Handout zur dritten Sitzung

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Freie Universität Berlin
Politische Ideengeschichte
PS – Theorien der Macht und Herrschaft
Dozent: Dr. Klaus Roth
Referenten: Eric Baaz, Simon Gramß, Alexander Thurm
Berlin, den 29.04.2010
Niccolo Machiavelli „Der Fürst“ („Il Principe“)
1. Niccolo Machiavelli – Kurzbiographie
2. Historischer Hintergrund Machiavellis Werk
3. Kapitelübersicht – Macht und Herrschaft
4. Grundansichten und Merkmale in Machiavellis Denken
5. Quellenangabe
Niccolo Machiavelli
Er wurde am 3. Mai 1469 in Florenz geboren. Gestorben ist er am 21. Juni 1527 ebenfalls in Florenz.
Sein Name wird heute mit rücksichtsloser Machtpolitik unter Ausnutzung aller Mittel verbunden. Der
später geprägte Begriff Machiavellismus wird daher oft als abwertende Beschreibung eines
politischen Verhaltens gebraucht, das raffiniert, aber ohne ethische Einflüsse von Moral und
Sittlichkeit die eigene Macht und das eigene Wohl als Ziel sieht.
Historischer Hintergrund
Florenz, Mailand, Venedig, der Kirchenstaat und Neapel waren die fünf führenden Mächte in Italien
während der Jugend Machiavellis.
1494 beginnt der Italienfeldzug des französischen Königs Karl VIII. und löst die Verwüstung Italiens
aus. Die Medici fliehen aus Florenz.
1513 wird Machiavelli fälschlich beschuldigt, an einer Verschwörung gegen die Medici beteiligt
gewesen zu sein und wird inhaftiert und gefoltert. Im Laufe des Jahres wird er freigelassen und
beginnt die ,,Discorsi“ und schreibt den ,,Principe“.
1516 wird Lorenzo de Medici Oberhaupt der Medici-Familie und ihm widmet Machiavelli das Buch
"Vom Fürsten".
Die vier Arten der Herrschaftsergreifung (Kapitel VI-IX)
Herrschaften, die der Herrscher durch eigene Waffen und Tüchtigkeit erobert
Nur wenn der Fürst aus eigener Kraft die Herrschaft durchsetzen kann, gilt er als mächtig, ist er auf
andere Kräfte angewiesen, ist er schwach.
Herrschaften, die der Herrscher durch fremdes Zutun und Glück erobert
Wenn der Herrscher nur durch fremdes Einwirken oder durch Glück an die Macht gekommen ist, ist
es meist für ihn sehr schwierig seine Macht zu halten, da es ihm an Tüchtigkeit fehlt und er auf jene
angewiesen ist, die ihm zur Macht verholfen haben.
Herrschaft, die der Fürst durch Verbrechen erwirbt
Der Fürst, der seine Herrschaft durch Verbrechen erlangt, muss auf den richtigen Gebrauch von
Grausamkeiten achten. Sie müssen möglichst einmalig ausgeführt werden und dürfen sich nicht
wiederholen, damit das Volk nicht beunruhigt wird.
Herrschaftsergreifung eines Volksfürsten
Der Volksfürst steigt aus der Mitte des Volkes empor und wird durch die Gunst des Volkes oder durch
Gunst ,,großer Herren`` zum Herrscher. Von großer Wichtigkeit sind Freundschaft zum Volk und eine
gewisse Verschlagenheit.
Feststellung der Stärke der Herrschaft (Kapitel X)
Verfügt der Fürst über genug Menschen und finanzielle Mittel, kann er ein Heer aufstellen und sich
so im Notfall aus eigener Kraft unabhängig behaupten. Des weiteren sichert ein loyales Volk und
starke Befestigungen eine starke Herrschaft. Dem Volk muss klar gemacht werden, das es den Staat
und den Fürsten unbedingt zum Schutz benötigt.
Lob und Tadel für den Herrscher (Kapitel XV)
Machiavelli geht von einem Primär negativen Menschenbild aus, in dem die schlechten Eigenschaften überwiegen. Der Herrscher kommt deshalb nicht umhin, auch diese Eigenschaften in sich zu
tragen. Da er folglich nicht nur positive Eigenschaften verkörpert, muss er darauf achten, dass er
einen schlechten Ruf der Eigenschaften (Laster) vermeidet, die seine Macht in Gefahr bringen.
Freigebigkeit oder Sparsamkeit (Kapitel XVI)
Zu viel Freigebigkeit führt dagegen zu Armut, was wiederum Verachtung des Volkes mit sich bringt.
Wird der Herrscher raubgierig, um die Kassen wieder zu füllen, schlägt ihm Hass entgegen. Deshalb
ist es besser, wenn der Herrscher eher knauserig ist, was eventuell zu leichtem Unmut führt, aber vor
Verachtung und Hass schützt.
Grausamkeit und Milde – Ist es als Herrscher besser geliebt oder gefürchtet zu werden ? (Kapitel
XVII)
Durch die schlechten Eigenschaften werden die Menschen ohne Furcht den Herrscher in
Notsituationen (Krieg etc.) im Stich lassen, sofern das Verhältnis Herrscher – Untertan nur auf
Beliebtheit beruht. Ist der Herrscher gefürchtet, werden ihn seine Untertanen aus Angst vor Strafe
nicht verlassen.
Ehrlichkeit und Wortbruch des Herrschers (Kapitel XVIII)
Lobenswert für den Herrscher, wenn er sein Wort hält, aber oft haben gerade die Herrscher
Bedeutendes durch Wortbruch geleistet. Es gibt zwei Arten der Auseinandersetzung: mit Hilfe des
Rechts und mit Hilfe der Gewalt. (Das Erste entspricht dem Menschen, das Zweite den Tieren.)
Wenn das Recht nicht zum Ziel führt, muss der Herrscher zur Gewalt greifen. Ein kluger Herrscher
darf sein Wort nicht halten, wenn er dadurch Schaden erfahren würde und wenn Gründe für sein
Versprechen wegfallen. Das liegt darin begründet, dass die Menschen selbst auch nicht ihr Wort
halten (negatives Menschenbild).
Hass und Verachtung als die größten Feinde des Herrschers (Kapitel XIX)
Der Herrscher sollte alles vermeiden, was ihn verachtet und verhasst werden lässt. Zwei
Hauptgefahren für den Herrscher: Gefahren von innen seitens der Untertanen; Gefahren, die durch
fremde Machthaber von außen hervorgerufen werden.
Das Glück und wie man ihm begegnen soll (Kapitel XXV)
Das Glück bestimmt zur Hälfte das Leben und die andere Hälfte bestimmt man selbst.
Ein Fürst kann untergehen, obwohl er seine Natur oder Charakter nicht geändert hat, da Erfolg
davon abhängig ist, ob der Handelnde im Stile seiner Zeit handelt. Das Handeln muss an die
Zeitumstände angepasst sein, um erfolgreich zu sein.
Glück wechselt, Menschen bleiben aber auf den eingeschlagenen Wegen. Sobald ein Missklang
entsteht, hat man Unglück.
Aufruf zur Befreiung Italiens von den Barbaren (Kapitel XXVI)
Hauptaussage: Die Zeit ist gekommen um Italien von den Barbaren zu befreien, da es am Boden
liegt.
Anhand vieler Beispiele listet er auf, was in der jüngeren Vergangenheit in Italien alles falsch gelaufen
und das Land deshalb zerfallen war. Er stellt Vergleiche mit Situationen in der Antike an und
beleuchtet unterschiedliche Kriegs- und Eroberungs-Szenarien.
Für Machiavelli steht fest, dass die Kriegskunst das Wichtigste sei, womit sich ein Fürst zu
beschäftigen habe und warnt: „Die Verachtung dieser Kunst ist die erste Ursache für den Verlust der
Herrschaft; die Erfahrenheit in ihr ist das Mittel, sie zu erwerben.“
Merkmale Machiavellis Werk
sehr negatives Menschenbild
Herrscher hat prinzipiell auch „nur“ menschliche Eigenschaften und Laster
situatives Denken ist starren Moralvorstellungen vorzuziehen
oberstes Gebot: Sicherung der Herrschaft nach innen und nach außen
wichtigstes Mittel: Verachtung und Hass seitens der Untertanen mit allen Mitteln vermeiden
ständige Balance zwischen zwei Polen: z.B. Knausrigkeit – Freigebigkeit, Milde – Grausamkeit etc.
Streben nach Ausgeglichenheit und situativer Anpassung
sehr ergebnisbezogenes Denken, Mittel und Wege sind eher nebensächlich und pauschal
gerechtfertigt (Rechtfertigung von Gewalt)
Schutz des persönlichen Eigentums der Bürger; Herrscher, der sich daran vergreift, erntet Hass
Außenwirkung des Herrschers auf die Untertanen überwiegt reale Eigenschaften des selbigen
(Vortäuschen ausdrücklich erwünscht)
Quelle
Niccolo Machiavelli (1513): Der Fürst. Stuttgart 1955 (Kapitel VI-X, XV-XIX, XXV-XXVI)
[Anmerkung seitens der Verfasser : Die im Handout genannten Kapitelüberschriften stimmen nicht
mit den Originalüberschriften des Übersetzers überein, sie wurden zwecks bessere analytischer
Fasslichkeit vereinfacht.]
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