Jedes Jahr ein Baum Oskar-Maria-Graf-Gymnasium Neufahrn Material 2: Lernen lernen Lernen lernen – von Anfang an richtig Heute verpassen wir Dir ein paar richtige Denkzettel Erstellt von Sabine Zimmermann und Ulrich Reister Inhaltsverzeichnis DENKZETTEL NR. 1 Lernen - was ist das überhaupt? Wie funktioniert das Gehirn? Wie können wir uns Dinge merken? Kann man das Gedächtnis trainieren? Wird man „dumm“ oder „schlau“ geboren und bleibt man dann für immer so? Was heißt eigentlich „intelligent“? Wie kann ich selber besser denken lernen? DENKZETTEL NR. 2 Vokabeln, Regeln, Daten – wie kann ich mir das alles merken? Wie kann ich Vokabeln so lernen, dass es schnell geht und ich nicht gleich alle Wörter wieder vergesse? Was ist eine Vokabelkartei, was ist ein Lernplakat? Warum kapiere ich Matheregeln „theoretisch“, kann aber die Aufgaben dazu nicht lösen? DENKZETTEL NR. 3 Hausaufgaben - wichtig, aber lästig! Warum sind Hausaufgaben so wichtig? Warum machen sie trotzdem keinen Spaß? Warum soll ich meine Hausaufgaben machen? Soll ich Pausen einlegen? Das Mündliche zum Schluss – ist das richtig? Warum spielt die Ordnung auf meinem Schreibtisch so eine wichtige Rolle? DENKZETTEL NR. 4 Vor der Schulaufgabe – so viel Stoff zum Lernen! Was muss ich überhaupt für die Schulaufgabe lernen, was ist wichtig? Wann soll ich mit dem Lernen anfangen? Wie kann ich mir den Stoff richtig einteilen? Am letzten Tag noch mal voll lernen – ist das richtig? Wie kann ich feststellen, ob ich auch wirklich alles kann? DENKZETTEL NR. 5 Prüfungsangst – das muss nicht sein! Warum ist man in Prüfungen überhaupt aufgeregt? Was kann man dagegen unternehmen? Hat die Aufregung auch ihr Gutes? Wie kann ich mich selber aufbauen, wenn ich das Gefühl habe zu versagen? DENKZETTEL NR. 6 Nutze den Unterricht! Wie schaffe ich es im Unterricht bei der Sache zu bleiben? Muss ich wirklich acht Stunden lang dauernd still sitzen und aufpassen? Wie macht Schule Spaß? Hallo! Willkommen beim Lernen lernen! Als ob du nicht schon genug zu lernen hättest! Und nun hältst du dieses dicke Papierpaket in Händen, und man erwartet von dir, dass du dir das auch noch durchliest, alles, was darin steht, wichtig findest, auswendig lernst und in die Tat umsetzt … So ist es natürlich nicht gedacht! Dieses Heft soll dir das Lernen erleichtern! Der Start am Gymnasium verlangt von dir einiges: Du musst dich auf ein neues Gebäude, einen neuen Schulweg, neue Lehrer, eine neue Klasse und neue Fächer einstellen. Um dir das Lernen zu erleichtern, haben wir dir eine Auswahl der wichtigsten Lerntipps zusammengestellt. Am Inhaltsverzeichnis bist du ja schon vorbeigekommen; dort sind die Themen, um die es geht, aufgelistet. Such dir einfach zuerst aus, was dich am meisten interessiert. Die Reihenfolge, in der man die Denkzettel durchliest, ist nämlich mehr oder weniger egal. Sie heißen übrigens Denkzettel, weil du über das, was du da liest, auch einen Moment nachdenken sollst ... Lesen ist Silber, ausprobieren ist Gold! Mit dem Durchlesen der Denkzettel es ist nicht getan – du musst die Methoden und Tricks, die dir da empfohlen werden, unbedingt ausprobieren! Nur wenn du selber die Erfahrung machst: „Damit geht's ja wirklich besser!“, wirst du etwas verändern und so dein Lernen in Zukunft effektiver machen. „Effektiv“ bedeutet: mehr schaffen in weniger Zeit, mehr behalten mit weniger Aufwand, mehr Spaß beim Lernen! Sicher hast du viele Fragen und kannst dir manches, was hier erklärt wird, nicht recht vorstellen. Vielleicht hast du auch einfach keine Lust dich alleine mit diesem Heft zu beschäftigen. Deshalb wird es ein Kurs Lernen lernen geben. Er wird sechsmal stattfinden, in einer Intensivierungsstunde DENKZETTEL NR. 1 Lernen – wie funktioniert das eigentlich? Was ist Lernen überhaupt? Auf diese scheinbar simple Frage gibt es leider keine eindeutige, richtige Antwort. Fest steht aber: Lernen bedeutet nicht nur Vokabeln und geschichtliche Jahreszahlen auswendig lernen, Matheregeln pauken und Deutschaufsätze schreiben! Immer wenn dir etwas Neues begegnet, lernst du dabei. Beispiele gefällig? Bitte sehr: Hast du als kleines Kind mal auf eine heiße Herdplatte gelangt? Dann hast du sicher gelernt, dass das nicht sehr empfehlenswert ist. Vielleicht warst du auch schon mal beim Zelten. Da hast du dann sicher gelernt, wie man ein Zelt aufbaut, wie man Feuer macht oder wie ein Gaskocher funktioniert. Fernsehen macht dumm? Nicht unbedingt! Beim Fernsehen kann man viel darüber lernen, wie es in anderen Ländern dieser Erde aussieht, was für Tiere es dort gibt und wie die Menschen dort leben. Man erfährt viel über Sport, Politik und Wissenschaft, aber auch über die ganz alltäglichen Dinge, mit denen wir zu tun haben. (Wer sich nur vom Fernseher berieseln lässt, lernt natürlich fast nichts dabei ...) Wenn du mit anderen Menschen, zum Beispiel deinen Freunden, zusammen bist, lernst du ganz nebenbei auch noch eine Menge. Zum Beispiel, dass man den anderen ausreden lässt, dass man beim Essen nicht die Füße auf den Tisch legt, dass man sich durch Lügen unbeliebt macht oder dass man im Unterricht still sein sollte. Also: Wo du auch bist, was du auch tust, scheinbar lernst du ständig und ununterbrochen! Damit du nicht alles gleich wieder vergisst, hast du in deinem Kopf einen Supercomputer, das Gehirn. Deine „grauen Zellen“ leisten tatsächlich mehr als jeder Computer. Das Gehirn kann sich unendlich viel merken, es sorgt dafür, dass wir sprechen, träumen, springen, uns ärgern, uns freuen, gehen, hören, riechen, schmecken, sehen, lesen, schreiben, rechnen, tanzen, lachen, Ball spielen, denken, schwimmen, turnen, laufen, fühlen, … An das Gehirn angeschlossen sind die Sinnesorgane, die es mit Eindrücken „von außen“ füttern: Augen zum Sehen, Ohren zum Hören, die Nase zum Riechen, die Zunge zum Schmecken und die Haut zum Tasten. Eigentlich heißt Lernen dann ja: mit den fünf Sinnen die Welt wahrnehmen, über die Wahrnehmungen nachdenken und sich das Wichtige und Interessante merken. Das Gedächtnis Manche Dinge merken wir uns also, das meiste aber vergessen wir gleich wieder. Du kannst dir also dein Gedächtnis vorstellen wie ein ... ... Fischernetz: Die dicken Fische (= wichtige Dinge) bleiben hängen, die vielen kleinen (= Unbedeutendes) rutschen durch die Maschen. Je enger die Maschen deines Gedächtnisses sind, umso mehr bleibt hängen. Das heißt: Je mehr du schon weißt, umso leichter kannst du dir Neues merken. Vielleicht fällt es dir ja leichter dir dein Gedächtnis vorzustellen wie eine ... ... Bibliothek: Jedes Buch darin enthält Wissen. Aber nur wenn die vielen Bücher ordentlich sortiert und geordnet sind, finden wir auch das wieder, was wir suchen. Herrscht dagegen ein heilloses Durcheinander in der Bibliothek, dann kommen wir an das, was wir eigentlich wissen, nicht ran. Oder wie war's damit: Dein Gedächtnis ist eine ... ... Inselgruppe: Jede Insel steht für etwas, das du schon weißt. Nun springen aus einem Flugzeug viele Fallschirmspringer ab – jeder hat ein Paket neues Wissen auf dem Rücken. Manche landen da, wo schon Wissen ist, also auf einer Insel – gerettet! Andere landen im „Wasser des Unwissens“. Sofort versuchen diese Fallschirmspringer eine der Wissensinseln zu erreichen, um ihre Wissenspakete in Sicherheit zu bringen. Manche schaffen es, wenn die nächste Insel nicht zu weit weg ist. Manche gehen jedoch auch unter und mit ihnen das Wissen. Mit dem geretteten Wissen aber können wieder neue Wissensinseln im Meer entstehen. Du musst also nur dafür sorgen, dass dein Fischernetz engmaschiger wird, dass in deiner Bibliothek Ordnung herrscht und dass überall immer mehr Inseln entstehen, damit kein Fallschirmspringer mehr untergeht! Doof bleibt doof, da helfen keine Pillen? Stimmt, Pillen helfen da wirklich keine! Wenn du dir das Gehirn aber wie einen Muskel vorstellst, dann wird klar: Es gibt mehr oder weniger „Sportliche“, je nach Begabung. Aber: Wer „eigentlich sportlich“ ist, aber nur auf der faulen Haut liegt, wird schlaff und schwach. Wer also „eigentlich schlau“ ist, aber nichts daraus macht, sondern nur vor der Glotze hängt und nichts für seine Bildung tut, der wird „dumm“. Wer dagegen vielleicht weniger talentiert ist, dafür aber fleißig trainiert, der kann es zu beachtlicher Fitness bringen. Das heißt: Wer viel liest, das Angebot in der Schule gut nutzt, fleißig mitmacht, der kann seinen „Denkmuskel“ stark und fit machen. Letztlich geht es nicht darum, was einer vielleicht könnte, wenn er sich eventuell anstrengen würde, sondern um das, was du wirklich kannst und weißt! Was bedeutet eigentlich intelligent? „Wer gute Noten schreibt, ist intelligent, wer schlechte Noten schreibt, ist dumm.“ Das stimmt so nicht. Ob jemand gute Noten hat, hängt von so vielen Dingen ab: Von dem, was er oder sie schon weiß, vom Fleiß, von der Lernlust, davon, ob ihm oder ihr die Schule Spaß macht, ob die Eltern einen gut unterstützen, ob man gut mit den Lehrern und Mitschülern zurecht kommt undsoweiterundsofort... Eines von den Dingen, auf die es in der Schule ankommt, ist Intelligenz. Intelligenz bedeutet so viel wie: Die Fähigkeit, mit ganz neuen Situationen und Aufgaben fertig zu werden. Mit den Aufgaben sind aber nicht nur Matheaufgaben oder Deutschaufsätze gemeint. Ein Fahrrad zu reparieren, ein tolles Bild zu malen oder sich in einer fremden Stadt nicht zu verlaufen sind ja auch intelligente Leistungen. Du merkst schon: So genau kann man gar nicht sagen, was Intelligenz eigentlich ist. Eins ist jedoch sicher: Wenn einer zu dir sagt, du wärst nicht intelligent, weil du eine Fünf in Englisch oder Mathe hast, dann hat er nicht recht! DENKZETTEL NR. 2 Vokabeln, Regeln, Daten – wie kann ich mir das alles merken? Vokabeln lernen ... ist ab sofort kein Problem mehr für dich! Das Gefühl, dein Gedächtnis sei ein Sieb, die Erfahrung, dass die Wörter, die du gestern noch gewusst hast, jetzt auf einmal „weg“ sind – das soll der Vergangenheit angehören! Schließlich weißt du schon einiges über das Gedächtnis. Beachte also folgende Regeln Lerne nicht zu viele Wörter an einem Tag! Nimm dir nie mehr als 25 Wörter pro Tag vor. Das heißt natürlich auch: Lerne lieber jeden Tag eine kleine Portion als einmal in der Woche einen Riesenberg Vokabeln. (Ideen, wie du ohne Probleme die Zeit dafür aufbringen kannst, findest du bei Regel . Wiederhole erstmals noch am selben Tag! Zur Kontrolle, ob du deine „Tagesration“ Vokabeln auch wirklich behalten hast, wiederholst du sie einige Stunden später noch mal. Benutze alle deine Sinne und deine Phantasie! Im Denkzettel Nr. l hast du gelernt, dass du fünf Sinne hast, die alle mit deinem Gehirn in Verbindung stehen – warum benutzt du dann nur deine Augen zum Vokabeln lernen? Das einfachste ist das laute Lernen: Das Wort, das du gerade lernst, sprichst du laut aus, damit deine Ohren auch etwas zu tun haben. (Vielleicht willst du deine Vokabeln ja lieber singen – das wäre doch schön!) Außerdem hast du doch Phantasie! Versuch doch dir ein Wort, das du dir schlecht merken kannst, als Bild vorzustellen. Oder denk dir eine Geschichte dazu aus! Das macht Spaß und erleichtert dir das Einprägen enorm. Hier noch ein paar Tipps, Ideen und Hilfsmittel Wie könntest du all deine fünf Sinne noch besser nutzen? Mal zu schwierigen Vokabeln ein kleines Bild. Oder stell dir vor, du gehst durch eine Bilderausstellung: Jedes Gemälde stellt ein schwieriges Wort dar. Schreibe die Vokabeln in verschiedenen Farben auf. Mach mit einem schwierigen Wort einen kleinen Reim – je lustiger, desto besser! Denk dir eine kleine Geschichte aus, in der alle deine schwierigen Vokabeln vorkommen. Mal die Vokabeln, die du dir nicht merken kannst, auf ein großes weißes Papier – am besten in bunten Farben – und hänge es in dein Zimmer. Auf dieses „Vokabel-Plakat“ kannst du immer mal wieder einen Blick werfen. Sprich schwierige Vokabeln auf Tonband. Diese Kassette kannst du dann auch laufen lassen, während du abspülst, malst oder bastelst … Sicher fallen dir noch viele andere lustige Tricks ein, wie du deine fünf Sinne gut nutzen kannst! Man hat Folgendes herausgefunden: Wenn du eine Portion Vokabeln lernst, dann kannst du dir die ersten und die letzten Wörter in dieser Reihe besonders gut merken. Wenn du also z. B. 24 Vokabeln am Stück lernst, dann wirst du die ersten vier und die letzten vier am besten beherrschen (siehe Zeichnung). Nutze doch diesen Effekt aus: Wenn du die 24 Vokabeln in drei Portionen von jeweils acht Wörtern einteilst und nach jeder Portion zwei Minuten Lernpause (P) machst, dann hast du nur noch erste und letzte Wörter und wirst dir viel mehr von ihnen merken können! Die Lernkartei Die wahrscheinlich sicherste und beste Methode, Vokabeln zu lernen, ist die Lernkartei. Du schreibst auf kleine DIN A7-Kärtchen deine Vokabeln: auf die eine Seite das deutsche Wort, auf die Rückseite die Übersetzung in die Fremdsprache. Mit diesen Kärtchen kannst du dich sehr gut selbst abfragen. Aufbewahrt werden die Kärtchen in einem passenden Kasten mit fünf Fächern, und zwar nach folgendem raffinierten System: Ins Fach l kommen alle neuen Kärtchen. Die, die du beim ersten Lernen kannst, wandern in das Fach 2. Fach l lernst du täglich durch, Fach 2 alle zwei Tage. Alle aus Fach 2, die du beherrscht, kommen ins Fach 3 – alle, die du schon wieder vergessen hast, kommen zurück ins Fach l! Genauso geht's weiter: Fach 3 siehst du alle drei Tage durch. Alle Karten aus Fach 3, die du kannst, kommen ins Fach 4, alle anderen zurück ins Fach 1. Fach 4 lernst du alle vier Tage durch – die „Nieten“ kommen zurück ins Fach l! Ist eine Karte im Fach 5 (das du alle fünf Tage anschaust) angekommen und du kennst das Wort darauf immer noch, dann kannst du sie getrost in einen Schuhkarton stecken. Vor der Schulaufgabe holst du dann alle Karten aus dem Karton, die sich darin angesammelt haben, und lernst sie noch mal durch. Du wirst staunen, wie gut du die Vokabeln beherrschst! Die Vorteile dieses Systems sind überzeugend: Je schwerer ein Wort zu behalten ist, umso öfter wird es gelernt. Leichte Vokabeln machen dagegen einen „Schnelldurchlauf“ durch den Kasten. Man neigt allzu gerne zum Selbstbetrug – das ist hier kaum möglich. Es ist ein ermutigendes Gefühl zu sehen, wie die Kärtchen von einem Fach zum nächsten wandern. Die Reihenfolge, in der du die Vokabeln lernst, ist jedes Mal eine andere. Die Karten aus Fach l kannst du auch mal in die Jackentasche stecken und im Bus lernen. PS: Die Kärtchen und den Kasten kannst du dir selber basteln. Das macht Spaß und ist viel billiger! Diese Lernkartei lässt sich natürlich auch für andere Fächer ausgezeichnet nutzen. Immer wenn es etwas zu lernen gibt – Vokabeln, Formeln, Regeln – ist sie einsetzbar. DENKZETTEL NR. 3 Hausaufgaben – Lästig, aber wichtig! Wozu denn überhaupt Hausaufgaben? Sicher wirst du schon die Erfahrung gemacht haben: Wenn der Mathelehrer im Unterricht etwas vorrechnet, sieht das alles kinderleicht aus. Wenn du eine ähnliche Aufgabe dann alleine machen sollst, tauchen auf einmal Schwierigkeiten auf, die dir vorher gar nicht bewusst waren. Deshalb sollst du bei den Hausaufgaben alleine arbeiten. Nur was man selber gemacht hat, kann man wirklich beherrschen! Schließlich musst du ja in der Schulaufgabe auch alleine zurecht kommen! Hausaufgaben sind außerdem die ideale Methode, um das, was du am Vormittag in der Schule gelernt hast, zu wiederholen, zu vertiefen und einzuüben! Deshalb beginnen Hausaufgaben auch immer damit, dass du dir den Hefteintrag der letzten Stunde anschaust. Wenn wir schon gerade beim Thema sind: Was gehört denn zu den Hausaufgaben? ? ? ? muss ich mir die Aufgaben, die wir im Matheunterricht gerechnet haben, anschauen, bevor ich mit den Hausaufgaben anfange? Gehören mündliche Vorbereitungen (z.B. für Bio oder Erdkunde) auch zu den Hausaufgaben? Und Vokabeln lernen, ein Bild für Kunst malen? Die Antwort lautet natürlich jedes Mal JA! Alles, was du für den nächsten Schultag brauchst, gehört zu den Hausaufgaben – und das ist viel mehr als das Schriftliche! Der Arbeitsplatz Natürlich solltest du einen festen Arbeitsplatz haben, der hell und gemütlich ist und an dem du einigermaßen ungestört deine Aufgaben erledigen kannst. Es gilt die goldene Regel: Gelernt wird nur am Arbeitsplatz, am Arbeitsplatz wird nur gelernt! Damit du gleich ohne weitere Störungen loslegen kannst, räumst du deinen Schreibtisch vor dem Arbeiten leer und richtest dir dann alles her, was du für die nächste Hausaufgaben- Etappe brauchst – nicht mehr und nicht weniger. Wenn du keinen Platz auf deinem Tisch hast, stört das genauso, wie wenn du während der Arbeitszeit nach Hilfsmittel kramen und suchen musst. Was mache ich zuerst? Kannst du dir einen Leistungsschwimmer beim Training vorstellen, der erst eine Stunde nur mit dem linken und danach eine Stunde mit dem rechten Arm schwimmt? Oder einen 100Meter-Läufer, der ein Rennen läuft, ohne sich vorher durch Gymnastik ein wenig aufgewärmt zu haben? Nein - Sportler wissen es schon lange: Um richtig fit und stark zu werden, muss man im Training alle Muskeln gleichmäßig beanspruchen und für viel Abwechslung sorgen (dann macht's auch mehr Spaß). Um Höchstleistungen bringen zu können, muss man sich vorher gut aufwärmen. Unser Gehirn arbeitet – das weißt du ja schon – wie ein Muskel. Dieser „Denkmuskel“ will genauso behandelt werden wie die anderen Muskeln im Körper. Also: Sorge bei den Hausaufgaben für Abwechslung! Das heißt: Wechsle ab zwischen mündlichen und schriftlichen Hausaufgaben. Wenn du ein Bild für Kunst malen oder etwas abschreiben musst, dann mache diese leichten Aufgaben zwischen zwei anstrengenden Aufgaben zur Entspannung. Mach während der Hausaufgaben ausreichend Pausen! Das heißt: Alle 20 Minuten 5 Minuten Pause. Und nach einer Stunde 10 Minuten Pause. Aber Pause mit Methode! Schließe eine Aufgabe vor der Pause ab räume alles, was du dazu gebraucht hast, vom Tisch überlege dir, womit du nach der Pause weiter machst lege alles, was du dafür brauchst, schon mal bereit. Beginne mit etwas Leichtem und Angenehmem! Erstens willst du dir ja nicht schon am Anfang die Laune verderben und zweitens weißt du ja: erst einmal aufwärmen ... Und wenn ich trotzdem keine Lust habe? Dann probier's doch mal mit Selbstbelohnungen: Mach dir eine Liste mit allem, was du erledigen musst (das Hausaufgabenheft tut's manchmal auch). Jedes Mal, wenn du etwas geschafft hast, streichst du es genüsslich durch! Überlege dir vor jedem Arbeitsabschnitt, womit du dich in der Pause belohnen wirst, wenn du bis dahin gut durchhältst – ein Stück Schokolade, ein Videospiel oder einen Freund anrufen ... DENKZETTEL NR. 4 Vor der Schulaufgabe – so viel Stoff zum Lernen Was muss ich denn alles lernen? Was ist wichtig? Was muss ich lernen? Das fragst du am besten erst einmal deinen Lehrer. Er muss dir darüber genau Auskunft geben. Ansonsten ist alles wichtig, was ihr in der Schule gemacht habt (Schulheft!), als Hausaufgabe auf hattet (Hausheft!). In der Schulaufgabe kommen garantiert ähnliche Dinge dran! Wie kann ich mir die Vorbereitung richtig einteilen? Verschaffe dir einen Überblick über den Stoff! Du schreibst auf einen Zettel alles auf, was du lernen musst: Zum Beispiel Englisch: Vokabeln und Grammatik lernen (Kapitel l bis 10), Buch Seiten 11 bis 35 lesen, Diktate üben, Workbook: Übungen wiederholen Teil dir den Stoff ein! Das geht am besten so: Du schnappst dir deinen großen Zeichenblock. Das Blatt teilst du in 7 große Felder ein; jedes Feld steht für einen Lerntag. Den Stoff auf deinem Zettel verteilst du gleichmäßig auf die ersten 6 Felder. Also jeden Tag gleich viele Vokabeln, gleich viel Grammatik-Wiederholung, jeden Tag ein Diktat, jeden Tag ein paar Seiten im Buch, ... Wieso nur 6 Portionen? Na, der siebte Tag, der Tag vor der Schulaufgabe, ist nur zum Wiederholen und zum Ausruhen da! Hier trägst du auch notfalls das ein, was du vorher nicht geschafft hast. Häng dir dein Plakat über den Schreibtisch und arbeite den Stoff wie geplant ab! Auf diese Weise kannst du eigentlich nichts Wichtiges vergessen haben. Du hast die Sicherheit alles gelernt zu haben, du kannst sehen, dass du gut vorbereitet bist, und kannst stolz auf deinen Fleiß sein. Du hast den Stoff gut verteilt und dich in der Vorbereitung nicht gestresst und gehetzt. Bedenke: Am besten lernt man durch Wiederholung! Plane also unbedingt Wiederholungen mit ein. DENKZETTEL NR. 5 Prüfungsangst – das muss nicht sein! Wenn die Angst übermächtig wird … Ein wenig Prüfungsangst ist hilfreich! Wer etwas nervös und aufgeregt ist vor einer Schulaufgabe, hat bessere Karten: Denn die Aufregung macht dich leistungsbereiter, wacher und aufmerksamer. Bei zu viel Aufregung allerdings ist klares Denken nicht mehr möglich – du bist nur noch verwirrt und durcheinander, schlimmstenfalls richtig in Panik! Hilf dir selbst! Kennst du die Geschichte vom Lügenbaron Münchhausen, der sich an seinem eigenen Haarschopf selbst aus dem Sumpf gezogen hat? Bei dem verehrten Baron war die Geschichte erstunken und erlogen – du kannst das allerdings tatsächlich! Wenn vor und in der Schulaufgabe die Angst so richtig stark wird, kannst du selbst viel dagegen tun: Entspannungsübungen Deine Aufregung kannst du deutlich in deinem Körper spüren: Alle deine Muskeln sind angespannt. Versuch's doch mal mit einer Entspannungsübung! Mach mit deinen Händen Fäuste. Nun spannst du die Fäuste in sieben Stufen immer fester und fester an ...1...2...3...4...5...6...7... ganz fest! ... noch fester!! Dann öffnest du die Fäuste und lässt die Arme locker hängen. Spürst du, wie das Blut in deine Hände strömt und dort für ein wohlig-warmes Gefühl sorgt? Diese Übung dauert höchstens drei Minuten und du kannst sie überall machen – und natürlich auch nach Belieben verändern. (Übrigens: Diese Entspannungsübung musst du oft üben, damit sie auch hilft, wenn's drauf ankommt!) „Aufregung üben“ In der Schulaufgabe kannst du dich nicht um deine Aufregung kümmern, denn da sollst du ja die Aufgaben bearbeiten. Also musst vorher zu Hause üben, mit der Aufregung fertig zu werden. Und das geht so: Setz dich in euren bequemsten Sessel und mach's dir gemütlich. Schließ die Augen und versuche ganz ruhig zu werden. Nun stellst dir ganz genau das vor, wovor du am meisten Angst hast: Vielleicht ist das der Moment in der Schulaufgabe, wenn die Angaben ausgeteilt werden, vielleicht ist es der Augenblick, wenn du zum ersten Mal unsicher wirst, oder auch etwas anderes. Spürst du in deinem Körper, wie schon bei dieser Vorstellung die Aufregung über dich kommt, wie dein Herz zu schlagen beginnt und deine Hände feucht werden? Je echter deine Gedanken an die Schulaufgaben sind, umso echter wirst du auch die Nervosität fühlen. Aber so willst du ja gar nicht fühlen! Du willst ruhig und konzentriert sein! Also beruhigst du dich selber, drängst die schlimmen Vorstellungen aus deinem Kopf und entspannst dich wieder. Das ist vielleicht gar nicht so einfach. Wenn du aber diesen Wechsel zwischen Aufregung und Ruhe regelmäßig übst, wirst du immer besser lernen, in Sekundenschnelle deine Aufregung in den Griff zu bekommen. „Ich kann das!“ Mach dir selber Mut, sprich dir selbst gut zu, sag dir selber: „Ich kann das!“ Und weil das der wahrscheinlich wichtigste Tipp ist, steht's hier noch einmal: Wenn du dir nur oft genug (laut!) sagst: „Ich habe gut gelernt, es kann nichts schief gehen, ich weiß, dass ich gut bin!“, dann klappt's auch! Also: Stell dich vor den Spiegel und hör dir von dir selber an, was für ein toller Typ du bist!! Hilfreiche Sätze Vielleicht hilft dir der eine oder andere der folgenden Sätze: Schulleistungen sind nicht alles! Ob du ein liebenswerter und wertvoller Mensch bist, hat mit deinen Noten nichts zu tun. Du musst nicht der oder die Beste sein – es genügt, wenn du dein Bestes gibst. Deine Eltern und Freunde mögen dich so oder so – mit guten oder mit schlechten Noten. Mein eigener hilfreicher Satz: DENKZETTEL NR. 6 Nutze den Unterricht! Bis zu 8 Stunden sind eine lange Zeit … Die Hälfte der Tageszeit verbringst du damit im Unterricht zu sitzen – diese Zeit solltest du gut nutzen. Dann kannst du dir auch viel zusätzliche Arbeit am Nachmittag sparen. Denn wer gut aufpasst und aktiv mitarbeitet, kann eine Menge dabei lernen; wer aber nur gelangweilt im Unterricht sitzt, der muss alles, was er am Vormittag verschläft, am Nachmittag mühsam nachlernen. Also: Nutze den Unterricht! Konzentration im Unterricht Jeden Tag zum Teil acht mal 45 Minuten konzentriert zuhören, mitschreiben, mitdenken, mitarbeiten, Lehrerfragen beantworten, Exen und Schulaufgaben schreiben – das schafft keiner! Such dir aus folgenden Sätzen die drei aus, von denen du denkst, dass sie für dich besonders wichtig und zutreffend sind. Schreib sie dir mit bunten Filzstiften auf eine kleine Karte und leg sie dir ins Federmäppchen. Im Unterricht kannst du dann immer wieder „spicken“ und dich an deine Vorsätze erinnern. 1. Ich räume vor der Stunde alles vom Platz, was ich in der folgenden Stunde nicht brauche. 2. Ich lege das Heft, das Buch und alles andere, was ich für die kommende Stunde brauche, auf den Tisch. 3. Ich schaue den Lehrer aufmerksam an. 4. Ich melde mich oft und versuche am Anfang, mindestens einmal in der Stunde dran zu kommen. 5. Ich beachte Störer nicht 6. Wenn meine Gedanken abschweifen, lenke ich sie wieder auf den Unterricht. 7. Ich nehme mir eine Konzentrationszeit vor: fünf Minuten konzentriert mitarbeiten, dann eine Minute Pause. 8. Zur Entspannung mache ich zwischendrin die „Faustübung“ vom Denkzettel Nr. 5. Dein „persönlicher“ Lehrer! Vergiss nicht: Die Lehrer und ihr Unterricht sind für dich da. Wenn du damit unzufrieden bist, wenn du etwas nicht verstehst oder es dir zu schnell geht, dann melde dich. Wenn du ihm nicht sagst, dass etwas nicht in Ordnung ist, dann kann dein Lehrer auch nichts merken und nichts ändern. Mach also den Lehrer zu deinem „persönlichen“ Lehrer, damit er dir deinen „Wunschunterricht“ kann! Warum gehst du eigentlich zur Schule? Klar: Weil du musst! Aber würdest du sonst nicht auch in die Schule gehen? Beantworte dir folgende Fragen ganz ehrlich (und tu dies immer wieder, wenn du dir Schule gerade gar keinen Spaß macht ...): 1. Welches sind meine persönlichen Gründe für das Lernen? 2. Welche Themen/Fächer interessieren mich besonders? Woran liegt das? 3. Was lerne ich überhaupt nicht gerne? Warum? 4. Unter welchen Umstanden lerne ich am liebsten? 5. Welche Gründe gibt es für mich, mich jeden Tag zumindest ein bisschen auf die Schule zu freuen?