Schweizerische Maturitätsprüfung Sommer 2010 Seite 1 / 10 Grundlagenfach Einführung in Wirtschaft und Recht –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Schweizerische Maturitätsprüfungen Kandidat/innen-Nr.: Sommer 2010 Bern Name / Vorname: Geistes- und Sozialwissenschaften Grundlagenfach: Einführung in Wirtschaft und Recht Verfasser: Reto Güdel, René Roth Dauer: 50 Minuten Hilfsmittel: Taschenrechner Hinweise: • Schreiben Sie die Antworten direkt auf die Aufgabenblätter! • Sollten Sie mehr Platz als vorgesehen benötigen, benützen Sie die gegenüberliegende Seite der Aufgabenblätter. Weisen Sie dann deutlich mit einem Pfeil ( ) darauf hin . • Heftklammer bitte nicht lösen. • Fassen Sie sich kurz, bleiben Sie dabei aber präzise! • Achten Sie auf eine korrekte Sprache und eine ordentliche, übersichtliche Darstellung. Unterstreichen Sie Resultate mit Lineal. Unlesbares wird nicht korrigiert und folglich auch nicht bewertet. • Lösungswege müssen nachvollziehbar sein. Formulieren Sie Textantworten in korrektem Deutsch und begründen Sie diese. Eine Antwort in Stichworten ist möglich, wenn es in der Aufgabenstellung entsprechend erwähnt ist. • Die maximal mögliche Punktzahl ist für jede Aufgabe angegeben. Insgesamt können 40 Punkte erreicht werden. Ebenfalls erhalten Sie eine ungefähre Zeitvorgabe, welche Ihnen die Planung erleichtern soll. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg! Für die Korrigierenden Erreichte Punktzahl ..................................... Note ..................................... Visum ..................................… Schweizerische Maturitätsprüfung Sommer 2010 Seite 2 / 10 Grundlagenfach Einführung in Wirtschaft und Recht –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 1. Betriebswirtschaft & Rechnungswesen Bilanz 15 Min., 12 Punkte erstellen In einem Handelsbetrieb X AG werden durch Inventar per 30. 06. 2010 bestimmt; die Reihenfolge der Konti ist noch nicht korrekt: Fertigfabrikate 23 Post 9 Passivdarlehen 5 D.h. das Unternehmen hat das Darlehen aufgenommen. Debitoren 1 Kreditoren 17 Hypothek 10 D.h.: grundpfandgesichertes Darlehen Kasse 3 Mobiliar 16 Eigenkapital ? Bestimmen Sie diese Grösse selbst! Bankschuld 6 Rohmaterial 5 a) Erstellen Sie aus den folgenden Angaben eine Bilanz, wobei Sie nebst den einzelnen Kontensaldi auch diejenigen der vier Kontengruppen Umlaufvermögen, …, Fremd- und Eigenkapital in einer gesonderten Spalte ausweisen und bezeichnen sollen! (4 Punkte) Bilanz X AG per 30. 06. 2010 Schweizerische Maturitätsprüfung Sommer 2010 Seite 3 / 10 Grundlagenfach Einführung in Wirtschaft und Recht –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Leitbild und … Eine Unternehmung LLP AG hat eine Unternehmensstrategie und ein Leitbild. b) Sind beide (allenfalls welche und warum) für Konkurrenten und Kunden geheim? c) Ist eine sehr hohe Qualität anzustreben eher Teil einer Strategie oder eines Leitbildes? Schweizerische Maturitätsprüfung Sommer 2010 Seite 4 / 10 Grundlagenfach Einführung in Wirtschaft und Recht –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Marktgrössen "Fast-Beauty" ist eine Unternehmung der Kosmetikbranche. Sie erreichte im letzten Geschäftsjahr einen Umsatz von 40 Mio. Franken. Das Marktpotential beläuft sich auf rund 200 Mio. Franken. Der nationale Kosmetikmarkt weist ein Marktvolumen von rund 120 Mio. auf. Berechnen Sie die folgenden Grössen, zeigen Sie den Lösungsweg: d) den Marktanteil von "Fast-Beauty" in %: e) den Sättigungsgrad der Kosmetikbranche auf dem schweizerischen Markt: (b) bis e): 4*2 Punkte) Schweizerische Maturitätsprüfung Sommer 2010 Seite 5 / 10 Grundlagenfach Einführung in Wirtschaft und Recht –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 2. Volkswirtschaft 15 Min., 12 Punkte Zahlungsbilanz Die Zahlungsbilanz eines Landes zeigt Transaktionen zwischen in- und ausländischen Wirtschaftssubjekten. Der Saldo zeigt die Vermehrung bzw. Verminderung des Devisenbestandes der entsprechenden Volkswirtschaft. a) Bewirken nachfolgende Transaktionen eine Vermehrung (= +) oder einer Verminderung (= -) des volkswirtschaftlichen Devisenbestandes? Kreuzen Sie die entsprechende Rubrik mit x an. (4 x 1 Punkte) Transaktion Devisenbestandzunahme (+) Devisenbestandabnahme (-) Warenimport Kapitalexport Arbeits- und Kapitaleinkommen vom Ausland Dienstleistungsexport Konjunktur b) Erläutern Sie, was unter einem Konjunkturzyklus zu verstehen ist. (4 Punkte) Schweizerische Maturitätsprüfung Sommer 2010 Seite 6 / 10 Grundlagenfach Einführung in Wirtschaft und Recht –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– c) Erläutern Sie mit je einem Beispiel, wie bzw. mit welchen Mitteln der Staat in zwei verschiedenen Konjunktursituationen antizyklisch, d.h. dämpfend oder fördernd, wirken kann. (4 Punkte) Schweizerische Maturitätsprüfung Sommer 2010 Seite 7 / 10 Grundlagenfach Einführung in Wirtschaft und Recht –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 3. Recht 20 Min., 16 Punkte Schlangenregel Sie stehen in einer Schlange an der Kasse eines Supermarktes. Vor Ihnen befinden sich noch fünf weitere Personen. Ganz vorne befindet sich der Gemeindepolizist. Der Rocker R. kommt von hinten auf die Schlange zu, geht an allen vorbei und bezahlt sofort an der Kasse, weil er, wie er sagt, «es eilig habe». Sie stehen mit dem Auto vor einer Kreuzung in der Schlange. Vor Ihnen befinden sich fünf weitere Fahrzeuge, darunter ein Wagen der Gemeindepolizei. Der Yuppie X. kommt mit seinem Sportwagen von hinten auf die Schlange zu, überholt rechts und setzt sich an die Spitze der Kolonne. a) Vergleichen Sie die beiden Situationen! Formulieren Sie die Regeln, die verletzt worden sind! b) Wie würde die Polizei (als Vertreterin der Staatsgewalt) höchstwahrscheinlich in den beiden Fällen reagieren? Wie muss sie gegenüber dem Rocker reagieren und wie gegenüber dem Sportwagenfahrer? Schweizerische Maturitätsprüfung Sommer 2010 Seite 8 / 10 Grundlagenfach Einführung in Wirtschaft und Recht –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Erzwingbares Recht c) Was versteht man damit, dass das Recht erzwingbar sei? d) Ist Sitte ebenfalls erzwingbar? e) Wie nennt man Recht, das z.B. durch die Vertragsparteien abänderbar ist? – Ist solches Recht erzwingbar? (a) bis e): 5*2 Punkte) Schweizerische Maturitätsprüfung Sommer 2010 Seite 9 / 10 Grundlagenfach Einführung in Wirtschaft und Recht –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Systematik des Rechts In welche der folgenden Rechtsgebiete gehören die in den Teilaufgaben a) bis h) beschrieben Situationen? (Ordnen Sie die Buchstaben zu!) A B C D Einleitungsartikel zum ZGB, Personen-, Erb- oder Sachenrecht Allgemeiner Teil OR oder Kaufvertrag Öffentliches Recht Teilauf- Rechtsgabe gebiet Schuldbetreibung und Konkurs f) f) Polizisten sind Beamte des Kantons. g) "Wo das Gesetz es nicht anders bestimmt, hat derjenige das Vorhandensein einer behaupteten Tatsache zu beweisen, der aus ihr Rechte ableitet." g) h) "Wer einem andern widerrechtlich Schaden zufügt, ... , wird ihm zum Ersatze verpflichtet." h) i) "Wer Eigentümer einer Sache ist, kann ... über sie nach seinem Belieben verfügen." i) j) Die Nachkommen erwerben den Nachlass eines Verstorbenen als Ganzes, also Vermögen und Schulden. j) k) "Die Handlungsfähigkeit besitzt, wer mündig und urteilsfähig ist." k) l) Der Kollokationsplan (Wer erhält im Konkurs in welcher Reihenfolge …?) besteht aus drei Klassen. l) m) "Ist im kaufmännischen Verkehr ein bestimmter Lieferungstermin verabredet und kommt der ... in Verzug, so wird vermutet, dass der ... auf die Lieferung verzichte und Schadenersatz wegen Nichterfüllung beanspruche." m) (4 x 0.5 Punkte) Schweizerische Maturitätsprüfung Sommer 2010 Seite 10 / 10 Grundlagenfach Einführung in Wirtschaft und Recht –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– „Verloren“ n) Gudrun hat Sibylles Buch verloren, das ihr diese ausgeliehen hat. – Ist dieser Fall im Obligationenrecht geregelt? (Verlangt ist nicht allenfalls ein Rechtssatz, sondern nur, ob dieses Problem im Zivilrecht wohl geregelt ist!) (4 Punkte)