O I-5 Aufbau eines Österreichischen Disorders of Sex Development (DSD)-Kompetenznetzwerks Riedl S. (1,2), Schlegel W. (1), Springer A. (3), Blümel P. (4) Abteilung für Pulmologie, Allergologie und Endokrinologie, Department für Pädiatrie, Medizinische Universität Wien (1); St. Anna Kinderspital, Department für Pädiatrie, Medizinische Universität Wien (2); Abteilung für Kinderchirurgie, Department für Chirurgie, Medizinische Universität Wien (3); Gottfried von Preyersches Kinderspital Wien (4) Einleitung: 'Orphan diseases' (<1:2000) betreffen aufgrund ihrer Vielzahl (ca. 8000) allein im deutschsprachigen Raum ca. 6 Mio Menschen. Da jeweils selten auftretend und wenig bekannt, leiden Betroffene durch Defizite in kompetenter medizinischer, psychologischer Betreuung, Information und wissenschaftlicher Erforschung. Disorders of Sex Development (DSD) sind ein Paradebeispiel einer 'orphan disease', wo eine krankheitsspezifische Vernetzung auf horizontaler (gleichrangige Versorgungseinrichtungen), vertikaler (verschiedene Ebenen der Gesundheitsversorgung) und diagonaler (verschiedene Berufsgruppen) Ebene die nötige Voraussetzung für eine adäquate, qualitativ hochwertige Versorgung darstellt. Rezente EU-Empfehlungen und EU-Richtlinien zu 'orphan diseases' bedeuten einen ersten Schritt, die Versorgung von nationaler Ebene ausgehend zu einer umfassenden EU-weiten Struktur zu organisieren und überregionale integrative Kompetenznetzwerke zu schaffen. Ziel ist daher, in Österreich ein nationales DSD-Kompetenznetzwerk zu etablieren. Methodik: Mittels Fragebögen wurden die in der APEDÖ (AG Päd.Endo/Diab der ÖGKJ) zusammengeschlossenen pädiatrisch-endokrinologischen Zentren kontaktiert, um Fallzahlen und Diagnosen der betreuten Patient_innen sowie die jeweiligen Kooperationspartner_innen im psychologischen, chirurgischen, genetischen und medizinrechtlich/-ethischen Bereich zu erheben. In einem nächsten Schritt wird die chirurgische Versorgungssituation mittels der zentral erfassten österreichischen Operationsstatistik über mehrere Jahre zurück analysiert. Basierend auf diesen Ergebnissen sollen in den Kernbereichen Endokrinologie, Psychologie und Chirurgie horizontale, vertikale und diagonale Vernetzungsstrukturen geschaffen werden. Weiters wird ein physisches Netzwerkzentrum etabliert werden, das eine zentrale Datenerfassung anbietet. Dieses bildet die Brücke zum europäischen i-DSD-Netzwerk, wodurch die fachliche Kooperation und Datenvernetzung auf europäischer Ebene gewährleistet wird. Ergebnisse: 10 von 13 kontaktierten österreichischen pädiatrisch-endokrinologischen Zentren mit insgesamt 250 DSD-Patient_innen (45,X/46,XY-DSD: n=43; 46,XX-DSD: n=73; 46,XY-DSD: n=58; nicht-diagnostizierte DSD: n=76) und einer durchschnittlichen Fallzahl von 25 haben teilgenommen, einem regionsspezifischen Auftreten von 2,1 bis 6,3 pro 100.000 EW entsprechend. Die meisten Zentren boten eine multidisziplinäre Kooperation mit Psychologie und chirurgischen Fächern an. Die genitalchirurgischen Operationen wurden an einige wenige kinderurologische/-chirurgische Zentren zugewiesen. In einer Pilotuntersuchung der zentral erfassten österreichischen Operationsdaten wurden insgesamt 474 genitalchirurgische Eingriffe bei 0 bis 15-jährigen Kindern im Jahr 2011 identifiziert. Ihre weiterführende Analyse ist Gegenstand aktueller Untersuchungen. Schlussfolgerungen: Die nationale Organisation der vernetzten Versorgung von Patient_innen mit ‚orphan diseases’ bedeutet eine große Herausforderung , jedoch unabdingbare Voraussetzung, dass dieser bisher oft mangelhaft versorgten Gruppe eine adäquate, multidisziplinäre, qualitativ hochwertige Betreuung zukommt.