Market Update – Kommentar von Robert Parker

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Market Update
Mitte August 2011
Market Update – Kommentar von Robert Parker
US-Kreditrating
Das US-Kreditrating war das grosse Thema des letzten Monats. Nach der überparteilichen Einigung, die US-Ausgaben im Laufe der nächsten zehn Jahre um USD 917 Mia.
zu senken, das Schuldenlimit um USD 900 Mia. anzuheben und einen Kongressausschuss damit zu beauftragen, bis November Möglichkeiten für weitere Ausgabenreduzierungen um USD 1,5 Bio. zu finden, senkte Standard & Poor’s (S&P) das Rating der
USA auf AA+. Die Agentur erklärte, dass Ausgabenkürzungen um USD 4 Bio. erforderlich wären.
Moody’s und Fitch bestätigten ihre AAA-Ratings zwar, warnten aber, dass Herabstufungen möglich seien. Darüber hinaus erklärte Moody’s, dass mehr getan werden
müsse, um die Verschuldung im Vergleich zum BIP zu senken und weitere fiskalische
Massnahmen nötig seien, um das AAA-Rating zu halten. Fitch prognostizierte, dass die
Verschuldung des amerikanischen Staats, der Bundesstaaten und der Kommunen im
Jahr 2012 bei 100 % des BIP liegen werde.
Robert Parker
Senior Advisor - Credit Suisse
Überblick
■ Neugewichtung
der
Konsumentenund
Staatsbilanzen
bremst das US-Wachstum.
■ Deutschland und damit verbundene Volkswirtschaften treiben
das Wachstum in der Eurozone
weiter an.
■ Japan sollte sich im zweiten Halbjahr erholen, für das Gesamtjahr
wird das Wachstum jedoch negativ
sein.
■ Die Zinsen dürften in den meisten
Industrieländern unverändert bleiben.
■ Nach der jüngsten Talfahrt sind
die Aktienmärkte überverkauft,
und es gibt mehrere unterstützende Faktoren.
■ Trotz der Risiken für das Kreditrating sind die Renditen von USTreasuries weiter gesunken.
Das wahrscheinlichste Szenario ist, dass die USA ihr Rating von Moody’s und Fitch
mindestens bis November behalten. Wenn die zweite Phase des Haushaltspakets mit
zusätzlichen Kürzungen von USD 1,5 Bio. im November vereinbart und vom USKongress im Dezember verabschiedet wird, könnte die Überprüfung des Ratings auf
eine Herabstufung bis 2013 aufgeschoben werden. Da der Grossteil des jüngsten
Pakets nur Ausgabensenkungen ab 2014 betrifft, könnte das Defizit in den Jahren
2012 und 2013 7 % des BIP übersteigen, was auf eine grosse Wahrscheinlichkeit
einer Senkung des Ratings im Jahr 2013 hindeutet. Werden die Reduzierungen in
Höhe von USD 1,5 Bio. nicht im November vereinbart bzw. umgesetzt, könnte die
Herabstufung noch vor Ende 2011 kommen.
Die meisten Schätzungen richten sich auf einen Anstieg der Renditen um 25 bis
50 Basispunkte (Bp.) im Falle einer Herabstufung. Diese Schätzungen sind natürlich
mit einem hohen Prognosefehler behaftet, da die Renditen auch von einer Reihe anderer Faktoren beeinflusst werden – die wichtigsten Aspekte sind das Verhalten der ausländischen Anleger (sie halten über 45 % der US-Treasuries) und die Höhe der Sparguthaben im Inland. In den meisten Szenarien hat eine Herabstufung nur geringfügige
Auswirkungen auf die Kreditkosten und das Wirtschaftswachstum. Der unmittelbare
Effekt der Herabstufung durch S&P war negativ für die Aktienmärkte (die sich im weiteren Verlauf wieder erholten). Die Auswirkungen auf festverzinsliche Anlagen und die
Wechselkurse war jedoch offenbar minimal.
Die Schuldenkrise in der Eurozone
Die Besorgnis, dass Italien und Spanien dazu gezwungen sein könnten, Mittel aus dem
Rettungsfonds für den Euro in Anspruch zu nehmen, übte erneut Druck auf die
Spreads der Anleihen aus diesen Ländern aus. Die zehnjährigen Spreads stiegen für
Italien auf über 350 Bp. und für Spanien auf 380 Bp., sodass die Nominalrenditen
über 6 % kletterten. Nach Marktkäufen der Europäischen Zentralbank (EZB) gingen
die Renditen jedoch wieder auf 5 % zurück, und die Spreads sanken unter 300 Bp.
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Market Update
Die Ausweitung der italienischen Spreads wurde durch eine
Reihe von Faktoren ausgelöst: Kritik von Ministerpräsident
Berlusconi an Finanzminister Tremonti, eine zunächst negative
Marktreaktion auf den italienischen Sparhaushalt, die Erwartung eines minimalen Wachstums in Italien und das fehlende
Vertrauen der Anleger, dass der EFSF in der Lage sein würde,
Rettungsmittel für Italien bereitzustellen. Der Druck auf Spanien folgte auf Gewinne der Oppositionspartei in einer Reihe
von Regionen bei den jüngsten Wahlen, die Veröffentlichung
über Erwarten hoher Defizite auf regionaler Ebene, die Erkenntnis der Anleger, dass Spanien infolge des hohen Anteils
spanischer Anleihen in der Hand ausländischer Anleger anfällig
sein könnte, und der Ankündigung von Parlamentswahlen im
November, was darauf hindeutete, dass in den nächsten drei
Monaten keine weiteren fiskalischen Massnahmen zu erwarten
sind. Moody’s und S&P erklärten, die politische Unsicherheit in
Italien sei ein Faktor, der sie dazu bewogen habe, das Kreditrating Italiens auf «Negative Watch» zu setzen.
Es gibt einige positive Faktoren für Italien: 64 % der Refinanzierung für 2011 sind abgeschlossen. Über den Rest des Jahres 2011 muss das Land «nur» fällig werdende Anleihen in
Höhe von EUR 81 Mia. ersetzen. Die Durchschnittslaufzeit
italienischer Anleihen beträgt mehr als sechs Jahre. Rund
90 % der Anleihen befinden sich in der Hand inländischer
Anleger. Italien erwirtschaftet einen Primärüberschuss. Das
Verhältnis der Verschuldung zum BIP stabilisiert sich bei rund
115 % und unter dem derzeitigen Sparplan könnte das Defizit
im Jahr 2012 weniger als 3 % des BIP betragen und 2014 ein
ausgeglichener Haushalt erreicht werden.
Das Land hat aber auch schwerwiegende Probleme: Das
Wachstum dürfte 2011 und 2012 nur +/-1 % betragen. Die
Annahmen über die Staatseinnahmen könnten unangemessen
sein. Die Regierung Berlusconi könnte zum Rücktritt gezwungen werden, was bedeuten könnte, dass der Sparplan möglicherweise nicht umgesetzt wird oder Finanzminister Tremonti,
der einen Primärüberschuss erzielt hat, durch einen in finanzieller Hinsicht weniger beschlagenen Konkurrenten abgelöst wird.
Aufgrund der positiven Faktoren für Italien lautet die Grundannahme, dass das Land nicht gezwungen sein wird, Mittel aus
dem Rettungsfonds in Anspruch zu nehmen. Diese Frage
könnte allerdings hypothetisch sein, da die Schulden Italiens
mit EUR 1,8 Bio. die Ressourcen des EFSF weit übersteigen.
In Spanien sind die Risiken eindeutig grösser. Der einzige
positive Aspekt ist die Tatsache, dass die Verschuldung weniger als 60 % des BIP beträgt und die Regierung in Madrid
Massnahmen ergriffen hat, um das Defizit von 11 % des BIP
im Jahr 2009 auf 3 % im Jahr 2013 zu reduzieren. Negative
Faktoren sind: der hohe Auslandsbesitz an spanischen Anleihen von 53 %, die anhaltende Reorganisation der Cajas und
die Erwartung, dass diese mindestens EUR 50 Mia. an neuem
Kapital brauchen werden, die Schwierigkeiten der spanischen
Banken, sich am Markt zu refinanzieren, die hohen Defizite in
den Regionen und das fehlende Wirtschaftswachstum, das zur
Erzielung von Steuereinnahmen nötig wäre.
Im zweiten Halbjahr 2011 dürfte das Wachstum in Spanien
Mühe haben, annualisiert 0,6 % zu übersteigen. Da im Zeitraum 2012 bis 2014 über EUR 150 Mia. an Anleihen fällig
werden, könnte Spanien im Falle einer Restrukturierung der
Schulden in einer der Regionen gezwungen sein, sich an den
Rettungsfonds zu wenden. Im Basisszenario dürfte Spanien
den Rettungsfonds im Jahr 2012 in Anspruch nehmen, und
die 10-jährigen Spreads würden infolge von Interventionen der
EZB bestenfalls bei 250 Bp. liegen. Sie könnten aber leicht
wieder über 400 Bp. steigen.
USA: Rückkehr zur Rezession?
Das reale BIP für das das zweite Quartal lag annualisiert nur
bei 1,3 %. Der Bloomberg-Konsens hatte mit 1,8 % gerechnet. Zusammen mit der heftigen Abwärtskorrektur der Zahl für
das erste Quartal auf annualisiert 0,4 % besteht die grösste
Sorge in einem Rückfall in die Rezession oder einer langen
Zeit mit unterdurchschnittlichem Wachstum.
Der Konsum ist einer der wichtigsten Treiber für das Wirtschaftswachstum. In dieser Hinsicht gab es jedoch einige
Enttäuschungen. Im Vorjahresvergleich hat sich das Verbrauchervertrauen seit dem Höhepunkt vom Februar zwar um
8,5 % verbessert, der Vertrauensindex ist jedoch im Juli von
72 auf 59,5, d. h. um 17,4 % gesunken. Der Verbrauchervertrauensindex der University of Michigan ging im Vorjahresvergleich um 4 % zurück und im Zeitraum von Februar bis Juli um
17,7 %. Darüber hinaus stiegen die Einzelhandelsumsätze
zwar im Juni im Vergleich zum Vorjahr um 8,1 %, aber der
Trend hat sich seit April abgeschwächt, und in den letzten drei
Monaten haben die Ausgaben im Einzelhandel nur um 0,2 %
angezogen. Ohne den Automobilsektor betrug das Wachstum
der Einzelhandelsumsätze in dieser Zeit 0,5 %. In den letzten
drei Monaten gingen die Ausgaben für Autos um 1,5 % zurück,
für Möbel und Inneneinrichtung um 2,7 %, für elektronische
Geräte um 3,8 %, und die Gesundheitsausgaben stagnierten.
Die einzigen Bereiche, in denen die Ausgaben anzogen, waren
Baustoffe mit einem Plus von 2,1 % und Bekleidung mit
+1,7 %. Dadurch haben sich die Lagerbestände im Einzelhandel gegenüber dem Vorjahr deutlich um 6 % erhöht.
Ein wichtiger Negativfaktor für den Konsum war der Arbeitsmarkt, da die Arbeitslosenquote von 8,8 % im März auf 9,1 %
im Juli anstieg. Die Beschäftigtenzahlen ausserhalb der Landwirtschaft sind in den letzten zwei Monaten nur um 43’000
gestiegen, eine massive Verlangsamung gegenüber der Zeit
von März bis April, als 646’000 neue Stellen geschaffen wurden. Seit März ist die Zahl der Beschäftigten im Privatsektor
um 530’000 zurückgegangen und die Arbeitslosenzahl hat
sich um 545’000 auf über 14 Mio. erhöht. Die Zahl der Menschen, die länger als 15 Wochen keine Arbeit hatten, stieg auf
8,125 Mio. Ein wichtiger Faktor für die Beschäftigungstrends
waren Entlassungen im öffentlichen Sektor, an denen der
Budgetdruck der lokalen Behörden abzulesen war.
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Weitere negative Faktoren waren der Wohlstandseffekt aus
Wohneigentum und Aktienbesitz, der Rückgang der Kreditaufnahme der Konsumenten, das magere Wachstum der Einkommen und der Wiederaufbau der privaten Sparguthaben. Im
Mai ging der Case-Shiller Hauspreisindex für 20 Städte im
Vorjahresvergleich um 4,5 % zurück, während die Verkaufszahlen neuer Eigenheime seit Januar stagnierten. Die Probleme am Wohnimmobilienmarkt bestehen weiterhin im überhöhten Angebot, dem schwierigen Zugang zu Hypothekendarlehen
und der mangelnden Nachfrage, insbesondere angesichts der
Unsicherheit über die Beschäftigungsaussichten. Schätzungen
zufolge sind 20 % der mit Hypotheken belasteten USHaushalte derzeit überschuldet.
Die Aktienmärkte befinden sich seit Anfang Mai in einem steilen Abwärtstrend, und die meisten Modelle und Umfragen
zeigen, dass die Stimmung der Anleger extrem negativ ist. Die
ausstehenden Verbraucherkredite verringerten sich im Vergleich zum Vorjahr unter dem Strich um 174,8 %, da die Konsumenten den Umfang ihrer Privatkredite reduzieren. Die Einkommenstrends sind nicht positiv, denn im Vorjahresvergleich
ging der reale Wochenlohn um 1,3 % zurück. Die privaten
Sparguthaben werden allmählich wieder aufgebaut: Die Sparquote liegt bei 5 %.
In den vorläufigen realen BIP-Daten für zweite Quartal stieg der
Realkonsum nur um eine Jahresrate von 0,1 %, und wenn die
Arbeitslosen- und Einkommenstrends weiterhin vergleichsweise
schwach bleiben, wird der Realkonsum in den nächsten zwölf
Monaten annualisiert bestenfalls bei +/-1 % liegen.
Die Industrieproduktion war im Juni zwar um 3,4 % höher als
im Vorjahr, trat seit März jedoch auf der Stelle. Die Kapazitätsauslastung ist wieder auf 76,7 zurückgegangen, während die
Produktion in den Fertigungsbranchen um 0,3 % abnahm, und
sich die Konsumgüterproduktion um den gleichen Prozentsatz
verringerte. Abgesehen von Rohstoffen und Geschäftsausstattung entwickelten sich alle Teilkomponenten der Industrieproduktion im zweiten Quartal negativ. Der Auftragseingang für
langlebige Güter ist zwar eine volatile Datenreihe, er ist jedoch
seit März um 2,7 % gesunken, und der Auftragseingang für
Investitionsgüter ohne den Verteidigungsbereich hat sich um
4,4 % verringert. Den grössten Rückgang des Auftragseingangs verzeichnete der Transportsektor, wo die Bestellungen
für Transportmittel im zweiten Quartal um 12,2 % abnahmen.
Der Trend der Produktion dürfte eher moderat ausfallen, da
dem (einigermassen) starken Exportwachstum - siehe unten eine schwache Endnachfrage im Inland gegenübersteht, wie
am Anstieg der Lagerbestände im Fertigungssektor um
13,3 % im Vorjahresvergleich abzulesen ist.
Die Ergebnisse der Umfragen bleiben ebenfalls unbefriedigend.
Der ISM-Index für den Fertigungssektor lag mit 50,9 Punkten
unter den Erwartungen, und alle seine Teilkomponenten waren
schwach. Der ISM-Index für den Auftragsbestand ist von 61
Punkten im April auf 45 im Juli gesunken, während der Index
der Neubestellungen seit Februar von 68 auf 49,2 fiel. Der
ISM-Index für den Dienstleistungssektor hielt sich im Juni bei
53,4. Der Index der Notenbank von Philadelphia erholte sich
zwar im Juli wieder auf 3,2 Punkte, sein Abwärtstrend von den
43,4 Punkten vom März ist jedoch intakt. Der Empire-StateIndex für den Fertigungssektor im Bundesstaat New York lag
im Juli bei -3,8, eine deutliche Verschlechterung gegenüber
seinem jüngsten Höchstwert von 21,7 im April.
Es gibt aber auch positive Nachrichten.
Die Exporte gingen im Mai zwar gegenüber dem Vormonat um
1,1 % zurück (zum Teil infolge der Auswirkungen des Erdbebens in Japan). Der Trend ist jedoch nach wie vor robust, und
im zweiten Quartal stiegen die realen Exporte im Vergleich zum
Vorjahr um 9,5 %. Unterstützende Faktoren sind die Unterbewertung des US-Dollar gegenüber dem Euro und dem Yen,
der Anstieg der asiatischen Währungen und die weiterhin
ziemlich lebhafte Nachfrage in den Schwellenländern.
Das Exportvolumen stieg im Vorjahresvergleich um 12 %. Die
führenden Exportsektoren waren Industriegüter und Grundstoffe, die gegenüber dem Vorjahr um 29,5 % zulegten, der Automobilsektor mit einem Plus von 22,2 % und der Bereich
Agrarrohstoffe/Lebensmittel mit einer Steigerung von 20 % im
Vorjahresvergleich. Die starke Nachfrage aus Schwellenländern ist unter anderem am Anstieg der Exporte nach Brasilien
um 20,2 % in den letzten drei Monaten abzulesen, während
die Exporte nach Mexiko um 24,9 % zunahmen. Die Exporte
in die Eurozone haben sich mit einem Plus von 8,3 % im gleichen Zeitraum erholt. Selbst wenn die Nachfrage in den
Schwellenländern etwas nachlässt, könnte das reale Exportwachstum im nächsten Jahr weiterhin bei 8 % oder darüber
liegen.
In den realen BIP-Daten für das zweite Quartal erholten sich
die realen Investitionsausgaben annualisiert um 5,8 %, da sie
durch die lockeren Kreditbedingungen, die engen Kreditspreads und die hohen Überschüsse an liquiden Mitteln bei
den Unternehmen unterstützt wurden. Schätzungen zufolge
haben die Unternehmen im S&P 500 derzeit Liquiditätsüberschüsse von über USD 950 Mia. Wenn die Endnachfrage
jedoch schwach bleibt, könnten die realen Investitionsausgaben im zweiten Halbjahr annualisiert auf unter 5 % zurückgehen.
Aussichten für das BIP-Wachstum in den USA
Die US-Notenbank (die Federal Reserve oder kurz Fed) hat
zwar angekündigt, sie habe keine Pläne für eine dritte Runde
quantitativer Lockerungsmassnahmen (QE3). Es ist jedoch klar,
dass sie ihre Bilanz nicht reduzieren wird und die Liquiditätsbedingungen weiterhin positiv bleiben werden. Die Kreditvergabe
der Banken an den Unternehmenssektor zieht an: Die gewerblichen und industriellen Kredite haben im Vergleich zum Vorjahr
um 8,2 % zugenommen. Somit wird das US-Wachstum zwar
durch die Investitionsausgaben, die Exporte und die expansiven
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geldpolitischen Bedingungen unterstützt, von der Umstrukturierung der Konsumenten- und Staatsbilanzen jedoch gebremst.
Nach einem annualisierten Wachstum von nur 0,8 % in den
ersten sechs Monaten dieses Jahres fällt es schwer, für das
zweite Halbjahr eine Erholung des Wachstums auf mehr als
2 % (annualisiert) zu prognostizieren. Das heisst, das Risiko
einer direkten Rezession ist nach wie vor eher gering. Die
Wachstumsprognosen müssen jedoch von ohnehin schwachen
2,5 % auf mässige +/- 2 % im Rest des Jahres 2011 und
Anfang 2012 revidiert werden.
Europa: weiterhin uneinheitlich
In Deutschland lässt das Wachstum nach. Der schwächere
Konsum wird durch die nach wie vor solide Entwicklung der
Produktion und der Exporte ausgeglichen. Das annualisierte
reale BIP-Wachstum sollte sich in der zweiten Hälfte dieses
Jahres einem Wert von 3 % nähern, nachdem es im ersten
Quartal im Jahresvergleich bei 4,8 % und im zweiten bei 3,2 %
lag.
Im Juli rutschte der deutsche ifo-Index auf 112,9 Punkte ab,
nachdem er im Februar einen Höchstwert von 115,4 erreicht
hatte. Der Index der Erwartungen an die künftige Entwicklung
ist von 110,7 Punkten im Februar auf 105 gefallen. Dennoch
hat der ifo-Index damit immer noch ein hohes Niveau. In der
Aufschlüsselung nach Sektoren hat sich der Index für die Bauwirtschaft wieder auf ein Plus von 8,3 % im Vorjahresvergleich
erholt. Im Einzelhandels- und im Fertigungssektor hat
schwächte sich der Anstieg im Vorjahresvergleich jedoch auf
2 % bzw. 1,2 % ab.
Die deutsche Industrieproduktion blieb ebenfalls stark und legte
im Mai gegenüber dem Vorjahr um 7,5 % zu. Damit hat die
Produktion seit dem letzten Dezember um 4,8 % zugenommen,
und im Zeitraum seit Januar sind die Produktionszahlen für
Investitionsgüter um 5,6 % und für Konsumgüter um 2,8 %
gestiegen. Die Zahlen für den Auftragseingang bleiben weiterhin robust. Gemessen am Volumen nahmen die Neubestellungen in allen Branchen im Vorjahresvergleich um 12,2 % zu,
gemessen am Wert um 15 %.
Während die Inlandsaufträge im Vorjahresvergleich um 19 %
stiegen, war die Wende bei den Auslandsbestellungen, die
gegenüber dem Vorjahr um 6,4 % zugenommen haben, der
einzige Negativfaktor. Der VDMA-Index der Auslandsaufträge
für den deutschen Maschinenbausektor stieg jedoch im Vorjahresvergleich um 22 %. Im Einklang mit den Daten zum Auftragseingang und zur Produktion ging die Arbeitslosenquote auf
7 % zurück. Interessant ist auch die Tatsache, dass die realen
Investitionsausgaben in den ersten drei Monaten dieses Jahres
im Vorjahresvergleich um 8,8 % gestiegen sind und die realen
Investitionen im Rest des Jahres 2011 ein Wachstum von 6 %
oder mehr aufweisen könnten.
Nach der Kehrtwende im April haben sich die Exporte wieder
erholt. Im Mai stiegen sie im Jahresvergleich um 11,9 % und
im Zeitraum seit Januar um 8,5 %. Im ersten Quartal nahmen
die realen Exporte Berichten zufolge im Vorjahresvergleich um
15,4 % zu, und obwohl dieses Tempo wieder nachgelassen
haben dürfte, kann für den Rest des Jahres 2011 dennoch ein
reales Exportwachstum von über 10 % prognostiziert werden.
Positive Faktoren sind die lebhafte Nachfrage in den Schwellenländern, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Exporte
(wo bisher nichts auf negative Auswirkungen des starken Euro
hindeutet), der höhere Marktanteil in den Investitionsgütersektoren und die Erholung der Automobilindustrie.
Wie in den USA ist das grosse Problem in Deutschland die
Schwäche der Verbrauchernachfrage. Dem Volumen nach
gingen die Einzelhandelsumsätze im Vergleich zum Vorjahr um
3,8 % und seit Januar um 3,9 % zurück. Der Realkonsum
nahm im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahr nur um 1,1 %
zu, und wird während des restlichen Jahres 2011 wohl kaum
weiter anziehen. Dem Wert nach vollzogen die Einzelhandelsumsätze im Mai eine Kehrtwende und gingen im Vorjahresvergleich um 2,2 % zurück. Negative Faktoren sind der ungünstige Wohlstandseffekt aus den Immobilien- und Aktienmärkten,
die alternde Bevölkerungsstruktur, die Auswirkungen der höheren Lebensmittel- und Energiepreise und die Erwartung von
Kürzungen bei Sozial- und Ruhestandsleistungen. Trotz der
niedrigen Arbeitslosigkeit steigen die Stunden- und Monatslöhne in der Industrie im Vorjahresvergleich nur um 0,4 %, und
der negative Trend beim Wachstum der Reallöhne übt eindeutig eine bremsende Wirkung auf den Konsum aus.
Die Zahlen in den mit Deutschland verbundenen Volkswirtschaften weisen nach wie vor einen starken Trend auf. In
Österreich ist die Industrieproduktion im Vorjahresvergleich um
6,7 % gestiegen. In den Niederlanden liegt die Arbeitslosenquote bei 5 %, der Absatz von Industriegütern hat gegenüber
dem Vorjahr um 23 % zugenommen und die Industrieproduktion um 2,6 %. In Frankreich sind die Daten durchwachsener:
Der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor lag
im Juli zwar bei 54,2, der Index für den Fertigungssektor jedoch nur bei 50,5. Die Produktion im Fertigungssektor blieb
mit 5,4 % im Vorjahresvergleich jedoch weiterhin robust. Für
den Rest des Jahres kann für Frankreich durchaus ein BIPWachstum von annualisiert rund 2 % prognostiziert werden.
Die Problemländer der Eurozone weisen nach wie vor ungünstige Trends auf. In Griechenland ist die Arbeitslosenquote auf
15,8 % gestiegen, die Einzelhandelsumsätze sind gegenüber
dem Vorjahr um 4,8 % zurückgegangen, die Industrieproduktion hat sich zum Vorjahr um 10 % verringert, und das Leistungsbilanzdefizit betrug im letzten Monat EUR 2 Mia. Nach
einem Rückgang um 5,5 % im Vorjahresvergleich in den ersten drei Monaten dieses Jahres dürfte das BIP-Wachstum
noch bis 2013 negativ bleiben.
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In Portugal verringerte sich die Industrieproduktion im Mai im
Vorjahresvergleich um 0,3 %, die Einzelhandelsumsätze gingen
um 7,9 % zurück, und das Handelsbilanzdefizit bleibt mit
EUR 1,6 Mia. weiterhin erhöht In Spanien hat sich das Handelsbilanzdefizit leicht auf EUR 3,4 Mia. verbessert, während
der schwache Konsum am Rückgang der Einzelhandelsumsätze um 7,4 % im Vorjahresvergleich abzulesen ist. Der Trend
der Industrieproduktion hat sich mit einem Anstieg um 0,8 %
im Vorjahresvergleich leicht verbessert.
Unter den Problemländern zeichnet sich in Irland eine gewisse
Erholung ab. Dort lag der Einkaufsmanagerindex für den
Dienstleistungssektor bei 52,4 Punkten. Der Index für den
Fertigungssektor sank jedoch auf 48,2. Die irische Handelsbilanz verbessert weiter und wies im Mai einen Überschuss von
EUR 3,8 Mia. auf.
BIP-Prognose für die Eurozone
Das Gesamtbild für die Eurozone entspricht einem schwachen
Konsum in der gesamten Region, jedoch mit einer weiterhin
soliden Entwicklung der Produktion, der Investitionen und der
Exporte in Deutschland und in den mit Deutschland verbundenen Volkswirtschaften. Mit der Ausnahme der Verbesserung
der irischen Handelsposition wird die Situation in den Problemländern wohl noch auf absehbare Zeit von abnehmendem
Konsum, hoher Arbeitslosigkeit und rückläufiger Produktion
geprägt sein. Das reale BIP-Wachstum der Region als Ganzes
dürfte während des restlichen Jahres 2011 bei etwa 2 % liegen.
Japan: Wachstum auf Erholungskurs
Nach dem absehbaren Rückgang des japanischen BIPWachstums im ersten Halbjahr um 4 % sollte sich das Wachstum im zweiten Halbjahr wieder erholen. Dennoch wird das
reale BIP-Wachstum im Gesamtjahr negativ sein. Die Konsensprognosen richten sich auf einen Rückgang um 0,6 %, der
Internationale Währungsfonds (IWF) prognostiziert eine Kontraktion um 0,7 %.
Im Juni verbesserte sich die Industrieproduktion gegenüber
dem Vormonat um 3,9 %, lag jedoch um 1,6 % unter dem
Niveau des Vorjahres und um 5,3 % unter dem jüngsten
Höchstwert vom Februar. Die Auslieferungen erholten sich in
den letzten zwei Monaten wieder, waren aber immer noch um
9,3 % geringer als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die
Kapazitätsauslastung, die im Februar noch bei 93,7 lag, hat
sich indes nur auf 82,1 verbessert. Die Maschinenbestellungen
aus dem Privatsektor waren um 19,4 % höher als im Vorjahr,
aber immer noch um 22,8 % niedriger als im Februar, während
die Fahrzeugproduktion im Juni immer noch um 13,9 % unter
dem Vorjahresniveau lag.
Die Produktionstrends spiegeln sich in den Exporten wider. Im
Juni stiegen die Exporte gegenüber dem April um 7,6 %. Damit waren sie jedoch gegenüber dem Vorjahr um 2,2 % und
gegenüber dem Niveau vom Februar um 6,5 % zurückgegan-
gen. Die Importe waren dagegen um 11,3 % höher als im
Vorjahr, und in den letzten drei Monaten verbuchte Japan ein
Handelsbilanzdefizit von JPY 1’074 Mia. Die Nachfrage in
Asien unterstützt die Exporte zwar. Die schwächere USNachfrage, die Stärke des Yen gegenüber dem US-Dollar und
dem Euro und die Tatsache, dass sich die Produktion immer
noch nicht auf das Niveau aus der Zeit vor dem Erdbeben
erholt hat, hemmen die Entwicklung jedoch.
Der Konsum bleibt weiterhin lustlos. Nach einem Rückgang
um 1,9 % gegenüber dem Vorjahr im Mai zeigte die Zahl für
die Gesamtausgaben der Privathaushalte im Juni ein Minus
von 4,2 % gegenüber dem Vorjahr auf, während die Umsätze
der grossen Einzelhandelsunternehmen um 0,5 % fielen. Der
Kfz-Absatz schrumpfte im Juli um 27,6 %, nachdem er sich im
Juni bereits gegenüber dem Vorjahr um 23,3 % verringert
hatte. Der einzige positive Faktor war die kräftige Zunahme der
Umsätze in den Geschäften des täglichen Bedarfs, die gegenüber dem Vorjahr um 9 % stiegen, woran eine Trendwende im
Einkaufsverhalten abzulesen war – es wurde nur das Nötigste
gekauft. Negative Faktoren waren die steigenden Energie- und
Versorgungskosten, die Erwartung höherer Steuern zur Finanzierung der Erholung nach dem Erdbeben, das ungünstige
Verhältnis von 0,63 Stellen pro Bewerber und die schlechte
Einkommensentwicklung, da die Nettovergütungen gegenüber
dem Vorjahr um 0,8 % zurückgingen.
Die Umfrageergebnisse haben sich stabilisiert. Der TankanIndex lag nach 15 Punkten im ersten und -9 im zweiten Quartal für das dritte Quartal des Jahres bei -8. Der Frühindikator
der Wirtschaftsplanungsagentur, der von 83,3 im Februar auf
9,1 im Mai eingebrochen war, sollte sich jetzt wieder erholen,
und es war ermutigend, dass der Markit-JMMAEinkaufsmanagerindex nach 50,7 Zählern im Juni für den Juli
mit 52,1 Punkten angegeben wurde. Der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor ist jedoch weniger rasch
gestiegen: Nachdem er von 50,4 Punkten im Januar auf 35
im April abgesackt war, lag er im Juni nur bei 45,4.
BIP-Prognose für Japan
Das Gesamtbild für Japan zeigt eine Erholung an, jedoch mit
einem gebremsten Konsum und Produktionsniveaus, die noch
nicht wieder auf den Stand vom Februar zurückgekehrt sind.
Der wichtigste positive Faktor für die Wirtschaft besteht in den
voraussichtlich aggressiveren Massnahmen der Bank of Japan
(BoJ), sowohl in Bezug auf den Yen als auch hinsichtlich der
quantitativen Lockerung. Dies sollte zu einem annualisierten
Wachstum von 3,5 bis 4 % in der zweiten Hälfte des Jahres
2011 führen und voraussichtlich auch dazu, dass die Konsenserwartungen eines Wachstums von 2,5 bis 2,8 % im Jahr
2012 erfüllt werden.
Die von der BoJ ergriffenen Massnahmen, die Liquiditätsspritzen gleichkommen, sollten die Erholung unterstützen. Die
Geldmengenbasis hat sich im Vergleich zum Vorjahr um 15 %
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erhöht, während die Geldmenge M2 im Juni auf 2,9 % gestiegen ist und die Geldmenge M3 um 2,2 %. Es ist jedoch anzunehmen, dass die BoJ abgesehen von Interventionen zur Verhinderung eines weiteren Anstiegs des Yen ihr quantitatives
Lockerungsprogramm ausweitet.
Zwei hemmende Faktoren für die Erholung sind die politische
Situation und die anhaltenden Probleme in der Atomindustrie.
Ministerpräsident Kan hat zwar seinen Rücktritt angekündigt.
Trotz seiner Unbeliebtheit schob er diesen Schritt jedoch auf,
bis die Erholung klar in Gang ist. Japan wird zwar durch sein
Defizit von über 8 % des BIP und seine Verschuldung von rund
200 % des BIP gehemmt. Die Unfähigkeit zur politischen
Einigung über staatliche Konjunkturpakete zur Unterstützung
der Konjunkturerholung ist jedoch – wenigstens kurzfristig – ein
Negativfaktor. Von den 54 Atomkraftwerken des Landes stehen derzeit knapp 40 still, und da rund 25 % des japanischen
Stromverbrauchs aus Atomkraft gedeckt werden, wird die
Erholung der Produktion durch die Verfügbarkeit von Energie
gebremst.
Inflation
In den USA dreht der Trend der Gesamtinflation. Der Produzentenpreisindex (PPI) zeigte im Juni zwar einen Anstieg um
7 % zum Vorjahr. In den letzten beiden Monaten war er jedoch
unverändert und im Vergleich zum Vormonat ging er um 0,7 %
zurück. Der Gesamt-Konsumentenpreisindex (KPI) lag in den
letzten beiden Monaten stabil bei 3,6 % gegenüber dem Vorjahr und schwächte sich im letzten Monat im Vergleich zum
Vormonat um 0,1 % ab. Die Importpreise sind inzwischen seit
zwei Monaten rückläufig und haben seit April um 0,4% nachgegeben.
Im Produzentenpreisindex ging die Komponente der Industrierohstoffe gegenüber dem Vormonat um 0,4 % zurück. Besonders beachtenswert war jedoch der Rückgang der Komponente
der fertiggestellten Konsumgüter um 0,9 % gegenüber dem
Vormonat. Der Aufwärtstrend im Kern-PPI schwächte sich mit
einem Anstieg um 2,4 % zum Vorjahr ab, während der KernKPI im Vorjahresvergleich um 1,6 % stieg.
In der Annahme, dass die Lebensmittel- und Energiepreise
stabil bleiben oder etwas nachgeben (siehe unten) sollte der
Gesamt-KPI während des restlichen Jahres 2011 wieder auf
2,5 % zurückgehen, während der Kern-KPI mit 1,5 bis 2,0 %
moderat bleiben dürfte.
In Deutschland trat der KPI in den letzten beiden Monaten
weitgehend auf der Stelle, während die Grosshandels- und
Importpreise in diesem Zeitraum um 0,6 % bzw. um 1,2 %
zurückgingen. Die Jahresrate des Grosshandelspreisindex ist
mittlerweile von 10,9 % im März auf 8,5 % gesunken, während der Importpreisindex von 11,9 % im Vorjahresvergleich im
Februar auf 6,5 % gefallen ist. Im KPI blieben die Preise für
nicht langlebige Güter in den letzten beiden Monaten unverän-
dert, während der KPI ohne Energie nun bei einer moderaten
Jahresrate von 1,4 % liegt.
Der Kern-KPI der Eurozone betrug gemässigte 1,6 % im
Vorjahresvergleich und hatte sich gegenüber dem Vormonat
nicht verändert. Den aktuellen Prognosen zufolge sollte der
Gesamt-KPI, der derzeit bei 2,7 % im Vorjahresvergleich liegt,
bis zum Ende des Jahres auf 2 bis 2,5 % nachgeben.
In Japan ist der Preistrend in Tokio mit einem Rückgang von
0,2 % im Vorjahresvergleich wieder negativ geworden. Der
landesweite KPI stieg im Juni im Vorjahresvergleich nur um
0,2 % und ohne Lebensmittel und Energie um 0,1 %. Die
Lebensmittelpreise sind gegenüber dem Vorjahr um 1,2 %
zurückgegangen, und der Importpreisindex ist in den letzten
zwei Monaten gesunken. In der Annahme, dass sich der Yen
auf dem aktuellen Niveau stabilisiert und keine nennenswerten
Veränderungen der Rohstoffpreise eintreten, muss die Inflationsprognose weiter nach unten korrigiert werden. Der Gesamt-KPI dürfte bis zum Ende des Finanzjahres 2011 negativ
sein.
In den Schwellenländern wurde der chinesische Konsumentenpreisindex im Juni mit 6,4 % im Vorjahresvergleich gemeldet, der Produzentenpreisindex mit 7,1 %. Da jedoch ein
grosser Teil des KPI auf Lebensmittelpreise entfällt, sollte die
Inflation angesichts der Aufwertung des Yuan, der moderateren Entwicklung der Wirtschaft und der Straffung der Geldpolitik in den nächsten Monaten den Höhepunkt erreichen und im
vierten Quartal wieder auf 5 % im Vorjahresvergleich zurückgehen.
Ähnlich ist es in Indien, wo knapp 50 % des KPI auf Lebensmittel entfallen. Dort geben die Lebensmittelpreise allmählich
nach: Die jüngste Zahl im Grosshandelspreisindex lag bei
7,33 %. Unter Berücksichtigung der bisherigen geldpolitischen
Straffung und der stärkeren Rupie sollte der Gesamt-KPI
daher bis zum letzten Quartal des Jahres auf 7 % absinken. In
Brasilien ist der KPI auf 6,87 % zurückgegangen, und trotz
des Aufwärtsdrucks auf die Löhne und der mangelnden Kapazitäten sollten die niedrigeren Rohstoffpreise, der stärkere Real
und die Auswirkungen der geldpolitischen Straffung die Inflation bis zum Ende des Jahres auf 5 % herabbremsen.
Zentralbankpolitik
Die Politik der Fed ist ungewöhnlich klar. Ende Juni hatte die
Bilanz der Fed einen Umfang von USD 2,9 Bio. (vor dem
Lehman-Konkurs waren es USD 800 Mia.), und die Zentralbank hat auf absehbare Zeit keine Pläne zur Reduzierung der
Bilanz. Sie stellt weiterhin bedeutende Mengen an Liquidität
zur Verfügung, wie am Wachstum der Geldmengenbasis um
über 30 % im Vorjahresvergleich abzulesen war. Angesichts
der Schwäche der Konjunkturdaten im Juli liegt eine dritte
quantitative Lockerung (QE3) nun durchaus im Bereich des
Möglichen, obwohl dies in politischer Hinsicht kontrovers zu
sehen ist. Die Inflationsdaten finden kaum Beachtung, da die
6
Market Update
gesamte Priorität der Geldpolitik darauf ausgerichtet ist, die
Wirtschaft wieder in Gang zu bringen. In ihren Kommentaren
dürfte die Fed die Wahrscheinlichkeit betonen, dass die Zinsen
über längere Zeit hinweg auf dem derzeitigen niedrigen Niveau
gehalten werden. Obwohl die Wirtschaftspolitik eigentlich Aufgabe des US-Finanzministeriums und nicht der Notenbank ist,
wird die Fed informell die Politik des «benign neglect» in Bezug
auf den US-Dollar unterstützen, das heisst, sie wird ihre Geldpolitik an der Entwicklung der Binnenwirtschaft ausrichten, und
den Wechselkurs ausser Acht lassen.
Die BoJ dürfte ihr Programm der quantitativen Lockerung über
den Markt für Unternehmenskredite und Käufe japanischer
Staatsanleihen verstärken. Ihre Prioritäten sind, zu verhindern,
dass die Stärke des Yen zu einer Rückkehr zur Deflation führt
und den Exportsektor belastet, und Liquidität bereitzustellen,
um den Erholungs- und Wiederaufbauprozess zu fördern. Es ist
anzunehmen, dass die Zentralbank bei einem USD/JPY-Kurs
nahe 75 an den Devisenmärkten interveniert, während ihr
Leitzins weiterhin bei 0 bis 10 Bp. liegen wird.
Aufgrund der globalen Konjunkturverlangsamung im zweiten
Quartal, des geringeren Risikos einer Überhitzung in Deutschland und der Verbesserung der Inflationserwartungen ist die
Wahrscheinlichkeit, dass die EZB ihren Hauptrefinanzierungssatz in diesem Jahr noch einmal anhebt, minimal. Im Basisszenario bleibt der Leitzins mindestens bis zum Ende des ersten
Quartals im nächsten Jahr bei 1,5 %. Die EZB dürfte ihre
Bilanz wenigstens in den nächsten drei Monaten ausweiten, da
der EFSF die Anleihenmärkte mit Käufen im Sekundärhandel
unterstützt und die Kreditvergabe an Banken in Problemländern
beibehalten bzw. verstärkt wird. Der Schwerpunkt der Geldpolitik wird in der Linderung des Drucks auf die Staatsanleihen der
Eurozone und der Illiquidität am Bankenmarkt bestehen, nicht
in erster Linie in der Bekämpfung der Inflation.
Angesichts der Abschwächung des Wachstums in den meisten
Schwellenländern, der bisherigen Dauer der geldpolitischen
Straffung und des vermutlich nachlassenden Preisdrucks bei
den Rohstoffen hält sich das Aufwärtspotenzial der Zinsen in
Schwellenländern jetzt in Grenzen. In Brasilien dürften die
Tagesgeldsätze über 12 % den Höhepunkt erreicht haben. In
China könnte die Inflation zwar noch einen weiteren Monat lang
ansteigen. Dennoch dürfte die Monatsrate zwischen 6,3 % und
6,7 % den Höhepunkt markieren. In Indien könnte der
Höchstwert des Einmonatszinses zwischen 8 und 8,5 % erreicht werden, während in Russland die weitere geldpolitische
Straffung nach der jüngsten Kehrtwende des Ölpreises auf Eis
liegen dürfte.
Geopolitische Risiken – Naher Osten
Die wichtigsten Entwicklungen der letzten zwei Monate waren:
- mögliche Uneinigkeit innerhalb der Rebellengruppen in Libyen
- anhaltende Funktionsunfähigkeit im Jemen
- Beginn des Mubarak-Prozesses in Kairo
- Strassenunruhen infolge eines vermuteten Aufschubs der
Wahlen in Ägypten
- Eskalation der Syrienkrise und Berichte über iranische Hilfe
für das Regime in Syrien
- relative Ruhe in den anderen Ländern
Alle oben genannten Entwicklungen wurden von den Märkten
weitgehend ignoriert, da der Preis für WTI-Öl auf ca. USD 80
je Barrel zurückgegangen ist, während Brent-Öl für unter
USD 110 je Barrel gehandelt wird. Dies war eine logische
Marktreaktion, da es keine Störungen bei den Öl- und Gasproduzenten – Saudi Arabien, Kuwait, Vereinigte Arabische Emirate und Katar – gab und der Rückgang der Ölpreise die schwächeren Konjunkturdaten widerspiegelt.
Die zwei grössten Risikofaktoren im Nahen Osten bestehen
erstens in einer möglichen Intervention des Iran in Syrien, um
zu verhindern, dass dort eine sunnitische Regierung die Macht
übernimmt, und zweitens in der Möglichkeit, dass die Hisbollah
und Israel einen erneuten Krieg beginnen. Syrien ist zwar kein
grosser Ölproduzent, die unvermeidliche Marktreaktion würde
jedoch in einem Aufwärtsdruck auf den Ölpreis bestehen, was
die negative Stimmung der Anleger verstärken könnte.
Auswirkungen für die Märkte
G4-Staatsanleihen
Trotz des Risikos für das Kreditrating sind die Renditen von
US-Treasuries weiter zurückgegangen. Da die 10-jährigen
Renditen deutlich unter 2,3 % liegen, sind die Realrenditen
gegenüber dem Gesamt-Konsumentenpreisindex um rund 1 %
negativ. Der Markt ist überkauft und die Anleger haben sich
trotz der Herabstufung des US-Ratings massenhaft auf USTreasuries gestürzt. Der Markt nimmt derzeit eine hohe Wahrscheinlichkeit von über 50 % einer erneuten Rezession in den
USA und/oder eines mittelmässigen Wachstums sowie einen
Rückgang der Inflation vorweg.
Nachdem die Fed in einer Stellungnahme eine ausserordentlich lockere Geldpolitik ankündigte und möglicherweise das
längere Ende der Renditekurve aufs Korn nimmt, wird das
Aufwärtspotenzial der Renditen in den nächsten drei Monaten
von den Kapitalflüssen in Anleihen und Aktien abhängen.
Wenn sich die Aktienmärkte erholen, könnten die Renditen
wieder auf 3 % steigen, während die Untergrenze der Spanne
bei 2 % liegen dürfte. Die Wahrscheinlichkeit eines noch stärkeren Rückgangs der Renditen ist angesichts der vermutlichen
Verbesserung der Inflation und der mittelmässigen Wachstumsaussichten jedoch gering.
- langsame kleine Fortschritte der libyschen Rebellen, aber kein
Anzeichen für einen Sturz des Gadaffi-Regimes
7
Market Update
Die Renditen der Bundesanleihen werden von der Furcht über
eine Ausweitung der Krise in Europa bestimmt. Wenn das
Anleihenkaufprogramm der EZB Erfolg hat und Spanien und
Italien die Märkte mit ihren Sparplänen überzeugen, während
im September eine definitivere Vereinbarung über die Grösse
und den Status des EFSF erreicht wird, könnten die Renditen
der Bundesanleihen bis Oktober auf 2,8 % zurückkehren. Bei
den britischen Staatspapieren ist die Situation ähnlich: Angesichts der Möglichkeit, dass das Rating für Grossbritannien auf
«Negative Watch» gesetzt wird, ist eine Rückkehr auf 3,1 %
möglich. Im Gegensatz dazu ist das schwedische Kreditrisiko
infolge der starken Bonitätskennziffern stabil, weshalb der
Trend dahin gehen dürfte, dass 10-jährige schwedische Anleihen um 20 Bp. unter deutschen Bundesanleihen rentieren.
Kreditspreads
Infolge der Talfahrt an den Aktienmärkten haben sich die
Spreads von Unternehmensanleihen etwas ausgeweitet. Im
Laufe des letzten Monats weitete sich der Markit CDX North
American Investment Grade Spread über 5 Jahre von rund
90 Bp. auf 103 Bp. aus, während der Markit iTraxx European
Index über 5 Jahre bei 136 Bp. liegt, eine deutliche Kehrtwende gegenüber den 103 Bp. vor einem Monat. Der US-HighYield-Index (Markit CDX 5 Jahre) hat sich infolge der höheren
Korrelation mit den Aktienmärkten ebenfalls massiv von seinem
jüngsten Tiefstwert von 422 Bp. auf 581 Bp. ausgeweitet. Das
Angebot ist aufgrund der schlechteren Marktbedingungen
zurückgegangen.
Es deutet nichts darauf hin, dass die Herabstufung des USKreditratings durch S&P Auswirkungen auf den Markt für Unternehmensanleihen hatte. Am Markt für Unternehmensanleihen liegt die Fremdfinanzierung nach wie vor auf einem historischen Tiefstwert, während die Liquidität in Rekordhöhen gestiegen ist und die Cashflows weiterhin stark bleiben. Viele
Anleger sehen den Unternehmenssektor deshalb mittlerweile
trotz der geringeren Liquidität als sicheren Hafen an. Die Risikoaufschläge dürften daher gegenüber dem derzeitigen Niveau
wieder schrumpfen, sodass sich die Spreads wieder auf 90 Bp.
für 5-jährige US-Low-Grade-Titel und mindestens auf 120 Bp.
für europäische Investment-Grade-Anleihen verringern sollten.
Der Markit CDX Emerging Markets Index über 5 Jahre hat sich
leicht auf 245 Bp. ausgeweitet. In USD liegen die Spreads für
26-jährige indonesische Anleihen bei 192 Bp. und für 9-jährige
brasilianische Titel bei 136 Bp. In Euro beträgt der Aufschlag
für 5-jährige polnische Werte gegenüber deutschen Bundesanleihen indes 130 Bp. Aufgrund der geringen Verschuldung
werden die Kapitalströme der Anleger in Schwellenländeranleihen weiterhin stark bleiben, sodass sich der Index-Spread in
den nächsten drei Monaten auf 200 Bp. verringern sollte.
Aktien
Der Einbruch der Aktienmärkte Ende Juli und Anfang August
wurde durch mehrere Faktoren ausgelöst: erstens durch eine
drastische Verlangsamung des Wachstums in den USA, zweitens durch das Risiko einer harten Landung in China und ande-
ren Schwellenländern, drittens durch Verwirrung über unterschiedliche Aussagen der EZB und der Bundesbank über das
Anleihenkaufprogramm, viertens durch die Konfusion über
widersprüchliche Stellungnahmen zu den Grundregeln des
EFSF aus Deutschland und von der EU und letztlich durch die
Auswirkungen der Herabstufung des US-Ratings durch S&P
auf AA+.
Die Verkaufswelle an den Aktienmärkten erfasste unterschiedslos alle Bereiche, da die Anleger ihre Liquidität erhöhten und ihre Mittel in Cash, US-Treasuries, Bundesanleihen,
japanische Staatsanleihen, Gold und in den Schweizer Franken
anlegten. Für eine Anlage in Aktien sprechen jedoch die günstigen Bewertungen, die technisch überverkaufte Situation, die
günstigen relativen Bewertungen gegenüber Staats- und Unternehmensanleihen, Aktienrückkäufe von Unternehmen, hohe
Dividendenrenditen und die hohen Barbestände der Anleger.
Impulse für eine Kehrtwende am Aktienmarkt könnten von
Konjunkturdaten aus China ausgehen (z. B. stärkeren Einkaufsmanagerindizes), aber auch von Daten aus den USA, die
auf ein moderates Wachstum statt einer Rezession hindeuten,
von einer verstärkten quantitativen Lockerung (oder einer
Variante davon) der Fed, der EZB oder der BoJ, von engeren
Spreads auf italienische und spanische Anleihen, die auf ein
geringeres Risiko einer Ausweitung der Krise hindeuten, sowie
im September von einem detaillierteren Plan der EU für die
Zukunft des EFSF.
Auf dem gegenwärtigen überverkauften Niveau ist das Abwärtsrisiko am Aktienmarkt jetzt sehr begrenzt und es ist anzunehmen, dass die Märkte jetzt nicht mehr so sensibel auf
negative Meldungen, sondern eher auf positive Nachrichten
reagieren. Aufgrund der geringen Fremdfinanzierung in
Schwellenländern und ihrer besseren Aussichten für das
Wachstum und die Unternehmensgewinne dürften zu Beginn
der Kapitalrückflüsse in Aktien, die vermutlich Ende August
und Anfang September einsetzen, Schwellenmarktaktien bevorzugt werden, insbesondere wenn es klare Anzeichen dafür
gibt, dass die Geldpolitik in diesen Ländern jetzt unverändert
bleibt.
Rohstoffe
Der Weizenpreis ist seit Jahresbeginn um über 15 % gefallen,
während der Preis für Sojabohnen leicht gestiegen ist. Angesichts des erhöhten Angebots, insbesondere von Mais, Weizen
und Reis dürften die Preise mindestens in den nächsten drei
Monaten zurückgehen, sodass die Lebensmittelpreisinflation
nachlässt.
Devisen
Die Argumente für einen schwächeren US-Dollar bleiben bestehen:
- das monatliche Handelsbilanzdefizit liegt weiterhin über
USD 45 Mia.
- die US-Notenbank hält ihren Leitzins bei 0 bis 25 Bp.
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Market Update
- Möglichkeit von QE3 und weiterhin reichlich vorhandene
Liquidität
- Besorgnis über die Umsetzung der Ausgabenkürzungen in
Höhe von USD 1,5 Bio. bis November
- Aussicht auf ein Haushaltsdefizit von über 7 %, mindestens in
den Jahren 2012 und 2013
- Politik des «benign neglect» in Bezug auf den US-Dollar, auch
wenn dies in den öffentlichen Stellungnahmen bestritten wird
Bei den asiatischen Währungen bleibt der allmähliche Aufwertungstrend gegenüber dem USD intakt. Die Ziele zum Jahresende liegen bei 6,20 für den Yuan, 1,10 für den SingapurDollar und 1000 für den koreanischen Won.
Das britische Pfund könnte durch die Erwartung einer Herabstufung des Kreditratings belastet werden, während die Geldpolitik ausserordentlich locker bleiben dürfte.
In Lateinamerika könnte der brasilianische Real erneut von der
Wiederaufnahme der Kapitalzuflüsse an den überverkauften
Aktienmarkt profitieren, während die Währung durch das Zinsgefälle unterstützt wird. In Zentral- und Osteuropa ist die türkische Lira trotz der unerwarteten geldpolitischen Wende massiv
unterbewertet, während sich der russische Rubel auf dem
derzeitigen Niveau stabilisieren sollte, wobei das Aufwärtspotenzial durch den schwächeren Ölpreis begrenzt wird.
Die Stärke des Yen infolge von Kapitalrückführungen sollte auf
Widerstand der BoJ stossen, die zwischen 75 und 77 eingreifen dürfte. Da die japanische Wirtschaft Mühe hat, sich im
zweiten Halbjahr zu erholen, dürfte die BoJ einen schwächeren
Trend zurück über die Marke von 80 fördern.
Der Euro wird erst steigen, wenn die Besorgnis über das Risiko
einer Ausweitung der Staatsschuldenkrise beigelegt ist. Sobald
dies erreicht ist, könnte der Euro, sofern eine zufriedenstellende Lösung für den EFSF gefunden wurde und klare Belege für
eine Lösung in Bezug auf die Sparhaushalte in Spanien und
Italien vorlegen, wieder über 1,45 gegenüber dem USD zurückkehren. Andererseits ist klar, dass ein Rückschlag in Bezug auf den EFSF und/ein Problem mit dem italienischen
und/oder dem spanischen Haushalt in einem Durchbruch unter
1,38 resultieren würde.
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