Praktikumsversuch Nr. 3

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Fachbereich 6
Luft- und Raumfahrttechnik
Labor für Leichtbau und Schwingungstechnik
Prof. Dr.-Ing. M. Wahle
Praktikum Grundlagen Maschinendynamik
Thema :
Auslegung von Dynamischen Schwingungsdämpfern zur
passiven Schwingungskontrolle elastischer Systeme –
Servohydraulische Prüfmaschine der FH Aachen
Versuch-Nr. :
04
Name :
...........................................................
Vorname :
...........................................................
Matrikel-Nr. :
...........................................................
Gruppe :
...........................................................
Versuch durchgeführt am : ...........................................................
Hinweis :
Der Stoff dieses Versuches wird im Rahmen der
entsprechenden Fachprüfung abgefragt.
Praktikum Grundlagen Maschinendynamik Versuch 4 - Auslegung Dynamischer Schwingungsdämpfer
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Praktikum Grundlagen Maschinendynamik
Versuch 04
Auslegung von Dynamischen Schwingungsdämpfern zur passiven
Schwingungskontrolle elastischer Systeme
Prof. Dr.-Ing. M. Wahle
Inhalt :
1. Einführung
2. Elastische Struktur (Hauptsystem) bei Fußpunktanregung
2.1 Basisdaten der Struktur
2.2 Reduziertes Hauptsystem für die Grundeigenschwingung
2.3 Reduziertes Hauptsystem für die erste Oberschwingung
3. Auslegung Dynamischer Schwingungsdämpfer
3.1 Theoretische Grundlagen
4. Versuchsdurchführung
4.1 Abstimmung Dynamischer Schwingungsdämpfer (Grundschwingung)
4.2 Abstimmung Dynamischer Schwingungsdämpfer (1. Oberschwingung)
4.3 Gesamtsystem bei Fußpunktanregung (Grundschwingung) und Vergleich
4.4 Gesamtsystem bei Fußpunktanregung (1. Oberschwingung) und
Vergleich
5. Bewertung
6. Literatur
Praktikum Grundlagen Maschinendynamik Versuch 4 - Auslegung Dynamischer Schwingungsdämpfer
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1. Einführung
Zur Schwingungskontrolle Maschinen, Aggregaten und Strukturen stehen aktive und passive
Abhilfemaßnahmen zur Verfügung (siehe Bild 1.1).
Passive Maßnahmen sind wesentlich einfacher einzusetzen, da diese keine Fremdenergie
benötigen. Zusätzlich spricht auch der Kostenvorteil in vielen Fällen für die passiven
Zusatzsysteme.
Besonders verbreitet ist der Dynamische Schwingungsdämpfer, der im Prinzip aus einer
Dämpfermasse mD, einer Dämpfersteifigkeit kD und einer zugehörigen Dämpfung cD besteht.
Bei der Realisierung eines Dynamischen Schwingungsdämpfers kann auf unterschiedliche
Bauelemente zurück gegriffen werden, um kD und cD zu realisieren, wie z. B. Hydrolager und
Hydrobuchsen, Gummilager, Edelstahlkissen usw. . Die Auslegung wird in der Praxis dadurch
erschwert, dass die genannten Bauelemente ein mehr oder weniger stark ausgeprägtes
nichtlineares Verhalten aufweisen.
Bild 1.1 : Möglichkeiten zur Herabminderung der Schwingungen einer
Leichtbaustruktur (passive mechanische Maßnahmen)
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2. Elastischen Struktur (Hauptsystem) bei Fußpunktanregung
Hierbei wird eine einfache Struktur (Flachstahl als Biegebalken) einseitig auf dem Kolben
einer servohydraulischen Prüfmaschine befestigt (Bild 2.1 und 2.2), wobei nähereungsweise
von einer festen Einspannung ausgegangen werden kann. Diese Annahme ist im Versuch
durch den Vergleich mit der Theorie von biegeschwingenden Balken (siehe Bild 2.3) zu
überprüfen.
Bild 2.1 : Versuchsaufbau für Grundschwingung des Balkens mit Dämpferaufnahme
Bild 2.2 : Versuchsaufbau für 1. Oberschwingung des Balkens mit Dämpferaufnahme
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k=4
k=3
k=2
k=1
Eigenschwingungsform und -kreisfrequenzen von Balken mit konstanten Parametern
bei unterschiedlichen Randbedingungen mit
 k  Ak
EI
L4
(Massenbelegung  = Querschnittsfläche * Dichte)
Bild 2.3 : Biegeeigenschwingungen von Balken
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2.1 Basisdaten der Struktur
Folgende Daten sind bekannt :
Material Stahl :
E = 210 000 N/mm2
ρ = 7850 kg/m3
Geometrie :
L = 800 mm (Länge von der Einspannstelle aus gemessen für Grundeigenschwingung)
L = 1000 mm (Länge von der Einspannstelle aus gemessen für 1. Oberschweingung))
B = 50 mm (Breite)
H = 8 mm (Dicke)
Die Bestimmung der Eigenfrequenzen wird mit der Impulshammermethode durchgeführt
(Bild 2.4). Dabei wird mit dem Hammerschlag an einer geeigneten Stelle breitbandig Energie
zugeführt, wie das zu messende Frequenzspektrum der Erregerkraft zeigt. Das
Antwortspektrum wird mit einem Beschleunigungssensor aufgezeichnet. Die
Übertragungsfunktion bzw. Transferfunktion
(Division der komplexen Zeiger von
Beschleunigung und Kraft) kann mit der Vergrößerungskurve verglichen werden. Mit Hilfe
des Resonanzschärfeprinzips kann die Lehrsche Dämpfung ermittelt werden.
Bild 2.4 : Impulshammermethode (Modalanalyse)
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Das Ergebnis des Impulshammerversuches soll in Tab. 2.1 eingetragen werden. Die Knotenlage für die 1. Oberschwingung wird durch einen weiteren Versuch in Resonanznähe mit der
servohydraulischen Prüfmaschine (Fußpunktanregung der Struktur) bestimmt.
Eigenschwingungsform-Nr.
Eigenfrequenz
[Hz]
Messung
Eigenfrequenz
[Hz]
Theorie
Lehrsche
Dämpfung
[%]
1
Knotenlage
[mm]
-
2
3
-
Tab. 2.1 : Auswertung der betrachteten Eigenschwingungen der Struktur
2.2 Reduziertes Hauptsystem für die Grundeigenschwingung
Hierzu muss vorab entschieden werden, an welche Stelle des Hauptsystems der Dynamische
Schwingungsdämpfer angebracht werden soll. Grundsätzlich führt die Stelle der größtmöglichen Verformung der betreffenden Eigenschwingungsform zur höchsten Effizienz. Dann wird
die reduzierte Hauptsystemmasse minimal und bei vorgegebenem Massenverhältnis μ des
Schwingungsdämpfers wird die Dämpfermasse mD ebenfalls minimal (Leichtbauaspekt).
Stelle der Reduktion (Dämpferangriffspunkt) :
Ermittlung der relevanten Daten des reduzierten Hauptsystems (Tab. 2.2) unter Einbeziehung
der Ergebnisse bei Fußpunktanregung:
mRed
[kg]
kRed
[N/m]
cRed
[N/(m/s)]
max. Antwort
[mm]
Fußpunktamplitude
s0 = 0.1[mm]
Tab. 2.2 : Reduzierte Daten und dynamische Antwort der Grundeigenschwingung
der Struktur
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2.3 Reduziertes Hauptsystem für die erste Oberschwingung
Die Stelle der maximalen Verformung der 1. Oberschwingung kann ebenfalls mit Hilfe des
Versuches bei Fußpunktanregung nach Kap. 2.1 erfolgen.
Daraus ergibt sich die geeignete Stelle der Reduktion (Dämpferangriffspunkt) :
Die reduzierten Größen können in diesem Fall nicht mehr durch eine einfache Handrechnung
bestimmt werden. Deshalb soll ein weiterer Versuch mit modifiziertem Schwingungssystem
durchgeführt werden, um eine zusätzliche Information zur Aufstellung einer 2. Gleichung zu
erlangen (Unbekannte : mred, kred).
Zusätzliche Versuchsergebnisse :
Aufstellung der Gleichungen :
Ermittlung der relevanten Daten des reduzierten Hauptsystems (Tab. 2.3) :
mRed
[kg]
kRed
[N/m]
cRed
[N/(m/s)]
max. Antwort
[mm]
Fußpunktamplitude
s0 = 0.1[mm]
Tab. 2.3 : Reduzierte Daten und dynamische Antwort der 1. Oberschwingung der
Struktur
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3. Auslegung Dynamischer Schwingungsdämpfer
3.1 Theoretische Grundlagen
Die entsprechenden Bewegungsgleichungen sind [1] zu entnehmen. Die Abstimmung des Dynamischen Schwingungsdämpfers kann Bild 3.1 entnommen werden. Folgende Definitionen
sind dabei zu beachten:
  m2 m1
 D  k 2 m2
:
:
N  k1 m1
D   D N
w N
xstat  F0 k1
c2
D 
2m2 N
:
:
:
:
Massenverhältnis
ungekoppelte Eigenkreisfrequenz des Dynamischen Schwingungsdämpfers
ungekoppelte Eigenkreisfrequenz des Hauptsystems
Eigenfrequenzverhältnis
Frequenzabstimmung für entkoppeltes Hauptsystem
statische Auslenkung des Hauptsystems
:
kritische Dämpfung des Dämpfers bezogen auf N
In Bild. 3.2 ist die Antwort der Hauptmasse m1 für drei verschiedene relative Dämpfungen  D
des Dämpfers dargestellt. Man erkennt die sogenannten Fixpunkte der Vergrößerungskurve P
und Q. Diese liegen nicht auf gleicher Höhe. Damit liegt kein optimales Frequenzverhältnis
und damit keine optimale Auslegung des Dynamischen Schwingungsdämpfers vor. Im
Übrigen kann man hierbei erkennen, wie sich eine nicht optimale Frequenzabstimmung
(D  D N =1.0) auf den Frequenzgang auswirkt. Das Optimum liegt hierbei um 5 % niedriger.
Die Ermittlung einer optimalen Abstimmung des Dynamischen Schwingungsdämpfers gelingt
zum Beispiel bei konstanter Kraftanregung folgendermaßen:
Zuerst wird das optimale Frequenzverhältnis gesucht. Dieses erhält man, indem die Punkte P
und Q auf die gleiche Ordinate gebracht werden . Es ergibt sich folgende Bedingung:
D opt 
1

1 
1

 D
m2 1
1
m1
mit 1  N .
(3.1)
Im zweiten Schritt ist die Dämpfung so abzustimmen, daß in der Nähe der Punkte P und Q
eine horizontale Tangente der Vergrößerungskurve für x1 resultiert. Man erhält mit einer
Mittelwertbildung der in P und Q erzielten Ergebnisse:
 Dopt 
c2
2m2 k 1 m1

3
8(1   ) 3
.
(3.2)
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Bei optimaler Auslegung des Dynamischen Schwingungsdämpfers kann die Amplitude der
Schwingung auf das Maß
 x 
2
1

  1

 x stat opt
reduziert werden.
(3.3)
Für die Dimensionierung des Dämpfers ist weiterhin noch die Berechnung des maximalen Relativweges x2  x1 bei einem optimal ausgelegten Dynamischen Schwingungsdämpfer nach
den Beziehungen (3.1) und (3.2) wichtig :
2
 y 


x
 stat opt
 x x
 2 1
 xstat
2



opt
 xˆ 
1
 1  
 xstat opt 2 D
(3.4)
.
Somit wird insbesondere bei kleinen Dämpfermassen (kleines , relativ kleiner Wert  D ) der
Relativausschlag groß. Dies ist bei der Realisierung im Hinblick auf die Auswahl von Bauelementen zu berücksichtigen.
Zusätzlich sind noch drei weitere vom Optimum abweichende Verläufe verschiedener Dämpfungsabstimmungen  D dargestellt (Bild 3.3). Offenbar wirkt sich eine Abweichung vom
Dämpfungsoptimum weit weniger stark aus, als eine Abweichung vom optimalen
Frequenzverhältnis.
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Bild 3.1 : Optimale Auslegung von Dynamischen Schwingungsdämpfern
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Error! Not a valid link.
Bild 3.2 : Systemantwort bei nicht optimaler Frequenzabstimmung  D
des Dynamischen Schwingungsdämpfers (ungedämpftes Hauptsystem)
Bild 3.3 : Systemantwort bei optimalem Frequenzverhältnis  D opt des
Dynamischen Schwingungsdämpfers und Variation des Dämpfungsmaßes  D bei ungedämpftem Hauptsytem
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4. Versuchsdurchführung
4.1 Abstimmung Dynamischer Schwingungsdämpfer (Grundschwingung)
In diesem Fall wird eine Ausführung des Dynamischen Schwingungsdämpfers nach Bild 4.1
empfohlen. Das Massenverhältnis ist so vorzugeben, dass die optimale Frequenzabstimmung
näherungsweise erreicht werden kann. Dazu ist allerdings vorab zu klären, welche Anregungsart nach Bild 3.1 vorliegt.
Die Eigenfrequenz des Dynamischen Schwingungsdämpfers ist in einem getrennten Abklingversuch abzustimmen. Die Verformung wird dabei mit einem induktiven Wegaufnehmer
aufgenommen und auf einem Speicheroszilloskop angezeigt. Die zugehörige Dämpfung ist
dabei ebenfalls zu ermitteln.
Bild 4.1 : Abklingversuch mit Dynamischem Schwingungsdämpfer für die Grundeigenschwingung der Struktur
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4.2 Abstimmung Dynamischer Schwingungsdämpfer (1. Oberschwingung)
In diesem Fall wird eine Ausführung des Dynamischen Schwingungsdämpfers nach Bild 4.2
empfohlen. Das Massenverhältnis ist so vorzugeben, dass die optimale Frequenzabstimmung
näherungsweise erreicht werden kann.
Die Eigenfrequenz des Dynamischen Schwingungsdämpfers ist in einem weiteren
Abklingversuch abzustimmen. Die zugehörige Dämpfung ist auch hierbei zu ermitteln.
Bild 4.2 : Abklingversuch mit Dynamischem Schwingungsdämpfer für die
1. Oberschwingung der Struktur
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4.3 Gesamtsystem bei Fußpunktanregung (Grundschwingung) und
Vergleich
Zur Bewertung der Dämpfungsmaßnahme ist ein Versuch mit wachsender Frequenz im Bereich um die Grundeigenfrequenz durchzuführen. Bei der Frequenz mit maximaler
dynamischer Antwort des Balkens ist eine Messwertaufnahme mit dem MehrkanalFrequenzanalysator ebenfalls mit einer Fußpunktamplitude von 0.1 mm durchzuführen. Die
maximale Beschleunigung ist festzuhalten, um diese mit dem entsprechenden Wert im Fall
ohne Dynamischen Schwingungsdämpfer vergleichen zu können.
Bild 4.3 : Fußpunktanregung mit Dynamischem Schwingungsdämpfer für die
Grundschwingung der Struktur
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4.4 Gesamtsystem bei Fußpunktanregung (1. Oberschwingung) und
Vergleich
Hierbei soll analog zu Kap. 4.3 vorgegangen werden.
Bild 4.4 : Fußpunktanregung mit Dynamischem Schwingungsdämpfer für die
1. Oberschwingung der Struktur
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5. Bewertung
Abschließend soll ein Vergleich der maximalen Beschleunigungen ohne und mit
Dyanamischem Schwingungsdämpfer erfolgen (Tab. 5.1). Dabei soll auch das theoretische
Optimum für das jeweils vorliegende Massenverhältnis nach Gl. 3.3 zum Vergleich
herangezogen werden.
Eigenschwingungsform-Nr.
Maximale Vergrößerung
Beschleunigung
ohne Dämpfer
(Messung) [-]
Maximale Vergrößerung
Beschleunigung
mit Dämpfer
(Messung) [-]
Maximaler
VergrößerungsFaktor mit
Dämpfer
(Theorie) [-]
1
2
Tab. 5.1 : Vergleich ohne und mit Dynamischem Schwingungsdämpfer
6. Literatur
[1] Wahle, M. : Grundlagen der Maschinen- und Strukturdynamik, Verlag Mainz,
Wissenschaftsverlag, Aachen, Juni 1995, ISBN 3-930911-61-2
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