Erfahrungsbericht Erasmus Exchange Master WS 16/17 Gastland: Dänemark (Odense) Dauer: 01.09.2016-31.01.2017 Name Gasthochschule: Syddansk Universitet Pogrammbeauftragter: Prof. Dr. Dr. h.c. Joachim Wolf Ansprechpartner: Dipl.-Kfm. Christian Kolls Erasmus Code: DK ODENSE01 Vorbereitung Odense ist eine für dänische Verhältnisse große Stadt und liegt auf der Insel Fynen etwa 150 Autokilometer hinter der deutschen Grenze. Sie entspricht etwa der Größe Kiels, kommt einem jedoch vom Stadtbild kleiner vor. Odense ist die Geburtsstadt von Hans Christian Andersen, was sich in unzähligen Statuen, Veranstaltungen und Symbolen wiederspiegelt. Die Stadt ist typisch dänisch, viele kleine Läden und ein sehr charmiges Zentrum. Meine Bewerbungsphase verlief etwas speziell, da ich mein ursprünglich geplantes Semester in Istanbul aufgund der vorherrschenden Unruhen dort aufgeben wollte und Odense mir die Möglichkeit gab, an die SDU zu wechseln. Generell waren die Ansprechpartner vor Ort immer sehr zügig und hilfsbereit, ich bin Ihnen sehr dankbar für all die Unterstützung im Zuge meines Wechsels. Die Kursauswahl in Dänemark ist für Master Studenten der BWL in Odense vielfältig. Man sollte jedoch beachten, dass es fast nur 10 ECTS Kurse gibt, welche in Kiel für die SBWL Module nur mit 5 ECTS angerechnet werden. Der Workload ist daher höher, wennauch das Niveau in meinen Kursen unter dem in Kiel lag. Anreise, Ankunft, erste Anlaufstellen Ich bin mit meiner Freundin mit dem Auto ca. eine Woche vor Vorlesungsbeginn nach Odense gereist und war pünktlich für die Orientation Days vor Ort. Ich kann diese Tage sehr empfehlen und habe dort auch einen Teil meiner Freunde kennengelernt, die Anwesenheit ist aber sowieso Pflicht. Es gibt sehr viele deutsche Studenten die hier ein Erasmus Semester oder ihren Full Degree machen. Ich habe wunderbare Erfahrungen damit gemacht, möglichst nicht-deutsche Studenten kennenzulernen. Achtet man darauf nicht, ist man später schnell in einem deutschen Freundeskreis, spricht nur deutsch und lernt wenig Neues kennen. Ich konnte so Freunde aus aller Welt gewinnen und mein Englisch deutlich aufbessern. Es fühlte sich so auch nach einiger Zeit an, als wäre man eher 10 als nur 1 Stunde von der deutschen Grenze entfernt. Alle Formalitäten wie Registrierung oder auch die Anmeldung zum Sprachkurs finden in den Orientation Days statt, dies ist sehr gut geregelt. Vergesst nur nicht 3,4 Passbilder von zuhause mitzunehmen. Habt ihr die Möglichkeit mit dem Auto zu kommen, nehmt unbedingt euer Fahrrad und ein gutes Schloss mit. Alte Fahrräder sind hier zu den Stoßzeiten sehr teuer und im schlechten Zustand oder teilweise sogar geklaut. Kiel ist eine Fahrradstadt, aber Odense toppt dies noch einmal spürbahr. Alle fahren Fahrrad und es gibt keine Straßen ohne seperaten Fahrradweg. Auch ich bin nur Fahrad gefahren, man kann sich damit schneller fortbewegen als mit Bus oder sogar Auto. Unterbringung Es ist sehr wichtig sich früh um ein Zimmer zu bemühen. Ich empfehle auf jedenfall sich auf ein Zimmer in einem Studentenwohnheim zu bewerben. Es ist viel leichter so Kontakte zu knüpfen und es war fast die Regel, dass die Freundeskreise auch durch die räumliche Nähe entstanden sind. Die Wohnheime unterscheiden sich sehr, sowohl in der Lage und Ausstattung als auch im Preis. Da man sich aber kein Zimmer aussuchen kann sollte man das nehmen, was einem angeboten wird. Ich musste aufgrund der Kurzfristigkeit ein privates Zimmer organisieren, was aufgrund der zentralen Lage auch sehr schön war. Es war jedoch deutlich mehr Initiative nötig, Kontakt zu anderen Studenten zu halten, als wenn man direkt in einem Studentenwohneim wohnt. Studium und Universität Die Universität befindet sich ca. 6 km vom Stadtzentrum entfernt. Die Ausstattung ist sehr modern und es wird aktuell vieles neu gebaut. Der Universitätskomplex ist ein riesiges Gebäude, welches man nie verlassen muss, um seine Kurse, die Mensa, das Fitnesscenter oder die Bibliothek zu besuchen. Das ist im verregneten Dänemark sicher von Vorteil, die Wege können aber auch sehr lang werden. Ich habe 3 Kurse in Odense belegt. Innovation Management and Marketing (SWBL im Innovationsmanagement) war der zeitaufwendigste aber auch spannendste Kurs. Es musste das ganze Semester über in Gruppen an einem Innovationsprojekt unserer Wahl gearbeitet, eine Homepage erstellt und ein Werbevideo gedreht werden. Am Ende des Semesters wurde eine Competition ausgetragen und es musste ein individueller Report über ein Thema seiner Wahl eingereicht werden. Project Management and the Consultant Role (SBWL Technologiemanagement) war ein relativ großer Kurs bei dem die typischen Phasen des Project Managements durchlaufen wurden. Man musste eine Präsentation von wenigen Minuten innerhalb des Semesters halten und wurde in einer mündlichen Prüfung geprüft. Der Kurs war spannend für all jene, denen die Veranstaltungen von Professor Schultz gefallen. Man konnte sein Wissen so aus anderen Perspektiven beleuchten. Advanced Brand Management (Marketing) ist ein sehr interessanter und eher einfacher Kurs für alle Marketing Gurus. Es werden diverse Themen des Brand Managements beleuchtet und mit guten Beispielen erklärt. Im Januar muss ein 10 Seiten Report über ein Kursthema seiner Wahl eingereicht werden, was man auch entspannt aus Kiel über den Jahreswechsel machen kann. Ich kann meine Kurse so zusammenfassen: Der Aufwand innerhalb des Semesters ist durch diverse Präsentationen, Gruppenarbeiten und Abgaben von Zwischenergebnissen insgesamt höher als in Kiel. Der Schwierigkeitsgrad durch weniger Theorie und weniger Inhalt aber geringer und die Wahrscheinlichkeit einer guten bis sehr guten Note deutlich höher. Ich habe am Ende vom Gefühl her ähnlich viel leisten müssen wie in Kiel aber bessere Noten bekommen. Man darf jedoch nicht vergessen, dass ich für 30 ECTS in Kiel nun noch Prüfungen in Kiel ablegen muss, da nicht alle ECTS aus Odense angerechnet werden. Sprachkurse Dänisch ist eine sehr spezielle und für mich eher unschöne Sprache. Es werden aber tolle und kostenlose Sprachkurse von der Stadt angeboten, die immer Spaß gebracht haben. Ich bin in den wenigen Monaten nicht über ein Touristen-Dänisch hinausgekommen aber wer sich für die dänische Sprache interessiert, hat hier viele Möglichkeiten. Freizeit Odense hat unglaublich viel zu bieten, das kulturelle Leben wird hier sehr gefördert. Es gibt vor allem im Spätsommer viele Veranstaltungen und Konzerte. Gleich zu Beginn des Semesters gibt es eine mehrtägige Sommerparty „Karussell“ welche ich sehr empfehlen kann. Für Erasmus Studenten sind besonders die Veranstaltungen und Reisen durch das Erasmus Student Network (ESN) interessant. Ich habe dort viele tolle Abende und Tagesausflüge, wie zB. In das Legoland, erleben können. Es gibt auch größere Trips, etwas nach Lappland oder Schweden, die zwar preiswert aber doch teuer und relativ schnell ausgebucht sind. Ich empfehle hier dringend zu Beginn des Semsters einmal den Veranstaltungskalender durchzugehen und sich einen Plan zu machen. Ich hatte mir als Ziel in meiner Zeit in Odense gesetzt, viel an meiner Figur zu arbeiten. Odense hat wunderbare Lauf- und Radstrecken, das Gym der Uni ist günstig und gut ausgestattet. Man kann sich, solange man nicht jede Woche HotDog isst, sehr gesund ernähren. Ich konnte so 15 Kilogramm abnehmen Ein Tipp allgemein: Die Zeit rennt, vor allem am Ende des Semesters. Ich hätte niemals gedacht, dass das Semester so schnell vorübergeht. Also plant nicht zuviel, sondern macht es einfach. Besonders die Monate September und Oktober sind relativ entspannt und man kann hier viele Trips und Reisen wahrnehmen. Kosten Auch wenn vieles in Dänemark ca. 30% teurer ist als in Deutschland, man kommt gut zurecht. Wichtig ist, für Nahrungsmittel eher Discounter wie Lidl oder Fakta aufzusuchen und sich sein Essen selber zu kochen. Die Uni Mensa ist im Vergleich zu Kiel sehr teuer. Solange man nicht viel essen geht und nicht jeden Tag ins Kino geht kann man gut zurechtkommen. Ich denke mit 800 Euro pro Monat (inklusive Miete) kann man viel machen, gesund essen und auch mal shoppen gehen. Wer mit dem Auto anreist braucht keine Hamsterkäufe machen, die Preise im Discounter sind okay. Ich empfehle dann doch eher Dinge wie Olivenöl, Nutella oder auch mal ein, zwei Flaschen Wein mitzubringen, diese Dinge sind in Odense wesentlich teurer. Fazit Ich denke es geht mir wie vielen anderen vor mir: Das was den Auslandsaufenthalt hier ausmacht, sind die Leute aus verschiedensten Nationen, die man kennenlernt. Odense ist für einen Kieler Studenten sehr nahe und es liegt an einem selber, den Aufenthalt hier zu einem wirklichen Auslandstrip werden zu lassen oder jedes zweite Wochenende in die Heimat zurückzukehren. Ich habe in Dänemark fast nur Freunde aus anderen Nationen gewonnen und zu 90% englisch gesprochen. Erasmus Studenten können hier in 90% der Fälle bereits Mitte Dezember nachhause reisen, das sollte man beachten. Dänemark ist kein Land der großen Entdeckungen (außer Kopenhagen), wer viel Sightseeing machen möchte muss entweder reisen oder beispielsweise ein Erasmus Aufenthalt in den Bergen machen. Vielleicht ist Odense nicht etwas für Weltenentdecker mit Abenteuerdrang, aber es ist ein sehr international ausgerichteter Standort mit wahnsinnigen Möglichkeiten, besonders für Entrepreneure oder jene, die es werden wollen. Für mich war es eine unvergessliche Zeit und ich freue mich schon all diejenigen wieder zu besuchen, die dort ihr gesamtes Studium absolvieren.