioästhetik und Veneers: Ein Veneer ist eine hauchdünne Verblendschale (0,3mm) aus Vollkeramik, die verwendet wird, um fehlstehende, fehlgeformte oder verfärbte Zähne ästhetisch zu korrigieren. Mit dieser Technik können hochästhetische Ergebnisse erzielt werden. Als biologisch sehr positiv erwiesen haben sich Veneers durch die minimalinvasive, äußerst substanzschonende Präparationsform. (1) Bei starken Verfärbungen, welche die Devitalisation eines Zahnes als Ursache aufweisen, ist ein Veneer kontraindiziert, da die Schichtstärke nicht ausreicht, um die Verfärbung zu verdecken. 5.3.3 Zahnbedeutungsanalyse Seite 21 Grundgedanke ist, dass jede körperliche Form Ausdruck des seelischen Befindens ist, in diesem Fall also sprechen wir von der Zahn – Körpersprache. Form, Farbe und Stellung der Zähne sind unverwechselbarer Ausdruck des Individuums. Dieses Phänomen wird als „Signatur“ bezeichnet. Durch die Signaturlehre erfährt der Psychodontologe anhand der äußeren Eigenschaften (die Form der Zähne) etwas über die inneren, verborgenen Wesenseigenschaften des Menschen. (19) 5.3.3.1 Physiognomische Bedeutung einzelner Zähne Die mittleren Schneidezähne sind sehr dominante Zähne. Sie symbolisieren die Beziehung zu den Eltern. So weisen abgeschlagene Schneidezähne häufig auf eine soziale Ursache hin, wie z.B. mangelnde Aufsicht oder fehlende elterliche Zuwendung. Überlagerung demonstriert die Dominanz eines Elternteils über den anderen. Zurückstehende Schneidezähne (Fehlstellung Klasse II/2 – Syndrom Deckbiss) stehen für eine Schattenrolle der Eltern und Meinungslosigkeit der Person. Die seitlichen Schneidzähne werden von den anderen Schneidezähnen geformt. Sie zeigen dem erfahrenen Psychodontologen, wie temperamentvoll eine Person ist und wie sie auf die weiblichen und männlichen Energien der Eltern reagiert. Vorstehende seitliche Schneidezähne (Fehlstellung Klasse II/2, Syndrom Deckbiss) deuten auf eine frühe Flucht aus dem Elternhaus bzw. auf Flucht vor einer Auseinandersetzung mit den Eltern hin, überstehende Zähne zeigen die Dominanz der Person über die Eltern. Nach hinten stehende Schneidezähne sind ein Zeichen der Unterwürfigkeit, eine deutliche Größenminderung des seitlichen Schneidezahnes (Zapfenzahn) spricht für aggressionsverhinderte Menschen. Die Eckzähne brechen etwa mit dem 13./14. Lebensjahr durch. Da sie im beginnenden Sexualalter erscheinen, zeigen sie die Seite 22 Entwicklung der emotionalen Ebene, sie symbolisieren Macht und Aggression. Die ersten Prämolaren stehen für alle Sehnsüchte, die mit unserer Gefühlswelt und unseren Zuneigungen zusammenhängen. Sie deuten weiters darauf hin, wie wir unsere Wünsche zum Ausdruck bringen und wie wir uns nach außen hin zeigen wollen. Die zweiten Prämolaren symbolisieren das „schöpferische ich“, geben Hinweise auf die ureigene Prägung und die konkrete Ausführung unserer Pläne. Die vorderen Molaren werden als Saturnzähne bezeichnet. Sie stehen für die Auflehnung gegen Einengung und Bevormundung, für den Anspruch auf den Stellenwert, den wir in der Außenwelt einnehmen wollen. Die hinteren Molaren erscheinen etwa im 12.Lebensjahr. Sie reflektieren die Beziehung der Person mit der Umwelt, d.h. einerseits wie unsere Mitmenschen auf uns reagieren und andererseits welches Bild wir auf die Umwelt projizieren. Die Weisheitszähne symbolisieren die Beziehung des Individuums zur Gemeinschaft und dem Kosmos, sie stehen für die Fähigkeit der Umwelt die eigenen Gefühle mitzuteilen. (12) 5.3.4 (Verfärbte) Zähne und ihr Einfluss auf die Umwelt Bei der ersten Begegnung schaut der Hauptteil der Menschen zuerst auf den Mund und die Zähne. In Deutschland fand das Meinungsforschungsinstitut Emnid in einer von der Firma Colgate in Auftrag gegebenen Studie heraus, dass für 85% der deutschen Bevölkerung gepflegte Zähne der wichtigste Attraktivitätsfaktor sind (21). Unverfärbte, regelmäßig stehende („schöne“) Zähne verkörpern Vitalität, Jugend, Gesundheit, d.h. eine positive Ausstrahlung. Das Erscheinungsbild unseres Gebisses lässt Rückschlüsse auf Vitalität und Alter zu. „Schöne“ Zähne bilden einen wichtigen Bestandteil des ästhetischen Gesichtsausdrucks, zeugen von Offenheit, guter Laune, Seite 23 Humor und Selbstsicherheit und erleichtern dadurch den Kontakt mit anderen Menschen. Schadhaften oder verfärbten („unschönen“) Zähnen und einem ungepflegten Gesichtsbereich haftet stets ein Hauch von Verwahrlosung oder eines unglücklichen Lebenswandels an. (20,21) Seite 24 6. Posttraumatische Zahnverfärbungen 6.1 Zahntrauma als Quelle der Zahnverfärbungen „Verletzungen der Zähne und des Zahnhalteapparates zählen zu den häufigsten Verletzungen in der Mund -Kiefer –Gesichtsregion. Betroffen sind vor allem die exponierten vorderen Abschnitte der Zahnreihen, insbesondere die oberen Frontzähne (22).“ Eine Gewalteinwirkung auf die Zähne kann zum Abbrechen von Zahnkronen führen sowie eine Lockerung der Frontzähne hervorrufen. Durch Stürze oder Schläge auf die Zähne kann es weiters zu Wurzelfrakturen kommen und teilweise werden Zähne auch vollständig aus den Alveolen herausgeschlagen (23). 6.1.1 Epidemiologie und Risikofaktoren von Zahntraumen Als Ursache für unfallbedingte Zahnverletzungen gelten aktuelle und risikoreiche Trend- und Freizeitsportarten wie z.B Inlineskaten, Schlittschuhlaufen, Moutainbiken und das Ausüben sämtlicher Wintersportarten. Zu den Gefahrenquellen zählen auch Schwimmbäder und Rutschbahnen. Feld- und Hallensportarten mit engerem Kontakt zum Gegner und schnellen Bewegungsabläufen (z.B. Fuß-, Hand- und Basketball) sowie Sportarten, in denen Stöcke oder Schläger verwendet werden, führen oft zu einem Zusammenprall von Spielern und bergen daher eine besonders hohe Gefahr von Zahnverletzungen. Eine weitere, immer häufigere Ursache besteht in gesteigertem aggressiven Verhalten. Selbst das Trinken aus Glasflaschen (Mineralwasser-, Fruchtsaft-, Colaflaschen) birgt ein Risiko, ein Zahntrauma an den Frontzähnen zu erleiden (23). Von allen Zahnunfällen passieren etwa zwei Drittel zu Hause oder an öffentlichen Sport- und Spielstätten. Die häufigsten Zahnunfälle passieren zwischen dem 3. und 4. (Milchzähne) sowie dem 9. und 12. Lebensjahr und in der späten Pubertät. Die mittlerne Schneidezähne im Oberkiefer sind dabei am häufigsten betroffen, prozentuell deutlich seltener die lateralen Incisiven im Seite 25 Oberkiefer und die Schneidezähne im Unterkiefer. Selten werden Eckzähne, Prämolaren oder Molaren verletzt. Bestimmte Risikofaktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit, ein Zahntrauma zu erleiden. Dazu zählen in erster Linie ein großer Overjet (Protrusion der Oberkieferfrontzähne), insuffizienter Lippenschluss (Kl II/1 Syndrom), männliches Geschlecht sowie die Ausübung der oben erwähnten Risikosportarten. Weniger bekannte Risikofaktoren sind kindliches Übergewicht, Hyperaktivität, eine von Armut geprägte sozioökonomische Umgebung und ein genetisches Risiko (24). 6.2 Ursachen und Arten der Zahnverfärbungen Das Auftreten von Verfärbungen an traumatisierten Zähnen ist ein bekanntes Phänomen. Diese Verfärbungen zählen zu den posteruptiven, intrinsischen (endogenen) Verfärbungen, die bei einem wurzelbehandelten Zahn oder auch bei Zähnen mit vitalem Pulpagewebe auftreten können. 6.2.1 Rötliche Verfärbung: Eine Verletzung der Pulpa kann eine Einblutung in die Dentintubuli zur Folge haben. Durch die Einlagerung dieser Blutbestandteile in die Tubuli kann der Zahn zunächst rötlich erscheinen (8). Dieses rötliche Erscheinungsbild kann sich spontan zurückbilden und muss nicht auf eine irreversible Schädigung der Pulpa hindeuten, daher ist kein unmittelbarer endodontischer Eingriff erforderlich (25). Zähne, die ein Trauma erlitten haben, weisen vereinzelt externe, zervikale Resorptionen auf, diese können ebenfalls ein rötliches Erscheinungsbild des Zahnes bedingen. 6.2.2 Grauverfärbung: Eine Grauverfärbung ist zu beobachten, posttraumatischen Infektion der Pulpa kommt. Seite 26 wenn es zu einer Entsteht die Zahnverfärbung als Folge einer endodontischen Therapie, kann die Ursache z.B. in einer unsachgemäßen Trepanation mit Hinterlassen von Pulparesten liegen, da eine bakterielle Besiedelung dieser Pulpareste zur Bildung von farbigen Eisenverbindungen führt. Auch das Einbringen farbiger Zemente bzw. Medikamente kann eine Ursache für eine Grauverfärbung sein. (26) Abb. 6.2.2: Grauverfärbung eines mittleren Schneidezahnes 6.2.3 Gelbverfärbung: Ein bleibender, intensiverer gelblicher Farbton, der frühestens 3 Monate bis erst mehrere Jahre nach Auftreten des Traumas zu beobachten ist, weist auf eine Obliteration der Pulpa und eine Verdichtung des Dentins hin. Als Antwort der Pulpa auf die Schädigung der neurovaskulären Versorgung des Zahnes kommt es zu vermehrter Bildung von sekundärem oder tertiärem Dentin. Man spricht in der angelsächsischen Literatur von einer kalzifizierenden Metamorphose, welche sich optisch dadurch äußert, dass es zu einer Zunahme der Farbsättigung und zu einer Abnahme der Transluzenz kommt. Dadurch unterscheidet sich der betroffene Zahn zum Teil sehr deutlich von seinem Nachbar. (26) Seite 27 Abb. 6.2.3: Gelbverfärbung eines seitlichen Schneidezahnes 6.3 Therapiemöglichkeiten zur Beseitigung traumatisch bedingter Zahnverfärbungen Da bei Zahntraumen sehr oft die Frontzähne des Oberkiefers betroffen sind, (30) kommt es für den Patienten durch die beschriebene posttraumatische Zahnverfärbung zu einer ästhetischen Beeinträchtigung des äußeren Erscheinungsbildes. Oftmals bildet der Wunsch des Patienten, die Ästhetik im Frontzahnbereich zu verbessern, die Indikation zur Therapie dieser Zähne. Tritt posttraumatisch eine periapikale Läsion auf oder liegen persistierende Schmerzen vor, so ist vor der Therapie zur Beseitigung der Zahnverfärbung eine endodontische Behandlung vorzunehmen. 6.3.1 Vollständige Überkronung bzw. Veneerversorgung des Zahnes Bei Verwendung von vollkeramischen Kronen oder bei Veneerversorgung aus Keramik und Komposit wird empfohlen, vor der Anfertigung eine Bleichtherapie zur Aufhellung des verfärbten Zahnstumpfes durchzuführen, da es durch den dunkel verfärbten Seite 28 Zahnstumpf zu einer ungewollten farblichen Veränderung des Veneers bzw. der Krone kommen kann (26). 6.3.2 Aufhellungsverfahren 6.3.2.1 Interne Aufhellungstherapie – Walking-Bleach-Methode Die Walking- Bleach- Methode ist nur an wurzelkanalbehandelten Zähnen durchführbar. Bei dieser Methode wird das Pulpakavum entsprechend eröffnet, um ein Bleichmittel einzulegen, und anschließend während der Bleichphase dicht verschlossen. In der Regel wird Natriumperborat, gemischt mit Wasser, als Bleichmittel eingesetzt. Um die Bleichwirkung zu verbessern, kann das Natriumperborat anstelle des Wassers auch mit Wasserstoffperoxid (3%) oder Carbamidperoxid (10%) angemischt werden (27). Bei einer gelblichen Verfärbung der Zähne, die aufgrund einer Anlagerung von Mineral bzw. sklerotischer Veränderungen im Dentin entsteht, wurde beobachtet, dass die betroffenen Zähne oft nur verzögert auf ein internes Aufhellen ansprechen. Da bei der kalzifizierenden Metamorphose die gesamte Dentinstruktur aufgehellt werden muss, sind häufig mehrere Einlagen nötig, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Im Gegensatz dazu findet die Entfärbung grau verfärbter Zähne, die durch Farbeinlagerung entstanden ist, in relativ kurzer Zeit statt, da es hierbei zu einer Redoxreaktion des Wasserstoffperoxids mit dem Farbstoff kommt. 6.3.2.2 Externe Aufhellungstherapien Liegt eine Gelbverfärbung mit kalzifizierender Metamorphose vor, ist es sinnvoll, die posttraumatisch verfärbten Zähne von extern zu bleichen, um das gesamte Dentin aufzuhellen. Wurde der Zahn zuvor endodontisch therapiert, kann die externe Bleichtherapie mit einer internen kombiniert werden. Seite 29 Für das externe Bleichen stehen verschiedene Varianten zur Verfügung. Das In-Office-Verfahren wird in der Praxis mit hoch konzentrierten Präparaten (bis zu 35%iges Wasserstoffperoxid) durchgeführt. Nach vorherigem Schutz der Gingiva mit Kofferdam oder Abdecklaken (flüssiger Kofferdam), wird das Bleichmittel auf den Einzelzahn oder die Zahnreihe aufgetragen. Die Wirkung des Bleichmittels wird dann durch die Bestrahlung mit Kaltlicht aktiviert, um eine noch ausgeprägtere Aufhellung zu ermöglichen. (32) Abb. 6.3.3.2: In - Office – Verfahren zur Aufhellung verfärbter Zähne Seite 30 Daneben gibt es noch verschiedene Varianten des „Home Bleachings“ bei dem niedriger konzentrierte Präparate (Carbamidperoxid-Gele zwischen 10% und 20%) Anwendung finden (31). Ein Beispiel dafür ist das Schienenbleichen mit speziellen Gelen und Lacken oder Folien. Abb 6.3.2.2: Schienenbleichen zur Aufhellung verfärbter Zähne Seite 31 B. Empirischer Teil 7. Material und Methode Das Ziel des experimentellen Teils dieser Arbeit ist zu ergründen, ob Menschen mit Zahnverfärbungen bezüglich gesellschaftlich relevanter Normen und Qualitäten unterbewusst anders beurteilt werden, als Menschen ohne Zahnverfärbungen. Mit „Zahnverfärbung“ ist eine deutliche Grauverfärbung der mittleren bzw. lateralen Inzisiven gemeint. 7.1 Auswahl der Fotos Für die vorliegende Diplomarbeit wurden aus einer für wissenschaftliche Zwecke eingerichteten Internet-Gesichtsdatenbank geeignete Gesichter ausgewählt (33). Diese liegen als Basismaterial für die durchgeführte Studie vor. Die Fotos wurden nach folgenden Kriterien ausgewählt: 7.1.1 Das Lachen stellte ein wichtiges Kriterium dar, da ein Großteil der Zähne sichtbar sein musste, um eine optimale Bearbeitung der Bilder zu ermöglichen. 7.1.2 Die Größe des Bildes war das zweite Kriterium, da es sich um ein Portraitfoto handeln musste. 7.1.3 Des Weiteren war eine hohe Auflösung des Bildes anzustreben, um eine sehr natürliche Bearbeitung der einzelnen Zähne zu ermöglichen. Es wurden 8 Fotos von weiblichen und 8 Fotos von männlichen Gesichtern ausgewählt. Seite 32 7.2 Bearbeitung der Bilder Die ausgewählten Bilder wurden mit Hilfe des Bildbearbeitungsprogrammes „Adobe Photoshop“ verändert und in drei Varianten angeboten. 7.2.1 Variante 1: Originalbild mit nicht verfärbten Zähnen (Abb. 7.2.2.1); 7.2.2 Variante 2: Verfärbung des mittleren Schneidezahnes (Abb. 7.2.2.2); 7.2.3 Variante 3: Verfärbung des lateralen Schneidezahnes (Abb. 7.2.2.3); Die so entstandenen 48 Bilder (16 Gesichter 3Varianten 48 Fotos) wurden einmal in guter Qualität in der Größe 13x15cm entwickelt und in einer Mappe gebunden. Seite 33 7.2.4 Darstellung eines Bildes in Originalgröße (13x15): Abb.7.2.4 Seite 34 7.2.5 Darstellung der 3 Bildvarianten 7.2.5.1 Gesamte Zahnreihe ohne Verfärbungen (siehe Abbildung 7.2.2.1) Abb 7.2.2.1 7.2.5.2 Grauverfärbung des mittleren Schneidezahnes (siehe Abbildung 7.2.2.2) Abb 7.2.2.2 7.2.5.3 Grauverfärbung des seitlichen Schneidezahnes (siehe Abbildung 7.2.2.3) Abb. 7.2.2.3 Seite 35 7.3 Unbearbeitete Ausgangsbilder 7.3.1 Weiblich Seite 36 7.3.2 Männlich Seite 37 7.4 Aufbau des Fragebogens Der Fragebogen wurde mit dem Textbearbeitungsprogramm Microsoft Word erstellt und auf eine Stückzahl von 30 vervielfacht. Er beinhaltete eine kurze Einführung in das Experiment, mit der Bekanntgabe der notwendigen Daten für die anschließende Auswertung, sowie die Beurteilung der einzeln zu bewertenden Bilder. Abb. 7.4.1: Deckblatt; Einführung in das Experiment Psychologisches Experiment Vielen Dank, dass Sie sich zur Teilnahme entschieden haben. 1. 2. 3. 4. Bitte füllen Sie folgende Felder aus: Probandennummer: Alter: Geschlecht: Beruf: Bei dem psychologischen Experiment werden Ihnen 48 Gesichter präsentiert. Zu jedem Gesicht sind 6 Charaktereigenschaften von 1 - nicht zutreffend bis 10 - vollständig zutreffend zu bewerten. Es kommt vor, dass sich Gesichter wiederholen. Bitte entscheiden Sie rasch und ohne zu überlegen. Seite 38 Abb. 7.4.2: Seite 1 des Fragebogens; Bewertung des 1. Bildes Bitte bewerten Sie folgende Charaktereigenschaften. 1 steht für nicht zutreffend, 10 steht für vollständig zutreffend. BILD 1 Seite 39 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 intelligent O O O O O O O O O O attraktiv O O O O O O O O O O fleißig O O O O O O O O O O humorvoll O O O O O O O O O O sympathisch O O O O O O O O O O ehrlich O O O O O O O O O O 7.5 Testpersonen 7.5.1 Rekrutierung: Die Probanden wurden zufällig im Rahmen einer Straßenbefragung ausgewählt. Diese Straßenbefragung wurde an 6 Wochenenden im Wels und in Graz im Zeitraum April und Mai 2011 durchgeführt. Das Alter der Teilnehmer lag dabei zwischen 16 und 62 Jahren (siehe Abbildung 7.5.1) 43,3% der befragten Personen waren männlich, 56,7% waren weiblich (siehe Abbildung 7.5.2) Abb.7.5.1: Altersverteilung, Mittelwert, Standardabweichung Alter Min Max MW SD 16 62 33,6 11,6 Abb.7.5.2: Geschlechterverhältnis Anzahl % m 13 43,3 w 17 56,7 7.5.2 Information: Da die Studie nicht durch die bewusste Wahrnehmung der Zahnverfärbungen beeinflusst werden sollte, wurden die Teilnehmer der Studie nicht informiert, dass es in unserer Untersuchung um die psychologischen Auswirkungen verfärbter Frontzähne geht. Die Reihenfolge der bearbeiteten Fotos wurde so ausgewählt, dass immer der größtmögliche Abstand eingehalten wurde, um zu vermeiden, dass die betreffenden Probanden eine Regelmäßigkeit erkennen konnten. 7.5.3 Entlohnung: Es gab für die Probanden keine Entlohnung. Seite 40 7.6 Durchführung des Experiments: Das Projekt umfasste die Befragung von 30 Probanden mittels Fragebogens. Den Probanden wurden insgesamt 48 Fotos von Gesichtern präsentiert, zu jedem Gesicht waren dabei 6 Charaktereigenschaften auf einer Skala von 1 (nicht zutreffend) bis 10 (vollständig zutreffend) zu bewerten (siehe Abbildung 7.3.2). Während der Befragung mittels Fragebogens erfolgte parallel zu der jeweiligen Seite des Fragebogens die Präsentation der Bilder: Zu Bild Nummer 1 waren auf dem Fragebogen Seite 1 mit der Überschrift “BILD 1“ die darunter stehenden 6 Charaktereigenschaften auf einer Skala von 1 (nicht zutreffend) bis 10 (vollständig zutreffend) zu bewerten. Zu Bild Nummer 2 waren auf dem Fragebogen Seite 2 mit der Überschrift „BILD 2“ die darunter stehenden 6 Charaktereigenschaften zu bewerten, usw. 7.7 Auswertung Im Anschluss wurden die Ergebnisse in eine Excel Tabelle übertragen und statistisch ausgewertet. Für die statistische Auswertung wurden folgende Tests verwendet: 7.7.1 Einfaktorielle Varianzanalyse 7.7.2 Mann-Whitney U Test 7.7.3 Pearson Korrelationskoeffizient Für die Ergebnisse konnten die Daten von allen Teilnehmern verwendet werden. Seite 41 8. Ergebnisse und Auswertung Zunächst wurden anhand der ausgefüllten Fragebögen die Mittelwerte für die bewerteten Personen in Bezug auf die einzelnen Charakterzüge und Gruppen berechnet und in eine Excel- Tabelle eingetragen. Gruppe 1 bezeichnet die Personen ohne Zahnverfärbungen, Gruppe 2 die Personen mit Verfärbung des mittleren Schneidezahnes, Gruppe 3 die Personen mit Verfärbung des lateralen Schneidezahnes. 8.1 Durchschnittliche Punktezahl Gruppe 1 Intelligent 7,65 Attraktiv 7,47 Fleißig 7,58 Humorvoll 7,31 Sympathisch 7,75 Ehrlich 7,44 8.2 Durchschnittliche Punktezahl Gruppe 2 Intelligent 4,84 Attraktiv 4,31 Fleißig 4,70 Humorvoll 4,54 Sympathisch 4,60 Ehrlich 4,57 8.3 Durchschnittliche Punktezahl Gruppe 3 Seite 42 Intelligent 5,51 Attraktiv 5,07 Fleißig 5,65 Humorvoll 5,32 Sympathisch 5,45 Ehrlich 5,36 Der größte Unterschied zeigt sich zwischen der Gruppe 1 und den beiden anderen. Gruppe 2 (Verfärbung des mittleren Schneidezahnes) erhielt die niedrigsten Scores. Mit Hilfe der Einfaktoriellen Varianzanalyse wird ein hochsignifikanter Unterschied zwischen den drei Gruppen festgestellt (p < 0.001 bei allen 6 Faktoren). Abbildung 8.3.1: Mittelwerte und Standartabweichungen nach den drei Gruppen getrennt. Gruppe 1 Gruppe 2 Gruppe 3 MW SD MW SD MW SD Intelligent 7,65 1,57 4,84 1,76 5,51 1,91 Attraktiv 7,47 2,01 4,31 1,93 5,07 1,99 Humorvoll 7,31 1,90 4,54 1,89 5,32 1,90 Ehrlich 7,44 1,81 4,57 1,82 5,36 1,77 Fleißig 7,58 1,59 4,70 1,85 5,45 1,77 Sympathisch 7,75 1,76 4,60 1,91 5,45 1,90 8.4 Vorstellung der Hypothesen Im Folgenden sollen die 6 Hypothesen im Einzelnen vorgestellt, überprüft und anhand von Diagrammen in den Ergebnissen anschaulicher präsentiert werden. 8.4.1 Hypothese 1: „Personen ohne Zahnverfärbungen werden intelligenter bewertet als Personen mit Zahnverfärbungen.“ Diese Hypothese ließ sich anhand der Ergebnisse bestätigen (Abbildung 8.4.1). Personen ohne Zahnverfärbungen wurden durchschnittlich mit einem Mittelwert M von 7,65 intelligenter als Personen mit Zahnverfärbungen der mittleren Incisiven (M=4,84) und Personen mit Zahnverfärbung des laterales Incisivus (M=5,51) bewertet. Seite 43 Abbildung 8.4.1: Charakterzug Intelligenz: Mittelwertunterschiede Intelligent 7,65 4,84 Gruppe 1 Gruppe 2 5,51 Gruppe 3 8.4.2 Hypothese 2: „Personen mit Zahnverfärbungen werden weniger attraktiv eingestuft.“ Diese Hypothese ließ sich anhand der vorliegenden Daten bestätigen (Abbildung 8.4.2). Personen ohne Zahnverfärbungen wurden durchschnittlich mit einem Mittelwert M von 7,47 attraktiver als Personen mit Zahnverfärbungen der mittleren Incisiven (M=4,31) und Personen mit Zahnverfärbung des laterales Incisivus (M=5,07) bewertet. Abb. 8.4.2 : Charakterzug Attraktivität: Mittelwertunterschiede Attraktiv Seite 44 7,47 4,31 Gruppe 1 Gruppe 2 5,07 Gruppe 3 8.4.3 Hypothese 3: „Personen ohne Zahnverfärbungen werden als fleißiger beurteilt.“ Diese Hypothese ließ sich anhand der Ergebnisse bestätigen (Abbildung 8.4.3). Personen ohne Zahnverfärbungen wurden durchschnittlich mit einem Mittelwert M von 7,58 fleißiger als Personen mit Zahnverfärbungen der mittleren Incisiven (M=4,70) und Personen mit Zahnverfärbung des laterales Incisivus (M=5,45) bewertet. Abb. 8.4.3: Charakterzug Fleiß: Mittelwertunterschiede Fleißig 5,45 7,58 4,70 Gruppe 1 Gruppe 2 Gruppe 3 8.4.4 Hypothese 4 „Personen ohne Zahnverfärbungen werden als humorvoller eingestuft.“ Diese Hypothese ließ sich anhand der Ergebnisse bestätigen (Abbildung 8.4.4). Personen ohne Zahnverfärbungen wurden durchschnittlich mit einem Mittelwert M von 7,31 humorvoller als Personen mit Zahnverfärbungen der mittleren Incisiven (M=4,54) und Personen mit Zahnverfärbung des laterales Incisivus (M=5,32) bewertet. Seite 45 Abbildung 8.4.4: Charakterzug Humor: Mittelwertunterschiede der Gruppen 1- Humorvoll 7,31 4,54 Gruppe 1 Gruppe 2 5,32 Gruppe 3 3 8.4.5 Hypothese 5: „Personen ohne Zahnverfärbungen werden als sympathischer eingestuft.“ Diese Hypothese ließ sich anhand der Ergebnisse bestätigen (Abbildung 8.4.5). Personen ohne Zahnverfärbungen wurden durchschnittlich mit einem Mittelwert M von 7,75 sympathischer als Personen mit Zahnverfärbungen der mittleren Incisiven (M=4,60) und Personen mit Zahnverfärbung des laterales Incisivus (M=5,45) bewertet. Abbildung 8.4.5: Charakterzug Sympathie: Mittelwertunterschiede Sympathisch Seite 46 7,75 4,60 Gruppe 1 Gruppe 2 5,45 Gruppe 3 8.4.6 Hypothese 6: „Personen ohne Zahnverfärbungen werden als ehrlicher eingeschätzt.“ Diese Hypothese ließ sich anhand der Ergebnisse bestätigen (Abbildung 8.4.6). Personen ohne Zahnverfärbungen wurden durchschnittlich mit einem Mittelwert M von 7,44 ehrlicher als Personen mit Zahnverfärbungen der mittleren Incisiven (M=4,57) und Personen mit Zahnverfärbung des laterales Incisivus (M=5,36) bewertet. Abb. 8.4.6: Charakterzug Ehrlichkeit: Mittelwertunterschiede Ehrlich 7,44 4,57 Gruppe 1 Gruppe 2 5,36 Gruppe 3 8.5 Beurteilung in Abhängigkeit zum Geschlecht Mittels „Mann-Whitney U Test“ wurde überprüft, dass kein signifikanter Unterschied in der Bewertung zwischen Männern und Frauen besteht (siehe Abbildung 8.5). Abbildung 8.5: Beurteilung der Charaktermerkmale in Abhängigkeit zum Geschlecht Seite 47 Gruppe Intelligent Attraktiv Humorvoll Ehrlich Fleißig Sympathisch Gruppe 1 Mann-Whitney-U 27198,000 23338,500 25566,500 25884,000 27784,500 29852,000 Wilcoxon-W 64326,000 55978,500 62694,500 63012,000 64912,500 71757,000 Z -,740 -1,132 -1,838 -1,632 -,341 -1,284 Asymptotische ,459 ,258 ,066 ,103 ,733 ,199 24840,500 26225,000 27958,000 27577,500 27703,500 27732,000 Wilcoxon-W 43950,500 63353,000 65086,000 64705,500 64831,500 64860,000 Z -,016 -1,391 -,222 -,480 -,394 -,376 Asymptotische ,987 ,164 ,824 ,631 ,693 ,707 31411,000 28138,500 29645,500 28871,000 29970,500 30627,000 Wilcoxon-W 73316,000 70043,500 71550,500 70776,000 71875,500 72532,000 Z -,322 -2,328 -1,406 -1,887 -1,209 -,803 Asymptotische ,747 ,020 ,160 ,059 ,227 ,422 Signifikanz (2seitig) Gruppe 2 Mann-Whitney-U Signifikanz (2seitig) Gruppe 3 Mann-Whitney-U Signifikanz (2seitig) Seite 48 8.6 Beurteilung in Abhängigkeit zum Alter Mit Hilfe des „Pearson Korrelationskoeffizienten“ wurde festgestellt, dass es keinen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Alter des Beurteilers und der Punkteanzahl gibt (siehe Abbildung 8.6). Abb. 8.6: Beurteilung der Charaktermerkmale in Abhängigkeit zum Alter Gruppe Alter Gruppe 1 Intelligent Attraktiv Humorvoll Ehrlich Fleißig Sympathisch Korrelation nach Pearson ,073 Signifikanz (2-seitig) ,108 N 480 Korrelation nach Pearson ,089 Signifikanz (2-seitig) ,060 N 450 Korrelation nach Pearson -,063 Signifikanz (2-seitig) ,171 N 480 Korrelation nach Pearson -,058 Signifikanz (2-seitig) ,207 N 480 Korrelation nach Pearson -,012 Signifikanz (2-seitig) ,795 N 480 Korrelation nach Pearson -,015 Signifikanz (2-seitig) ,728 N 510 Korrelation nach Pearson -,148 Signifikanz (2-seitig) ,002 N 450 Korrelation nach Pearson ,020 Signifikanz (2-seitig) ,656 N 480 Korrelation nach Pearson -,116 Signifikanz (2-seitig) ,011 N 480 Gruppe 2 Intelligent Attraktiv Humorvoll Seite 49 ** * Ehrlich Fleißig Sympathisch ** Korrelation nach Pearson -,124 Signifikanz (2-seitig) ,006 N 480 Korrelation nach Pearson -,118 Signifikanz (2-seitig) ,010 N 480 Korrelation nach Pearson -,128 Signifikanz (2-seitig) ,005 N 480 Korrelation nach Pearson -,023 Signifikanz (2-seitig) ,607 N 510 Korrelation nach Pearson ,090 Signifikanz (2-seitig) ,043 N 510 Korrelation nach Pearson ,008 Signifikanz (2-seitig) ,857 N 510 Korrelation nach Pearson -,021 Signifikanz (2-seitig) ,637 N 510 Korrelation nach Pearson -,007 Signifikanz (2-seitig) ,874 N 510 Korrelation nach Pearson -,054 Signifikanz (2-seitig) ,227 N 510 ** ** Gruppe 3 Intelligent Attraktiv Humorvoll Ehrlich Fleißig Sympathisch Seite 50 * 8.7 Konklusion Die Konklusion lautet eindeutig, dass Menschen ohne Zahnverfärbungen von ihrer Umwelt positiver beurteilt werden, und zwar konkret bezüglich der Charaktermerkmale Intelligenz, Attraktivität, Humor, Ehrlichkeit, Fleiß und Sympathie. Seite 51 9. Diskussion Bei meinem Literaturstudium musste ich feststellen, dass es in der Zahnmedizin noch keine vergleichbaren Studien zu diesem Thema gibt. Lediglich vergleiche mit Studien aus der Psychologie waren möglich. In einer Studie von Harris (1982) wurde die Frage untersucht, ob das Tragen einer Brille die Urteile über Charakterzüge von Personen beeinflusst. Er ließ eine Person, die als Brillenträger oder ohne Brille sowie als männlich oder weiblich vorgestellt wurde, von 154 australischen Psychologiestudenten hinsichtlich zwölf Gegensatzpaaren (z.B unintelligent – intelligent) bewerten. Die Brillenträger wurden dabei hinsichtlich der Attribute „intelligent“, „fleißig“ und „erfolgreich“ besser beurteilt als Menschen ohne Brille. Bei den Attributen „aktiv“, „extrovertiert“, „attraktiv“, „beliebt“ und „athletisch“ erzielten die Brillenträger keine bessere Bewertung. (28) In der Studie von Lueck und Manz (1968) bewerteten 36 Studenten der Sozialpsychologie Passfotos von Männern, die entweder eine Brille trugen oder nicht. Die Ergebnisse waren ähnlich, Personen die eine Brille trugen wurden höher bewertet in Bezug auf Intelligenz, Fleiß, Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit in Geldangelegenheiten. In Bezug auf die eingeschätzte Freundlichkeit konnte keine Differenz festgestellt werden, allerdings in Bezug auf den Humor wurden die Personen mit Brille schlechter bewertet. (28) Meine Intention war es festzustellen, wie Personen anhand eines veränderten äußerlichen Merkmals einschätzt werden, wobei ein verfärbter Frontzahn an die Stelle der Brille trat. Seite 52 Es sei betont, dass nicht der gesamte Inhalt dieser Diplomarbeit die Meinung der Autorin wiederspiegelt. Insbesondere die Zahnbedeutungsanalyse mit der physiognomischen Bedeutung einzelner Zähne (Kapitel 5.3.3) ist sehr kritisch zu betrachten. Die Autorin vertritt den Standpunkt, dass das Erscheinungsbild der Zähne keinen Rückschluss auf die Wesensart eines Menschen geben kann. Der Vollständigkeit halber jedoch wurde die Zahnbedeutungsanalyse in die Übersicht aufgenommen. Seite 53 9.1 Bestätigte Hypothesen Alle Hypothesen konnten bestätigt werden. 9.2 Probleme bei der Durchführung des Experiments: 9.2.1 Proband erkennt Regelmäßigkeit Es wurde versucht, bei dieser Studie anhand der Anordnung der Bilder zu vermeiden, dass der Proband erkennt, dass sich die Bilder wiederholen und er somit auf die Zahnverfärbungen aufmerksam wird. Aufgrund der geringen Anzahl der Bilder konnte der Proband relativ schnell erkennen, dass sich die Bilder wiederholten. Dieser Effekt wurde von allen Teilnehmern der Studie geäußert. 9.2.2 Ermüdende Studie Eine weitere Schwäche unserer Datenerhebung war, dass die Durchführung des Experimentes für den Teilnehmer relativ ermüdend ist. Ursache dafür ist die hohe Anzahl der abzugebenden Kreuze im Fragebogen. Pro Bild sind 6 Charaktereigenschaften auf einer Skala von 1 – 10 zu beurteilen, pro Fragebogen sind es 48 Bilder, also muss der Teilnehmer insgesamt 288 mal seine Meinung durch Ankreuzen der Skala abgeben. Diese Schwäche in der Datenerhebung wurde von den Teilnehmern der Studie kritisiert. 9.2.3 Verfärbungen nicht exakt gleichmäßig Ein weiterer Fehler bei der Datenerhebung ist, dass mittels des Bildbearbeitungsprogrammes Adobe Photoshop keine gleichmäßige und einheitliche Verfärbung der Zähne geschaffen werden konnte, daher wurde die Zahnverfärbung bei manchen Fotos intensiver wahrgenommen (siehe Abbildung 9.3.3) Seite 54 Abb. 9.3.3: Unterschiedliche Intensität der Verfärbung 9.4 Zusammenfassung und Schlusswort Die Beurteilungen beziehen sich in dieser Studie ausschließlich auf Fotos von Gesichtern fremder Personen und nicht auf die personale Identität. Es geht, wie bereits in der Einleitung deutlich erwähnt, um den ersten Eindruck, der sich beim Betrachten eines Gesichtes ergibt. Trotz der oben genannten Problematiken war es möglich im Rahmen der Untersuchung eindeutige Ergebnisse zu erzielen. Zusammenfassend konnte also festgestellt werden, dass ein äußerliches Merkmal einen signifikanten Faktor für die Personenwahrnehmung darstellt. Seite 55 10.Abbildungsverzeichnis Kapitel 4: Abb 4.3.1a ursprüngliches Gesicht Abb 4.3.1b ursprüngliches Gesicht Abb 4.3.1c „morphing“ der Bilder1 und 2 ergibt Bild 3 Abb 4.3.1d Bild 4 entstanden durch „morphing“ von 16 Bildern Kapitel 6: Abb 6.2.2 Grauverfärbung eines mittleren Schneidezahnes Abb 6.2.3 Gelbverfärbung eines seitlichen Schneidezahnes Abb 6.3.3.2 In-Office Verfahren zur Aufhellung verfärbter Zähne Abb 6.3.3.2 Schienenbleichen zur Aufhellung verfärbter Zähne Kapitel 7: Abb 7.1.1 gesamte Zahnreihe ohne Verfärbungen Abb 7.1.2 Grauverfärbung des mittleren Schneidzahnes Abb 7.1.3 Grauverfärbung des seitlichen Schneidezahnes Abb 7.4.1 Deckblatt des Fragebogens; Einführung in das Experiment Abb 7.4.2 Seite 1 des Fragebogens; Bewertung des 1. Bildes Abb.7.5.1 Altersverteilung, Mittelwert, Standardabweichung Abb. 7.5.2 Geschlechterverhältnis Kapitel 8: Abb. 8.3.1: Mittelwerte und Standardabweichungen nach den drei Gruppen getrennt Abb. 8.4.1: Charakterzug Intelligenz: Mittelwertunterschiede Abb. 8.4.2: Charakterzug Attraktivität: Mittelwertunterschiede Abb. 8.4.3 Charakterzug Fleiß : Mittelwertunterschiede Abb. 8.4.4 Charakterzug Humor: Mittelwertunterschiede Seite 56 Abb. 8.4.5 Charakterzug Sympathie : Mittelwertunterschiede Abb. 8.4.6 Charakterzug Ehrlichkeit: Mittelwertunterschiede Abb.8.5 Beurteilung der Charaktermerkmale in Abhängigkeit zum Geschlecht Abb.8.6 Beurteilung der Charaktermerkmale in Abhängigkeit zum Alter Seite 57 11.Literaturverzeichnis 1. J.Edelmann: Psychodontie – Zähne- Spiegel der Persönlichkeit. FQL- Publishing. S.7, S.10, S.11, S.14, S.19, S171-183; 2. Henss, R. (1998). Gesicht und Persönlichkeitseindruck. Hogrefe Verlag Göttingen. S.15, S.263; 3. Kanning, U.P. 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CURRICULUM VITAE Elisabeth Carla Atzlinger Angaben zur Person Geburtsdatum 23.10.1984 Nationalität Österreich Adresse Sportplatzstraße 4 A – 4600 Thalheim bei Wels Ausbildung 2004 – 2011 Diplomstudium Zahnmedizin an der Medizinischen Universität Graz; Erste Diplomprüfung: 08. September 2005 Zweite Diplomprüfung: 06. Juli 2007 Facharztprüfungstermin: 29.September 2011 1996 – 2003 Besuch des Bundesrealgymnasiums Wels Wallererstrasse mit Schwerpunkt Sport Seite 61 Zahnmedizinische Tätigkeit außerhalb des Studiums 2008 - 2011 Sommerpraktikum als Zahnärztliche Assistenz in der Prophylaxe-Praxis Dr. Franz Atzlinger Februar 2007 Seite 62 Prophylaxe-Ausbildung für Ärzte mit Abschlussdiplom an der Zahnklinik Graz