Teil 2: Wechselkursmodelle 2.1 Wechselkurse und Wechselkursregimes 2.2 Fixe Preise: Das Mundell Fleming Modell 2.3 Flexible Preise: Kaufkraftparität 2.3.1 Inflation und Wechselkursregimes – Die Rolle der Spielregeln 2.3.2 Kaufkraftparitätenpuzzle 2.3.3 Balassa-Samuelson Effekt 2.4 Devisenmärkte und Zinsparität 2.5 Der monetäre Ansatz der Wechselkurstheorie 2.5.1 Monetäre Fundamentalfaktoren 2.5.2 Rationale Bubbles 2.5.3 Das Peso Problem 2.6 Das Dornbusch Overshooting Modell 2.7 Theorie optimaler Währungsräume © Prof. Dr. Gerhard Illing Skript Währungstheorie WS 2009/10 Foliensatz 2- Seite 1 2.1 Wechselkurse und Wechselkursregimes Devisenmarktgleichgewicht Am Devisenmarkt werden Angebot von/ Nachfrage nach Währungen bestimmt durch Handels- und Kapitalströme A) Reale Transaktionen (Handelsströme) Handel von Waren und Dienstleistungen Handelsströme werden von relativen Preisen bestimmt: Realer Wechselkurs ∈ Preisunterschiede beeinflussen die Wettbewerbsfähigkeit, Anpassung der Wechselkurse über Handelsströme, falls unterschiedliche Kaufkraft: Theorie der Kaufkraftparität (Big Mac Index) Außenhandelsgleichgewicht (Stromgleichgewicht) Handelsströme passen sich nur träge an (Beispiel: Unterbewertung → Verteuerung der Importe, Stimulierung der Exporte → Aufwertung) Langsamer Prozess, behindert von Transaktionskosten → Reale Güterströme bestimmen Wechselkurs nur langfristig Normale Reaktion der Handelsströme: Marshall Lerner - Bedingung Foliensatz 2- Seite 2 2.1 Wechselkurse und Wechselkursregimes Devisenmarktgleichgewicht B) Kapitalbewegungen (Nettokapitalströme) Kapitalbilanz: Internationale Portfolioentscheidungen abhängig von Zinsunterschieden, Wechselkurserwartungen und Risikoeinschätzungen Portfoliogleichgewicht (Bestandsgleichgewicht) Internationale Anleger müssen bereit sein, die angebotenen Mengen an internationalen Assets zu halten. Anpassung bei Zinsunterschieden → Theorie der Zinsparität Riesige Kapitalbestände → Geringfügige Änderungen der Erwartungen führen zu starken Preisreaktionen → Wechselkursbewegungen werden kurzfristig von Kapitalströmen dominiert Foliensatz 2- Seite 3 2.1 Wechselkurse und Wechselkursregimes Foliensatz 2- Seite 4 2.1 Wechselkurse und Wechselkursregimes weltweiter Umsatz im Devisenhandel pro Handelstag April 2004: 1,9 Billionen US $ Globaler Warenhandel in ganz 2004: 9 Billionen US $ Internationaler Devisenmarkt Dramatischer Rückgang des Anteils internationalen Handels an den gesamten internationalen Finanztransaktionen (nur 4-6 % aller Transaktionen) Global Foreign Exchange Market Turnover, daily average Starke Dominanz internationaler Kapitalströme Läuft aber meist über Kette von Finanzintermediären Anteil von Spot Markt Transaktionen auf 33 % gefallen (wegen rapiden Wachstums der Forward und Swap Märkte) Mrd. $ – Mehrfachzählungen bei Sicherungsgeschäften 3000 2000 1000 0 April 89 April 92 April 95 April 98 April 01 April 04 April 07 Outright forwards and foreign exchange swaps Spot transactions Quelle: BIS, CENTRAL BANK SURVEY OF FOREIGN EXCHANGE AND ERIVATIVES MARKET ACTIVITY Foliensatz 2- Seite 5 2.1 Puzzles der internationalen Makro Obstfeld/Rogoff: 6 major puzzles in international macro 1) Feldstein Horioka Puzzle: Starke Korrelation zwischen nationaler Spar- und Investitionsrate 2) Kaufkraftparitäten-Puzzle: Gesetz des einheitlichen Preises gilt nicht: Kurzfristig kaum eine Beziehung zwischen Wechselkurs und Inflationsdifferenzen (realer und nominaler Wechselkurs sind stark korreliert) Handelbare vs. nicht handelbare Güter: Balassa/Samuelson Effekt: Länder mit hohen Wachstumsraten weisen höhere Inflation auf Foliensatz 2- Seite 6 2.1 Puzzles der internationalen Makro 3) Zinsparitäten-Puzzle: Ungedeckte Zinsparität ist empirisch nicht erfüllt 4) Random Walk Puzzle: Die Vorhersagen von Wechselkursbewegungen unter Verwendung theoretischer Modelle sind nicht besser als Random Walk Wechselkursvolatilität variiert systematisch mit Wechselkursregime (Mussa 1986): a) Kurzfristige Variabilität (monatliche prozentuale Veränderungen) hat sich nach dem Zusammenbruch von Bretton Woods Systems stark erhöht b) Häufung von Währungskrisen bei Fixkursregimen Foliensatz 2- Seite 7 2.1 Wechselkursregime Vorteile von fixen vs. flexiblen Wechselkursen? Politische Entscheidung Bretton Woods: (22. Juli 1944) Dollar als Leitwährung; Gold-Standard Zusammenbruch nach Krisen Anfang der 70er Jahre: 1971 USA kündigen Verpflichtung, Dollar in Gold einzulösen. 1973 Freigabe des Wechselkurses der DM Danach: Freies Floaten großer Währungen; EWS (Währungsschlange in Europa mit Anpassungen) Wechselkursfixierung kleiner Länder Realignments nach spekulative Attacken; Zunehmende Volatilität der Wechselkurse bei freiem Floaten: Starke kurzfristige Schwankungen, aber auch mittelfristig starke Abweichungen Was ist das beste Regime? Antwort hängt von der konkreten Situation (Zielen, Art der Schocks) ab – → Theorie optimaler Währungsräume Foliensatz 2- Seite 8 2.1 Wechselkursregime Zunehmende Kapitalmobilität – weltweit Abschaffung von Kapitalverkehrskontrollen Foliensatz 2- Seite 9 Gemäß IWF: in Lauf der 90er Jahre Tendenz zu Randlösungen: Entweder freies Floaten oder enge Bindung intermediate fixed 2003 2001 1999 1997 1995 1993 1991 1989 1987 1985 1983 1981 1977 1975 1973 1979 De jure exchange rate regimes, 1973-2004 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% flexible fixed intermediate flexible 2003 2001 1999 1997 1995 1993 1991 1989 1987 1985 1983 1981 1979 1975 1973 1977 De facto exchange rate regimes, 1973-2004 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Foliensatz 2- Seite 10 2.1 Wechselkursregime Tendenz zu Randlösungen? Völlig fix Währungsunion Aber: viele Zwischenstufen Currency Board Unsaubere Klassifikation des IWF Divergenz zwischen angegebenem und tatsächlichem Verhalten Fear of Floating: Peg ↕ Auch bei freien Kursen vielfach Interventionen Was sind Vor- und Nachteile von fixen /flexiblen Wechselkursen? Basis: Mundell Fleming Modell Adjustable Peg Managed Floating Völlig flexibel Free Floating Foliensatz 2- Seite 11 2.1 Wechselkursregime - Ausblick Effekte der Wechselkursregimes hängen stark vom Ausmaß an Preisrigiditäten ab: Kurze Sicht: Rigide Preise → Mundell Fleming Modell (2.2) Lange Sicht: Flexible Preise: Realer Wechselkurs ∈=SP/P* unabhängig vom Wechselkursregime Kaufkraftparität (2.3) → Monetärer Ansatz: Geldpolitik als Fundamentalfaktor Aber: Wechselkurs als Vermögenspreis → Zinsparität (2.4): Erwartungen über zukünftige Entwicklung von zentraler Bedeutung → Sich selbst erfüllende Erwartungen (2.5) Kombination von kurzer und langer Frist: Dornbusch Overshooting Modell (2.6) Foliensatz 2- Seite 12 2.2 Mundell Fleming Modell Ermöglicht Grundverständnis des Einflusses des Wechselkursregimes auf Wirksamkeit von Politik bei rigiden Preisen Beachte: Kurzfristige makroökonomische Analyse! Unterstellt in Keynesianischer Tradition fixe Preise! Ausgangspunkt: IS/ LM Modell, erweitert um Außenwirtschaft 3 Gleichgewichtsbedingungen: - IS mit Nettoexporte als Teil der Güternachfrage - LM (Geldangebot fixen Wechselkursen endogen) - ZZ: Internationales Kapitalmarktgleichgewicht als zusätzliche Gleichgewichtsbedingung Fixe Wechselkurse: Geldpolitik unwirksam Flexible Wechselkurse: Fiskalpolitik erschwert; Geldpolitik besonders wirksam Foliensatz 2- Seite 13 2.2 Mundell Fleming Modell Zinsparität Zinsparitätals alsGleichgewichtsbedingung: Gleichgewichtsbedingung: Wir unterstellen perfekten Kapitalmarkt – Arbitragebedingung: Zinsunterschiede nur möglich bei Abwertungserwartungen it = it* + E(st+1) -st Wir betrachten zwei Hypothesen zur Erwartungsbildung: A) Statische Erwartungen: E(st+1) =st → it = it* B) konstante Erwartungen über den zukünftigen Wechselkurs E(st+1) =konstant = se Mit steigendem Zins im Inland i: Kapitalanlage im Inland wird attraktiver → Aufwertungsdruck Anfängliche Aufwertung muss so hoch sein, dass erwartete Abwertung den Zinsanstieg gerade kompensiert: st =se +it* -it Foliensatz 2- Seite 14 2.2 Mundell Fleming Modell 33Gleichgewichtsbedingungen: Gleichgewichtsbedingungen: Gütermarktgleichgewicht: Produktion hängt ab von i und von E : Y = C(Y-T) + I(Y,i) + G + NX(Y,Y*,S) Geldmarktgleichgewicht: Zinssatz i bestimmt durch: M / p = Y L (i) Devisenmarktgleichgewicht: A) Statische Erwartungen: i = i* B) Konstante Erwartungen über zukünftigen Wechselkurs Bedingung der Zinsparität → negative Beziehung zwischen Zins i und Wechselkurs s Zunächst unterstellen wir Annahme B)! st =se +it* - it Foliensatz 2- Seite 15 2.2 Mundell Fleming Modell Int. Kapitalmarktgleichgewicht: i > i* nur bei Aufwertung i < i* nur bei Abwertung i A i* Zinsparität bei gegebem Auslandszins i* und gegebenen Wechselkurserwartungen se st =se +it* - it s Aufwertung se Abwertung Foliensatz 2- Seite 16 2.2 Mundell Fleming Modell Bei Beiflexiblen flexiblenWechselkursen Wechselkursen IS Kurve mit integrierter Wechselkursanpassung: Y = C(Y-T) + I(Y,i) + G + NX [Y,Y*, se+i*-i] i IS Kurve ohne Wechselkurseffekte i Aufwertung, falls i > i* i* i1 Abwertung, falls i < i* IS Kurve mit integriertem Wechselkurskanal Y Y0* Y1* induzierte Änderungen des Wechselkurses verstärken Mengenreaktion bei Zinsänderung se s Zinssenkung induziert Abwertung; Nettoexporte werden stimuliert Foliensatz 2- Seite 17 2.2 Mundell Fleming Modell Bei Beifixen fixenWechselkursen: Wechselkursen: Zentralbank Zentralbankhat hatkeine keineKontrolle Kontrolleüber überdie dieGeldmenge Geldmenge Zentralbank fixiert den Wechselkurs beim Kurs s → Erwartung konstanter Wechselkurse: se=s Aus der Zinsparität-Gleichung folgt damit unmittelbar: Der inländische Zins wird durch den Weltmarktzins bestimmt: i = i* Die LM-Kurve muss sich also so anpassen, dass: M/p = Y L(i*) → Um den Wechselkurs konstant zu halten, muss die Zentralbank die Geldmenge immer so anpassen, dass der Zins auf i = i* bleibt! Foliensatz 2- Seite 18 2.2.1. Wirkung expansiver Geldpolitik Fixe FixeWechselkurse: Wechselkurse: i Expansive Geldpolitik wirkungslos: Geldmengenausdehnung senkt Zinsen unter Weltmarktniveau (i<i*) (Punkt B) → Nettokapitalexporte LM → Überschussnachfrage nach Devisen → Abwertungsdruck A i* → Verkauf von Devisenreserven → Geldmenge muss wieder reduziert werden, bis i=i* (Punkt A) B Y Y → Einziger Effekt: Rückgang der Devisenreserven Foliensatz 2- Seite 19 2.2.1. Wirkung expansiver Geldpolitik Flexible FlexibleWechselkurse: Wechselkurse: Expansive Wirkung der Geldpolitik wird bei flexiblen Wechselkursen durch die induzierte Abwertung (Stimulierung der Nettoexporte) noch verstärkt i i LM0 LM1 A iA iB B YA YB Y EA EB E Foliensatz 2- Seite 20 2.2.2. Wirkung expansiver Fiskalpolitik Flexible FlexibleWechselkurse: Wechselkurse: ∆G →Rechtsverschiebung der IS Kurve → Zinsanstieg → Aufwertung (S ↓) → Nettoexporte sinken → Verschlechterung der Handelsbilanz i i LM B B iB iA A Zinsparität A YA YB Y sB sA s Foliensatz 2- Seite 21 2.2.2 Wirkung expansiver Fiskalpolitik Bei Beifixen fixenWechselkursen: Wechselkursen: Bei fixen Wechselkursen: Wirkung expansiver Fiskalpolitik (von A nach B) wird durch Ausdehnung der Geldmenge verstärkt: Zinsanstieg (i>i*) induziert Nettokapitalimporte → Überangebot an Devisen i B iB i* A YA C →Aufwertungsdruck → Aufkauf von Devisenreserven → Ausdehnung der Geldmenge, YB YC Y bis Zins wieder bei i=i* in Punkt C Foliensatz 2- Seite 22 2.3 Kaufkraftparität; Balassa Samuelson Mittel-/langfristig: Preise sind flexibel Mittelfristig erklären sich Wechselkursbewegungen aus Inflationsdifferenzen (relative Kaufkraftparität) Inflation beruht auf Geldmengenwachstum → Monetärer Ansatz der Wechselkurstheorie Kaufkraftparität (PPP): Gesetz des einheitlichen Preises: Arbitragekalkül: Gleiche Güter in verschiedenen Regionen können nicht dauerhaft unterschiedlich teuer sein. Anpassungsmechanismus: Ungleichgewichte der Leistungsbilanz (Gustav Cassel 1922) Intuition: Wettbewerbskräfte (Handelsarbitrage) sorgen mittel-/ langfristig für Tendenz zum Ausgleich von Preisunterschieden Beispiel: Lira PPP erklärt Wechselkursbewegung relativ gut für Länder mit Hyperinflation PPP ist aber empirisch nicht bestätigt für Länder mit niedriger Inflation Foliensatz 2- Seite 23 2.3 Kaufkraftvergleich - Der Big Mac Index $ je € $ je € Quelle: Economist Februar 2007 Preis für Bigmac im Euroraum: 2,94 €; Wechselkurs Feb 2007 : 1,3 $ je € Preis in China: 11 Yuan Wechselkurs 7,77 Yuan je $ Foliensatz 2- Seite 24 2.3 Kaufkraftparität Versuch, längerfristige Wechselkursbewegungen zu prognostizieren. Wechselkurs: S = ∈ P/P*; • s=ln S = ln ∈ + p – p* • • • • S ∈ p p* ∈ = + − = +π −π * S ∈ p p* ∈ Unterscheide: Absolute vs. relative Form der PPP: Absolute PPP: ∈ = 1; ln ∈ =0 → S* = P/P*; Relative PPP: Hypothese eines konstanten realen Wechselkurses: ∈ = S P/ P* = konstant • ∈ = 0 • → S = π −π * S →Monetäre Erklärung für Wechselkursbewegungen: Wechselkursänderungen von Unterschieden der Inflationsraten bestimmt Fallbeispiel: Italienische Lira versus DM Aber: Strukturelle (reale) Änderungen können auch ∈ verändern Foliensatz 2- Seite 25 2.3.1 Inflation und Wechselkursregimes Ein einfaches Zwei Länder Modell Grundidee: Bei flexiblen Preisen spiegeln Wechselkursänderungen Unterschiede der Wachstumsraten der realen Geldmenge wider Änderung des relativen Geldangebots führt sofort zu Anpassungen des inländischen Preisniveaus und des Wechselkurses Ausgangspunkt: Geldmarktgleichgewicht in jedem Land. Zunächst: vernachlässigen wir zinsabhängige Geldnachfrage: Y = M/P → π= µ- y; π* = µ*- y*; Kaufkraftparität: ∈ = S P*/P = 1 → S = P/P* → ds/ dt = π- π* = µ - y – (µ*- y*) Kaufkraftparität lässt offen, ob sich Wechselkurs oder Preise anpassen – das ist abhängig vom Wechselkursregime Bei flexiblen Wechselkursen: Abwertung entsprechend den Inflationsdifferenzen Bei flexiblen Wechselkursen: Anpassung der Inflationsraten! Foliensatz 2- Seite 26 2.3.1 Inflation und Wechselkursregimes – Die Rolle der Spielregeln Anpassungsmechanismen im Ungleichgewicht abhängig vom Wechselkursregime (den konkreten Spielregeln am Devisenmarkt) System flexibler Wechselkurse: Abwertungsdruck erfordert Anpassung der Wechselkurse in Höhe der Inflationsdifferenzen. System fixer Wechselkurse: Abwertungsdruck wird durch Interventionen aufgefangen; je nach den konkreten Regeln: die Inflationsrate eines Landes passt sich an die des anderen an oder die Raten treffen sich auf einem mittleren Niveau. Modellbeispiel: Länder wählen optimale Inflationsrate (trade off zwischen Kosten und Vorteil – Seigniorageeinnahmen) (Lit: Illing, Kapitel 10.3) Inländische Inflationsrate bestimmt durch inländisches Geldmengenwachstum : π= µ Aber: Das optimale Geldmengenwachstum hängt vom Wechselkursregime ab Foliensatz 2- Seite 27 2.3.1 Inflation und Wechselkursregimes – Die Rolle der Spielregeln Illustration der Auswirkungen unterschiedlicher Spielregeln Zwei Länder Modell mit quadratischer Verlustfunktion aus Steuerverzerrung und Inflation; Jedes Land wählt das aus seiner Sicht optimale Geldmengenwachstum L = τ2 + a π2 unter der Budgetrestriktion g = τ +µ L* = τ2*+ a π2* bei g* = τ* + µ* Minimierung der Verluste: charakterisiert durch optimale Mischung zwischen π und τ ; Optimales µ abhängig von den Spielregeln (y=0) inländische Inflationsrate durch inländisches Geldmengenwachstum bestimmt: π= µ Minimierung der Verluste charakterisiert durch optimale Mischung zwischen π und τ: System flexibler Wechselkurse: Jedes Land bestimmt seine optimale Inflationsrate π; π* Inflationsdifferenzen werden durch Wechselkursanpassung ausgeglichen: ds/ dt = π- π* Foliensatz 2- Seite 28 2.3.1 Inflation und Wechselkursregimes – Die Rolle der Spielregeln Die optimale Inflationsrate: Autarkie Minimierung der Gesamtverluste: L = a π +τ 2 unter der Budgetbeschränkung τ + π =g FOC: a π - (g-π)=0 2 L=a π2 + (g-π)2 τ g Grenzkosten Grenzvorteil: niedrigerer höherer Steuersatz Inflation → Optimale Mischung aus Inflationsund Steuerfinanzierung: π= 1 a g; τ = g 1+ a 1+ a a L= g2 1+ a 1 a π= τ -1 g Foliensatz 2- Seite 29 π 2.3.1 Inflation und Wechselkursregimes – Die Rolle der Spielregeln System fixer Wechselkurse ds/ dt = 0; π= π* 1) Bei symmetrischer Interventionsverpflichtung: Bei Abwertungsdruck wegen Überangebot an inländischer Währung: → Interventionsverpflichtung des anderen Landes → Externalität: Ein Teil der Anpassungslast in Form höherer Inflation wird vom Ausland getragen – die Inflation wird quasi ins Ausland exportiert. Inland muss einen Teil des Überangebots (einheimische Geldmenge) abbauen α ( µ − µ*) Hartwährungsland ist verpflichtet, den anderen Teil des Überangebots der schwachen Währung aufzukaufen: (1− α ) ( µ − µ*) π = µ − α ( µ − µ*) = (1 − α ) µ + α µ * π * = µ * +(1 − α ) ( µ − µ*) = α µ * +(1 − α ) µ Foliensatz 2- Seite 30 2.3.1 Inflation und Wechselkursregimes – Die Rolle der Spielregeln α= Bei symmetrischem Interventionsmechanismus: ⎛ µ + µ *⎞ L = ( g − µ )2 + a ⎜ ⎝ 2 g−µ = Bedingung erster Ordnung: Reaktionsfunktion: µ= π = π* = µ +µ* 2 a=2; g=6: ⎟ ⎠ 2 1 2 1 1+ a 4 g− a µ+µ* 2 2 a 4 1+ µ* a 4 Symmetrisches Gleichgewicht: τ = aπ 1 2 πN = πN*= τN =τN*= 1 (1 + a 2) a 2 (1 + a ) 2 g g Foliensatz 2- Seite 31 2.3.1 Inflation und Wechselkursregimes – Die Rolle der Spielregeln Gefangenendilemma: Die kooperative Lösung lässt sich jedoch in einem System mit symmetrischer Interventionspflicht nicht durchsetzen. Beispiel: a=2; g=6 Reaktionsfunktion: µ = 2/3 g -1/3 µ* Effiziente Lösung µ = µ*= 1/3 g =2; τ = 2/3 g =4 Aber: µ (µ*=2) = 4- 2/3 = 10/3>2 µ=3 µ=2 µ=3 (27,27) (21,5; 28,5) µ=2 (28,5; 21,5) (24,24) Foliensatz 2- Seite 32 2.3.1 Inflation und Wechselkursregimes – Die Rolle der Spielregeln Asymmetrische Interventionsregeln Geldpolitik wird ausschließlich vom Leitwährungsland bestimmt. Reaktionsfunktion des zweiten Landes: µ* = µ L Optimale Politik des Leitwährungsland π L = π* = µL + µ * 2 = µL Bei völliger Symmetrie ergibt sich kooperative Lösung Foliensatz 2- Seite 33 2.3.2 Kaufkraftparitäten Puzzle Rogoff (JEL 1996) Gesetz einheitlicher Preise gilt empirisch nicht: Schwache Beziehung zwischen Wechselkursänderung und Inflationsdifferenzen (nicht nur kurz-, auch mittelfristig): Starke Korrelation von realem und nominalem Wechselkurs → Hohe kurzfristige Volatilität des realen Wechselkurses Mögliche Ursachen: a) Nominale Schocks erzeugen aufgrund von Preisrigiditäten reale Schwankungen b) Dominanz realer Schocks → ∈* schwankt Foliensatz 2- Seite 34 2.3.2 PPP: Nominale vs reale Schocks Monetäre Schocks: Verschiebung von A nach B (bei konstantem ∈1) Reale Schocks: Veränderung von ∈i (Reale Aufwertung: ∈i sinkt) PPP ∈2 P ∈2< ∈1 ∈i = S P*/ P (P* geg) PPP ∈1 B A 0 S Offen: Ändern sich S, P oder / und P* ?; Anpassungspfad? Foliensatz 2- Seite 35 2.3.2 Kaufkraftparitäten Puzzle Erklärungsansätze für das PPP Puzzle: A) Dominanz temporärer realer Schocks (Technologie und Präferenzen; Leistungsbilanzdynamik) – etwa: Unterschiede im Produktivitätswachstum Handelbare vs. nicht handelbare Güter Lokaler Warenkorb: In jedem Land haben relativ billigere Güter höheren Anteil → Vergleich überzeichnet Preise des anderen Landes (Bias). Relevanter Warenkorb für Vergleiche? B) Träge Anpassung an nominale Schocks (changes in portfolio preferences, monetary shocks, asset bubbles) keine rasche Anpassung der nominalen Preise wegen Lohn/ Preis Rigiditäten (zentrale Botschaft des Dornbusch Overshooting Modells) Foliensatz 2- Seite 36 2.3.2 Kaufkraftparitäten Puzzle Zentrales Puzzle: Selbst die Preise der handelbaren Güter gleichen sich nach Wechselkursänderungen nicht an! Gründe: Transportkosten (limitieren Arbitragemöglichkeiten); nationale Standards (Zölle, nicht tarifäre Handelshemmnisse) Obstfeld/Rogoff: Lack of arbitrage possibilities? “Domestic prices and exchange rates are in fact slow to adjust to changes in each other. Price adjustments at the wholesale level faster than at the retail level. Arbitrage for wholesale importers (with lower trading costs due to economies of scale) is limited by market power (price discrimination) of monopolistic suppliers” Foliensatz 2- Seite 37 2.3.2 Bedingungen zur Gültigkeit von PPP Strenge Bedingungen für identische Inflationsraten: 1) Alle handelbaren Güter haben in beiden Ländern den gleichen Preis (falls in gleiche Währung umgerechnet) 2) Faktorpreisangleichung und identische Produktionsfunktionen gleichen die Preise aller nichthandelbaren Güter an 3) Alle Güter haben in dem Warenkorb beider Staaten das gleiche Gewicht (international standardisierter Warenkorb) Wichtiges Frage: Was ist der angemessene Warenkorb? Wegen der starken Schwankungen der Wechselkurse: Aussagen der relativen PPP sind stark abhängig vom Basisjahr, das für Vergleiche zugrunde gelegt wird! Foliensatz 2- Seite 38 2.3.3 Balassa/Samuelson Effekt Beispiel für reale Schocks: Divergenzen im Produktivitätswachstum der handelbaren Güter Beobachtung: Preise für Dienstleistungen sind in Ländern mit hohem Realeinkommen höher Länder mit niedrigem Realeinkommen haben stärkeres Produktivitätswachstum im handelbaren Sektor Anpassungsdruck der Löhne (für gleiche Qualifikation im nicht handelbaren Sektor) → höhere Inflationsraten Verschiebung der realen Kaufkraftrelation (relativen Preise) – Reale Aufwertung der stärker wachsenden Region Deshalb auch mittelfristig nicht unbedingt Angleichung von π Foliensatz 2- Seite 39 2.3.3 Balassa/Samuelson Effekt Differenziere zwischen handelbaren/ nicht handelbaren Gütern P = Pα ⋅ P1−α T N Konsumpreisindex im Inland: p = α pT + (1- α) pN im Ausland: p* = α p*T + (1- α) p*N Ausgangspunkt: Produktivitätsunterschiede: qT; q*T (bzw. qN ; q*N) qT>q*T Reallohn entspricht der Produktivität: pT =wT-qT; pN =wN-qN Qi = W Pi Lohnangleichung in beiden Sektoren: wT =wN =w →pN = pT +qT –qN → p = pT + (1- α) (qT –qN) PPP im handelbaren Sektor: pT = s + p*T → p – p* = s + (1-α) [qT - q*T – (qN - q*N )] Foliensatz 2- Seite 40 2.3.3 Balassa/Samuelson Effekt Sei qN=q*N S& q&T q&T * π − π * − = (1 − α ) ( − ) S qT qT * Divergenz des Produktivitätswachstums erfordert reale Aufwertung für die Wachstumsregionen → PPP muss entsprechend modifiziert werden! Denkbare Mechanismen: - Höhere Inflationsrate in Wachstumsregion - Nominale Aufwertung der Währung der Wachstumsregion - niedrigere Inflationsraten in den anderen Regionen Anwendung auf Osteuropa: Buiter/Grafe; Sinn/Reutter Foliensatz 2- Seite 41 2.4. Devisenmärkte und Zinsparität Von nun an: Berücksichtige den Einfluss von Kapitalanlegern zentrale Rolle der Erwartungen Ausgangspunkt: intertemporale Arbitrage Spotmärkte: unmittelbarer Tausch (muss innerhalb von 2 Tagen ausgeführt sein) Zukunftskontrakte: Versprechen, Devisen zum heute vereinbarten Preis zu liefern in 1, 2 Wochen oder 1, 3, 6, 12 Monaten Swaps: Kaufe heute, und zugleich Verkauf zum späteren Zeitpunkt Swap rate: Differenz zwischen Verkaufspreis und dem ursprünglichen Kaufpreis Arbitragekalküle: Spot and Forward Rates (Kassa- und Terminkurs); Swaps, Devisenoptionen, Derivate, Hedging; Spread zwischen Geld und Briefkurs • Internationale Portfolioumschichtungen und Risikotausch; Kapitalverkehrskontrollen; Tobin-Steuer Foliensatz 2- Seite 42 2.4. Devisenmärkte und Zinsparität Teilnahme am Devisenmarkt weitgehend auf institutionelle Händler beschränkt (schon wegen Größe der gehandelten Kontrakte) Alternative: Futures Kontrakte als enges Substitut (Wetten) Handel mit standardisierten Kontrakte (festen Nominalwerten) zu festen Zeiten; täglicher Ausgleich der Positionen zwischen Verkäufern (short position) und Käufern (long position) (Broker nimmt neutrale Position ein) Beim Broker wird eine bestimmte Margin Summe hinterlegt; Davon werden Verluste ausgeglichen und der Gegenseite gutgeschrieben (täglicher Ausgleich: Marking to market); Nachschusspflicht, falls Margin Konto nicht mehr gedeckt – (reduziert Ausfallrisiko der Counterparty) Foliensatz 2- Seite 43 2.4.1 Grundlagen: Zinsparität Swaps, Hedging und Spekulation Wechselkurs als zukunftsorientierter Preis für Vermögensanlagen – Zentrale Idee: Zinsdifferenzen entsprechen erwarteten Wechselkursänderungen Zinsparität: Gedeckte und ungedeckte Zinsparität: Unterscheide: Kurs am Terminmarkt Ft vs. erwarteter Wechselkurs E (St +1 Ω t ) 1) Gedeckte Zinsparität: Keine Arbitragemöglichkeiten durch risikofreie Transaktionen am Devisenmarkt: (Devisenswaps als risikofreie Arbitrage) 2) Ungedeckte Zinsparität: Gleichheit der erwarteten Effektivrenditen, auch ohne Absicherungsgeschäfte Fragen: a) Sicherungsgeschäfte vs. Spekulationsgeschäfte? Rolle von Hedging b) Welche Fundamentals bestimmen die Zinsdifferenzen? c) Empirische Evidenz: Warum einhellige Ablehnung der ungedeckten Zinsparität? Foliensatz 2- Seite 44 Grundlagen: Zinsparität Devisenswap: Rücktausch bereits heute zu einem am Terminmarkt fest vereinbarten Kurs (der forward rate) Ft CIP: Ft (1+it*) = St (1+it) Gedeckte Zinsparität - meist approximiert in logarithmischer Form durch: it -it* = ft -st leitet sich aus der Arbitragegleichung ab unter Verwendung von ln (1+x)~x ft = ln Ft Ft= Forward Rate (Terminkurs) für nächste Periode st = ln St St= Spot Rate fpt =ft -st forward premium/discount Abweichungen würden risikofreie Arbitragemöglichkeiten ermöglichen (abgesehen vom Ausfallrisiko der Gegenpartei) → Abweichungen nur bei Kapitalverkehrsbeschränkungen zu erwarten Foliensatz 2- Seite 45 Grundlagen: Zinsparität Arbitragegleichung Ft 1 + it = (1 + it *) St Logarithmische Approximation: ln (1+x) ~ x→ ln (1+it) = ln (1+it*)+ ln Ft –ln St it = it* + ft - st Ft it = (1 + it *) − 1 St lässt sich umformen mit Hilfe von Swap Satz (Forward premium) somit: → Ft / S t = 1 + fpt Ft − St fp t = St * i t = (1 + fp t ) (1 + i t ) − 1 = fp t Das Produkt i ● fp ist fast Null für kurze Zeitperioden, sofern i klein * + it * + i t ⋅ fp t Foliensatz 2- Seite 46 Grundlagen: Zinsparität Swapsatz = Zinsdifferenz: fpt=(F-S)/S = i-i* Swapsatz ~ Capital Gain (Loss) der Fremdwährungsanlage muss gerade den Zinsverlust (-gewinn) kompensieren Arbitragebedingung für Assets gleicher Risikoklasse in verschiedenen Ländern – sonst wären risikofreie Gewinne möglich Absicherung (Hedging) am Terminmarkt eliminiert das Wechselkursrisiko: kursgesicherter Kapitalexport, falls gleichzeitig Erträge heute schon zum sicheren Terminkurs Ft verkauft werden Einziges Risiko: Konkursrisiko des Tauschpartners (nimmt mit der Laufzeit zu) Foliensatz 2- Seite 47 Grundlagen: Zinsparität Ungesicherte Arbitragegeschäfte: bei Tausch zur Spotrate St+1 im nächsten Jahr besteht ein Wechselkursrisiko E(St+1⏐Ωt): für t+1 erwarteter Wechselkurs (erwartete Spotrate), gegeben den heutigen Informationsstand Ωt Arbitragekalkül am Kapitalmarkt: Erwartete Rendite zweier Assets mit identischer Risikostruktur muss gleich sein Zinsunterschiede müssen durch Auf-/Abwertungserwartungen kompensiert werden 1 + it = Bei Risikoneutralität muss gelten: bzw. in logarithmischer Form: (1 + i*t ) E (St +1 Ω t ) St Ft = E(St+1⏐Ωt) it -it* = E(st+1⏐Ωt) -st Foliensatz 2- Seite 48 2.4 Zinsparität A) Gedeckte Zinsparität: Keine Arbitragemöglichkeiten durch risikofreie Transaktionen am Devisenterminmarkt: (Devisenswaps als risikofreie Arbitrage) it -it* = ft -st Swapsatz = Zinsdifferenz: fpt=(F-S)/S = i-i* Swapsatz (Forward premium) ~ Capital Gain (Loss) der Fremdwährungsanlage muss gerade den Zinsverlust (-gewinn) kompensieren Arbitragebedingung für Assets gleicher Risikoklasse in verschiedenen Ländern B) Ungedeckte Zinsparität: Wechselkursrisiko bei Tausch zur Spotrate St+1 E(St+1⏐Ωt): für t+1 erwarteter Wechselkurs (erwartete Spotrate), gegeben den heutigen Informationsstand Ωt Bei Risikoneutralität: Ft = E(St+1⏐Ωt) bzw. in logarithmischer Form: it -it* = E(st+1⏐Ωt) -st Foliensatz 2- Seite 49 2.4.1 Gedeckte Zinsparität: Empirie Empirische Evidenz: Zu Zeiten von Devisenmarktkontrollen (hohen Transaktionskosten) gab es starke Abweichungen; heute aber: 1) Zinsunterschiede werden von Market Makern benutzt, um forward rate zu berechnen. Umgekehrt wird Spread zwischen forward und spot rate von Bankern verwendet, um Zinsdifferenz auf Fremdwährungskonten zu berechnen. 2) Empirische Tests Einfacher OLS-Test: f t − s t = α + β (i t − i t *) + ε t Teste Hypothese, dass α= 0,0 und β=1,0 Foliensatz 2- Seite 50 2.4.1 Gedeckte Zinsparität: Empirie Empirische Evidenz: Welche Marktdaten verwenden? a) Tests mit allgemein zugänglichen Daten: relativ gute Evidenz Aber für Arbitrage wichtig: Verwende synchrone Daten für Zinsen und Wechselkurse der Marktteilnehmer b) Test anhand effektiver Handelsdaten: Mark Taylor (1989) Sehr gute Evidenz in Zeiten ohne Marktturbulenz Jedoch gewisse Arbitragemöglichkeiten in Zeiten mit Marktturbulenz (um so stärker, je länger die Laufzeit) – Erklärung: Mit längerer Laufzeit steigt das Ausfallrisiko – Bedingung identischen Risikos der Assets nicht mehr gewährleistet (Arbitrage begrenzt). Deutsche Bundesbank Monatsbericht Juli 2005: Wechselkurs und Zinsdifferenz: Jüngere Entwicklungen seit Einführung des Euro Foliensatz 2- Seite 51 2.4.2 Ungedeckte Zinsparität - Empirie it − it * = ft − st (CIP) Gedeckte Zinsparität: (UIP) Ungedeckte Zinsparität: Aus (CIP) und (UIP) folgt: * it −it =E(st+1 Ωt ) −st f t = E (s t +1 Ω t ) Forward premium (Spread zwischen forward und spot rate) sollte Indikator für erwartete Wechselkursänderungen sein: eigentlich sollte er die beste Prognose für zukünftige Wechselkursbewegungen liefern: Aus st +1 = E ( st +1 Ωt ) + ε t +1 folgt bei Gültigkeit von (UIP): s t +1 − s t = i t − i t * +ε t +1 Foliensatz 2- Seite 52 2.4.2 Ungedeckte Zinsparität → Zinsunterschiede als Indikator für erwartete Wechselkursbewegungen? Empirische Evidenz: UIP als Prognoseinstrument unbrauchbar Quelle:Sushil Wadhwani, Currency Puzzles, 1999 Foliensatz 2- Seite 53 2.4.2 Ungedeckte Zinsparität - Empirie Empirische Evidenz: einhellige Ablehnung der Hypothese Problem: Wechselkurserwartungen sind nicht beobachtbar Aber der Fehlerterm εt+1 = st+1 − E (st+1) sollte bei rationalen Erwartungen mit allen zum Zeitpunkt der Erwartungsbildung verfügbaren Informationen unkorreliert sein Bei UIP gilt also: s t +1 − s t = i t − i t * +ε t +1 Konsistente OLS-Schätzer der Regression s t +1 − s t = α + β (i t − i*t ) + ε t +1 Teste Hypothese, dass α= 0,0 und β=1,0 Foliensatz 2- Seite 54 2.4.2 Ungedeckte Zinsparität - Empirie UIP wird anhand der Daten einhellig verworfen: Spreads erklären nur sehr kleinen Teil der Wechselkursbewegungen. Häufig war selbst die Richtung der vorhergesagten Änderungen falsch: Empirische Tests zeigen, dass ß stark von 1 abweicht (in der Regel nimmt ß sogar negative Werte an) Auch ist α nicht gleich 0. Tatsächliche Änderungen werden offenbar getrieben von unerwarteten Neuigkeiten: Der natürliche Logarithmus des Wechselkurses folgt einem random walk; die Zinsdifferenzen sind im Zeitverlauf dagegen stark korreliert. Mögliche Gründe für das empirische Versagen der UIP? Systematische Verzerrungen, die ungenutzte Arbitragemöglichkeiten eröffnen? Arbitragemöglichkeiten hängen stark vom zugrundegelegten Modell ab Foliensatz 2- Seite 55 2.4.2 Ungedeckte Zinsparität - Empirie Warum ist UIP kein brauchbares Prognoseinstrument? Eine mögliche Erklärung: variable Risikoprämien Wichtig: ungedeckte Zinsparität ist keine risikofreie Arbitragebeziehung: - Risiko von Wechselkursänderungen - Gleichung gilt nur, falls marginale Devisenhändler risikoneutral (perfekte, effiziente Devisenmärkte) Allgemeinere Form der UIP: bei Berücksichtigung von Risikoaversion wird die Bedingung modifiziert durch eine Risikoprämie ρt zu: it -it* = E(st+1⏐Ωt) + ρt– st Verzerrung, falls Risikoprämie außer Betracht gelassen – omitted variable Idee: $ Anlagen attraktiv, falls „perceived risk“ niedrig – hoher $ Kurs Problem: ρt schwankt. Aber warum sollte es systematische Bewegungen der Risikoprämie geben? Foliensatz 2- Seite 56 2.4.2 Ungedeckte Zinsparität - Empirie Gründe für das Versagen der UIP 1) variable Risikoprämie (aber: Warum systematische Bewegungen der Risikoprämie? Denkbar auch: systematische Bewegungen anderer Fundamentals) 2) Indeterminiertheit der Fundamentals Peso-Problem: Erwartungen über Politikänderung (Abwertung) müssen sich nicht in der betrachteten Periode realisieren 3) Devisenmarkt als Spielwiese für Spekulanten? (Ir-) rationale Bubbles? Marktteilnehmer haben nur beschränkte Informationen und müssen aus den Bewegungen des Marktprozesses auf Informationen rückschließen → Herdenverhalten; Noise Traders (behavioral finance); rational bubbles 4) Geldbehörden steuern Zinsen, um unerwünschte Wechselkursbewegungen zu korrigieren – Simultanitätsbias (McCallum) Fragen: a) Wovon werden Erwartungen über Wechselkursänderungen bestimmt? – Frage nach den monetären Fundamentalfaktoren b) Wie funktioniert Hedging/ Spekulation/ Arbitrage am Devisenmarkt? Hedging oder Spekulation? Homogene Erwartungen? Foliensatz 2- Seite 57 2.4.3 Hedging oder Spekulation? Zunächst: Detaillierteres Verständnis von Devisenmarkt-Aktivitäten Klären: Wie funktioniert Hedging/ Spekulation/ Arbitrage am Devisenmarkt? Beispiel: Ein Importeur vereinbart für nächstes Jahr vertraglich eine Zahlung von X $. Wie kann er sich absichern gegen das Wechselkursrisiko? Denkbare Strategien z.B: A Abwarten: Kaufe $ erst im nächsten Jahr zum Kassakurs (teuer, falls $ aufwertet; günstig, falls $ inzwischen abwerten sollte) E(st+1⏐Ωt) B Termingeschäft: Kaufe $ bereits heute auf Termin Ft Perfektes Hedging gegen Wechselkursschwankungen C Kaufe Optionen zur Absicherung gegen Risiko einer $-Aufwertung Kosten von Absicherungsgeschäften hoch in Zeiten hoher Volatilität Wie funktionieren Termin- und Optiongeschäfte? Foliensatz 2- Seite 58 2.4.3 Hedging oder Spekulation Finanzintermediäre gehen Vielzahl von Spot und Forward Kontrakten ein Tausch von Risiken - Wie wirken sich solche Kontrakte aus? Long Position: Bank hat sich verpflichtet, von einer Währung mehr zu kaufen als zu verkaufen Short Position: Bank hat sich verpflichtet, von einer Währung mehr zu verkaufen als zu kaufen Strike Price Bank 1: short in Spot DM, long in forward DM Gewinn Long Future Bank 2: long in Spot DM, short in forward DM Preis des Underlyings Swap der Positionen: Auszahlungsprofile gleichen sich aus Bank 1: swap- in DM (kaufe spot, verkaufe forward) Bank 2: swap- out DM (verkaufe spot, kaufe forward) Short Future Verlust Foliensatz 2- Seite 59 2.4.3 Optionen Forwards und futures beinhalten Verpflichtung, den Kontrakt zu erfüllen: Wert des Kontraktes verändert sich 1: 1 mit der Spot rate Optionen: Geben dem Halter dagegen das Recht (statt einer Verpflichtung), einen festen Betrag an Devisen (bis) zu einem festen Termin zum fest vereinbarten Preis zu kaufen / verkaufen Grundcharakteristika von Optionen: Over-the-counter options: spezifisch vereinbart/ zugeschnitten Exchange traded exchange: Standardisierte Kontrakte zum Auktionspreis European Optionen: Nur am Ende der Laufzeit fällig Amerikanische Optionen: Fällig jederzeit vor Ablauf der Laufzeit Underlying asset: Spot currency or futures Foliensatz 2- Seite 60 2.4.3 Optionen Drei Preiskomponenten (Terminologie): Aktueller Preis des underlying asset: FX Spot Rate Strike (exercise) Preis: Für die Transaktion vereinbarter Preis Optionsprämie: Preis der Option selbst Short (=Verkäufer) Long (=Käufer) Put Pflicht, das Underlying zum Strike Price abzunehmen Recht, das Underlying zum Strike Price abzugeben Call Pflicht, das Underlying zum Strike Price zu liefern Recht, das Underlying zum Strike Price zu erhalten Foliensatz 2- Seite 61 2.4.3 Gewinne und Verluste aus Optionspositionen Gewinn Gewinn Short Put Option Long Call Option Strike Price Strike Price Preis des Underlyings Preis des Underlyings Optionsprämie Options prämie Short Call Option Verlust Long Put Option Verlust Foliensatz 2- Seite 62 2.4.3 Fallbeispiel Lufthansa 1985/ 86 Januar 1985: Lufthansa kauft 20 Flugzeuge Boeing 737 zum Preis von $ 500 Millionen, zahlbar bei Lieferung im einem Jahr (Januar 1986) Hedging Alternativen: a) Keine Absicherung; tausche DM im nächsten Jahr in $ b) Sichere die Gesamtsumme des Kaufvertrags bereits heute am Terminmarkt ab c) Kaufe schon heute $ und bezahle in einem Jahr d) Sichere nur einen Teil (x %) durch Forward Contracts e) Kaufe heute Optionen (DM Put Option bzw. $ Call Option) DM/ Dollar Kurs: 3.20 im Januar 1985 Foliensatz 2- Seite 63 2.4.3 Fallbeispiel Lufthansa 1985/ 86 Kosten für Importeur in Mrd.DM Auszahlungsprofil bei unterschiedlichen Hedging Strategien: Ohne Absicherung Put Option Teilabsicherung 1,6 Vollständige Absicherung am Terminmarkt 1,15 2,3 3,2 DM/$ Januar 1986 Foliensatz 2- Seite 64 2.4.3 Fallbeispiel Lufthansa 1985/ 86 Ruhnau hielt Anfang 1985 den $ überbewertet und sicherte deshalb nur einen Teil der Kaufsumme am Terminmarkt ab Tatsächlich kam es 1985/1986 zu einem rasanten Fall des US-$ Ruhnau wurde der „Spekulation“ auf Kosten der Steuerzahler beschuldigt Wären Optionen besser geeignet gewesen? Foliensatz 2- Seite 65 2.4.3 Fallbeispiel BMW 2005 BMW setzt rund ein Viertel der Gesamterlöse in den USA um Aufwertung des Dollar zum Euro von Dez 1995 bis Feb 2002 um 40% Abwertung seit Feb 2002 bis Dez 2004 um 45% Interview mit Finanzvorstand Stefan Krause in der Börsenzeitung 26.4.2005 „Wir haben ja schon bekannt gegeben, dass wir im Dollar zu über 50% der Netto Exposure abgesichert haben. Einiges davon stammt noch aus den Jahren mit günstigeren Dollarkursen. Sicherungskurse sind heute im Durchschnitt schlechter als in den Vorjahren. Ein Gutteil des Währungsvolumens ist nicht gesichert. In temporären Wechselkurs-Erholungsphasen des Dollar werden wir weitere Umfänge taktisch auf einige Monate absichern. Solange der $ deutlich schwächer als der von uns unterstellte Gleichgewichtskurs liegt, sind aber langfristige, strategische Sicherungen nicht sinnvoll. Wir würden uns sonst der Chance berauben, attraktive Umrechnungskurse zu erzielen, wenn der Dollar wieder an Wert gewinnt. Klar: Dollar/Euro Entwicklung übt in diesem Jahr Druck auf unsere Erträge aus.“ Schätzungen: 2004 Gewinneinbußen ca. 300 Mill. €; (Gewinn 2004 3,55 Mrd. €) Für 2005: Gewinneinbußen von 600 Mill. $ (von BMW nicht quantifiziert) Foliensatz 2- Seite 66 2.4.3 Hedging oder Spekulation Handel am Devisenmarkt: Tausch von riskanten Positionen Individuelles Risikoprofil: Aufgabe eines effizientes Risikomanagements. Muss gesamte Zahlungsströme erfassen! Beispiel Lufthansa: Ein Teil der Einnahmen fließt in $ Allgemeine Gleichgewichtsanalyse: wer übernimmt die Risiken? Wechselseitiger Vorteil, falls Tauschpartner (Gegenseite) gerade entgegengesetzte Risikoposition inne hat Bsp: Lufthansa tauscht mit einem Exporteur, der langfristige Lieferverträge in $ abgeschlossen hat Makroproblem: Gefahr, dass viele Marktteilnehmer die gleichen Risikopositionen übernommen haben; trotz individueller Absicherung verschwinden Gesamtrisiken nicht → Gefahr des Zahlungsausfalls der Gegenpartei; Kaskadeneffekte Foliensatz 2- Seite 67 2.4.3 Hedging Argumente gegen Hedging: Hedging ist kostspielig. Es reduziert nur die Variabilität zukünftiger Cash Flows, steigert aber nicht den Unternehmenswert (Gegenwartswert aller zukünftigen Einnahmen-ströme) Manager können das Risiko nicht besser beurteilen als der Markt; im Gleichgewicht ist der Gegenwartswert von Hedging gleich Null Bei effizienten Kapitalmärkten diversifizieren Anteilseigner ihr Portfolio optimal unter Berücksichtigung des Währungsrisikos, dem die Unternehmen ausgesetzt sind Argumente für Hedging • Reduzierte Volatilität künftiger cash flows erleichtert Planung • Ruinwahrscheinlichkeit kann durch Hedging reduziert werden • Manager können Währungsrisiko des Unternehmens besser beurteilen als Aktionäre Foliensatz 2- Seite 68 2.4.3 Devisenmarktspekulation Spekulation: Wette auf bestimmte Wechselkursbewegungen Beispiel: Erwarte Aufwertung des Euro gegenüber $ (Zinsdifferenz sei i – i* =∆=0; f = s) Spekulation am Terminmarkt: Leerverkäufe von $ am Terminmarkt in der Erwartung, sie später zu einem günstigeren Spotpreis zu erwerben Spekulation am Kassamarkt: $-Kredit; Verkaufe $ heute gegen € am Kassamarkt; tausche € dann später zum höheren Kassakurs zurück Option 1: Kaufe gegen eine Optionsprämie das Recht, $ zu einem festen Kurs zu verkaufen (Put Option); falls $ Kurs tatsächlich fällt, bringt die Ausübung der Option einen Gewinn: Kaufe $ am Markt zum niedrigeren Kurs und tausche $ dann zum festen Kurs in € zurück Option 2: Verkauf von € Put Optionen (Effekt?) Foliensatz 2- Seite 69 2.4.3 Devisenmarktspekulation Option 1: Käufer einer $ Put Option (long): Recht, $ zum festgelegten Kurs zu verkaufen Option 2: Verkäufer einer € Put Option (short): Pflicht, € zum festgelegten Kurs zu kaufen Strike Price Gewinn € Put short $/€ $ Put long Verlust Foliensatz 2- Seite 70 2.4.3 Devisenmarktspekulation Alle spekulativen Transaktionen beinhalten: Nachfrage nach € steigt heute entweder am Kassamarkt oder am Terminmarkt → unmittelbarer Abwertungsdruck auf den US $ Alle spekulativen Transaktionen sind mit Risiken behaftet → Arbitrageure nehmen keine unbegrenzten Positionen ein Sind Spekulationsgeschäfte stabilisierend oder destabilisierend? Argument von Friedman: Gewinne nur möglich, wenn Bewegung korrekt antizipiert → Spekulation ist effizienzsteigernd: sofortige Anpassung der Kurse an neue Informationen Moderne Markt-Mikrostrukturanalyse: wesentlich differenziertere Sicht: Effizienter Devisenmarkt: Kurs enthält alle relevantem verfügbaren Informationen Welche Information ist relevant? Was sind die Fundamentals? Informationsübertragung bei rationalen Erwartungen? Destabilisierende Rolle von Noise Tradern; Herdenverhalten von Analysten Foliensatz 2- Seite 71 2.5 Monetäre Fundamentalfaktoren: Zinsparität Nun integrieren wir die Zinsparität in den monetären Ansatz der Wechselkurstheorie Wenn die Geldnachfrage zinsabhängig ist, ergibt sich aus der Zinsparität eine dynamische Bestimmung des Wechselkurses Intuition: Zins abhängig von Inflationserwartungen → Erwartungen über zukünftige Geldpolitik spiegelt sich heute schon im Wechselkurs Welche Fundamentals bestimmen die Zinsen/ Zinsdifferenzen? Erfordert Prognosen über die Fundamentals, die für die Ertragsdifferenzen der Assets ausschlaggebend sind. Alle neuen Informationen über Fundamentals verändern den Kurs: Folgt der Wechselkurs bei effizienten Devisenmärkten einem Random Walk (analog zu Aktienkursen)? Hohe Volatilität möglich, wenn der Kurs von Erwartungen über zukünftige Politik abhängt Foliensatz 2- Seite 72 2.5.1 Monetäre Fundamentalfaktoren: Zinsparität Monetärer Ansatz der Wechselkursbestimmung bei flexiblen Preisen Ausgangspunkt: Geldnachfragefunktion M = k ⋅ Y α ⋅ e − β ⋅i P Quantitätsgleichungen im In-und Ausland: Q: PPP: p = m – ln k - α y + ß i; p* = m* – ln k* - α y* + ß i* s = p – p* (Kaufkraftparität) Sei ln k = ln k* Q und PPP liefert: s = p - p* = m - m* – α (y - y*) + ß (i - i*) = Φ + ß (i - i*) mit Φ = m - m* – α (y - y*) als Fundamentals (Differenz von Geldangebot und Transaktionsnachfrage in beiden Ländern) Foliensatz 2- Seite 73 2.5.1 Monetäre Fundamentalfaktoren: Zinsparität Bedingung für Zinsparität ohne Absicherungsgeschäfte: it − it* = E ( st +1 Ω t ) − st UIP: Intuition: Bei effizientem Devisenmarkt sollte die erwartete Effektivrendite der Assets gleich sein → Erwartete Wechselkursveränderungen entsprechen den Zinsdifferenzen. Iteratives Einsetzen liefert: [ ] st = ∑ jj ==T0 E (it*+ j − it + j ) Ω t + E ( st +T +1 Ω t ) Kapitalmarktorientierte Beziehung zwischen Wechselkurs und Fundamentals: Der Wechselkurs als relativer Preis zweier Vermögenswerte (in-/ ausländisches Geld) bestimmt sich als zukunftsgerichtete Variable aus den Erwartungen über die Ertragsdifferenzen der beiden Assets über den gesamten relevanten Zeithorizont UIP: Wechselkursänderungen werden mit Zinsdifferenzen erklärt. Aber: Welche Fundamentals bestimmen die Zinsdifferenzen? Foliensatz 2- Seite 74 2.5.1 Monetäre Fundamentalfaktoren: Zinsparität Fundamentals Φ = m - m* – α (y - y*) Wechselkurs bestimmt sich (mit Hilfe von UIP) als: st =Φt + ß (it - it*) = Φt + ß [E(st+1│Ωt ) – st] Auflösen nach st liefert: st = β 1 Φt + E( st +1 Ωt ) 1+ β 1+ β β β2 β t+ j 1 st = Φt + E ( Φ t +1 Ω t ) + E ( Φ t + 2 Ω t ) + ... + E ( st + j Ω t ) 2 3 t+ j 1+ β (1 + β ) (1 + β ) (1 + β ) Durch wiederholtes Einsetzen bestimmt sich der Wechselkurs somit als abdiskontierter Strom erwarteter zukünftiger Fundamentals (Mussa 1976): 1 st = 1+ β T ∑γ j =0 j E (Φ t + j Ω t ) + γ t +T +1 E ( st +T Ω t ) mit γ j ⎛ β = ⎜⎜ ⎝1+ β ⎞ ⎟⎟ ⎠ j Fundamentallösung ohne Bubbles: Wechselkursbewegungen getrieben durch erwartete Unterschiede des realen Geldmengenwachstums: 1 st = 1+ β ∞ γ ∑ τ =0 j E (Φ t + j Ω t ) Transversalitätsbedingung lim γ t +T E ( st +T Ωt ) = 0 T →∞ Foliensatz 2- Seite 75 2.5.1 Monetäre Fundamentalfaktoren: Zinsparität Beispiele: 1) Konstantes Geldangebot; konstantes BIP in beiden Ländern; mt =m; mt*=m*; yt =y; yt*=y*; bzw. Φt= Φ = m - m* – α (y - y*) Fundamentaler Wechselkurs: 1 st = 1+ β j ⎛ β ⎞ 1 1+ β ⎜⎜ ⎟⎟ Φ = Φ=Φ ∑ 1+ β 1 j =0 ⎝ 1 + β ⎠ ∞ 2) Konstantes Wachstum der Differenz des realen Geldangebots und des BIP: Φt = mt -mt*- α (yt - yt*) =(1+g) [m - m* – α (y - y*)] bzw. Φt =(1+g) Φ j 1 ∞ ⎛ β (1 + g ) ⎞ 1 ⎜ ⎟ = s Φ = Φ Fundamentaler Wechselkurs: ∑ t 1 + β j =0 ⎜⎝ 1 + β ⎟⎠ 1− β g Anstieg von g führt zu sofortiger Abwertung Problem: Wirkung temporärer Veränderungen abhängig von Erwartungen über den zukünftigen Politikpfad Foliensatz 2- Seite 76 2.5.1 Monetäre Fundamentalfaktoren Beachte: Interpretation neuer Informationen hängt stark von den Erwartungen über den gesamten Pfad zukünftiger Politik ab! Neue Nachrichten – Beispiele: 1) Ein unerwarteter Anstieg der Geldmenge in den USA Abwertung des Dollar, falls Nachricht inflationäre Erwartungen schürt Aufwertung des Dollar, falls Nachricht die Erwartung schürt, dass die FED dadurch zu einer restriktiveren Politik (steigenden Zinsen) veranlasst wird 2) Ein unerwarteter Anstieg des Budgetdefizits Aufwertung des Dollar, falls Erwartung vorherrscht, dass bei starker FED die zusätzliche staatliche Kapitalnachfrage die Zinsen ansteigen lässt Abwertung des Dollar, falls inflationäre Erwartungen aufgrund der Einschätzung, dass die FED das Defizit über Geldmengenexpansion akkommodieren wird Kein Wechselkurseffekt, falls man davon ausgeht, das Barro‘s Äquivalenztheorem sei gültig (höhere private Ersparnis deckt den zusätzlichen Kapitalbedarf) Foliensatz 2- Seite 77 2.5.2 Rationale Bubbles Der Wechselkurspfad wird bestimmt durch die Differenzengleichung: (D) st =1/(1+β) Φt + γ E(st+1│Ωt ) mit γ = β/(1+β) Lösung durch iteratives Einsetzen ergibt: T-1 st =1/(1+β) Σj=0 γj E(Φ t+j│Ωt ) + γT E(sT│Ωt ) ∞ γj E(Φ │Ω ) bezeichnen wir als Fundamentallösung. Ft =1/(1+β) Σj=0 t+j t Für Ft ist die Transversalitätsbedingung lim T→∞ γT E(sT│Ωt ) =0 erfüllt Aber auch st = Ft + bt mit bt als (stochastische) Bubble-Komponente ist eine Lösung der Differenzengleichung (D) für bt =1/γ bt-1 + ηt mit E(ηt)=0, denn : st = Ft + bt =1/(1+β) Φt + γ E (Ft+1 + bt+1 │Ωt ), weil γ E (bt+1 │Ωt ) = bt Weil 1/γ >1, explodiert die Bubble (der Bubble-Term wird langfristig dominieren) Für st ≠ Ft ist die Transversalitätsbedingung verletzt: lim γT E(sT│Ωt ) = bt ≠ 0 T→∞ Foliensatz 2- Seite 78 2.5.2 Rationale Bubbles Explodierende Bubbles unplausibel. Denkbar aber: Bubble kann platzen bt st Abwertungsrate muss mit zunehmender Abweichung vom Fundamentalwert immer stärker werden Platzen der Bubble F F 0 t Bubble-Komponente, die jede Periode mit bestimmter Wahrscheinlichkeit platzen kann Foliensatz 2- Seite 79 2.5.2 Rationale Bubbles Blanchard/Watson: Explodierende Bubbles unplausibel. Aber denkbar: BubbleKomponente, die jede Periode mit bestimmter Wahrscheinlichkeit platzen kann. st = Ft + bt Wechselkurs mit Bubble-Komponente. Der Fundamentalwert Ft sei konstant: Ft =F Spekulanten wissen, dass der Kurs nicht dem Fundamentalwert entspricht 1) Sie rechnen damit, dass der Bubble mit Wahrscheinlichkeit q platzen kann E(st+1) = q F + (1-q) st+1 2) UIP fordert: E(st+1) = it - it* + st Abwertung nicht nur in Höhe der Zinsdifferenz, → Erforderliche Abwertung: st+1 – st = 1/(1-q) [it - it*] + q/(1-q) [st-F] Crashwahrscheinlichkeit; Unterbewertung Solange Wechselkurs auf spekulativem Bubble-Pfad, muss sich die Abwertung beschleunigen, je stärker sich der Wechselkurs vom Fundamentalwert wegbewegt (Kompensation für die Gefahr eines Crashs). Je stärker die Unterbewertung und je höher die Wahrscheinlichkeit eines Crashs, desto stärker muss die Abwertung sein (kein selbst-korrigierender, sondern selbst-verstärkender Mechanismus) Foliensatz 2- Seite 80 2.5.3 Das Peso Problem Bisher unterstellt: Anleger haben korrekte Einschätzung über die Fundamentals (also auch über die stochastische Entwicklung exogener Zustandsvariablen) Peso-Problem: Unsicherheit über korrekten Pfad der Politikvariablen (als Teil der Fundamentals) Wechselkurs - zukunftsorientierter relativer Preis von Assets: Erwartungen über zukünftige Änderungen der Fundamentals beeinflussen heutigen Kurs Mexiko Ende der 70er Jahre: Peg zu $, aber dauerhaft höhere Zinsen it -it* = ft –st >0 (Mexiko als Inland) Solange Peg hält, in der Folgeperiode: st+1 <ft Wiederholtes Phänomen: Eindruck eines systematischen Fehlers: Foliensatz 2- Seite 81 2.5.3 Das Peso Problem Falls Anbindung nicht völlig glaubwürdig: Sequenz zeitlich korrelierter, aber rationaler Vorhersagefehler q: Wahrscheinlichkeit einer Peso-Abwertung auf s1 >s0 Et (st+1) = q s1 +(1-q)s0 = ft > s0 Falls Abwertung im Zeitablauf wahrscheinlicher wird: Terminkurs weicht immer stärker von Kassakurs ab, solange die Wechselkursanbindung bestehen bleibt (Abwertungserwartung steigt, wenn Einschätzung zunimmt, dass Regime nicht dauerhaft tragbar) Rationale Erklärung für dauerhafte, korrelierte Vorhersagefehler: Unsicherheit über die Fundamentals (konkreter Politikpfad) Problem: Politik endogen → sich selbst erfüllende Erwartungen Foliensatz 2- Seite 82 2.5.3 Das Peso Problem Beispiel: 8,4 8,4 Yuan-Dollar-Wechselkurs, 2004-2007 Yuan-Dollar-Wechselkurs, 2003-2007 8,2765 8,2 8,2 8 8 7,8 7,6 7,8 7,4 7,6 7,2 7,4 7 01.01.2004 01.01.2003 01.01.2005 01.01.2005 01.01.2006 01.01.2004 01.01.2006 01.01.2007 01.01.2007 CHINESE YUANYUAN TO US$ CHINESE YUAN TOFWD US$(ein 1Y FWD CHINESE YUAN TO US$ 1Y Jahr versetzt) CHINESE TO US$ Beispiel China – Yuan zu Dollar 12 month forward für „shadow” yuan traded offshore via so-called non-deliverable forward contracts Foliensatz 2- Seite 83 2.5.3 Das Peso Problem Forward Looking Nature der Vermögensmärkte Erwartung: Ab nächster Periode höhere Geldmenge mit Wahrscheinlichkeit q → sofortige Abwertung st Abwertung wird im Zeitablauf immer wahrscheinlicher m2 = m1 + x m1 0 t Wechselkursbewegung gekoppelt an Erwartungen über Fundamentals Nicht unterscheidbar von Bubbles: gleicher Effekt Foliensatz 2- Seite 84 2.5.3 Das Peso Problem Einfaches Beispiel: Ausgangspunkt: Fixkurssystem mit restriktiver Geldpolitik. Kapitalmärkte befürchten aber einen Regime-Wechsel zu expansiverer Geldpolitik. Wechselkurs zunächst starr; Preise völlig flexibel („monetäre Welt“) Zinselastische Geldnachfrage mt -pt= - b it ; Sei i*=0 und pt* =0; UIP: E(st+1)-st = it Geldangebot im Ausgangspunkt: mt =m; Dann gilt bei PPP: st = pt =m; it =i*=0 In nächster Periode: Risiko eines Regimewechsels. Ausdehnung der Geldmenge auf mt+1 =m+x mit Wahrscheinlichkeit 1-q; mit Wahrscheinlichkeit q wird restriktiver Kurs beibehalten: mt+1 =m; → Abwertungsrisiko: E(st+1)=st +(1-q) x Kapitalmärkte fordern zur Kompensation höhere Verzinsung: it = E(st+1)-st =(1-q) x Bei zinselastischer Geldnachfrage entsteht bereits vor der Expansion inflationärer Druck: Weil m-pt= - b it =- b (1-q) x muss pt steigen, selbst wenn mt =m konstant bleibt → Preisniveau steigt heute schon auf pt = m +b (1-q) x Solange Wechselkurs fix bleibt: Verschlechterung der Wettbewerbsposition; überhöhter Realzins → hohe Kosten eines Festhaltens am fixen Wechselkurs Denkbar: hohe Kosten zwingen Geldbehörde zu Kurswechsel (selbst erfüllende Erwartungen) Foliensatz 2- Seite 85 2.4 Dornbusch Overshooting Modell Monetärer Ansatz der Wechselkurstheorie unterstellt sofortige Anpassung des Preisniveaus: Kaufkraftparität immer erfüllt – empirisch nicht haltbar Mundell Fleming Ansatz unterstellt dagegen dauerhaft rigide Preise – ebenfalls unrealistische Annahme Dornbusch (1976): Kombiniert kurzfristig träge Preise mit mittelfristiger Anpassung. Güterpreise reagieren verzögert; Kapitalmärkte reagieren dagegen sofort (Unterschiedliche Anpassungsgeschwindigkeit auf Kapital- und Gütermärkten) Beispiel von Dornbusch: unerwartete Geldmengenexpansion Kapitalmärkte agieren vorausschauend und schnell (perfect foresight): sofortige Anpassung bei rational antizipierter Abwertung Bei rigiden Preisen: Überreaktion des Wechselkurses (Overshooting) Lektüre: Kenneth Rogoff: Dornbusch‘s Overshooting Model After Twenty-Five Years, IMF 2001 Foliensatz 2- Seite 86 2.4 Dornbusch Overshooting Modell Modell erklärt: a) Überreaktion der Vermögenspreise (Wechselkurse): Hohe Volatilität b) Kurzfristiges Abweichen von der Kaufkraftparität (Preisträgheit) Gedankenexperiment: Dauerhaft expansivere Geldpolitik, ausgehend vom Vollbeschäftigungsniveau m – p = k (i) + y; bei Kaufkraftparität: p = s Bei flexiblen Preisen wäre Geldmengenexpansion neutral (∆s=∆p=∆m); i=i* Bei träger Preisanpassung aber: p zunächst konstant; i muss daher sinken (induzierte zusätzliche Geldnachfrage - Liquiditätseffekt) Mit steigendem p: Tendenz zu Zinssteigerung, solange i<i* Vorausschauende Kapitalanleger: antizipieren Zinspfad – Aufwertungserwartungen Ursprüngliche Abwertung muss stärker ausfallen als steady state Niveau! Erwartete Aufwertung: ∆ st = it –i* Foliensatz 2- Seite 87 Overshooting des Wechselkurses st mt Erwartete Aufwertung: ∆ st = it –i* s1 m1 s0 m0 i*; it t0 t Foliensatz 2- Seite 88 Overshooting im IS-LM Modell DevisenmarktGleichgewicht: i LM (M0/P0) LM (M1/P1) LM (M1/P0) ∆ st = it –i* (verkürzt auf eine Periode) i* Y* 1. Schritt: Geldmengenexpansion bei fixen Preisen: Zinssenkung → Abwertung; Produktion steigt IS mit integriertem Wechselkurseffekt S∞e =P1 Y 2. Schritt: langsame Preissteigerung; Zinsanstieg Rückkehr zum Produktionspotential 3. Solange i<i*: Aufwertungserwartungen notwendig für Devisenmarktgleichgewicht: ursprüngliche Abwertung muss steady state Niveau überschießen Foliensatz 2- Seite 89 2.4 Dynamik des Overshooting Modells Einfachste Version: reale Nachfrage zinsunabhängig: α=0 Produktionspotential: y*; Auslandspreise normiert auf p*=0 1) IS-Kurve: yt –y* = b (st +p*-pt) 2) LM-Kurve: mt – pt = yt – β it 3) Zinsparität UIP: st+1 – st = it- i* 4) Träge Preisanpassung: Phillipskurvenrelation (Differenzengleichung): Preisanpassung: pt+1 – pt = δ (yt- y*) δ: Anpassungsgeschwindigkeit bei Ungleichgewichten auf Gütermarkt Nur für δ=∞ sofortige Anpassung! Zwei Differenzengleichungen charakterisieren den Anpassungspfad für st und pt Foliensatz 2- Seite 90 2.4 Dynamik des Overshooting Modells Zwei Differenzengleichungen: Anpassungspfad A) Preisdynamik (4): Aus Gleichung 1 und 4: pt+1 – pt = δ (yt- y*) pt+1 – pt = δ b (st- pt) B) Wechselkursdynamik (3): st+1 – st = it- i* Aus Gleichung 2) und 3): st+1 – st = 1/β [yt-mt ] -i* + 1/β pt Steady State: ∆s= ∆p = 0: i=i*; y=y*; p=s s=p=m-y*+ β i* dp/dm =ds/dm = 1: Langfristige Neutralität Langfristig: Monetäre Bestimmung von Preisniveau und Wechselkurs Foliensatz 2- Seite 91 2.4 Overshooting im IS-LM Modell Wechselkursdynamik: ∆ s=0 falls i = i* oder p=p* ∆ s<0 (Aufwertung) für p<p* weil i<i* ∆ s>0 (Abwertung) für p>p* weil i>i* ∆ s=0 s ∆p=0 s* Preisdynamik: Aus Gleichung 1 und 4: p* p pt+1 – pt = δ b (st- pt) P konstant für s=p P ↑ für s>p (Exportdruck) (Preisdruck bei Verletzung der Kaufkraftparität) P ↓ für s<p (Importdruck) Foliensatz 2- Seite 92 2.4 Overshooting im IS-LM Modell Dynamik: Sattelpunktstabilität: Einziger stabiler Anpassungspfad zum Steady State bei rationalen Erwartungen: AA Genau ein eindeutiger Pfad ∆ s=0 s ∆p=0 A s* A p* p Phasendiagramm Bei rationalen Erwartungen passt sich der Wechselkurs (als Sprungvariable) sofort genau so an, dass der Anpassungspfad AA erreicht wird; Alle anderen (instabilen) Lösungen werden durch forward looking expectations ausgeschlossen Foliensatz 2- Seite 93 2.4 Overshooting im IS-LM Modell Dynamik nach Schocks: Verschiebung des Steady State ∆m→∆p; ∆s s B S: passt sich sofort an P: träge Anpassung s1* A1 Anpassungsprozess; Bewegung von A0 nach B: s0* A0 Zinsen fallen sofort (i<i*) Zinsparität erfordert ∆s <0 p1* p0* p (zukünftiger Aufwertungspfad) Überschießen des Wechselkurses: s muss am Anfang so stark abwerten, damit er dann allmählich aufwerten kann Bewegung von B nach A1 Weil s>p: Verletzung der Kaufkraftparität: Überschussnachfrage nach inländischen Gütern; Preisniveau steigt langsam; Zinsen steigen; allmähliche Wechselkursaufwertung Foliensatz 2- Seite 94 2.4 Dornbusch Overshooting Modell Zusammenfassung: Modell bei flexiblen Wechselkursen Kernthese: Unerwartete permanente Erhöhung des Geldmengenwachstums führt: a) Langfristig zu einer Abwertung entsprechend den Differenzen des realen Geldmengenwachstums b) Vermögenspreise reagieren zwar sofort die Güterpreise sind kurzfristig aber rigide: nur allmähliche Anpassung der Gütermärkte. c) Zinssenkung mit sofortiger Abwertung, aber über das neue Gleichgewichtsniveau hinaus Kapitalbewegungen dominieren kurzfristig die Wechselkursbewegungen d) Intuition: Zinsparität erfordert Aufwertungserwartungen Rationale Erwartungen der Kapitalanleger: der einzige stabile Anpassungspfad wird gewählt Modell kann erklären a) Überreaktion der Vermögenspreise (Wechselkurse): Hohe Volatilität b) Kurzfristiges Abweichen von der Kaufkraftparität Empirisch ist der Modellansatz aber nur teilweise erfolgreich (Random Walk besser als Modellvorhersagen – vgl. Meese /Rogoff 1983) Foliensatz 2- Seite 95 2.7 Theorie optimaler Währungsräume Vor- und Nachteile einheitlicher Wechselkursregimes Robert Mundell (1961) Flexible Wechselkurse ermöglichen eine autonome Geldpolitik; regionale Schocks lassen sich abfedern Fixe Wechselkurse: Verzicht auf ein Anpassungsinstrument Traditionelles stabilitätspolitisches Argument Implikation: Regionen sollten sich nur dann zu Wechselkursverband zusammenschließen, falls sie von gleichgerichteten Schocks getroffen werden (Korrelation der Schocks) Basis: keynesianischer Ansatz: nationale Geldpolitik kann bei rigiden Preisen/ Löhnen für Vollbeschäftigung sorgen bei flexiblen Wechselkursen [Stabilisierung regionaler realer Nachfrageschocks] Foliensatz 2- Seite 96 2.7 Theorie optimaler Währungsräume Beispiel: Zwei Regionen A und B Schock: Verlagerung der Nachfrage von B nach A → Leistungsbilanzüberschuss in A, -defizit in B Bei flexiblen Preisen/Löhnen: Preissenkung in B; Preissteigerung in A Bei starren Preisen: Unterbeschäftigung in B; Inflationsdruck in A Lösung: Verschiebung der Terms of Trade oder: Faktorwanderungen Flexible Wechselkurse: Abwertung in B; Stabilisierung der Beschäftigung in B; stabiles Preisniveau in A Effektiv: Preisflexibilität ersetzt durch Wechselkursflexibilität (Anpassung des Preisindex) Flexible Preise/Löhne könnten das gleiche bewirken: Preise fallen in B, steigen in A Voraussetzung: Starre Nominalkontrakte („Geldillusion“) – Wechselkursanpassung bringt keinen Erfolg bei Reallohnstarrheit! Foliensatz 2- Seite 97 2.7 Theorie optimaler Währungsräume Währungsunion: Expansive Beschäftigungspolitik: verstärkt inflationäre Tendenzen in A; verschlechtert Terms of Trade in B Restriktive Geldpolitik zur Sicherung von Preisstabilität: verschärft Beschäftigungsrückgang in B Kein Problem, falls hohe Faktormobilität: Wanderungen der Arbeitskräfte zum Ausgleich der Schwankungen der Arbeitsnachfrage (von B nach A) oder alternativ: entgegengerichtete Wanderung der Kapitalströme (von A nach B) Mundell: Grad der Faktormobilität als Kriterium für einheitliche Währungsräume Argument basiert auf Nominalrigiditäten wichtig: [Wechselkursillusion bzw. starre Nominalkontrakte] Bei Reallohnrigidität greift Wechselkursanpassung nicht Foliensatz 2- Seite 98 2.7 Theorie optimaler Währungsräume Währungsunion: Kosten: Aufgabe souveräner Stabilisierungspolitik Gewinn: Ersparnis an Transaktionskosten (Geldumtausch überflüssig; Wegfall von Kurssicherungskosten → Einsparung unproduktiver Tätigkeiten (Bankensektor); liquidere Märkte; Reputationsgewinn für Preisstabilität Trade off zwischen Kosten und Gewinnen Kosten hängen ab von der Korrelation realer Schocks zwischen den Ländern sowie von der Rigidität der Faktormärkte (bei hoher Faktormobilität keine Notwendigkeit für Flexibilität) Gegenargumente: (a) In einer Währungsunion passt sich das Verhalten der Wirtschaftssubjekte an: Regimewechsel zu flexibleren Kontrakten – → Optimale Währungsräume werden endogen bestimmt (b) Endogenität von Schocks: Heterogene Schocks im Finanzsektor entfallen in einer Union Vergleiche Mundell-Fleming Modell: Flexible Wechselkurse vorteilhaft, falls reale asymmetrische Schocks dominieren; Fixe Kurse vorteilhaft, falls Schocks im Finanzsektor dominieren (etwa verursacht durch unterschiedliche Geldpolitik) Foliensatz 2- Seite 99 2.7 Theorie optimaler Währungsräume Erweiterungen: modifizierte Kriterien A) Grad der Offenheit der Volkswirtschaft (McKinnon) Idee: je größer der Anteil der handelbaren Güter, desto höher die Durchschlagskraft einer Abwertung auf inländisches Preisniveau und Reallöhne → ums so weniger Nominallohnillusion zu erwarten → Wechselkursmechanismus nicht mehr hilfreich, falls er Anpassung der Löhne nach sich zieht Nominallohnresistenz eher in geschlossenen Volkswirtschaften zu erwarten, weil es in offener VW bei Abwertung zu Anstieg des inländischen Preisniveaus kommt. Wollen Tarifparteien dies verhindern, herrscht Reallohnresistenz vor (dann aber ist Abwertung wirkungslos) McKinnon: Handelsmäßig stark verflochtene, offene Volkswirtschaften müssen auf divergierende Wirtschaftspolitik verzichten Foliensatz 2- Seite 100 2.7 Theorie optimaler Währungsräume Erweiterungen: B) Produktdiversifikation (Kenen) Idee: Bei stark diversifiziertem Exportprofil: Einzelne Schocks in bestimmten Sektoren haben geringe Gesamtwirkung → Wechselkursmechanismus unnötig bzw. wirkungslos Gilt insbesondere bei gleichartiger Produktionsstruktur zwischen Regionen Starker intraindustrieller Handel: Schocks verteilen sich gleichmäßig auf alle Regionen Bei symmetrischen Schocks: Wechselkurs ungeeignetes Anpassungsinstrument (Schocks in bestimmten Sektoren lassen sich nicht durch Makropolitik stabilisieren) Im Euroraum: hohe handelsmäßige Verflechtung. Offen: Endogenität optimaler Währungsräume: Führen Effizienzgewinne durch Handelsausweitung zu stärkerer intraindustrieller Verflechtung (stark korrelierte Schocks) oder im Gegenteil zu mehr Spezialisierung (geringere Korrelation von Schocks) Foliensatz 2- Seite 101