Astronomische Beobachtungstechniken und -instrumente WS 09/10 G. Wiedemann 9. November 2009 Heute Beobachtungen: Grundlagen Teleskope Spektroskopie ISM VorlBeob WS0809 Atm Tel Tel Ins Det 2 Rauschen Signal-zu-Rauschen Güte einer Messung ~ S/N (signal-to-noise) Rauschen: Fluktuationen im Signal statistisch, nicht reproduzierbar Minimalforderung 3σ , Signal über dem Rauschpegel S/N = S / (SR2 + RBG2+ RON Strahlungsrauschen: VorlBeob WS0809 2 + Rdark2 + Rsys2)1/2 SR ~ S1/2, limit S/N ~Nphot1/2 3 Wozu brauchen wir Teleskope ? Teleskope: vergrössern optisch Teleskope: sammeln Licht (x),Étendue A Ω Detektoren sammeln Licht : t Reiseziele VorlBeob WS0910 4 Teleskope ...... Auflösungsvermögen: ∆Φ ∼ λ / D seeing Étendue A Ω (δ ν ,τ ) VorlBeob WS0910 5 1.7 % VorlBeob WS0910 6 Wozu braucht Astronomie Detektoren? (und wieso wird genauso viel Geld für ihre Entwicklung und Konstruktion ausgegeben) Detektoren wandeln Licht in elektrische Signale um besser als das menschliche Auge in allen Wellenlängenbereichen mit vielen Bildpunkten ('Megapixel'), 'Arrays' mit geringen Störungen integrierend Kosten für Detektor und Datenakquisitions-HW sind vergleichbar mit Instrument VorlBeob WS0910 7 OmegaCam @ VST VorlBeob WS0910 The OmegaCAM mosaic with its 32 2k*4k CCDs (pixel size: 15 μm) 8 Infrarotdetektoren Nahinfrarot mittleres IR , Wärmebilddetektoren FernIR exotische ... QWIP (nicht mehr sehr exotisch), STJ, E-auflösende CCD, InGaAs, InSb, µ Bol vorhanden VorlBeob WS0910 9 .. und andere Detektoren UV: ~ wie optisch x-ray: CCD γ -ray, ν : andere VorlBeob WS0910 10 (Back to the) Grundlagen: Informationsträger Axionen Gravitationswellen Neutrinos Teilchen Festkörper (Staub; Materie, z.B. Meteoriten) elektromagnetische Strahlung VorlBeob WS0910 11 Informationsträger Axionen, (die zukünftigen Stars der Astrophysik?) ALPS, SHIPS, WIMPS in der Elementarteilchenphysik postuliert schon für viele Prozesse im Kosmos verantwortlich gemacht schwer nachzuweisen erste experimentelle Hinweise führen zu Entdeckungsversuchen B-Feld benötigt (für manche Varianten) Nachweis: Sekundärphotonen Experiment am DESY in Vorbereitung, StWB Mitwirkung Stud. Mitarbeit.... VorlBeob WS0910 12 Informationsträger Gravitationswellen AR: Beschleunigte Massen erzeugen Gravitationswellen analog zu EM-Wellenerzeugung durch beschleunigte elektrische Ladungen Entdeckung: über Beschleunigung von Probemassen Indizienbeweise: Änderung von Periodizitäten vereinbar mit Energieverlust durch Gravitationswellen VorlBeob WS0910 13 Mittelklasse Resonante Detektion Webersche Aluminium-Zylinder Resonant bei 1.6 kHz = erwarteter Peak in Energieverteilung bei SN-Kollaps Empfindlichkeit: 10−15 Im Mittel ca. 1 Signal pro Jahr detektiert, aber konnte von anderen Gruppen nicht reproduziert werden Unwahrscheinlich, dass so starke Signale existieren (s.o.). VorlBeob WS0910 14 Informationsträger Neutrinos 1930 von W. Pauli postuliert 1956 erstmalig entdeckt SN 1987 A: 3 Neutrinos heute etabliert aber kaum direkte industrielle Anwendungen Grosse Detektoren nötig VorlBeob WS0910 15 Informationsträger Teilchen mit m ≠ 0 e-, p, n, (“Sonnenwind“) v= x00 km/sec : Lokalnachrichten Sonnensturm, 'substorm' etc VorlBeob WS0910 16 Informationsträger Materie Staub, Festkörper Kometenmaterie Meteoriten Mondgestein VorlBeob WS0910 17 Informationsträger Testfrage: Welcher Informationsträger war das? VorlBeob WS0910 Welche Botschaft ? 18 Elektromagnetische Strahlung fast alle astronomisch wichtige Information kommt über EM Strahlung Dualität Wellencharakter : Interferenz Teilchencharakter: photoelektrischer Effekt beide Aspekte wichtig für die Beobachtung VorlBeob WS0910 Spektroskopie: Wellenlängenmessung Detektion mit Bolometer : Energie hc/λ Detektion mit Photoleiter: WW hν mit e- 19 Elektromagnetische Strahlung EM – Strahlung: gekoppelte elektrische und magnetische Felder Beschreibung durch Maxwell-Gleichungen Prüfung: “Wie alle Felder werden natürlich auch e.-mag. Felder durch Quellen und Wirbel beschrieben“ Divergenz und Rotation Keine Ladungen und Ströme : -> Wellengleichungen Ausbreitungsgeschwindigkeit = c Photonenruhemasse 0 Wichtig für Diplomprüfung E-dynamik Bau von astronomischen Instrumenten VorlBeob WS0910 20 Elektromagnetische Strahlung Für Wellen gilt c = λ ν für EM Wellen im Vakuum gilt: c = Lichtgeschwindigkeit ν in Hz (Hertz = sec-1) λ in cm, nm, m , 1 Å = 0.1 nm Laserphysik, IR Spektroskopie : 1 Wellenzahl = 1 Kayser = 1 cm-1, ν ∼ = 1/ λ , wichtig im IR In Materie c(λ ) wg λ (n), 1µ m entspricht 10000 cm-1 10 µ m entspricht 1000 cm-1 Prismen, Linsen λ /4 Platten etc + Dispersion in Fasern , Farbfehler - Vorsicht bei Definition: Messung in Vakuum oder Luft VorlBeob WS0910 21 Das ans Sichtbare grenzende EMSpektrum Nah-IR Infrarot 780 nm: für das Auge nicht mehr sichtbar 1.1 µ m : Si-CCD Grenze 2.5 µ m (5 µ m): Atmosphäre, Thermische Strahlung, HgCdTe(= MCT) Detektoren ('Mercatel') UV 300 nm : Atmosphärengrenze 380 nm: Augenempfindlichkeit VorlBeob WS0910 22 Empfindlichkeitsbereiche von Detektoren: Si CCD (0.x – 1.1 µ m), Ge-CCD ? InGaAs 0.9 – 1-7 µ m, ungekühlt, Pe-cooler HgCdTe 1-2.5 µ m 273 K – 77K HgCdTe -2.6 µ m 273 K (mil) InSb ('Insbi') 1-5 µ m, 30 K Si:As 3-28 µ m Mikrobolometer 7 – 14 µ m ungekühlt Photoemulsion VorlBeob WS0910 23 Das elektromagnetische Spektrum: Definition der Wellenlängenbereiche In welchen Bereichen wird Astronomie betrieben? überall Astronomie, 'sichtbarer' Bereich klein, aber wichtig: (stellar)astronomisch und beobachtungstechnisch VorlBeob WS0910 24 Absorption durch die Erdatmosphäre h: Höhe, in der eintreffende Strahlung um 50% geschwächt ist. Testfragen: x-ray Astronomie, γ , FIR, NIR, Radio, Ballon, HE vom Boden? VorlBeob WS0910 25 Einige astrophysikalische Grundlagen Leuchtkraft und Helligkeit Strahlungsrauschen Grenzen der Beobachtbarkeit Auswirkungen der Erdatmosphäre Weltraumteleskope VorlBeob WS0910 26 Helligkeit etc LEUCHTKRAFT: Die gesamte ausgestrahlte Energie pro Zeiteinheit Glühbirne: 100 W Sonne: 4*1026W Sonne in 10 pc Entfernung : ? VorlBeob WS0910 27 Helligkeit etc Spektralverteilung: Die gesamte Abstrahlung ist i.d.R. über viele Wellenlänge kontinuierlich verteilt: Spektrum wichtiger Fall : Planckverteilung : Intensität (λ -spezifisch) durch nur 1 Parameter charakterisiert: T Planckfunktion gibt die pro Zeitintervall, Fläche, Raumwinkelelement und Spektralelement abgestrahlte Energie VorlBeob WS0910 4 1/T, T 28 Leuchtkraft und Strahlungsstrom(fluss, 'flux') Durch Integration über θ ,φ „nach aussen“ erhält man die Oberfächenhelligkeit (Strahlungsfluss(dichte) an der OF) π /2 2π 4 F = ∫ ∫ I dθ dφ=π B T =σ T . 0 0 Integration über die Oberfläche liefert die Gesamtstrahlungsleistung (Leuchtkraft): 2 2 L=4π R F =4π R σ VorlBeob WS0910 T und Teff 4 T eff . 29 Leuchtkraft und Strahlungsstrom Ein Beobachter in Entfernung r misst den Strahlungsstrom S (engl. flux): 2 L R S= =F =I dω. 2 2 4π r r θ θ Gleichungen genauso gültig für monochromatische Grössen. Verknüpfung von Sν und Sλ : c S ν dν=S λ dλ und λ= . ν VorlBeob WS0910 30 Einheiten Jansky VorlBeob WS0910 31 Die astronomische Magnitudenskala Neben Strahlungsstrom ist ein zweites System gebräuchlich, vor allem in der optischen Astronomie. Geht zurück auf Hipparch: hellste Sterne = 1. Grösse (<=> Magnitude oder kurz „mag“); schwächste = 6. Grösse. Physiologische Rechtfertigung: Auge hat „logarithmische Wahrnehmungsskala“. D.h. konstante Verhältnisse S1/S2 => Differenzen m1−m2. Definition: m1 −m 2 =−2 .5×log 10 S1 S2 =10 S1 S2 −0 . 4 m 1−m 2 Die magnitude ist als log eines Verhältnisses definiert: dimensionslose Grösse! VorlBeob WS0910 32 Die astronomische Magnitudenskala Die magnitude ist als log eines Verhältnisses definiert: Der Nullpunkt der Skala muss festgelegt werden Nullpunkt der Magnitudenskala per Konvention: Für α Lyrae (Wega) gilt m ≡ 0. (V)Wega: α = 18h36m56.3, δ = 38d47m01.3 ÜA: wo finde ich was? und wann? Flux -magnitude conversion web, Spitzer Science Ctr 5 mag entsprechen Faktor 100 D.h. m = 25 mag bedeutet, dass Strahlungsstrom um den Faktor 10−0.4 × 25 = 10−10 geringer ist als der von Wega. VorlBeob WS0910 33 Beispiel für Schätzung von Photonenströmen VorlBeob WS0910 34 Photonenzahl Umrechnung von Strahlungsstrom in Anzahl Quanten pro Fläche und Zeiteinheit (=> Photonenstrom Γ ): S Sλ Γ= = hν hc Beispiel: Quelle mit Sλ = 2 × 10−20 W m−2 nm−1 im visuellen Spektralbereich (entspricht etwa V = 23 mag). Photonenenergie bei λ = 500nm: hν ≈ 2 eV = 4 × 10−19 J. => Photonenstrom: −1 Γ λ=0 .05 s −2 m nm −1 Grenze für: kleine Tel., kurze Belichtungen, hohe λ -Auflösung VorlBeob WS0910 35 Beispiel für Schätzung von Photonenströmen Vorsicht!: Intensitätsskala oft in ADU angegeben Umrechnungsfaktor e- / ADU notwendig! VorlBeob WS0910 36 Beispiel für Schätzung eines Photonenstroms VorlBeob WS0910 Definition der ROI ! 37 Photonenzahl Beispiel: Beobachtung mit dem ESO 2.2m-Teleskop; Filter 450−550nm, CCD-Detektor und Kamera haben zusammen ca. 50% Quantenausbeute. Dann werden im Mittel (!) pro Sekunde k =0 . 05×π 1 .1 2 ×100×0 .5≈10 Photonen registriert. Für gegebenen Strahlungsstrom: Je höher die Frequenz (E pro Photon) , desto kleiner die Photonenzahl: IR Vorteil mit Quantendetektoren! im Röntgenbereich ist Registrierung einzelner Photonen der Normalfall! Im MIR ist Breitband Imaging bei 108-10 Phot/sec schwierig VorlBeob WS0910 38 Wie sähe das im MIR aus? Demo bald! VorlBeob WS0910 39 Grenzen der Beobachtbarkeit von: Positionen Bildschärfe Helligkeiten Spektralverteilungen Timing VorlBeob WS0910 40 Grenzen der Beobachtbarkeit Die Genauigkeit von astronomischen Beobachtungen werden begrenzt durch: Umgebungseinflüsse: Absorption und Turbulenz in der Atmosphäre; Streustrahlung unerwünschter Quellen (siehe nächster Abschnitt), Thermische Emission Technische Limits: Z.B. Auflösungsvermögen der Apertur; Verfügbarkeit geeigneter Detektoren; begrenzte Genauigkeit in der Kalibration instrumenteller Effekte (z.B. Flatfields); Verstärkung und Diskretisierung des Signals (z.B. Ausleserauschen eines CCDs). Mehr dazu u.a. in der Vorlesung über Detektoren. Fundamentales Limit: Statistische Fluktuationen im Strahlungsfeld. VorlBeob WS0910 41 Poisson-Modell für Quantenrauschen Betrachte Urne mit Ns schwarzen und Nw weissen Kugeln. Gesamtzahl der Kugeln sei N. A-priori-Wahrscheinlichkeit für das Ziehen einer schwarzen Kugel ist somit NS NS p= = N N S N W Wie gross ist die Wahrscheinlichkeit, dass beim Ziehen von n Kugeln k schwarz sind? Antwort: Binomialverteilung! n−k n k p k ∣n = p 1− p k Erwartungswert: 〈 k 〉=n⋅p Varianz: σ 2k =np 1− p VorlBeob WS0910 Rest in WEB version 42 Auswirkungen der Erdatmosphäre Absorption, Streuung Emission thermisch nicht-thermisch ('airglow) Refraktion Szintillation VorlBeob WS0910 43 Emission/visueller Bereich Nachthimmel ist nicht völlig dunkel: Streuung terrestrischer Quellen (Stadtlicht, etc.), HS:skycam VorlBeob WS0809 44 VorlBeob WS0809 45 Lichtverschmutzung VorlBeob WS0809 46 Absorption und Streuung Streuung an Wasserdampf: Für Tröpfchengrösse a >> λ unabhängig von Wellenlänge => Wolken Elektronische Übergänge und Ionisation von Luftmolekülen: Relevant für λ < 320 nm => Atmosphäre völlig undurchsichtig für UV- und Röntgenstrahlung Anregung von Rotations- und Schwingungsübergängen: Vor allem H2O, CO2. Relevant für IR-Bereich. Streuung an Luftmolekülen: Für simple 2-atomige Moleküle ist Streuquerschnitt σ ~λ -4 (Rayleigh-Streuung); relevant für optischen Bereich. => Atmosphärische Extinktion, am stärksten in nahem UV (=> blauer Taghimmel, roter Sonnenuntergang).. Absorption durch freie Elektronen: Für Wellenlängen > 30m (ν < 10 MHz) ist Ionosphäre total reflektierend. Genaue Frequenzgrenze abhängig von Elektronendichte, d.h. variabel mit Tag/Nacht und Sonnenaktivität. VorlBeob WS0910 47 Aerosole Feste und flüssige Schwebeteilchen d= 0.001 – 100 m Pinatubo 1991 VorlBeob WS06/07 48 Airmass (Luftmaß?) Wegen Absorption durch Erdatmosphäre hängen beobachtete Strahlungs– bzw. Photonenströme von der Weglänge durch die Erdatmosphäre ab => airmass. Beobachtete Grössen werden daher auf Zenitdistanz z = 0° normiert. Lichtquelle (z.B. Stern) Erdatmosphäre Planparalle Näherung, gültig für kleine z siehe ÜA : 1 airmass≡ X ≈ =sec z VorlBeob WS0910 cos z 49 Streuung Im visuellen Spektralbereich(!): Tageshimmel dominiert durch gestreutes Sonnenlicht. Konsequenz: Beobachtungen (meist) nur auf der Nachtseite möglich! Ausnahme: helle Sterne, z.B. für Zeitbestimmung Sonnennähe wichtig Welche Objekte befinden sich wo zu gegebener Jahreszeit? ÜA Objekte 'gegenüber der Sonne', in RA stehen um Mitternacht am höchsten, sind am längsten beobachtbar VorlBeob WS0910 50 Streuung Im visuellen Spektralbereich(!): Tageshimmel dominiert durch gestreutes Sonnenlicht. Konsequenz: Beobachtungen (meist) nur auf der Nachtseite möglich! Ausnahme: helle Sterne, z.B. für Zeitbestimmung Radio, IR welcher Stern kann nur am Tag beobachtet werden? Welche Objekte befinden sich wo zu gegebener Jahreszeit? Objekte 'gegenüber der Sonne', in RA stehen um Mitternacht am höchsten, sind am längsten beobachtbar Monat des Mitternachttransits = (RA -4) /2 VorlBeob WS0809 51 Emission/visueller Bereich Nachthimmel ist nicht völlig dunkel: Streuung terrestrischer Quellen (Stadtlicht, etc.) gestreutes Mondlicht Emissionslinien aus Hochatmosphäre, angeregt vor allem durch Sonnenwind (OH airglow, vor allem im IR) (Lichtquelle für Nachtsichtgeräte) Die entsprechenden Photonen müssen aus den Beobachtungen herausreduziert werden. Das Rauschen kann nicht weggerechnet werden! Beides vermindert die Messgenauigkeit. Poissonstatistik mit Beitrag des Himmels: VorlBeob WS0910 Γ ∝k Q± k Q2⋅k H k Q : Anzahl Photonen von der beobachteten Quelle k H : Anzahl Photonen vom Himmel 52 Helligkeit des Nachthimmels bei optischen Wellenlängen Typische Werte für Helligkeit des Nachthimmels an dunklen Standorten (z.B. Chile): Helligkeit des Nachthimmels [mag arcsec–2] VorlBeob WS0910 Tage nach U Neumond B V R I 0 22.0 22.7 21.8 20.9 19.9 3 21.5 22.4 21.7 20.8 19.9 7 19.9 21.6 21.4 20.6 19.7 10 18.5 20.7 20.7 20.3 19.5 14 17.0 19.5 20.0 19.9 19.2 53 Helligkeit des Nachthimmels bei optischen Wellenlängen Typische Werte für Helligkeit des Nachthimmels an dunklen Standorten (z.B. Chile): Helligkeit des Nachthimmels [mag arcsec–2] VorlBeob WS0910 Tage nach U Neumond B V R I 0 22.0 22.7 21.8 20.9 19.9 3 21.5 22.4 21.7 20.8 19.9 7 19.9 21.6 21.4 20.6 19.7 10 18.5 20.7 20.7 20.3 19.5 14 17.0 19.5 20.0 19.9 19.2 54 Konsequenzen Beispiel: Photometrie Ein Stern habe eine Helligkeit von V = 20.0 mag Seeing = 0.56 arcsec FWHM (wieso ist das wichtig?) Radius der Apertur, über die integriert wird, sei FWHM des Seeing-Profils Dann ist Helligkeit des Himmels innerhalb der Apertur bei Vollmond 20.0 mag => Innerhalb einer gegebenen Zeit werden genau so viele Photonen von der Quelle detektiert wie vom Himmel! ⇒ Reduzierung der Messgenauigkeit VorlBeob WS0910 55 Konsequenzen II mehr Arbeit beim Einreichen eines Beobachtungszeitantrags: 'dark time' reserviert für FOC, FOS, Extragalaktik Begründung des gewünschten Zeitraums erforderlich VorlBeob WS0910 56 Emission/Infrarot Thermische Eigenemission der Atmosphäre relevant. Wegen T ≈300K ist λ max≈ 10µ m, steiler Abfall zu kürzeren λ , wird irrelevant für λ < 2µ m (Spektroskopie ca 1.7 µ m) Dieser Unterschied ist von großer technischer und $$ Bedeutung ! (Entspricht Übergang NIR -> mittleres IR; auch thermisches IR genannt.) Im mittleren IR: Himmel ist immer 'hell', Sonnenstreulicht irrelevant (da λ max≈ 500nm) => Tagesbeobachtungen ohne Einschränkungen möglich. (Nein!, Sonne und seeing) (KPNOG) Spezielle Beobachtungstechniken erforderlich zur genauen Himmelserfassung und –subtraktion. Signaldetektion mit kQ VorlBeob WS0910 57 ≈ 10-4 kH möglich! HimmelsEmissionsspektrum VorlBeob WS0910 m(AB) = –2.5 log (f) – 48.60, where f is in cgs units, i.e., erg s–1 cm–2 Hz–1 58 Wie sieht eine Aufnahme aus? VorlBeob WS0910 m(AB) = –2.5 log (f) – 48.60, where f is in cgs units, i.e., erg s–1 cm–2 Hz–1 59 Emission/visueller Bereich Nachthimmel ist nicht völlig dunkel: Airglow: Empfindlichkeitslimit bei Breitbandaufnahmen ('Imaging') (-> OH suppression) (Variabilität der)Linien beeinträchtig(t)en Spektroskopie VorlBeob WS0809 60 Refraktion Brechungsindex von Luft ≠ 1 (typisch: nL ≈ 1.0003). Richtungsänderung von Lichtstrahlen nach Brechungsgesetz: sin z 0 =n L sin z ⇒ z 0−z≈ n L −1 tan z 0 z .B .: z 0 −z≈1' für z 0 =45° in Näherung planparalleler Atmosphäre und für kleine Zenitdistanzen z. Einfach zu merkende Näherung: z 0 −z=tan z [ arcmin ] VorlBeob WS0910 61 Differentielle Refraktion Refraktion wellenlängenabhängig, d.h. nL = nL (λ )! => differentielle Refraktion. Konsequenzen: Bei Abbildungen mit breiter Wellenlängenüberdeckung verschmiert das Bild senkrecht zum Horizont. Bei Spektroskopie ist Zentrierung des Objekts im Spalt wellenlängenabhängig! Bei grosser Zenitdistanz dramatisch... Korrektur durch Atmosph. Dispersions-Kompensator (ADC...) Anomaler Brechungsindex VorlBeob WS0910 62 Differentielle Refraktion z = 25° z = 34° z = 44° VorlBeob WS0910 63 Differentielle Refraktion Bei Spaltspektroskopie (Was ist das, FOV?) : Spalt senkrecht zum Horizont, d.h. nach dem parallaktischen Winkel, ausrichten. Rotes Bild des Sterns Blaues Bild des Sterns Spaltausrichtung Nord-Süd VorlBeob WS0910 Spalt im parallaktischen Winkel 64 Refraktion Refraktion: muß beim pointing berücksichtigt werden imaging mit kleinem Gesichtsfeld, Faseroptik 'Leitrohr' auch bei modernen Teleskopen IR Beobachtungen von visuell unsichtbaren Quellen Spalt-Spektroskopie VorlBeob WS0809 65 Differentielle Refraktion Refraktion allein muß beim pointing berücksichtigt werden aber differentielle Refraktion: Bilder bei verschiedenen Wellenlängen erscheinen an unterschiedlichen Stellen Nachführung (guide - camera) Spaltspektroskopie: slit-viewing beiBeob Übung: Messung der differentiellen Refraktion mit OLT VorlBeob WS0809 66 Differentielle Refraktion Änderung d. parallaktischen Winkels mit dem Stundenwinkel: VorlBeob WS0910 => Bei Spektroskopie ist es in der Regel vorteilhaft, Objekte nicht im Meridian zu beobachten, weil sich dort der parallaktische Winkel am schnellsten ändert. Besser ist es, bei einem Stundenwinkel von 2-3 Stunden zu beobachten. 67 Aus der Praxis Im Service Modus hat man oft keine Wahl Bei kleinen irrelevant ADC: Atmospheric Dispersion Compensator => Bei Spektroskopie ist es in der Regel vorteilhaft, Objekte nicht im Meridian zu beobachten, weil sich dort der parallaktische Winkel am schnellsten ändert. Besser ist es, bei einem Stundenwinkel von 2-3 Stunden zu beobachten. VorlBeob WS0809 68 Def. Positionswinkel „Von Norden über Osten“ VorlBeob WS0910 69 Szintillation und Seeing Man unterscheidet: Richtungs-Szintillation (oder Seeing). Ursache: Brechungsindex von Luft ist nicht räumlich konstant, wg. Turbulenzen in Erdatmosphäre. Folge: Ursprünglich planparallele Wellenfronten erreichen das Teleskop aus unterschiedlichen Richtungen. Beispiel für ähnlichen Effekt: Flimmernde Luft über heissem Asphalt. Kann nicht nur in hohen Luftschichten, sondern auch in Bodennähe oder sogar im Teleskopgebäude entstehen (=> „Dome seeing“) Intensitäts-Szintillation (oder einfach Szintillation). Entsteht durch Dichtefluktuationen. VorlBeob WS0910 70 Seeing Folge der Richtungs-Szintillation (<=> Seeing): Punktquellen werden zu „Seeing-Scheibchen“ verschmiert. Zentraler Bereich kann i.d.R. gut durch Gaussfunktion modelliert werden; Flügel aber breiter (=> Moffat-Funktion) VorlBeob WS0910 71 Typische Seeing-Werte Calar Alto VorlBeob WS0910 Paranal 72 Seeing und Winkelauflösung Folge des Seeings: Räumliches Auflösungsvermögen von optischen bodengebundenen Teleskopen ab ca. 1m begrenzt durch Seeing, nicht durch Apertur! VorlBeob WS0910 73 Szintillation Folge der Intensitäts-Szintillation: Sehr kurze Belichtungszeiten (t < 1 Sekunde) nicht sinnvoll für Photometrie oder Spektrophotometrie, weil Messung möglicher Weise systematisch verfälscht. VorlBeob WS0910 74 Astronomische Beobachtungen ausserhalb der Erdatmosphäre Wenn Erdatmosphäre so viele Probleme mit sich bringt, warum dann nicht vom Weltraum aus beobachten? Weltraumteleskope sind extrem teuer! Beispiel: HST (d=2.4m, Fläche=4.5m2) hat 1.5 Milliarden US-$ gekostet (ohne COSTAR), d.h. ca. 300 Mio. Euro pro m2 Spiegelfläche; ESO-VLT (d=4x8.2m, Fläche=211m2) „nur“ 0.5 Milliarden Euro, d.h. 2.4 Mio Euro pro m2 Spiegelfläche! Wartung (in der Regel) nicht möglich Eine der wenigen Ausnahmen ist HST (COSTAR; Service Missions) VorlBeob WS0910 75 Astronomische Beobachtungen ausserhalb der Erdatmosphäre Wenn Erdatmosphäre so viele Probleme mit sich bringt, warum dann nicht vom Weltraum aus beobachten? Weltraumteleskope sind extrem teuer! Beispiel: HST (d=2.4m, Fläche=4.5m2) hat 1.5 Milliarden US-$ gekostet (ohne COSTAR), d.h. ca. 300 Mio. Euro pro m2 Spiegelfläche; ESO-VLT (d=4x8.2m, Fläche=211m2) „nur“ 0.5 Milliarden Euro, d.h. 2.4 Mio Euro pro m2 Spiegelfläche! Wartung (in der Regel) nicht möglich Eine der wenigen Ausnahmen ist HST (COSTAR; Service Missions) Neuere Technologie am Boden HST: NICMOS 256 VLT: HAWAII 2048 WS0809 VorlBeob 76 Astronomische Beobachtungen ausserhalb der Erdatmosphäre Einige historische Meilensteine: 1949 Detektion solarer Röntgenstrahlung (V2-Rakete; Friedmann) 1962 Entdeckung von Scorpius X-1 (Aerobee rocket; Giacconi) 1970 UHURU: Erster Röntgen-Satellit 1978 International Ultraviolet Explorer (IUE): UV-Spektroskopie 1990 ROSAT: Erste vollständige Himmelsdurchmusterung im Röntgenbereich 1990 Hubble Space Telescope (HST) VorlBeob WS0910 77 ENDE VorlBeob WS0910 78 Aerobee-Rakete mit Röntgendetektor VorlBeob WS0910 79 ROSAT VorlBeob WS0910 80 Hubble Space Telescope VorlBeob WS0910 81 Lichtverschmutzung VorlBeob WS0910 82