AP-Wasser Endbericht - Katalog der Deutschen Nationalbibliothek

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AKTIONSPLAN
WASSER
BERLIN
2011
Erstellt mit finanzieller Unterstützung durch die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie
und Frauen, Berlin
Aktionsplan Wasser
Erstellt mit finanzieller Unterstützung durch die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen, Berlin.
Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
Inhaltsverzeichnis
0 Vorwort ...................................................................................... 5
1 Einleitung ................................................................................... 6
1.1
1.2
1.3
1.4
Vorgeschichte ............................................................................................... 6
Umfeld und Akteure in Berlin ........................................................................ 7
Ziel ................................................................................................................ 9
Methodik ....................................................................................................... 9
2 Themenfelder der Wasserbranche in Berlin .............................. 11
2.1 Charakterisierung der Themenfelder ........................................................... 12
3 Analyse und Bewertung der Themenfelder ............................... 21
3.1 Kriterien der Bewertung .............................................................................. 21
3.1.1 Bewertungskriterien zur Vorauswahl ........................................................... 21
3.1.2 Bewertungskriterien vergleichbarer Studien ................................................. 22
3.1.3 Kriterien für die Bewertung der Themenfelder .............................................. 23
3.2 Auswertung der Literatur (Studien) ............................................................ 25
3.3 Unternehmen in der Region ........................................................................ 27
3.4 Forschungseinrichtungen der Region .......................................................... 36
3.5 Auswertung des Wasserplenums 2009 ........................................................ 43
3.6 Auswertung der Expertengespräche ........................................................... 44
3.6.1 Auswahl der Experten ............................................................................... 44
3.6.2 Ergebnisse der Interviews .......................................................................... 44
3.6.3 Ergebnisse des Workshops ......................................................................... 52
3.7 Zusammenfassung und Bewertung ............................................................. 58
4 Internationale Märkte .............................................................. 61
4.1 Auswertung der Literatur (Studien) ............................................................ 61
4.1.1 Konkurrenzsituation ..................................................................................61
4.1.2 Markttrends ............................................................................................. 62
4.1.3 Marktpotenziale ........................................................................................ 64
4.2 Auswertung des Wasserplenums 2009 ........................................................ 65
4.3 Auswertung der Expertengespräche ........................................................... 67
4.3.1 Auswahl der Experten ............................................................................... 67
4.3.2 Ergebnisse der Interviews .......................................................................... 67
4.3.3 Ergebnisse des zweiten Workshops ............................................................. 75
5 Stärken der Berliner und Brandenburger Wasserbranche –
Zusammenfassung der Ergebnisse ........................................... 84
5.1 Besondere Stärke der regionalen Branche und positive Markteinschätzung 87
5.2 Entweder besondere Stärke der regionalen Branche oder aktuell positive
Markteinschätzung ...................................................................................... 90
5.3 Weder besondere Stärke der regionalen Branche noch aktuell positive
Markteinschätzung ...................................................................................... 94
5.4 Länderstrategie ........................................................................................... 97
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
6 Maßnahmen .............................................................................. 99
6.1 Maßnahmen in der Vergangenheit ............................................................... 99
6.1.1 Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen ............................. 99
6.1.2 IBB – Investitionsbank Berlin ................................................................... 100
6.1.3 ILB – Investitionsbank des Landes Brandenburg ......................................... 100
6.2 Vorschläge aus dem Wasserplenum 2009 ................................................. 101
6.3 Anregungen aus den Experteninterviews und Workshops ......................... 102
6.4 Vorschlag Maßnahmenkatalog .................................................................. 105
6.4.1 Modellstadt und Waterhub Berlin .............................................................. 105
6.4.2 Leistungsschau Wasser in Berlin ............................................................... 107
6.4.3 Weiterentwicklung der bestehenden Fördermaßnahmen .............................. 108
6.4.4 Wertschöpfungsketten identifizieren und ausbauen ..................................... 109
6.4.5 Stärken kommunizieren – nach innen und außen ........................................ 110
6.4.6 Vorhandene Strukturen nutzen ................................................................. 111
6.4.7 Synergiepotenziale identifizieren und nutzen .............................................. 112
6.4.8 Zeitplan ................................................................................................. 113
6.5 Fokussierung auf aussichtsreiche Zielregionen ......................................... 116
7 Anhang ....................................................................................118
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
Verzeichnis der Tabellen
Tabelle 1: Ergebnisse der Auswertung der Studien..................................................... 27
Tabelle 2: Zuordnung der Unternehmen zu den Themenfeldern des Aktionsplans Wasser 28
Tabelle 3: Hochschulen und Forschungseinrichtungen mit Wasserbezug ....................... 38
Tabelle 4: Tätigkeitsfelder der Interviewten .............................................................. 45
Tabelle 5: Die Stärken Berlins und Brandenburgs bei noch ausstehender Marktbetrachtung
........................................................................................................................... 59
Tabelle 6: Zukünftige Bedeutung der Themenfelder ................................................... 64
Tabelle 7: Zeitplan für die Maßnahmen des Aktionsplans Wasser ................................ 114
Tabelle 8: Zeitplan für die begleitenden und unterstützenden Aktivitäten..................... 115
Tabelle 9: Matrix aussichtsreicher Zielmärkte. .......................................................... 116
Tabelle 10: Charakterisierung der Märkte in Europa (soweit benannt) ......................... 130
Tabelle 11: Charakterisierung der Märkte in Asien (soweit benannt) ........................... 131
Tabelle 12: Charakterisierung der Märkte in Afrika (soweit benannt) ........................... 132
Tabelle 13: Charakterisierung der Märkte in Lateinamerika (soweit benannt) ............... 132
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
0 Vorwort
Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen hat im Jahr 2010 eine Anregung aus dem Wasserplenum 2009 aufgegriffen und die Erstellung eines Aktionsplans
Wasser angeregt. Die Erarbeitung hat die Servicegesellschaft WaterPN UG als Trägerin
des Unternehmensnetzwerk WaterPN übernommen und wurde durch die Senatsverwaltung
für Wirtschaft, Technologie und Frauen, Berlin, finanziell unterstützt. Der vorliegende
Aktionsplan wurde von Markus Müller, dem Koordinator von WaterPN, und Günther
Grassmann, utility competence berlin GmbH, gemeinsam konzipiert und zusammengestellt.
Da der Aktionsplan Wasser insbesondere in seinem Datenteil recht umfangreich ist, kann
der Leser, der sich nur einen Überblick verschaffen will, oder der sich nur für die Ergebnisse interessiert, sich in seiner Lektüre auf die Kapitel 1.3, 1.4, 5 und 6 beschränken und bei
Bedarf in den anderen Kapiteln entsprechend nachschlagen. Auf eine Kurzfassung wird
deshalb verzichtet.
Die Autoren bedanken sich bei allen, die zu diesem Aktionsplan Wasser beigetragen haben, insbesondere den Experten, die für Interviews zur Verfügung standen und sich in den
Workshops sehr engagiert eingebracht haben. Ebenso bedanken wir uns bei allen, die im
Hintergrund zum Gelingen dieses Vorhabens beigetragen haben. Selbstverständlich ist ein
solcher Aktionsplan und die ihm zugrunde liegende Datenbasis nie wirklich vollständig. Er
muss kontinuierlich ergänzt und überarbeitet werden.
Hinweise und Anregungen nehmen die Autoren gerne entgegen.
Berlin, im März 2011
Markus Müller, WaterPN
Günther Grassmann, ucb
Ortrud Bonnet, ucb
Dagmar Stryjak, WaterPN
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
1 Einleitung
Berlin war eine der ersten Städte, die im 19. Jahrhundert eine öffentliche Wasserversorgung und Abwasserreinigung verwirklichte. In der Öffentlichkeit werden vor allem die Berliner Wasserbetriebe als Akteur in der Wasserwirtschaft wahrgenommen. Die lange Tradition hat jedoch zur Herausbildung einer großen Zahl von privatwirtschaftlichen Unternehmen geführt, die Produkte und Dienstleistungen für Wasserversorgung, Abwasserreinigung
und Wasserbewirtschaftung anbieten. Diese finden Unterstützung und Ergänzung in den
Universitäten und zahlreichen Forschungseinrichtungen der Hauptstadt und ihrer Region.
Der Branchenreport Wasser 2008 (Müller und Stryjak, 2008) stellt diese Zusammenhänge
dar und enthält Kennzahlen zu den Unternehmen der Branche in der Region.
Es zeigt sich darin die große Vielfalt und teilweise völlig unterschiedliche Orientierung der
Unternehmen. Trotz der seit 2006 durch das Kooperationsnetzwerk WaterPN BerlinBrandenburg aktiv betriebenen Vernetzung der Branche ist eine Zuspitzung der vorhandenen Expertise im Sinne eines effektiven Marketings aufgrund der Vielfalt der Unternehmen
bislang nicht möglich gewesen.
Der vorliegende Aktionsplan Wasser untersucht daher die besonderen Stärken der Branche
in der Region und wie diese erfolgversprechend auf internationalen Märkten unterstützt
werden können. Das gemeinsame Marketing der besonderen Stärken der Unternehmen
und Forschungseinrichtungen als „Berliner Spezialität“ ist das erklärte Ziel, zu dem der Aktionsplan Wasser die Grundlagen aufarbeitet.
1.1 Vorgeschichte
Seit Jahren bestehen intensive Bestrebungen, die Potentiale Berlins im Wassersektor koordiniert weiterzuentwickeln. 2006 haben sich Akteure aus dem Wasserbereich Berlins und
Brandenburgs darauf verständigt, gemeinsame Aktivitäten auf internationalen Märkten zu
entwickeln. Hierdurch soll sowohl ein Beitrag zur Verbesserung der Wassersituation im
Sinne der Milleniumsziele geleistet als auch eine Stärkung der Wirtschaftskraft der Hauptstadtregion erreicht werden.
Auf dem Wasserplenum am 29. August 2006 wurde ein gemeinsames Selbstverständnispapier für eine stärkere Kooperation der Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft, Entwicklungszusammenarbeit und Verwaltung diskutiert, das zuvor im Arbeitskreis Wasserplenum
(AK Wasserplenum), bei der Senatswirtschaftsverwaltung angesiedelt und Interessierten
offen stehend, erarbeitet worden war.
Das Selbstverständnispapier beschreibt die Strukturen des Wassersektors in Wirtschaft,
Forschung und Versorgungsunternehmen. Aus einer Analyse der Stärken und Schwächen
wurden die für eine stärkere internationale Präsenz sinnvollen Strukturen und Maßnahmen
abgeleitet und konkrete organisatorische Schritte formuliert.
Das Papier hat seit 2006 nichts von seiner Gültigkeit verloren. In der Umsetzung des in
ihm dargelegten Ansatzes zeigte sich jedoch, dass eine inhaltliche und regionale Fokussierung der Aktivitäten sinnvoll ist, um sowohl ein überzeugendes Angebot präsentieren als
auch die Mittel gebündelt einsetzen zu können. Am 21. Januar 2009 fand ein weiteres
Wasserplenum statt mit dem Ziel, die Besonderheiten der Berliner Expertise auszuloten.
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
In der Auswertung entstand die Idee eines „Aktionsplans Wasser“, um die als sinnvoll und
notwendig angesehene Fokussierung zu erreichen.
Dieser Aktionsplan Wasser konnte durch eine Förderung des Landes Berlin ermöglicht werden und wird hiermit vorgelegt
1.2 Umfeld und Akteure in Berlin
In Berlin haben seit der Wiedervereinigung, die in der ehemals geteilten Stadt in besonders intensiver Weise ablief, große Veränderungen stattgefunden. Die vormals getrennten
Wasserver- und -entsorgungsunternehmen der Stadt wurden zu den Berliner Wasserbetrieben (BWB) zusammengeführt und diese im Jahr 1999 teilprivatisiert, wobei das Land
Berlin mit 50,1 % der Anteile Mehrheitseigentümer ist. Die Berliner Wasserbetriebe waren
und sind damit aufgrund ihrer Größe der dominierende Auftraggeber der Region. Die
Zweckverbände, die in den ländlichen Regionen Brandenburgs die Wasserversorgung gewährleisten, entwickeln jeweils erheblich geringere Auftragsvolumina. BWB und Zweckverbänden ist jedoch gemeinsam, dass der hohe Investitionsbedarf für die Anpassung der
Systeme nach der Wiedervereinigung etwa um die Jahrtausendwende abgeschlossen war.
Der Auftragsschub in den 1990ern führte zu einem Wachsen der Branche sowohl in Zahl
als auch Größe der Unternehmen der Region. Der Auftragsrückgang setzte die Branche einem hohen Druck aus, der nicht zuletzt auch in Neuorientierungen auf weiter entfernte
Märkte mündete. Der Branchenreport Wasser 2008 ermittelte, dass ca. 50 % der Unternehmen der Wasserbranche internationale Erfahrungen besitzen, wenn auch in stark unterschiedlichem Ausmaß.
Die Wasserbranche der Hauptstadtregion nimmt dabei keine Sonderstellung ein, seit über
einem Jahrzehnt wird in Deutschland eine stärkere Exportorientierung der deutschen Wasserwirtschaft beobachtet und in unterschiedlichen Rahmen diskutiert. Einhellige Erkenntnis
ist dabei, dass die sehr kleinteilige kommunale Organisation der Wasserversorgung ihr
ebenso kleinteiliges Gegenstück in den anbietenden Unternehmen findet. Die geringe Größe der Unternehmen verbunden mit einer oft mangelnden Kapitalausstattung führt dazu,
dass deutsche Wasserunternehmen nur selten eigenständig in internationalen Märkten
agieren.
In mehreren Bundesländern wurden daher Anstrengungen unternommen, die Akteure aus
Versorgungsunternehmen, Forschung und Privatwirtschaft zusammenzuführen und in ihren
außenwirtschaftlichen Aktivitäten zu unterstützen. Auf der Bundesebene wurde zu diesem
Zweck 2007 das Netzwerk German Water Partnership e.V. (GWP) als Dachmarke der exportorientierten deutschen Wasserwirtschaft gegründet.
Auch in Berlin werden entsprechende Ziele seit Jahren verfolgt. Der bereits erwähnte Arbeitskreis Wasserplenum bei der Senatswirtschaftsverwaltung hat es sich zum Ziel gesetzt,
die vielfältigen Akteure zusammenzubringen. Dabei konnte von bereits vorliegenden und
bzw. zeitgleich gegründeten Strukturen profitiert werden.
An der Technischen Universität Berlin (TU Berlin) besteht bereits seit längerem das Innovationszentrum „Wasser in Ballungsräumen“ (IZ-WIB), das auf der Arbeit des Forschungsschwerpunkts „Wasser in Ballungsräumen“ aufbaut. Das Innovationszentrum fungiert als
universitätsinternes Netzwerk, in dem 22 Fachgebiete aus fünf Fakultäten der Universität
in ihrer wasserbezogenen Forschung zusammenarbeiten.
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
Das Kompetenzzentrum Wasser Berlin gGmbH (KWB) wurde im Zuge der Teilprivatisierung
der Berliner Wasserbetriebe als Non-Profit-Gesellschaft im Dezember 2001 gegründet. Gesellschafter sind Veolia Wasser (50,1 Prozent), die Berliner Wasserbetriebe sowie die TSB
Technologiestiftung Berlin (je 24,95 Prozent).
Das Kompetenzzentrum Wasser Berlin ist eine international orientierte Gesellschaft für
Wasserforschung und Wissenstransfer. Es verbindet Forschungseinrichtungen des Landes
Berlin mit Veolia Wasser und der Berlinwasser Gruppe. Das KWB führt Forschungsvorhaben durch, die zur Umsetzung der Prinzipien von Vorsorge und Nachhaltigkeit in der Wasserwirtschaft beitragen. Schwerpunkte sind neben der Entwicklung von Innovationen in
Wasserversorgung und Siedlungsentwässerung insbesondere Projekte zur Erarbeitung von
Kenntnissen und Verfahren zum Schutz des Oberflächen- und des Grundwassers. Das KWB
vernetzt das Wasser-Wissen Berlins aus den Universitäten und Fachhochschulen, der mittelständischen Wirtschaft, den Berliner Wasserbetrieben und dem Dienstleistungsunternehmen Veolia Wasser.
Als zunächst am KWB angesiedeltes Kooperationsnetzwerk der Wasserbranche wurde 2006
WaterPN Berlin-Brandenburg gegründet. WaterPN wuchs schnell von vier auf nunmehr 28
Mitglieder und wird seit 2009 von der unabhängigen Servicegesellschaft WaterPN UG als
Träger betreut. WaterPN hat das Ziel, Kooperationen seiner Mitglieder untereinander und
zu Externen anzuregen und zu begleiten. Das Netzwerkmanagement ist zudem Ansprechpartner für Kontakte in die Branche.
Aus einschlägigen Datenbanken wurde im Zuge der Erstellung des Branchenreport 2008
eine Zahl von mindestens 250 Unternehmen der Wasserbranche in der Hauptstadtregion
ermittelt. Der Branchenreport charakterisiert die Unternehmen aufgrund einer Befragung
wie folgt:
Ein klarer Schwerpunkt der Unternehmen liegt bei den Ingenieuren und Consultern: Knapp
die Hälfte der Rückantworten stammen von dieser Gruppe. Die zweite Gruppe bilden Unternehmen, die sich mit der Wassergewinnung, Aufbereitung und Reinigung beschäftigen,
gefolgt von der durch Bauunternehmen dominierten Gruppe „Verteilung und Kanalisation“.
Die Geschäftsfelder „Messen, Regeln, Analytik“ und „Dienstleister für Ver- und Entsorgungsunternehmen“ sind unter den Antworten jeweils etwa gleich häufig vertreten.
Die insgesamt 103 Unternehmen (Anm.: die sich an der zugrundeliegenden Umfrage beteiligten) beschäftigen zusammen 8.120 Mitarbeiter, davon knapp 3.300 in der Region BerlinBrandenburg. Davon sind nach Angaben der Unternehmen 1.650 im Geschäftsfeld „Wasser“ tätig. Die Größe der einzelnen Unternehmen variiert sehr stark von einem bis 2.000
Mitarbeitern, die Hälfte der Unternehmen ist jedoch mit bis zu 10 Mitarbeitern den kleinen
Unternehmen zuzuordnen. Die Umsatzzahlen spiegeln diese Spreizung der Unternehmensgröße: Sie reichen von unter 50.000 Euro im Jahr bis zu über 200 Mio. Euro, der Schwerpunkt der Nennungen liegt bei 500.000 Euro im Jahr. Insgesamt verkörpern die Unternehmen einen Jahresumsatz von 797 Mio. Euro, von dem mit 323 Mio. 40 Prozent im Geschäftsfeld Wasser erlöst werden.
Diese große Anzahl von Unternehmen bietet sehr unterschiedliche Leistungen an. Von Planungsbüros und Consultern über wissenschaftliche Dienstleistungen zu Apparatebauern
und Komponentenherstellern bis hin zu Bauunternehmen und Wartungsfirmen sind von
Größe, Tätigkeitsart und Sachgebiet sehr unterschiedliche Unternehmen der Wasserbranche zuzuordnen. Die hohe Zahl der Ingenieure und Consulter ist direkte Folge der kommunalen Struktur der deutschen Wasserwirtschaft: Da das vom Volumen her größte Tagesge-
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
schäft, die Wasserversorgung, in der Regel von kommunalen Unternehmen geleistet wird
und der kontinuierliche Planungsbedarf dieser Versorger häufig zu gering für eigene Kapazitäten ist, werden die Planungsleistungen extern vergeben und von vielen oft spezialisierten Anbietern übernommen.
1.3 Ziel
Die oben beschriebene Vielfalt der Branche und die recht geringe Anzahl von Unternehmen
des produzierenden Gewerbes erschwert es, ein klares Profil zu zeichnen. Um die gewünschte fokussierte Darstellung der Branche zu erreichen, waren Themenfelder zu definieren, in denen die Berliner Expertise besonders ausgeprägt ist („Berliner Spezialität“).
Dabei ist eine Abgrenzung zu finden, die dem beschriebenen Zweck dient, also ggf. in integrativer Weise verschiedene klassische Sparten wie beispielsweise Tiefbau oder Planung
auf einen Anwendungsfall hin zusammenführt.
Da zu vermuten war, dass sich nicht alle Themenfelder gleichermaßen für eine internationale Vermarktung eignen, war in einem zweiten Schritt die Eignung für das Exportgeschäft
zu prüfen.
Erst auf der Basis dieser beiden Analysen konnten die im Sinne einer erfolgversprechenden
Kommunikation und Vermarktung in den Vordergrund zu stellenden Themenfelder festgelegt und Empfehlungen für Maßnahmen ausgesprochen werden. Der eigentliche Aktionsplan stellt die konkreten Maßnahmen und Aktivitäten in einen zeitlichen Kontext für die
nächsten drei Jahre.
1.4 Methodik
Bei der Erstellung des Aktionsplanes Wasser wurde in mehreren Schritten das vorhandene
Wissen aus Studien und Befragungen von Experten zusammengeführt:
•
Vorauswahl der Themenfelder:
Die Themenfelder wurden mit Hilfe von Branchenkenntnissen, dem Branchenreport
Wasser 2008 und den bekannten Schwerpunkten der Unternehmen in der Region
Berlin-Brandenburg ausgewählt.
•
Literaturauswertung:
Durch Recherche (vor allem Internet) wurde die in den letzten fünf Jahren veröffentlichte Literatur zur deutschen Wasserbranche und ihrer Stellung auf den internationalen Märkten zusammengetragen. Ergänzt wurde dies durch Literatur zu den
durch die Fachwelt künftig erwarteten Trends. Die Literatur wurde sowohl in Bezug
auf die Themenfelder des Aktionsplanes als auch internationale Trends ausgewertet.
•
Auswertung der Unternehmensdaten:
Die aus dem Branchenreport vorliegende Datenbasis wurde mit Unterstützung der
IHK Berlin (UMFIS-Datenbank) aktualisiert. Die Unternehmen wurden soweit wie
möglich den Themenfeldern zugeordnet und so die Schwerpunkte der Branche nach
Anzahl der tätigen Unternehmen ermittelt.
•
Analyse der Forschungseinrichtungen:
Die in Berlin und Brandenburg ansässigen Forschungsinstitute mit Bezug zum Wasser und ihre Tätigkeitsgebiete wurden recherchiert.
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
•
Experteninterviews zu den Stärken Berlins:
Mit insgesamt zwölf Experten aus Unternehmen, Forschung und Verwaltung wurden
im September und Oktober 2010 Interviews geführt, um die Stärken der regionalen
Branche zu erfassen.
•
Expertenworkshop Themenfelder:
Am 26.Oktober 2010 fand ein erster Workshop statt, zu dem alle bis dahin interviewten Experten eingeladen waren. Auf dem Workshop wurden die Ergebnisse der
Befragung vorgestellt und diskutiert.
•
Bewertung der Themenfelder:
Die Ergebnisse des Workshops, die Aussagen in der Literatur und die Unternehmensdaten wurden zu einer Wertung zusammengeführt und ein erstes Bild der
Stärke der Branche gezeichnet.
•
Experteninterviews zu Marktchancen:
Mit insgesamt acht Experten aus Unternehmen und den BWB wurden Interviews zu
den Marktpotentialen im internationalen Kontext geführt.
•
Expertenworkshop Marktchancen:
Die Ergebnisse der zweiten Interviewrunde wurden auf einem Workshop am 09.
Dezember 2010 vorgestellt und diskutiert. Zu diesem Workshop waren alle befragten Experten der ersten und zweiten Runde eingeladen.
•
Auswertung der Marktchancen:
Die Ergebnisse des Workshops wurden mit Angaben aus der Literatur zusammengeführt und so die Themenfelder und Märkte ermittelt, die als besonders erfolgversprechend erschienen.
•
Zusammenführung der Ergebnisse:
Die Zusammenführung der Stärken der Region Berlin-Brandenburg mit den Marktchancen führte zu einer Empfehlung der im Sinne einer Stärkung der Exportfähigkeit besonders zu unterstützenden Themenfelder.
•
Ableitung der Maßnahmen:
Auf der Basis der Auswertung der Themenfelder und der Marktchancen sowie aus
den in beiden Interviewrunden abgefragten und auf den Workshops diskutierten
Lücken im Angebot und dem indizierten Bedarf für eine Unterstützung wurden
Maßnahmen formuliert.
•
Kommunikation der Ergebnisse:
Die Ergebnisse werden in einer Präsentation zusammengefasst. Es ist beabsichtigt,
die Ergebnisse sowohl innerhalb der Senatsverwaltung als auch in der Fachöffentlichkeit zu präsentieren, um so die notwendige Unterstützung für die ausgewählten
Maßnahmen zu generieren.
Diese Methodik deckt sich mit dem in vergleichbaren Fällen verfolgten Vorgehen. Es findet
sich fast immer eine Mischung aus Datenanalyse und Expertenbefragungen. Erschwert
wird dies durch den Mangel an geeigneten, konsistenten Daten, weshalb der Ansatz der
Befragung in der Regel dominiert. Aber auch unabhängig von diesem methodischen Zwang
ist die Einbeziehung der Akteure von großer Bedeutung, damit das Ergebnis von diesen
mitgetragen wird. Nur so kann das eigentliche Ziel erreicht werden, auf der Grundlage eines klar umrissenen Profils zu handeln.
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
2 Themenfelder der Wasserbranche in Berlin
Ausgehend von der in Kapitel 1 beschriebenen Zielsetzung und Vorgehensweise waren bereits im Vorfeld besonders relevant erscheinende Themenfelder identifiziert und einer ersten Kurzanalyse unterzogen worden. Der Vorschlag wurde mit den im Arbeitskreis Wasserplenum vertretenen Experten diskutiert und als Grundlage für das weitere Vorgehen akzeptiert. Die im Vorfeld erstellte Liste mit Beschreibungen der einzelnen Themenfelder
wurde nach der ersten Runde der Expertengespräche im Rahmen der gemeinsamen Auswertung leicht modifiziert. Dies betrifft nur den vierten Themenbereich Konzept- und Projektentwicklung. Hier erwies sich die ursprüngliche Unterteilung der Themenfelder als nicht
praktikabel und sinnvoll. Die untenstehende Übersicht und die anschließende Beschreibung
enthält bereits die überarbeitete Fassung.
Zur Analyse der besonderen Stärken der Wasserbranche in der Region wurden die folgenden Themenfelder für eine Prüfung ausgewählt:
I. Technologie
1.
Mess- und Analysetechnik
2.
Brauch- und Prozesswasser in Gewerbe und Industrie
II. Planung
III.
3.
Integriertes Wassermanagement einschließlich Integrated Water Resource
Management (IWRM)
4.
Umweltbilanz (Life Cycle Assessment (LCA)) als Grundlage für Entscheidungen im Sinne der Nachhaltigkeit
5.
Regenwasser – Management und Nutzung
6.
Wiederverwendung von Abwasser in der Landschaft und Landwirtschaft
Infrastruktur und Bauleistungen
7.
Kanal- und Rohrnetze
8.
Energie und Wasser
IV. Konzept- und Projektentwicklung
9.
Politikberatung (Strategie und sozialer Interessenausgleich)
10.
Projektentwicklung (einschließlich Finanzierungskonzepte und -modelle)
11.
Projektumfeldmanagement (Information und Kommunikation, Stakeholder
Management, Partizipation und Place Making)
12.
Capacity Building
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
Bei der Auswahl und Abgrenzung der Themenfelder waren die folgenden Gesichtspunkte
ausschlaggebend:
•
Ausgewiesen als besondere Stärke im Branchenreport Wasser Berlin Brandenburg
Im Branchenreport waren dafür insbesondere die Innovationstätigkeit, die langjährigen Erfahrungen und die Anzahl von Unternehmen in der Region ausschlaggebend
•
Unabhängigkeit von der Nachfrage öffentlicher Versorger
Die Unternehmen der öffentlichen Versorgung sind aufgrund ihres hohen Sicherheitsbewusstseins und der Kapitalbindung vorsichtige Akteure im Innovationsprozess. Von anderen Anwendern insbesondere aus dem gewerblichen Bereich werden
neue technologische Ansätze stärker nachgefragt.
•
Wissensbasiertes Themenfeld
Berlin ist eine aktive Forschungsregion. Techniken und Technologien mit hohem Anteil an Wissen in Entwicklung und Anwendung sind daher ein besonderes Potential
der Region
•
Identifiziert als wichtiges Themenfeld innerhalb der Wasserwirtschaft
In den letzten Jahren wird in der Wasserwirtschaft national wie international einer
Reihe von Themen eine größere Bedeutung zuerkannt. Einige Themen sind überhaupt erst seit Kurzem erkannt worden.
•
Verknüpft mit anderen Kompetenzfeldern Berlins
Insbesondere zu den Kompetenzfeldern Informations- und Kommunikationstechnologie (IuK) sowie Energietechnologie bestehen Querbezüge, an die es anzuknüpfen
gilt.
Ziel des Aktionsplans Wasser war es, die vorgeschlagenen Themenfelder genauer zu analysieren und diejenigen herauszuarbeiten, die als besondere Stärken Berlins und der Region gelten können. Dafür wurde die oben bereits beschriebene Vorgehensweise gewählt. Im
Folgenden sind die einzelnen Themenfelder näher beschrieben und die Gründe für die Vorauswahl aufgeführt.
2.1 Charakterisierung der Themenfelder
In der folgenden Beschreibung sind die einzelnen Themenfelder zum besseren Verständnis
und zur Abgrenzung zu anderen Themen und Themenfeldern definiert und charakterisiert.
Zusätzlich ist die Begründung für die Vorauswahl des jeweiligen Themenfeldes aufgeführt.
Damit soll für die Leserin oder den Leser größtmögliche Transparenz geschaffen werden,
etwas, das wir bei vielen der von uns analysierten Studien sehr vermisst haben.
I. Technologie
1.
Mess- und Analysetechnik
Definition:
Erfassung und Auswertung von physikalischen und chemischen Parametern in Anlagen und Gewässersystemen
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
Charakterisierung:
Der Einsatz insbesondere automatischer Analysegeräte und Sonden zur Messung
von physikalischen und chemischen Werten dient sowohl der Überwachung von
Gewässern und Prozessen als auch deren Steuerung. Darauf aufbauend können
Systeme zur Warnung bei der Überschreitung von Schwellenwerten verwirklicht
werden. Aktuell werden Überwachungs- und Steuerungsnetze entwickelt, die durch
die Koppelung der Messwerte an eine Echtzeit-Modellierung einen vertieften und
zeitnahen Einblick in Prozesse ermöglichen. Dies dient als Grundlage für Systeme
der Entscheidungsunterstützung. Mess- und Analysetechnik bietet zudem die Möglichkeit der Überwachung und Integration dezentraler Systeme.
Begründung für die Vorauswahl:
Das Branchensegment wurde im Branchenreport als Stärke Berlins identifiziert und
weist einen hohen Exportanteil auf. Den Aufgaben entsprechend existiert eine große
Vielfalt an Produkten und Problemlösungen, sodass die mittelständische Wirtschaft
ihre Stärken ausspielen kann. Es handelt sich um ein entwicklungsintensives und
wissensbasiertes Themenfeld. Durch den Trend zur Fernüberwachung und Modellkoppelung besteht eine Verknüpfung mit der IuK.
Bezüge zu anderen Themenfeldern:
Brauch- und Prozesswasser, Integriertes Wassermanagement, Kanal- und Rohrnetze
2.
Brauch- und Prozesswasser in Gewerbe und Industrie
Definition:
Bereitstellung, Aufbereitung und Reinigung von Prozesswasser in Produktion und
Dienstleistung (gewerbliche und industrielle Nutzungen)
Charakterisierung:
Für viele Produktionsprozesse ist eine Aufbereitung und Qualitätskontrolle des eingesetzten Prozess- und Kühlwassers erforderlich. Gewerbe- und Produktionsbetriebe mit hohem Wasserbedarf betreiben teilweise eine eigene Wasserversorgung (aus
Grundwasser, Regenwasser oder Oberflächenwasser) und fragen entsprechende
Technologien nach. Das Abwasser aus betrieblichen Prozessen muss in der Regel
aufbereitet werden, ehe es in einen Abwasserkanal oder ein Gewässer abgeleitet
werden kann (Indirekt- oder Direkteinleitung). Die Verminderung des Wasserbedarfs durch integrierte Lösungen (Downcycling, Recycling, etc.) ist nicht nur zur
Verringerung des Wasserbedarfes, sondern auch zur Wiedergewinnung von Stoffen
und Energie ein zunehmend verfolgter Ansatz. Dies führt zu einem Markt mit hoher
Spezialisierung, da es sich fast durchweg um maßgeschneiderte Lösungen handelt.
Begründung für die Vorauswahl:
Das Themenfeld ist unabhängig von der Nachfrage öffentlicher Versorger und damit
tendenziell offener für innovative Lösungen. Die Bedeutung der gewerblichindustriellen Wasserversorgung wird auch in der German Water Partnership erkannt, wie die Gründung des Arbeitskreises Industriewasserwirtschaft 2010 dokumentiert. Die große Vielfalt der Produkte und Problemlösungen führt zu einer starken mittelständischen Prägung des Bereiches. Das hohe Maß an erforderlichem
Wissen bietet besondere Chancen für die Region.
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
Bezüge zu anderen Themenfeldern:
Mess- und Analysetechnik, Regenwassernutzung
II. Planung und Wassermanagement
3.
Integriertes Wassermanagement
Definition:
Alle Aspekte umfassende Bewirtschaftung und Nutzung des verfügbaren Wassers
Charakterisierung:
Ausgehend von der Erfassung der Gegebenheiten und der Anforderungen an eine
Wasser- bzw. Gewässernutzung werden Szenarien und Prognosen entwickelt, die
die Auswirkungen abbilden und eine sachgerechte Planung ermöglichen. Es sind alle
Aspekte zu berücksichtigen, insbesondere die spezifischen Nutzungsanforderungen,
soziale Situationen sowie langfristige ökonomische und ökologische Bedingungen,
und ein möglichst störungsfreier technischer Ablauf sicherzustellen. Die Modellierung ist eine grundlegende Technik des integrierten Wassermanagements. Die sich
in der Entwicklung befindliche Echtzeit-Modellierung zielt auf eine flexiblere, den Situationen besser angepasste Bewirtschaftung der Wasserressourcen.
Begründung für die Vorauswahl:
Im Branchenreport wurde dieses Branchensegment identifiziert, da es in Berlin mit
einer Reihe von Firmen und Forschungseinrichtungen vertreten ist. Es ist stark wissensbasiert und zeigt insbesondere im Bereich der Modellierung eine hohe Entwicklungsdynamik aufgrund der Verknüpfung mit der IuK. Trotz des inflationären Gebrauchs des Begriffs und der damit verbundenen, häufig schon negativen Assoziation ist das integrierte Wassermanagement ein wichtiges Thema der Zukunft.
Bezüge zu anderen Themenfeldern:
Mess- und Analysetechnik, Brauch- und Prozesswasser, Life Cycle Assessment
(LCA), Wiederverwendung in der Landschaft, Regenwassermanagement
4.
Umweltbilanz (Life Cycle Assessment (LCA)) als Grundlage für Entscheidungen im Sinne der Nachhaltigkeit
Definition:
Analyse der Umweltauswirkungen eines Produktes oder Verfahrens über die gesamte Lebensdauer
Charakterisierung:
Die Erfassung der direkten und mittelbaren Stoff- und Energieströme bei Produktion, Betrieb und Entsorgung eines Produktes bildet die Grundlage für spätere Bewertungen. Diese werden zunächst durch den Vergleich verschiedener gleichwertiger
Produkte oder Verfahren vorgenommen. Soweit möglich wird versucht, die Ergebnisse an externen Maßstäben zu referenzieren. Damit bietet LCA die Grundlage für
sachgerechte Entscheidungen zur Verbesserung der Ressourcen- und Energieeffizienz. Dies gilt auch und gerade für Entscheidungen in der Wasserwirtschaft.
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
Begründung für die Vorauswahl:
Das Themenfeld ist in hohem Maße wissensbasiert und in der Region auf der Seite
der Forschung vertreten.
Bezüge zu anderen Themenfeldern:
Integriertes Wassermanagement, Wiederverwendung von Abwasser in der Landschaft
5.
Regenwasser – Management und Nutzung
Definition:
Bewirtschaftung und Nutzung von Regenwasser
Charakterisierung:
Die Bewirtschaftung von Regenwasser hat zum Ziel, die Entwässerung von Siedlungsflächen so zu gestalten, dass sowohl die Belastung des natürlichen Wasserhaushaltes als auch die finanziellen Kosten möglichst gering gehalten werden. Dies
wird erreicht durch eine entsprechende Konzeption, Planung und Ausführung der
Versickerung, der Ableitung und ggf. der Reinigung des Regenwasser. Verbunden
damit ist die Vorhersage des Abflusses aus einem Gebiet mittels Modellierungen.
Die Nutzung des Regenwassers als Wasserquelle für Brauchwasser bzw. Prozesswasser, zur Kühlung von Gebäuden und als Mittel der Gestaltung von Freiflächen
gewinnt nicht nur in regenarmen Gebieten immer mehr an Bedeutung.
Begründung für die Vorauswahl:
Das Branchensegment ist im Branchenreport identifiziert worden, da es in Berlin
mit Firmen, Forschungseinrichtungen und einer Reihe von Pilotprojekten vertreten
ist. In der Wasserwirtschaft wird das Regenwassermanagement im Gegensatz zur
traditionellen Ableitung zunehmend als wichtig erkannt. Die Regenwassernutzung
kann einen Beitrag zum Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel leisten.
Bezüge zu anderen Themenfeldern:
Brauch- und Prozesswasser, Integriertes Wassermanagement, Kanal- und Rohrnetze
6.
Wiederverwendung von Abwasser in der Landschaft und Landwirtschaft
Definition:
Einsatz gereinigten Abwassers in der Landschaft und für Bewässerungszwecke n der
Landwirtschaft
Charakterisierung:
Gereinigtes Abwasser kann in bestimmten Fällen eine Ressource darstellen. Neben
dem Einsatz zum Ausgleich von Defiziten in der Landschaft ist es unter entsprechenden Bedingungen und Kontrollen zur Bewässerung in der Landwirtschaft geeignet. Die Bewässerung zur Ertragssteigerung beim Anbau von Energiepflanzen eröffnet neue Möglichkeiten, da hier die hygienischen Bedenken weniger schwer wiegen.
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
Begründung für die Vorauswahl:
Einige der wenigen in Deutschland verwirklichten Projekte wurden in der Region
Berlin-Brandenburg realisiert. Das Themenfeld wird in der Wasserwirtschaft zunehmend als wichtig erkannt, sowohl im Hinblick auf wasserarme Regionen als auch
auf die Nutzung von im Abwasser enthaltenen Pflanzennährstoffen. Über den Anbau
nachwachsender Rohstoffe (Energiepflanzen) besteht eine Verknüpfung mit dem
Berliner Kompetenzfeld „Energietechnologie“.
Bezüge zu anderen Themenfeldern:
Integriertes Wassermanagement, LCA
III. Infrastruktur und Bauleistungen
7.
Kanal- und Rohrnetze
Definition:
Planung, Baudurchführung und Dienstleistungen für Bau und Betrieb von Rohr- und
Kanalnetzen
Charakterisierung:
Rohrleitungs- und Kanalisationsnetze sind die mit Abstand größten Anlagegüter der
Wasserwirtschaft. Für ihren Bau und den Betrieb einschließlich der Erhaltung ist eine Vielzahl von Leistungen erforderlich. Beginnend mit der Systemauslegung über
die Planung der Netze und die Bauausführung werden die Netze von spezialisierten
Firmen realisiert. Für die Erhaltung sind regelmäßige Inspektionen und die Sanierung der schadhaften Abschnitte erforderlich. Hier wurden und werden grabenlose
Techniken entwickelt, die für Bau und Sanierung in steigendem Maße angewendet
werden. Die effiziente Steuerung des Betriebes (Druckmanagement, Stauraumbewirtschaftung, energieeffiziente Pumpensteuerung etc.) wird durch Modellierung
und Messsysteme unterstützt. Die Nutzung des Abwassers als Wärmequelle beginnt
an Bedeutung zu gewinnen.
Begründung für die Vorauswahl:
Das Branchensegment wurde im Branchenreport als Stärke Berlins identifiziert, da
es in allen oben genannten Aspekten durch Unternehmen und Forschungseinrichtungen in Berlin vertreten ist.
Bezüge zu anderen Themenfeldern:
Integriertes Wassermanagement, Regenwassermanagement, Mess- und Analysetechnik, Energie und Wasser
8.
Energie und Wasser
Definition:
Energienutzung und energetische Effizienz in der Wasserwirtschaft
Charakterisierung:
Sowohl Frischwasser als auch Abwasser enthalten Energie in Form von Wärme und
Strömung, die durch Mikroturbinen, Wärmetauscher und Ähnliches genutzt werden
kann. Die im Abwasser enthaltene chemische Energie wird zurzeit nur in Teilen genutzt (Biogas aus der Schlammfaulung, Klärschlammverbrennung). Auch bei PumSeite 16
Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
pen und sonstigen Aggregaten in der Wasserversorgung und insbesondere der Abwasserreinigung bestehen große Potentiale der effizienteren Energienutzung. Die
Nutzung der Wärmekapazität und der Verdunstungsenthalpie von Wasser für Kühlungszwecke ist ein weiteres recht neues Feld mit Bezügen zum Regenwassermanagement.
Begründung für die Vorauswahl:
In der Wasserwirtschaft werden sowohl Energieeffizienz als auch energetische Nutzungen vor allem des Abwasser zunehmend als wichtig erkannt. Das Themenfeld
weist Verknüpfungen mit dem Berliner Kompetenzfeld „Energietechnologie“ auf.
Bezüge zu anderen Themenfeldern:
Integriertes Wassermanagement, Regenwassermanagement, Mess- und Analysetechnik, Wiederverwendung von Abwasser, Kanal- und Rohrnetze
IV.
Konzept- und Projektentwicklung
9.
Politikberatung (Strategie und sozialer Interessenausgleich)
Definition:
Beratung politischer Entscheidungsträger zur Strategie des Wassermanagements
und der (integrierten) Wasserversorgung sowie zu allen Fragen der Wasserinfrastruktur unter Einbeziehung der damit verbundenen sozialen Aspekte und des sozialen Interessenausgleichs
Charakterisierung:
Politikberatung umfasst das gesamte Feld der Wasserver- und Abwasserentsorgung
sowie des Wasserressourcenmanagements. Sie kann sich auf einzelne Aspekte oder
eine gesamte Strategie beziehen, aber auch auf rechtliche und verwaltungstechnische Rahmenbedingungen und Abläufe. Immer steht im Vordergrund, den politischen Entscheidungsträgern in geeigneter Form entscheidungsrelevante, wissensund erfahrungsbasierte Informationen zur Verfügung zu stellen und gegebenenfalls
auch bei der Gestaltung der Entscheidungsprozesse zu beraten. Bei politischen Entscheidungen zum Thema Wasser kommt den Fragen der sozialen Entwicklung, des
fairen Zugangs zu den Ressourcen und sauberem Wasser besondere Bedeutung zu.
Begründung für die Vorauswahl:
Politikberatung ist nicht zuletzt aufgrund der Nähe zur deutschen Politik ein in Berlin (und Brandenburg) ausgeprägtes Feld. Noch fehlt es möglicherweise einzelnen
herausgehobenen Akteuren auf diesem Feld an ausgeprägter Wasserkompetenz,
aber es ist zumindest ein erkennbares Potenzial vorhanden.
Bezüge zu anderen Themenfeldern:
Zu allen anderen Themenfeldern, insbesondere Projektentwicklung, Projektumfeldmanagement, Integriertes Wassermanagement
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
10.
Abschlussbericht
Projektentwicklung (einschließlich Finanzierungskonzepte und -modelle)
Definition:
Entwicklung komplexer Projekte und deren Umsetzung einschließlich innovativer Finanzierungskonzepte zur Verbesserung der Infrastruktur im Wasserbereich, sowohl
für öffentliche als auch private Träger
Charakterisierung:
Die Entwicklung und Durchführung komplexer Projekte aus einer Hand wird überall
dort nachgefragt, wo entsprechende Strukturen nicht vorhanden sind, oder der Auftraggeber das Risiko der Durchführung nicht tragen will. Die Vergabe an einen Generalübernehmer wird sowohl bei großen Infrastrukturprojekten in Industrieländern
als auch in Schwellen und Entwicklungsländern gewählt.
Damit kann die Organisation und Abwicklung der Finanzierung verbunden sein. Viele Projekte in Schwellen- und Entwicklungsländern, aber auch in den Industrienationen können häufig nicht ohne die begleitende Organisation einer Finanzierung realisiert werden. Hierfür bedarf es innovativer Modelle, die über Public Private Partnership (PPP) und die Finanzierung durch außenstehende Institutionen, z.B. Weltbank und Europäische Entwicklungsbank, hinausgehen. Dabei sind sowohl lokal basierte Modelle, wie die Aktivierung von Eigenleistungen oder die Abschöpfung von
Wertsteigerungen durch verbesserte Infrastruktur als auch die Zusammenführung
unterschiedlicher Finanzierungspartner und Organisationen auf überregionaler und
internationaler Ebene von großem Interesse.
Begründung für die Vorauswahl:
Mehrere große Unternehmen bieten von Berlin aus Leistungen als Generalübernehmer an, wenn auch die Finanzierung von Großprojekten im Build-Operate-TransferModell (BOT-Modell) in den Hintergrund getreten ist.
Andererseits ist Berlin durch die umfangreiche Verbandslandschaft und die Verbindung zur Politik und den von dort gesteuerten Forschungs- und Förderprogrammen
in besonderer Weise geeignet, zukunftsweisende Konzepte zu entwickeln. Aus dem
Bankensektor sind hierzu bisher kaum innovative Ansätze erkennbar gewesen.
Bezüge zu anderen Themenfeldern:
Zu allen anderen Themenfeldern, insbesondere Politikberatung, Projektumfeldmanagement, Integriertes Wassermanagement
11.
Projektumfeldmanagement (Information und Kommunikation, Stakeholder
Management, Partizipation und Place Making)
Definition:
Strukturierte und gezielte Information und Kommunikation aus dem Projekt in das
Projektumfeld, Einbeziehung aller systemrelevanten Akteure bei der Planung, der
Ausführung und dem Betrieb wasserwirtschaftlicher Einrichtungen, Einbeziehung
insbesondere der Betroffenen und Unterstützung bei der Selbstorganisation in Bezug auf die Wasserinfrastruktur
Charakterisierung:
Die Entwicklung und Umsetzung spezieller, auf das Projekt zugeschnittene Informations- und Kommunikationskonzepte ist ein wesentliches Element des für den Erfolg
notwendigen Projektmarketings. Die Konzepte unterscheiden nach den verschiedeSeite 18
Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
nen Zielgruppen im Projektumfeld und setzen differenzierte Methoden und Instrumente ein. In der Regel ist die im Informationskonzept vorgesehene Reichweite
deutlich größer als die des Kommunikationskonzeptes. Voraussetzung für eine qualifizierte und erfolgreiche Kommunikation mit dem Projektumfeld ist eine subjektiv
ausreichende Information der Zielgruppen im Projektumfeld. Dies mündet in ein
explizites Stakeholder Management mit systematischen Herangehensweisen und
geeigneten Methoden, die in den letzten Jahren zunehmend entwickelt wurden,
aber noch nicht sehr weit verbreitet sind. Insbesondere ist in vielen Fällen eine wesentlich intensivere Einbindung der Betroffenen erforderlich. Nicht nur im Ausland
sondern auch bei uns ist vermehrt zu beobachten, dass Infrastrukturprojekten ein
Scheitern droht, wenn die Beteiligung und Einbindung vernachlässigt oder als überflüssig betrachtet wird. Darüber hinaus ist festzustellen, dass (Wasser-) Infrastruktur zunehmend zum Gegenstand der Selbstorganisation wird, häufig weil die offiziellen Stellen jegliches Vertrauen verspielt haben und ihnen auch objektiv die Möglichkeiten fehlen, eine schnelle und wirkungsvolle Entwicklung der Infrastruktur voranzutreiben.
Begründung für die Vorauswahl:
In der Wasserwirtschaft wird die Bedeutung des sozioökonomischen Kontextes zunehmend als wichtig erkannt. Hierzu gehört die Information/Kommunikation und
das Stakeholder Management genauso wie die Beteiligung und Selbstorganisation.
Einige Forschungsprojekte haben sich bereits in der Vergangenheit unter Führung
von Berliner und Brandenburger Institutionen mit diesen Aspekten befasst. Die Nähe zur Politik und die Erfahrungen in der Politikberatung bieten Potenzial, dieses
Feld insbesondere in Berlin und Brandenburg zu entwickeln, auch wenn die Wahrnehmung als ein eigenständiges Marktsegment noch fehlt.
Bezüge zu anderen Themenfeldern:
Zu allen anderen Themenfeldern, insbesondere Politikberatung, Projektentwicklung,
Integriertes Wassermanagement
12.
Capacity Building
Definition:
Befähigung von Beteiligten an der Strategie, der Planung, der Erstellung und dem
Betrieb von wasserwirtschaftlicher Infrastruktur
Charakterisierung:
Das Capacity Building nimmt seit vielen Jahren einen wichtigen Stellenwert im
Rahmen der Förderung und Entwicklung der Wasserinfrastrukturen ein. Es kann unterteilt werden einerseits nach Themen und Themengruppen (Technologie, Planung,
Betrieb, Projektmanagement, Governance etc.), andererseits aber auch nach der
Art der Unterstützung (vor Ort, in Berlin-Brandenburg, im Projektumfeld). Capacity
Building ist Gegenstand vieler Forschungs- und Entwicklungsprojekte wie auch direkter Unterstützungsmaßnahmen vor Ort. Neben den projektbezogenen Maßnahmen hat sich ein eigener Markt mit einer überschaubaren Anzahl von Anbietern
entwickelt.
Begründung für Auswahl:
Capacity Building ist in Berlin und Brandenburg relativ stark bei den Universitäten
und Forschungseinrichtungen angesiedelt. Die TU kann mit einem eigenen Campus
in Ägypten als herausragendes Beispiel genannt werden.
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
Bezüge zu anderen Themenfeldern:
Zu allen anderen Themenfeldern
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Abschlussbericht
3 Analyse und Bewertung der Themenfelder
Unabhängig von der Frage der Markteinschätzung (Kapitel 4) wurden die zwölf Themenfelder in Bezug auf ihre Bedeutung innerhalb der Wasserbranche in der Region und ihr Potenzial als „Berliner Spezialität“ untersucht und bewertet. Hierzu wurden die Ergebnisse der
Auswertung der Studien, des Branchenreports und der Unternehmensdaten, der wissenschaftlichen Einrichtungen sowie die Ergebnisse der Experteninterviews und der gemeinsamen Auswertungsworkshops herangezogen.
3.1 Kriterien der Bewertung
Bereits zu Beginn der Arbeit am Aktionsplan Wasser war klar, dass die Analyse aufgrund
des limitierten Budgets einem pragmatischen und sehr effizienten Ansatz folgen muss.
Dies lässt zwangsläufig viele Wünsche in Bezug auf Breite und Tiefe der Analyse offen und
bietet Anlass für Kritik, insbesondere dann, wenn nur datengetriebene Bewertungsansätze
akzeptiert werden.
Die in der folgenden Bewertung der Themenfelder herangezogenen Bewertungsansätze
sind sowohl datengetrieben als auch verbal argumentativ und durch Expertenmeinungen
unterstützt.
3.1.1 Bewertungskriterien zur Vorauswahl
Bei der Vorauswahl und Abgrenzung der Themenfelder waren, wie in Kapitel 2 beschrieben, die folgenden Gesichtspunkte ausschlaggebend:
•
Besondere Stärke im Branchenreport Wasser Berlin-Brandenburg
o Anzahl der Unternehmen
o Innovationstätigkeit
o Lange Erfahrung
•
Unabhängigkeit von der Nachfrage öffentlicher Versorger
o Innovationsbereitschaft
o Industrielle Anwender
o Einsatz neuer technologischer Ansätze möglich
•
Wissensbasiertes Themenfeld
o Hoher Wissensanteil in Entwicklung und Anwendung
o Aktive Forschungsregion
•
Wichtiges Themenfeld innerhalb der Wasserwirtschaft
o Wachsende Bedeutung einzelner Themen
o Umfeldkompetenz
o Kontextmanagement
•
Verknüpfung mit anderen Kompetenzfeldern Berlins
o Informations- und Kommunikationstechnologie (IuK)
o Energietechnologie
Die Kriterien wurden in den weiteren Bewertungsprozess übernommen und sind in den
Bewertungskriterien für die Bewertung der Themenfelder aufgegangen.
Seite 21
Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
3.1.2 Bewertungskriterien vergleichbarer Studien
Für die Analyse und Bewertung der Stärken der Wasserwirtschaft in Berlin und Brandenburg wurden zuerst die Kriterien der verfügbaren Studien und Analysen geprüft. Als Orientierung für den Aktionsplan Wasser besonders sinnvoll erschienen die Bewertungskriterien
der Berliner Masterpläne zur Technologieentwicklung. Als Beispiel sei hier der Masterplan
für Technologie und Beschäftigung für nachhaltige Mobilität1 von 2005 angeführt, der das
Ziel einer Verbesserung der Wettbewerbs- und globalen Subsystemfähigkeit verfolgte. Folgende, möglicherweise für den Aktionsplan Wasser relevante Bewertungskriterien wurden
hierbei verwendet:
1
Vernetzungsgrad
• Grad der intelligenten Vernetzung der Module
• Grad der multidisziplinären Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft in %
• Verzahnungsgrad Anwender und Betreiber
Nachhaltigkeit
• Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit der Lösungen
Kooperationsfähigkeit
• Grad der Kooperationsfähigkeit der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU)
untereinander
• Grad der Kooperationsfähigkeit mit Wissenschaft und damit Systemfähigkeit
• Höhe der (Sub-) Systemkompetenz und „Unique Capabilities“
• Flexibilität der KMU
Innovationsfähigkeit
• Innovationsgrad der KMU
• Existenz/Qualität von funktionierenden Innovationsnetzwerken entlang der
Wertschöpfungsketten (Verbundprojekte)
Standortkompetenz
• Beschäftigungsanteil in Industrie und Forschung
• Vorhandensein eines regionalen Kompetenzzentrums für Entwicklung, Produktion und Anwendung zukunftsfähiger Lösungen
• Existenz von gesamten/schließbaren Wertschöpfungsketten (durch ein Unternehmen, durch Kooperationen)
• Wirtschaftspotential in der Region
• Standortpotential
• Jährlicher Zuwachs an Technologie und Beschäftigung in der Region
• Renommee der Forschung im internationalen Raum
• Qualität/Komplexität des Forschungsumfeldes
• Anteil kreativen Nachwuchses
• Akquirierte Fördergelder/Projektfördermittel in Euro von Region/Bund/EU
• Grad der regionalen Engineering Kompetenz
• Existenz von Leuchtturmprojekten und “show cases“
• Anteil neuer Anbieterkompetenz
Internationalität
• Angebotsvielfalt (Teilbranchen/Technologiefelder)
TSB/FAV, Senatsverwaltung f. Stadtentwicklung, Senatsverwaltung f. Wissenschaft, Forschung und Kultur, Senatsverwaltung f. Wirtschaft
Arbeit und Frauen, IBB, Berlin Partner GmbH, IHK zu Berlin in Zusammenarbeit mit Keyplayern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Betreibern,
2005
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
•
•
•
•
•
Abschlussbericht
Marktanteil national/international in %
Geeignetheit der Rahmenbedingungen
Grad der Einbindung von lokalen Akteuren in Schlüsselpositionen europäischer
Vorhaben
Themenfeld/Technologie als Schwerpunktthema/Spezialisierung in Hochschulen
Anteil international agierender Engineering-Dienstleister
Eines der häufiger genannten Kriterien, die Bewerbungs- und Vermarktungsqualität, wird
hier nur nachrangig betrachtet, da der Aktionsplan Wasser im Wesentlichen gerade die
Verbesserung der Bewerbungs- und Vermarktungsqualität zum Ziel hat.
Der Empfehlung, die Anzahl der Beschäftigten sowie den Umsatz der dort tätigen Unternehmen jeweils in Beziehung zu der Anzahl der Experten in der Wissenschaft zu setzen,
konnte aus Mangel an verfügbaren Daten und aufgrund fehlender Ressourcen zur Recherche nicht gefolgt werden. Ebenfalls entfallen musste die Recherche nach Patenten in den
letzten Jahren und die Ermittlung der Umsatzzahlen mit neuen Produkten in den letzten
fünf Jahren, die gute Indikatoren für die Innovationskraft der Unternehmen und der Wissenschaft sind.
Leider musste unter anderem auch eine Recherche in Bezug auf Projekte der Universitäten
mit Wirtschaftsbeteiligung oder Kooperation entfallen, die für die Vernetzung zwischen
Wissenschaft und Wirtschaft ein sinnvoller Indikator sind. Es ist nicht gelungen, interessierte Studenten für die Übernahme dieser Aufgabe im Rahmen einer Semesterarbeit oder
auf Honorarbasis zu finden. Hier hat nach Aussage der beteiligten Einrichtungen die Studienreform einen entscheidenden, leider negativen Einfluss.
3.1.3 Kriterien für die Bewertung der Themenfelder
Auf der Basis der Auswertung der in vergleichbaren Studien verwendeten Bewertungskriterien und der Gesichtspunkte für die Vorauswahl wurden die drei wesentlichen Kriterien für
die Beurteilung der Stärken der Berliner und Brandenburger Wasserwirtschaft im Rahmen
dieses Aktionsplans festgelegt. Marktfaktoren blieben hierbei noch unberücksichtigt, diese
folgen in Kapitel 4. Im Folgenden werden die Kriterien einschließlich der Begründung für
ihre Verwendung kurz beschrieben:
•
Unternehmenscluster
Beschreibung
o
o
o
o
Anzahl der Firmen in Berlin und Brandenburg, Umsatz soweit bekannt
Internationale Ausrichtung der Unternehmen
Einschätzung der Experten
Bedeutung des Themas (Literatur, Studien, Wasserplenum)
Begründung
Um auf dem internationalen Markt als Stärke einer Region wahrgenommen zu werden, ist eine kritische Masse an Unternehmen bezüglich Anzahl und Umsatz notwendig, die in diesem Segment tätig sind. Je innovativer ein Themenfeld ist, desto
mehr kommt es auf die Qualität der Unternehmen und ihrer Leistungen an und weniger auf die Zahl. Kooperationen und die Zusammenarbeit mit der Forschung können eine positive Einschätzung stützen und verstärken.
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
•
Abschlussbericht
Innovationskraft
Beschreibung
o
o
o
o
Anzahl der Forschungseinrichtungen in Berlin und Brandenburg, Zahl der
Forscher und Mitarbeiter soweit bekannt
Wichtige Projekte, Kooperationen und Innovationen in der Region
Einschätzung der Experten zum Entwicklungsstand
Innovationsfähigkeit (Literatur, Studien)
Begründung
Innovation wird auf internationalen Märkten in der Regel als Stärke einer Region
wahrgenommen. Voraussetzung ist eine kritische Masse an Forschern und Forschungseinrichtungen mit herausragender Qualität sowie an Unternehmen, die die
Ergebnisse der Forschung in Produkte und Dienstleistungen umwandeln und vermarkten. Auch hier gilt tendenziell Qualität schlägt Quantität. Forschungskooperationen und die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft können eine positive Einschätzung stützen und verstärken.
•
Anwendungen – Erfahrungen – Referenzen
Beschreibung
o
o
o
o
o
Wichtige Projekte (in der Region), Leuchtturmprojekte
Referenzen in der Region
Anzahl der Firmen in Berlin und Brandenburg
Einschätzung der Experten
Kooperationen und Zusammenarbeit mit Betreibern
Begründung
Kunden auf dem internationalen Markt wollen gerade auch in innovativen Themenfeldern den Nachweis erfolgreicher Anwendungen und konkrete Erfahrungen insbesondere mit neuen Produkten und Dienstleistungen. Insofern sind Anwendungen
und Referenzen in den Zielregionen und Märkten von hoher Bedeutung. Genauso
wichtig ist der Nachweis der Anwendung im eigenen Umfeld als vorzeigbare Referenz in der Region. Hier gilt der Spruch: „Wenn ihr eure Produkte und Dienstleistungen nicht einmal selbst einsetzt, warum sollen die dann gut für uns sein?“ Die
Vorbildwirkung kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Die Einschätzung der Bedeutung eines Themenfeldes für Berlin und Brandenburg, wie sie
von den Teilnehmern des Wasserplenums 2009 dokumentiert wurde, ist in die Bewertung
eingeflossen, obwohl diese Einschätzung in der Regel nicht näher spezifiziert war und sowohl auf den drei oben genannten Kriterien beruhen, aber auch eine Markteinschätzung
mit einschließen oder diese zum Schwerpunkt haben kann. Als zusätzlicher Indikator sind
die Ergebnisse des Wasserplenums hilfreich.
Außerdem ist darauf hinzuweisen, dass die obigen Faktoren selbstverstärkend wirken.
Wird eine Region mit einer Stärke in einem Themenfeld wahrgenommen, zieht sie häufig
weitere Unternehmen an und ist attraktiv für Forscher und Forschungseinrichtungen,
wodurch die Zahl der Projekte, Anwendungen und Referenzen steigt. Es ist leichter, gute
Fachleute in die Region zu ziehen und das eigene Potenzial weiterzuentwickeln. Damit stiftet bereits die Wahrnehmung einer ausgewiesenen Stärke einen nicht unerheblichen Zusatznutzen für alle Beteiligten.
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Abschlussbericht
3.2 Auswertung der Literatur (Studien)
Ausgangssituation
Die Wasserbranche unterliegt besonderen Bedingungen, die auf die Strukturen der Unternehmen und der Märkte in Deutschland großen Einfluss haben. Die Versorgung mit Trinkwasser wie auch die Ableitung und Reinigung des Abwassers ist in Gebietsmonopolen organisiert, wobei die Gemeinden jeweils für ihr Gebiet zuständig sind. Anders als zum Beispiel in Frankreich, wo die Gemeinden den Betrieb der Anlagen in Konzessionsverträgen
zeitlich befristet an große private Anbieter übertragen, treten in Deutschland die Gemeinden in der Regel auch als Betreiber auf. So finden sich mehr als 2.000 Betriebe auf kommunaler Ebene, die in unterschiedlichen Rechtsformen und zumeist in vollständig öffentlichem Besitz die Versorgungsleistungen für die Bürger bereitstellen.
Dies wird als wichtige Ursache für die sehr kleinteilige Struktur der anbietenden Unternehmen angesehen (Partzsch, 2007), da die kommunalen Unternehmen meist mit lokalen
Partnern zusammenarbeiten. Ein Angebot vergleichbar dem der am Weltmarkt dominierenden großen Unternehmen aus Frankreich, Großbritannien und den USA, die die gesamte Wertschöpfungskette einschließlich Investitionen und Betrieb abdecken können, gelingt
deutschen Unternehmen nur in Ausnahmefällen. Das Bild ändert sich jedoch deutlich,
wenn der Fokus nicht auf die Erstellung und den Betrieb kompletter Versorgungssysteme
gelegt wird. Hier handelt es sich zwar um sehr große Einzelprojekte, jedoch insgesamt nur
um einen geringen Anteil am Weltmarkt (BMU, 2008). Zudem wird auch von den Anbietern
von Paketlösungen häufig auf deutsche Zulieferer für die Technik zurückgegriffen.
Stärken der Wasserbranche in Deutschland
Die verfügbare Literatur zeichnet einhellig das Bild einer wissensbasierten Branche. Etwa
die Hälfte der Anbieter sind Ingenieur- und Planungsbüros (Müller und Stryjak, 2008; BMU
2009), die jedoch oft eher kleinere Unternehmen darstellen, gefolgt von Komponentenherstellern sowie Anlagenbauern. Auf der anderen Seite erwirtschaftet der Sektor Kanal und
Rohrnetze die größten Umsätze der Branche, hinter denen häufig kapitalintensive Bauleistungen stehen. Auf den Weltmärkten dagegen hat die deutsche Wasserbranche vor allem
mit Apparaten und Anlagen auf hohem technischen Stand große Erfolge (siehe unten). Es
ist zudem unstrittig, dass die deutsche Consultingwirtschaft Hervorragendes leistet (Sartorius und Klobasa, 2008).
Die folgenden Themenfelder werden in der Mehrzahl der Studien als Stärken Deutschlands
genannt:
•
Wasserverteilungsnetze und Kanalisation, insbesondere Unterhaltung und Sanierung2
•
Filtertechniken und Wasseraufbereitung3
•
dezentrale Systeme4
•
Regenwasser5 (hier besteht jedoch eine gewisse Überschneidung mit dezentralen
Systemen, so dass hier eine stärkere Position anzunehmen ist)
•
Mess-, Steuer- und Regeltechnik6
2
BMU, 2008; BMU, 2009; Sartorius, 2008
BMU, 2008; Müller und Stryjak, 2008; BMU, 2009
4
BMU, 2008; BMU, 2009; Sartorius, 2008
5
BMU, 2008; Müller und Stryjak, 2008
3
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
Interessant ist ein Blick auf die Innovationsdynamik (BMU, 2008; Sartorius, 2008). Hier
werden dezentrale Systemlösungen als das Themenfeld mit der höchsten Innovationsdynamik genannt, wenn auch mit der Einschränkung einer zurzeit abnehmenden Innovationstätigkeit (Sartorius, 2008). An zweiter Stelle steht den Studien zufolge die Innovationstätigkeit bei der effizienten Nutzung von Wasser. Hier dürfte die Nachfrage der Industrieund Gewerbebetriebe eine große Rolle spielen, aber auch die führende Position Deutschlands bei Haushaltsgeräten wie Waschmaschinen und Geschirrspülern wird explizit genannt.
Stärken der Wasserbranche in Berlin und Brandenburg
Für Berlin-Brandenburg liegen nur zwei Untersuchungen vor. Der Branchenreport Wasser
2008 (Müller und Stryjak, 2008) kommt zum Schluss, dass
•
Mess- und Analysetechnik,
•
Modellierung und Management,
•
Ressourcenschutz,
•
Regenwassermanagement,
•
Kanal- und Rohrnetze und
•
Membrantechnik
sowohl durch die Zahl der Anbieter als auch die Innovationskraft der Forschungsinstitute
Schwerpunkte in Berlin bilden. Der Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland (BMU, 2009)
weist die nachhaltige Wasserwirtschaft sowohl für Berlin als auch für Brandenburg als
Schwerpunkt aus und betont die hohe Dichte von Forschungseinrichtungen zu diesem
Thema.
Einschätzung der Themenfelder
Für die vorausgewählten Themenfelder ergibt sich aus den ausgewerteten Studien und der
Literaturrecherche folgendes Bild, wobei zu beachten ist, dass insbesondere die kursiv gedruckten Themenfelder dort nicht als eigene Themenfelder ausgewiesen sind und sich somit einer Bewertung aus der Literatur weitgehend entzogen haben.
Aufgrund der teilweise sehr unterschiedlichen Einteilung und Zuordnung der Themen und
Themenfelder kann diese Auswertung nur als eine Indikation genommen werden, die in
den Kontext der Ergebnisse der Auswertung der Unternehmensdaten, des Wasserplenums
und der Experteninterviews gestellt werden muss.
6
Müller und Stryjak, 2008; Sartorius, 2008
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Abschlussbericht
Tabelle 1: Ergebnisse der Auswertung der Studien
Beurteilung als Stärke
Themenfeld
Mess- und Analysetechnik
in Deutschland
in Berlin
X
X
Brauch- und Prozesswasser
Integriertes Wassermanagement
X
Umweltbilanz (LCA)
Regenwasser
X
X
X
X
Wiederverwendung von
Abwasser
Kanal- und Rohrnetze
Energie und Wasser
Politikberatung
Projektentwicklung
Projektumfeldmanagement
Capacity Building
3.3 Unternehmen in der Region
Zur Beurteilung der Themenfelder in Bezug auf die Stärken der Berlin-Brandenburger Wasserbranche ist es außerordentlich interessant, die Anzahl und Größe der in den jeweiligen
Themenfeldern aktiven Unternehmen zu kennen. Mit dem Branchenreport Wasser Berlin
2008 (Müller und Stryjak, 2008) liegt eine aktuelle Erfassung der Branche vor. Die in dieser Studie vorliegenden Daten zu Unternehmen und ihren Tätigkeitsgebieten waren die
Grundlage für eine Zuordnung der Unternehmen zu den ausgewählten Themenfeldern des
Aktionsplans Wasser. Zusätzlich wurden die Daten durch eine aktuelle Abfrage der UMFISDatenbank ergänzt. Der IHK Berlin sei dafür an dieser Stelle gedankt.
Eine genauere Betrachtung der Unternehmen führte zur Eingrenzung auf die Unternehmen, die der Branche im engeren Sinne zuzuordnen sind. Diese wurden einer näheren Betrachtung unterzogen und den Themenfeldern des Aktionsplans Wasser zugeordnet. Die
Angaben zu den Tätigkeitsgebieten entstammen hauptsächlich den Selbstdarstellungen der
Unternehmen im Internet sowie Branchenkenntnissen der Verfasser.
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
Erwartungsgemäß ließen sich nicht alle Unternehmen den Themenfeldern zuordnen, da
diese nicht die gesamte Branchenspannweite abdecken, sondern bereits eine Vorauswahl
in Bezug auf mögliche Stärken darstellen. Da im Fokus des Aktionsplanes die Stärkung der
Exporttätigkeit der regionalen Branche steht, wurden zudem Firmen nicht berücksichtigt,
die aufgrund ihres Geschäftsfeldes offensichtlich keine Außenwirtschaftstätigkeiten entwickeln werden (s.u.).
Insgesamt wurden rund 240 Unternehmen mit Sitz bzw. mindestens einer Niederlassung in
Berlin und Brandenburg der Branche zugeordnet. Von diesen wurden 133 den Themenfeldern zugeordnet, wobei 33 Unternehmen mehrere Themenfelder abdecken.
Tabelle 2: Zuordnung der Unternehmen zu den Themenfeldern des Aktionsplans Wasser
Themenfeld
Anzahl Unternehmen
I.
Technologie
1.
Mess- und Analysetechnik
17
2.
Brauch- und Prozesswasser in Gewerbe und Industrie
31
II.
Planung
3.
Integriertes Wassermanagement
4.
LCA als Grundlage für Entscheidungen im Sinne der Nachhaltigkeit
5.
Regenwasser – Management und Nutzung
6.
Wiederverwendung von Abwasser in der Landschaft und
Landwirtschaft
19
0
25
4
III. Infrastruktur und Bauleistungen
7.
Kanal- und Rohrnetze
8.
Energie und Wasser
60
7
IV. Konzept- und Projektentwicklung
9.
19
Politikberatung (Strategie und sozialer Interessenausgleich)
(keine detaillierte Zuordnung
möglich)
10. Projektentwicklung (einschließlich Finanzierungskonzepte
und -modelle)
(keine detaillierte Zuordnung
möglich)
11. Projektumfeldmanagement (Information und Kommunikation,
Stakeholder Management, Partizipation und Place Making)
(keine detaillierte Zuordnung
möglich)
12. Capacity Building
(keine detaillierte Zuordnung
möglich)
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Abschlussbericht
Knapp die Hälfte der bekannten Unternehmen konnte keinem der Themenfelder zugeordnet werden. Es lassen sich drei Gruppen unterscheiden:
Unternehmen mit Tätigkeiten, die nicht den Themenfeldern zuzuordnen sind
Unternehmen, die nur am Rande ihres Tätigkeitsfeldes mit den Thema Wasser befasst sind
Unternehmen, die auf den regionalen Markt fokussiert sind
Zu der ersten Gruppe sind unter anderen Unternehmen zu rechnen (in Klammern die Anzahl der Unternehmen), die Altlastensanierung (9), Brunnenbau (9), Gebäudetechnik mit
Wasserbezug (6), geohydrologische Untersuchungen (2) und Geophysik (2), Laboranalytik
(6), Gewässersanierung (3), Biotechnologie (2), Wasseraufbereitung insbesondere für
Wohngebäude(3), Gartenbewässerung (3) und Beratung für Kleinkläranlagen (2) anbieten.
Bei den Schwerpunkten, wie Altlastensanierung, Brunnenbau und Gebäudetechnik, sind die
von den Unternehmen angebotenen spezifischen Leistungen in der Regel stark auf den regionalen Markt zugeschnitten, auch wenn sie im Prinzip für den Export geeignet wären. Die
anderen Tätigkeitsschwerpunkte erfüllen nicht die gestellten Anforderungen für die Vorauswahl und werden nur von einer kleinen Zahl von Unternehmen angeboten, sodass sich
alleine hieraus nicht der Bedarf nach einem zusätzlichen Themenfeld ableiten lässt.
In der zweiten Gruppe finden sich Unternehmen, die beispielsweise Beratungsleistungen
für Grundbau (5) oder Umweltmanagement (6), Baustellenmanagement und Spezialtiefbau
(2) und Beratung zum Klima- und Umweltschutz (2) anbieten. Diese Unternehmen haben
zwar auch einen Bezug zur Wasserbranche, der Hauptbereich der Tätigkeiten ist aber in
übergreifenden Themen angesiedelt.
Die dritte Gruppe umfasst Unternehmen mit Leistungen rund um die Rohr- und Kanalreinigung einschließlich Dichtheitsprüfung, Fettabscheiderwartung und Fäkalgrubenentleerung.
Diese 27 Firmen bieten im Wesentlichen nur Dienstleistungen für den regionalen Markt an.
Im Folgenden werden die 133 Unternehmen, die den Themenfeldern des Aktionsplanes
zugeordnet wurden näher charakterisiert. Die Umsatzzahlen, soweit genannt, entstammen
der Umfrage zum Branchenreport 2008. Sie sind mit einer gewissen Vorsicht zu interpretieren, da sie nicht unbedingt den Umsatz im jeweiligen Themenfeld wiedergeben, sondern
den Gesamtumsatz im Bereich Wasser.
I. Technologie
1.
Mess- und Analysetechnik
Anzahl der Unternehmen
17
davon Umsatz bekannt
6
Umsatz 2007
142 Mio. €
Doppelnennungen, d.h., Unternehmen ist
weiteren Themenfeldern zuzuordnen
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Abschlussbericht
Tätigkeit (Doppelnennungen möglich)
Anzahl
Hersteller
9
Software und Steuerungstechnik
4
Handel
1
Spezialanwender
2
Potential internationales Geschäft
10
Das Segment Mess- und Analysetechnik wird klar von Herstellern dominiert. Es liegt
eine gewisse Unschärfe zum Bereich Medizintechnik vor. Die geringe Anzahl der
Doppelnennungen unterstreicht die Besonderheit dieses Themenfeldes und seine
hohe Spezialisierung. Die Unternehmen sind überwiegend international orientiert.
Die Umsatzzahlen werden von einer Firma dominiert, jedoch erreichen die verbleibenden mit 11 Millionen Euro ebenfalls noch einen relativ hohen Umsatz.
Die Analyse der Unternehmensdaten unterstützt die Annahme einer Stärke Berlins.
Faktoren sind: Internationalisierungsgrad, Umsatz und hoher Anteil der Hersteller.
2.
Brauch- und Prozesswasser in Gewerbe und Industrie
Anzahl der Unternehmen
31
davon Umsatz bekannt
13
Umsatz 2007
10,5 Mio. €
Doppelnennungen, d.h., Unternehmen ist weiteren Themenfeldern zuzuordnen
Tätigkeit (Doppelnennungen möglich)
Anlagenbauer
11
Anzahl
16
Hersteller
3
Software und Steuerungstechnik
1
Planer
6
Consulter/Projektmanagement, Wissenschaftliche Dienstleister
3
Potential internationales Geschäft
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Abschlussbericht
Viele Unternehmen sind im Bereich Anlagenbau tätig. Dies schließt die Entwicklung
und Planung in der Regel ein. Es liegt eine gewisse Unschärfe zum Bereich Gebäudetechnik vor. Nur wenige sind im Geschäftsfeld der Aufbereitung von Prozesswasser zur Kreislaufführung tätig. Mit zehn Unternehmen hat ein Drittel ein gutes Potential für den internationalen Markt und ist zum Teil dort bereits aktiv.
Die Analyse der Unternehmensdaten unterstützt die Annahme einer Stärke Berlins,
der Internationalisierungsgrad und der hohe Anteil der Anlagenbauer sprechen dafür. Jedoch ist das Themenfeld heterogen besetzt und es finden sich nur wenige
Anbieter für den Kern, die Aufbereitung des Prozesswassers für die interne Kreislaufführung.
II. Planung
3.
Integriertes Wassermanagement
Anzahl der Unternehmen
19
davon Umsatz bekannt
12
Umsatz 2007
17,5 Mio. €
Doppelnennungen, d.h., Unternehmen ist weiteren Themenfeldern zuzuordnen
Tätigkeit (Doppelnennungen möglich)
Planer
6
Anzahl
3
Consulter/Projektmanagement, Wiss. DL
16
Potential internationales Geschäft
11
Acht Unternehmen haben IWRM als Spezialgebiet bzw. besonders ausgewiesenes
Angebot. Die anderen bieten eher Teilaspekte wie Modellierung und Grundlagenerstellung als wissenschaftliche Dienstleister an. Die Unternehmen sind überwiegend
international orientiert.
Auch hier unterstützt die Analyse der Unternehmensdaten die Annahme einer Stärke Berlins aufgrund des hohen Internationalisierungsgrades und der großen Anzahl
wissenschaftlicher Dienstleister. Einige der genannten Unternehmen sind Niederlassungen oder Tochterunternehmen internationaler Firmengruppen und daher nur
bedingt Berlin zuzurechnen.
Seite 31
Aktionsplan Wasser Berlin 2011
4.
Abschlussbericht
Umweltbilanz (LCA) als Grundlage für Entscheidungen im Sinne der
Nachhaltigkeit
Keines der erfassten Unternehmen ist explizit in diesem Themenfeld tätig. Damit
kann die Annahme einer Stärke Berlins durch die Unternehmensdaten nicht gestützt
werden.
5.
Regenwasser – Management und Nutzung
Anzahl der Unternehmen
25
davon Umsatz bekannt
8
Umsatz 2007
29 Mio. €
Doppelnennungen, d.h., Unternehmen ist weiteren Themenfeldern zuzuordnen
Tätigkeit (Doppelnennungen möglich)
18
Anzahl
Anlagenbauer
5
Hersteller
2
Planer
13
Consulter/Projektmanagement, Wissenschaftliche Dienstleister
5
Handel und Service
2
Potential internationales Geschäft
9
Auf diesem Themenfeld sind vor allem Planer und Consulter der Siedlungsentwässerung tätig. Anlagenbauer finden sich nur wenige, was auf die vergleichsweise geringen technischen Anforderungen zurückzuführen sein dürfte. Sie sind mit der allgemeinen Gebäudetechnik vergleichbar, sodass die Installation von Systemen der Regenwassernutzung eher durch das Handwerk vorgenommen wird. Die hohe Anzahl
der Doppelnennungen deutet auf eine nur geringe Zahl spezialisierter Anbieter hin.
Gleichwohl hat ein Drittel der Unternehmen Potential für internationale Märkte und
ist dort bereits tätig. Vier davon sind keine genuin Berliner Firmen.
Die Analyse der Unternehmensdaten zeigt allein durch die Anzahl der Unternehmen
– das Themenfeld Regenwasser steht bei der Anzahl der Unternehmen an dritter
Stelle – die Stärke der Berlin-Brandenburger Anbieter in diesem Segment.
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
6.
Abschlussbericht
Wiederverwendung von Abwasser in der Landschaft und Landwirtschaft
Anzahl der Unternehmen
4
davon Umsatz bekannt
4
Umsatz 2007
7,3 Mio. €
Doppelnennungen, d.h., Unternehmen ist weiteren Themenfeldern zuzuordnen
Tätigkeit (Doppelnennungen möglich)
4
Anzahl
Planer
4
Potential internationales Geschäft
4
Dieses Themenfeld ist nur schwach vertreten. Hier ist jedoch zu berücksichtigen,
dass insgesamt in Deutschland die Wiederverwendung von Abwasser in Landschaft
und Landwirtschaft aufgrund der gesetzten Rahmenbedingungen nur selten praktiziert wird. Alle vier in diesem Themenfeld aktiven Firmen haben ihren Tätigkeitsschwerpunkt in anderen Themenfeldern. Bei der Wiederverwendung gereinigten
Abwassers kooperieren sie zum Teil miteinander. Sie besitzen ausnahmslos Potential für internationale Märkte.
Die Analyse der Unternehmensdaten unterstützt nicht die Einstufung als ausgewiesene Stärke in Berlin und Brandenburg, jedoch ist vor dem Hintergrund der insgesamt geringen Zahl der Anwendungen in Deutschland eine relative Stärke möglicherweise vorhanden.
III.
Infrastruktur und Bauleistungen
7.
Kanal- und Rohrnetze
Anzahl der Unternehmen
60
davon Umsatz bekannt
19
Umsatz 2007
106 Mio. €
Doppelnennungen, d.h., Unternehmen ist weiteren Themenfeldern zuzuordnen
Seite 33
17
Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
Tätigkeit (Doppelnennungen möglich)
Bau und Sanierung
Anzahl
31
Hersteller
4
Planer
13
Consulter/Projektmanagement, Wissenschaftliche Dienstleister
1
Handel und Service
10
Potential internationales Geschäft
15
In diesem Themenfeld finden sich die meisten Firmen, es hat zudem nach Messund Analysetechnik die zweithöchsten Umsätze. Zwei der Firmen sind Entwickler eigener Verfahren zur grabenlosen Rohrverlegung und Sanierung. Vier weitere sind
Hersteller von Komponenten. Insbesondere die eigentliche Bauleistung bleibt eher
auf Deutschland beschränkt, von den 15 international tätigen Firmen – ein Viertel
der Gesamtanzahl - sind nur sechs Baufirmen. Hier überwiegen die Planer und
Consulter. Andererseits werden die Umsätze volumenmäßig in der Hauptsache von
den Baufirmen erlöst.
Die Analyse der Unternehmensdaten unterstützt die Annahme, dass das Themenfeld auch aufgrund der Technologieentwickler eine Stärke Berlins und Brandenburgs
sein kann, die bisher noch nicht sehr weitgehende Internationalisierung könnte sich
als limitierender Faktor erweisen.
8.
Energie und Wasser
Anzahl der Unternehmen
7
davon Umsatz bekannt
1
Umsatz 2007
10 Mio. €
Doppelnennungen, d.h., Unternehmen ist weiteren Themenfeldern zuzuordnen
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6
Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
Tätigkeit (Doppelnennungen möglich)
Anzahl
Bau
2
Hersteller
1
Planer
3
Consulter/Projektmanagement, Wissenschaftliche Dienstleister
1
Potential internationales Geschäft
2
In diesem Themenfeld finden sich verschiedene Firmen, die sich insbesondere mit
der Energieeffizienz wassertechnischer Anlagen beschäftigen. Darunter besitzen
zwei internationales Potential, wenn auch auf sehr unterschiedlichem Größenniveau.
Unternehmen, die sich in relevantem Umfang kommerziell der Gewinnung von
Energie aus Wasser und Abwasser beschäftigen, sind in Berlin und Brandenburg
noch nicht sichtbar.
Hier kann dem Bestand an Unternehmen zufolge nicht von einer Stärke der Region
ausgegangen werden. Selbst die sieben auf diesem Feld aktiven Unternehmen generieren in der Regel nur einen kleineren Teil ihrer Umsätze in diesem Themenfeld.
IV. Konzept- und Projektentwicklung
In dieser Gruppe war eine Differenzierung nach den Themenfeldern nicht praktikabel, da sich die Tätigkeiten zu stark durchdringen.
Anzahl der Unternehmen
19
davon Umsatz bekannt
9
Umsatz 2007
9 Mio. €
Doppelnennungen, d.h., Unternehmen ist weiteren Themenfeldern zuzuordnen
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10
Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
Tätigkeit (Doppelnennungen möglich)
Anzahl
Politikberatung
4
Projektmanagement
9
Consulting/Organisationsberatung
5
Capacity Building
6
Finanzierung
1
Potential internationales Geschäft
10
Dieses Themenfeld ist schwierig zu fassen. Häufig werden Leistungen daraus als
Erweiterungen oder Spezialisierungen von Planungs- und Consultingleistungen angeboten. Mit adelphi und ecologic sind zwei ausgewiesene Institute der Politikberatung in Berlin ansässig. Mit der Berlinwasser International verfügt Berlin über eines
der wenigen deutschen Unternehmen, die im internationalen Betreibergeschäft aktiv sind. Die Hälfte der Unternehmen besitzt internationales Potential und ist dort
teilweise bereits sehr erfolgreich.
Hier stützt die Analyse der Unternehmensdaten die Annahme einer Stärke der Region, zumal von den international orientierten Firmen nur ein Unternehmen nicht
aus Berlin stammt.
3.4 Forschungseinrichtungen der Region
Für die Entwicklung und den Erfolg einer Branche sind Forschungseinrichtungen und Universitäten in der Region eine wichtige Bedingung. Berlin und Brandenburg verfügen gemeinsam über eine umfangreiche und vielfältige Forschungslandschaft, die die Themenfelder rund ums Wasser in allen seinen Facetten abdeckt. Hier soll dargelegt werden, wie intensiv die Themenfelder des Aktionsplans Wasser durch die Forschungseinrichtungen bearbeitet werden.
Von den Forschungseinrichtungen der Region decken insbesondere die Technische Universität Berlin (TU Berlin) und die Beuth-Hochschule für Technik Berlin die Themenfelder des Aktionsplanes in der ganzen Breite ab, wenn auch die Beuth Hochschule als bisherige Fachhochschule einen Schwerpunkt in der Ausbildung besitzt. In der TU Berlin führt
seit Jahren das universitätsinterne Netzwerk „Innovationszentrum Wasser in Ballungsräumen“ die mit dem Thema Wasser im weiteren Sinne befassten Lehrstühle zusammen. Hieraus sind zahlreiche Forschungsprojekte entstanden, die auch mit Unternehmen der Region umgesetzt werden. Neben den Fachgebieten Siedlungswasserwirtschaft, Wasserreinhaltung, Wasserwirtschaft und Hydrosystemmodellierung, Hydrogeologie und Fluidsystemdynamik, die auf das Thema Wasser direkt fokussiert sind, werden hier auch Fachgebiete
eingebunden, die Teilaspekte wie Umweltverfahrenstechnik und Umweltchemie, Dynamik
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
und Betrieb technischer Anlagen oder Ökologie der Mikroorganismen bearbeiten. Das
Themenfeld LCA wird an der TU Berlin von einem eigenem Lehrstuhl (Systemumwelttechnik) bearbeitet. Über Forschungsprojekte verfügt die TU Berlin über weltweite Kontakte
und baut zur Zeit mit einheimischen Partnern in Ägypten einen Satellite Campus für Water
and Urban Development auf.
Die Aktivitäten der Humboldt Universität zu Berlin (HU Berlin) sind insbesondere auf
die Aspekte des Ressourcenmanagements, der ländlichen Entwicklung und dem Management urbaner Zentren ausgerichtet und behandeln dem Profil der Universität entsprechend
weniger die technischen Themen. Ein Lehrstuhl ist der Technologie-Mediation in Entwicklungsländern gewidmet. Internationale Beziehungen sind unter anderem dadurch gegeben.
Die Freie Universität Berlin (FU Berlin) hat im Rahmen der Geowissenschaften einen
klaren Schwerpunkt in der Hydrologie (Grund- und Oberflächenwasser) und bearbeitet in
ihrem Zentrum für Entwicklungsforschung auch Fragen des integrierten Wassermanagements. Die universitären Einrichtungen verfügen durch Forschungsprojekte über internationale Beziehungen in Europa, Asien und Nordafrika.
Die Brandenburgische Technische Universität Cottbus (BTU Cottbus) widmet sich in
ihrer Fakultät für Umweltwissenschaften und Verfahrenstechnik neben technischen Themen in besonderem Maße der Bewirtschaftung der Wassermengen und deren Beschaffenheit. Einen besonderen Schwerpunkt bilden die Braunkohletagebaue und die aus der Rekultivierung und Flutung der stillgelegten Gruben nachfolgenden Landschaften.
Die Universität Potsdam ist in ihrem Institut für Erd- und Umweltwissenschaften breitgefächert mit verschiedenen Aspekten des Wassers im Rahmen der Geowissenschaftlichen
Forschung und Lehre befasst. Das Institut für Geographie widmet sich an ihrem Lehrstuhl
für Wirtschafts- und Sozialgeographie auch wasserbezogenen Fragen im Kontext sozialer
Fragen und Siedlungsentwicklung. Auch hier liegen durch Forschungstätigkeiten internationale Beziehungen vor.
Die Technische Hochschule Wildau (TH Wildau) bietet in ihrem Studiengang Verfahrenstechnik auch Lehrmodule zu Aufbereitungs- und Trenntechniken, Membranverfahren
sowie Prozess- und Anlagentechnik an.
Die Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNE Eberswalde) ist insbesondere im Schnittfeld Landschaftsnutzungen und Wasserhaushalt tätig.
Berlin besitzt mit dem Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei
(IGB) eine seit Jahrzehnten auf dem Gebiet Gewässerökologie renommierte außeruniversitäre Forschungseinrichtung. Schwerpunkt ist insbesondere die Ökologie der Brandenburger
Gewässer, woraus unter anderem Anforderungen an die Abwasserreinigung abgeleitet
werden.
Die Wechselwirkungen von Wasserhaushalt und Landnutzung werden in der Abteilung für
Landschaftswasserhaushalt des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung
(ZALF) erforscht. Dabei werden sowohl Fragen des Wasserhaushaltes und der Wechselwirkungen mit der Landnutzung als auch daraus resultierende Belastungen der Gewässer bearbeitet. Das ZALF entwickelt beispielsweise gewässer- und ressourcenschonende Anbaumethoden und entsprechend abgestimmte Fruchtfolgen.
Hauptarbeitsgebiet des Leibniz-Instituts für Agrartechnik Potsdam-Bornim (ATB) ist
die Technik der Landwirtschaft und die Bioverfahrenstechnik. Die Reinigung spezifischer
Seite 37
Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
Abwässer aus der landwirtschaftlichen Produktion ist hierin eingeschlossen. Fragen der
Ressourcenbewirtschaftung im Kontext des Klimawandels werden unter dem Aspekt der
Entwicklung von Techniken für den Anbau und die Nutzung der Produkte verfolgt.
Das Geoforschungszentrum Potsdam (GFZ) ist auf großräumige Prozesse der Erdoberfläche einschließlich der Hydrologie fokussiert. Es arbeitet unter anderem eng mit der Universität Potsdam zusammen.
Das Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS) in Erkner
betrachtet aus dem Blickwinkel der Regionalentwicklung und Governance und der Einbeziehung der Stakeholder wichtige Fragen mit Bezug zum Wassermanagement, insbesondere Fragen des IWRM.
Das Kompetenzzentrum Wasser Berlin (KWB) betrachtet in seinen drei Schwerpunkten
Grundwasser, Oberflächenwasser und Wasser- und Abwassertechnologie insbesondere
Fragen des Ressourcenschutzes, des Managements wasserwirtschaftlicher Einrichtungen
und Systeme (Kläranlagen, Kanalnetze, Brunnen etc.) sowie der Technologieentwicklung.
Das KWB kooperiert mit einer Vielzahl von Forschungseinrichtungen und Unternehmen im
In- und Ausland.
Die Berliner Wasserbetriebe (BWB) bündeln ihre Forschungstätigkeiten in einer eigenen
Abteilung. Schwerpunkte sind Methoden der Trinkwasseraufbereitung und der Abwasserbehandlung, der Komplex Energieeffizienz und -gewinnung in der Abwasserreinigung, die
Behandlung von Klärschlamm sowie Erhalt und Management der Versorgungsnetze.
Tabelle 3: Hochschulen und Forschungseinrichtungen mit Wasserbezug
Universität/
Hochschule
Anzahl
Lehrstühle (LS),
Gastprofessoren
(GP), Mitarbeiter
(MA), Wiss. Mitarbeiter (WiMi)
Themenfelder
(Bereich)
FG Umweltverfahrenstechnik
1 LS
I
FB Wasserreinhaltung
1 LS
II
FB Verfahrenstechnik
1 LS
I
FB Umweltchemie
1 LS
I
FB Ökologie der Mikroorganismen
1 LS
I
FB Dynamik und Betrieb technischer Anlagen
1 LS
I
FB Fluidsystemdynamik
1 LS
I,III
FB Siedlungswasserwirtschaft
1 LS
I, II, III, IV
Relevante Fachbereiche (FB)/
Fachgebiete (FG)/Studiengänge (SG)
TU Berlin
Seite 38
Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Universität/
Hochschule
Abschlussbericht
Relevante Fachbereiche (FB)/
Fachgebiete (FG)/Studiengänge (SG)
Anzahl
Lehrstühle (LS),
Gastprofessoren
(GP), Mitarbeiter
(MA), Wiss. Mitarbeiter (WiMi)
Themenfelder
(Bereich)
FB Wasserwirtschaft und Hydrosystemmodellierung
1 LS
II
FB Grundbau und Bodenmechanik
1 LS
II
FB Hydrogeologie
1 LS
II
FG Systemumwelttechnik
1 LS
II
FB Zentrum für Technik und Gesellschaft-
1 LS
I, IV
TU Berlin
HU Berlin
SG M.Sc. Integrated Natural Resource
Management
1 LS, 1 GP (ZALF),
5 Privatdozenten
(ZALF, DIE)
II, IV
Integrierte Themen: 4
Seminar für ländliche Entwicklung
Georg-Simmel Zentrum für Metropolenforschung
1 Leiter
I, II, IV
3 LS
Integrierte Themen: 5
Technologie-Mediation in Entwicklungsund Schwellenländern
II/IV
1 LS
FU Berlin
3 LS, GP 1
Institut für
Geologische
Wissenschaften
Fachrichtung Hydrologie
Institut für
Geographische
Wissenschaften
Fachrichtung Angewandte Geographie,
Umwelthydrologie und Ressourcenmanagement
4 Privatdozenten
(ZALF,
WIAS IHMF Spanien, LLUR),
II
14 WiMi
Zentrum für Entwicklungsländerforschung
ZELF (Wasserwirtschaft)
Seite 39
1 LS, 6 WiMi
II, IV
1 LS
II, IV
Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
Anzahl
Lehrstühle (LS),
Gastprofessoren
(GP), Mitarbeiter
(MA), Wiss. Mitarbeiter (WiMi)
Themenfelder
(Bereich)
SG Urbane Infrastrukturplanung - Verkehr
und Wasser
k. A.
II, III, IV
SG Verfahrens- und Umwelttechnik
k. A.
I, II
Wirtschaftsingenieur/in Umwelt und Nachhaltigkeit
k. A.
II, IV
Universität/
Hochschule
Relevante Fachbereiche (FB)/
Fachgebiete (FG)/Studiengänge (SG)
BeuthHochschule
FB Bauingenieurwesen/
BTU Cottbus
FB Verfahrens- und Umwelttechnik
Fakultät Umweltwissenschaften und
Verfahrenstechnik
Institut für
Boden, Wasser, Luft
Gewässerschutz
1 LS, 22 MA
II
Institut für
Boden, Wasser, Luft
Hydrologie und Wasserwirtschaft
1 LS, 12 MA
II
Institut für
Umwelttechnik
Biotechnologie der Wasseraufbereitung
1 LS, 5 MA
I
1 LS, 1 GP
Institut für
Umwelttechnik
Wassertechnik und Siedlungswasserbau
Verbundpartner:
IWSÖ GmbH
Institut für
Verfahrenstechnik
Prozesssystemtechnik
1 LS, 1 GP, 4 MA
I, III
TH Wildau
SG Verfahrenstechnik (Aufbereitungs- und
Trenntechnik Membranverfahren/Prozessund Anlagentechnik)
Seite 40
k. A.
I
Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Universität/
Hochschule
Abschlussbericht
Anzahl
Lehrstühle (LS),
Gastprofessoren
(GP), Mitarbeiter
(MA), Wiss. Mitarbeiter (WiMi)
Themenfelder
(Bereich)
Institut für Erd- und Umweltwissenschaften
4 LS
II
Wirtschafts- und Sozialgeographie
1 LS
IV
1 LS
II, IV
1 Leiter, 3 WiMi
II, IV
1 Leiter, 8 MA,
14 WiMi
II
Abteilung Limnologie von Flussseen
1 Leiter, 14 WiMi
II
Abteilung Limnologie geschichteter Seen
1 Leiter, 10 WiMi
II
1 Leiter, 31 MA
II, IV
Relevante Fachbereiche (FB)/
Fachgebiete (FG)/Studiengänge (SG)
Uni Potsdam
Institut für
Geographie
HNE Eberswalde
Verbundprojekt INKA-BB:
Landschaftswasserhaushalt und
-management (6 Teilprojekte)
IRS (Leibniz
Institut)
Verbundprojekt INKA BB: Teilprojekt 19
Verbundprojekt ELaN (BMBF)
WaRM-In (BMBF)
IGB (Leibniz
Institut)
Nachhaltiges Gewässermanagement
Abteilung Ökohydrologie
ZALF (Leibniz Institut)
Institut für Landschaftswasserhaushalt
Seite 41
Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Universität/
Hochschule
Abschlussbericht
Anzahl
Lehrstühle (LS),
Gastprofessoren
(GP), Mitarbeiter
(MA), Wiss. Mitarbeiter (WiMi)
Themenfelder
(Bereich)
Forschungsprogramm Ressourcenbewirtschaftung und Klimawandel
1 Leiter, 14 MA
II, IV
Sektion Hydrologie (global)
1 Leiter, 26 MA
Sektion Hydrogeologie
in Vorbereitung
Relevante Fachbereiche (FB)/
Fachgebiete (FG)/Studiengänge (SG)
ATB (Leibniz
Institut)
GFZ Potsdam
Department 5:
Prozesse der
Erdoberfläche
II
Verbundprojekt “Georessource Wasser”
(Deutsche Akademie der Technikwissenschaften)
1 Leiter, 4 MA
II
Forschungsbereiche: Trinkwasseraufbereitung, Abwasserbehandlung, Energie,
Schlammbehandlung, Netze
1 Leiter, 3 MA
I, II, III
(IV)
Fachgebiet Grundwasser
1 Leiter, 5 MA
II, IV
Fachgebiet Oberflächenwasser
1 Leiter, 8 MA
II, III, IV
Fachgebiet Wasser- und Abwassertechnologie
1 Leiter, 5 MA
II, III, IV
BWB
KWB
Seite 42
Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
3.5 Auswertung des Wasserplenums 2009
Die Auswertung des Wasserplenums 2009 in Bezug auf die zukünftigen wichtigen Bereiche
im Wassersektor haben in Bezug auf die Bewertung der Themenfelder einige Schwerpunkte ergeben, wobei die Frage der zukünftig wichtigen Themenfelder nicht auf die vorhandene Basis in Berlin und Brandenburg gerichtet war. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die
genannten Themenfelder nicht immer mit denen in diesem Aktionsplan hundertprozentig
deckungsgleich sind. Die Zuordnung ist jedoch eindeutig. In Klammern ist jeweils die Anzahl der dokumentierten Benennungen und die Anzahl der in der abschließenden Bewertungsrunde von den Teilnehmern vergebenen Priorisierungspunkte angegeben. Folgende
Auswertung ergibt sich für die gewählten Themenfelder:
(1)
Mess- und Analysetechnik (1 Nennung)
(2)
Brauch- und Prozesswasser (4 Nennungen mit 7 Punkten)
(3)
Integriertes Wasserressourcenmanagement (4 Nennungen mit 14 Punkten)
(4)
Umweltbilanz (LCA) – Sanierung neu denken (1 Nennung mit 3 Punkten)
(5)
Dezentrales (Regen-)Wassermanagement (4 Nennungen mit 9 Punkten)
(6)
Wiederverwendung von Abwasser (6 Nennungen mit 6 Punkten)
(7)
Kanal- und Rohrnetz (1 Nennung mit 1 Punkt)
(8)
Energie und Wasser (7 Nennungen mit 15 Punkten)
(9)
Politikberatung und Strategie (5 Nennungen mit 15 Punkten)
(10)
Projektentwicklung – Finanzierung (2 Nennungen mit 3 Punkten)
(11)
Kommunikation (2 Nennungen)
(12)
Capacity Building (5 Nennungen mit 7 Punkten)
Daraus ergibt sich für die Bewertung der Themenfelder unter Berücksichtigung der nicht
eindeutig zugeordneten dokumentierten Beiträge im Rahmen des Wasserplenums 2009
folgendes Bild:
•
Integrierte Ansätze einschließlich der Strategie- und Politikberatung, dezentrale Lösungen insbesondere im Regenwassermanagement und die Verbindung von Energie
und Wasser werden als besonders zukunftsträchtige Themen betrachtet.
•
Brauch- und Prozesswasser, die Wiederverwendung von Abwasser und das Capacity
Building fallen dahinter nur wenig zurück.
•
Alle anderen Themen erhalten deutlich weniger Aufmerksamkeit unter der gegebenen Fragestellung.
Die Ergebnisse sind in die Gesamtbewertung (Kapitel 5) eingeflossen, wie dort dokumentiert.
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
3.6 Auswertung der Expertengespräche
Um weitgehend strukturierte und vergleichbare Ergebnisse der Interviews zu erzielen,
wurde für alle Interviews ein einheitlicher Leitfaden (Anhang A 1) mit vorstrukturierten
Fragen verwendet. Im Interview selbst wurden diese vom Interviewer erläutert und die
Ergebnisse notiert. Um die Ergebnisse zusätzlich zu validieren und abzugleichen, wurde ein
Auswertungsworkshop durchgeführt, zu dem alle Befragten noch einmal eingeladen wurden. Die im Workshop konsolidierten Ergebnisse der Interviews gingen dann in die Gesamtbewertung der Stärken Berlins und Brandenburgs ein.
3.6.1 Auswahl der Experten
Bei der Auswahl der Experten wurde Wert darauf gelegt, dass alle Themenfelder angemessen abgedeckt waren und die ausgewählten Experten einen guten Überblick über zumindest einen wesentlichen Teil der Berliner und Brandenburger Wasserbranche einschließlich
der Forschungseinrichtungen haben. Dabei wurden Experten sowohl aus Unternehmen und
Forschungseinrichtungen als auch der Verwaltung befragt. Die ausgewählten Experten
stammen aus folgenden Tätigkeitsfeldern: Siedlungswasserwirtschaft, Wasser in Ballungsräumen, IWRM, Wasser und Landnutzung, Umfeldmanagement, Wasserwirtschaft, Messund Analysetechnik, Regenwasser, Energie und Abwasser, Wasserreinigung, Prozesswasser, Rohrsanierung, Regenwasser, Planung Kanalnetze und Gewässerschutz Berlin.
Auch im Namen des Auftraggebers möchten wir uns hier noch einmal sehr herzlich für die
Bereitschaft zur Teilnahme an den Interviews und die Unterstützung bedanken.
3.6.2 Ergebnisse der Interviews
Die mit Hilfe der strukturierten Interviews erhobenen Daten und Informationen wurden
ausgewertet und aufbereitet. In einem ersten Schritt wurde überprüft, inwieweit die tatsächlichen Tätigkeitsfelder der Interviewpartner die von uns ausgewählten Themenfelder
abdecken und inwieweit die repräsentierten Organisationen auch international in diesen
Feldern tätig sind. Dabei ist zu beachten, dass einige der Tätigkeitsfelder mehrere der
Themenfelder überdecken und einige der Befragten in weiteren Themenfeldern aktiv sind.
Das Ergebnis ist in der folgenden Tabelle zusammengestellt.
Die Tabelle macht deutlich, dass es gelungen ist, eine gute Überdeckung der Themenfelder
mit Interviewpartnern aus international tätigen Organisationen zu erreichen. Insofern betrachten wir die Ergebnisse zwar nicht im strengen Sinne repräsentativ, sie bilden aber einen guten Näherungswert, der für die Ziele des Aktionsplans Wasser angemessen und
ausreichend ist.
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
Tabelle 4: Tätigkeitsfelder der Interviewten
Themenfeld
Anzahl
Wo?*
Mess- und Analysetechnik
4
I,I
Brauch- und Prozesswasser in Gewerbe und Industrie
2
I
Integriertes Wassermanagement
7
I,I,I,I
LCA als Grundlage für Entscheidung im Sinne der Nachhaltigkeit
4
I
Regenwasser - Integration und Nutzung
5
EU
Wiederverwendung in Landschaft/Landwirtschaft
4
I
Kanal- und Rohrnetze
6
I
Energie und Wasser
3
I. Technologie
II. Planung
III. Infrastruktur und Bauleistungen
IV. Konzept- und Projektentwicklung
Stakeholder Management
4
EU
Kommunikation mit dem Projektumfeld
3
I
Finanzierungskonzepte und -modelle
4
Partizipation und Place Making
3
Capacity Building
5
Politikberatung und sozialer Interessenausgleich
1
I
* I = International, EU = Europa, keine Angabe = vorwiegend in Deutschland,
jede Angabe steht für einen Interviewten
Zentraler Gegenstand der Befragung war die Einschätzung der Themenfelder in Bezug auf
ihre Stärke in Berlin und Brandenburg und in Bezug auf den Stand der Entwicklung dieses
Themenfeldes auf der Technologieentwicklungskurve (siehe Interviewleitfaden im Anhang). Die Ergebnisse sind nachfolgend im Einzelnen dargestellt, wobei es uns wichtig erscheint, hier aus den oben genannten Gründen nicht die Durchschnittswerte oder den Median anzugeben, sondern die Verteilung auf die Werte darzustellen. Erst daraus werden
unterschiedliche Sichtweisen deutlich. Eine Konsolidierung der Ergebnisse erfolgte später
im Rahmen des Workshops und ist weiter unten dargestellt.
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
Es ist noch darauf hinzuweisen, dass die Anzahl der Angaben zu den Themenfeldern
schwankt, da sich nicht jeder der von uns interviewten Experten zu jedem Themenfeld
ausreichend kompetent fühlte, um eine Bewertung abzugeben.
Die Ergebnisse zu den einzelnen Themenfeldern sind in je zwei Säulendiagrammen (links:
Stärke, rechts: Entwicklungsstand) dargestellt. Die Säulen beschreiben die Anzahl der
Nennungen der jeweiligen Stärke bzw. des Entwicklungsstandes. Die Stärke BerlinBrandenburgs wurde auf einer Skala von 0 (= ist in BB so gut wie nicht vorhanden) bis 10
(= BB hat weltweite Spitzenposition) bewertet, der Stand der Technologieentwicklung
ebenfalls von 0 (= nur erste Ideen vorhanden) bis 10 (= vollständig ausgereizte Technologie oder Methodik). Beispiel: Die Stärke Berlin-Brandenburgs in der Mess- und Analysetechnik wurde von zwei Experten mit Stärke 5 bewertet, einem mit 6 und jeweils zwei Experten recht hoch mit 8 bzw. 9.
I. Technologie
1. Mess- und Analysetechnik
Mess- und Analysetechnik wurde in Bezug auf die Stärke als mittel bis hoch bewertet, in
Bezug auf den Stand der Entwicklung als reif aber noch nicht ausgereizt.
2. Brauch- und Prozesswasser in Gewerbe und Industrie
Die Bewertung des Themenfeldes Brauch- und Prozesswasser ist sehr konsistent und liegt
deutlich unterhalb der Mess- und Analysetechnik. Auch der Stand der Technologieentwicklung wird als niedriger eingeschätzt.
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
II. Planung
3. Integriertes Wassermanagement
Bei der Einschätzung des Integrierten Wassermanagements weichen einige der Experten
von der Mehrheitsmeinung zum Teil deutlich nach unten ab. Noch größer ist diese Einschätzung in Bezug auf den Entwicklungsstand des Themenfeldes.
4. Umweltbilanz (LCA) als Grundlage für Entscheidungen im Sinne der
Nachhaltigkeit
Bezüglich der Beurteilung des Themenfelds LCA bestand bei vielen Gesprächspartnern erhebliche Unsicherheit. Dies spiegelt sich sowohl in der niedrigeren Zahl der Beurteilungen
als auch in der breiten Streuung wider.
5. Regenwasser – Management und Nutzung
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
Die Experten waren sich in der hohen Bewertung des Regenwassermanagements als einer
Stäke Berlins und Brandenburgs relativ einig. Auch die Einschätzung der Reife der Technologie lag relativ einheitlich im oberen Bereich.
6. Wiederverwendung von Abwasser in der Landschaft
Die Wiederverwendung von Abwasser in Landschaft und Landwirtschaft wird in Bezug auf
seine Stärke zwar niedriger eingeschätzt als das Themenfeld Regenwassermanagement
und zwei Experten sehen dies auch noch deutlich kritischer, aber insgesamt ergibt sich
noch eine recht hohe Bewertung. In Bezug auf den Stand der Technologieentwicklung fällt
diese Einschätzung einheitlich niedriger aus.
III.
Infrastruktur und Bauleistungen
7. Kanal- und Rohrnetze
Die Beurteilung des Themenfeldes Kanal- und Rohrnetzte ist zwar hoch aber nicht ganz
einheitlich. Ein Teil der Experten beurteilt die Stärke als sehr ausgeprägt, andere eher als
mittelstark. Die Reife des Themenfeldes wird relativ einheitlich als hoch bis sehr hoch bewertet.
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
8. Energie und Wasser
Die Beurteilung der Stärke des Themenfeldes Energie und Wasser wird eher niedrig eingeschätzt auch wenn es drei zum Teil deutlich abweichende Voten gibt. Der Stand der Technologieentwicklung wird ebenfalls eher im unteren Bereich eingeschätzt.
IV. Konzept- und Projektentwicklung
Da die unten stehenden vier Themenfelder erst im Anschluss an den weiter unten beschriebenen Expertenworkshop leicht modifiziert worden sind, stimmt die Abgrenzung der
Themen nicht vollständig überein. Die Notwendigkeit der Modifikation hatte sich jedoch gerade aus der Abgrenzungsproblematik und einer zu starken Überschneidung der ursprünglich benannten Themenfelder ergeben. Insgesamt ist festzustellen, dass die überwiegende
Zahl der Experten mit diesen Themenfeldern in der Beurteilung die größten Schwierigkeiten hatte. Wie oben beschrieben ist die Trennung dieser Themen als eigenständige Dienstleistungen zum Teil noch neu und nicht sehr verbreitet.
9. Politikberatung (Strategie und sozialer Interessenausgleich)
Die Beurteilung der Stärke dieses Themenfeldes ist nur von weniger als der Hälfte der Befragten vorgenommen worden. Die Bewertung bleibt deshalb unsicher, liegt aber tendenziell eher im mittleren Bereich. Politikberatung hat noch ein entsprechendes Entwicklungspotenzial, auch wenn hier die gleichen Einschränkungen bezüglich der Belastbarkeit der Aussagen gelten.
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
10. Projektentwicklung (inkl. Finanzierungskonzepte und -modelle)
Bei der Abfrage lag der Schwerpunkt auf Finanzierung und Finanzierungsmodellen. Hierzu
ist das Bild der Beurteilung sehr uneinheitlich und es gilt sogar verstärkt das zu dem vorherigen Themenfeld Gesagte in Bezug auf die Zahl der Beurteilenden, hier nur drei. Eine
valide Einschätzung lässt sich daraus allein nicht ableiten. Das Gleiche gilt für den Stand
der Entwicklung.
11. Projektumfeldmanagement (Information und Kommunikation, Stakeholder Management, Partizipation und Place Making)
Das Teilthemenfeld Kommunikation wurde ebenfalls uneinheitlich bewertet, tendenziell
aber eher im mittleren Bereich. In Bezug auf den Stand der Entwicklung gibt es ein zweigeteiltes Bild, aber auch hier gilt, dass die Zahl der beurteilenden Experten zu niedrig ist,
um hieraus ein abschließendes Bild abzuleiten.
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
Stakeholder Management wird von den Experten ebenfalls uneinheitlich beurteilt, bei der
Beurteilung des Entwicklungsstandes gibt es eine fast gleichmäßige Verteilung über einen
großen Bereich der Werteskala.
Zum Thema Partizipation ergibt sich ein analoges Bild. In der Gesamtschau der Bewertungen der einzelnen Themen ist am ehesten eine mittlere Bewertung der Stärke und auch
des Entwicklungsstandes zu erkennen.
12. Capacity Building
Das Themenfeld Capacity Building wurde von deutlich mehr Experten beurteilt. Die Einschätzung streut etwas liegt aber mit einem relativen Schwerpunkt im mittleren bis oberen
Bereich. Der Entwicklungsstand wird relativ einheitlich als mittel angesehen.
Die Auswertung der Interviewergebnisse war Grundlage des gemeinsamen und im Folgenden beschriebenen Workshops. In diesem Rahmen wurden auch die zusätzlich genannten
Themenfelder ausgewertet. Die Anregungen zu dem, was in Berlin und Brandenburg fehlt,
wurden ebenfalls im Rahmen des Workshops diskutiert und sind im weiteren Verlauf der
Untersuchung (Kapitel 6.3) in die Konzeption der Maßnahmen eingeflossen.
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
3.6.3 Ergebnisse des Workshops
Im Oktober wurden den befragten Experten gemeinsam mit Vertretern der Auftraggeber
die Ergebnisse der Expertenbefragung im Rahmen eines Workshops vorgestellt. Auf der
Grundlage der Experteneinschätzungen wurde in der Expertenrunde diskutiert, ob das entstandene Bild aus der Auswertung der Interviewergebnisse annähernd die Realität widerspiegelt. Das folgende Plakat gibt das Arbeitsergebnis aus dem Workshop wieder.
Abbildung 1: Bestätigung der Ergebnisse der Experteninterviews im ersten Workshop am
26. Oktober 2010
Insgesamt wurde dem entstandenen Bild der Einschätzungen weitestgehend zugestimmt.
Berücksichtigt wurden hierbei auch die oben dargestellten Ergebnisse der Literaturrecherche, der Unternehmensdatenauswertung und der Analyse der Forschungseinrichtungen
sowie die Ergebnisse des Wasserplenums 2009.
Die Themenfelder im Einzelnen (Skalen wie oben bei den Interviews, die Zahlen in Klammern geben die Anzahl Bewertungen im Verhältnis zur Anzahl der befragten Experten gesamt an):
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
I. Technologie
1. Mess- und Analysetechnik
Anzahl Firmen in der Region:
Anzahl Nennungen in Studien:
17
2
Interviewergebnisse (Skala 1-10):
Stärke: ca. 7-8 (7/12)
Entwicklungsstand: ca. 6 (7/12)
Bewertung im Workshop:
− Know-how ist vorhanden
− Methode für kurzzeitige Analyse der Trinkwasserqualität nicht Stärke in Berlin
− für Forschung in Berlin kein Kernthema
− innovationsfähige Gebiete
− hohes Entwicklungspotential in Kooperation mit universitärer Forschung
− sehr großer Markt insbesondere bezüglich der Analyse von Wasserqualität
− Kostenvorteil bei kurzfristiger Freigabe rehabilitierter Rohrstrecken in
Deutschland erheblich (1,5 Mio. €/a geschätzt)
2. Brauch- und Prozesswasser in Gewerbe und Industrie
Anzahl Firmen in der Region:
Anzahl Nennungen in Studien:
31
1
Interviewergebnisse (Skala 1-10):
Stärke: ca. 5 (7/12)
Entwicklungsstand: ca. 5 (7/12)
Bewertung im Workshop:
− Thema ist sehr weit gefasst
− Stärke wird eher etwas geringer eingeschätzt (4)
− in Berlin sehr viel Know-how, allerding Defizit bei der Membrantechnologie
− insbesondere fehlen in Berlin Firmen, die diese Technologie produzieren, sowie Industrieunternehmen, die die Technologie anwenden
II. Planung
3. Integriertes Wassermanagement
Anzahl Firmen in der Region:
Anzahl Nennungen in Studien:
19
1
Interviewergebnisse (Skala 1-10):
Stärke: ca. 7-8 (11/12)
Entwicklungsstand: ca. 7-8 (11/12 )
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Abschlussbericht
Bewertung im Workshop:
− wird als Stärke Berlins eingeschätzt
− Entwicklungspotential in Berlin ist weitestgehend ausgeschöpft
− Marktchancen in Verbindung mit Capacity Building
4. Umweltbilanz (LCA) als Grundlage für Entscheidungen im Sinne der
Nachhaltigkeit
Anzahl Firmen in der Region:
Anzahl Nennungen in Studien:
0
1
Interviewergebnisse (Skala 1-10):
Stärke: nicht bewertbar, da stark heterogen (8/12)
Entwicklungsstand: nicht bewertbar, da stark heterogen (8/12)
Bewertung im Workshop:
− Thema wird unterschiedlich interpretiert
− sehr heterogenes Bild auch in der Diskussion
− kann als Stärke Berlins betrachtet werden
− ist allerdings noch nicht so stark am Markt vertreten
− besitzt ein hohes Entwicklungspotential
− ausgewiesene Expertise vorhanden, die als Multiplikator fungiert
5. Regenwasser – Management und Nutzung
Anzahl Firmen in der Region:
Anzahl Nennungen in Studien:
25
4
Interviewergebnisse (Skala 1-10):
Stärke: ca. 8 (12/12)
Entwicklungsstand: 7-8 (12/12)
Bewertung im Workshop:
− Thema ist eine Stärke Berlins
− hat einen hohen Entwicklungsstand erreicht
6. Wiederverwendung von Abwasser in der Landschaft
Anzahl Firmen in der Region:
Anzahl Nennungen in Studien:
4
0
Interviewergebnisse (Skala 1-10):
Stärke: ca. 7 (9/12)
Entwicklungsstand: ca. 6-7 (8/12)
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Abschlussbericht
Bewertung im Workshop:
− Notwendigkeit des Perspektivenwechsels (Nutzung der Nährstoffe im Abwasser)
− langjährige Erfahrung mit Rieselfeldwirtschaft
− aufgrund der hohen Gewässerbelastung lange nicht aktiv verfolgt worden
− aktuelle Projekte in Berlin und in der Region
− durch Vernetzung mit anderen Themen ganz neue Perspektiven
− Thema in Brandenburg/neuen Bundesländern: Wasser in der Landschaft halten
− Wiederverwendung von Abwasser insbesondere zur Trinkwassergewinnung
international stark zunehmend
III.
Infrastruktur und Bauleistungen
7. Kanal- und Rohrnetze
Anzahl Firmen in der Region:
Anzahl Nennungen in Studien:
60
5
Interviewergebnisse (Skala 1-10):
Stärke: ca. 8 (10/12)
Entwicklungsstand: ca. 8 (10/12)
Bewertung im Workshop:
− insgesamt große Stärke Berlins
− in seiner Entwicklung weit fortgeschritten
− aktuell steht der Netzerhalt in den Städten (international) im Vordergrund
− Neubau wird kaum mehr nachgefragt
− für Netz erhaltende Maßnahmen wird in Deutschland aufgrund der leeren
Kassen weniger Geld ausgegeben
− differenzierte Betrachtungsweise des Kanal- und Rohrnetzbaus notwendig
− nimmt insgesamt wesentlich mehr Gewicht bei der Stärke Berlins ein, was
sich auch in der Anzahl der Unternehmen widerspiegelt
8. Energie und Wasser
Anzahl Firmen in der Region:
Anzahl Nennungen in Studien:
7
3
Interviewergebnisse (Skala 1-10):
Stärke: ca. 3-4 (9/12)
Entwicklungsstand: ca. 3 (9/12)
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Abschlussbericht
Bewertung im Workshop:
− insgesamt keine ausgesprochene Stärke Berlins
− hohes Entwicklungspotential, vor allem für die Industrieunternehmen
− Thema wird von großen, wasserintensiven Industriezweigen auch im Zusammenhang mit LCA vorangetrieben (z.B. Coca Cola)
− auch auf kommunaler Ebene interessant (Schulgebäude, Turnhallen)
− Zuordnung eher sinnvoll zu Bereich I. (Technologie)
− bisher wurde vor allem die Wärme aus Abwasser betrachtet, deshalb Zuordnung zu Themenbereich III
− Konflikt zwischen der Nutzung der Abwärme im Kanal und der Wärmerückgewinnung durch die Einleiter möglich
− mögliche negative Auswirkungen auf den Reinigungsprozess in Kläranlagen
könnten das Potential begrenzen
IV. Konzept- und Projektentwicklung
Wie bereits oben erwähnt, wurden nicht zuletzt durch die Anregungen aus diesem Workshop die Themenfelder des Themenbereichs IV neu strukturiert, um eine bessere Abgrenzung zu ermöglichen. Zur besseren Übersicht und Vergleichbarkeit haben wir bei der Darstellung der Ergebnisse bereits die neue Struktur verwendet. Die Ergebnisse der Diskussion sind entsprechend zugeordnet.
Anzahl Firmen in der Region:
Anzahl Nennungen in Studien:
19
3
9. Politikberatung (Strategie und sozialer Interessenausgleich)
Interviewergebnisse (Skala 1-10):
Stärke: ca. 6 (5/12)
Entwicklungsstand: 5 (6/12)
Bewertung im Workshop:
− insgesamt geringe Zahl der Bewertungen
− Wertungen dieser Themen erfolgen entsprechend der eigenen Erfahrung
− viele Unternehmen sind sich nicht bewusst, dass dieses Thema in ihrer täglichen Arbeit Anwendung findet
− Bundesregierung und –verbände haben große Nachfrage an Politikberatung
10. Projektentwicklung (einschl. Finanzierungskonzepte und –modelle)
Finanzierung
Interviewergebnisse (Skala 1-10) :
Stärke: nicht bewertbar, zu wenig abgegebene Stimmen, stark heterogen
(3/12)
Entwicklungsstand: nicht bewertbar, zu wenig abgegebene Stimmen, stark
heterogen (3/12)
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
Bewertung im Workshop:
− falls weiter zu betrachten, erscheint hierzu eine vertiefte Analyse notwendig
11. Projektumfeldmanagement (Information und Kommunikation, Stake
Holder Management, Partizipation und Place Making)
Kommunikation mit dem Projektumfeld
Interviewergebnisse (Skala 1-10):
Stärke: stark heterogene Meinungen (7/12)
Entwicklungsstand: stark heterogene Meinungen (7/12)
Stakeholder Management
Interviewergebnisse (Skala 1-10):
Stärke: stark heterogene Meinungen (6/12)
Entwicklungsstand: stark heterogene Meinungen (7/12)
Partizipation und Place Making
Interviewergebnisse (Skala 1-10):
Stärke: heterogene Meinungen (6/12)
Entwicklungsstand: heterogene Meinungen (5/12)
Bewertung im Workshop:
− insgesamt geringere Zahl der Bewertungen
− Wertungen dieser Themen erfolgen entsprechend der eigenen Erfahrung
− viele Unternehmen sind sich nicht bewusst, dass diese Themen in ihrer täglichen Arbeit Anwendung finden
12. Capacity Building
Interviewergebnisse (Skala 1-10):
Stärke: ca. 5 (9/12)
Entwicklungsstand: 4 - 8 (10/12)
Bewertung im Workshop:
− Know-how vorhanden
− keine geeignete Strukturen zur Umsetzung
− große Nachfrage
− viele Anfragen nach Schulungen bei der TU Berlin, die jedoch aufgrund ihrer
Struktur nicht bedient werden können
Insbesondere in Bezug auf die Bewertung des vierten Themenbereichs herrschte in der
Runde Unsicherheit bezüglich einer angemessenen Bewertung. Insgesamt war man jedoch
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der Ansicht, dass die Bedeutung dieser Themen wächst und sie zunehmend Basis für eigenständige Dienstleistungen sein werden.
Zusätzlich genannte Themenfelder
Abbildung 2: Zusätzlich genannte
Themenfelder als mögliche Stärken
Berlin-Brandenburgs (Plakat für
den Workshop am 26. Oktober
2010 mit Ergänzungen aus der
Diskussion)
Die durch die interviewten Experten zusätzlich genannten Themenfelder, die möglicherweise eine
Stärke von Berlin-Brandenburg
sind, wurden intensiv diskutiert
und durch die Anwesenden um die
Punkte
− Modellierung
− Umgang mit dynamischen
Entwicklungen von Gemeinden und Städten
− BBI (Großinfrastrukturprojekte)
ergänzt und zwei davon jeweils mit
einem Punkt für erhöhte Relevanz
versehen. Allen anderen genannten
Themen wurde von den Anwesenden keine erhöhte Priorität zugemessen.
3.7 Zusammenfassung und Bewertung
Im Anschluss an den oben beschriebenen Workshop wurden alle Ergebnisse zu den Stärken Berlins noch einmal in ihrer Gesamtschau betrachtet. Noch ohne Berücksichtigung
der Marktchancen sind die folgenden Zwischenergebnisse festzuhalten:
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Abschlussbericht
Tabelle 5: Die Stärken Berlins und Brandenburgs bei noch ausstehender Marktbetrachtung
Stärke: Expertenbeurteilung auf Skala von 0 (= in BB so gut wie nicht vorhanden) bis 10 (= BB hat weltweite
Spitzenposition); Stand der Technologieentwicklung: Expertenbeurteilung auf Skala von 0 (= nur erste Ideen
vorhanden) bis 10 (= vollständig ausgereizte Technologie oder Methodik), Firmen: Anzahl in BB; Forschung
und Entwicklung: Anzahl der Lehrstühle inkl. Fachgebiete, Sachgebiete, Abteilungen (je Themenbereich); Studien: Anzahl der relevanten Benennungen; Wasserplenum: Anzahl dokumentierte Benennungen/Anzahl Priorisierungspunkte
Firmen
For.
&
Wis.
Studien
Wasserplenum
6
17
(13)
2
1/0
5
5
31
(13)
1
4/7
7-8
7-8
19
(47)
1
4/14
(4) LCA als Grundlage für Entscheidung im
Sinne der Nachhaltigkeit
2-10
2-10
0
(47)
1
1/3
(5) Regenwasser - Integration und Nutzung
8
7-8
25
(47)
4
4/9
(6) Wiederverwendung in Landschaft/Landwirtschaft
7
6-7
4
(47)
0
6/6
8
8
60
(7)
5
1/1
3-4
3
7
(7)
3
7/15
4-7
5
(19)
(20)
3
5/15
4-10
2-7
(19)
(20)
3
2/3
2-8
2-8
(19)
(20)
3
2/0
5
4-8
(19)
(20)
3
5/7
Themenfeld
Stär
ke
Te.Entw.
5-9
Bewertung
*
I. Technologie
(1) Mess- und Analysetechnik
(2) Brauch- und Prozesswasser in Gewerbe
und Industrie
II. Planung
(3) Integriertes Wassermanagement
III. Infrastruktur und Bauleistungen
(7) Kanal- und Rohrnetze
(8) Energie und Wasser
IV. Konzept- und Projektentwicklung
(9) Politikberatung (Strategie und sozialer
Interessenausgleich)
(10) Projektentwicklung (inkl. Finanzierungskonzepte und
–modelle)
(11) Projektumfeldmanagement (Information und Kommunikation, Stake Holder Management, Partizipation und Place Making)
(12) Capacity Building
* Dunkelgrün = ausgewiesene Stärke; Hellgrün = Stärke, noch ausbaufähig; ohne = derzeit nicht
als Stärke einzustufen; Hellrot = führt zur Herabstufung
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Das Themenfeld Brauch- und Prozesswasser ist wegen der in Berlin fehlenden Technologieunternehmen, fehlender Membrantechnologie und dem Mangel an produzierenden Unternehmen und damit Anwendern in Berlin nicht als besondere Stärke ausgewiesen worden, trotz der ansonsten guten Daten und Zahlen. Von den zusätzlich genannten Themenfeldern wurde keines neu hinzugenommen, da bereits einige der genannten Felder in den
oben bestehenden Themenfelder enthalten sind und alle anderen keine besondere Stärke
für Berlin und Brandenburg in Bezug auf die Vermarktung auf internationalen Märkten darstellen.
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Abschlussbericht
4 Internationale Märkte
Die folgende Untersuchung versucht sowohl die Marktpotenziale der einzelnen Themenfelder zu klären, als auch die Frage nach der Fokussierung auf bestimmte Länder und Regionen zu beantworten. Bereits während der Podiumsdiskussion auf dem Wasserplenum 2009
wurde die Frage aufgeworfen, ob eine Fokussierung auf bestimmte Auslandsmärkte möglicherweise kontraproduktiv sei, da die Lösungskompetenzen aus Berlin und Brandenburg
sehr breit gefächert sind. Andererseits bietet es sich gegebenenfalls an, das Thema Wasser
in die Außenwirtschaftsstrategie des Landes Berlin mit den Schwerpunktregionen China,
Indien, MENA-Region, Nordamerika und EU zu integrieren (siehe Kap. 6.5).
4.1 Auswertung der Literatur (Studien)
Die in der Literatur zu findenden Angaben zum Weltmarktvolumen der Wasserwirtschaft
differieren stark (zwischen 132 Mrd. Euro (Sartorius, 2008) und 190 Mrd. Euro (Berger,
2007). Offensichtliche Abgrenzungsprobleme mögen die Ursache hierfür sein. Es bleibt jedoch auch vor diesem Hintergrund nur schwer zu erklären, warum der Anteil Deutschlands
am Welthandel im Wassersektor einmal mit ca. 3 Prozent (Berger, 2007) und einmal mit
18 Prozent (Sartorius, 2008) angegeben wird. Aufgrund dieser weit auseinanderliegenden
Angaben sind auch die folgenden Ausführungen nur als bedingt aussagekräftig zu betrachten.
4.1.1 Konkurrenzsituation
Die detaillierte Studie zur Konkurrenzfähigkeit der deutschen Wasserwirtschaft auf internationalen Märkten im Rahmen des Projektes Wasser 2050 des Fraunhofer Instituts für System- und Innovationsforschung (Sartorius, 2008) weist Deutschland eine führende Position
beim Export von Lösungen und Techniken in der Wasserwirtschaft zu. Deutschland hat das
größte Exportvolumen in der Wassertechnik mit einem Anteil von 18 Prozent am Gesamtvolumen des Welthandels (132 Mrd. Euro 2005 (Sartorius, 2008)), gefolgt von den USA,
Japan und Frankreich. Die relative Exportstärke (Anteil dieses Segmentes am Gesamtaußenhandelsvolumen des einzelnen Landes) ist ebenfalls sehr groß, die deutsche Wasserbranche belegt hier den zweiten Platz hinter Italien, gefolgt von den USA.
Diese Stärke verteilt sich ungleichmäßig auf die verschiedenen Themenfelder: So ist
Deutschland Weltmarktführer bei Wasserverteilung und Kanalisation, Abwasserreinigung
und dezentralem Wassermanagement, liegt jedoch bei der Wasseraufbereitung, der Wassernutzungseffizienz und der Mess-, Steuer- und Regeltechnik auf Platz 2 (Sartorius,
2008).
Die USA und Italien sind in allen Technikbereichen die wichtigsten Konkurrenten, andere
Länder sind in einzelnen Segmenten besonders stark (Großbritannien bei Wasseraufbereitung und Mess-, Steuer- und Regeltechnik, Japan bei Wasserverteilung, Kanalisation und
dezentralem Wassermanagement, Südkorea bei Wassernutzungseffizienz und die Schweiz
bei Mess-, Steuer- und Regeltechnik (Sartorius, 2008)). Frankreich tritt als Konkurrent
weniger im technischen Bereich auf als in der operativen Umsetzung und Koordination
großer Projekte. Betrachtet man die Anzahl der Patentanmeldungen als Indikator für Innovationstätigkeit, ist das Bild differenzierter und die deutschen Anbieter treten zum Teil
deutlich hinter anderen Ländern zurück. Wahrscheinlich ist dies jedoch auch durch nationale Gepflogenheiten und Strukturen der Branchen geprägt. Kleine und mittlere UnterSeite 61
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nehmen scheuen häufig Patentanmeldungen, da ihnen die Kosten zu hoch erscheinen und
sie der Konkurrenz durch die Veröffentlichung der Patentschrift keine Hinweise geben wollen.
4.1.2 Markttrends
Eine ganze Reihe von Studien beschäftigt sich mit den zukünftig zu erwartenden Trends in
der Wasserwirtschaft. Es handelt sich in der Regel um Studien, die auf Expertenbefragungen und/oder Literaturauswertungen basieren. Die Studien betrachten die zu erwartenden
Trends aus unterschiedlichen Perspektiven und in verschiedenen Detaillierungsgraden. Es
ergibt sich jedoch durchaus ein gemeinsames Bild.
Danach wird für die Zukunft erwartet, dass das Prinzip der Kreislaufführung sich in der
Wasserwirtschaft weiter durchsetzen wird. Hiermit verbunden wird die Erwartung, dass dezentrale Systeme verstärkt eingesetzt und Flexibilität und Anpassungsfähigkeit der Systeme generell an Bedeutung gewinnen werden. Technikferne Faktoren wie Umfeldmanagement und Capacity Building, aber auch die Einbeziehung ökosystemischer Betrachtungen
und sozioökonomischer Effekte werden künftig weit stärkere Beachtung erfahren und zunehmend ein wichtiger Teil der Projekte und Infrastrukturmaßnahmen werden.
Aus diesen eher allgemeinen Erwartungen wird eine Reihe von künftig wichtigen Themen
und Techniken abgeleitet, die die Nachfrage an den Märkten bestimmen werden:
Dezentrale Systeme7
•
einschließlich der Mess-, Steuer – und Regeltechnik zur Fernüberwachung8
•
Wiederverwendung des Grauwassers9
•
Wiederverwendung des Abwassers zumindest zur Bewässerung
Kreislaufgedanke in der Wasserwirtschaft10
•
Rückgewinnung der Nährstoffe; v.a. Phosphor11
•
Einsatz Abwasser zur Bewässerung in Landwirtschaft, speziell nachwachsende
Rohstoffe
•
Nutzung der thermischen Energie des Abwassers12
•
Nutzung der chemischen Energie durch Anaerobtechnik und Klärschlammfaulung13
Effizienz der Wassernutzung14
7
8
9
•
Kreislaufführung von Brauch- und Prozesswasser (gewerblich/industrielle Betriebe)15
•
bedarfsgerechte Bewässerung16
Sartorius und Klobasa, 2008; BMU, 2009; Schippl u.a., 2009; Störmer, Binz und Truffer, 2010
Sartorius und Klobasa, 2008; BMU, 2009
Sartorius und Klobasa, 2008; BMU, 2009; Schippl u.a., 2009; Störmer, Binz und Truffer, 2010
10
Sartorius und Klobasa, 2008; Schippl u.a., 2009; Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, 2010; Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V., 2009; Schramm und Hiessl, 2009
11
Sartorius und Klobasa, 2008; Schippl u.a., Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V., 2009
12
13
14
15
Sartorius und Klobasa, 2008; Schippl u.a., 2009; Schramm und Hiessl, 2009
Schippl u.a., 2009; Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V., 2009; Schramm und Hiessl, 2009
Sartorius und Klobasa, 2008; BMU, 2009; Schippl u.a., 2009; Störmer, Binz und Truffer, 2010
Sartorius und Klobasa, 2008; BMU, 2009; Schippl u.a., 2009; Störmer, Binz und Truffer, 2010
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
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Techniken der Trinkwassergewinnung17
•
Meerwasserentsalzung18
•
chemikalienfreie Aufbereitung19
Techniken der Abwasserbehandlung20
•
Verbesserung der Reinigungsleistung bzgl. Spurenstoffe und Keimen21
•
Membrantechniken22
•
Advanced Oxidation23
•
Hygienisierung24
Technik der Netze25
•
Sanierung der Netze; insbesondere mit grabenlosen Verfahren26
•
Überwachung und Erhaltung der Netze27
Beyond IWRM28
•
Einbeziehung ökosystemarer Betrachtungen
•
Verbesserung und Zusammenführung mathematischer Modelle29
•
sozioökonomischer Kontext
•
Capacity Building
•
Consulting und Planung; Umfeldmanagement30
•
Governance
Daraus lässt sich bezüglich der Themenfelder des Aktionsplanes Wasser ableiten:
•
Fast alle Themenfelder des Aktionsplanes stehen mit der erwarteten Durchdringung
der Wasserwirtschaft vom Prinzip der Kreislaufführung in Verbindung.
•
Das Themenfeld Kanal- und Rohrnetze erhält allein deshalb schon Bedeutung, da es
sich bei der Infrastruktur um kapitalintensive und derzeit noch starre Systeme handelt.
•
Direkt angesprochen werden Mess- und Analysetechnik, IWRM, Kanal- und Rohrnetze, Energie und Wasser sowie das Themenfeld der Projektumfeldentwicklung.
Im Einzelnen lässt sich folgende Abschätzung für die weitere Entwicklung einzelner Themenfelder an den Märkten und innerhalb der Wasserwirtschaft ableiten:
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
Schippl u.a., 2009
Sartorius und Klobasa, 2008; BMU, 2009; Schippl u.a., 2009; Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V., 2009
Sartorius und Klobasa, 2008; BMU, 2009; Schippl u.a., 2009; Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V., 2009
Schippl u.a., 2009
Sartorius und Klobasa, 2008; BMU, 2009; Schippl u.a., 2009; Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V., 2009
Sartorius und Klobasa, 2008; BMU, 2009; Schippl u.a., 2009; Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V., 2009
Sartorius und Klobasa, 2008; BMU, 2009; Schippl u.a., 2009
Sartorius und Klobasa, 2008; BMU, 2009; Schippl u.a., 2009
Sartorius und Klobasa, 2008
Schippl u.a., 2009; Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V., 2009
Sartorius und Klobasa, 2008
27
Schippl u.a., 2009; Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V., 2009
Sartorius und Klobasa, 2008; BMU, 2009; Schippl u.a., 2009; Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, 2010; Schramm und Hiessl, 2009
29
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, 2010
30
Sartorius und Klobasa, 2008; BMU, 2009; Schippl u.a., 2009; Schramm und Hiessl, 2009
28
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Tabelle 6: Zukünftige Bedeutung der Themenfelder
Themenfeld
künftige Bedeutung
Mess- und Analysetechnik
hoch für Überwachung und Steuerung der Netze und
dezentraler Anlagen
Brauch- und Prozesswasser
hoch unter dem Gesichtspunkt der Kreislaufführung und
der Rückgewinnung der Energie (Wärme)
IWRM
hoch für Einbeziehung ökosystemarer und sozioökonomischer Aspekte
Bedeutung ebenfalls für Nutzung des Wassers (Rückführung der Nährstoffe; Bewässerung) in der Landwirtschaft
Regenwasser
hoch bei dezentralen Systemen zur Nutzung, mittelbar
bei IWRM
Wiederverwendung in
Landwirtschaft
hoch sowohl in ariden Gebieten als auch ggf. zur Rückführung der Nährstoffe
Kanal- und Rohrnetze
hoch bezüglich Sanierung und Überwachung
Energie und Wasser
hoch für Rückgewinnung von Energie aus dem Abwasser
Konzept und Projektentwicklung und Capacity
Building
steigende Bedeutung erwartet
4.1.3 Marktpotenziale
Die Einschätzung der Marktentwicklung beruht bei den meisten Studien auf Einschätzungen von Experten (Berger, 2007; Schippl, 2009; Sartorius, 2008). Dabei differieren nicht
nur die Erwartungen, auch die Ausgangslage wird sehr unterschiedlich beschrieben (siehe
oben: Welthandelsvolumen und Anteil Deutschlands daran 190 Mrd. Euro und 3 Prozent
(Berger, 2007) gegenüber 132 Mrd. Euro und 18 Prozent (Sartorius, 2008)). Da die offizielle Exportstatistik nur die Rubrik „Apparate zum Reinigen und Filtrieren von Wasser“ mit
klarem Bezug zur Wasserwirtschaft führt und damit nur einen kleinen Teil abbildet (ca. 0,6
Mrd. Euro, VDMA 2010), liegen uns darüber hinaus keine verlässlich interpretierbaren Daten vor.
In der Literatur wird allgemein von einem überdurchschnittlichen Wachstum des Wassersektors ausgegangen. Diese Erwartung speist sich nicht zuletzt aus den weltweiten
Wasserproblemen in Verbindung mit dem dynamischen Wachstum der Schwellenländer,
insbesondere China, Indien und der Golfregion. Dabei sind die konkreten Erwartungen je
nach betrachteter Technologie sehr unterschiedlich und schwanken zwischen 5 und 12
Prozent Wachstum im Jahr bis 2020 (Sartorius, 2008).
Besonders hervorgehoben werden die Membrantechnik (Berger, 2007), sowohl in der Anwendung zur Wasseraufbereitung und Entsalzung als auch zur Abwasserreinigung, und die
dezentralen Techniken (Berger, 2007; Sartorius, 2008; Störmer, Binz und Truffer, 2010).
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Beiden wird ein besonderes Potential zuerkannt. Im Zusammenhang mit dezentralen
Techniken wird eine wachsende Bedeutung der Mess-, Steuer- und Regeltechnik erwartet
(Störmer, Binz und Truffer, 2010). Eine weitere besondere Position nehmen die Verteilungsnetze ein, da hier das größte Volumen zu verzeichnen ist.
Bezogen auf die Themenfelder des Aktionsplanes lassen sich die folgenden Erwartungen
formulieren:
•
Online-Messung und Überwachung, Netzsteuerung und dezentrale Systeme führen
zu einer weiter steigenden Nachfrage an Mess- und Regelungstechnik31
•
der weltweit weiter steigende Industrialisierungsgrad führt zusammen mit dem weiter knappen Gut Wasser zu einem weiter steigenden Bedarf an Brauch und Prozesswasser32
•
Regenwassermanagement wird besonders in den Regionen China, Indien und den
Golfstaaten verstärkt nachgefragt werden33
•
Themenfeld Kanal- und Rohrnetze wird uneinheitlich bewertet, hohes Potenzial in
Industrieländern34, ansonsten eher geringeres Potenzial35
•
Energie und Wasser ist auf absehbare Zeit nur ein Thema für hochentwickelte Industrieländer36
Diese Einschätzung stimmt im Wesentlichen mit der Einschätzung der Bedeutung überein.
4.2 Auswertung des Wasserplenums 2009
Im Rahmen des Wasserplenums 2009 wurden drei Themen in Bezug auf den zukünftigen
Bedarf besonders hervorgehoben:
Ganzheitliche Herangehensweise
Ausgangspunkt muss immer der tatsächliche Bedarf der Kunden auf den internationalen Märkten sein. Marktspezifisch angepasste Produkte und Lösungen müssen
sowohl der regionalen Situation als auch den finanziellen Möglichkeiten der Kunden
entsprechen.
Das Konzept der Nachhaltigkeit integriert soziale, ökonomische und ökologische Aspekte. Insbesondere die ökologischen Aspekte erhalten vor dem Hintergrund des
Klimawandels und den damit verbundenen Anpassungen besondere Bedeutung.
Dem Wissen und dem Umgang mit Technik – auch und gerade vor Ort – wurde ein
hoher Stellenwert zuerkannt. Beratungskompetenz, Politikberatung, Betreibererfahrungen sowie Aus- und Weiterbildung wurden als wichtige Faktoren benannt.
31
Sartorius, 2008; Störmer, Binz und Truffer, 2010
Schippl, 2009
33
Schippl, 2009; Störmer, Binz und Truffer, 2010
34
Schippl, 2009
35
Berger, 2007
36
Schippl, 2009
32
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Flexible, dezentrale Systeme
Eine veränderte Sichtweise auf die Wasserversorgung wurde diskutiert, nach der
differenzierte Qualitäten je nach Nutzung des Wassers, die Bedeutung des Abwassers als Ressource und die Regenwassernutzung in Zukunft wichtiger sein werden.
Flexible, dezentrale Systeme sind hierbei nicht gleichzusetzen mit kleinen Systemen. Konkret wurden die folgenden technischen Ansätze als künftig von Bedeutung
genannt:
o
Kreislaufführung
o
Teilstrombehandlung (New Sanitation Techniques)
o
Wassersparen, Wasseraufbereitung
o
lokale Trinkwassergewinnung und -aufbereitung
o
Infrastruktur in Gebäuden
o
Abwasserreinigung/-aufbereitung insbesondere bei industriellen Abwässern
o
Sanierungsbedarf der bestehenden Systeme (öffentliche wie innerhalb der
Gebäude/-komplexe)
o
Regelungstechnik und Überwachungsanalytik
o
Gewässersanierung
Vernetzung von Wasser und Energie
Hierbei geht es sowohl um die Energieeffizienz der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, als auch auf die energetische Nutzung von Wasser zum Beispiel in
Gebäuden. Ein interdisziplinärer Ansatz, der bei Planung und Bau von Gebäuden die
Medien Energie und Wasser vernetzt, wurde thematisiert. Konkret wurden benannt:
o
Geothermie
o
Wärme & Kälte aus Wasser in der Gebäudetechnik
o
Wassertechnologien mit erneuerbaren Energien
In Bezug auf regionale Märkte und Länder wurden kaum einheitlichen Tendenzen sichtbar.
Märkte wurden insbesondere dort gesehen, wo sich Länder und Regionen rasch entwickeln
oder wo dies in den nächsten Jahren zu erwarten ist. Genannt wurden:
•
China
•
Arabische Länder, Nordafrika, Maghreb
•
Türkei
•
Australien
•
Vietnam, Mekong-Delta
•
Lateinamerika (Venezuela, Kolumbien, Peru, Chile)
•
Europa
Aus dieser Liste lässt sich keine regionale Schwerpunktbildung ableiten.
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
4.3 Auswertung der Expertengespräche
Wie bereits in der ersten Befragung wurde für alle Interviews ein einheitlicher Leitfaden
mit vorstrukturierten Fragen (Anhang A 2) verwendet, um weitgehend strukturierte und
vergleichbare Ergebnisse zu erzielen. Im Interview selbst wurden diese vom Interviewer
erläutert und die Ergebnisse notiert. Um die Ergebnisse zusätzlich zu validieren und abzugleichen, wurde ein zweiter Auswertungsworkshop durchgeführt, zu dem alle Interviewten
der zweiten Runde noch einmal eingeladen wurden. Zusätzlich wurden zu diesem zweiten
Workshop auch die Befragten der ersten Runde (Stärken Berlins) eingeladen, zumal einige
von sich aus Interesse bekundet hatten, auch an der Einschätzung der Märkte mitzuwirken.
4.3.1 Auswahl der Experten
Bei der Auswahl der Experten lag das Hauptaugenmerk auf einer guten Kenntnis der Nachfrage auf den internationalen Märkten, zumindest was einen Teil der Themenfelder und einige besonders interessante Regionen der Welt betrifft.
Dabei wurden Experten vorwiegend aus Unternehmen aber auch aus der öffentlichen Versorgung und einem Verband (German Water Partnership) befragt. Die Tätigkeitsfelder im
Einzelnen sind Wasserreinigung, Modellierung, Adaptive WSS, Planung, Consulting, Betrieb
bis hinzu allen Themen und Märkten.
Auch im Namen des Auftraggebers möchten wir uns hier bei den oben aufgeführten Experten noch einmal sehr herzlich für ihre Bereitschaft zur Teilnahme an den Interviews und
die Unterstützung bedanken.
4.3.2 Ergebnisse der Interviews
Die Ergebnisse der Interviews wurden in vier Themenblöcken aufbereitet. Der erste Themenblock umfasst die Antworten zu jedem der Themenfelder in Bezug auf Marktvolumen
und Marktentwicklung der für dieses Themenfeld interessanten Märkte. Der zweite Block
fasst die Einschätzungen der relevanten Märkte in Bezug auf politische Rahmenbedingungen, Finanzierungsmöglichkeiten und technisches Niveau zusammen. Der dritte Block beinhaltet die Ergebnisse, die die international besonders gut vermarktbaren Produkte und
Leistungen beschreiben. Der vierte Block mit den Hinweisen zu dem, was in Berlin und
Brandenburg zu tun ist, um die Marktchancen der Berliner und Brandenburger Wasserwirtschaft zu verbessern, ist in Abschnitt 6.3 dargestellt.
Marktvolumen und Marktentwicklung
Im Folgenden ist die Bewertung der einzelnen Themenfelder in Bezug auf das Marktvolumen und die Marktentwicklung relevanter Märkte wiedergegeben.
Das relative Marktvolumen wurde dabei auf einer Skala von 0 = „kein Markt vorhanden“
bis 5 =“sehr großer Markt vorhanden“ eingeschätzt.
Für die Beurteilung der Marktentwicklung wurden die Bewertungspunkte -1 = schrumpfender Markt / 0 = gleichbleibender Markt / +1 = wachsender Markt verwendet.
Mehrfachnennungen sind mehrfach aufgeführt.
Seite 67
Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
I. Technologie
1.
Mess- und Analysetechnik
(5 Wertungen)
Marktregion
Europa
Volumen
Marktentwicklung
2, 3, 4
0, +1, +1
(Deutschland)
Südosteuropa, ehem. Jugoslawien
3
4
+1
+1
Asien
4
+1
Mittlerer Osten
4
+1
Golfstaaten
Afrika
2
4
0
+1
USA
2
0
Südamerika
4
+1
Mittelamerika
weltweit
4
4
+1
+1
Naher Osten
Lateinamerika
Die Einschätzung des Marktvolumens wird mit einigen Ausnahmen als hoch eingeschätzt.
Dort wo ein hohes Marktvolumen gesehen wird, wird auch durchgehend eine positive
Marktentwicklung vermutet.
2.
Brauch- und Prozesswasser in Gewerbe und Industrie
(6 Wertungen)
Volumen
Marktentwicklung
Europa
4
+1
Polen
4
+1
Südosteuropa, ehem. Jugoslawien
4
+1
Russland
4
+1
Asien
Südasien
4
*
+1
+1
Südostasien
*
+1
China
4
+1
Afrika
4
+1
Saudi Arabien
Lateinamerika
4
+1
Mittelamerika
4
+1
Südamerika
4
+1
BRIC-Staaten
4
+1
Marktregion
Naher Osten
weltweit
2
* Abhängig von Ölpreis und gesetzlichem Rahmen
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+1
Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
Das Marktvolumen wird von einer Ausnahme abgesehen als groß eingeschätzt. Von allen
Experten wird eine weitere positive Marktentwicklung prognostiziert.
II. Planung
3.
Integriertes Wassermanagement
(6 Wertungen)
Volumen
Marktentwicklung
Europa
2
-1
Südeuropa
Asien
3
2
0
-1
Marktregion
Südasien
+1
Südostasien
+1
Afrika
2, 2
-1, 0
Lateinamerika
BRIC-Staaten
2
2
0
+1
Megacities
2
+1
weltweit
2
0-1
Der Markt für integriertes Wassermanagement wird durchweg als eher gering eingeschätzt. Die weitere Marktentwicklung wird bezüglich der einzelnen Regionen uneinheitlich
eingeschätzt, obwohl sich alle Experten in der Bedeutung des Themas einig waren.
4.
Umweltbilanz (LCA) als Grundlage für Entscheidungen im Sinne der Nachhaltigkeit
(1 Wertung)
Marktregion
weltweit
Volumen
Marktentwicklung
2
+1
Diese Themenfeld wurde nur von einem Experten beurteilt. Derzeit wird weltweit ein eher
noch geringes Marktvolumen gesehen, auch wenn die Marktentwicklung nach oben zeigt.
Seite 69
Aktionsplan Wasser Berlin 2011
5.
Abschlussbericht
Regenwasser – Management und Nutzung
(4 Wertungen)
Volumen
Marktentwicklung
Zentralasien
3
+1
China
4
0
Afrika
2
0
Maghreb
Golfstaaten
3
3
+1
+1
2, 3
0, +1
Marktregion
Asien
Lateinamerika
Das Marktvolumen wird nicht ganz einheitlich, in der Tendenz aber als mittel eingestuft.
Die Marktentwicklung wird tendenziell positiv gesehen, auch wenn zum Teil auf hohem Niveau stagnierend (China).
6.
Wiederverwendung von Abwasser in der Landschaft
(6 Wertungen)
Marktregion
Volumen
Marktentwicklung
Asien
Südasien **
+1
Südostasien ***
+1
Afrika
Arabien
3
3
+1
BRIC-Staaten*
3
+1
aride,
semiaride
5
+1
aride Gebiete
4
+1
Megacities
3
+1
weltweit
1
0
* Industrie- und GW-Anreicherung
** schwierig in islamischen Ländern
*** Wertstoffverwendung
Die Experten kamen zu diesem Thema zu zum Teil sehr unterschiedlichen Einschätzungen.
Von einer eher pessimistischen Einschätzung abgesehen, wird das Marktvolumen als mittel
mit leichter Tendenz zu eher groß eingeschätzt, die Markentwicklung als positiv.
Seite 70
Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
III.
Infrastruktur und Bauleistungen
7.
Kanal- und Rohrnetze
(5 Wertungen)
Marktregion
Volumen
Marktentwicklung
Europa**
5
+1
Russland
Asien***
4
5
+1
+1
China
4
+1
Indien*
4
+1
Afrika
5
+1
2
5, 4
0
0, +1
Entwicklungsländer
weltweit****
* Betrieb
** Rohrnetze (Verlustreduzierung)
*** Kanalnetze eher nicht
**** (Finanzierung muss gesichert sein)
Das Marktvolumen wird einheitlich als groß bis sehr groß eingeschätzt. Die einzige Ausnahme hierbei bilden die Entwicklungsländer. Die Marktentwicklung wird ganz überwiegend
als positiv eingeschätzt.
8.
Energie und Wasser
(6 Wertungen)
Volumen
Marktentwicklung
Europa
3, 2
+1, +1
Asien*
3
+1
Marktregion
Südasien
+1
Südostasien
+1
China
Afrika**
4
3
+1
+1, +1
Ägypten
4
+1
Mittlerer Osten
4
+1
Entwicklungsländer
+1
Schwellenländer
weltweit
+1
?
2-3
* Energieautarke Ver- und Entsorgung zunehmend wichtig
** Nischenthema
Das Marktvolumen wird uneinheitlich beurteilt, tendenziell aber eher als mittel bis groß.
Die Marktentwicklung wird durchweg als positiv beurteilt.
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
IV. Konzept- und Projektentwicklung
9.
Politikberatung (Strategie und sozialer Interessenausgleich)
(6 Wertungen)
Volumen
Marktentwicklung
Europa
3-4
+1
(Deutschland)
Osteuropa
3-4
3
+1
0
Südosteuropa *
2
+1
Asien
3
2
0
Marktregion
Südasien
+1
Südostasien
+1
Afrika
BRIC-Staaten
weltweit
2
+1, +1
3
0, 0**
0
0, 0
* nur über Forschungsprojekte
** nur mit Drittmitteln
Das Marktvolumen wird von den Experten uneinheitlich beurteilt, in der Tendenz aber eher
als Mittel bis geringer. Die Marktentwicklung wird dagegen weitgehend positiv beurteilt.
10.
Projektentwicklung (inkl. Finanzierungskonzepte und –modelle)
(5 Wertungen)
Volumen
Marktentwicklung
Südosteuropa
2
4
+1
+1
Türkei
4
+1
Russland
4
+1
Asien
Südasien
2
+1
+1
Marktregion
Europa
Südostasien
+1
Indien
4
Vietnam *1
4
+1
2
+1
+1
Ägypten
4
+1
Mittlerer Osten
4
+1
BRIC-Staaten
Schwellenländer
4
4
+1
+1
Afrika
* ganzheitliche Konzepte
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+1
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Abschlussbericht
Das Marktvolumen wird, von einigen Ausnahmen abgesehen, als eher groß eingeschätzt.
Alle Experten gehen von einer positiven Marktentwicklung aus.
11.
Projektumfeldmanagement (Information und Kommunikation, Stake Holder Management, Partizipation und Place Making)
(6 Wertungen)
Marktregion
Volumen
Marktentwicklung
Asien
Südasien
Südostasien
+1
+1
Entwicklungsländer
4, 2*
+1, 0**
Schwellenländer
4, 2*
+1, 0**
0
0
weltweit
* nur EZ
** EZ
Die Beurteilung des Marktes fällt recht unterschiedlich aus, das Markvolumen wird in einigen Bereichen als durchaus groß eingeschätzt. Es besteht weiterhin Unsicherheit bei der
Beurteilung dieses Themenfeldes, was auch für die tendenziell positive Einschätzung der
Marktentwicklung gilt.
12.
Capacity Building
(7 Wertungen)
Volumen
Marktentwicklung
neue EU-Länder
3
+1
Südosteuropa*
3, 4
+1, +1
3
+1
+1
Marktregion
Europa
Asien**
Südasien
Südostasien
+1
Afrika
3
+1, +1
Arabien
Mittlerer Osten
3
4
+1
+1
BRIC-Staaten
3
+1
alle Märkte außer China
4
+1
weltweit
1
-1
Naher Osten
* öffentliche Auftraggeber fehlen
** institutionelle Stärkung
Das Marktvolumen wird, von einer weit abweichenden Ausnahme abgesehen, als mittel
eingeschätzt mit einer leichten Tendenz nach oben. Die Marktentwicklung wird dagegen
von allen Experten als positiv beurteilt.
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
Marktcharakteristika
Um herauszufinden, welche Märkte und Marktregionen besonders geeignet erscheinen,
wurden die Interviewpartner um eine Einschätzung bezüglich der politischen Rahmenbedingungen, der Finanzierungsmöglichkeiten und des technischen Niveaus gebeten. Die
Auswahl der Märkte spiegelt im Wesentlichen das Betätigungsfeld der Befragten und nicht
zwangsläufig die Bedeutung der einzelnen Märkte wider. Es dürfte aber durchaus typisch
für die Ausrichtung vieler Unternehmen sein.
Die befragten Experten haben in Bezug auf Europa in erster Linie die neuen Märkte in Ostund Südosteuropa als interessante Märkte genannt. Besonders positiv werden die Märkte
in Russland und der Türkei beurteilt.
Schwerpunkt in Asien sind naturgemäß allein wegen ihrer Größe China und Indien. Das
technische Niveau wird derzeit noch als eher niedrig eingeschätzt. Es gehen jedoch alle
Experten davon aus, dass sich der Standard schnell entwickelt und damit auch die Nachfrage sich an höheren Anforderungen orientiert.
Afrika wurde von den Experten nur punktuell benannt. An erster Stelle werden in der Regel die Länder Nordafrikas genannt sowie die Republik Südafrika. Sowohl die politischen
Rahmenbedingungen als auch das technische Niveau werden sehr unterschiedlich bezüglich der einzelnen Länder eingeschätzt. Die Finanzierungsmöglichkeiten werden zum Teil
besser eingeschätzt, als zu erwarten war.
In Lateinamerika wurden nur wenige Länder benannt. Die Markteinschätzung bezüglich der
genannten Länder Lateinamerikas ist recht positiv und entspricht dem gesamtwirtschaftlichen Bild der Region, auch wenn die Sicherheitssituation in Mexiko derzeit schwierig und
die weitere Entwicklung nur schwer abzuschätzen ist.
Nordamerika und Westeuropa sind im Rahmen der Befragung zu den interessanten Märkten nicht genannt worden.
Eine detaillierte Darstellung der einzelnen Bewertungen findet sich im Anhang (A 3).
Produkte und Leistungen
Im Rahmen der Interviews wurde auch die offene Frage gestellt, was international vermarktet werden kann. Im Folgenden sind die Ideen und Anregungen zusammengefasst.
Was kann international vermarktet werden?
•
Masterpläne für Ver- und Entsorgung
•
Planungsleistungen für Kläranlagen (Ausschreibung, Bauüberwachung)
•
Pumpstationen, Kanalnetze (Planung, Bauüberwachung)
•
Grundversorgung Trinkwasser, Abwasser, Energie
•
Schlüsselfertige Anlagen in Märkten ohne eigene Industrietradition im Anlagenbau
•
Wiederverwendung von gereinigtem Abwasser (Beginn)
•
Consultingleistungen
•
Finanzierung
•
Leuchtturmprojekte (Konzept und Pilotprojekt)
•
China/Indien: Ingenieurleistungen zunehmend schwerer zu vermarkten
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
Die eingebrachten Hinweise und Anregungen wie auch die Antworten zu der Frage des idealen Produkts wurden im Rahmen des zweiten Workshops (siehe unten) diskutiert und zugeordnet. Zuletzt wurde in den Interviews noch die Frage nach den notwendigen Maßnahmen zur Verbesserung der Situation der Wasserwirtschaft in Berlin und Brandenburg gestellt. Die Antworten ergänzt um Beiträge aus dem Workshop sind in Abschnitt 6.3 dargestellt und in die Konzeption der Maßnahmen eingeflossen.
4.3.3 Ergebnisse des zweiten Workshops
Zu Beginn des Workshops wurden die Ergebnisse der Literaturrecherche vorgestellt und
diskutiert. Es wurde in diesem Zusammenhang noch einmal darauf hingewiesen, dass keine kritischen Quellenanalysen existieren und deshalb alle Angaben mit der notwendigen
Vorsicht zu verwenden sind.
In einem zweiten Schritt wurden kurz die Ergebnisse des ersten Workshops vorgestellt und
die Ergebnisse (siehe 3.7) bestätigt. Es wurde angeregt, die Ergebnisse auch noch einmal
mit den Mitgliedern von WaterPN auf dem nächsten Netzwerktreffen zu diskutieren und ihre Einschätzung hierzu ergänzend einzuholen. Dies ist in der Zwischenzeit geschehen und
hat zu einer weiteren Bestätigung der Ergebnisse geführt.
Markteinschätzung in Bezug auf die Themenfelder
Im Rahmen des Workshops war zu beantworten, inwieweit sich aus den Ergebnissen der
Experteninterviews (siehe 4.3.2) in Bezug auf das eingeschätzte relative Marktvolumen
(Skala 0 bis 5) und die eingeschätzte Marktentwicklung (Skala -1/0/+1) eine eindeutige
Einschätzung der Marktrelevanz der Themenfelder oder zumindest eine erkennbare Tendenz ablesen lässt.
I. Technologie
1.
Mess- und Analysetechnik
Die Einschätzung des Marktvolumens bewegt sich eindeutig im oberen Bereich, die
Marktentwicklung wird als weiter wachsend bewertet. Allerdings wurde darauf hingewiesen, dass das Themenfeld Mess- und Analysetechnik nicht so klar eingegrenzt
ist wie angenommen.
2.
Brauch- und Prozesswasser in Gewerbe und Industrie
Die Einschätzung der Experten bezüglich des Marktvolumens (4) und der Marktentwicklung (+1) werden geteilt. Es gibt hierzu keine weiteren Anmerkungen.
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
II. Planung
3.
Integriertes Wassermanagement
Im Wesentlichen wird die Einschätzung der Experten geteilt, es gab jedoch eine
Reihe von Anmerkungen:
− Das Volumen ist gering,
wodurch ein diffuses Bild
−
−
−
−
−
−
−
−
Abbildung 3: Markteinschätzung Integriertes Wassermanagement mit Ergänzungen aus dem Expertenworkshop
am 9. Dez. 2010
der Marktentwicklung
entsteht.
Der Markt wird von den
Geberländern definiert,
allerdings ist sich China
seiner begrenzten natürlichen Ressourcen immer
mehr bewusst.
Das Thema, stark gefördert durch das BMBF,
hat einen hohen politischen Stellenwert.
Der eigentliche Nutzen
dieser Projekte liegt in
der Durchführung partnerschaftlicher Projekte
(Markteintritt).
Bisher ist dieses Thema stark wissensbasiert (Forschungsvorhaben).
Das Themenfeld muss von den Unternehmen für einen Markteintritt bewusster
und systematischer genutzt werden.
Ein Erfolg in diesem Bereich ist eng verknüpft mit den Themen Politikberatung
und Capacity Building.
Es fehlt an Unterstützung (Sensibilisierung/Empfehlung) zum Beispiel durch
Verbände und Politik.
Die Relevanz des Themas hängt sehr stark von dem Entwicklungsstand eines
Landes ab. Je höher der Entwicklungsstand eines Landes oder einer Region ist,
umso mehr wird diesem Thema an Bedeutung beigemessen (Beispiel: 1,5 Mrd.
US-Dollar für Ganges-Projekt in Indien).
Insgesamt wird der Markt für dieses Themenfeld als eher klein, jedoch wachsend
angesehen.
4.
Umweltbilanz (LCA) als Grundlage für Entscheidungen im Sinne der Nachhaltigkeit
LCA wird als Zukunftsthema identifiziert, bisher werden die Gelder hierfür jedoch
noch nicht bereitgestellt.
Seite 76
Aktionsplan Wasser Berlin 2011
5.
Abschlussbericht
Regenwasser – Management und Nutzung
Die Einschätzung der Experten, dass
nicht kleinen Markt handelt wird im
Workshop bestätigt. Eingeschränkt
wird dies in Bezug auf die Entwick-
es sich um einen wachsenden, schon jetzt
Abbildung 4: Markteinschätzung Regenwasser
– Integration und Nutzung mit Ergänzungen
aus dem Expertenworkshop am 9. Dez. 2010
lungsländer, teilweise aber auch in
Bezug auf die Schwellenländer
dadurch, dass es vordringlichere
Themen in den Schwellen- und
Entwicklungsländern gibt wie sauberes Trinkwasser (Thema Nr. 1),
sanitäre Anlagen, Abwassermanagement und funktionsfähige Netze. Regenwasser nimmt hier eine
deutlich geringere Priorität ein, solange die vordringlicheren Probleme nicht gelöst sind. Zusätzlich
wurde angemerkt:
− In den Golfstaaten existiert bei
Regenwasser vor allem eine Hochwasserproblematik, die eines hochwertigen
Managements bedarf.
− In einzelnen Ländern (zum Beispiel Marokko) hat Regenwassermanagement bereits heute eine hohe Priorität.
− Im Kontext der Landwirtschaft (Bewässerung) kommt dem Regenwassermanagement ebenfalls eine zunehmend große Bedeutung zu.
− Voraussichtlich erst in 30 bis 50 Jahren ist eine entsprechende, flächendeckende
Nachfrage wie in den Industrieländern zu erwarten.
6.
Wiederverwendung von Abwasser in der Landschaft und Landwirtschaft
Die Einschätzung der Experten wird bestätigt. Zusätzlich gab es folgende An-
Abbildung 5 Markteinschätzung Wiederverwendung mit Ergänzungen aus dem
Expertenworkshop am 9. Dez. 2010
merkungen:
− Bezüglich Saudi-Arabiens wird das
Volumen auf höher (4) eingeschätzt.
Das Land investiert stark in eine Reduktion des Wasserverbrauchs durch
die Abkehr von der Landwirtschaft
und Viehwirtschaft sowie der Verwendung von Speicher- und Verteilersysteme. Darüber hinaus entwickelt Saudi-Arabien Betreibermodelle
zur Nutzung gereinigten Abwassers.
− In vielen Ländern ist aus religiösen
Gründen zwar die Wiederverwendung
als Brauch- und Prozesswasser und
in der Landwirtschaft akzeptiert, jedoch eine Wiederverwendung auch als Trinkwasser ist nicht zulässig.
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
III.
7.
Abschlussbericht
Infrastruktur und Bauleistungen
Kanal- und Rohrnetze
Das hohe Marktvolumen (5, außer in
Marktwachstum werden auch im
Workshop bestätigt, wobei das
Themenfeld noch einmal präzisiert
den Entwicklungsländern) und das weitere
Abbildung 6: Markteinschätzung Kanal- und
Rohrnetze mit Ergänzungen aus dem Expertenworkshop am 9. Dez. 2010
wird. Folgende Anmerkungen ergaben sich aus der Diskussion:
− Die klassische Bauleistung in
Bezug auf Kanal- und Rohrnetzbau ist aus ökonomischen Gründen nicht exportfähig, wohl aber
viele Planungs- und Spezialleistungen sowie die Rehabilitation
der Systeme.
− Relevant für den Export sind
insbesondere:
• grabenlose Verfahren
• Sanierungsstrategien/verfahren
• Verlustreduzierung
• Spezialbauwerke
− Afrika bedarf einer Differenzierung in Nordafrika, KfW-geförderte Projekte und GIZ-geförderte Projekte. Die
Republik Südafrika muss separat betrachtet werden.
− In den Entwicklungsländern existieren kaum Kanal- und Rohrnetzsysteme, daher gibt es in diesen Regionen kaum Investitionen.
− Arabien wird nicht als Region genannt, wird jedoch als relevanter Markt gesehen
und deshalb ergänzt.
8.
Energie und Wasser
Der Einschätzung der Marktentwicklung in diesem Bereich (+1) wird einheitlich zugestimmt. Das Marktvolumen wird derzeit eher noch geringer als von den Interviewpartnern eingeschätzt gesehen. Im Einzelnen gab es noch folgende Bemerkungen:
− Dort, wo Energie teuer ist, hat das Thema Energie und Wasser Relevanz.
− Problematisch sind weiterhin die Regionen, wo Energie wenig kostet, z.B. Subventionierung der Energie in Südosteuropa.
− Saudi-Arabien hat die Bedeutung des Themas bereits erkannt.
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
IV. Konzept- und Projektentwicklung
9.
Politikberatung (Strategie und sozialer Interessenausgleich)
Politikberatung wird als wichtiges Zugangsthema zum Markt erachtet und stellt
häufig eine notwendige vertrauensbildende Maßnahme dar. Das Markvolumen ist
allerdings begrenzt. Sinnvoll wäre eine verstärkte Partnerschaft zur Markterschließung mit Unternehmen, die Politikberatung als Kompetenz anbieten, wie zum Beispiel adelphi oder ecologic, die beide in Berlin ansässig sind. Diese Organisationen
arbeiten häufig mit der Bundesebene zusammen, sind aber wenig auf Landesebene
präsent. Insgesamt wird die Einschätzung der Experten in vollem Umfang geteilt.
10. Projektentwicklung (einschließlich Finanzierungskonzepte und –modelle)
Das Marktvolumen wird wie von den Interviewpartnern auch als relativ hoch eingeschätzt. Da sich Südosteuropa derzeit um eine Finanzierung für dieses Thema bemüht, wird das Volumen für diese Region höher eingeschätzt (4). Die Ergebnisse
der Einschätzung zur dynamischen Marktentwicklung (+1) werden von den Experten geteilt.
11. Projektumfeldmanagement (Information und Kommunikation, Stakeholder
Management, Partizipation und Place Making)
Eine Relevanz wird für dieses Thema wird besonders in den Ländern gesehen, in
denen keine gefestigten Strukturen zur politischen Willensbildung herrschen, vor allem Schwellen- und Entwicklungsländern. Dies entspricht den Ergebnissen der Befragung. Der Markt hängt zudem stark von der Entwicklungszusammenarbeit ab.
Aus diesen Einschätzungen resultiert auch ein uneinheitliches Bild bezüglich der zukünftigen Markentwicklung.
12. Capacity Building
Capacity Building wird als wichtiges Thema erachtet, das schon heute ein nicht unbeträchtliches Marktvolumen hat. Dies entspricht der Einschätzung der interviewten
Experten. Von allen Beteiligten wird ein weiteres Marktwachstum prognostiziert.
Charakterisierung der wichtigsten Märkte
Die Märkte, welche die Befragten als wichtig benannt und bezüglich der politischen Rahmenbedingungen, der Finanzierungsmöglichkeiten und des bestehenden technischen Niveaus eingeschätzt haben (siehe auch Anhang A 3), wurden jeweils unter dem zugehörigen Kontinent zusammengefasst und diskutiert. Bei der Bewertung wurden folgende Skalen verwendet:
Politische Rahmenbedingungen:
Finanzierungsmöglichkeiten:
Technisches Niveau:
-3 (sehr instabil) bis +3 (sehr gut)
-3 (keine) bis +3 (sehr gute)
-3 (sehr niedrig) bis +3 (neuster Stand der Technik)
Die Gesamtergebnisse werden im Folgenden kurz zusammengefasst:
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
a.) Markteinschätzung Europa
Als wichtige Märkte Europas wurden Rumänien, Bulgarien, Kroatien, Türkei, Russland und
Ukraine genannt.
„Günstige“ Märkte
Türkei (3 Nennungen)
Die Türkei wird als der „günstigste“ Markt insbesondere bezüglich der politischen Rahmenbedingungen (+2/+3/+3) und der Finanzierungsmöglichkeiten (+2/+2/+3) eingeschätzt.
Die Einschätzung des technischen Niveaus zeigt kein einheitliches Bild (-2/0/+2), was
möglicherweise auf verschiedene Erfahrungswerte in den unterschiedlichen Themenfeldern
schließen lässt.
Russland (3 Nennungen)
Russland wird relativ positiv bezüglich der politischen Rahmenbedingungen (+2/+2/+1)
und der Finanzierungsmöglichkeiten (+3/+2/0 bis+3) eingeschätzt. Das als insgesamt eher niedrig bewertete technische Niveau (-3 bis +3/-2/-1) wird im Rahmen der Revision
auf die sehr hohen, nicht zu erfüllenden Normen in Russland zurückgeführt.
„Schwierigere“ Märkte
Rumänien, Bulgarien, Kroatien (je 2 Nennungen)
Trotz der eher positiv zu bewertenden Finanzierungsmöglichkeiten (0 bis +2/+2) werden
Rumänien, Bulgarien und Kroatien aufgrund der instabilen politischen Rahmenbedingungen
(hohe Korruption, Regierungswechsel) als derzeit schwierige Märkte eingestuft. Bei der
Revision wurde das eher positive Ergebnis aus der Expertenbefragung (zwischen 0 und +2
bis +3) einvernehmlich auf -1 herabgestuft.
Ukraine (1 Nennung)
Die Ukraine wurde zwar als wichtiger Markt benannt, jedoch wurden die Finanzierungsmöglichkeiten als weniger gut und das technische Niveau als niedrig bei gleichzeitig akzeptablen politischen Rahmenbedingungen eingeschätzt. Eine besondere Relevanz dieses
Marktes wurde bei der Revision nicht bestätigt.
b.) Markteinschätzung Naher Osten
Die Golfstaaten (als Ganzes) und Jordanien wurden als wichtige Märkte des Nahen Ostens
benannt. Saudi-Arabien wurde explizit aufgeführt.
„Günstige“ Märkte
Golfstaaten (2 Nennungen)
Die Golfstaaten werden einvernehmlich als günstiger Markt eingeschätzt, sowohl was die
politischen Rahmenbedingungen anbelangt (+2/+2), als auch die Finanzierungsmöglichkeiten (+3/+3). Das technische Niveau wurde bei der Revision insgesamt als gut bis sehr
gut eingeschätzt (das Ergebnis der Interviews differierte hingegen stark).
Saudi-Arabien wurde zusätzlich aufgeführt. Trotz des noch geringen technischen Niveaus
wird Saudi-Arabien als günstiger Markt eingeschätzt, da bei stabilen politischen Rahmenbedingungen und sehr guten Finanzierungsmöglichkeiten die Nachfrage nach einem hohen
technischen Standard vorhanden ist.
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
Jordanien (2 Nennungen)
Jordanien wurde zwar als wichtiger Markt benannt, jedoch ergeben die Interviewergebnisse kein auswertbares, einheitliches Bild. Diese konnte auch bei der Revision nicht geschärft
werden.
c.) Markteinschätzung Asien (ohne Naher Osten)
Als wichtige Märkte wurden der Iran, China, Indien, Indonesien und Vietnam genannt.
„Günstige“ Märkte
China (3 Nennungen)
Im Vergleich zu den anderen als wichtig erachteten asiatischen Ländern wird China aufgrund seiner stabilen politischen Rahmenbedingungen (+2/+1/+1) und seiner insgesamt
guten Finanzierungsmöglichkeiten (+3/+1/+1) als „günstigster“ Markt eingeschätzt. Das
technische Niveau wird zunehmend eher besser denn schlechter eingestuft (+1).
Indien (3 Nennungen)
Indien wird bei stabilen politischen Rahmenbedingungen (+2/+1/+1) und eher guten Finanzierungsmöglichkeiten (+3/+1/-2) ebenfalls als positiver Markt eingeschätzt. Allerdings
ist das derzeitige technische Niveau noch gering (-2/-1/0).
„Weniger günstige“ Märkte
Indonesien (1 Nennung)
Indonesien wurde von einem Befragten als wichtiger Markt mit eher stabilen politischen
Rahmenbedingungen (+1) und eher guten Finanzierungsmöglichkeiten bei gleichzeitig eher niedrigem technischen Niveau eingeschätzt. Die Einschätzung wurde in der Revision
nicht verändert.
Vietnam (2 Nennungen)
Vietnam wurde zwar als wichtiger Markt genannt, jedoch differieren die Interviewergebnisse bei allen Parametern, sodass sich keine einheitliche Tendenz abzeichnet. Im Rahmen
der Revision wurden die Finanzierungsmöglichkeiten auf der Basis der eigenen Ressourcen
des Landes als relativ schlecht (-2/0) eingeschätzt. Die politischen Rahmenbedingungen
sind stabil, das technische Niveau eher niedrig.
„Schwierige“ Märkte
Iran (2 Nennungen)
Aufgrund der instabilen politischen Rahmenbedingungen wird der Iran als Markt eher als
schwierig eingeschätzt. Bezüglich der unterschiedlichen Einschätzung des technischen Niveaus (-3/+1) und der Finanzierungsmöglichkeiten (-1/+1) kann keine Tendenz ausgemacht werden.
d.) Markteinschätzung Afrika
Als wichtige Märkte Afrikas wurden Algerien, Ägypten, Maghreb, Ost-Afrika sowie die Republik Südafrika genannt.
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Abschlussbericht
„Günstige Märkte“
Republik Südafrika (1 Nennung)
Die Republik Südafrika wird als der tendenziell interessanteste Markt innerhalb des afrikanischen Marktes eingeschätzt. Es gibt stabile politischen Rahmenbedingungen (+2), tendenziell eher gute Finanzierungsmöglichkeiten (+1) und vorhandenes technisches Niveau
(+1).
Libyen
Libyen wurde zwar nicht als Markt bei der Befragung genannt, wird jedoch durch einen Experten als der bedeutendste Markt Afrikas angesehen. Hierzu gab es aber keine einheitliche Meinung.
„Weniger günstige“ Märkte
Maghreb (1 Nennung)
Der Maghreb (Marokko) wird zwar als wichtiger Markt eingeschätzt, weist jedoch neben
politisch stabilen Rahmenbedingungen und einem gewissen technischen Niveau keine nennenswerten Finanzierungsmöglichkeiten auf.
Algerien (1 Nennung)
Algerien bietet zwar gute Finanzierungsmöglichkeiten, jedoch herrschen instabile politische
Rahmenbedingungen und ein niedriges technisches Niveau.
„Schwierige“ Märkte
Ägypten (1 Nennung)
Der ägyptische Markt charakterisiert sich einerseits durch ein vorhandenes technisches Niveau (+1), andererseits durch eher weniger gute Finanzierungsmöglichkeiten.
Ost-Afrika (2 Nennungen)
Die ostafrikanischen Länder (insbesondere Kenia, Tansania, Uganda) sind einerseits charakterisiert durch instabile politische Rahmenbedingungen, andererseits durch eher günstige Finanzierungsmöglichkeiten im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit. Das technische Niveau ist innerhalb der Länder sehr unterschiedlich. Die Revision der Ergebnisse
ergab, dass für den deutschen Export aufgrund des hohen Engagements Chinas (EZ und
Infrastrukturprojekte) wenig Chancen gesehen werden.
e.) Markteinschätzung Lateinamerika
Als bedeutende Märkte Lateinamerikas werden Mexiko, Brasilien und Argentinien genannt.
„Günstige“ Märkte
Brasilien (2 Nennungen)
Brasilien wird aufgrund seiner stabilen politischen Rahmenbedingungen, tendenziell befriedigenden Finanzierungsmöglichkeiten und des guten technischen Niveaus als günstiger
Markt eingeschätzt.
„Weniger günstige“ Märkte
Argentinien (1 Nennung)
Zwar weist Argentinien stabile politische Rahmenbedingungen und ein vorhandenes technisches Niveau auf, jedoch sind keine erkennbaren günstigen Finanzierungsmöglichkeiten
vorhanden.
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
„Schwierige Märkte“
Mexiko (2 Nennungen)
Mexiko besitzt ein tendenziell höheres technisches Niveau und eher günstigere Finanzierungsmöglichkeiten, jedoch beeinträchtigen die zunehmend instabilen politischen Rahmenbedingungen bezüglich Sicherheit und Korruption den Markt erheblich.
Produkte und Leistungen
Im Rahmen der Interviews wurde die Frage gestellt, was international vermarktet werden
kann und wie gegebenenfalls ein ideales
Abbildung 7: Das ideale Produkt am interProdukt hierfür aussähe. Im Folgenden sind nationalen Markt mit Ergänzungen aus dem
die Ideen und Anregungen zusammengeExpertenworkshop am 9. Dez. 2010
fasst.
Folgende Punkte wurden zusätzlich diskutiert:
•
Ingenieurdienstleistungen/Planungsleistungen
− Für Netze und Anlagen liegen geschlossene Wertschöpfungsketten,
Referenzen und Länderzugänge
durch Berlin und/oder Brandenburger
Unternehmen vor.
•
Kanal- und Rohrnetzbau
− Grabenlose Verfahren, Sanierungsstrategien und -konzepte sowie Verlustreduzierung (BANR - Berliner Assoziation für Netzwerkrehabilitation)
von besonderem Interesse für die
Vermarktung.
− Berliner und Brandenburger Unternehmen können zusammen die gesamte Wertschöpfungskette anbieten
und haben aus der Historie heraus
die notwendige Kompetenz (Sanierung der Berliner Ver- und Entsorgungsnetze als Modell).
•
Ausrüstung und Komponenten
− Nach Ansicht der anwesenden Experten kann insbesondere Mess- und Analysetechnik aus Berlin vermarktet werden.
•
EPC-Verträge
− Generalunternehmerverträge können auf der Basis eines starken Verbundes der
Partner in Berlin und Brandenburg angeboten werden, trotzdem ist dies aufgrund
der damit verbundenen Risiken nur von wenigen Unternehmen zu leisten.
− Dezentrale Ver – und Entsorgungskonzepte im Zusammenhang mit einer nachhaltigen, sich selbst refinanzierenden Wasserver- und Entsorgung können zu einem
vermarktbaren Produkt entwickelt werden.
Die Ergebnisse zur Einschätzung der Märkte und bezüglich der Marktrelevanz der Themenfelder sind in der folgenden Gesamtauswertung zusammengefasst.
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
5 Stärken der Berliner und Brandenburger Wasserbranche – Zusammenfassung der Ergebnisse
Ziel des Aktionsplanes Wasser ist die Schärfung des Profils der regionalen Branche in Bezug auf internationale Märkte. Aus der Bewertung der Stärken der Berliner und Brandenburger Wasserbranche und der Einschätzung der Situation auf den internationalen Märkten
für diese Themenfelder lässt sich eine klare Rangfolge in drei Gruppen bilden:
1.
Besondere Stärke der regionalen Branche und positive Markteinschätzung
Die folgenden drei Themenfelder sind für eine besondere Heraushebung und übergreifende Vermarktung geeignet:
−
Kanal- und Rohrnetze
−
Mess- und Analysetechnik
−
Regenwasser – Integration und Nutzung
2.
Entweder besondere Stärke der regionalen Branche oder aktuell positive
Markteinschätzung
Die folgenden vier Themenfelder sind fallweise für eine Heraushebung geeignet:
−
Brauch- und Prozesswasser in Gewerbe und Industrie
−
Integriertes Wassermanagement
−
Projektentwicklung (einschließlich Finanzierungskonzepte und -modelle)
−
Capacity Building
3.
Weder besondere Stärke der regionalen Branche noch aktuell positive
Markteinschätzung
Die folgenden fünf Themenfelder sind weniger für eine glaubwürdige Kommunikation
als Stärke geeignet, sollten jedoch als mögliche Zukunftsthemen beobachtet und ggf.
gestärkt werden:
−
Wiederverwendung von Abwasser in Landwirtschaft und Landschaft
−
Politikberatung (Strategie und sozialer Interessensausgleich)
−
Life Cycle Assessment als Entscheidungsgrundlage
−
Energie und Wasser
−
Projektumfeldmanagement
Die Rangfolge ist keinesfalls als generelle Wertung der Bedeutung der Themenfelder oder
der dort aktiven Unternehmen zu verstehen. Im Gegenteil, es finden sich gerade bei den
an zweiter oder dritter Stelle stehenden Themenfeldern hochinteressante, aktuelle Ansätze
mit großem Entwicklungspotenzial in der Zukunft. Im Sinne einer effektiven Kommunikation ist jedoch die Beschränkung auf einige Themenfelder notwendig und sinnvoll.
Die Begründung für die Rangfolge ist in der folgenden Übersicht zusammengefasst und
wird in den folgenden Kapiteln ausführlich erläutert.
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
Themenfeld
Stärke der Region
Wertschöpfungskette/Referenzen
Bemerkungen
Bemerkungen
1. Gruppe
Kanal- und Rohrnetze
3
grabenlose Techniken, Erhaltungs- und Sanierungsplanung
sind Spezialitäten Berlins
3
Mess- und Analysetechnik
3
lange Tradition in der Region;
starker Internationalisierungsgrad der Anbieter
2
Regenwasser – Integration
und Nutzung
3
Berlin ist beim Regenwassermanagement führend; mehrere
ambitionierte Projekte auch bei
der Nutzung
3
2
nur wenige Anbieter für Kreislaufführung
2
Integriertes Wassermanagement
3
wissensbasiertes Themenfeld,
durch Kooperation Forschung
und Unternehmen geprägt
2
Projektentwicklung
2
nur wenige Anbieter mit internationalem Potential
1
Capacity Building
2
nur wenige Unternehmen in
diesem Themenfeld tätig,
Schwerpunkt liegt auf Universitäten
2
2. Gruppe
Brauch- und Prozesswasser
Int. Märkte
Bemerkungen
Hersteller von Komponenten unterrepräsentiert, jedoch ausgeprägte Kette bei Erhaltung; die
Sanierung der Berliner Netze ist
hervorragende Referenz
Wertschöpfungsketten bei Herstellern unklar;
Sich ergänzende Angebote liegen
vor (Durchfluss, Qualität, Datenhaltung etc.)
weitgehend komplettes Angebot
aus der Region liegt vor;
attraktive Referenzen in der Stadt
3
vor allem in entwickelten Ländern
hoher Bedarf; Spezialleistungen, für
die Berlin besonders steht, lassen
sich international gut vermarkten
3
die einzelnen Märkte werden uneinheitlich gesehen; starke internationale Konkurrenz
2
derzeit noch mittleres Marktvolumen,
jedoch steigende Tendenz; in einigen
Ländern bereits heute guter Markt
komplettes Angebot von Planung
über Komponenten bis Erstellung
vorhanden; industrielle Basis in
Berlin als Referenz schwach
Kooperationsbeziehungen zwischen Unternehmen und Forschung sind gut ausgeprägt, aber
weniger Wertschöpfungsketten
am Markt
die Vergabe von Unteraufträgen
erfolgt selten mit regionaler Bindung
noch wenig ausgeprägt,
Satellite Campus der TU in Ägypten hervorragende Referenz
3
durchgängig großes Marktvolumen
und positive Entwicklung erwartet
2
Marktvolumen mittel bis eher hoch,
Marktvolumen IWRM eher gering,
wird aufgrund der Bedeutung insgesamt als steigend eingeschätzt
3
generell großes und steigendes
Marktvolumen
2
derzeit mittleres Volumen, jedoch
steigende Bedeutung zu erwarten
Seite 85
Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
Themenfeld
Stärke der Region
Wertschöpfungskette/Referenzen
Bemerkungen
3. Gruppe
Wiederverwendung von Abwasser in Landwirtschaft
und Landschaft
Politikberatung
2
2
Life Cycle Assessment
1
Energie und Wasser
1
Projektumfeldmanagement
1
Bemerkungen
nur wenige Anbieter, aber im
nationalen Vergleich gleichwohl
große Referenzprojekte
Anbieter aus der Region agieren z.T. auf Bundesebene, nicht
auf Landesebene präsent
1
wenig unternehmerische Expertise, Schwerpunkt liegt auf Universitäten
Ansätze in der Region vorhanden, jedoch erst am Beginn der
Entwicklung
separate Angebote liegen nur
vereinzelt vor; Umfeldmanagement wird kaum als eigenständige Leistung aufgefasst
1
1
1
1
Bemerkungen
kaum erkennbar;
einige großflächige Referenzen in
der Region
Wertschöpfungsketten nicht erkennbar, gleichwohl Synergien
Politik, Unternehmen und Folgeaufträge zu entwickeln
fehlendes Angebot
2
mittleres Volumen; vor allem in ariden Gebieten steigende Bedeutung
1
Bedarf wird zwar gesehen, jedoch
besteht international kaum Nachfrage
1
Geringes Volumen; zukünftig stärkere Bedeutung erwartet
kaum erkennbar, da noch zu junges Themenfeld;
Referenzen in Berlin
kaum erkennbar;
Referenzen in Berlin
1
derzeit geringes Volumen, in Industrieländern künftig stärkere Bedeutung erwartet
Bedarf wird zwar gesehen, jedoch
besteht außerhalb der Entwicklungszusammenarbeit international kaum
Nachfrage
Legende
3
2
1
Int. Märkte
sehr stark/gut ausgeprägt/groß und wachsend
mittel/teilweise ausgeprägt/mittel und teilweise wachsend
aktuell weniger stark/wenig ausgeprägt/eher gering
Übersicht Stärken der Wasserbranche in Berlin und Brandenburg
Seite 86
1
Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
5.1 Besondere Stärke der regionalen Branche und positive
Markteinschätzung
Kanal- und Rohrnetze
- Stärke der Region
Planung, Bau und Sanierung von Kanal- und Rohrnetzen wurden bereits im Branchenreport 2008 als Stärke der regionalen Branche identifiziert. Die große Zahl von Unternehmen – das Themenfeld weist mit 60 identifizierten Unternehmen die größte Anzahl auf –
unterstützt dies eindrucksvoll. Bemerkenswert sind zwei Firmen mit eigener Entwicklung
von Verfahren von grabenlosen Verfahren in diesem vor allem durch Bauunternehmen
und Planer geprägten Themenfeld.
Die Experten bewerteten die Stärke Berlin/Brandenburgs in diesem Themenfeld als ausgeprägt ebenso wie die technologische Reife. Auf Seiten der Forschungseinrichtungen ist
das Themenfeld sowohl bei Planung als auch Betrieb und Werkstoffen an den technischen
Hochschulen in der Region gut vertreten.
Bezüge bestehen zu den Themenfeldern Mess- und Analysetechnik sowie Regenwassermanagement (1. Gruppe), Integriertes Wassermanagement (2. Gruppe) und Energie und
Wasser (3. Gruppe).
- Wertschöpfungsketten und Referenzen
Die gesamte Breite des Angebotes beginnend mit der Konzeption, der Planung über
Komponenten und Ausrüstung bis zur Realisierung und Erhaltung der Netze ist in der Region vertreten, wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung. So sind die Hersteller insbesondere der Komponenten (Rohrleitungen, Armaturen, Fittings etc.) unterrepräsentiert.
Die regionale Branche weist jedoch für Kanal- und Rohrnetze eine Besonderheit auf:
Nach der Wiedervereinigung war es erforderlich, im Ostteil Berlins die Netze zu sanieren,
ohne dabei die finanziellen Möglichkeiten zu überdehnen. In der Folge wurden sowohl
planerische Werkzeuge für eine strategische Erhaltung und Sanierungsplanung entwickelt
als auch grabenlose Verfahren der Verlegung und Sanierung von Rohrleitungen und Kanalstrecken forciert. In diesem Sinne sind hier die klassischerweise eher kurzen Wertschöpfungsketten (Planung, Komponentenherstellung und Bau) über die erste Realisierung der Netze hinaus deutlich verlängert.
Berlin verfügt über zahlreiche Referenzen für grabenlose Verfahren, die zudem ein eigenes Segment bei der Messe Wasser Berlin bilden. Die im Rahmen der Messe in Kooperation mit den Berliner Wasserbetrieben stattfindenden Berliner Baustellentage sind weit
über die Region hinaus für die Demonstration neuer Techniken und Verfahren bekannt.
- Internationale Märkte
Sowohl das internationale Marktvolumen als auch die Marktentwicklung wurde von den
Experten einhellig mit hoch bis sehr hoch eingeschätzt. Einzige Ausnahme bilden dabei
die Entwicklungsländer, in denen zwar sicher Bedarf besteht, jedoch weder die administrativen Strukturen noch die finanziellen Mittel vorhanden sein dürften.
In der Literatur wird Deutschland als Weltmarktführer bei Wasserverteilung und Kanalisation eingestuft. Die Einschätzung der künftigen Entwicklung ist in der Literatur etwas unSeite 87
Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
einheitlich, da in den Ländern, die bislang keine zentralen Systeme aufgebaut haben, eher ein Trend hin zu dezentralen Techniken erwartet wird. Eindeutig wird jedoch für Länder mit entwickelter, zentraler Infrastruktur ein steigender Bedarf an Techniken der Sanierung gesehen, die deutlich besser exportierbar sind als klassische Tiefbauleistungen.
Als maßgeblich hierfür sind zu vermuten:
−
Neuartigkeit des Angebotes/Alleinstellung bei grabenlosen Verfahren
−
Plausibilität des Nutzens insbes. auch der Sanierung
−
Nachhaltigkeit insbes. auch der Sanierung
−
Fassbarer Gegenstand
−
Soziale und politische Akzeptanz
−
Finanzierbarkeit bei effizienten Verfahren
Eher hemmend wirkt jedoch den Berichten der Marktteilnehmer zufolge die nicht immer
ausreichende Innovationsfreudigkeit der Auftraggeber. Dies gilt insbesondere auch für
die Region (Referenzen!).
Mess- und Analysetechnik
- Stärke der Region
Die Mess- und Analysetechnik wurde bereits im Branchenreport 2008 als Stärke Berlins
mit hohem Exportanteil identifiziert. Dies konnte bestätigt werden. Bereits die Analyse
der mindestens 17 Unternehmen der Region bestätigt die Annahme einer Stärke BerlinBrandenburgs. Faktoren sind insbesondere Internationalisierungsgrad, Umsatz und hoher
Anteil der Hersteller.
Die Experten bewerteten die Stärke der Region mit mittel bis sehr ausgeprägt etwas uneinheitlich, jedoch mit klarer Tendenz zu einer Stärke Berlins. Zudem wurde diesem
Themenfeld ein großes noch nicht ausgeschöpftes Entwicklungspotential zuerkannt, bei
dem die Unternehmen der Region durch 13 Lehrstühle/Fachbereiche/Abteilungen an Forschungseinrichtungen unterstützt werden.
Das Themenfeld weist Bezüge zu den Themen Kanal- und Rohrnetze (1. Gruppe) sowie
Brauch- und Prozesswasser und Integriertes Wassermanagement (beide 2. Gruppe) auf.
- Wertschöpfungsketten und Referenzen
Die Mess- und Analysetechnik ist in ihren Kernkomponenten eine Querschnittstechnik, die
technischen Apparatebau, Verfahrenstechnik, Optoelektronik, Informatik und weitere
Technologiebereiche miteinander verbindet. Die Wertschöpfungsketten in all diesen Bereichen wurden im Rahmen des Aktionsplanes Wasser nicht weiter analysiert. Es wurde
jedoch deutlich, dass innerhalb des eigentlichen Kernbereichs „Wasser“ sich ergänzende
Angebote in diesem Themenfeld existieren. So sind in der Region Anbieter für Durchflussmessungen in verschiedenen Systemen (Rohre, Kanalstrecken, Gewässer) ebenso zu
finden, wie für qualitative Parameter (physikalische und chemische). Ergänzt wird dies
durch Technologien zur Erfassung und Auswertung der Messwerte und Angebote zu Installation und Wartung. Aus der Region lassen sich damit Komplettangebote realisieren.
Mess- und Analysetechniken aus Berlin sind weltweit gut eingeführt und werden in der
Stadt eingesetzt.
Seite 88
Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
- Internationale Märkte
Die Experten schätzten die internationale Marktsituation zwar uneinheitlich ein, gaben
aber für die meisten Regionen der Erde sowohl eine positive Einschätzung des Volumens
als auch der Entwicklung. Interessanterweise scheinen die Märkte vor allem aufgrund bestehender Konkurrenz teilweise verhalten eingeschätzt worden zu sein, da insbesondere
die Situation in den USA, Europa und den Golfstaaten als mittel eingestuft wurde.
Die internationale Stellung Deutschlands in diesem Technologiesegment (Platz 2) und die
positiven Markterwartungen in der Literatur unterstützen diese Einschätzungen. Bestimmende Faktoren hierfür dürften sein:
−
Neuartigkeit des Angebotes / Alleinstellung der Anbieter
−
Plausibilität des Nutzens
−
fassbarer Gegenstand
−
innovationsfreudige, flexible Kundschaft
Die soziale und politische Akzeptanz wird eher eine untergeordnete Rolle spielen bzw. ist
bei der Überwachung der Umweltstandards als hoch anzunehmen. Die Finanzierbarkeit
spielt sicher eine Rolle, dürfte aber immer dann in den Hintergrund treten, wenn entweder der Nutzen in der Prozessführung eindeutig ist oder staatliche Vorgaben bestimmte
Techniken erzwingen.
Regenwasser – Integration und Nutzung
- Stärke der Region
Bereits der Branchenreport 2008 benennt das Management und die Nutzung von Regenwasser als besondere Stärke der Unternehmen der Region. Die Analyse der Unternehmen
bestätigt dies. 25 Firmen sind in diesem Themenfeld tätig mit einem klaren Schwerpunkt
bei den Planungsleistungen.
Die Experten werteten das Themenfeld eindeutig als ausgeprägte Stärke der Region und
sahen das Entwicklungspotential bereits weitgehend als ausgeschöpft an. Die große Anzahl von Lehrstühlen/Fachbereichen/Abteilungen an Forschungseinrichtungen mit Berührungspunkten zu diesem Themenfeld (25) zeigt jedoch noch einigen Bedarf.
Bezüge besehen zum Themenfeld Kanal- und Rohrnetze (1. Gruppe) sowie zu Brauchund Prozesswasser und Integriertes Wassermanagement (2. Gruppe).
- Wertschöpfungsketten und Referenzen
In diesem Themenfeld ist die gesamte Abfolge für die Realisierung der Systeme durch
Anbieter in der Region vertreten. Beginnend mit Consultern und Planern über Hersteller
und Handelsunternehmen hin zu Bauunternehmen kann ein weitgehend komplettes Angebot aus der Region dargestellt werden, wenn auch nicht alle Komponenten in der Region gefertigt werden.
Die Region verfügt über zahlreiche Referenzen für Regenwassermanagement (bspw.
Rummelsburger Bucht, Karow-Nord, Gewerbegebiet Hoppegarten) und für Regenwassernutzung (bspw. Potsdamer Platz, Physikgebäude der Humboldt-Universität Berlin).
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
- Internationale Märkte
Die Experten stuften das derzeitige Marktvolumen als mittel ein, waren sich jedoch darin
einig, dass das Thema künftig an Bedeutung gewinnen wird. Dies deckt sich mit den Angaben in der Literatur, auch dort wird einhellig von einem großen Potential ausgegangen.
Kriterien hierfür dürften sein:
−
Neuartigkeit des Angebotes / Alleinstellung
−
Plausibilität des Nutzens
−
Nachhaltigkeit
−
Soziale und politische Akzeptanz
Dagegen ist das nicht oder wenig sichtbare Produkt beim Regenwassermanagement eher
als Hemmnis anzusehen. Es bedarf generell eines verstärkten Problembewusstseins bei
den potenziellen Kunden, um Regenwassersysteme besser vermarkten zu können. Hiermit verbunden ist die zunächst oft geringe Investitionsbereitschaft, die die Finanzierung
erschwert.
In der Prioritätenreihe stehen eine gesicherte Trinkwasserversorgung und Abwasserableitung deutlich vor Regenwasser, sodass Regenwassermanagement und Regenwassernutzung dort nachgefragt werden, wo die Versorgung bereits gesichert ist.
5.2 Entweder besondere Stärke der regionalen Branche oder
aktuell positive Markteinschätzung
Brauch- und Prozesswasser in Gewerbe und Industrie
Dieses Themenfeld wird nicht eindeutig als Stärke der regionalen Branche angesehen,
weist jedoch ein großes internationales Potential auf.
- Stärke der Region
Das Themenfeld wurde ausgewählt, da es von der Nachfrage öffentlicher Versorgungsunternehmen unabhängig ist und durch viele maßgeschneiderte Lösungen einen hohen Innovationsgrad erfordert. Es ist mit 31 Unternehmen in der Region nach dem Themenfeld
Kanal- und Rohrnetze am zweitstärksten vertreten, weist jedoch in seiner regionalen
Ausprägung eine gewisse Unschärfe zur Gebäudetechnik auf. So ist der eigentliche Kernprozess, die Kreislaufführung von Brauch- und Prozesswasser nur gering vertreten.
Auch die Experten sahen die Region hier nur in einer mittleren Position, wenn sie auch
von einem noch großen technischen Entwicklungspotential ausgingen. Dies zeigt sich
auch an den 13 mit diesem Themenfeld in Beziehung stehenden Forschungseinheiten.
Das Themenfeld weist Bezüge zu den beiden Themenfeldern Mess- und Analysetechnik
sowie Regenwassernutzung (beide 1. Gruppe) auf.
- Wertschöpfungsketten und Referenzen
In der Region werden Anlagen der Prozess- und Brauchwasseraufbereitung geplant,
Komponenten erstellt und Anlagen gebaut. Es ist von weiteren Wertschöpfungsketten
auszugehen, da einerseits Anlagenbau und Steuerung nicht wasserspezifisch sind und
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
andererseits die effiziente Bereitstellung von Brauch- und Prozesswasser in Fertigungsprozesse eingeht.
In Berlin finden sich zwar zahlreiche Anwendungen, jedoch kaum über die direkt Beteiligten hinaus bekannte Projekte. Insbesondere fehlt es in Berlin an einer breiten industriellen Basis und somit an Anwendungsmöglichkeiten und vielfältigen Referenzen.
- Internationale Märkte
Die Experten sahen für dieses Themenfeld durchgängig ein großes internationales Marktvolumen sowie ein positive Marktentwicklung. Dies befindet sich im Einklang mit der Literatur.
Als bestimmend hierfür sind anzunehmen:
−
Neuartigkeit des Angebotes/Alleinstellung
−
Plausibilität des Nutzens
−
fassbarer Gegenstand
−
innovationsfreudige, flexible Kundschaft (Gewerbe und Industrie)
−
Finanzierbarkeit (Gewerbe und Industrie)
Integriertes Wassermanagement
Dieses Themenfeld ist zwar eindeutig als Stärke der regionalen Branche anzusehen, die
internationale Nachfrage ist jedoch noch gering.
- Stärke der Region
Dieses stark wissensbasierte Themenfeld ist in der Region mit zahlreichen Unternehmen
und Forschungseinrichtungen vertreten und daher bereits im Branchenreport 2008 als
mögliche Stärke Berlins hervorgehoben worden. Dies wird durch die 19 in diesem Segment tätigen Unternehmen gestützt, die alle den Planern und Consultern zuzuordnen
sind. Hervorzuheben ist das Segment der Modellierung als unverzichtbarer Bestandteil
des Integrierten Wassermanagements. Diese stark wissensbasierten Leistungen werden
von Firmen angeboten, die häufig selbst entwickeln und an der Nahtstelle zwischen Forschung und Anwendung agieren.
Die Experten sahen das Integrierte Wassermanagement eindeutig als Stärke der regionalen Branche und zugleich das Entwicklungspotential als noch nicht ausgeschöpft.
Auch in der Forschung ist das Integrierte Wassermanagement an Hochschulen und Forschungsinstituten prominent in der Region vertreten.
Das Integrierte Wassermanagement hat Bezüge zu Regenwassermanagement sowie
Mess- und Analysetechnik (1. Gruppe), Brauch- und Prozesswasser (2. Gruppe), LCA und
Wiederverwendung in der Landschaft ( beide 3. Gruppe).
- Wertschöpfungsketten und Referenzen
Die Stärke der Region beruht unter anderem auf dem engen Netz von Forschung, Unternehmen und Nachfrage. Hierbei sind die Wertschöpfungsketten eher kurz, treffender ist
von Kooperationsstrukturen zwischen Anwender, Forschung und Auftraggeber auszugehen.
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
- Internationale Märkte
Die Experten schätzen das derzeitige Marktvolumen für Integriertes Wassermanagement
als eher gering ein. Die Nachfrage ist derzeit noch stark von der Entwicklungszusammenarbeit und der Forschungskooperation geprägt. Trotz gewissen rückläufigen Tendenzen in
einigen Regionen wird insgesamt davon ausgegangen, dass dieses Thema in Zukunft einen hohen Stellenwert erhalten wird. Auch der in der Literatur erwartete Trend zu einer
stärkeren Integration bei der Wasserbewirtschaftung spricht hierfür
Der Nutzen ist nach Einschätzung der Experten in der Regel erst ab einem gewissen Entwicklungsstand eines Landes plausibel zu vermitteln, da zuvor praktische Probleme wie
eine gesicherte Trinkwasserversorgung oder auch nur Trinkwasserbrunnen als dringlicher
erscheinen.
Jedoch ist zu berücksichtigen, dass diese Einschätzung vor allem für das Integrierte Wasserressourcenmanagement (IWRM) abgegeben wurde. Integrative Planungsansätze, wie
sie in vielen Abstufungen verwirklicht werden, sind international durchaus gefragt.
Projektentwicklung (einschließlich Finanzierungskonzepte und –modelle)
Es wird ein großes internationales Marktpotential gesehen, jedoch ist die unternehmerische Basis der Region in diesem Themenfeld vergleichsweise klein.
- Stärke der Region
Mehrere große Unternehmen bieten von Berlin aus entsprechende Leistungen an, jedoch
ist das Interesse der Finanzwirtschaft in Berlin an internationalen Wasserprojekten eher
gering. Eine klare Abgrenzung dieses Themenfeldes innerhalb des Themenbereichs Konzept- und Projektentwicklung war nur bedingt möglich. Es ist daher von weniger als 20
Unternehmen in diesem Themenfeld auszugehen.
Die Beurteilung der Experten zur Stärke Berlins in diesem Themenfeld war sehr uneinheitlich, ebenso die des Entwicklungsstandes. Beides wurde eher als mittel eingeschätzt.
Auch in der Forschung ist das Gebiet Konzept- und Projektentwicklung als eigenständiges
Thema eher schwächer vertreten.
Bezüge liegen zu allen anderen Themenfeldern vor, speziell jedoch zu Integriertem Wassermanagement (2. Gruppe), zur Politikberatung und zum Projektumfeldmanagement
(beide 3. Gruppe).
- Wertschöpfungsketten und Referenzen
Die Vergabe von Unteraufträgen infolge der Projektentwicklung und Realisierung durch
einen Generalübernehmer ist die für diese Tätigkeit spezifische Wertschöpfungskette, deren Ausprägung jedoch sehr stark von dem jeweiligen Projekt und dem Auftraggeber abhängt. So werden bspw. die konkreten Bauleistungen in der Regel schon aus Kostengründen im Land selbst vergeben.
Gleichwohl sind einige als Referenzen geeignete internationale Projekte von Berliner Unternehmen realisiert worden. Die Berlin Wasser Holding AG selbst kann als eine –wenn
auch durchaus kontrovers diskutierte - Referenz für ein PPP-Modell gelten.
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
- Internationale Märkte
Das Marktvolumen wird durch die Experten weltweit als groß und zunehmend eingeschätzt. Deutschland steht hier allgemein in starker Konkurrenz zu anderen Anbieterländern, in der Literatur wird von einer steigenden Bedeutung ausgegangen.
Für diese Einschätzung dürfte die rasante Entwicklung einiger Regionen der Welt in Verbindung mit nicht immer ausreichendem Wissen und Finanzierungsmöglichkeiten für den
erforderlichen Ausbau der Infrastrukturen ausschlaggebend sein.
Capacity Building
Auch in diesem Themenfeld wird ein großes internationales Marktpotential gesehen, jedoch nur eine geringe unternehmerische Basis in der Region.
- Stärke der Region
Capacity Building ist in der Region durch eine ganze Reihe universitärer Projekte bis hin
zur Gründung eines Ablegers (Satellite Campus) der TU Berlin in Ägypten vertreten. Auf
Seiten der Unternehmen sind jedoch nur wenige hier mit einem Schwerpunkt in diesem
Themenfeld tätig.
Die Experten sahen für Capacity Building keine besondere Stärke der Region. Die Entwicklungspotentiale sind jedoch bei weitem nicht ausgeschöpft.
Bezüge bestehen dem Charakter von Bildung entsprechend zu allen übrigen Themenfeldern.
- Wertschöpfungsketten und Referenzen
Wertschöpfungsketten sind kaum erkennbar, gleichwohl ließen sie sich durch ein Zusammenspiel der Universitäten (Curricula), Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit (Erfahrungen, Bedürfnisse der Teilnehmer) und Unternehmen (Durchführung,
Praktikanten) entwickeln.
Als wichtige Referenz wurde bereits der Satellite Campus der TU Berlin erwähnt. Die sehr
gute Pflege der internationalen Alumni der TU Berlin sorgt für eine emotionale Bindung
der ehemaligen Absolventen.
- Internationale Märkte
Das Volumen der internationalen Märkte wird für Capacity Building als eher mittel eingestuft, gleichwohl jedoch eine positive Marktentwicklung erwartet. Dies deckt sich mit der
Einschätzung in der Literatur.
Dies ist auf die häufig geäußerte Erfahrung zurückzuführen, dass es bei der Lösung von
Wasserproblemen weniger an Technik mangelt, sondern an Wissen und Strukturen zur
Umsetzung.
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Abschlussbericht
5.3 Weder besondere Stärke der regionalen Branche
noch aktuell positive Markteinschätzung
Wiederverwendung von Abwasser in Landschaft und Landwirtschaft
Die Wiederverwendung von Abwasser zu Bewässerungszwecken wird in der Region in
mehreren Projekten umgesetzt. Das Themenfeld spielt jedoch nur eine Nischenrolle in
der deutschen Wasserwirtschaft, sodass nur sehr wenige Anbieter darauf spezialisiert
sind. Dies führte zur Einstufung in der dritten Gruppe.
- Stärke der Region
Die Region Berlin-Brandenburg weist mehrere auch großflächige Projekte zur Wiederverwendung von Abwasser in Landschaft und Landwirtschaft auf. Gleichwohl wird das Themenfeld nur von vier anbietenden Unternehmen repräsentiert, was auf den Nischencharakter zumindest in Deutschland hinweist.
Die Experten sahen dieses Themenfeld eindeutig als Stärke der Region an und erwarten
noch deutliche Weiterentwicklungen. Auch auf Seiten der Forschungseinrichtungen ist ein
gutes Potential zu erkennen.
Das Themenfeld weist Bezüge zu Integriertem Wassermanagement (2. Gruppe) und LCA
(3. Gruppe) auf.
- Wertschöpfungsketten und Referenzen
Wertschöpfungsketten sind kaum ausgeprägt, da zwar einige wenige spezialisierte Planungsbüros in der Region aktiv sind, jedoch praktisch kaum ein Markt besteht und die
Umsetzung im Rahmen des klassischen Wasserbaus erfolgt.
Wie erwähnt sind in der Region mehrere, auch größere Flächen betreffende Referenzen
zu finden, zum Beispiel die Nuthegrabenniederung, Hobrechtsfelde und Neuruppin.
- Internationale Märkte
Die Experten stuften des internationale Marktvolumen als mittel ein bei positiven Aussichten für die weitere Marktentwicklung. Die Wiederverwendung von Abwasser ist weltweit in ariden Regionen auf dem Vormarsch und beispielsweise in Saudi-Arabien bei neuen Kläranlagen bereits Stand der Technik.
Auch in der Literatur wird die verstärkte Nutzung von Abwasser sowohl als Wasserquelle
als auch als Düngerquelle für die Zukunft erwartet.
Als Kriterien hierfür sind anzunehmen:
−
Plausibilität des Nutzens
−
Nachhaltigkeit
Dagegen ist die soziale und politische Akzeptanz oft noch nicht gegeben. Es gibt nicht nur
religiöse Vorbehalte sondern häufig negative Assoziationen bei der Vorstellung, gereinigtes Abwasser zu trinken oder auch sonst zu verwenden.
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Politikberatung (Strategie und sozialer Interessensausgleich)
Für dieses Themenfeld ist nur ein beschränkter Markt erkennbar. Der Region Berlin und
Brandenburg ist es noch nicht gelungen, die Vorteile des Hauptstadtstatus für dieses
Themenfeld auszuschöpfen.
- Stärke der Region
Die Nähe zur deutschen Bundespolitik hat zur Ansiedlung bzw. Herausbildung einiger auf
Politikberatung spezialisierter Unternehmen geführt, die jedoch eher auf der Bundesebene und weniger auf der Landesebene agieren.
Die Experten beurteilten die Stärke der Region uneinheitlich, aber insgesamt wenig ausgeprägt. Sie sahen jedoch noch gute Entwicklungsmöglichkeiten. In der Forschung ist
dieses Thema ebenfalls eher gering vertreten.
Das Themenfeld weist seiner Natur gemäß Bezüge zu allen anderen Themenfelder auf mit
besonderem Bezug zu Integriertem Wassermanagement und Projektentwicklung (beide
2. Gruppe) sowie Projektumfeldmanagement (3. Gruppe).
- Wertschöpfungsketten und Referenzen
Wertschöpfungsketten sind nicht zu erkennen, gleichwohl ließen sich Synergien durch
Kooperation deutscher staatlicher Stellen, Unternehmen der Politikberatung und durchführenden Unternehmen entwickeln.
- Internationale Märkte
Die Experten beurteilten das Marktvolumen je nach Region sehr unterschiedlich und in
der Tendenz eher gering bis mittel. Auch die Marktentwicklung wurde differenziert eingeschätzt, dem Themenfeld insgesamt aber eine besondere Funktion beim Marktzugang für
andere Unternehmen beigemessen.
In der Literatur wird für die Beachtung des Projektumfeldes und damit auch für die Politikberatung eine künftig steigende Bedeutung erwartet.
Life Cycle Assessment als Entscheidungsgrundlage
Die Einbeziehung der ökologischen Folgen in Entscheidungen hat eine große Bedeutung,
wird jedoch kaum praktiziert und dementsprechend auch nicht angeboten.
- Stärke der Region
Dieses in hohem Maße wissensbasierte Themenfeld ist durch einen Lehrstuhl an der TU
Berlin vertreten. Es wird jedoch von keinem Unternehmen der Region aktiv angeboten,
auch wenn Fragestellungen der Ökobilanz von einzelnen wissenschaftlichen Dienstleistern, zum Beispiel durch Umweltgutachten, abgedeckt werden dürften.
Die Experten votierten bei diesem Themenfeld sehr uneinheitlich. Fragen der Umweltauswirkungen unter besonderer Berücksichtigung wasserwirtschaftlicher Themen werden
in der Forschung von einigen Gruppen der Region betrachtet, die Methodik des LCA jedoch explizit nur von einer Forschungsgruppe an der TU Berlin sowie dem KWB angewendet und weiterentwickelt.
Bezüge bestehen zu den Themenfeldern Integriertes Wassermanagement (2. Gruppe)
und Wiederverwendung von Abwasser in Landschaft und Landwirtschaft (3. Gruppe).
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Abschlussbericht
- Wertschöpfungsketten und Referenzen
Aufgrund eines fehlenden Angebotes sind bisher auch keine Wertschöpfungsketten entwickelt und umgesetzt worden.
- Internationale Märkte
Es wird erwartet, dass die Methodik des LCA zu Findung optimaler Lösungen in den
kommenden Jahren stärker eingesetzt werden wird. Auch in der Literatur wird die Erwartung formuliert, dass ökosystemare Aspekte stärker als bisher in Entscheidungsprozesse
einbezogen werden. Derzeit ist nur vereinzelt eine Nachfrage gegeben.
Energie und Wasser
Die Verknüpfung von Wasser und Energie steht, abgesehen von der Nutzung der Wasserkraft, noch ganz am Anfang, sodass weder eine besondere Stärke der Region sichtbar ist
noch hat sich ein ausgeprägter internationaler Markt bereits etabliert.
- Stärke der Region
Energieeffizienz und energetische Nutzung des Abwassers sind Themen von zunehmender Bedeutung. Das Kooperationsnetzwerk e-qua hat in Berlin seinen Sitz und das Themenfeld berührt zudem das Berliner Kompetenzfeld „Energietechnologie“. Gleichwohl sind
nur sieben Unternehmen in der Region auch in diesem Themenfeld aktiv.
Nach dem Urteil der Experten ist Energie und Wasser noch keine Stärke der Region und
steht noch am Beginn der Technologieentwicklung. Auch auf der Seite der Forschung beschäftigen sich nur wenige Gruppen mit diesem Thema.
Das Themenfeld weist als Querschnittsaufgabe Bezüge zu zahlreichen anderen Themenfeldern auf: Kanal- und Rohrnetze, Regenwassermanagement sowie Mess- und Analysetechnik (alle 1. Gruppe), Integriertes Wassermanagement (2. Gruppe) und Wiederverwendung von Abwasser (3. Gruppe).
- Wertschöpfungsketten und Referenzen
Wertschöpfungsketten haben sich in diesem jungen Themenfeld noch nicht ausgebildet.
Berlin weist seit kurzem die ersten Referenzen für die Nutzung der Wärme in der Kanalisation auf (IKEA-Neubau in Lichtenberg, Berliner Bäderbetriebe).
- Internationale Märkte
Das internationale Marktvolumen wird durch die Experten uneinheitlich je nach Region
von gering bis groß eingestuft, wobei generell von einer künftigen Steigerung ausgegangen wird.
Dies ist auch die in der Literatur vertretende Ansicht, wobei zumindest in nächster Zeit
nur in den Industrieländern ein in Bezug auf die Größe noch sehr uneinheitlich eingeschätzter Markt gesehen wird.
Projektumfeldmanagement
Die Beachtung des Projektumfeldes wird häufig von Planern und Beratern im Rahmen ihrer eigentlichen Tätigkeiten geleistet, ohne dass dies ein eigenes Angebot mit einem eigenen Markt darstellte.
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Abschlussbericht
- Stärke der Region
Auch wenn noch die Wahrnehmung als eigenständiges Marktsegment fehlt, wird das Projektumfeldmanagement von einigen Berliner Unternehmen und Forschungseinrichtungen
verfolgt.
Die Experteninterviews ergaben eine sehr unterschiedliche Einschätzung der Stärke und
des Entwicklungsstandes dieses Themenfeldes. Gleichwohl haben sich in der Vergangenheit bereits mehrere Forschungsinstitutionen mit Projekten in diesem Themenfeld befasst, sodass von einer gewissen Expertise auszugehen ist.
Bezüge bestehen zu allen anderen Themenfeldern und insbesondere zu Projektentwicklung, Integriertem Wassermanagement (beide 2. Gruppe) und der Politikberatung (3.
Gruppe).
- Wertschöpfungsketten und Referenzen
Wertschöpfungsketten sind derzeit nicht erkennbar.
Einige Projekte in Berlin können als beispielhafte Referenzen für eine gelungene Einbeziehung der Akteure aus dem Projektumfeld gelten.
- Internationale Märkte
Die Experten waren sich in der Beurteilung der internationalen Märkte eher unsicher, sahen jedoch insbesondere in den Ländern einen Bedarf für dieses Themenfeld, in denen
keine gefestigten Strukturen der politischen Willensbildung vorliegen. Ein Bedarf wird
auch in der Literatur allgemein gesehen. Die Nachfrage entsteht in Schwellen- und Entwicklungsländern vor allem durch die Entwicklungszusammenarbeit.
5.4 Länderstrategie
Die Experteninterviews (4.3.2) und die Auswertung auf dem Workshop im Dezember
2010 (4.3.3) ergaben bei aller Differenziertheit und Vorsicht in den Einschätzungen zu
den einzelnen Märkten doch klare Anhaltspunkte für erfolgversprechende internationale
Märkte.
Danach sind aufgrund der politischen Rahmenbedingungen und der Finanzierungsmöglichkeiten insbesondere die Türkei, Russland, die Golfregion und China interessante Zielmärkte, gefolgt von Indien, Brasilien und der Republik Südafrika.
Das Kriterium des technischen Niveaus ist für diese Länder mit Ausnahme der Republik
Südafrika sehr uneinheitlich eingeschätzt worden. Dies ist nur schwer zu werten, da einerseits ein geringes technisches Niveau im Zielmarkt entsprechende Entwicklungschancen bedeutet, andererseits auch die Implementierung technisch hochstehender Lösungen
erschwert. Mangelnde Infrastruktur und geringes technisches Wissen behindern den erfolgreichen Betrieb. Zudem befinden sich die genannten Länder und Regionen häufig in
einer Phase der schnellen Entwicklung. Dies wird mit sich bringen, dass die anzutreffenden Systeme sehr unterschiedliche technische Entwicklungsstufen aufweisen.
Bezogen auf die als Stärke Berlin-Brandenburgs benannten Themenfelder ist die Informationsbasis aufgrund der Interviews nicht ausreichend. Es zeichnet sich aber ab, dass Kanal- und Rohrnetze sowie Mess- und Analysetechnik wachsende Segmente in diesen
Märkten sind. In Russland, China, Indien und die Golfregion wird auch ein wachsendes
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Abschlussbericht
Volumen für Integriertes Wassermanagement erwartet, während das Themenfeld Regenwasser nur für die Golfregion explizit genannt wurde.
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
6 Maßnahmen
Das abschließende Kapitel des Aktionsplans Wasser beschreibt die kurz-, mittel- und
langfristig sinnvollen Maßnahmen und unterstützenden Aktivitäten, um die Wasserbranche Berlin-Brandenburgs auf ihrem Weg zur Erschließung von weiteren Markanteilen auf
wichtigen internationalen Märkten zu unterstützen und zu fördern. Einerseits war es Ziel
des Aktionsplans, die ausgewiesenen Stärken der Wasserbranche in Berlin und Brandenburg als „Berliner Spezialität“ kommunizierbar zu machen. Dies ist mit den Ergebnissen
aus Kapitel 3 bis 5 und den unten beschriebenen Maßnahmen zur Unterstützung der
Kommunikation erreicht und kann bereits kurzfristig umgesetzt werden. Darüber hinaus
konnte eine Reihe weiterer Maßnahmen identifiziert werden, die den Erfolg der BerlinBrandenburger Wasserbranche auf internationalen Märkten direkt unterstützen und fördern können. Dabei handelt es sich sowohl um kurzfristig zu realisierende Maßnahmen
als auch um mittel- und langfristige Strategien und Projekte (siehe Tabelle 7: Zeitplan).
Wichtige Voraussetzung für den Erfolg dieser Maßnahmen ist die intensive Kommunikation und Kooperation mit den Akteuren.
6.1 Maßnahmen in der Vergangenheit
In den zurückliegenden Jahren haben die zuständigen stattlichen Stellen und Organisationen einige Maßnahmen und Programme zur Förderung nicht nur der Wasserbranche angeboten und umgesetzt. Bei der Erstellung des Aktionsplans sind die bestehenden Maßnahmen einer kritischen Würdigung unterzogen worden und in die Überlegungen zur Gestaltung der Maßnahmen des Aktionsplans eingeflossen. Darüber hinaus gibt es Vorschläge zur Fortschreibung und Weiterentwicklung der bestehenden Unterstützungsangebote
(siehe unten Kapitel 6.4.3).
6.1.1 Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen
Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen des Landes Berlin unterstützt die Wasserbranche der Region seit geraumer Zeit. Im Jahr 2005 wurde ein intensiver Diskussionsprozess mit den Akteuren aus Unternehmen, Wissenschaft und Forschung, Wasserwirtschaft und Entwicklungszusammenarbeit begonnen, der eine stärkere
Internationalisierung der regionalen Wasserbranche zum Ziel hat. In unregelmäßigen Abständen werden hierzu alle Akteure im Rahmen der Wasserplenen zu einem Gedankenaustausch und zur Verabredung konkreter Aktivitäten eingeladen. Der Arbeitskreis Wasserplenum mit Vertretern aus der Verwaltung und den genannten Gruppen organisiert die
Umsetzung zwischen den Wasserplenen.
Auf dem Wasserplenum August 2006 wurde die Gründung des Unternehmensnetzwerkes
WaterPN öffentlich bekanntgemacht und das Selbstverständnispapier für ein stärkeres internationales Engagement der Berlin-Brandenburgischen Akteure im Wasserbereich vorgestellt und verabschiedet (vgl. Kap. 1.1). Das Netzwerk WaterPN wird seit Mai 2006 aus
GA-Mitteln unterstützt (vgl. Kap. 1.2).
2007 wurde mit der Unterstützung der Senatsverwaltung für Wirtschaft die „II. International Water Conference“ mit Gästen insbesondere aus Asien durchgeführt. Die Konferenz
hatte zum Ziel, einen Austausch über die aktuelle Situation in ausgewählten Ländern zu
ermöglichen und dadurch Anknüpfungspunkte für eine mögliche Zusammenarbeit zu finden.
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
Das vorerst letzte Wasserplenum im Januar 2009 fragte nach strategisch wichtigen Bereichen im Wassersektor bezogen auf Märkte, Forschung und Technologien und den aus
Sicht der Akteure erforderlichen Kooperationen und notwendigen Maßnahmen zur Unterstützung (vgl. Kap. 3.5, 4.2 und 6.2).
6.1.2 IBB – Investitionsbank Berlin
Programm: Neue Märkte erschließen
Gefördert werden Projekte von kleinen und mittleren Berliner Unternehmen, die einzeln
oder in einer Gruppe einen neuen Markt im Ausland erschließen wollen, der erstmalige
Markteintritt ist Voraussetzung hierfür.
Förderfähig sind Maßnahmen wie allgemeine Unternehmenspräsentationen und erstmalige Messebeteiligungen, Delegationsreisen und Markteintrittswettbewerbe, die Erstellung
von Konzepten für Kooperation und Vernetzung, internationale Kooperationsbörsen, die
Einstellung eines Außenwirtschaftsberaters oder auch Beratungs- und Schulungsleistungen für Fach- und Führungskräfte.
Die Förderung erfolgt als nicht rückzahlbaren Zuschusses bis zu 50 Prozent der förderfähigen Ausgaben. Eine Voraussetzung ist, dass das Unternehmen noch nicht in dem jeweiligen Land aktiv ist (Ersteintritt).
Im Rahmen des Programmes „Neue Märkte erschließen“ werden auch die regelmäßigen
Gemeinschaftsstände der Wasserbranche Berlin–Brandenburgs auf den Messen Wasser
Berlin International und IFAT in München gefördert.
Programm: Netzwerkbildung Mittel- und Osteuropa
Gefördert wird die Umsetzung von Projekten, die der nachhaltigen Stärkung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit Berlins mit den MOE-Regionen (einschließlich Südosteuropas) dienen. Ein zentraler Handlungsschwerpunkt liegt hierbei auf dem Ausbau grenzüberschreitender Kooperationen von kleinen und mittleren Unternehmen. Die Bewilligung
von Anträgen setzt die Begründung eines besonderen Landesinteresses voraus.
Förderfähig sind Maßnahmen zum Aufbau eines wirtschaftsbezogenen MOE-Netzwerkes,
insbesondere zur Unterstützung der Zusammenarbeit im Rahmen des interregionalen
Netzwerks Oder-Partnerschaft, zum Ausbau der Kooperation zwischen Berliner Unternehmen und Unternehmen aus MOE-Ländern und zur Förderung von unternehmensbezogenen Kooperationsbörsen in den Berliner Kompetenzfeldern mit Partnern aus MOELändern, sofern sie nicht über das Förderprogramm „Neue Märkte erschließen“ finanzierbar sind.
Die Höhe der in der Regel nicht rückzahlbaren Zuwendung beträgt 50 Prozent der förderfähigen Kosten.
6.1.3 ILB – Investitionsbank des Landes Brandenburg
Programm: Management, Marketing, Messen und Markterschließung (M4)
Ziel der Programmteile Messen und Markterschließung ist die Stärkung der Wettbewerbsund Anpassungsfähigkeit, insbesondere für die internationale Markterschließung, sowie
der Innovationskraft kleiner und mittlerer Unternehmen im Ausland. Antragsberechtigt
sind Einzelunternehmen und Gruppen von mindestens drei Unternehmen, die sich vertraglich zu einem gemeinsamen Vorhaben ohne externes Netzwerkmanagement zusammengeschlossen haben.
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
Förderfähig sind Maßnahmen zur Vorbereitung des Auftritts auf einem neuen Markt im
Ausland und allgemeine Markterschließungsstrategien, Teilnahmen an Messen und Ausstellungen im Ausland, umfassende zielland- bzw. branchenorientierte Marktzugangsprojekte, die einen strategischen Charakter haben und Innovationen unterstützende Dienstleistungen wie Zertifizierung und Anpassung von Produkten an neue Märkte.
Die Förderung erfolgt als projektgebundener Zuschuss mit 50 Prozent der förderfähigen
Ausgaben und bis zu 50.000 Euro innerhalb von drei Jahren, bei der Teilnahme an Messen bis zu 15.000 Euro.
6.2 Vorschläge aus dem Wasserplenum 2009
Als erfolgversprechender Weg für den Zugang zu internationalen Märkten wurden persönliche Beziehungen und Erfahrungen (Alumni Berliner Hochschulen, bereits im Zielland tätige Unternehmen) hervorgehoben. Referenzprojekten (Berlin als Schaufenster) und der
Verbreitung des Wissens um neue integrierte Ansätze wurde ebenfalls eine hohe Bedeutung zugesprochen.
Die Teilnehmer sahen deutlich die große Bedeutung
−
der Hochschulen als Wegbereiter
−
der BWB als Motor für Innovationen
−
des Marketings über die politischen Kontakte Berlins (Partnerstädte)
−
der finanziellen Unterstützung durch das Land
−
und einer Informationsplattform über Projekte und Erfahrungen
Es wurde die Notwendigkeit einer stärkeren Vernetzung der Akteure hervorgehoben, unter der ein Zusammengehen von Politik, Wirtschaft und Forschung verstanden wird.
Mehrfach wurde ein zentraler Akteur und Vermittler angeregt, der sowohl koordinierende
Funktionen ausfüllt, als auch konkrete Projekte vermitteln kann. Der Politik wurde auch
eine koordinierende Rolle zur Optimierung des Gesamtprojektes angetragen.
Der Ausbau Berlins als Modellstadt für innovative wasserwirtschaftliche Projekte wurde
von den Vertretern im Podium als sinnvoller Weg angesehen, sowohl Referenzen zu bilden als auch das erforderliche Knowhow zu erlangen. Dem Land Berlin wurde eine zentrale Rolle als Moderator zur Anregung von Projekten zugewiesen.
In der Vermittlung von Informationen erkannte auch das Podium einen wichtigen Punkt,
den es zu verbessern gilt. Es existieren in Berlin mit WaterPN und der TTP Wasser zwei
explizit auf Unternehmen der Wasserbranche bezogene Netze. Diese gilt es auszubauen
und mit weiteren Netzwerken und Informationsangeboten zu verbinden (GWP, BFAI etc.).
Die aktive Nutzung der Netzwerke hängt allerdings an den Unternehmen, diese müssen
den Mehrwert der Netzwerke für sich erkennen.
Ein koordiniertes Auftreten der Berliner Akteure (Wirtschaft, Wissenschaft und Politik)
und die aktive Kommunikation der Herkunft aus der Region wurden als wichtig angesehen.
Als konkrete Schritte in den nächsten 1 – 2 Jahren wurden vorgeschlagen:
−
der Auftritt Berlins im Wassersektor ist besser zu koordinieren
−
WaterPN soll als Informationsplattform ausgebaut werden
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
−
Berlin soll als Standort der Wasserkompetenz kommuniziert werden
−
das Wasserplenum soll in ca. 2 Jahren fortgeführt werden
Die Anregungen, Hinweise und Ideen sind im Rahmen diese Aktionsplans, der selbst ein
Ergebnis des Wasserplenums 2009 ist, wieder aufgenommen und in konkrete Vorschläge
eingeflossen. Deshalb hier noch einmal ein herzlicher Dank an alle Teilnehmerinnen und
Teilnehmer des Wasserplenums 2009 für Ihre Beiträge und das hohe Engagement.
6.3 Anregungen aus den Experteninterviews und Workshops
Um auch die Defizitseite zu beleuchten, wurde allen Interviewpartnern zum Schluss der
Interviews noch die Frage gestellt, was aus ihrer Sicht in Berlin und Brandenburg in Bezug auf eine dynamische Entwicklung der Wasserbranche explizit fehlt.
Folgende Punkte wurden von den Experten der ersten Interviewrunde genannt:
•
•
•
•
•
•
•
•
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•
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•
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•
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•
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•
•
•
Zusammenarbeit Berlin - Brandenburg
Strategisches gemeinsames Handeln der Wasserwirtschaft im Raum BB (Länderkooperation)
gezielte Unterstützung durch die Politik
Deutlichere Herausstellung der Spitzenstellung Berlins im Bereich Wassertechniken wie grabenlose Verfahren
Kompetenzfeld
strategische Unterstützung der Unternehmen durch öffentliche Auftraggeber
Hemmnis Verwaltung auflösen
funktionierende Politikberatung
mehr Offenheit in Brandenburg für neue Ansätze
Leuchtturmprojekte
Pilotprojekte
Unterstützung bei der Referenzbildung (BWB und Fachbehörden)
Öffnung der Wasserbetriebe für innovative Projekte und Konzepte
Referenzprojekte/Innovationsbereitschaft
Referenzprojekte für innovative Technologien
BWB als Partner für innovative Projekte
Gute Kunden aus industriellem Bereich
Standortvorteil Berlin wird nicht genutzt
Gemeinsame Stimme der Unternehmen
Gezielte übergeordnete Kundenpflege, v.a. international
Auseinandersetzung mit Klimawandel in integrierter Herangehensweise
Firmen, die sich mit Energie und Wasser befassen
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
Die Zusammenstellung der in den Exper- Abbildung 8: Defizite in Berlin-Brandenburg mit
Ergänzungen aus dem Expertenworkshop am
teninterviews genannten Defizite wurde
26. Oktober 2010
im ersten Workshop durch die anwesenden Experten um die Punkte
− Kooperation der Politik
− Einsatz der Abwasserabgabe für
innovative Projekte
− Know-how zur Markterschließung
ergänzt. Für den Einsatz der Abwasserabgabe für innovative Projekte wurde
eine erhöhte Relevanz gesehen.
Darüber hinaus wurde weitergehender
Bedarf an gezielter Unterstützung durch
die Politik geäußert, um die folgenden
Probleme zu beseitigen:
− Fehlende Unterstützung durch
Auftraggeber in der Stadt. Referenzen häufig außerhalb Berlins/Deutschlands, schwierig im
Kontakt zum Kunden.
− Kooperation zwischen Unternehmen, Senat und Wasserbehörde
insgesamt schwierig
− Referenzproblematik: zu viele
Zuständigkeiten.
− Berlin steht auf hohen Entwicklungsniveau, aber für einige Segmente kaum Nachfrage (Auftraggeber)
− Unklarheit über Fortführung des Baustellentags auf der Wasser Berlin.
− IFAT ist Konkurrenz zu Messe Wasser Berlin.
− Befürchtung: Image der Firmen nach außen ist nicht innovativ genug, um Nachwuchs anzulocken. Innovation verfällt mit der Zeit und muss zugekauft werden.
Die Experten der zweiten Runde der Interviews haben sich zu der folgenden Frage mit
den unten stehenden Punkten geäußert:
Was muss in Berlin und Brandenburg getan werden zur wesentlichen Verbesserung der Marktchancen der Berliner und Brandenburger Akteure?
•
Weiterentwicklung WaterPN --> besseres Kennenlernen
•
Mehr Kommunikation untereinander
•
Unterstützung durch Politik (B, D, international), auch bei Veranstaltungen und Reisen (2x)
•
Verknüpfung mit EZ ausbauen
•
Abgestimmte FuE zwischen Universitäten und Unternehmen
•
Angebot an erfahrenen Ingenieuren stark erhöhen!! (Maschinenbau, Elektro-, Verfahrenstechnik)
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
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•
Nationaler Markt ist deutlich anders strukturiert als internationaler Markt. Beide
werden von verschiedenen Personenkreisen bedient. --> Young Professionals ins
Ausland schicken (z. B. Weltwärts-Programm)
•
Vernetzung mit Menschen, die im Ausland gearbeitet haben
•
Namen und Referenzen (Referenzprojekte) fehlen (Bsp. WTE, Remondis
Aqua) (3x)
•
Fehlende Industrie
•
Modellstadt Tempelhofer Feld --> gemeinsame Erschließungsgesellschaft
•
Anlagenbetrieb sehr gut, aber nicht nutzbar!
•
Fonds für Investitionen in Wasserprojekte (Geld / Investitionsmittel)
•
Mehr partnerschaftliche Abwicklung öffentlicher Aufträge
•
Bei Vergabe sollte nicht nur der Preis zählen
•
Beschleunigung der Zahlungswege bei kommunalen Auftraggebern
In der Diskussion im Rahmen des zweiten Workshops am 9. Dezember 2010 wurde die
hohe Bedeutung einer verbesserten Kommunikation untereinander und der fehlenden Referenzprojekte insbesondere auch bei den Berliner Wasserbetrieben unterstrichen.
Folgende konkrete Vorschläge wurden diskutiert:
Referenzkatalog
− Leuchtturmprojekte
− Innovationen
− für die Politik bei Veranstaltungen und Reisen
− zeitnahe Erstellung (Ziel: Messe Wasser Berlin 2011)
− Finanzierung sicherstellen (BMBF-gefördert, aus eigenen Mitteln, etc.)
Berlin als Referenz
− Modellstadt (Tempelhof/Tegel), vorzeigbare Referenzen sind zwingend notwendig
für den erfolgreichen Export
− Sanierung des Berliner Ver- und Entsorgungsnetzes (Wertschöpfungskette mit
Verweis auf eingebundene Akteure)
− Modellprojekt Wista Adlershof (Stadtentwässerung, Regenwassernutzung, Abwassermanagement)
Politische Anforderungen stärker berücksichtigen
− Umfassendes Wissens bezüglich aller Berlin/Brandenburger Kompetenzen im Feld
Wasser für weitere politische Entscheidungen notwendig
− Einbindung der für Wasser zuständigen Politiker (u.a. Frau Junge-Reyer)
− Konkrete Handlungsvorschläge und Maßnahmen verbessern die Chance, dass das
Thema Wasser Kompetenzfeld in Berlin wird
Die Anregungen aus den Interviews und Workshops wurden sortiert, intensiv geprüft und
in den Kontext möglicher Maßnahmen gestellt. Eine ganze Reihe von Anregungen finden
sich in dem folgenden Maßnahmenkatalog direkt wieder, andere sind als Idee in weiterführende Überlegungen eingeflossen.
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
6.4 Vorschlag Maßnahmenkatalog
Bei den folgenden, kurz beschriebenen Maßnahmen handelt es sich um ein Bündel von
kurz- und mittelfristig wirksamen Aktivitäten zur Unterstützung und Förderung der Berlin-Brandenburger Unternehmen aus der Wasserbranche. Einige der von uns ausgewählten und für zielführend erachteten Maßnahmen haben sich bereits in der Vergangenheit
als wertvolle Unterstützung erwiesen, andere konnten bisher noch nicht in notwendigem
Maß umgesetzt werden.
Die folgenden drei Abschnitte behandeln die vorgeschlagenen Maßnahmen, die dann folgenden Abschnitte geben Empfehlungen für unterstützende und begleitende Aktivitäten.
Wir möchten an dieser Stelle noch einmal darauf hinweisen, dass es sich bei dem Maßnahmenkatalog und den vorgeschlagenen Maßnahmen nicht um einen Masterplan Wasser
handelt. Im Unterschied zum vorliegenden Aktionsplan Wasser, der die außenwirtschaftlichen Aktivitäten und Fördermöglichkeiten betreffs bestehender Angebote der Unternehmen zum Inhalt hat, betrachtet ein Masterplan die zur Entwicklung konkurrenzfähiger
Technologie- und Produktangebote erforderlichen Schritte. Dies war weder der Auftrag,
noch standen die hierfür notwendigen Ressourcen auch nur annähernd zur Verfügung.
6.4.1 Modellstadt und Waterhub Berlin
Zielsetzung
Bisher fehlt es an einem „Schaufenster“ zur Darstellung der wissenschaftlichen und unternehmerischen Innovationen zum Thema Wasser in Berlin. Zwar sind an verschiedenen
Standorten und zu verschiedenen Zeiten Projekte realisiert, die die Leistungsfähigkeit
demonstrieren. Zugleich liegen jedoch für eine Reihe von Angeboten fast keine Referenzen in Berlin vor. Dieses Defizit fehlender Referenzen und Modellanwendungen für innovative Entwicklungen, Produkte und Dienstleistungen soll mit der Ausgestaltung eines
konkreten Gebietes mit moderner Wassertechnik und innovativen Konzepten als Modellstadt Wasser behoben werden.
Die Vielgestaltigkeit des Angebotes und der Akteure in der Hauptstadtregion erschweren
die zielgerichtete Vermittlung von Kontakten. Die auf der Zukunftswerkstatt Green Economy der IHK im Oktober 2010 entwickelte Idee eines Waterhub Berlin-Brandenburg als
ein wirkungsvoller Wegweiser nicht nur zur Modellstadt sondern in die gesamte Wasserbranche und Forschungslandschaft der Hauptstadtregion wird daher hier aufgegriffen.
Damit können die bestehenden Angebote und Dienstleistungen, zum Beispiel der Berlin
Partner GmbH wirkungsvoll ergänzt werden.
Modellstadt Wasser - Machbarkeitsstudie
Der Vorschlag, auf dem Standort des in naher Zukunft geschlossenen Flughafens Tegel
einen modellhaften Umgang mit Wasser zu realisieren, ist unter diesen Voraussetzungen
aufzugreifen, um eine übergreifende Referenz für Berlin und seine Unternehmen zu bilden. Die Verbindung mit der Entwicklung als Industriestandort Zukunftstechnologien bietet einen hervorragenden Rahmen hierfür. Die durch die TSB Innovationsagentur Ende
2010 beauftragte Machbarkeitsstudie des Netzwerkes WaterPN wird eine erste Konkretisierung zum Ergebnis haben.
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Abschlussbericht
Konzeptentwicklung für eine generische Modellstadt Wasser
Auf der Basis der Erkenntnisse der Machbarkeitsstudie ist ein generisches Konzept für eine Modellstadt Wasser als Referenz für innovative Konzepte, Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln und für eine Umsetzung an dem gewählten Standort vorzubereiten.
Dieses generische Modell setzt nicht nur die Rahmenbedingungen und Eckpunkte, sondern auch den Katalog der gegebenenfalls umzusetzenden Konzepte, Technologien und
Dienstleistungen. Die generische Modellstadt Wasser mit ihren unterschiedlichen Modulen
ist geeignet, nicht nur an einem Ort umgesetzt zu werden. Insofern ist sie unabhängig
von der Umsetzung an dem konkreten Ort, sie muss ihre Tauglichkeit aber für die Realisierung beweisen.
Modellstadt Wasser - Realisierung an mindestens einem Standort
Ziel muss es sein, durch die Realisierung einer Modellstadt Wasser an mindestens einem
Standort so schnell wie möglich geeignete Referenzprojekte zu schaffen, die die Leistungsfähigkeit und Innovationskraft der Wasserbranche und der Wasserforschung in Berlin und Brandenburg aufzeigen und unterstreichen.
Eine zusätzliche Einbindung in die IBA 2020 in Berlin kann ein wesentlicher Vorteil für das
Marketing sein und zusätzliche Ressourcen verfügbar machen.
Die Realisierung setzt ein entsprechend abgestimmtes Handeln zwischen dem Entwicklungsträger des Gebietes, der Stadtplanung, den Unternehmen der Wasserbranche und
auch der ansiedlungswilligen Firmen voraus. Inwieweit eine kostenneutrale Realisierung
möglich ist, bleibt abzuwarten. Gegebenenfalls sollte eine finanzielle Unterstützung ermöglicht werden.
Je nach Ergebnis und der noch abzuwartenden Entwicklung am Standort Flughafen Tegel
ist mittelfristig zu prüfen, ob mehrere Standorte mit unterschiedlichen Stadtszenarien
und Schwerpunkten notwendig und machbar sind. Die Integration mit Modellen verwandter Gebiete, wie Stadtentwicklung, Verkehr und Energie, kann hierbei ein gewichtiges Argument sein.
Waterhub Berlin etablieren
Derzeit fehlt es an einer zentralen und gut funktionierenden Anlaufstelle in Berlin und
Brandenburg, die Interessenten sowie Wasserexperten als effiziente Kontakt- und Vermittlungsstelle dienen könnte. Diese ist derzeit weder virtuell noch physikalisch vorhanden. Das Waterhub könnte die existierenden Netzwerke und Institutionen informell bündeln und so als Pfadfinder und Vermittler agieren. Es kann so einen wichtigen Beitrag zur
weiteren Steigerung der Attraktivität Berlins für Interessenten und Experten aus der
Wasserbranche leisten.
Das Waterhub ist idealerweise in direktem Zusammenhang mit der Modellstadt Wasser in
räumlicher und inhaltlicher Überschneidung zu realisieren. Die Idee des Waterhub geht
insofern über die Modellstadt Wasser hinaus, da es auch die Institutionen, Projekte und
unternehmerischen Angebote umfasst, die nicht direkt am Standort Modellstadt sichtbar
sind. Es setzt eine breite Trägerschaft aus Wissenschaft, Wirtschaft und gegebenenfalls
öffentlicher Hand voraus.
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6.4.2 Leistungsschau Wasser in Berlin
Zielsetzung
Umbau und Sanierung der Wasserinfrastruktur nach der Wiedervereinigung der Stadt
sind große Leistungen, die als Referenz für die Leistungsfähigkeit der Branche in der Region dienen können. Dies wird aus verschiedenen Gründen derzeit wenig genutzt, die
Leistungen werden häufig allein den Berliner Wasserbetrieben zugeschrieben. Wünschenswert ist ein gemeinsames Agieren der Berliner Wasserbetriebe und der jeweils in
Betracht kommenden Unternehmen, um das Erreichte als gemeinsame Leistung darzustellen. Dies würde ein erhebliches Marketingpotenzial freisetzen und die Modellstadt
Wasser in idealer Weise ergänzen.
Eine Leistungsschau Wasserwirtschaft Berlin wäre selbstverständlich unvollständig ohne
die Projekte und Referenzen außerhalb der Zuständigkeit der BWB. Die zahlreichen mit
Unterstützung der öffentlichen Hand oder in rein privater Trägerschaft realisierten Projekte sind zusammenzutragen und entsprechend aufzubereiten.
Entwicklung einer gemeinsamen Strategie zur Vermarktung
Voraussetzung für die erfolgreiche Nutzung des vorhandenen Potenzials für die Vermarktung ist die Entwicklung und Abstimmung einer gemeinsamen Strategie, von der alle Beteiligten - BWB, private Eigentümer der BWB, Senatsverwaltung, beteiligte Unternehmen
- angemessen profitieren. Erst wenn die Basis geschaffen ist, die Berliner Wasserbetriebe
und die durch die öffentliche Hand durchgeführten Projekte als eine aktive Referenz nutzen zu können, erscheint eine Investition in die weiteren Schritte sinnvoll und erfolgsträchtig. Die Entwicklung der gemeinsamen Strategie sollte unter Federführung der Senatsverwaltung für Wirtschaft erfolgen.
Relevante Themenfelder und Aktivitäten identifizieren
Im Prinzip bergen alle Geschäftsprozesse der BWB, an denen Unternehmen der Region
mit Produkten und Dienstleistungen beteiligt waren und/oder sind, das Potenzial für eine
erfolgreiche Vermarktung im Sinne einer häufig durchaus Maßstäbe setzenden Referenz
für die Branche im In- und Ausland. Dies kann von einer erfolgreichen Strategieentwicklung, zum Beispiel für die Kanal- oder Rohrnetzsanierung, bis zum Einsatz neuer Materialien im Klärwerksbau oder bei der Beckensanierung reichen.
Auch seitens der Landesbehörden sollten – wo zutreffend – der Anteil der Berliner Unternehmen an der erfolgreichen Bewirtschaftung der Berliner Gewässer dargestellt werden.
Konzepte für eine gemeinsame Präsentation erarbeiten
Sind relevante Themenfelder, Produkte oder Dienstleistungen identifiziert, muss ein gemeinsames und umfassendes Konzept zur Nutzung im Rahmen des Marketings erstellt
werden. Hierbei geht es nicht nur um die Frage einer medialen Präsentation oder einer
Besichtigung vor Ort, sondern um eine ganzheitliche Gestaltung des Marketingprozesses.
Ein erster Schritt ist sicher die Zusammenstellung des Leistungsangebotes der Berliner
Wasserbranche in Verbindung mit einem Katalog herausragender Leuchtturmprojekte.
Beide Ansätze werden derzeit vom Netzwerk WaterPN bereits verfolgt.
Aktive Einbindung und Umsetzung
Eine aktive Einbindung und Umsetzung im Rahmen des Marketings der beteiligten Unternehmen kann nunmehr erfolgen und einen wichtigen Baustein im Marketingkonzept eines
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Aktionsplan Wasser Berlin 2011
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Unternehmens darstellen. Die damit geschaffenen Zugriffsmöglichkeiten können auch bei
Delegationsbesuchen als Beispiele genutzt werden.
6.4.3 Weiterentwicklung der bestehenden Fördermaßnahmen
Neben Beratungsangeboten sind insbesondere finanzielle Fördermaßnahmen für die Unternehmen von großem Interesse. Die Förderprogramme Berlins und Brandenburgs unterstützen den Markteintritt durch Delegationsreisen, Messebesuche und Messepräsenzen
sowie durch Mittel für den Einsatz zusätzlichen Personals auch im Zielland (Außenwirtschaftsassistent).
Übereinstimmende Erfahrungen von Unternehmen nicht nur der Wasserbranche in der
Außenwirtschaft zeigen, dass für einen erfolgreichen Markteintritt ein Zeitraum von mehreren Jahren erforderlich ist, in dem Kontakte und lokale Netzwerke aufgebaut werden.
Dies wird unter anderem darauf zurückgeführt, dass erst eine gewisse Vertrauensbasis
bestehen muss, bevor die Informationen zur Verfügung gestellt werden, die für eine erfolgreiche Bewerbung um einen Auftrag erforderlich sind.
In der Vergangenheit haben oft Kontakte, die während mehrjähriger Forschungs- und
Entwicklungsprojekte im Zielland aufgebaut wurden, zu einem erfolgreichen Markteintritt
geführt. Diese in der Regel durch Bundesministerien geförderten Projekte ermöglichen es
den Unternehmen, über Jahre kontinuierlich bzw. in regelmäßigen Abständen im Land tätig zu sein.
Diese erste Präsenzphase als vertrauensbildende Maßnahme und zur Netzwerkentwicklung vor Ort ist unerlässlich, aber für kleinere Unternehmen kaum zu finanzieren. Die
Förderinstrumente müssen daher ergänzt werden. Sie dürfen nicht nur den Erstkontakt
einschließen, sondern sollen auch in nachfolgenden Phasen eine Unterstützung ermöglichen. Dies kann, vorbehaltlich der wettbewerbsrechtlichen Prüfung, auf verschiedene Art
geschehen:
Unterstützung bei der Geschäftsanbahnung
• Unterstützung für Reisen mit Bezug zu Auftragsverhandlungen: Reisemittel, Übersetzungskosten, Internetauftritt und Druckbroschüren.
•
Zertifizierungskosten (bspw. durch ILB bereits gefördert): Das Erlangen von im Zielland anerkannten Zertifikaten kann je nach Produkt Vorbedingung sein.
•
Überbrückungshilfen bei schleppender Auftragsvergabe im Ausland: Auch bei eigentlich bereits zugesicherter Aufträgen können Nachverhandlungen eingefordert werden,
die die Aufrechterhaltung der Präsenz vor Ort über einen längeren unproduktiven
Zeitraum erforderlich machen.
•
Förderung von Gegenbesuchen ausländischer Geschäftspartner: In einigen Regionen
(Asien, arabische Welt) wird es erwartet, dass der Gast weitgehend von Kosten des
Besuches freigestellt wird. Diese Kosten, die bereits in der Vorphase ohne konkrete
Geschäftsabschlüsse anfallen, stellen je nach Größe der Unternehmen ein erhebliches
Hindernis dar.
Unterstützung bei der Vorbereitung von Verbundprojekten
• Förderung der Vorbereitungsphase von Forschungsprojekten: Insbesondere die Beantragung von großen Verbundprojekten erfordert eine umfangreiche VorbereitungsSeite 108
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phase. Diese sich oft über einen Zeitraum von 12 Monaten und länger erstreckende
konzeptionelle Arbeit, verbunden mit Kontaktpflege, Koordinierungstreffen und Reistätigkeiten ist Voraussetzung, um von großen, national wie international aufgestellten Projekten erfolgreich partizipieren zu können. Zugleich bilden derartige Projekte
eine gute Möglichkeit, in neue Märkte einzutreten. Für Forschungseinrichtungen stehen hierfür fallweise Fördermittel zur Verfügung, beteiligte Unternehmen sind hiervon
in der Regel ausgeschlossen. Für KMU ein Ausschlusskriterium.
Die in einigen Zielregionen sehr bedeutsame politische Unterstützung wird unter dem
Punkt 6.4.5 Delegationsbesuche und Delegationsreisen angesprochen.
6.4.4 Wertschöpfungsketten identifizieren und ausbauen
Zielsetzung
Wertschöpfungsketten besitzen in der Regel eine oder mehrere Fixpunkte, die mit großer
Wahrscheinlichkeit beim Einkauf entsprechender, komplexer Produkte und Dienstleistungen Bestandteil des jeweiligen Leistungspaketes sind. Ziel ist es, an diesen Fixpunkten
anzukoppeln und so zu einem regelmäßigen Bestandteil der Wertschöpfungskette zu
werden.
Wertschöpfungsketten mit ihren Schlüsselfunktionen identifizieren
Relevante Wertschöpfungsketten sind zu identifizieren und auf ihre Schlüsselfunktionen
hin zu durchleuchten. Die dazugehörigen Akteure müssen identifiziert und für den weiteren Prozess genutzt werden. Als Beispiel aus dem Wassersektor seien die Kanal- und
Rohrnetze genannt: Hier gehen Planungsleistungen auf verschiedenen Konkretisierungsstufen Hand in Hand bis hin zur Realisierung durch Bauunternehmen. Die Planung der Erhaltung der Netze, der konkreten Ausführung und die praktische Durchführung sind daran anschließende Schritte. Durch die Systematisierung der einzelnen Phasen lassen sich
Übergabepunkte und etwaige Lücken im regionalen Angebot finden. Hier wird bereits das
Aufgabenfeld eines künftigen Masterplans Wasser sichtbar.
Maßnahmen zur Vermarktung - Verbundprojekte
Auf Basis der identifizierten Wertschöpfungsketten sind geeignete Maßnahmen zur Vermarktung zu konzipieren. Eine besonders wirkungsvolle Maßnahme zur Markterschließung in einem definierten Markt kann die Initiierung und Unterstützung eines Verbundprojektes sein. Hierbei ist in erster Linie die Unterstützung bei dem Aufbau lokaler Kontakte und Netzwerke sowie bei der Projektentwicklung notwendig. Diese kann häufig von
den beteiligten Unternehmen alleine, insbesondere wenn es KMU sind, nicht geleistet
werden. Unter anderem das BMBF hat auf diesem Wege bereits einige erfolgreiche Projekte in der Entwicklungsphase unterstützt und kombiniert Forschung mit wirtschaftlichen
Projekten vor Ort.
Finanzierung sicherstellen
Die Finanzierung von Maßnahmen, insbesondere auch die Unterstützung von Verbundprojekten, benötigen eine längerfristige gesicherte Finanzierung, um erfolgreich zu sein
und die Investitionen auf allen Seiten zu rechtfertigen.
Wertschöpfungsketten vermarkten – Verbundprojekte umsetzen
In den ausgewählten Regionen sind die notwendigen Kontakte und Netzwerke aufzubauen und die Projektentwicklung zu initiieren.
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6.4.5 Stärken kommunizieren – nach innen und außen
Zielsetzung
Mehr Wissen und Bewusstsein bei den Akteuren und Verantwortlichen hier bedeutet eine
breitere Kommunikationsbasis und damit mehr und bessere Kommunikation nach außen.
Eine bessere Kommunikation nach innen ist auch Voraussetzung für eine mögliche zukünftige Anerkennung als Kompetenzfeld für Berlin mit all den damit verbundenen positiven Folgen und verbesserten Möglichkeiten zur Weiterentwicklung.
Eine bessere Wahrnehmung in der Bürgerschaft kann dieser Entwicklung einen wichtigen
Schub geben. Darüber hinaus ist jeder Reisende ein potenzieller Botschafter der herausragenden Qualitäten der Berlin-Brandenburger Wasserwirtschaft, man muss ihn nur mit
dem Wissen und dem Bewusstsein hierfür ausstatten. Umgekehrt gilt dies natürlich auch
für Besucher, die nach Berlin kommen. Diese müssen die Rolle des Wassers und der
Wasserwirtschaft für Berlin und Brandenburg spüren und diese Eindrücke mitnehmen.
Bisher fehlt es noch an einem solchen durchgängigen Image, das dieses leisten kann.
Netzwerk WaterPN
Das Netzwerk WaterPN hat sich in den fast fünf Jahren seit seiner Gründung zu einer festen Größe entwickelt. Es bietet mit derzeit 28 Mitgliedern einen repräsentativen Querschnitt der Branche und befördert ein gemeinsames Handeln der Unternehmen in unterschiedlichen Konstellationen wie auch als Netzwerk an sich. Es wird von den Mitgliedern
als neutral wahrgenommen und ist damit prädestiniert, die Außendarstellung der Stärken
der regionalen Wasserbranche zu übernehmen.
Gerade als Vertreter der eher kleinen und mittelständischen Unternehmen, denen in der
Regel sowohl die finanziellen wie auch die personellen Ressourcen für eine umfangreiche
gemeinsame Verbandsarbeit fehlen, benötigt WaterPN eine mittel- bis langfristig gesicherte Perspektive für die gemeinsamen Anstrengungen. Nur dann wird das Vertrauen in
die gemeinsame Vermarktung weiter wachsen und für alle Beteiligten eine Rendite ihrer
Investitionen in Form von zusätzlichen Aufträgen gerade auch auf internationalen Märkten in Aussicht stehen.
Verwaltungen des Landes Berlin gemeinsam einbinden
Mehrere Senatsverwaltungen (Wirtschaft, Technologie und Frauen; Gesundheit, Umwelt
und Verbraucherschutz; Stadtentwicklung) befassen sich aus der Sicht ihrer jeweiligen
Aufgabenstellungen mit dem Thema Wasser und agieren auf unterschiedliche Weise mit
den in Berlin (und Brandenburg) ansässigen Akteuren. Es ist wünschenswert, dass das
Wissen um die Stärken der Branche in allen drei Verwaltungen gleichermaßen bekannt ist
und gegenüber Dritten kommuniziert wird. Hierin soll auch die Senatskanzlei einbezogen
sein.
Wasserplenum 2011
Mit dem Wasserplenum 2009 ist nicht zuletzt der Startschuss für diesen Aktionsplan gesetzt worden. Das Wasserplenum und der Arbeitskreis sind ein wichtiges Medium, um alle
Aktivitäten mit einem breiten Spektrum von Akteuren aus der Wasserbranche abzustimmen. Die in diesem Aktionsplan vorgeschlagenen Maßnahmen werden nur dann erfolgreich sein, wenn sie von einer breiten Basis getragen und zumindest teilweise auch aktiv
unterstützt werden. Insofern kann das Wasserplenum ein wichtiges Forum für die Gewinnung weiterer Mitstreiter sein. Dies muss aus unserer Sicht genutzt werden.
Seite 110
Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
Delegationsbesuche und Delegationsreisen
Berlin als Hauptstadt einer der bedeutendsten Wirtschaftsmächte und gleichzeitig föderaler Stadtstaat wird von vielen internationalen Delegationen besucht. Andererseits werden
entsprechende internationale Delegationsreisen mit politischer Begleitung von den einzelnen Ressorts des Senats von Berlin durchgeführt. Wo immer dies geeignet ist, sollten
die Stärken der regionalen Wasserbranche kommuniziert und wenn möglich passgenau
Unternehmen beim Empfang von Delegationen wie bei Reisen einbezogen werden.
Stadtgespräch Wasser – Wasser bewegt Berlin
Das Stadtgespräch Wasser mit der Veranstaltungsreihe „Wasser bewegt Berlin“ hat es im
Jahr 2010 erfolgreich geschafft, sich in einem sehr gut besetzten Veranstaltungsmarkt
mit Wasserthemen zu etablieren und eine breite Öffentlichkeit anzusprechen. Damit kann
das Stadtgespräch in den nächsten Jahren einen wichtigen Beitrag zur Bewusstseinsbildung bei allen Beteiligten zum Thema Wasser und Berlin im Sinne der Zielsetzung leisten. Das Stadtgespräch Wasser bietet mit seiner breiten Partnerschaft von Organisationen, Stiftungen und Verbänden eine gute Basis für eine weiter positive Entwicklung.
6.4.6 Vorhandene Strukturen nutzen
Zielsetzung
Gerade unter dem Aspekt begrenzter finanzieller Ressourcen sind die Nutzung und der
Ausbau bereits vorhandener Strukturen und Erfahrungen eine Möglichkeit, mit geringem
Mitteleinsatz zusätzliche Potenziale verfügbar zu machen. Ziel ist es, die unterschiedlichen Strukturen, Konzepte und Erfahrungen breiter verfügbar zu machen und intensiver
zu nutzen.
Bestehende Netzwerke nutzen
In Berlin existiert eine Reihe von Netzwerken. Neben dem Branchennetzwerk WaterPN ist
hier das Innovationszentrum „Wasser in Ballungsräumen“ an der TU Berlin und das
Netzwerk e.qua mit dem Schwerpunkt Wasser und Energie zu nennen, die beide um das
Thema Wasser geknüpft sind. Bei der Technologiestiftung Berlin sind weitere Netzwerke
mit anderen Schwerpunkten angesiedelt. Darüber hinaus ist in Adlershof das Netzwerk
MESEDA auf dem Gebiet der Mikrosystemtechnik aktiv, um nur eines von weiteren thematischen Unternehmensnetzwerken zu nennen. Hier bieten sich zahlreiche Anknüpfungspunkte, die bei der Unterstützung der Wasserbranche dienlich sein können. In erster Linie ist hier an Abrundungen von Angeboten aus bzw. für die Wasserbranche bei der
Ansprache spezieller Kundenkreise zu denken, zum Beispiel Medizintechnik und Reinstwasser. Eine Schlüsselfunktion nehmen hier sicher die Manager der Netzwerke selbst ein.
Masterplan Industrie
Der 2010 aufgestellte Masterplan Industrie definiert in vier Aktionsfeldern Ziele und Projekte zu ihrer Erreichung. Hier bieten sich eine ganze Reihe bisher nicht näher untersuchter Ansatzpunkte zur Einbeziehung der Wasserbranche. Es wäre fahrlässig, die Möglichkeiten des Masterplans Industrie für die Wasserbranche nicht hinreichend zu analysieren
und so möglicherweise erhebliche Potenziale zu verschenken. Die Arbeitsgruppen zur
Umsetzung des Masterplans Industrie stehen allen Interessierten offen und sind das geeignete Forum zur Entwicklung gemeinsamer Aktionen. Es ist kurzfristig zu entscheiden,
in welcher Form und mit welchen Ressourcen eine Beteiligung realisiert werden kann.
Seite 111
Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
Erfahrungen im Auslandsgeschäft zusammenführen
Zahlreiche Unternehmen aus der Region haben in der Vergangenheit Erfahrungen auf unterschiedlichen Exportmärkten gesammelt. Diese Erfahrungen werden bisher nicht gezielt
verfügbar gemacht und können somit auch nur eher zufällig von Anderen genutzt werden. Es bietet sich an, für die relevanten Themen und Märkte einen regelmäßigen Erfahrungsaustausch zu organisieren und Ideen zur gemeinsamen Nutzung der Erfahrungen zu
entwickeln. In einzelnen Verbänden wird dies bereits mit zum Teil gutem Erfolg praktiziert. Aber auch hier hängt der dauerhafte Erfolg davon ab, ob alle Beteiligten in angemessenem Umfang an einem zusätzlichen Erfolg partizipieren. Der Nutzen dieser Aktivitäten muss für alle Beteiligten größer sein als der Aufwand.
Einen guten Ansatzpunkt bieten hierfür die Länderforen der German Water Partnership
(GWP), die zu einer Reihe von Auslandsmärkten bestehen. Eine Doppelung erscheint daher weniger zielführend, vielmehr sollten interessierten Unternehmen - gegebenenfalls
nach Beitritt bei der GWP – in den Länderforen aktiv werden und für einen Informationsfluss auf regionaler Ebene sorgen.
6.4.7 Synergiepotenziale identifizieren und nutzen
Zielsetzung
Die Entwicklung in produkt- oder dienstleistungsrelevanten Feldern kann wesentlichen
Einfluss auf die Weiterentwicklung eigener Angebote haben, kann aber auch erhebliche
Umbrüche am Markt durch völlig neue Angebote und Produkte verursachen.
Beispielsweise würde eine flächendeckende Verbreitung von Durchflusssensoren im
Trinkwassernetz die derzeit marktgängigen Angebote der Leckortung weitgehend ersetzen. Bislang nach Zeitplan geleistete Wartungsarbeiten könnten durch Sensorik und Modellierung von Prozessen deutlich vermindert werden. Zugleich ließen derartige Technologien neue Märkte entstehen. Deshalb ist es Ziel, in besonders relevanten Themen einen
gezielten Austausch von Informationen sicherzustellen, sodass Synergiepotenziale frühzeitig erkannt und für die Vermarktung nutzbar gemacht werden können.
Informationsgewinnung und Austausch organisieren
Hierbei sollen nach Möglichkeit bereits bestehende Plattformen oder Initiativen intensiver
genutzt werden. Das Projekt WTT - Wissens- und Technologietransfer der Technologiestiftung Berlin unterstützt durch Veranstaltungen und Seminare den Technologietransfer
in die Unternehmen. Hier können wasserspezifische Fragestellungen eingebracht werden.
Weitere Möglichkeiten sind zu identifizieren und in Bezug auf ihren Beitrag zur Informationsgewinnung oder zum Informationsaustausch zu untersuchen. Darüber hinaus sind die
besonders relevanten Entwicklungsfelder zu identifizieren und regelmäßig zu überprüfen.
Themen hierfür sind beispielsweise:
•
Mikrosystemtechnik
Die Mikrosystemtechnik macht zurzeit große Entwicklungsschritte. Zunehmend
werden preisgünstige Sensoren verfügbar. Hieraus können neue Angebote auch
für die Wasserwirtschaft entwickelt werden, sowohl in technologischer als auch
organisatorischer Richtung. In Berlin finden sich neben den Hochschulen namhafte
Forschungskapazitäten auf diesem Gebiet (Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit
und Mikrointegration - IZM, GfAI Berlin-Adlershof mit Netzwerkmanagement
MESEDA).
Seite 112
Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
•
Informations- und Kommunikationstechnologien (IuK)
Die Wasserwirtschaft wird immer stärker von IuK durchdrungen. Die Entwicklungen in der IuK in Hardware und Software lassen neue Anwendungen und Einsatzgebiete erwarten. Als Beispiele seien hier Echtzeitmodellierungen und im Raum
verteilte Sensornetzwerke genannt. Es bestehen damit Verbindungen zur Mikrosystemtechnik. Die Informations- und Kommunikationstechnologien sind eines der
Kompetenzfelder Berlins, so dass hier Anknüpfungspunkte zunächst auf der Ebene
der bestehenden Netzwerke gegeben sind.
•
Stadtentwicklung
Die Stadtentwicklung blendet häufig noch den Umgang mit Wasser und die dafür
erforderliche Infrastruktur aus. Es wird davon ausgegangen, dass die Versorgung
und Entwässerung mit zentralen Netzen ganz nach den Zielen der Stadtentwicklung gestaltet werden kann. Der sich verändernde Umgang mit Niederschlagswasser hin zu einer dezentralen Behandlung, Versickerung oder Nutzung gibt neue
Impulse, stellt aber auch planerische Anforderungen an die Stadtentwicklung.
Die bereits vorgestellte Idee der Modellstadt Wasser bietet eine gute Möglichkeit,
durch praktische Beispiele verbunden mit Informationen über Rahmenbedingungen, Leistungsfähigkeit und anbietende Firmen dezentrale Herangehensweisen bei
Siedlungsentwässerung und Versorgung bei Planern und Entscheidern bekannter
zu machen.
6.4.8 Zeitplan
Der Zeitplan sieht einen schnellen Beginn der ersten beiden Maßnahmen vor. Insbesondere wird vorgeschlagen, die Ziele zu entwickeln und festzulegen und die Machbarkeit zu
prüfen. Für die Weiterentwicklung der bestehenden Förderinstrumente (6.4.3) wird kein
Zeitplan vorgeschlagen, da diese einer sorgfältigen Prüfung und Abstimmung im Kontext
der Wirtschaftsförderung des Landes Berlin bedürfen. Der Zeitplan ist nur als sehr grobe
Orientierung zu verstehen, er bedarf der weiteren Konkretisierung und die Abschätzung
und Zuordnung erforderlicher Ressourcen ist bisher nicht erfolgt.
Seite 113
Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
Tabelle 7: Zeitplan für die Maßnahmen des Aktionsplans Wasser
Maßnahmenübersicht in Quartalen ab Projektstart
Schritte
1Hj
11
2Hj
11
1Hj
12
2Hj
12
1Hj
13
2Hj
13
1Hj
14
2Hj
14
1Hj
15
2Hj
15
1Hj
16
2Hj
16
Zielsetzung
Modellstadt Wasser - Machbarkeitsstudie
Konzept generische Modellstadt
Wasser
Modellstadt und Waterhub Berlin
Modellstadt Wasser - Realisierung
an einem Standort
Waterhub Berlin
etablieren
Zielsetzung
Gemeinsame
Vermarktungsstrategie
Leistungsschau Wasser in Berlin
Relevante Themenfelder identifizieren
Konzepte für gemeinsame Präsentation
Aktive Einbindung
und Umsetzung
Zielsetzung
Wertschöpfungsketten identifizieren
Wertschöpfungsketten ausbauen
Maßnahmen zur
Vermarktung Verbundprojekte
Finanzierung sicherstellen
Wertschöpfungsketten vermarkten
Seite 114
Aufwand
Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
Der folgende Zeitplan skizziert die begleitenden Aktivitäten mit ihrer Verteilung über die
Zeitachse.
Tabelle 8: Zeitplan für die begleitenden und unterstützenden Aktivitäten
Begleitende Aktivitäten in Quartalen ab Projektstart
Aktivitäten
1Hj
11
2Hj
11
1Hj
12
2Hj
12
1Hj
13
2Hj
13
1Hj
14
2Hj
14
1Hj
15
2Hj
15
1Hj
16
2Hj
16
Netzwerk WaterPN
Verwaltungen
Berlins gemeinsam einbinden
Wasserplenum
2011
Stärken kommunizieren
Delegationsbesuche und Delegationsreisen
Stadtgespräch
Wasser
Zielsetzung
Vorhandene Strukturen nutzen
Netzwerke nutzen
Masterplan
Industrie
Erfahrungen im
Auslandsgeschäft
zusammenführen
Zielsetzung
Informationsgewinnung und Austausch
Synergiepotenziale nutzen
Mikrosystemtechnik
IuK
Stadtentwicklung
Seite 115
Aufwand
Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
6.5 Fokussierung auf aussichtsreiche Zielregionen
Der Erfolg der Unternehmen bei der Etablierung internationaler Geschäftsbeziehungen ist
von vielen Faktoren abhängig. Gerade für kleinere Unternehmen ist es schwierig, die nötige Aufmerksamkeit potentieller Auftraggeber zu erlangen. Hier setzt die Unterstützung
durch die politische Ebene, durch Multiplikatoren und einen gemeinsamen Auftritt an.
Wesentlich ist eine Strategie des langen Atems, da sich geschäftliche Erfolge oft erst
nach Jahren einstellen.
Im Sinne eines konzentrierten Vorgehens, wie es die Rahmenstrategie Außenwirtschaft
des Landes Berlin (2010) anstrebt, ist eine Verständigung der Akteure auf vorrangige
Zielregionen und Länder anzustreben. Dies wirkt einer Zersplitterung der Aktivitäten entgegen und bildet so die Voraussetzung für die erforderliche Kontinuität. Eine derartige
Konzentration der Bestrebungen ist auch Teil der bundesweiten Strategie innerhalb der
German Water Partnership (GWP). Sowohl Unternehmen als auch die unterstützenden
Bundesministerien haben sich auf 3 Fokusländer bzw. Regionen - Vietnam, Türkei,
Maghreb-Länder - und 13 Schwerpunktländer - Bulgarien, Rumänien, Kroatien, Russland,
Ukraine, Zentralasien, Iran, Golfstaaten, Jordanien, China, Indien, Mexiko, Afrika (noch
nicht bestimmt) - verständigt. Für diese bestehen Länderforen bei der GWP, die dem Informationsaustausch und der Planung von gemeinsamen Aktivitäten dienen (vgl. 6.4.3).
Ansatzpunkte für die Festlegung der vorrangigen Zielregionen für die Unterstützung der
Wasserbranche Berlin-Brandenburgs finden sich in den Einschätzungen der befragten Experten zu aussichtsreichen Märkten (Kap. 5.4), der Rahmenstrategie Außenwirtschaft des
Landes Berlin und den Schwerpunktländern der GWP. Die folgende Matrix stellt diese Informationen zusammen.
Tabelle 9: Matrix aussichtsreicher Zielmärkte.
Land/Region
Einschätzung Märkte
(Experteninterviews)
Rahmenstrategie
Berlin
Türkei
Besonders aussichtsreich
Schwerpunkt
Partnerstadt Istanbul
Fokusland
Russland
Besonders aussichtsreich
Schwerpunkt
Partnerstadt Moskau
Schwerpunktland
Golfregion
Besonders aussichtsreich
Schwerpunkt
Schwerpunktland
China
Besonders aussichtsreich
Schwerpunkt
Partnerstadt Peking
Schwerpunktland
Indien
aussichtsreich
Schwerpunkt
Schwerpunktland
Brasilien
aussichtsreich
Republik
Südafrika
aussichtsreich
Seite 116
GWP
Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
Es ist jedoch zu beachten, dass die Auswahl vorrangiger Zielregionen für ein gemeinsames Vorgehen ohne ein entsprechendes Interesse der Unternehmen wenig zielführend
ist. Der vorliegende Aktionsplan Wasser kann daher nur die Grundlagen aufarbeiten, die
tatsächliche Entscheidung ist gemeinsam mit den Unternehmen der Branche zu treffen.
Seite 117
Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
7 Anhang
Seite 118
Aktionsplan Wasser
A 1.
Interviewleitfaden Stärken der Berlin-Brandenburger Wasserbranche
Strukturiertes Interview
Berlin-Brandenburger Wasserbranche
Datum:
Name, Vorname
Organisation
Historische Entwicklung des eigenen Unternehmens/Arbeitsfeldes
(Entwicklung der Firma, Haupttätigkeitsfelder in der Vergangenheit und bis heute, wichtige Forschungs- und Entwicklungslinien)
Eigene Tätigkeitsfelder
Tätigkeitsfeld
Wo? (D, EU, I*)
* Wenn möglich spezifizieren, z.B. Lateinamerika, Indien, etc.
Seite 119
Aktionsplan Wasser
Gibt es wichtige angrenzende Themenfelder?
Wenn ja, welche?
Gibt es wichtige Forschungsprogramme?
Wenn ja, welche?
Verortung der eigenen Tätigkeitsfelder
bezogen auf die Themenfelder des AP
III. Infrastruktur und
Bauleistungen
I. Technologie
II. Planung
Mess- und Analysetechnik
Integriertes Wassermanagement
Kanal- und Rohrnetze
LCA als Grundlage für Entscheidung im Sinne der Nachhaltigkeit
Energie und Wasser
Brauch- und Prozesswasser in Gewerbe und Industrie
Regenwasser - Integration und
Nutzung
Wiederverwendung in Landschaft/Landwirtschaft
IV. Konzept- und Projektentwicklung
Stake holder Management
Kommunikation mit dem Projektumfeld
Finanzierungskonzepte und -modelle
Partizipation und Place Making
Capacity Building
Politikberatung und sozialer Interessenausgleich
(Zuordnung der Tätigkeitsfelder zu den Themenfeldern durch den Interviewten markieren,
falls nicht zuordenbar bitte in dem entsprechenden Themenbereich ergänzen)
Seite 120
Aktionsplan Wasser
Die Zusammenarbeit mit welchen Firmen und Institutionen ist für
Sie von wesentlicher Bedeutung?
Firma/Institution
Gegenstand der Zusammenarbeit
Firmen:
Forschungseinrichtungen:
Öffentlicher Bereich:
Können Sie die wichtigsten Konkurrenten/konkurrierenden Einrichtungen benennen?
(Bitte zuordnen: BB = Berlin/ Brandenburg, D, I)
Seite 121
Aktionsplan Wasser
Die Stärken Berlin/Brandenburgs
Skala von 0 (= in BB so gut wie nicht vorhanden) bis 10 (= BB hat weltweite Spitzenposition)
Stärke
Themenfeld
Entw*
I. Technologie
Mess- und Analysetechnik
Brauch- und Prozesswasser in Gewerbe und Industrie
II. Planung
Integriertes Wassermanagement
LCA als Grundlage für Entscheidung im Sinne der Nachhaltigkeit
Regenwasser - Integration und Nutzung
Wiederverwendung in Landschaft/Landwirtschaft
III. Infrastruktur und Bauleistungen
Kanal- und Rohrnetze
Energie und Wasser
IV. Konzept- und Projektentwicklung
Stake holder Management
Kommunikation mit dem Projektumfeld
Finanzierungskonzepte und -modelle
Partizipation und Place Making
Capacity Building
Politikberatung und sozialer Interessenausgleich
*Stand der Technologieentwicklung
Skala von 0 (= nur erste Ideen vorhanden) bis 10 (= vollständig ausgereizte Technologie oder Methodik)
10
Grundlage ist die S-Kurve der Technologieentwicklung
5
0
Seite 122
Aktionsplan Wasser
Fehlen wichtige Themenfelder, die möglicherweise eine Stärke von
BB sind? Wenn ja, welche?
Gibt es Leuchtturmprojekte/wichtige Referenzen in/von BB für die
benannten Themenfelder?
Können Sie die drei wichtigsten Erfolgsfaktoren für das eigene Unternehmen/ die eigene Organisation benennen?
Welche Rolle spielt der Standort BB?
1.
2.
3.
Was fehlt in BB?
Können Sie uns noch hilfreiche Daten zur Verfügung stellen?
Seite 123
Aktionsplan Wasser
A 2.
Interviewleitfaden Internationaler Wassermarkt
Strukturiertes Interview
Internationaler Wassermarkt
Datum: . November 2010, Uhr
Name, Vorname
Organisation
Historische Entwicklung des eigenen Unternehmens/Arbeitsfeldes
(Entwicklung der Firma, Haupttätigkeitsfelder in der Vergangenheit und bis heute, wichtige Forschungs- und Entwicklungslinien)
Eigene Tätigkeitsfelder
Tätigkeitsfeld
Wo? (D, EU, I*)
* Wenn möglich spezifizieren, z.B. Lateinamerika, Indien, etc.
Seite 124
Aktionsplan Wasser
Verortung der eigenen Tätigkeitsfelder
bezogen auf die Themenfelder des AP
III. Infrastruktur und
Bauleistungen
I. Technologie
II. Planung
Mess- und Analysetechnik
Integriertes Wassermanagement
Kanal- und Rohrnetze
LCA als Grundlage für Entscheidung im Sinne der Nachhaltigkeit
Energie und Wasser
Brauch- und Prozesswasser in Gewerbe und Industrie
Regenwasser - Integration und
Nutzung
Wiederverwendung in Landschaft/Landwirtschaft
IV. Projektentwicklung, Projektumfeldmanagement und Transfer
Politikberatung (Strategie und sozialer Interessenausgleich)
Projektentwicklung (inkl. Finanzierungskonzepte und –modelle)
Projektumfeldmanagement (Information und Kommunikation, Stake holder
Management, Partizipation und Place Making)
Capacity Building
Was kann international vermarktet werden?
Welche Leistungen sind besonders gefragt?
Gibt es wichtige Förderprogramme?
Wenn ja, welche?
Seite 125
Aktionsplan Wasser
Markteinschätzung in Bezug auf die Stärken Berlin/Brandenburgs
Marktregion kennzeichnen per Buchstaben, Volumen = relativer Anteil am Gesamtwassermarkt,
Marktentwicklung per Pfeil markieren (senkrecht nach oben = sehr stark wachsend, etc.)
Marktregion
Themenfeld
I. Technologie
Mess- und Analysetechnik
Brauch- und Prozesswasser in Gewerbe und Industrie
II. Planung
Integriertes Wassermanagement
LCA als Grundlage für Entscheidung im Sinne der Nachhaltigkeit
Regenwasser - Integration und Nutzung
Wiederverwendung in Landschaft/Landwirtschaft
III. Infrastruktur und Bauleistungen
Kanal- und Rohrnetze
Energie und Wasser
Seite 126
Volumen
Marktentw.
Aktionsplan Wasser
IV. Projektentwicklung, Projektumfeldmanagement und Transfer
Politikberatung (Strategie und sozialer Interessenausgleich)
Projektentwicklung (inkl. Finanzierungskonzepte und –modelle)
Projektumfeldmanagement( Information und Kommunikation,
Stake holder Management, Partizipation und Place Making)
Capacity Building
Fehlen wichtige Themenfelder, die möglicherweise eine Stärke von
BB sind? Wenn ja, welche?
Welches wäre – abstrakt – das ideale Produkt am internationalen
Markt?
Seite 127
Aktionsplan Wasser
Können Sie die wichtigsten Märkte charakterisieren in Bezug auf
•
die politischen Rahmenbedingungen?
[-3 (sehr instabil) bis +3 (sehr gut)]
•
die Finanzierungsmöglichkeiten?
[-3 (keine) bis +3 (sehr gut)]
•
das technische Niveau?
[-3 (sehr niedrig) bis +3 (neuester Stand der Technik)]
Politische
Rahmenbeding.
Markt
Seite 128
Finanzierungsmöglichkeiten
Technisches
Niveau
Aktionsplan Wasser
Was muss in BB getan werden, um eine wesentliche Verbesserung
der Marktchancen der Berliner und Brandenburger Akteure zu erreichen?
Können Sie uns noch hilfreiche Daten zur Verfügung stellen?
Seite 129
Aktionsplan Wasser Berlin 2011
A 3.
Abschlussbericht
Marktcharakteristika
Um herauszufinden, welche Märkte und Marktregionen besonders geeignet erscheinen,
wurden die Interviewpartner um eine Einschätzung bezüglich der politischen Rahmenbedingungen, der Finanzierungsmöglichkeiten und des technischen Niveaus gebeten. Die
Auswahl der Märkte spiegelt im Wesentlichen das Betätigungsfeld der Befragten und
nicht zwangsläufig die Bedeutung der einzelnen Märkte wider. Es dürfte aber durchaus
typisch für die Ausrichtung vieler Unternehmen sein.
Europa
Die befragten Experten haben in Bezug auf Europa in erster Linie die neuen Märkte in
Ost- und Südosteuropa als interessante Märkte genannt und diese nach dem Schema
charakterisiert.
Tabelle 10: Charakterisierung der Märkte in Europa (soweit benannt)
Seite 130
Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
Asien
Schwerpunkt in Asien sind naturgemäß allein wegen ihrer Größe China und Indien. Aber
auch der Nahe Osten wurde mehrfach benannt.
Tabelle 11: Charakterisierung der Märkte in Asien (soweit benannt)
Das technische Niveau wird derzeit noch als eher niedrig eingeschätzt, es gehen jedoch
alle Experten davon aus, dass sich der Standard schnell entwickelt und damit auch die
Nachfrage sich an höheren Anforderungen orientiert. In einzelnen Märkten ist dies bereits
heute in den Anfragen eindeutig zu erkennen.
Seite 131
Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
Afrika
Afrika wurde von den Experten nur punktuell benannt. An erster Stelle werden in der Regel die Länder Nordafrikas genannt sowie die Republik Südafrika. West- und Zentralafrika
wurde von unseren Experten nicht betrachtet.
Tabelle 12: Charakterisierung der Märkte in Afrika (soweit benannt)
Sowohl die politischen Rahmenbedingungen als auch das technische Niveau werden sehr
unterschiedlich bezüglich der einzelnen Länder eingeschätzt. Die Finanzierungsmöglichkeiten werden zum Teil besser eingeschätzt als zu erwarten war. Hierfür werden ausländische Investoren und Hilfsgelder als Ursache benannt.
Lateinamerika
Lateinamerika ist in dieser Aufstellung nur mit wenigen Ländern vertreten, derzeit scheint
Lateinamerika etwas aus dem Fokus nicht nur der Weltpolitik geraten zu sein, wenn man
Brasilien und vielleicht Mexiko einmal absieht.
Tabelle 13: Charakterisierung der Märkte in Lateinamerika (soweit benannt)
Die Markteinschätzung bezüglich der genannten Länder Lateinamerikas ist recht positiv
und entspricht dem Gesamtwirtschaftlichen Bild der Region, auch wenn die SicherheitssiSeite 132
Aktionsplan Wasser Berlin 2011
Abschlussbericht
tuation in Mexiko derzeit schwierig und die weitere Entwicklung nur schwer abzuschätzen
ist.
Nordamerika und Westeuropa sind im Rahmen der Befragung zu
den interessanten Märkten nicht genannt worden, obwohl diese
zweifellos sehr große und entwickelte Märkte sind. Aber offensichtlich richten die Befragten ihr Hauptaugenmerk eher in die
Region, in denen eine sehr dynamische Entwicklung der Wirtschaft gegeben ist oder sich abzeichnet.
Seite 133
Aktionsplan Wasser Berlin 2011
A 4.
Abschlussbericht
Literaturverzeichnis
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Abschlussbericht
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TSB/FAV – Technologiestiftung Innovationszentrum Berlin – Forschungs- und
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Seite 135
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