Zeitschriftenauswertung 8/2009 Berufsrecht RVG § 3a Abs. 2 Deckelung der Strafverteidigervergütung auf das Fünffache der gesetzlichen Gebühren Schons BRAK-Mitt. 2009, 172 Die Entscheidung des BVerfG vom 15.06.2009 - 1 BvR 1342/07, durch die eine Deckelung der Strafverteidigervergütung auf das Fünffache der gesetzlichen Gebühren für unzulässig erklärt wird, wenn zwischen Verteidiger und Mandanten eine Stundenhonorarvereinbarung getroffen worden ist, wird zustimmend angemerkt. Berufsrecht RVG VV Nr. 4110, 4116, 4122, 4128, 4134 Vergütung in Strafsachen und "Längenzuschlag" Kotz NStZ 2009, 414 Der Beitrag gibt einen Überblick über die Flut von Entscheidungen zur Berechnung des sog. Längenzuschlags. ----------------------------Nebenstrafrecht AO § 370 Steuerstrafrechtliche Beurteilung fehlerhafter Grundlagenbescheide infolge falscher Angaben Blesinger wistra 2009, 294 Die Aussage des 1. Strafsenats des BGH in seinem Urteil vom 10.12.2008 (wistra 2009, 114), wonach auch ein sog. Grundlagenbescheid Gegenstand einer Steuerhinterziehung sein könne, wird kritisch analysiert im Hinblick darauf, daß die Auffassung des BGH im Widerspruch zu § 370 Abs. 4 AO stehe und auch dem Zweck des steuerlichen Feststellungsverfahrens nicht gerecht werde. Nebenstrafrecht AWG § 34 Abs. 4 Nr. 2 Das Urteil des EuGH in der Rechtssache Kadi vom 03.09.2008 und seine Auswirkungen auf die Strafbarkeit nach § 34 Abs. 4 Nr. 2 AWG Heine NStZ 2009, 428 Nebenstrafrecht BtMG §§ 29 ff Rechtsprechungsübersicht zu Verbrechen und Vergehen gegen das BtMG Winkler NStZ 2009, 433 ----------------------------Sonstiges --Jugendliche als Opfer und Täter von Gewalt Pfeiffer u.a. Die Polizei 2009, 217 Der Beitrag stellt einen ersten Forschungsbericht zu einem Forschungsprojekt dar, dessen Erkenntnisse Grundlagen für Maßnahmen zu einer nachhaltigeren Prävention von Jugendkriminalität bzw. Jugendgewalt zur Verfügung stellen soll. Sonstiges BVerfGG §§ 13 Nr. 8a, 90 ff; GG Art. 93 Abs. 1 Nr. 4a Die Verfassungsbeschwerde in Strafsachen Badura/Kranz ZJS 2009, 382 Der Beitrag zeigt Bedeutung und Besonderheiten der Verfassungsbeschwerde in Strafsachen auf. Sonstiges GG Art. 5 Abs. 1 Grenzen für die Öffentlichkeitsarbeit der Ermittlungsbehörden Lehr NStZ 2009, 409 Der Beitrag weist auf die Gefahr der Öffentlichkeitsarbeit der Strafverfolgungsbehörden im Hinblick auf Ruf und Persönlichkeitsrechte des als unschuldig geltenden Beschuldigten hin. Soweit eine Informationspflicht der Ermittlungsbehörden nach Art. 5 GG in Verb. mit den Landespressegesetzen bestehe, müsse der Betroffene kompensatorisch Gelegenheit erhalten, seine Sicht der Dinge darzustellen. Sonstiges StPO § 137 Die Moral der Strafverteidigung Salditt StraFo 2009, 312 Es handelt sich bei dem Beitrag um den Vortrag auf der Jubiläumsveranstaltung der AG Strafrecht des DAV zu deren 25jährigem Bestehen am 24.04.2009. ----------------------------Strafrecht StGB § 257 Probleme der Begünstigung - Teil 3 Dehne-Niemann ZJS 2009, 369 In dem 3. Teil der Behandlung von Problemen des Straftatbestands der Begünstigung befaßt sich der Beitrag mit der Straflosigkeit der Selbstbegünstigung gem. § 257 Abs. 3 Satz 1, der Unrechtsverstrickungsklausel des § 257 S. 3 Satz 2 und den Verfolgungsvoraussetzungen gem. § 257 Abs. 4 StGB. Strafrecht StGB § 263 Vermögensschaden bei Anlagebetrug (Anm. zu BGH StV 2009, 242) Küper JZ 2009, 800 Dieselbe Entscheidung wird besprochen von Ransiek/Reichling ZIS 2009, 315. Strafrecht StGB § 263 Betrug bei Warentermingeschäften - Problem des Vermögensschadens Rose wistra 2009, 289 Der Beitrag analysiert eine Entscheidung des 3. Strafsenats des BGH (wistra 2008, 149), die außerhalb von Konstellationen, die über die Zugrundelegung eines "persönlichen Schadenseinschlags" angemessen gelöst werden könnten, auf die Gegenüberstellung des im konkreten Fall vorhandenen objektiven Marktwerts der Option und des vereinbarten Optionspreises abstellt. Der Beitrag begrüßt die damit verbundene Absage an Ansätze mit generalisierenden Bezugsgrößen. Strafrecht StGB § 356 Tatbeteiligte und Verfahresbeteiligte als "Partei" i.S.d. § 356? (Besprechung von BGH StV 2008, 642) Müssig NStZ 2009, 421 Strafrecht StGB § 66b; StPO § 275a; JGG § 7 Abs. 2 (Nicht-) Geeignetheit psychiatrischer Gutachten vor Anordnung nachträglicher Sicherungsverwahrung Eisenberg DRiZ 2009, 219 Der Beitrag setzt sich kritisch mit einer Entscheidung des BVerfG (2 BvR 2333/08 v. 04.12.2008) und einem in dem zugrunde liegenden Verfahren eingeholten Sachverständigengutachten zur Prognose auseinander. Strafrecht StGB §§ 211, 21, 49 Abs. 1 Ablehnung der Strafmilderung nach §§ 21, 49 StGB bei Verurteilung wegen Mordes (niedrige Beweggründe) Streng JR 2009, 339 Der Beitrag befaßt sich mit der Entscheidung des 2. Strafsenats des BGH vom 29.10.2008 (StV 2009, 527) und setzt sich schwerpunktmäßig mit dem Mordmerkmal der "niedrigen Beweggründe" und der Frage der erheblichen Verminderung der Schuldfähigkeit infolge eines "Affektdurchbruchs" auseinander. Das Ergebnis des BGH, der auf die Revision des Angekl. das tatrichterliche Urteil aufhob, stößt auf Zustimmung. Strafrecht StGB §§ 222, 228, 229 Mitverantwortung des Fahrlässigkeitstäters bei Selbstgefährdung des Verletzten Puppe GA 2009, 486 Der Beitrag geht am Beispiel des vom 4. Strafsenat des BGH (BGHSt 53, 55 = NStZ 2009, 148) entschiedenen Falles eines tödlich geendeten PKW-Rennens auf einer geschwindigkeitsbegrenzten Straße grundsätzlichen Fragen der Strafbarkeit der Teilnahme an einer Selbstgefährdung bzw. der einverständlichen Fremdgefährdung des Verletzten nach. Im Zusammenhang mit dieser Entscheidung des 4. Strafsenats gibt auch der Beitrag von Lasson ZJS 2009, 359 einen Überblick über den nach wie vor aktuellen Streit in der Strafrechtsdogmatik. Strafrecht StGB §46b "Große" Kronzeugenregelung König NJW 2009, 2481 Der Beitrag setzt sich kritisch mit der zum 01.09.2009 in Kraft getretenen Gesetzesänderung zur "Aufklärungsund Präventionshilfe" im Bereich mittlerer und schwerer Kriminalität auseinander, durch die Kronzeugen eine fakultative Strafmilderung in Aussicht gestellt wird. Der Beitrag weist nicht nur auf Gerechtigkeitslücken der Regelung in Form der Bevorzugung von Mehrfach- gegenüber Einmaltätern hin, sondern kritisiert auch, daß die Präklusionsregelung des § 46b Abs. 3 StGB die Transparenz und Verbindlichkeit von Absprachen unterlaufe. Insgesamt werde die Aufgabe der Gerichte, Sachverhalte aufzuklären, eher erschwert als erleichtert. Die Strafverteidigung sehe sich einem fundamentalen Rollenkonflikt ausgesetzt, einerseits von der Regelung möglicherweise erfaßte Beschuldigte beraten, sich andererseits mit der Glaubhaftigkeit von KronzeugenAussagen auseinandersetzen zu müssen. Strafrecht StVG § 24a Abs. 2 Fahrlässige Drogenfahrt nach "länger" zurückliegendem Drogenkonsum Peter König NStZ 2009, 425 Der Beitrag befaßt sich anhand mehrerer oberlandesgerichtlicher Entscheidungen mit der bisherigen Praxis zur Feststellung der Fahrlässigkeit im Zusammenhang mit Drogenfahrten. Die bislang praktizierte "Stundenarithmetik" stößt auf die Kritik des Verf. ----------------------------Verfahrensrecht MRK Art. 8 Undifferenzierte Speicherung von Fingerabdrücken, Zellproben und DNA -Profilen von nicht verurteilten Beschuldigten EGMR, Urt. v. 04.12.2008 EuGRZ 2009, 299 Der Beitrag beleuchtet die Zulässigkeit der undifferenzierten Speicherung von Fingerabdrücken, Zellproben und DNA-Profilen von nicht verurteilten Beschuldigten am Beispiel von einschlägigen Fällen in Großbritannien. Konkret stellt sich für den EGMR die Maßnahme als unverhältnismäßiger Eingriff in das Recht auf Achtung des Privatlebens dar. Verfahrensrecht SDÜ Art. 54; StPO §§ 260, 264 Strafklageverbrauch nach Art. 54 SDÜ bei einheitlicher "Schmuggelfahrt" durch mehrere EUMitgliedstaaten (Anm. zu BGH StV 2008, 506) Lagodny NStZ 2009, 457 Verfahrensrecht StPO § 101 Abs. 7 Die Stellung des § 101 Abs. 7 StPO innerhalb der strafprozessualen Rechtsbehelfe (Anm. zu BGH StV 2009, 3) F. Meyer JR 2009, 318 Der Beitrag stellt angesichts der Ungereimtheiten der besprochenen Entscheidung die Frage, welcher Art von Zweckmäßigkeit und Effizienz die Sonderregelung des § 101 Abs. 7 StPO dienen solle. Verfahrensrecht StPO § 119 Reform des U-Haft-Vollzugsrechts Paeffgen GA 2009, 450 Der Beitrag stellt neben einem Überblick über die weiteren mit dem Gesetz zur Änderung des Untersuchungshaftrechts verbundenen Neuerungen eine erste Interpretation der in der StPO verbliebenen Regelungsmaterie zum Untersuchungshaftvollzug und ihrer Verzahnung mit den Vollzugsregelungen der Länder dar. Verfahrensrecht StPO § 257c Das Gesetz zur Regelung der Verständigung im Strafverfahren Jahn/Müller NJW 2009, 2625 Der Beitrag stellt die zentralen Vorschriften des am 04.08.2009 in Kraft getretenen Gesetzes zur Regelung der Verständigung im Strafverfahren vor und unterzieht sie einer ersten Bewertung. Danach werde die Urteilsabsprache als grundsätzlich gleichberechtigte und gleichwertige Methode der Erledigung neben dem "streitigen" Verfahren anerkannt. Gleichzeitig enthalte das Gesetz Regularien, um den Mißbrauch des Instruments zum Nachteil des Angeklagten zu verhindern. Es bestehe nunmehr eine realistische Chance auf eine (Wieder-) Annäherung von Praxis und Theorie des Strafverfahrens. Verfahrensrecht StPO § 74 Ablehnung eines Sachverständigen auf dem Gebiet der Aussagepsychologie Eisenberg JR 2009, 345 Der Beitrag befaßt sich mit einer Entscheidung des LG Duisburg, die das Ablehnungsgesuch des Angeklagten gegen einen Sachverständigen auf dem Gebiet der Aussagepsychologie als unbegründet zurückwies. Grundlage des Gesuchs war der Umstand, daß der Sachverständige den Gutachtenauftrag an einen weiteren Sachverständigen delegiert hatte, ohne hierzu zunächst die Zustimmung des Gerichts einzuholen, das mit der Person des tatsächlichen Gutachters erst nach Vorlage des Gutachtens bekanntgemacht wurde. Auch wurde beanstandet, daß die Begutachtung nicht an einem neutralen Ort durchgeführt worden sei, sondern während des Urlaubs des Sachverständigen auf Mallorca, wo sich die zu Untersuchende ebenfalls aufhielt. Während die erstere Problematik aus der Sicht des Verf. die Geeignetheit des Sachverständigen betreffe, begründe der zweite Aspekt die Besorgnis der Befangenheit. Verfahrensrecht StPO § 81a Körperliche Untersuchung und Blutprobenentnahmen und -untersuchung Siebler Die Polizei 2009, 233 Der Beitrag will ein transparentes Kompendium rund um die rechtswissenschaftlichen Aspekte sowie die aktuellen forensischen Erkenntnisse bezüglich der Blutalkoholanalyse zur Verfügung stellen. Im Zentrum der Ausarbeitung stehen die rechtlichen Aspekte von Blutentnahmen insbesondere im Bereich der Doppelblutentnahme. Verfahrensrecht StPO § 97; StGB § 185 Vertrauensbeziehung zwischen Strafverteidiger und Mandant - (k)ein beschlagnahme- und beleidigungsfreier Raum? Ruhmannseder NJW 2009, 2647 Der Beitrag setzt sich mit der Entscheidung des 2. Strafsenats des BGH vom 27.03.2009 – 2 StR 302/08 = NJW 2009, 2690 auseinander und stimmt deren Ergebnis zu, wonach in einem Strafverfahren gegen einen Verteidiger weder § 97 Abs. 1 Nr. 1 noch § 148 Abs. 1 StPO der Beschlagnahme und Verwertung von Schreiben des beschuldigten Verteidigers an seinen Mandanten entgegenstünden. Auch könnten ehrverletzende Äußerungen eines Verteidigers über Dritte gegenüber seinem Mandanten nicht Äußerungen im engsten Familienkreis gleichgestellt werden, die dem besonderen Schutz vor der Beurteilung als strafbare Beleidigung unterlägen. Verfahrensrecht StPO §§ 100a, 100g Vorratsdatenspeicherung Braum ZRP 2009, 174 Der Beitrag setzt sich mit der Entscheidung des EuGH über die Gültigkeit der Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung (NJW 2009, 1801) und deren Folgen für den Datenschutz und das Strafverfahrensrecht auseinander. Verfahrensrecht StPO §§ 100a, 100g Vorratsdatenspeicherung und Voraussetzungen der Auskunft bei Providern über ihre Kunden anhand von IP-Adressen Bisges wistra 2009, 303 Der Beitrag beleuchtet die Auswirkungen der Entscheidung des BVerfG vom 11.03.2008 zur vorläufigen Regelung des Rechts zur Vorratsdatenspeicherung. Verfahrensrecht StPO §§ 228, 229 Unterbrechung der Hauptverhandlung im Strafverfahren (Anm. zu BGH 1 StR 583/08 v. 05.11.2008) Peglau JR 2009, 348 Die besprochene Entscheidung befaßt sich mit den Anforderungen an eine fristwahrende Fortsetzung der Hauptverhandlung, die auch in einer Erörterung bloßer Verfahrensfragen liegen könne. Verfahrensrecht StPO §§ 94 ff Die Sicherstellung von während einer Durchsuchung aufgefundenen Gegenständen im Rahmen eines Steuerstrafverfahrens Graulich wistra 2009, 299 Der Beitrag beleuchtet die unterschiedlichen Varianten der Verbringung von als Beweismittel zu qualifizierenden Gegenständen vom Durchsuchungsort zur Amtsstelle und weist auf die unterschiedlichen Rechtsgrundlagen und Rechtsschutzmöglichkeiten als Folge der Einordnung des Vorgangs als Beschlagnahme oder einverständliche Herausgabe hin. ----------------------------Vollzugsrecht StVollzG § 18 Menschenunwürdige Unterbringung von Strafgefangenen Kretschmer NJW 2009, 2406 Der Beitrag weist auf das quantitative und qualitative Ausmaß menschenunwürdiger Unterbringung im Strafvollzug hin und kritisiert die beschränkten Möglichkeiten zur Erlangung eines finanziellen Ausgleichs, der nur Symbolcharakter habe.