Technische Universität Chemnitz Fakultät für Mathematik Prof. Dr. I. Veselić, F. Schwarzenberger, M. Tautenhahn Stochastik Übungsblatt 2 Satz 1 (Satz von Vitali, 1905). Sei Ω = {0, 1}N der Ergebnisraum des unendlich oft wiederholten Münzwurfes und P(Ω) die Potenzmenge über Ω. Dann gibt es keine Abbildung P : P(Ω) → [0, 1] mit den Eigenschaften (N) Normierung: P(Ω) = 1. (A) σ-Additivität: Sind A1 , A2 , . . . ⊂ Ω paarweise disjunkt, so gilt X P(∪i∈N Ai ) = P(Ai ). i∈N (I) Invarianz: Für alle A ⊂ Ω und n ≥ 1 gilt P(Tn A) = P(A). Dabei ist Tn : Ω → Ω, ω = (ω1 , ω2 , . . .) 7→ (ω1 , . . . , ωn−1 , 1 − ωn , ωn+1 , . . .) die Abbildung von Ω auf sich, welche das Ergebnis des n-ten Wurfes umdreht, und Tn A = {Tn (ω) : ω ∈ A} das Bild von A unter Tn . (Dies drückt die Fairness der Münze und die Unabhängigkeit der Würfe aus.) Aufgabe 1. Beweisen Sie Satz 1. Aufgabe 2 (Formel von Poincaré-Sylvester). Zeigen Sie: Für Ereignisse A1 , A2 , . . . , An in einem Wahrscheinlichkeitsraum (Ω, A, P) gilt ! ! n n [ X X P (−1)k+1 P (Ai1 ∩ Ai2 ∩ · · · ∩ Aik ) . Ai = i=1 k=1 1≤i1 <···<ik ≤n Aufgabe 3. Martin und Fabian vereinbaren ein faires Spiel über 7 Runden. Jeder zahlt 5 Euro als Einsatz, und der Gewinner erhält die gesamten 10 Euro. Beim Stand von 2 : 3 für Fabian muss das Spiel abgebrochen werden. Martin schlägt vor, den Gewinn in diesem Verhältnis zu teilen. Soll Fabian sich darauf einlassen? Stellen Sie dazu ein geeignetes Modell auf und berechnen Sie die Gewinnwahrscheinlichkeit von Fabian! Aufgabe 4 (Geburtstagsparadoxon). Sei pn die Wahrscheinlichkeit, dass in einer Klasse von n Kindern wenigstens zwei am gleichen Tag Geburtstag haben. Vereinfachend sei dabei angenommen, dass kein Kind am 29. Februar geboren ist und alle anderen Geburtstage gleich wahrscheinlich sind. Zeigen Sie (unter Verwendung der Ungleichung 1 − x ≤ e−x ) pn ≥ 1 − e−n(n−1)/730 , und bestimmen ein möglichst kleines n mit pn ≥ 1/2.