Technik & Bildung Fachwissen Digitaler Rundfunk Fernsehen über das Internet Digitaler Rundfunk (digital broadcasting) bedeutet die unidirektionale Übertragung digitaler Radio- und Fernsehprogramme über Satelliten, Kabelnetze oder terrestrische Sender in Echtzeit (realtime). Damit sollen möglichst viele Teilnehmer gleichzeitig erreicht werden. Das gelingt auch durch die Verbereitung über das Internet auf eine andere Art. B ei IP (internet protocol) handelt es sich dagegen um ein Transportprotokoll, dessen Nutzung im Internet verbindlich vereinbart ist. Im Gegensatz zum digitalen Rundfunk basiert das Internet auf individueller Datenübertragung zwischen zwei Stellen, was als Unicast bezeichnet wird. Dafür kommen als Rahmen (frame) bezeichnete Datenpakete zum Einsatz. Bei ihrem Empfang festgestellte Fehler lassen sich in der Regel durch wiederholte Übertragung der betroffenen Datenpakete kompensieren, was allerdings die Übertragungszeit für das jeweilige Dokument verlängert. Ein solches Verfahren ist beim digitalen Rundfunk nicht anwendbar, weil hier die Übertragung bekanntlich in Echtzeit erfolgt. Um die kontinuierliche Übertragung von Bild und Ton via IP gewährleisten zu können, wurden als Streaming bezeichnete Konzepte entwickelt, bei denen es sich im Prinzip um die intelligent gesteuerte Nutzung von Servern mit Pufferspeichern handelt, was die richtige Reihenfolge der Datenpakete ohne merkbare Unterbrechungen ermöglicht. Dafür ist stets ein entsprechender Prozessoraufwand erforderlich, was abhängig von der Verarbeitungsgeschwindigkeit ein zeitlich verzögertes Signal bewirkt. Neben der Übertragung von Rundfunkprogrammen via IP in Echtzeit, kann diese auch mit Zeitversatz (timeshift) auf Abruf erfolgen. Beim Direktempfang liegt lineares Fernsehen vor und es gilt die Bezeichnung IPTV, während bei der zeitversetzten Übertragung nicht-lineares Fernsehen gegeben ist. Da beide Varianten denselben Übertragungsmechanismus verwenden, brauchen für die weiteren Betrachtungen keine Unterscheidungen berücksichtigt zu werden. Als ein erstes Zwischenergebnis lässt sich feststellen, dass digitaler Rundfunk nicht nur über digitale Rundfunknetze, sondern auch über IP-basierte Netze (Kurzform: IP-Netze) übertragen werden kann. Dabei ist es mit entsprechendem technischen Aufwand auch möglich, den gleichzeitigen Zugriff mehrerer Nutzer auf dasselbe oder unterschiedliche Programme zu realisieren. Dies erfolgt durch den Einsatz von Servern, Routern und Switches, die das ankommende Signal auf meh- 116 rere Ausgänge verteilen. Dadurch geht Unicast auf Multicast über, wobei durch geschickte Kaskadierung der angeführten Funktionseinheiten auch viele Teilnehmeranschlüsse gleichzeitig erreichbar sind. vorzugen soll oder wie er beide zusammen optimal nutzen kann. Dabei ist folgende Situation zu berücksichtigen: \ Einerseits steht digitaler Rundfunk als Satellitenfernsehen DVB-S/S2, Kabelfernsehen DVB-C oder Antennenfernsehen DVB-T zur Verfügung. \ Andererseits arbeitet jeder einfache Internetanschluss, jedes leitungsgebundene lokale Datennetz (local area network – LAN) und jedes funkgestützte lokale Datennetz (wireless local area network – WLAN) IP-basiert. In der Praxis stehen viele Programme über DVB und IP zur Verfügung. Dabei gibt es zwischen Rundfunknetzen und nicht-öffentlichen IP-Netzen (z. B. DSL) bei der Signalqualität inzwischen keine merkbaren Unterschiede mehr, wenn die verfügbare Datenrate hinreichend groß ist. Es lässt sich also in beiden Fällen stets eine Dienstgüte (quality of service – QoS) sicherstellen. Das gilt Gemeinsamkeiten und Unterschiede Digitaler Rundfunk wurde hauptsächlich durch die Standardisierung DVB (digital video broadcasting) ermöglicht, primär konzipiert für Fernsehen, aber ebenso für Radio geeignet. Vergleichbar IP wird auch bei DVB mit Rahmen gearbeitet, es besteht jedoch keine Kompatibilität zwischen beiden Verfahren, weil DVB für die „Broadcasting (BC)-Welt“ entwickelt wurde, während IP aus der Welt der Informationstechnik stammt. In der Praxis gewinnt jedoch die Konvergenz zwischen BC und IP für den Nutzer immer größere Bedeutung. Deshalb stellt sich die Frage, welches Konzept er beBild 1: Varianten der InHaus-Verbreitung für Fernsehen Verteilung via DVB IPTV IPTV DVB DVB DVBIn-HausNetz DVBEmpfänger Verteilung via IPTV und DVB IPTV IPIn-HausNetz DVB DVBIn-HausNetz IPTVEmpfänger DVBEmpfänger z. B. Smart-ZVEmpfänger Verteilung via IP IPTV DVB DVB IPIn-HausNetz DVBEmpfänger IPTV rfe-Elektrohändler | 9 · 2013 allerdings nur bedingt für Web-TV und WebRadio, also über das Internet übertragene Programme. Solange nur ein Endgerät beim Nutzer versorgt werden soll, ist unter Umständen die Entscheidung zwischen DVB und IP relativ einfach. Interessant wird es allerdings, wenn mehrere Endgeräte in einem Haushalt versorgt und unterschiedliche Programme empfangen werden sollen. Es ist dann zu entscheiden, wie und auf welchem Weg Rundfunk empfangen und an die Teilnehmeranschlüsse verteilt werden soll. Dabei wäre zu berücksichtigen, dass die im Handel verfügbaren Fernsehgeräte üblicherweise für Satellit, Kabel und/oder Terrestrik ausgelegt sind, aber nur begrenzt auch für IPTV. Der Empfang von Rundfunkprogrammen und anderer Anwendungen über das Internet erfordert einen breitbandigen Internetanschluss. Das bedeutet 16 Mbit/s oder mehr. Die Empfangsgeräte müssen in diesem Fall allerdings IP-fähig sein, was zum Beispiel bei Smart-TV-Geräten gegeben ist. Die Entscheidung zwischen DVB und IP wird primär durch das vorhandene InhausNetz und die verfügbaren Endgeräte bestimmt. Im Bedarfsfall ist auch eine Konvertierung von DVB in IP bzw. von IP in DVB möglich. Das bedeutet jedoch stets einen entsprechenden technischen Aufwand und stellt eine kostenrelevante Maßnahme dar (Bild 1). Sollen Fernsehprogramme nur als DVB verteilt werden, dann müssen die IP-Streams für jedes Programm in ein DVB-Signal konvertiert und danach in einem Multiplex zu- sammengefasst werden. Eine separate Verteilung von DVB und IP ist nur möglich, wenn für beide Signalformen jeweils ein Verteilnetz zur Verfügung steht. Bei ausschließlicher Verteilung der Fernsehprogramme über IP ist ggf. ein für Internetanwendungen bereits vorhandenes lokales Datennetzes in der Wohnung oder im Haus nutzbar. Bei diesem kann es sich um LAN oder WLAN handeln. Viele Router unterstützen beide Netzvarianten. Bei der aufgezeigten Form dieser Programmverbreitung ist es allerdings erforderlich, jedes DVB-Programm in einen IP-Stream umzusetzen. Der ausschließliche Einsatz von IP-Netzen in der Wohnung oder im Haus für die Verteilung der Fernsehprogramme bietet folgende Vorteile: \ Diese Netze werden bereits für Internetanwendungen genutzt. \ Für IPTV-Angebote sind keine gesonderten Maßnahmen erforderlich. IP-Netze sind wesentlich flexibler als die klassischen Kabelnetze in Koaxialtechnik, weil über WLAN neben der stationären auch die portable Nutzung möglich ist. Im vorstehend angeführten Fall wäre also lediglich die Konvertierung von DVB auf IP erforderlich, was die Umsetzung jedes DVB-Programms in einen IP-Stream bedeutet. Bei dieser Konstellation ist es allerdings erforderlich, dass die eingesetzten Endgeräte IP-fähig sind. Bei Smart-TV-Geräten liegt das systembedingt bereits vor, im Falle üblicher Fernsehempfänger für DVB müsste eine für IP geeignete Set-Top-Box LNB SAT>IP-Converter DVB IPIn-HausNetz IPTV IP-fähige Endgeräte Ethernet Unteres Band (10,7 GHz bis 11,7 GHz)/Horizontale Polarisation (H) Unteres Band (10,7 GHz bis 11,7 GHz)/Vertikale Polarisation (V) Oberes Band (11,7 GHz bis 12,75 GHz)/Horizontale Polarisation (H) Oberes Band (11,7 GHz bis 12,75 GHz)/Vertikale Polarisation (V) Bild 2: Sat>IP (Konzept) Smart-TV-Gerät (mit W-LANAnschluss) IP-In-Haus-Netz (funkgestützt) Tablet von LNB 1 1 2 2 3 3 … … n n Smartphone Σ WLAN Ethernet Laptop/ Notebook Router LAN IP-In-Haus-Netz (leitungsgebunden) Verbindungsmöglichkeiten mit SAT>IP IPTVSet-Top-Box Spielekonsole TV-Gerät (als Monitor) rfe-Elektrohändler | 9 · 2013 PC Smart-TV-Gerät (mit LAN-Anschluss) Bild 3: Versorgungsmöglichkeiten mit Sat>IP 117 Technik & Bildung Fachwissen Technik & Bildung Fachwissen (STB) vorgeschaltet werden. An dieser Stelle sei auch angemerkt, dass Programme mit normaler und hoher Bildauflösung bei DVB und IPTV keine Unterschiede in der Qualität aufweisen. Als weiteres Zwischenergebnis lässt sich somit feststellen, dass die In-Haus-Verteilung von Fernsehprogrammen über IP grundsätzliche Vorteile bietet, weil die erforderliche Infrastruktur auch für alle Internetanwendungen genutzt werden kann, wobei über WLAN auch der Einsatz portabler Endgeräte möglich ist. Diese Variante erscheint deshalb bei neuen Installationen von Vorteil. Damit ist nach bisherigen Erkenntnissen Zukunftssicherheit gewährleistet. Die vorstehend aufgezeigte Art der Signalverteilung stellt einen Mehrwert für den Nutzer dar, da es sich um eine einheitliche Basis handelt, über die unterschiedliche Inhalte ohne gegenseitige Beeinflussung übertragen werden können. Sat IP Die dargestellte Variante der In-Haus-Versorgung mit Fernsehprogrammen via IP wurde von der Firma SES, als Betreiber der Satellitenfamilie Astra, durch das Konzept Sat IP befördert. Dabei handelt es sich um ein Kommunikationsprotokoll, welches die Umsetzung empfangener DVS-S/S2-Programme in IP-Streams und die Verteilung dieser an die Endgeräte regelt, wobei es sich um das typische Server-Client-Konzept handelt. Bei Sat IP erfolgt im Prinzip der Austausch des DVB-Transportprotokolls gegen das IPTransportprotokoll. Die Umsetzung erfolgt in einer als Sat-IP-Converter bezeichneten Baugruppe, die vom LNB der Satellitenantennen gespeist wird (Bild 2). Die Leistungsfähigkeit dieser Converter ist von der Zahl der integrierten Tuner abhängig, weil für jedes Programm ein Tuner benötigt wird, damit über IP gleichzeitig auf mehrere Programme zugegriffen werden kann. Bei den derzeit verfügbaren Sat-IP-Konvertern sind vier Programme der typische Wert. Die am Ausgang des Sat-IP-Converters auftretenden IP-Streams können nun an die Endgeräte verteilt werden. Sie werden deshalb über ein Ethernet-Kabel (Cat. 5) einem Router zugeführt. Dieser bietet zumindest einen Ausgang für die leitungsgebundene Verteilung über ein LAN sowie einen Zugangspunkt (access point) für WLAN (Bild 3). Bei einem leitungsgeführten IP-Inhaus-Netz lassen sich Datenleitungen, Koaxialleitungen, Stromleitungen oder Lichtwellenleiter einsetzen. Bei Datenleitungen handelt es sich um verdrillte Zweidrahtleitungen, deren Adern einzeln und/oder als Adernpaare eine ausgeprägte Schirmung aufweisen. Diese Ethernet-Kabel arbeiten mit der bewährten Schnittstelle RJ-45. Aus technischer Sicht könnte die Datenübertragung auch über koaxiale Leitungen erfolgen. Es bedarf dann allerdings einer entsprechenden Adaption der zu übertragenden Daten an die technischen Spezifi kationen und die mechanischen Werte dieser Leitungen. Dadurch wäre es auch möglich, bisher für DVB-C genutzte koaxiale Netze ohne Änderung der Infrastruktur ebenfalls als IP-Netze zu verwenden. Da jede Wohnung und jedes Haus immer ein umfangreiches Stromversorgungsnetz aufweist, kann dieses mit Hilfe von Powerline Communication (PLC) auch für Datenübertragung genutzt werden, wobei jede Steckdose als Anschlussstelle fungiert. Es kommen dafür PLC-Adapter in der Bauform von Steckernetzteilen zum Einsatz. Sie weisen RJ-45-Anschlüsse für das IP-Signal und häufig auch eine integrierte Steckdose auf. Da PLC-Adapter jede in Wohnung und Haus vorhandene Steckdose nutzen können, sind über den Weg des Stromnetzes theoretisch beliebige hausinterne IP-Verbindungen ohne zusätzliche Infrastruktur realisierbar. Für die Praxis ist allerdings zu berücksichtigen, dass PLC nur dann funktioniert, wenn bestimmte Randbedingungen erfüllt werden. Als Beispiel sei das Erfordernis der Verbindung betroffener Steckdosen über dieselbe Stromphase oder der Einbau sogenannter Phasenkoppler angeführt. Diese Situation ergibt sich, weil das Stromnetz für die Energieversorgung konzipiert ist und nicht für informationstechnische Anwendungen. Bei Lichtwellenleitern (LWL) wird im Gegensatz zu den vorstehend aufgezeigten Netzvarianten nicht mit elektrischen, sondern mit optischen Signalen gearbeitet. Statt der Elektronenleitung handelt es sich nun um eine Photonenleitung. Solche Netze können mit Glasfasern (fiber) aufgebaut sein, es sind für In-Haus-Netze aber auch Polymerfasern (polymer optical fiber – POF) geeignet. In beiden Fällen werden allerdings elektrooptische und optoelektrische Umsetzer benötigt, da die IP-Streams als elektrische Signale anstehen und die Endgeräte ebenfalls solche Signale an ihren Eingängen benötigen. Fazit Radio- und Fernsehprogramme lassen sich nicht nur als DVB über Satellit, Kabel und Terrestrik übertragen, sondern in gleicher Qualität auch via IP über geeignete Leitungsnetze und/oder Funknetze. Da IP für alle Internetanwendungen verbindlich ist, wird die Versorgung mit digitalem Rundfunk auf Basis dieses Transportprotokolls zunehmen und damit mittelfristig die bisherigen Endgeräte für den Rundfunkempfang überflüssig machen. Aus technischer Sicht wäre der komplette Übergang des digitalen Rundfunks von Broadcast zu IP konsequent, aus wirtschaftlichen Gründen ist allerdings davon auszugehen, dass die Koexistenz von DVB und IP für die Rundfunkversorgung noch einige Zeit andauern wird. Die Migration der Fernsehprogramme von DVB zu IP stellt eine typische technische Evolution dar, deren Geschwindigkeit allerdings schwer vorhersagbar ist. Einen wesentlichen Unsicherheitsfaktor stellt die Akzeptanz der Nutzer dar. Diese hängt nämlich primär von seinem Gefühl ab, ob der Übergang von DVB auf IP für ihn einen Mehrwert darstellt. Ulrich Freyer LNB LNB Umsetzer PoE IP Ethernet IPIn-HausNetz Glasfaser IP-fähige Endgeräte Netzteil – Bild 4: Rundfunkversorgung über Sat>IP 118 opt. el. IPIn-HausNetz IP-fähige Endgeräte 230 V/50 Hz Bild 5: Sat>IP-Converter mit Glasfaseranschluss rfe-Elektrohändler | 9 · 2013 Fachwissen Technik & Bildung Grundlagen Antennen Antennen sind Wandler zwischen Feldenergie und leitungsgebundener Energie. reites Vom Aussehen her gibt es ein breites ormen. Spektrum unterschiedlichster Formen. D as könnte zu der Ansicht verleiten, Antennen seien ein äußerst komplexes Fachgebiet. Ganz so ist es aber nicht, denn es existieren im Wesentlichen nur drei grundlegende Antennenformen: \ Dipol, \ Monopol, \ Schleife. Von der Aufgabe her unterscheidet man in Empfangs- und Sendeantenne. Die Empfangsantenne entnimmt einem elektromagnetischen Feld Energie und wandelt sie in Hochfrequenzenergie um, die Sendeantenne strahlt Hochfrequenzenergie durch den Aufbau eines elektromagnetischen Feldes ab. Eine passive Antenne (Antenne ohne integrierten Verstärker) vermag beides. Man spricht von reziproker (umkehrbarer) Funktion, weil sich die Verhältnisse beim Senden und Empfangen im Grunde gleichen. Dies gilt allerdings nur für die Antenne allein und nicht für das System Antenne plus Zuleitung. Offene Antennen Passive Antennen kann man in völlig und teilweise offene Antennen gliedern. Für jede Antenne lässt sich ein Ersatzschaltbild mit Kapazitäten und Induktivitäten erstellen. Bei der völlig offenen Antenne tragen alle diese Cmittel ge. Damit hat man eine universellere Angabe als in Metern, da die Betriebsfrequenz nun unerheblich ist. Offene Antennen lassen sich prinzipiell in Dipol- und Monopolantennen sowie (elektrisch) große Schleifen aufteilen. Erste kann man vom Grundaufbau her in gestreckte (z. B. üblicher Halbwellendipol), gewinkelte (Winkeldipol) und gefaltete (z. B. Faltdipol) Antennen einteilen. Eine große Schleife hat z. B. eine Wellenlänge Umfang. Als populäres Beispiel sei die Delta-Loop-Antenne genannt (dreieckige Schleife). Bei teilweise offenen Antennen unterscheidet man zwischen Magnetantenne und elektrisch kurzem Strahler. „Elektrisch kurz“ bedeutet kurz in Bezug zur Betriebswellenlänge und zwar deutlich kürzer als eine Viertel Betriebswellenlänge. Bei der Magnetantenne ist das elektrische Feld in einem diskreten Kondensator konzentriert, während mindestens eine großflächige („offene“) Windung strahlt. Beim elektrisch kurzen Strahler enthält das Ersatzschaltbild eine Kapazität, deren elektrisches Feld nicht zur Strahlung beiträgt, die sogenannte Totkapazität. Cmax Der Dipol Blindelemente mit ihren Feldern zur Strahlung bei (sie sind also quasi offen), bei der teilweise offenen Antenne jedoch nicht. Eine völlig offene Antenne, auch nur offene Antenne genannt, stellt im Ersatzschaltbild ein Netzwerk aus verteilter Induktivität und Kapazität dar (Bild 1). Die oft strapazierte Vorstellung von einem Schwingkreis ist eine grobe Vereinfachung, da sie nur eine optimale Betriebsfrequenz – die Resonanzfrequenz – ermöglicht. Tatsächlich können viele offene Antennen jedoch auf im Verhältnis 1:3:5... zueinander liegenden Frequenzen günstig betrieben werden. Hierzu zeigt Bild 2 den Verlauf der Anschlussimpedanz eines symmetrischen Dipols in Abhängigkeit von seiner elektrischen Gesamtlänge. Unter „elektrischer Länge“ versteht man die Längenangabe bezüglich der Betriebswellenlän- Q/2 Cmin L L L L L L L L L 8 nH/cm Bild 1: Der gestreckte Halbwellendipol und sein Ersatzschaltbild. Ein gestreckter Leiter besitzt eine Induktivität von etwa 8 nH/cm. Die Kapazität angenommener symmetrisch liegender Teilstücke zueinander fällt mit dem Abstand von der Mitte. Alle Ersatzinduktivitäten und -kapazitäten sind „offen“, d. h., können ihr Feld abstrahlen bzw. aus einem Empfangsfeld Energie aufnehmen. rfe-Elektrohändler | 9 · 2013 Dipol heißt Zweipol, eine Bezeichnung, die durchaus verunsichern könnte. Denn jede Antenne besitzt zwei Pole (Anschlüsse), anders könnte man sie gar nicht betreiben. Gemeint ist jedoch eine Antenne mit zwei Schenkeln, also Teilen, die beide leitungsgebundene elektrische Energie in Strahlungsenergie umwandeln und umgekehrt. Aber Achtung: Manchmal sagt man zu einer 119 Technik & Bildung Fachwissen Bild 2: Theoretische Verläufe von Strom (gestrichelt) und Spannung auf einem Halbwellendipol. Die Augenblickswerte der Spannung an den Enden haben zueinander entgegengesetzte Richtungen (180° Phasenversatz). Bild 3: Qualitative Darstellung der Verläufe von Strom (gestrichelt) und Spannungsbetrag (ohne Phaseninformation) auf einem realen Halbwellendipol. Aus den Werten am Einspeisepunkt ergibt sich ein Widerstand von etwa 60 Ω. RS 900 Ω 600 Ω 300 Ω Minimum Q/4 theor. 73 Ω prakt. ≈ 60 Ω Mittelpunkt Q/4 Bild 4: Verlauf des Strahlungswiderstands eines Halbwellendipols. Unsymmetrischer Anschluss ist demnach problemlos möglich, ergibt aber einen Anschlusswiderstand über 60 Ω. Bild 5: Theoretische Verläufe der Spannungen (gestrichelt) und Ströme auf den parallelen Abschnitten eines Faltdipols 120 schmalen Schleifenantenne auch Falt- oder Schleifendipol. Diese Antenne besteht jedoch aus einem Stück. Dipolantennen können symmetrisch (Mittenspeisung) oder unsymmetrisch aufgebaut sein. Heinrich Hertz begann seine Experimente Ende des 19. Jahrhunderts mit einem Dipol aus zwei je 1,5 m langen Stäben mit Kugeln an den Enden. Er stellte bald fest, dass diese Antenne bei 50 MHz (6 m Wellenlänge) am besten funktioniert. Damit war der Halbwellendipol entdeckt. Er ist für die Praxis optimal. Der Widerstand, der sich aus Spannung und Strom an seinen mittigen Anschlussklemmen ergibt, beträgt theoretisch (Drahtdurchmesser null) 73 Ω. Praktisch ist dieser Anschlusswiderstand geringer (z. B. etwa 60 Ω für Kurzwellen-Drahtantennen). Strom, Spannung und Strahlungswiderstand Strom und Spannung auf dem Dipol sind örtlich verschieden, siehe Bild 2 und 3. Den Quotienten aus Spannung und Strom bezeichnet man als Strahlungswiderstand. Das ist quasi der Widerstand, der die zugeführte Leistung und somit abgestrahlte Leistung aufnimmt. Somit ist er am Anschluss der Antenne mit dem Anschlusswiderstand von z. B. 60 Ω beim symmetrischen Halbwellendipol identisch. Er variiert mit dem Ort auf der Antenne und nimmt zu den Enden hin zu, wie in Bild 4 dargestellt. Anhand des „Netzwerks“ in Bild 1 kann man gut den Strom- und Spannungsverlauf begründen. Vorausgesetzt, dass in einem bestimmten Augenblick alle Kondensatoren eine bestimmte maximale Ladung haben, dann entladen sie sich darauf hin über die Induktivitäten in ihrem Bereich. Dabei entsteht jeweils ein Strom, wobei der in Strahlermitte am größten ist und die Ströme an den Strahlerenden am kleinsten sind. Durch den Stromfluss bauen sich um die Induktivitäten magnetische Felder auf, die dann eine erneute Aufladung der Kapazitäten bewirken, jedoch mit entgegengesetzter Polarität. Daraus lässt sich die Strom-SpannungsVerteilung ableiten. Da der Dipol in Wirklichkeit mittig aufgetrennt ist und dort die Eingangsspannung (größer als null) auftritt, ist die Theorie ein vereinfachtes Abbild der Praxis. Es besteht ein Phasenunterschied von 90° zwischen Strom und Spannung, da die Antenne theoretisch nur aus Blindelementen besteht. Die Elektrotechnik lehrt, dass in diesem Fall keine elektrische Leistung in Wärme umgesetzt wird und prägte dafür den Begriff „Blindleistung“. Auf einer verlustlosen Antenne herrscht also 100 % Blindleistung. Die Antenne selbst verbraucht kei- ne Leistung, sondern wandelt reine elektrische Leistung in Strahlungsleistung (Sendefall) bzw. umgekehrt (Empfangsfall). Hieraus folgt zwingend die Spannungsverteilung. Strom- und Spannungsverteilung erscheinen auch deshalb logisch, weil an den Antennenenden kein Strom mehr fließen kann (wohin?) und weil darum die größte Spannung zwischen den Antennenenden auftreten muss. Es muss ja an jedem Punkt der Antenne gelten U × I = P, wobei P die eingespeiste Sendeleistung bzw. die entnommene Empfangsleistung ist. Bild 5 zeigt ähnliche Verläufe für den Schleifen- oder Faltdipol. Anschlussimpedanz und elektrische Länge In Bild 6 werden qualitativ praktische Verläufe von Realteil und Imaginärteil eines symmetrischen Dipols in Abhängigkeit von der elektrischen Länge eines Schenkels dargestellt. Bei der Länge Q/4 handelt es sich also um einen Halbwellendipol. Man sieht, dass der Strahlungswiderstand R von einem teils erheblichen induktiven oder kapazitiven Blindanteil X begleitet wird. Beträgt die elektrische Länge eines Schenkels ein Viertel, drei Viertel, fünf Viertel usw. der Wellenlänge, so geht der Imaginärteil durch null, und es verbleibt ein Realteil von etwa 60 Ω bei Q/4, etwa 85 Ω bei ¾ Q und etwa 120 Ω bei 5/4 Q (für Kurzwellen-Drahtantennen). Damit ist das Verhalten dort das eines resonanten Serienkreises. Bei Q/2, Q und 3/2 bzw. 6/4 Q geht der Imaginärteil ebenfalls durch null, jedoch bei maximalem ohmschen Anteil entsprechend einem resonanten Parallelkreis. Man versteht jetzt, warum man bei der gesamten Antennenlänge das „Halbwellenraster“ anstrebt. Der Monopol Was passiert, wenn man einen Schenkel eines Dipols durch eine große metallische Fläche oder gut leitendes Erdreich ersetzt? Die Metallfläche oder das Erdreich bildet wie der ehemalige zweite Schenkel eine Kapazität zu dem verbliebenen Schenkel – seine Induktivität ist hingegen sehr klein – und stellt daher insofern einen brauchbaren „Gegenpol“ dar, der so als ein rein ohmscher Anschlusswiderstand agiert und dementsprechend die Verluste gering bleiben (theoretisch null wie beim Dipol). Das in Bild 7 skizzierte Gebilde ist somit weiterhin gut in der Lage, aus elektrischer Leistung Strahlungsleistung zu erzeugen und umgekehrt. Hierbei strahlt jedoch der „Gegenpol“ kaum. Er sorgt aber dafür, dass sich die Verhältnisse dieser „halbierten Antenne“ gegenüber einem Dipolschenkel nicht ändern. Der Einrfe-Elektrohändler | 9 · 2013 R bzw. x Bild 6: Qualitative praktische Verläufe von Realteil und Imaginärteil eines symmetrischen Dipols in Abhängigkeit von der elektrischen Länge eines Schenkels R R induktiv Realteil Imaginärteil –x Serienresonanz gangswiderstand halbiert sich nun zwar, die Strom- und Spannungsverteilung auf dem strahlenden Schenkel bleibt jedoch grundsätzlich bestehen. Solche Antennen nennt man auch Monopol. Populär gemacht hat sie der Italiener Guglielmo Marconi, den die Hertz‘schen Experimente zu eigenen Forschungstaten inspirierten. Zu seinen Ehren nennt man die eine Viertel Wellenlänge lange Vertikalantenne (senkrecht angeordnete Antenne) mit der Erde als „Gegenpol“ Marconi-Antenne. Wird eine besondere Fläche (z. B. Fahrzeugkarosserie) genutzt oder ein System aus Leitern sternförmig am „Fußpunkt“ der Antenne angeordnet, verwendet man den Begriff „Gegengewicht“. Jedes einzelne Element eines solchen Leitersystems nennt man Radial. Besonders bei UKW-Antennen setzt man gern Radials ein, da die Antenne dann für hohe Reichweite recht hoch angeordnet werden kann. Eine Antenne dieses Typs nennt man Groundplane. Drei Amerikaner haben sie sich 1939 patentieren lassen. Vertikalantennen sind bis auf eine Ausnahme – die Triple-Leg-Antenne mit ihren nur drei und 45° nach unten abgewinkelten Radials – Rundstrahler. Ihr vertikales Strahlungsverhalten ist jedoch von ihrer Länge abhängig. Die Schleifenantenne Die Schleife (Loop) ist im Gegensatz zu den meisten Dipolen eine einteilige Antenne. Man unterscheidet vier Grundformen: \ Kreis (Ringantenne), \ Quadrat (Quad-Antenne), \ Rechteck (Extremfall: Falt- oder Schleifendipol), \ Dreieck (Delta-Loop-Antenne). Hier ist ebenfalls die Vorstellung von einem LC-Netzwerk treffender als die von einem einfachen Schwingkreis, da sich die Kapazität ja über die ganze Schleife erstreckt. rfe-Elektrohändler | 9 · 2013 Q 3Q/4 5Q/4 6Q/4 R Q/2 x = /–x/ x = /–x/ R kapazitiv Q/4 Bild 7: Skizze zu Aufbau und Wirkungsweise eines Monopols Parallelresonanz Auch diese Antenne geht auf Hertz zurück, der sie zum Empfang benutzte. Bis heute hat die Schleife ihre Popularität ihren geringen Platzansprüchen zu verdanken. Eine Schleife besitzt in der Regel (etwa) eine Wellenlänge Umfang. Wesentlich kleinere Schleifen sind ebenfalls möglich, wenn sie mit einem abstimmbaren Kondensator versehen werden. Diese nicht abstrahlende Kapazität ersetzt „offene“ und somit zur Abstrahlung fähige Kapazität. Somit ist bei kleinen Abmessungen eine geringe Betriebsfrequenz möglich. Man spricht von einer Magnetantenne. Elektrische und magnetische Antennen Bei einer solchen Magnetantenne baut sich erst mit zunehmendem Abstand von der Antenne ein elektromagnetisches Feld auf. Dipol und Monopol bezeichnet man hingegen als elektrische Antennen, da hier ein gegenüber dem Magnetfeld starkes elektrisches Feld sofort aufgebaut wird. Eine Spannung erzeugt bekanntlich ein elektrisches Feld, während jeder Stromfluss ein magnetisches Feld verursacht. Es kann aber nur dann ein Strom fließen, wenn eine Spannung vorhanden ist. Daraus folgt, dass zu einem magnetischen Feld immer ein elektrisches Feld gehört. Jeder Stromfluss er- zeugt daher zwangsläufig ein elektromagnetisches Feld. Antennenpolarisation Die Lage der senkrecht aufeinanderstehenden elektrischen und magnetischen Feldlinien des elektromagnetischen Feldes in Bezug zur Erdoberfläche nennt man Polarisation. Sie ist von der Antenne abhängig, durch die das Feld aufgebaut wurde, und natürlich durch die Lage der Antenne im Raum. Bei der Angabe der Polarisation des Feldes bezieht man sich nach Definition auf den Verlauf der elektrischen Feldlinien zur Erdoberfläche. Die elektrischen Feldlinien des elektromagnetischen Feldes einer gestreckten Antenne liegen parallel zur Antenne. Bei horizontaler Installation ist also auch die Polarisation horizontal, bei senkrechter Aufstellung vertikal. Magnetantennen haben stehend horizontale und liegend vertikale Polarisation. Allgemein spricht man bei horizontaler, vertikaler und auch schräger Polarisation von linearer Polarisation im Gegensatz zur zirkularen Polarisation, bei der sich das Feld rechts oder links um die Achse der Ausbreitungsrichtung dreht. Man erreicht dies durch entsprechend geformte Antennen, wie die Wendelantenne. Frank Sichla Warum strahlt eine Antenne? Das Geheimnis der Abstrahlungsfähigkeit einer Antenne ist die endliche Ausbreitungsgeschwindigkeit von Feldern (nahe Lichtgeschwindigkeit in der Luft). Mit der ersten Halbwelle der angelegten Spannung baut sich ein Feld um die Antenne auf. Je weiter weg die Feldlinien von der Antenne liegen, umso größer ist die zeitliche Verzögerung, mit der sie dem Spannungsverlauf folgen. Das führt dazu, dass neu entstehende Feldkomponenten in Antennennähe die früher entstandenen Feldkomponenten von der Antenne wegdrängen. Im Gegensatz zum Betrieb mit einem Impuls, nach dem das Feld zusammenbricht und Strom und Spannung in der Antenne induziert, kann die Leistung des Feldes nicht mehr durch Selbstinduktion zur Quelle zurückkehren. 121 Technik & Bildung Fachwissen Technik & Bildung Fachwissen Messtechnik Driftfreie Messsysteme Zum zuverlässigen und genauen Messen und Verarbeiten elektrischer Größen sind Messsysteme, z. B. Verstärker erforderlich, die nicht nur die Änderung einer Signalspannung, sondern auch deren Gleichanteile unverfälscht messen und verstärken. S olche Verstärker gehören zu den Breitbandverstärkern mit einer unteren Grenzfrequenz von 0 Hz. Der Ausgang dieser Systeme muss zuverlässig null sein, wenn die Eingangsspannung null ist, auch wenn sich die Temperatur oder die Betriebsspannung ändern oder die Bauelemente altern. Die sich daraus ergebende Nullpunktwanderung Messwertänderung nennt man Drift. Der Begriff „Drift“ stammt aus der Nautik und kennzeichnet dort die Abweichung eines Schiffes von einem voraus berechneten Kurs. In der Elektronik steht er allgemein als Abweichung des gemessenen Wertes einer Mess- oder Regelgröße vom wahren Wert. Häufig meint man mit Drift auch die langsame unerwünschte Nullpunktwanderung, die nicht durch die Signalspannungen verursacht wird. Um deren Einfluss auszuschalten, bedarf es eines erheblichen Zusatzaufwandes, weil hier die einzelnen Stufen mehrstufiger Verstärker direkt, also ohne zwischengeschaltete RCGlieder oder Transformatoren, aneinander gekoppelt sind. Das birgt die Gefahr, dass Gleichspannungsänderungen vorgeschalteter Verstärkerstufen auch dann an die nachfolgenden Stufen weitergegeben und verstärkt werden, wenn sie nicht durch Signalspannungen, sondern beispielsweise durch Temperaturänderungen oder Bauteilalterung verursacht werden. Um die Abweichungen klein zu halten oder überhaupt zu vermeiden, sind Maßnahmen erforderlich, die diese kompensieren oder unwirksam machen. Besonders wirksam sind Zerhackerverstärker, die früher mit mechanischen Modulatoren und Demodulatoren ausgerüstet wurden. Deren Kontakte wurden mit einem elektromagnetischen Schwingsystem, das aus Spule und Schwinganker besteht, periodisch geschlossen und geöffnet. Ihre Schaltfrequenz wurde durch die mechanische Masse des Schwingsystems einschließlich der Kontakte begrenzt und liegt zwischen 50…400 Hz. Damit konnte man mit ihnen nur Wechselspannungen unter 5 Hz verstärken. Heute sind an die Stelle mechanischer Schaltsysteme optoelektronische Modulatoren getreten, bei denen Leuchtdioden und Fototransistoren miteinander gekoppelt und als Optokoppler in einem Gehäuse untergebracht 122 sind. Die Leuchtdiode schaltet den Fototransistor über Lichtstrahlen periodisch in den niederohmigen Zustand um, so dass er einmal wie ein offener und einmal wie ein geschlossener Schalter wirkt (Bild 1). Zwischen Trägerfrequenzgenerator und Modulationsstromkreis ist eine absolute Potentialtrennung gesichert. Die geringe Trägheit optoelektronischer Bauelemente erlaubt auch die Verwendung von Modulationsspannung hoher Frequenzen. Damit man unabhängig von der Polarität der Modulationsspannung wird, schaltet man zwei derartige Optokoppler antiparallel. Da sie in einem gemeinsamen Gehäuse unterge- R1 Wechselspannungsverstärker C1 Ub wachung des Hauptverstärkers, der auch ein Operationsverstärker sein kann (Bild 2). Der Zerhackerverstärker besitzt genau wie der Hauptverstärker einen Differenzeingang und wird mit der Differenz zwischen der Eingangsspannung UE und einem Anteil der Ausgangsspannung, die mit dem Spannungsteiler R3 und R4 herabgeteilt ist, gesteuert. Diese Differenz ist null, wenn beide Spannungen gleich sind. Um das zu garantieren, wird das Teilerverhältnis des Spannungsteilers gleich dem Verstärkungsfaktor des Operationsverstärkers gewählt. Dieser wird wiederum durch das Verhältnis der Gegenkopplungswiderstände R1 und R2 bestimmt. Deshalb Glättungskondensator R2 Ub Ub Ub UM C2 V1 V2 V3 UA V4 Multivibrator als Trägerfrequenzgenerator Bild 1: Prinzipieller Schaltungsaufbau eines Zerhacker-Verstärkers mit Optokopplern in Antiparallel-Schaltung bracht sind, werden sie invers gesteuert. Dadurch sind die beiden Optokoppler V1 und V3 eingeschaltet, während V2 und V4 ausgeschaltet (hochohmig) sind und umgekehrt. Die synchron zu V1 und V2 geschalteten Optokoppler V3 und V4 wandeln die verstärkte Rechteckspannung wieder in eine Gleichspannung zurück. Der Kondensator C2 unterdrückt die Reste der Umschaltspannung und glättet damit die Ausgangsspannung. Hauptverstärker R2 – UE Gleichspannungsverstärker in Kombination mit Zerhackerverstärkern erfüllen besonders hohe Genauigkeitsforderungen. Dabei dient der Zerhackerverstärker lediglich zur Über- V1 + R3 Zerhackerverstärker V2 Zerhackerstabilisierte Gleichspannungsverstärker R1 – + UA R4 R1 R3 + R4 ––––––– = –– R4 R2 Bild 2: Prinzip der Nullpunktkontrolle eines Verstärkers mit Hilfe eines driftfreien Zerhacker-Verstärkers rfe-Elektrohändler | 9 · 2013 kann man die Widerstände wie folgt dimensionieren: R3 R +1 = 1 R4 R2 lationsspannung UM an. Ändert sich die Polarität der Eingangsspannung, so wird die modulierte Trägerspannung umgepolt, was wirkungsmäßig einer Phasenverschiebung von 180° gleichkommt. Diese dient im Demodulator zur Rückgewinnung der ursprünglichen Polarität. Hier erhält man eine Spannung, deren Amplitudenverlauf und Polarität derjenigen der Eingangsspannung entspricht. Zur Übertragung modulierter Wechselspannungen können die Verstärkerstufen über Übertrager oder RC-Glieder aneinander gekoppelt werden, so dass sie nur Wechselspannungen verstärken. Arbeitspunktänderungen haben hier keinen Einfluss auf die nachfolgenden Verstärkerstufen (Bild 3). Wichtig ist, dass die Frequenz der Messspannung wesentlich niederer als diejenige der Trägerspannung ist. Um die ursprüngliche Polarität zurückzugewinnen, wird bei der Demodulation die modulierte und verstärkte Trägerspannung mit der unmodulierten Trägerspannung (Hilfsträgerspannung) verglichen. Dazu müssen die Spitzenwerte und Nulldurchgänge beider Spannungen zeitgleich eintreffen und dürfen nicht phasenverschoben sein. Um das zu garantieren, Weichen die Ruhewerte aus irgendwelchen Gründen von ihren Sollwerten ab, so hat die am Widerstand R4 abgegriffene Spannung einen anderen Wert als die Eingangsspannung UE. Die Differenz zwischen beiden wird im Zerhackerverstärker verstärkt. Dessen Ausgangsspannung stellt dann den Operationsverstärker am nichtinvertierenden Eingang so nach, dass die Ausgangsspannung automatisch den Wert bekommt, der ohne die Nullpunktabweichung vorhanden wäre. TrägerfrequenzGleichspannungsverstärker Bei Trägerfrequenzverstärkern wird die zu verstärkende Spannung UM auf eine Wechselspannung hoher Frequenz (Trägerspannung) aufmoduliert. Besondere Vorteile bietet hier die Amplitudenmodulation mit Trägerunterdrückung. Bei der steigt die Amplitude der Trägerspannung proportional mit der Modu- Modulator Wechselspannungsverstärker Demodulator verstärkte modulierte Trägerspannung Trägerspannung UM Trägerspannung Bild 3: Prinzipieller Schaltungsaufbau von TrägerfrequenzVerstärkern Trägerfrequenzgenerator UA Bild 4: Trägerfrequenz-Gleichspannungsverstärker mit Dioden-Modulatoren und -Demodulatoren Hilfsträgerspannung ϕ Phasenschieber modulierte Trägerspannung R1 Modulator (A) V1 Wechselspannungsverstärker C1 V5 C3 RP1 R2 Demodulator R3 (C) V3 UE Modulationsspannung verstärkte modulierte Trägerspannung V2 V4 (B) C4 T1 C2 C6 rfe-Elektrohändler | 9 · 2013 V7 R4 RP3 Phasenschieber T2 Trägerfrequenzgenerator C5 RP2 T3 Trägerspannung V6 V8 (D) Hilfsträgerspannung wird diese Phasengleichheit mit einem variablen Phasenschieber hergestellt. Trägerfrequenzverstärker mit Diodenmodulator Modulatoren können nach verschiedenen Prinzipien arbeiten. Der oft benutzte Diodenmodulator ähnelt dem aus der Telekommunikation bekannten Ringmodulator und wird als Cowan-Modulator bezeichnet. Bild 4 zeigt die Prinzipschaltung eines damit ausgestatteten Trägerfrequenzverstärkers. Bei ihm sind die Dioden V1 bis V4 als Brückengleichrichter geschaltet. Mit dem Potentiometer P1 kann die Brücke abgeglichen werden. Dann besteht zwischen den beiden Punkten (A) und (B) keine Spannungsdifferenz mehr. Die Eingangsspannung des Wechselspannungs-Verstärkers als auch seine Ausgangsspannung sind null. Wirkt zwischen den Eingangsklemmen eine Modulationsspannung, so verschiebt diese die Arbeitspunkte der Dioden und verstimmt die Brückenschaltung umso mehr, je größer ihr Wert ist. Mit zunehmender Modulationsspannung steigt auch der Anteil der Trägerspannung, die über die verstimmte Diodenbrücke und den Transformator T1 an den Verstärkereingang gelangt. Dort wird sie entsprechend verstärkt. Der Demodulator am Ausgang wird ebenfalls durch eine Diodenbrücke gebildet und durch die unmodulierte Hilfsträgerspannung gespeist. Die Brückenschaltung ist, wenn keine modulierte Trägerspannung vorhanden ist, abgeglichen und die Ausgangsspannung null. Gelangt zusätzlich zur Hilfsträgerspannung die modulierte Trägerspannung an die Diodenbrücke, so wird diese Brücke verstimmt. Die Hilfsträgerspannung addiert sich zu der modulierten Trägerspannung hinzu oder subtrahiert sich von dieser und bildet am Ausgang eine Gleichspannung, deren Höhe allein von der Höhe der modulierten Trägerspannung und deren Polarität von der Phasenlage zwischen Träger- und Hilfsträgerspannung abhängt. Temperaturabhängigkeit der Trägerfrequenzverstärker UA Bei Trägerfrequenzverstärkern hat man zwar die Temperaturabhängigkeit der Verstärkerbauelemente ausgeschaltet. Doch über die im Modulator und Demodulator verwendeten Halbleiterdioden besitzen diese ebenfalls eine Temperaturabhängigkeit. Deren Wirkung hebt sich zwar durch die Brückenschaltung weitgehend auf, eine Garantie für einen driftfreien Verstärker erhält man aber nur dann, wenn man mindestens den Modulator in einer Temperaturkammer unterbringt und mit einem Temperaturregler einer konstanten Temperatur aussetzt. -rke 123 Technik & Bildung Fachwissen Technik & Bildung Praxistipps Backup-System mit Supercaps In der Schaltung des Stromversorgungs-Stützsystems übernehmen zwei Supercaps mit je 360 F die Rolle der sonst üblichen Akkus. Vergleicht man Supercaps mit Akkus, fallen mehrere Vorteile auf: Supercaps sind robuster als Akkus: Einem Li+-Akku billigt man 500 Zyklen zu, während man Supercaps etwa eine Million mal laden und entladen kann. Supercaps haben eine mindestens doppelt so hohe Energiedichte als elektrisch vergleichbare Akkus. Diese Bauelemente sind übrigens umweltfreundlich, da sie keine Schwermetalle enthalten. Als weiterer Vorteil ist die kurze mögliche Ladezeit (Minuten) zu nennen. Der LTC 3625 ist ein spezieller Lade-IC für Supercaps. Der UE UIN1 5V 294 k 10 μ UIN UOUT EN SW1 PFI 100 k CTOP 3,3 μH 360 UIN CTL USEL GND CBOT 360 PFO GND PROG UE 1μ LTC 4412 wirkt als automatischer Crossover-Schalter bei Ausfall der eigentlichen Stromversorgung und bringt die ge- er den Ladezustand einer einzelnen Zelle. Der Fühlerwiderstand ist mit 100 mΩ sehr gering. Der IC integriert analog den gefühlten Strom. Maßgebend ist die mittlere Spannungsdifferenz zwischen den Sense-Pins. Zwischen dem Lade-IC LTC 4057-4.2 und ihm liegt ein einfacher Mikroprozessor zur Steuerung per I2C. Der Lade-IC liefert bis zu 500 mA. Die Einbindung der Überwachungslösung in andere Ladesysteme ist leicht möglich. Si. Journal of Analog Innovation 2010 BAT 0,1 μ 3,3 V SENSE+ 2k UDD GND 3x2k AL/CC SDA SCL SENSE– GND RSENSE 0,1 + Li-Ion LTC 4057-4.2 μP Genaue und vielseitige Batterieüberwachung 124 UA2 UOUT2 1,2 V 100 μ FB2 GND SENSE 10 k GND GATE CTL STAT 470 k ITHM2 GND LTC 4412 LTM 4616 LTC 2942 ladenen Supercaps mithilfe der beiden Schalttransistoren ins Spiel. Der LTM 4616 ist ein DCDC-Konverter mit dualen Aus- gängen und liefert hier 1,2 und 1,8 V. Si. Jim Drew, 2010 Kleiner, aber leistungsstarker Abwärtswandler UA PROG SHDN 22 μ 78,7 k 5V UCC 4,78 k ITHM1 LTC 3625 Qualifizierte Batterie-Zustandsanzeige Diese Schaltung besitzt gegenüber einfachen Batterie-Kontrollschaltungen einige Vorteile. Sie ist relativ klein und unkompliziert, arbeitet sehr genau und ermöglicht einen einfachen I2CAnschluss sowie optional einen präzisen Fühlerwiderstand. Die hohe Genauigkeit wird durch zusätzliche Überwachung von ein- und ausgehender Ladung des Akkus erreicht. Der LTC 2942 beruht auf dem Überwachungs-IC LTC 2941 für Li+-Akkus, enthält aber noch einen D-D-Wandler. Er überwacht Spannung und Temperatur und erlaubt programmierbare Auslöseschwellen. Hier überwacht UIN2 SW2 UMID 1,8 V 100 μ FB1 2x Si 4421 DY 3,3 μH UA1 UOUT1 1 μH UE UIN 2,5…6 V SW 10 μ UA 1,2 V/1,5 A 10 μ OUT 200 k EN FB PG 200 k MP 2161 Beschaltungsbeispiel für 1,2 V/1,5 A am Ausgang (PG = Power Good) Die Produkte der MP-215x/216x-Familie eignen sich zur Wandlung von Eingangsspannungen im Bereich 2,5 bis 6 V auf Ausgangsspannungen zwischen 0,6 und 5,5 V bei einem Laststrom bis zu 1 bzw. 2 A. Diese synchronen Abwärtsschaltwandler im QFN-Gehäuse (Footprint 1,5 × 2 mm2) sind für eine Vielzahl von Anwendungen geeignet und werden u. a. in Speichersystemen, Netzwerkkarten, tragbaren Geräten oder Point-of-Load-Stromversorgungen eingesetzt. Ein besonderes Merkmal ist die sog. adaptive Regelmethode COT (Constant on Time), welche eine komplizierte Regelkreiskompensation überflüssig macht und somit das Design verein- facht. Diese vom Hersteller MPS selbst entwickelte Regelung gewährleistet das beste Transientenverhalten branchenweit. Ein schnelles Einschwingen reduziert nicht nur den Bedarf an Pufferkapazität, sondern erhöht auch die Flexibilität bei der Auswahl des Ausgangskondensators. Ein weiterer Vorteil ist der „nahtlose“ Übergang von hoher zu niedriger Last. Hinzu kommt eine hohe Effizienz bei Niedriglasten. Der On-Widerstand von 100 bzw. 60 Ω ermöglicht beispielsweise bei 5 V Ein- und 3,3 V Ausgangsspannung einen maximalen Wirkungsgrad von 96 %. Der Eigenstromverbrauch liegt bei 17 μA. Si. MPS/Endrich Bauelemente 2013 rfe-Elektrohändler | 9 · 2013