Weltkonjunktur im Winter 2008

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INSTITUT FÜR WELTWIRTSCHAFT AN DER UNIVERSITÄT KIEL
Prognose-Zentrum
__________________________________________________________________
Weltkonjunktur im Winter 2008
Abgeschlossen am 19. Dezember 2008
(Erscheint demnächst als Kieler Diskussionsbeitrag 459/460)
Inhalt
__________________________________________________________________
Weltkonjunktur auf Talfahrt
3
Konjunkturelle Talfahrt aller Orten
3
Inflation auf dem Rückzug
5
Wirtschaftspolitik im Kampf gegen die Krise
6
Vereinigte Staaten: Trotz expansiver Wirtschaftspolitik kein Ende der Rezession in
Sicht
7
Deutlicher Rückgang der Produktion auch in Japan
11
Rezession im Euroraum verschärft sich
14
Produktionseinbruch im Vereinigten Königreich
20
Abschwung erfasst auch die neuen Mitgliedsländer der EU
22
Schwellenländer im Sog der Finanzkrise
23
Ausblick: Schwerer Einbruch der Weltkonjunktur
26
INSTITUT FÜR WELTWIRTSCHAFT – PROGNOSE WINTER 2008
Weltkonjunktur auf Talfahrt
Jens Boysen-Hogrefe, Jonas Dovern,
Klaus-Jürgen Gern, Nils Jannsen,
Birgit Sander, Joachim Scheide und
Björn van Roye
Zusammenfassung:
Die Phase starker Expansion der Weltwirtschaft ist im Jahr 2008 zu Ende gegangen. Die
Zuspitzung der Finanzmarktkrise im September hat Schockwellen durch die Weltwirtschaft
gesandt, und negative Rückkopplungseffekte
haben zu einer ungewöhnlich starken Abwärtsdynamik geführt, die zunehmend auch
die Schwellenländer erfasst hat. Gegen Jahresende ist die weltwirtschaftliche Aktivität regelrecht eingebrochen. In einer Reihe von Ländern ist der Abschwung Ausdruck der Korrektur von makroökonomischen Ungleichgewichten, insbesondere von Übersteigerungen am
Immobilienmarkt, die in der Regel geraume
Zeit in Anspruch nehmen und eine konjunkturelle Erholung verzögern. Trotz aller Anstrengungen der Regierungen und Notenbanken um
eine Stabilisierung der Banken und eine Stimulierung der Konjunktur dürfte sich die
Weltwirtschaft noch geraume Zeit, voraussichtlich über das gesamte kommende Jahr,
auf Talfahrt befinden und sich anschließend
nur zögerlich beleben. Wir haben unsere Prognose für den Anstieg der Weltproduktion
drastisch von 3,3 Prozent (September) auf 0,4
Prozent reduziert. In den Industrieländern
dürfte die Wirtschaft sogar um 1,8 Prozent
schrumpfen. Dies wäre die schwerste Rezession
seit Ende des zweiten Weltkriegs.
Die Phase starker Expansion der Weltwirtschaft
ist im Jahr 2008 zu Ende gegangen. Der Abschwung hat nach der Jahresmitte zunehmend
an Dynamik gewonnen, und zum Jahresende
dürfte er alle Regionen der Weltwirtschaft erfasst haben. Der von uns berechnete Indikator
für die weltwirtschaftliche Aktivität, der Stimmungsindikatoren für 41 Ländern beinhaltet, ist
im zweiten Halbjahr 2008 regelrecht eingebrochen, nachdem er bereits seit Mitte 2007 abwärts gerichtet war (Abbildung 1). Im Dezember fiel er auf den niedrigsten Stand seit Beginn
der 1980er Jahre. Der Welthandel expandierte
im Verlauf des Jahres kaum noch (Abbildung
2), und die bislang verfügbaren Daten für das
vierte Quartal deuten darauf hin, dass er zum
Jahresende hin sogar gesunken ist.
Abbildung 1:
Weltwirtschaftliche Aktivität 1998–2008
Prozent
8
1,5
IfW– Indikatora
1,0
(rechte Skala)
6
0,5
4
0,0
-0,5
2
0
1998
Reales BIPb
2000
2002
2004
2006
-1,0
2008
-1,5
aAuf Basis von Stimmungsindikatoren aus 41 Ländern. — bVeränderung gegenüber dem Vorjahr; 3.Quartal 2008 teilweise geschätzt.
Quelle: OECD (2008a); nationale Quellen; eigene Berechnungen.
INSTITUT FÜR WELTWIRTSCHAFT – PROGNOSE WINTER 2008
Abbildung 2:
Welthandel 1998–2008a
25
Abbildung 3:
Konjunktur in den G7-Ländern 2004–2008a,b
Prozent
6
Nicht-OECD-Länder
Prozent
Inländische
Verwendung
20
4
15
10
2
5
0
insgesamt
0
-5
-10
1998
2000
2002
2004
2006
2008
aReal, Veränderung gegenüber dem Vorquartal, gleitender 2-
-2
Bruttoinlandsprodukt
2004
2005
2006
2007
2008
Quartalsdurchschnitt. 3. Quartal geschätzt.
aReal, saisonbereinigt, Veränderung gegenüber dem Vorquartal
auf Jahresrate hochgerechnet. — bVereinigte Staaten, Japan,
Quelle: OECD (2008a).
Kanada, Deutschland, Frankreich, Italien und Vereinigtes Königreich.
Quelle: OECD (2008a); eigene Berechnungen.
Konjunkturelle Talfahrt aller Orten
In den Industrieländern schwächte sich die
Konjunktur nach einem nochmals recht kräftigen Produktionsanstieg zu Jahresbeginn im
Verlauf von 2008 zusehends ab. Im dritten
Quartal ging das reale Bruttoinlandsprodukt
spürbar zurück; in den G7-Ländern sank es mit
einer laufenden Jahresrate von 0,9 Prozent
(Abbildung 3). In den Vereinigten Staaten, dem
Land in dem die weltwirtschaftliche Abschwächung mit dem Platzen der Immobilienblase im
Jahr 2007 ihren Anfang genommen hatte,
setzten sich die rezessiven Kräfte wieder durch,
nachdem die Finanzpolitik im Frühjahr für ein
Strohfeuer beim privaten Konsum gesorgt
hatte. Die Abnahme der wirtschaftlichen Aktivität war im Durchschnitt des dritten Quartals
mit einer Rate von 0,5 Prozent beim Bruttoinlandsprodukt zwar noch moderat, doch beschleunigte sie sich nach der Jahresmitte von
Monat zu Monat. In Japan und im Euroraum
ging die gesamtwirtschaftliche Produktion bereits im zweiten Quartal in Folge recht deutlich
zurück. Neben einer starken Abschwächung der
Investitionstätigkeit wirkten in beiden Wirtschaftsräumen vor allem nachlassende Exporte
dämpfend.
4
Anders als in der weltwirtschaftlichen Schwächephase zu Beginn der 1990er Jahre, als die
großen Industrieländer in erheblichem zeitlichen Abstand in die Rezession schlitterten –
zunächst die Vereinigten Staaten und das Vereinigte Königreich (1990/1) , dann Japan (1992)
und schließlich die kontinentaleuropäischen
Länder, die heute den Großteil des Euroraums
bilden (1992/3) –, verläuft der Einbruch der
Konjunktur derzeit synchron. Negative Rückkopplungseffekte haben zu einer ungewöhnlich
starken Abwärtsdynamik geführt. In allen großen Industrieländern sind die umfragebasierten
Stimmungsindikatoren in den vergangenen
Monaten regelrecht abgestürzt (Abbildung 4),
sind die Auftragseingänge eingebrochen und
geht die Industrieproduktion stark zurück.
Der Nachfragerückgang in den Industrieländern und eine Verschlechterung des Umfeldes
vonseiten der Finanzmärkte haben im Verlauf
des Jahres 2008 nach und nach auch den Aufschwung in den Schwellenländern beendet. War
die wirtschaftliche Dynamik im ersten Halbjahr
im Allgemeinen noch hoch, so hatte sich der
Produktionsanstieg im dritten Quartal bereits
in einer Reihe von Ländern – vor allem im asiatischen Raum – deutlich verlangsamt. Gegen
WELTKONJUNKTUR AUF TALFAHRT
Jahresende dürfte sich die Konjunktur nahezu
überall stark abgeschwächt haben.
Abbildung 4:
Geschäftsklima in großen Industrieländern 1990–2008
65
60
55
50
45
40
35
10
Index
Vereinigte Staaten
Euroraum
5
Prozent
Verbraucherpreise
insgesamt
4
-10
3
-20
2
-30
-40
Vereinigtes Königreich
1
0
2004
10
0
Kernrate
2005
2006
2007
2008
aInflationsrate in den Vereinigten Staaten, im Euroraum, in Japan und im Vereinigten Königreich, gewichtet mit dem Bruttoinlandsprodukt zu Preisen und Wechselkursen von 2007.
-10
-20
Quelle: OECD (2008a); eigene Berechnungen.
-30
40
Der Anstieg der Verbraucherpreise erreichte im
Sommer seinen Höhepunkt und ist seither
spürbar zurückgegangen. In den Industrieländern insgesamt sank die Inflationsrate von 4,6
Prozent im Juli auf 3,2 Prozent im Oktober
(Abbildung 5); im November nahm sie weiter
deutlich – auf schätzungsweise 1,6 Prozent –
ab.
Abbildung 5:
Preisentwicklung in den Industrieländern 2004–2008a
0
20
Inflation auf dem Rückzug
Japan
20
0
-20
-40
-60
1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008
Quellen: The Institute for Supply Management USA; Bank of
Japan (2008); OECD (2008a); Europäische Kommission über
Thomson Financial.
Maßgeblich für den Rückgang der Inflation,
ebenso wie für ihren Anstieg zuvor, war die
Entwicklung der Rohstoffpreise. Sie brachen als
Folge der konjunkturbedingt geringeren Nachfrage, vermutlich verstärkt durch die Investitionsentscheidungen von Finanzmarktinvestoren, massiv ein. Der Ölpreis sank von seinem
Hoch bei 147 US-Dollar für ein Fass der Sorte
Brent Anfang Juli 2008 auf wenig mehr als 40
Dollar Mitte Dezember (Abbildung 6), und dies,
obwohl die OPEC auf den Preisverfall im Herbst
mit einer Kürzung der Förderquoten reagiert
hatte. Ähnlich drastische Preisrückgänge waren
bei Getreide und bei vielen Metallen zu verzeichnen. Für die Prognose unterstellen wir,
dass der Ölpreis über den Prognosezeitraum auf
dem gegenwärtigen Niveau verharrt, auch weil
die OPEC das Angebot an die voraussichtlich
5
INSTITUT FÜR WELTWIRTSCHAFT – PROGNOSE WINTER 2008
weiter fallende Nachfrage anpassen dürfte. Für
die übrigen Industrierohstoffe erwarten wir zunächst noch zurückgehende Notierungen und
im Jahr 2010 ein mit der dann einsetzenden
konjunkturellen Erholung wieder etwas steigende Preise (Tabelle 1).
Abbildung 6:
Rohstoffpreise 1998–2008
300
US-Dollar
2000=100
150
250
200
150
100
Rohstoffpreisea
ohne Energie
50
100
50
1998
Ölpreis b
(rechte Skala)
2000
2002
2004
2006
0
2008
Für die Beurteilung der konjunkturellen Wirkungen des Falls der Rohstoffpreise ist wichtig,
dass der Preisrückgang die Folge einer konjunkturellen Schwäche, also nachfragegetrieben
und nicht Resultat eines steigenden Angebots
ist. Für die Industrieländer ergibt sich aus dem
Rückgang der Rohstoffpreise zwar ein beträchtlicher Terms-of-Trade-Gewinn. Diesem positiven Impuls für die Konjunktur stehen aber die
dämpfende Wirkung auf die Wirtschaft der
Rohstoffe exportierenden Länder gegenüber
und der damit einhergehende Rückgang der
Importnachfrage aus diesen Ländern. Per saldo
ergibt sich gleichwohl ein stabilisierender Effekt
für die Weltkonjunktur. Die Erfahrung mit der
Reaktion der wirtschaftlichen Aktivität auf den
starken Anstieg der Rohstoffpreise nach dem
Jahr 2002 und besonders in den Jahren 2006
und 2007 zeigt aber, dass diese Wirkungen eher
in der mittleren Frist sichtbar werden.
aHWWI-Index auf Dollarbasis. — bSpotpreis Sorte Brent, Lon-
don; Dezemberwert: Durchschnitt 1.–18. Dezember 2008.
Quelle: International Petroleum Exchange über Thomson Financial Datastream; HWWI.
Tabelle 1:
Rahmendaten für die Konjunkturprognose 2008, 2009 und 2010
2008
I
II
III
2009
IVa
Ia
IIa
2010
IIIa
IVa
Ia
IIa
IIIa
IVa
Kurzfristige Zinsen
Vereinigte Staaten (Fed Funds
3,2
2,1
2,0
1,2
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
0,5
0,8
1,0
Rate)
Japan (Tagesgeldzins)
0,5
0,5
0,5
0,3
0,1
0,0
0,0
0,0
0,0
0,1
0,3
0,5
4,0
4,0
4,0
3,4
1,3
0,5
0,5
0,5
0,5
0,5
0,8
1,0
Euroland (Leitzinsb)
Wechselkurse
1,40 1,40
1,40
1,40 1,40 1,40 1,40 1,40
US-Dollar/Euro
1,55 1,56 1,44 1,32
Yen/US-Dollar
105,2 104,5 107,0 97,5
95,0 95,0
95,0
95,0 95,0 95,0 95,0 95,0
Ölpreis (Brent) in US-Dollar
96,7 122,5 115,6 58,0
45,0 45,0
45,0
45,0 45,0 45,0 45,0 45,0
HWWA-Index für Industrierohstoffe 254,2 267,9 267,9 189,5 181,9 177,2 177,2 177,2 178,1 180,7 184,2 188,6
aPrognose. — bMindestbietungssatz für Hauptrefinanzierungsgeschäfte.
Quelle: HWWI (2008); IMF (2008a); Federal Reserve Bank of St. Louis (2008); EZB (2008); eigene Prognosen.
Wirtschaftspolitik im Kampf gegen die Krise
Maßgeblich für die massive Eintrübung der
Stimmung im Herbst war wohl die Zuspitzung
6
der Finanzmarktkrise mit dem Konkurs der
US-Investmentbank Lehman Brothers Mitte
September als Höhepunkt. Die von den Regierungen aufgelegten Programme zur Stabilisie-
WELTKONJUNKTUR AUF TALFAHRT
rung des Finanzsektors1 haben im Verein mit
einer massiven Zuführung von Liquidität
durch die Notenbanken einen Systemkollaps
vermieden, doch stiegen die Risikoprämien
auf Unternehmensanleihen und Staatspapiere
minderer Bonität ebenso wie die Zinsaufschläge im Interbankenhandel nochmals
deutlich an. Vor allem in den Vereinigten
Staaten haben sich die Finanzierungsbedingungen für Private erheblich verschlechtert,
aber auch in den übrigen Industrieländern
wird die Kreditvergabe deutlich restriktiver
gehandhabt.
Trotz aller Bemühungen kommt die Bankensanierung offenbar nur langsam voran,
und die ausgeprägte Vorsicht der Banken bei
Geschäften untereinander besteht fort. So haben sich die Risikoprämien im Interbankenhandel in den vergangenen Wochen nur leicht
vermindert. Auch im kommenden Jahr dürften nur langsam Fortschritte auf dem Wege zu
einer Normalisierung der Situation gemacht
werden. Zu den Verlusten der Banken, die im
direkten Zusammenhang mit der Finanzmarktkrise stehen, kommen nun die Abschreibungen auf Kredite, die als Folge der
Rezession in der Realwirtschaft notleidend
werden. Sie treffen die Banken in einer Situation, in der ihre Eigenkapitalbasis schon stark
geschwächt ist. Diese Konstellation birgt das
Risiko, dass die Banken bei der Kreditvergabe
auf längere Zeit zurückhaltend sein werden.
Angesichts der drastischen konjunkturellen
Eintrübung, in einigen Ländern verbunden
mit dem Aufkeimen von Deflationsgefahren,
haben die Notenbanken in den Industrieländern weltweit ihre Politik in raschen und zum
Teil außergewöhnlich großen Schritten gelockert.2 In den Vereinigten Staaten ist die
Zentralbank im Dezember sogar zu einer Nullzinspolitik übergegangen und hat umfassende
Maßnahmen angekündigt, mit denen zusätzliche Liquidität in die Wirtschaft gepumpt und
____________________
die Zinssätze auch für längerfristige Papiere
und die von Emittenten minderer Bonität gedrückt werden sollen. Vor diesem Hintergrund
hat der Dollar wieder deutlich an Wert verloren, nachdem er gegenüber den europäischen
Währungen seit dem Sommer stark aufgewertet hatte. Wir erwarten, dass die Notenbankzinsen auch im Vereinigten Königreich
und im Euroraum in der ersten Jahreshälfte
2009 in die Nähe von Null gesenkt werden.
Die Finanzpolitik ist ebenfalls nahezu überall expansiv ausgerichtet. In zahlreichen Ländern sind Konjunkturprogramme auf den Weg
gebracht worden, auch wenn sie nicht in jedem Fall tatsächlich nennenswerte Impulse
setzen. Voraussichtlich werden in den kommenden Monaten weitere Maßnahmen zur
Konjunkturanregung beschlossen, nicht zuletzt von der neuen Administration in den
Vereinigten Staaten. Aufgrund der Konjunkturprogramme, vor allem aber infolge der Rezession und wegen der Kosten der Bankensanierung steigt die öffentliche Kreditaufnahme
überall stark an. In den Vereinigten Staaten
und im Vereinigten Königreich dürfte sich das
Budgetdefizit sogar auf annähernd 10 Prozent
in Relation zum Bruttoinlandsprodukt erhöhen.
1 Eine Übersicht über Maßnahmen zur Stützung des
Bankensektors in den großen EU-Ländern findet
sich in Kasten 1.
3 Das Business Cycle Dating Committee des National Bureau of Economic Research (NBER), das zuständig für die offizielle Datierung von Konjunkturzyklen ist, hat festgestellt, dass die jüngste Expansionsphase der US-Wirtschaft im Dezember 2007
zu Ende gegangen ist.
Eine Ausnahme ist die Bank von Japan, die angesichts eines bereits sehr niedrigen Leitzinses lediglich zwei kleine Zinsschritte unternahm.
2
Vereinigte Staaten: Trotz
expansiver Wirtschaftspolitik kein
Ende der Rezession in Sicht
Die Vereinigten Staaten befinden sich seit
mehr als einem Jahr in der Rezession.3 In der
ersten Jahreshälfte blieb der von vielen Beobachtern erwartete tiefe Abschwung zunächst
zwar noch aus. Besonders die wirtschaftliche
Entwicklung im zweiten Quartal, mit einem
Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts von 2,8
____________________
7
INSTITUT FÜR WELTWIRTSCHAFT – PROGNOSE WINTER 2008
Prozent (Abbildung 7), überraschte positiv.
Verantwortlich hierfür waren neben einem
kräftigen Schub durch den Außenhandel, die
Effekte des Konjunkturpakets, auch wenn es
in Relation zum finanziellen Aufwand nur geringe Wirkungen entfaltet haben dürfte.4 Im
dritten Quartal setzten sich jedoch die rezessiven Kräfte wieder zunehmend durch; das
Bruttoinlandsprodukt schrumpfte mit einer
laufenden Jahresrate von 0,5 Prozent. Grund
war vor allem der Einbruch des privaten Konsums um 3,7 Prozent; einen so starken Rückgang gab es seit 1980 nicht mehr. Ursächlich
Abbildung 7:
Konjunktur in den Vereinigten Staaten 2004–2008a
8 Prozent
Inländische
Verwendung
6
BIP
4
2
0
-2
2004
2005
2006
aReal,
2007
saisonbereinigt, Veränderung
Vorquartal auf Jahresrate hochgerechnet.
2008
gegenüber
dem
Quelle: US Department of Commerce (2008).
____________________
4 Durch die Auszahlungen im Rahmen des Kon-
junkturpakets zwischen April und August wurde
das verfügbare Einkommen zeitweise kräftig erhöht. Auch die Sparquote stieg sprunghaft. Nimmt
man an, dass die Sparquote auf dem Durchschnittswert der zwölf Monate zuvor von 0,3 Prozent verharrt hätte, lässt sich abschätzen, wie viel des ausgezahlten Betrags für Konsumzwecke verwendet
wurde. In dem Zeitraum von April bis August wurden dieser Rechnung zufolge etwa 17 Mrd. der ausgezahlten 96 Mrd. Dollar für den Konsum ausgegeben, also weniger als 20 Prozent. Auf das zweite
Quartal entfielen dabei etwa 14,5 Mrd. Dollar. Dadurch wurde der Anstieg des privaten Konsums um
2,3 Prozentpunkte auf 1,2 Prozent erhöht, und der
Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts nahm um etwa
1,5 Prozentpunkte zu. Die Ergebnisse weichen aufgrund von Datenrevisionen leicht von früheren
Schätzungen (vgl. Dovern et al. 2008) ab.
8
war einmal der Pessimismus der Verbraucher
bezüglich der wirtschaftlichen Aussichten und
die stark rückläufigen Vermögenswerte. Auch
wirkten der Rückgang der Beschäftigung und
die zurückhaltende Kreditvergabe der Banken
dämpfend. Verstärkt wurde der Rückgang des
privaten Konsums zudem durch den Fortfall
der
stimulierenden
Wirkung
des
Konjunkturpakets. Der Einbruch bei den
Wohnungsbauinvestitionen setzte sich fort.
Ihr Rückgang beschleunigte sich gegenüber
dem Vorquartal sogar auf eine Rate von 17,6
Prozent. Auch die Ausrüstungsinvestitionen
wurden aufgrund der trüben Absatz- und
Ertragsaussichten der Unternehmen und der
verschärften Kreditstandards der Geschäftsbanken zunehmend zu einem Belastungsfaktor für die Konjunktur; sie gingen zum zweiten
Mal in Folge um annualisiert mehr als 5 Prozent zurück. Stützend wirkten wie bereits in
der ersten Jahreshälfte der Außenhandel sowie die Staatsausgaben, wobei allein die Verteidigungsausgaben 0,9 Prozent zum Zuwachs
des Bruttoinlandsprodukts beitrugen.
Am Arbeitsmarkt verschärfte sich der Abschwung seit der Jahresmitte zusehends,
nachdem bereits seit Januar dieses Jahres Beschäftigungsverluste zu beobachten waren.
Allein von September bis November gingen
mehr als 1,2 Millionen Arbeitsplätze verloren;
seit Beginn des Jahres sind es nun insgesamt
nahezu 2 Millionen (Abbildung 8). Während
die Beschäftigungsverluste zunächst weitgehend auf die Bauwirtschaft und den Industriesektor beschränkt waren, werden seit September auch im Dienstleistungssektor massiv Arbeitsplätze abgebaut, ein deutliches Zeichen
dafür, dass die Rezession bereits die gesamte
Wirtschaft erfasst hat. Die Arbeitslosenquote
stieg mit 6,7 Prozent auf ein Niveau, das bereits über dem Hochpunkt der letzten Rezession liegt.
Der Immobilienmarkt befindet sich in einer
tiefen Depression. Die Immobilienpreise sind
weiter rückläufig; gemessen am Case-ShillerIndex nahmen sie bereits um mehr als 20 Prozent ab. Alle Indikatoren, beispielsweise die
Baubeginne und Baugenehmigungen oder das
Verhältnis von den nachgefragten Wohnimmo-
WELTKONJUNKTUR AUF TALFAHRT
Abbildung 8:
Arbeitsmarkt in den Vereinigten Staaten 2004–2008a
9
Prozent
Mill.
Beschäftigte b
(rechte Skala)
8
140
138
136
7
134
6
4
2004
132
Arbeitslosenquote
5
130
2005
2006
2007
2008
128
aSaisonbereinigt. — bAbhängig Beschäftigte außerhalb der
Landwirtschaft.
Quelle: US Department of Labor (2008a).
bilien im Verhältnis zu den zum Verkauf
stehenden, deuten darauf hin, dass sich der
Preisrückgang noch längere Zeit fortsetzt.
Weiterhin werden viele Wohneigentümer, die
zahlungsunfähig werden oder deren Kreditbelastung den Wert der Immobilie spürbar
übersteigt, ihre Immobilien aufgeben, wodurch sich wiederum das Angebot an Wohnimmobilien erhöht und die Preise zusätzlich
unter Druck geraten. Auch ein Vergleich mit
historischen Immobilienmarktkrisen legt
nahe, dass die Immobilienpreise noch mindestens bis ins Jahr 2010 hinein rückläufig
sein werden (vgl. Jannsen 2008).
Die Banken haben ihre Kreditkonditionen
zuletzt nochmals kräftig verschärft; das Risiko
einer Kreditklemme hat sich spürbar erhöht.
Zwar wurde das Kreditvolumen gerade im
Unternehmenssektor zuletzt weiter ausgeweitet. Dies dürfte aber darauf zurückzuführen
sein, dass sich Unternehmen derzeit kaum am
Kapitalmarkt refinanzieren können und verstärkt bereits eingeräumte Kreditlinien ausschöpfen (vgl. Cohen-Cole et al. 2008). In den
nächsten Monaten dürfte die Neukreditvergabe jedoch kräftig eingeschränkt werden und
die Investitionstätigkeit, die aufgrund der pessimistischen Absatz- und Ertragsaussichten
ohnehin stark eingeschränkt werden dürften,
zusätzlich dämpfen.
Die US-Notenbank stemmt sich mit allen
ihr zur Verfügung stehenden Mitteln gegen die
Finanzkrise. Auch hat sich das Risiko eines
Abrutschens in die Deflation erhöht. Im November lagen die Verbraucherpreise nur noch
um 1,1 Prozent höher als ein Jahr zuvor, und
für das kommende Jahr ist eine negative Inflationsrate wahrscheinlich. Diese Entwicklung ist zwar vor allem dem Rückgang der
Rohstoffpreise geschuldet und von daher
konjunkturell stützend. Doch angesichts der
rapide sinkenden gesamtwirtschaftlichen Kapazitätsauslastung steigt die Wahrscheinlichkeit, dass auch die Kernrate in deflationäres
Territorium gerät. Den Zielzinssatz senkte die
Fed innerhalb von nur 16 Monaten von 5,25
Prozent im September 2007 auf einen Zielbereich zwischen 0,0 und 0,25 Prozent.5 In dem
vorangegangenen, im Januar 2001 begonnenen Zinssenkungszyklus hatte die Fed den
Leitzins noch innerhalb von 30 Monaten von
6,5 Prozent auf 1 Prozent reduziert. Obgleich
sie also somit vergleichsweise schnell auf die
Krise reagierte, kann sie derzeit aufgrund der
Friktionen an den Finanzmärkten über den
Zinskanal kaum expansive Impulse setzen.
Deshalb schuf die Fed zusätzliche Refinanzierungsmöglichkeiten für Banken und ging dazu
über, durch den Ankauf von Wertpapieren zusätzliche Liquidität in die Märkte zu injizieren
(Quantitative Easing), um so die relevanten
Zinssätze auf den Kredit- und Anleihemärkten
zu senken.6 Insgesamt verdreifachte die Fed
____________________
5 Die effektive Fed Funds Rate, die letztlich für die
Geschäftsbanken relevant ist, lag bereits seit Ende
Oktober – ungeachtet des offiziellen Zielzinssatzes
von 1 Prozent – in einer Bandbreite von 0,1 und 0,6
Prozent.
6 Dafür hat die Fed seit Ende 2007 eine Reihe von
Maßnahmen beschlossen. So erlaubt die Term
Auction Facility (TAF) Geschäftsbanken, sich über
besicherte Kredite zusätzlich mit Liquidität zu versorgen (zum 10. Dezember betrug das Volumen
etwa 450 Mrd. Dollar). Im Rahmen der Primary
Dealer Credit Facility (PDCF) können sich auch Investmentbanken gegen Sicherheit Übernacht mit
Krediten versorgen (50 Mrd. Dollar), zudem wird
ihnen über die Term Securities Lending Facility
(TSLF) die Möglichkeit geboten, sich im Tausch gegen Kreditforderungen mit Staatsanleihen zu versorgen. Durch die Asset Backed Commercial Paper
Money Market Mutual Fund Liquidity Facility
9
INSTITUT FÜR WELTWIRTSCHAFT – PROGNOSE WINTER 2008
ihre Bilanzsumme seit September nahezu. Die
zusätzlichen Maßnahmen verhinderten eine
weitere Verschärfung der Krise, ohne jedoch
die Verspannungen an den Finanzmärkten zu
lösen. Die Risikoaufschläge auf den Geld- und
Anleihemärkten liegen weiterhin spürbar über
ihrem durchschnittlichen Niveau und der
Geldfluss zwischen den Banken konnte bisher
nicht wieder in Gang gesetzt werden.
Nach der Amtsübernahme der neuen Regierung im Januar 2009 ist mit einem kräftigen
fiskalischen Stimulus zu rechnen. Zuletzt waren Beträge von bis zu einer Billion Dollar,
verteilt über zwei Jahre, in der Diskussion.
Auch wenn derzeit noch unklar ist, wie das
Konjunkturprogramm konkret ausgestaltet
wird, so scheint doch klar, dass Infrastrukturinvestitionen ein bedeutender Bestandteil
eines solchen Paketes sein werden. In einem
ersten Schritt dürfte verhindert werden, dass
bereits beschlossene Investitionsmaßnahmen
auf lokaler Ebene aufgrund wegbrechender
Steuereinnahmen aufgegeben werden müssen.
Inwieweit es möglich ist, darüber hinaus in einem relevanten Umfang kurzfristig Investitionen anzuschieben ist unklar, da die Planungsund Genehmigungsphase die Umsetzung von
Projekten lange hinauszögern kann. Ein zweiter Bestandteil des Konjunkturprogramms
____________________
(AMLF) werden Kredite an Finanzinstitute vergeben, damit diese von Geldmarktfonds mit kurzläufigen Unternehmensanleihen (Commercial Paper)
besicherte Wertpapiere ankaufen (40 Mrd. Dollar).
Dadurch soll verhindert werden, dass Geldmarktfonds in Liquiditätsprobleme geraten und der
Markt für Commercial Paper austrocknet. Mit der
Commercial Paper Funding Facility (CPFF) greift
die Fed direkt auf diesem Markt ein, indem sie versucht durch den Aufkauf von Handelspapieren die
Refinanzierung von Unternehmen zu erleichtern
und die Zinssätze zu senken (310 Mrd. Dollar). Zuletzt wurden zwei größere Programme angekündigt.
Zum einen versucht die Fed im Rahmen der Term
Asset-Backed Securities Loan Facility (TALF), die
Neuvergabe von Konsumentenkrediten durch den
Ankauf verbriefter Kreditforderungen in diesem
Bereich (geplantes Volumen von bis zu 200 Mrd.
Dollar) zu fördern. Zum anderen stützt sie den Hypothekenmarkt durch den direkten Ankauf von
Schulverschreibungen der Government Sponsored
Enterprises (GSE) (100 Mrd. Dollar) sowie den Ankauf verbriefter Hypothekenkredite der GSEs Fannie Mae, Freddi Mac und Ginni Mae (bis zu 500
Mrd. Dollar).
10
könnte in einer umfassenden Steuerreform
bestehen, zumal eine Steuerentlastung der
unteren und mittleren Einkommen im
Wahlkampf angekündigt wurde und aufgrund
des Auslaufens der im Jahr 2001 durchgeführten Steuersenkungen im Jahr 2010 ohnehin Handlungsbedarf besteht. Fest steht bereits jetzt, dass das laufende Haushaltsjahr,
das am 30. September 2009 endet, mit einem
Rekorddefizit schließen wird. Das Congressional Budget Office schätzt, dass sich das Defizit
allein für die Monate Oktober und November
2008 bereits auf 408 Mrd. Dollar beläuft,
wozu Ausgaben im Rahmen des Troubled Assets Relief Programs (TARP) etwa die Hälfte
beigetragen haben dürften. Beträchtliche Einnahmeausfälle aufgrund des scharfen Konjunktureinbruchs in Verbindung mit zusätzlichen Ausgaben für ein Konjunkturprogramm
werden aus heutiger Sicht dazu führen, dass
das Haushaltsdefizit 2009 auf reichlich eine
Billion Dollar steigt, also mehr als 7 Prozent
des nominalen Bruttoinlandsprodukts.
Alle Konjunkturindikatoren deuten nach
der nochmaligen Verschärfung der Finanzkrise im September auf einen regelrechten
Einbruch der Wirtschaftsleistung im vierten
Quartal 2008 sowie im ersten Quartal 2009
hin. Der private Konsum dürfte in diesem
Zeitraum weiter stark zurückgehen. Neben
dem zunehmenden Abbau von Beschäftigung
wirken auch Vermögenseffekte, die restriktivere Kreditvergabe und eine steigende Sparquote bremsend. Auch die Ausrüstungsinvestitionen und der private Wohnungsbau dürften die wirtschaftliche Expansion weiter
dämpfen. Zusätzlich drohen bisher stützende
Faktoren wegzufallen. Der Wirtschaftsbau, der
bislang noch expandiert hatte, dürfte aufgrund
der verschlechterten Finanzierungsmöglichkeiten und aufgrund von Überkapazitäten zurückgehen. Die Exporte werden neben der
schwachen Auslandskonjunktur zusätzlich
durch die Aufwertung des Dollar im Vergleich
zum Frühjahr dieses Jahres belastet.7 Der Außenhandel dürfte zwar auch im Winterhalb____________________
7 Zu möglichen Gründen für die Aufwertung des
Dollar in den Sommermonaten siehe Langhammer
(2008).
WELTKONJUNKTUR AUF TALFAHRT
jahr noch positiv zum Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts beitragen, dies jedoch nur wegen eines noch stärkeren Rückgangs der Importe. Im weiteren Verlauf des Jahres könnte
der voraussichtliche kräftige fiskalische Impuls zu heftigen Ausschlägen des Bruttoinlandsprodukts führen. Ein Konjunkturprogramm in dieser Größenordnung dürfte den
Konjunkturverlauf spürbar beeinflussen, ohne
allerdings die schwache konjunkturelle
Grundtendenz nachhaltig zu verändern, die
auf der Unsicherheit an den Finanzmärkten
und der Korrektur am Immobilienmarkt beruht. Alles in allem erwarten wir für 2009 einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von
1,5 Prozent. 2010 dürfte sich die Wirtschaft
etwas beleben. Der Produktionsanstieg wird
aber wohl mit einer Rate von 1 Prozent nochmals deutlich die Wachstumsrate des Produktionspotentials unterschreiten. Die Arbeitslosenquote wird in den kommenden Jahren
stark – auf 7,8 bzw. 8,4 Prozent – steigen (Tabelle 2). Die Verbraucherpreise dürften vor
Tabelle 2:
Eckdaten zur Konjunktur in den Vereinigten Staaten 2007–
2010
Bruttoinlandsproduktb
Inlandsnachfrageb
Privater Verbrauch
Staatsnachfrage
Anlageinvestitionen
Ausrüstungen und
Software
Gewerbliche Bauten
Wohnungsbau
Lagerinvestitionenc
Außenbeitragc
Exporte
Importe
Verbraucherpreise
Arbeitslosenquoted
Leistungsbilanzsaldoe
Budgetsaldo des Bundese
2007
2008a 2009a 2010a
2,0
1,4
2,8
2,1
–3,1
1,2
–0,2
0,2
2,8
–4,4
–1,5
–2,0
–1,8
2,1
–10,3
1,0
0,8
1,1
1,6
–3,6
1,7
12,7
–17,9
–0,4
0,6
8,4
2,2
2,9
4,6
–5,3
–1,6
11,2
–21,1
–0,3
1,4
7,9
–2,5
3,9
5,7
–4,7
–8,4
–6,6
–18,1
0,2
0,6
2,2
–2,1
–0,3
7,8
–3,3
0,6
–9,1
–6,1
0,2
0,2
2,9
1,1
1,6
8,4
–2,8
–1,2
–3,3
–8,0
–6,0
aPrognose. — bReal. — cVeränderung in Prozent des realen
Bruttoinlandsprodukts des Vorjahres. — dIn Prozent der Erwerbspersonen. — eIn Prozent des nominalen Bruttoinlands-
produkts.
Quelle: US Department of Commerce (2008); US Department
of Labor (2008a, 2008b); US Department of the Treasury
(2008); eigene Berechnungen und Prognosen.
allem wegen des Falls der Rohstoffpreise 2009
um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgehen, für das Jahr 2010 erwarten wir einen Anstieg von 1,6 Prozent.
Deutlicher Rückgang der
Produktion auch in Japan
Die seit dem Jahr 2002 laufende Expansionsphase der japanischen Wirtschaft ist 2008 zu
Ende gegangen. Seit dem Frühjahr ist die gesamtwirtschaftliche
Produktion
deutlich
rückläufig (Abbildung 9). Unter dem Eindruck
einer erheblich schwächeren Expansion des
Welthandels und einer empfindlichen Aufwertung des Yen gingen die Exporte spürbar
zurück. Die Unternehmensinvestitionen, die
zweite wichtige Stütze des Aufschwungs, brachen angesichts einer ausgeprägten Verschlechterung der Absatz- und Ertragserwartungen und zunehmend ungünstig werdender
Finanzierungskonditionen sogar regelrecht
ein. Der private Konsum schließlich gab in der
Tendenz ebenfalls nach; er schrumpfte infolge
sinkender Realeinkommen im Verlauf des
Sommerhalbjahrs mit einer laufenden Jahresrate von knapp 1 Prozent. Maßgeblich war
zum einen das rohstoffpreisbedingte Anziehen
der Inflation; die Verbraucherpreise lagen im
Sommer reichlich 2 Prozent über ihrem Vorjahresniveau, nachdem sie in den Jahren zuvor weitgehend stabil gewesen waren. Zum
anderen hat sich der Anstieg der nominalen
Arbeitseinkommen spürbar abgeschwächt.
Ausschlaggebend hierfür war, dass sich die
Lage am Arbeitsmarkt zunehmend eintrübte.
Die Arbeitslosenquote ist zwar bislang noch
nicht gestiegen, sondern verharrte bis zum
Herbst bei 4 Prozent (Abbildung 10). Doch
kam der Beschäftigungsanstieg zum Stillstand,
und das Verhältnis von angebotenen Stellen
zu Bewerbern, das gemeinhin als guter Indikator für die konjunkturelle Situation am Arbeitsmarkt gilt, ist wie auch die Zahl der geleisteten Überstunden kräftig gesunken.
11
INSTITUT FÜR WELTWIRTSCHAFT – PROGNOSE WINTER 2008
Abbildung 9:
Konjunktur in Japan 2004–2008a
6
Prozent
Bruttoinlandsprodukt
4
2
0
-2
-4
Inländische
Verwendung
2004
2005
2006
2007
aReal,
saisonbereinigt, Veränderung
Vorquartal auf Jahresrate hochgerechnet.
2008
gegenüber
dem
Quelle: Cabinet Office (2008).
Abbildung 10:
Arbeitsmarkt in Japan 2004–2008a
6
Prozent
Mill.
Beschäftigte
(rechte Skala)
65
5
64
4
63
Arbeitslosenquote
3
2004
2005
2006
2007
2008
aSaisonbereinigt.
Quelle: OECD (2008a).
Seit September hat sich das wirtschaftliche
Umfeld weiter erheblich eingetrübt. Die Finanzmarktkrise hat auch in Japan ihre Spuren
hinterlassen. So kam es im Oktober zum Zusammenbruch eines Immobilienfonds und einer Lebensversicherung, wodurch die zuvor
vorherrschende Einschätzung, der japanische
Finanzsektor würde von den Finanzmarktturbulenzen nur wenig berührt, in Frage gestellt
wurde. Die Aktienkurse brachen in der Folge
12
62
massiv ein; die wichtigsten Indizes lagen zuletzt rund 40 Prozent unter ihren Niveaus vom
Sommer, seit Mitte 2007 haben sie mehr als
die Hälfte ihres Wertes verloren. Der Aktienkurseinbruch belastet die konjunkturellen
Aussichten zum einen durch empfindliche
Vermögenseinbußen für die privaten Haushalte, deren Konsumneigung in der Folge gedämpft werden dürfte. Zum anderen trägt er
dazu bei, dass sich die Finanzierungsbedingungen für die Unternehmen markant verschlechtert haben. Hinzu kommt die erhöhte
Risikoprämie, die auf Unternehmensanleihen
zu zahlen ist, sowie eine deutlich restriktivere
Kreditvergabe seitens der Banken. In diesem
Umfeld hat sich das Geschäftsklima drastisch
verschlechtert; der von der Notenbank vierteljährlich ermittelte Diffusionsindex (Tankan)
fiel von –14 auf –24 und die Erwartungen
haben sich auf ein Niveau verringert, wie es
zuletzt in den Rezessionsjahren 1998 und
2002 verzeichnet wurde.
Die Bank von Japan beschloss Ende Oktober, die von den Banken bei der Zentralbank
gehaltene Überschussreserven zu verzinsen,
mit dem Ziel, die Liquidität im Geldmarkt zu
erhöhen. Gleichzeitig senkte sie das Ziel für
den Tagesgeldzinssatz leicht von 0,5 auf 0,3
Prozent. Mitte Dezember kehrte sie schließlich
faktisch zur Nullzinspolitik zurück. Auch hat
sie nun Schritte beschlossen, die eine Rückkehr zu der aggressiven Politik der „quantitativen Lockerung“, die die Notenbank in den
Jahren nach 2000 betrieben hatte, um die
Deflation zu bekämpfen, bedeuten. Diese
Politik erscheint angemessen, denn der Preisanstieg auf der Verbraucherstufe, der im vergangenen Jahr zu verzeichnen war, ist ausschließlich auf die Rohstoffpreise zurückzuführen. Die Kernrate der Inflation verharrte
bis zuletzt bei Null (Abbildung 11), und das Risiko eines Rückfalls in die Deflation ist angesichts rückläufiger gesamtwirtschaftlicher Produktion, des starken Yen und der Unsicherheiten im Finanzsektor erheblich.
Die Finanzpolitik hat zwar relativ früh auf
die sich abschwächende Konjunktur reagiert;
angesichts der enorm hohen Staatsverschul-
WELTKONJUNKTUR AUF TALFAHRT
Abbildung 11:
Verbraucherpreisanstieg in Japan 2004–2008a
3
Prozent
Verbraucherpreise
2
1
0
-1
2004
Kernrate b
2005
2006
2007
2008
aVeränderung gegenüber dem Vorjahr. — bVerbraucherpreise
ohne Energie und Nahrungsmittel.
Quelle: Statistics Bureau of Japan (2008).
dung, die sich gemessen am Bruttoinlandsprodukt auf rund 180 Prozent beläuft, sind die
Möglichkeiten für finanzpolitische Impulse
aber wohl begrenzt. Die Regierung legte bereits im August ein Konjunkturprogramm auf,
dessen Bestandteile, die direkt die Nachfrage
anregen (vor allem zusätzliche Ausgaben) sich
aber lediglich auf eine Größenordnung von 0,3
Prozent des Bruttoinlandsprodukts beliefen.
Ende Oktober wurde ein weiteres Konjunkturpaket beschlossen, das Pauschalzahlungen
an die privaten Haushalte beinhaltet (in einer
Größenordnung von knapp 500 Euro für eine
vierköpfige Familie) sowie Steuererleichterungen für Hypothekenschuldner. Die fiskalischen Kosten dieser Maßnahmen belaufen
sich auf rund 1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Hinzu kommt eine massive Ausweitung
des Programms staatlicher Kreditgarantien,
das auf eine Verbesserung der Finanzierungsmöglichkeiten kleiner und mittlerer
Unternehmen zielt. Nicht zuletzt hat die Regierung ein Gesetz eingebracht, das es erlaubt,
den Bankensektor erforderlichenfalls zu stützen, da inzwischen zahlreiche vor allem kleinere Banken in Solvenzprobleme zu geraten
drohen.
Angesichts der anhaltenden Verschlechterung der Weltkonjunktur und der Probleme
im Finanzsektor dürfte die Konjunktur in Japan bis weit in das nächste Jahr hinein ab-
wärtsgerichtet bleiben. Die finanzpolitischen
Impulse sowie die mit niedrigeren Energieund Nahrungsmittelpreisen verbundenen
Kaufkraftgewinne dürften zwar verhindern,
dass der private Konsum in den kommenden
Monaten sinkt. Der Rückgang der Exporte
wird sich aber wohl zunächst noch verstärken,
da der weltwirtschaftliche Abschwung an
Breite gewinnt. Nachdem die Ausfuhren Japans in die Vereinigten Staaten bereits im
Jahr 2006 ihren Höhepunkt überschritten haben und die Exporte nach Europa seit Beginn
des Jahres 2008 abwärts gerichtet sind, brechen nun auch die Lieferungen in den asiatischen Raum ein. Angesichts düsterer Absatzperspektiven im Ausland und des zunächst
weiter ungünstigen finanziellen Umfeldes
werden die Unternehmensinvestitionen wohl
weiter deutlich reduziert werden. Einen nachhaltigen Anstieg der Produktion zum Besseren
erwarten wir nicht vor Ende des Jahres 2009,
zumal der private Konsum mit Abklingen des
fiskalischen Impulses im kommenden Som-
Tabelle 3:
Eckdaten zur Konjunktur in Japan 2007–2010
2007
Bruttoinlandsproduktb
Inlandsnachfrageb
Privater Verbrauch
Staatsverbrauch
Anlageinvestitionen
Unternehmensinvestitionen
Wohnungsbau
Öffentliche Investitionen
Lagerinvestitionenc
Außenbeitragc
Exporte
Importe
Verbraucherpreise
Arbeitslosenquoted
Leistungsbilanzsaldoe
Gesamtstaatlicher
Finanzierungssaldoe
2008a 2009a 2010a
2,1
1,3
0,7
2,0
1,2
0,1
–0,6
1,0
0,5
–3,4
–1,5
–0,8
0,2
1,1
–5,5
0,6
0,7
0,8
1,3
–0,1
5,8
–9,3
–7,0
0,3
1,1
8,4
1,5
0,1
3,9
4,8
–2,7
–8,8
–6,1
–0,3
0,7
4,7
0,3
1,4
4,0
3,8
–7,0
–2,8
3,3
–0,1
–0,7
–4,8
–1,0
0,1
4,4
4,5
0,7
–1,3
–2,3
–0,1
–0,1
0,8
2,2
–0,4
4,5
4,1
–2,4
–1,7
–4,0
–4,0
aPrognose. — bReal. — cVeränderung in Prozent des realen
Bruttoinlandsprodukts des Vorjahres. — dIn Prozent der Erwerbspersonen. — eIn Prozent des nominalen Bruttoinlands-
produkts.
Quelle: Cabinet Office (2008); OECD (2008a, 2008b); eigene
Berechnungen und Prognosen.
13
INSTITUT FÜR WELTWIRTSCHAFT – PROGNOSE WINTER 2008
merhalbjahr spürbar schrumpfen dürfte. Das
Expansionstempo wird aber auch im Jahr
2010 gering sein, da sich der Export bei der
angenommenen hohen Bewertung des Yen
und der erwarteten lediglich moderaten Erholung des Welthandels nur allmählich beleben und der Außenbeitrag weiter zurückgehen
wird. Im Jahr 2009 wird das reale Bruttoinlandsprodukt voraussichtlich um 1,5 Prozent
schrumpfen (Tabelle 3), und auch 2010 wird
die gesamtwirtschaftliche Kapazitätsauslastung bei einem Produktionsanstieg von 0,6
Prozent im Jahresdurchschnitt nochmals sinken.
Abbildung 12:
Konjunktur im Euroraum 2004–2008a
5
Prozent
4
Inländische
Verwendung
3
2
1
0
-1
-2
Bruttoinlandsprodukt
2004
2005
aReal,
2006
2007
saisonbereinigt, Veränderung
Vorquartal auf Jahresrate hochgerechnet.
2008
gegenüber
dem
Quelle: Eurostat (2008).
Rezession im Euroraum verschärft
sich
Der Euroraum befindet sich in der ersten Rezession seit Inkrafttreten der Währungsunion.
Das reale Bruttoinlandsprodukt schrumpfte
im dritten Quartal 2008 mit einer laufenden
Jahresrate von 0,8 Prozent, nach einem Rückgang von –0,7 Prozent im zweiten Quartal
(Abbildung 12). Während die Investitionen in
beiden Quartalen zurück gingen, trug im
zweiten Quartal insbesondere die Schwäche
des privaten Konsums und im dritten der negative Außenbeitrag zum Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Aktivität bei. Die konjunkturelle Schwäche hat alle größeren Länder
des Euroraums erfasst. So hat sich in Frankreich die zuvor starke Expansion des Konsums
erheblich abgekühlt, und die Investitionstätigkeit ist in beiden Quartalen zurückgegangen.
In Spanien waren vor dem Hintergrund der
dortigen Immobilienkrise im gesamten Sommerhalbjahr der private Konsum und die Investitionstätigkeit rückläufig. Stützend wirkte
lediglich eine kräftige Ausweitung des Staatskonsums, die dazu führte, dass das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal nochmals
leicht zunahm und im dritten Quartal nur moderat sank.
14
Die Wirtschaft im Euroraum wurde von
mehreren Faktoren gedämpft. Bis in das dritte
Quartal schwächte die hohe Inflation den privaten Konsum in allen Ländern, die Exporte
wurden durch die abflauende Weltkonjunktur
und nach der Jahresmitte durch eine Aufwertung des Euro beeinträchtigt, und die damit verbundene Verschlechterung der Absatzund Ertragserwartungen führte zu einer
nachlassenden Investitionsneigung der Unternehmen. Hinzu kommen in einigen Ländern, besonders ausgeprägt in Irland und
Spanien, Korrekturen am Immobilienmarkt.
Schließlich haben die Probleme an den internationalen Finanzmärkten die wirtschaftliche
Aktivität im Euroraum bereits in den ersten
drei Quartalen 2008 gedämpft, wenn auch
verglichen mit den Entwicklungen der jüngsten Monate wohl in eher geringem Ausmaß.
Der Arbeitsmarkt hat im Verlauf des Jahres
zum Negativen gedreht. Hatte sich die Lage im
ersten Quartal 2008 noch verbessert, verschlechterte sie sich im zweiten und dritten
Quartal zusehends. In einer zunehmenden
Zahl von Ländern stieg die Arbeitslosigkeit
spürbar an. Die Quote im Euroraum insgesamt erhöhte sich von 7,2 Prozent im März –
dem niedrigsten Stand seit Bestehen der Währungsunion – auf 7,7 Prozent im November
(Abbildung 13). Die Löhne stiegen vor dem
Hintergrund der bis in das Jahr 2008 hinein
WELTKONJUNKTUR AUF TALFAHRT
noch positiven Arbeitsmarktentwicklung und
der hohen Inflation teilweise deutlich beschleunigt; auch deshalb nahmen die Lohnstückkosten im ersten Halbjahr mit einer laufenden Jahresrate von rund 4 Prozent recht
kräftig zu. Bedingt durch die scharfe Rezession und den Rückgang der Inflation wird sich
der Lohnanstieg im Verlauf des Jahres 2009
allerdings voraussichtlich deutlich abschwächen.
Abbildung 14:
Verbraucherpreise im Euroraum 2004–2008a
4
Gesamtindex
Prozent
Euroraum
3
2
1
Euroraum ohne Deutschland
Abbildung 13:
Arbeitslosenquote im Euroraum 2004–2008a
9,0
0
Prozent
4
Euroraum
Kernrate b
8,5
3
8,0
2
7,5
7,0
6,5
2004
Euroraum ohne Deutschland
1
2005
2006
2007
2008
aSaisonbereinigt.
Quelle: EZB (2008); eigene Berechnungen.
0
2004
2005
2006
2007
2008
aAnstieg gegenüber dem Vorjahr. — bGesamtindex ohne
Energie, Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak.
Quelle: EZB (2008); eigene Berechnungen.
Der Anstieg der Verbraucherpreise erreichte im Juli dieses Jahres mit 4,1 Prozent
im Vorjahresvergleich den höchsten Wert seit
Beginn der Währungsunion. Getrieben war
diese Entwicklung im Wesentlichen durch den
massiven Preisanstieg bei Energie- und Nahrungsmittelrohstoffen im Verlauf des Jahres
2007 und in der ersten Hälfte des Jahres
2008. Nach der Jahresmitte sanken die Rohstoffpreise aber wieder drastisch, was dazu
führte, dass sich auch der Verbraucherpreisanstieg wieder deutlich verlangsamte. Im November lag die Inflation wieder nahe bei 2
Prozent (Abbildung 14). Das rapide Nachlassen der Inflationsgefahren hat es der Europäischen Zentralbank (EZB) ermöglicht, auf die
verschlechterten Konjunkturaussichten zu reagieren. So hat sie den maßgeblichen Leitzins
in mehreren Zinsschritten von 4,25 im Oktober
auf nun 2,5 Prozent gesenkt. Sie dürfte auch in
den kommenden Monaten das Zinsniveau
weiter rasch senken. Angesichts der in dieser
Prognose erwarteten schweren Rezession bei
gleichzeitig nahezu stagnierenden Verbraucherpreisen im kommenden Jahr wird die
EZB wohl schließlich einen Hauptrefinanzierungssatz von unter 1 Prozent anstreben.
Die empirische Reaktionsfunktion prognostiziert sogar eine Rücknahme des Leitzinses bis
auf Null (Abbildung 15). Wir erwarten allerdings, dass die EZB die Folge von Zinssenkungen bei einem Satz von 0,5 Prozent stoppt und
zusätzlich andere Maßnahmen ergreift, um einer Abnahme der breiten Geldmenge entgegenzuwirken; es wäre z.B. möglich, ähnlich
der bereits in den Vereinigten Staaten angewandten Politik, die Liquidität durch den Ankauf von längerfristigen Staats- oder Unter15
INSTITUT FÜR WELTWIRTSCHAFT – PROGNOSE WINTER 2008
Abbildung 15:
Geldmarktzinsen im Euroraum 2003–2010a
55
Prozent
44
Geldmarktsatz
Abbildung 16:
Stimmungsindikatoren im Euroraum 2004–2008
Zinssatz nach
Reaktionsfunktion
(Smoothing)
33
22
11
00
-1
-1
Unternehmen
1,5
1,0
0,5
Implizierter Zinssatz (ohne Smoothing)
95% Konfidenzband
Euroraum
0,0
-0,5
Euroraum ohne
Deutschland
-1,0
2003 2004
2004 2005
2005 2006
2006 2007
2007 2008
2008 2009
2009 2010
2010
2003
aPrognose ab dem 4. Quartal 2008 auf Basis der Reaktionsfunktion für EZB; Konfidenzband ermittelt über Bootstrap-Simulation mit 1 000 Replikationen.
Quelle: EZB; eigene Berechnungen.
-1,5
Verbraucher
0
-5
-10
-15
nehmensanleihen zu erhöhen und gleichzeitig
die Zinsen auch dieser Titel zu senken. Aufgrund der Schwere und Länge des derzeitigen
Abschwungs und der Tatsache, dass die Erholung im Laufe des Jahres 2010 wohl auch
nur sehr zögerlich sein wird, rechnen wir damit, dass das Zinsniveau im gesamten Prognosezeitraum sehr niedrig sein wird.
Als Reaktion auf die Finanzmarktkrise hat
die EZB in außerordentlichen Offen-MarktGeschäften wiederholt Liquidität in einem erheblichen Maße bereitgestellt. Die Zuteilungen
aller außerordentlichen Offen-Markt-Geschäfte von Juli bis Dezember summieren sich auf
etwa 608 Mrd. Euro. Darüber hinaus haben
die nationalen Regierungen zum Teil umfangreiche Rettungspakete für Finanzinstitute aufgelegt. In vielen Ländern wurden dabei die
Garantie auf Spareinlagen erhöht, Rekapitalisierungsinstrumente für Finanzinstitute geschaffen und Bürgschaften für InterbankenKredite ermöglicht. Insgesamt haben diese
Rekapitalisierungs- und Liquiditätsmaßnahmen einen Umfang von etwa 1,4 Billionen
Euro (vgl. Kasten 1).
Die Rezession wird sich im Winterhalbjahr
2008/09 weiter verschärfen. Umfragebasierte
Stimmungsindikatoren haben im November
zum Teil historische Tiefststände erreicht,
oder sie sind nur noch mit denen in der Rezession Anfang der 1990er Jahre erreichten Ni-
-20
-25
-30
2004
2005
2006
2007
2008
Quelle: Europäische Kommission (2008); eigene Berechnungen.
veaus zu vergleichen (Abbildung 16). Der Euroframe-Indikator befindet sich ebenfalls auf
einem historisch extrem niedrigen Niveau
(Abbildung 17). Die Krise betrifft den gesamten Euroraum. In nahezu allen Ländern ist mit
einem Rückgang der gesamtwirtschaftlichen
Produktion zu rechnen, der in einigen Fällen
sogar außergewöhnlich groß sein wird (Tabelle
4). Der Abschwung der Weltkonjunktur trifft
die Exporte, Investitionen werden angesichts
pessimistischer Absatz- und Ertragserwartungen sowie verschärfter Finanzierungskonditionen einbrechen. In einigen Ländern des Euroraums wird auch der private Konsum ange
sichts steigender Arbeitslosigkeit sowie sinkender Vermögenspreise zurückgehen. Die
bisher beschlossenen fiskalischen Maßnahmen zur Konjunkturstützung wirken zwar
stützend; sie sind aber gemessen am Bruttoinlandsprodukt nur von relativ geringem Ge-
INSTITUT FÜR WELTWIRTSCHAFT – PROGNOSE WINTER 2008
Tabelle 4:
Reales Bruttoinlandsprodukt, Verbraucherpreise und Arbeitslosenquote in den EU–Ländern 2008, 2009 und 2010
Gewichta
Bruttoinlandsproduktb
Verbraucherpreiseb,c
Arbeitslosenquoted
2008e
2009e
2010a
2008e
2009e
2010a
2008e
2009e
2010a
Deutschland
Frankreich
Italien
Spanien
Niederlande
Belgien
Griechenland
Österreich
Irland
Finnland
Portugal
Slowakei
Luxemburg
Slowenien
Zypern
Malta
19,6
15,2
12,4
8,5
4,6
2,7
2,2
1,8
1,5
1,4
1,3
0,4
0,3
0,3
0,1
0,0
1,5
0,8
–0,5
1,1
2,1
1,4
3,2
1,7
–1,8
2,0
0,5
7,1
2,1
4,1
3,5
2,4
–2,7
–2,5
–3,4
–3,2
–2,2
–2,5
–1,9
–2,6
–2,8
–0,7
–2,5
1,8
–2,5
–1,8
0,4
0,3
0,3
0,2
–0,4
–0,3
0,6
0,2
0,2
0,7
0,0
0,8
0,1
3,0
0,2
0,1
1,2
1,4
2,7
3,3
3,5
4,4
2,3
4,6
4,4
3,3
3,1
4,0
2,8
3,7
4,3
5,8
4,3
3,4
0,7
0,7
1,3
1,0
0,8
0,7
1,6
0,7
0,6
1,2
0,6
2,0
0,2
0,8
1,7
1,2
0,9
1,2
1,9
2,1
1,3
1,2
2,4
1,0
1,1
1,9
1,2
1,9
1,0
2,9
2,2
2,1
7,1
7,9
7,1
11,5
3,1
6,9
7,8
4,9
6,0
6,3
7,8
10,2
4,6
4,5
3,9
6,4
8,1
8,9
8,5
13,7
4,3
8,1
8,6
6,0
7,9
7,2
8,9
10,8
5,9
5,4
4,4
6,8
8,8
9,4
9,2
14,2
4,7
8,7
9,0
6,5
7,7
7,4
9,3
11,2
6,1
5,9
4,5
6,9
Vereinigtes Königreich
Schweden
Polen
Dänemark
Tschechien
Ungarn
Rumänien
Litauen
Bulgarien
Lettland
Estland
16,5
2,7
2,3
1,8
1,0
0,8
0,8
0,2
0,2
0,2
0,1
0,8
0,8
5,3
0,2
4,5
1,2
6,2
5,0
4,8
0,5
–2,0
–2,3
–0,6
1,5
–2,4
0,3
–4,0
3,8
–0,6
1,1
–2,4
–3,5
–0,4
0,5
2,0
0,0
1,8
–1,2
4,0
1,4
2,0
–0,5
–0,5
3,6
3,4
4,2
3,6
6,3
6,3
7,7
10,9
12,2
15,4
10,6
1,8
1,2
2,8
2,0
2,3
4,0
5,8
7,5
7,8
8,0
6,2
1,0
1,0
2,5
1,6
2,1
2,2
5,0
6,5
6,0
6,0
4,5
5,7
6,1
7,7
3,1
4,4
7,8
6,0
4,7
5,7
6,5
5,7
7,5
7,1
8,5
3,5
5,0
9,0
6,4
5,7
6,1
7,8
9,2
8,8
7,5
9,3
3,7
5,2
9,5
6,5
6,1
6,5
8,7
10,4
Europäische Union
99,6
1,2
–2,3
0,2
3,5
1,2
1,4
7,4
8,7
9,4
Nachrichtlich:
Europäische Union 15
Beitrittsländerf
Euroraum
Euroraum ohne Deutschland
91,0
6,5
72,3
52,8
1,0
4,5
0,9
0,8
–2,5
0,5
–2,7
–2,7
0,1
1,7
0,1
0,0
3,4
6,2
3,3
3,5
1,1
3,6
0,9
0,9
1,3
3,1
1,4
1,6
7,4
6,7
7,4
7,5
8,8
7,5
8,7
8,8
9,5
8,0
9,2
9,3
aAuf der Grundlage des Bruttoinlandsprodukts zu Preisen und Wechselkursen von 2007 (Prozent). — bVeränderung gegenüber dem
Vorjahr (Prozent). — cHarmonisierter Verbraucherpreisindex (HVPI). — dStandardisierte Arbeitslosenquote (Prozent) nach dem ILO–
Konzept. Ländergruppen gewichtet auf der Grundlage der Erwerbspersonenzahl von 2007. — ePrognose. — fSeit 2004.
Quelle: Eurostat (2008); OECD (2008a); eigene Berechnungen und Prognosen.
INSTITUT FÜR WELTWIRTSCHAFT – PROGNOSE WINTER 2008
Kasten 1:
Maßnahmen der Politik zur Krisenbewältigung in großen Ländern der Europäischen Union
Als Reaktion auf die Zuspitzung der Finanzmarktkrise ergriffen die Regierungen vieler europäischer Länder im
Herbst 2008 zunächst Maßnahmen, mit denen das Finanzsystem gestärkt und das Vertrauen im Bankensektor
wieder hergestellt werden soll. Diese umfassen Schritte zur Rekapitalisierung der Banken und zur Liquiditätssicherung durch Stärkung des Interbankenhandels über Bürgschaften oder durch direkte langfristige Kredite an Banken,
etwa im Falle von Frankreich und den Niederlanden. In einigen Ländern wurden auch die staatlichen Garantien für
Spareinlagen (Einlagensicherung) erhöht, um einem panikartigen Abzug von Einlagen (Bank Run) vorzubeugen
(Tabelle K1-1).
Tabelle K1-1: Nationale Programme zur Stabilisierung des Finanzsystems
Rekapitalisierung
Bürgschaften / Kredite
Deutschland
Bis zu 80 Mrd. Euro
Bürgschaften im Wert von bis zu
400 Mrd. Euro
Vereinigtes
Beteiligung an Großbanken im
Bürgschaften im Wert von bis zu
Königreich
Umfang von bis zu 50 Mrd. Pfund 500 Mrd. Pfund
Frankreich
Bis zu 40 Mrd. Euro
Zwischen 100 und 115 Mrd. Euro
langfristige Kredite an Banken;
Bürgschaften in Einzelfällen
Italien
Programm zu Erwerb problemaGenerell sind Bürgschaften an
tischer Wertpapiere: bis zu 40
Banken möglich, es wurde noch
Mrd. Euro angekündigt
keine Summe eingestellt.
Spanien
Programm zum Erwerb
Bürgschaften im Wert von bis zu
problematischer Wertpapiere: bis
100 Mrd. Euro
zu 50 Mrd. Euro
Niederlande
Staatliche BeteiligungsgesellBürgschaften im Wert von bis zu
schaft mit 20 Mrd. Euro
200 Mrd. Euro; Niederländische
Zentralbank vergibt zusätzliche
Kredite
Einlagensicherung
100 % Garantie
Von 35.000 auf 50.000
Pfund erhöht
–
–
Auf 100.000 Euro erhöht
Auf 100.000 Euro erhöht
Quelle: Banco de Espana (2008); EIU (2008).
Die Art und der Umfang der Maßnahmen variieren zwischen den Ländern, auch in Abhängigkeit davon, wie
stark die nationalen Banken von der Finanzmarktkrise betroffen sind. Vergleichsweise günstig stehen offenbar die
italienischen Banken da. Staatliche Hilfen in Form von Bürgschaften wurden zwar in Aussicht gestellt, bisher aber
noch nicht in Anspruch genommen. Besonders kritisch ist die Lage demgegenüber im Vereinigten Königreich. Hier
hat der Staat bereits in beträchtlichem Umfang Anteile dreier Großbanken erworben und ihnen auf diese Weise
Eigenkapital von 37 Mrd. Pfund zugeführt; weitere 13 Mrd. Pfund stehen für zusätzliche Maßnahmen bereit. Außerdem wurde ein Bürgschaftsrahmen in der Größenordnung von 500 Mrd. Pfund eingerichtet. Sehr intensiv sind die
Bemühungen auch in den Niederlanden, wo das Bankensystem ebenfalls stark durch die Finanzkrise betroffen ist.
So wurden die niederländischen Teile des Instituts Fortis sowie die Großbank ABN Amro verstaatlicht bzw. teilverstaatlicht und erhebliche Mittel zur Liquiditätssicherung sowie Rekapitalisierung zur Verfügung gestellt, die zum Teil
bereits im Oktober abgerufen wurden. In Frankreich ist der Kern des Programms zur Stützung des Finanzsektors
die Gewährung langfristiger Kredite durch einen neu initiierten Sonderfonds. Die ursprünglich dafür vorgesehene
Summe von 320 Mrd. Euro wurde inzwischen auf etwa 100 bis 115 Mrd. Euro korrigiert, um Finanzierungsschwierigkeiten für den Sonderfonds zu vermeiden.
Nachdem sich in den vergangenen Monaten die konjunkturellen Aussichten drastisch verschlechtert haben, reagiert die Wirtschaftspolitik in Europa auch mit verschiedenen Maßnahmen zur Stützung der Konjunktur. So hat der
Europäische Rat ein Konjunkturprogramm mit einem Umfang von 200 Mrd. Euro, dies entspricht 1,3 Prozent des
Bruttoinlandsprodukts, beschlossen. Dabei sind lediglich 30 Mrd. Euro davon Mittel der EU (zusätzliche Ausgaben
im Rahmen des EU-Haushalts sowie vor allem zusätzliche Kredite der Europäischen Investitionsbank). Der weit
überwiegende Teil von 170 Mrd. Euro besteht aus nationalen Maßnahmen, welche hinsichtlich ihres voraussichtlichen Konjunkturimpulses von sehr unterschiedlicher Qualität sind. Es handelt sich bei zahlreichen der enthaltenen
Maßnahmen um bereits laufenden Programme oder deren Fortsetzung. So zählt die italienische Regierung reguläre Mittel der Europäischen Strukturförderung zum nationalen Konjunkturprogramm hinzu, oder rechnet die niederländische Regierung den Verzicht auf eine zunächst beabsichtigte Anhebung der Umsatzsteuersätze als Konjunkturimpuls. Ferner bestehen viele der nationalen und europäischen Maßnahmen in staatlichen Kreditprogrammen für Unternehmen und Privatpersonen, bei denen es fraglich ist, inwieweit sie zu zusätzlicher Nachfrage führen
und bei denen im Wesentlichen nur die Zinssubventionen budgetwirksam werden. Das Kreditvolumen in voller
Höhe als fiskalischen Stimulus zu bezeichnen wäre deswegen übertrieben.
18
WELTKONJUNKTUR AUF TALFAHRT
Die Analyse der nach dem 1. September 2008 beschlossenen bzw. vor der Verabschiedung stehenden Konjunkturprogramme der 13 größten Länder der Europäischen Union zeigt, dass mit den bisher vorgelegten Maßnahmen im Jahr 2009 ein direkter fiskalischer Impuls durch Ausgabenprogramme, etwa für zusätzliche Investitionen, und Steuersenkungen in Höhe von lediglich 0,64 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erreicht, die von der Europäischen Kommission angestrebte Größenordnung von 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts also deutlich
unterschritten wird (Saha und von Weizsäcker 2008). Hinzu kommen in einer Reihe von Ländern Kreditprogramme
in teilweise beträchtlichem Umfang, die gerade in der derzeitigen Finanzmarktlage von besonderer Bedeutung sein
können. Es ist jedoch unklar, welchen zusätzlichen fiskalischen Impuls diese Programme darstellen. Eine vollständige Anrechung wäre, wie bereits erwähnt, unsachgemäß. Tabelle K1-2 liefert eine Übersicht der beschlossenen
Maßnahmen für die sechs größten Länder der EU.
Tabelle K1-2:
Steuersenkungen und Investitionen
Kreditprogramme und ähnliches
Milliarden €
Prozent am BIP
Milliarden €
Prozent am BIP
a
93,00
0,64
173,15
1,32
EU insgesamt
EU Kommission
9,30
0,07
18,50
0,14
14,81
0,58
21,80
0,85
Deutschlandb
Vereinigtes Königreich
17,06
1,01
0,0
0,0
Frankreich
14,30
0,72
52,7
2,64
Italien
–0,26
–0,02
0,0
0,0
Spanien
12,31
1,10
48,28
4,32
Niederlande
1,30
0,21
0,0
0,0
a
Basierend auf den 13 größten Ländern und den Maßnahmen der Gemeinschaft. — bOhne Maßnahmen der Länder.
Quelle: Saha und von Weizsäcker (2008: 2).
Zu den Ländern im Einzelnen: Im Vereinigten Königreich wurde eine auf ein Jahr befristete Senkung des Umsatzsteuersatzes von 17,5 auf 15 Prozent beschlossen, was den Löwenanteil des dortigen Konjunkturprogramms
ausmacht. Ferner sollen für 2010 geplante Investitionsausgaben in einem Volumen von etwa 2,4 Mrd. Euro vorgezogen werden. In Frankreich wurden ein Investitionsprogramm zum Ausbau der öffentlichen Infrastruktur und ein
Subventionsprogramm für private Bauinvestitionen aufgelegt. Ferner sollen staatliche Unternehmen wie die Bahn
zusätzliche Investitionen im Wert von 4 Mrd. Euro tätigen. Die Investitionsprogramme werden von verschiedenen
Kreditprogrammen insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen begleitet. In Italien, wo die Regierung ein 80 Mrd. Euro -Paket ankündigte, ist der direkte fiskalische Impuls sogar negativ. Zwar gibt es einige zusätzliche Maßnahmen, wie ein Konsumprogramm für Haushalte mit niedrigen Einkommen im Umfang von 2,4 Mrd.
Euro, doch werden gleichzeitig Steuern erhöht. Die spanische Regierung hat bereits im April und August 2008
milliardenschwere Maßnahmen zur Stützung der Konjunktur mit Investitionen und Einkommensteuergutschriften im
Umfang von etwa 1 Prozent des BIP initiiert, die in dieser Darstellung nicht berücksichtigt sind. Nun folgt ein weiteres Konjunkturprogramm beträchtlicher Größe, das aus öffentlichen Investitionen sowie Beihilfen für Beschäftigung
und einzelne Industrien, wie der Autoindustrie, besteht. Die Niederlande haben bislang nur ein relativ kleines Konjunkturprogramm aufgelegt, welches im Wesentlichen versucht, die Investitionen durch verbesserte Abschreibungsmöglichkeiten anzuregen. Die in Deutschland geplanten Maßnahmen werden in Boss et al. (2008) dargestellt. Die
dortige Darstellung erfasst auch Vorgänge, die in Saha und von Weizsäcker (2008) noch nicht berücksichtigt werden konnten, wie die jüngsten Änderungen zur Entfernungspauschale.
wicht (Kasten 1). Selbst in Spanien, wo vergleichsweise umfangreiche Programme aufgelegt wurden, wird eine tiefe Rezession wohl
nicht verhindert werden können. Auch andere
positive Faktoren, wie sinkende Energiepreise
und Zinsen, werden wegen der Massivität der
adversen Schocks keine schnelle konjunkturelle Belebung bewirken. Im Jahr 2009 wird
das Bruttoinlandsprodukt voraussichtlich um
2,7 Prozent zurückgehen; im Jahr 2010 dürfte
es geringfügig steigen (Tabelle 5).
19
INSTITUT FÜR WELTWIRTSCHAFT – PROGNOSE WINTER 2008
Abbildung 17:
EUROFRAME-Indikator und reales Bruttoinlandsprodukt im
Euroraum 1992–2009a,b
5,0
Produktionseinbruch im
Vereinigten Königreich
Prozent
4,0
3,0
2,0
1,0
0,0
Bruttoinlandsprodukt
-1,0
-2,0
1992
1995
1998
2001
Indikator
2004
2007
aReal. — bVeränderung gegenüber dem Vorjahr.
Quelle: Eurostat (2008); EUROFRAME (2008).
Tabelle 5:
Eckdaten zur Konjunktur im Euroraum 2007–2010
2007
Bruttoinlandsproduktb
Inlandsnachfrageb
Privater Verbrauch
Staatsverbrauch
Anlageinvestitionen
Lagerinvestitionenc,d
Außenbeitragd
Exporteb
Importeb
Verbraucherpreisee
Arbeitslosenquotef
Leistungsbilanzsaldog
Budgetsaldog
2,6
2,3
1,6
2,3
4,2
–0,1
0,4
5,9
5,4
2,2
8,3
0,0
–0,7
2008a 2009a
0,9
0,8
0,3
2,0
1,4
0,0
0,0
2,9
2,7
3,3
7,4
0,1
–1,5
–2,7
–2,3
–1,2
2,6
–4,8
–1,1
–0,5
–3,7
–2,7
0,9
8,7
–0,3
–3,0
2010a
0,1
0,5
0,1
1,6
–1,1
0,4
–0,4
1,8
2,8
1,4
9,3
–0,4
–1,9
aPrognose. — bReal, Veränderung gegenüber dem Vorjahr in
Prozent. — cPrivater Sektor. — dVeränderung in Prozent des
realen Bruttoinlandsproduktes des Vorjahres. — eHarmonisier-
Das Vereinigte Königreich befindet sich nach
einer nahezu 15 Jahre währenden Phase kräftiger Expansion in einer Rezession. Nach einer
Stagnation im zweiten Quartal 2008
schrumpfte das reale Bruttoinlandsprodukt im
dritten Quartal mit einer laufenden Jahresrate
von 2,1 Prozent (Abbildung 18). Nahezu alle
Indikatoren deuten daraufhin, dass sich die
Talfahrt gegen Jahresende nochmals beschleunigt hat. Der Rückgang, der im Sommerhalbjahr sowohl beim privaten Konsum
als auch – und zwar sehr ausgeprägt – bei den
privaten Investitionen zu verzeichnen war,
dürfte angehalten haben. Die Stimmungsindikatoren sowohl auf der Verbraucher- wie auf
der Unternehmensebene sind nochmals stark
gesunken. Der Immobilienmarkt hat sich
weiter drastisch abgeschwächt: Die Häuserpreise liegen inzwischen 15 Prozent unter ihren Höchstständen von vor einem Jahr, und
die Zahl der zum Zwecke von Hauskäufen abgeschlossenen Hypotheken ist auf ein historisches Tief gesunken. Auch auf dem Arbeitsmarkt ist der Abschwung inzwischen sichtbar;
die Beschäftigung sinkt und die Arbeitslosenquote näherte sich zuletzt der 6 ProzentMarke.
Abbildung 18:
Konjunktur im Vereinigten Königreich 2004–2008a
8
ter Verbraucherpreisindex (HVPI); Veränderung gegenüber dem
Vorjahr. — fIn Prozent der Erwerbspersonen. — gIn Prozent
des nominalen Bruttoinlandsprodukts.
6
Quelle: Eurostat (2008); eigene Berechnungen und Prognosen.
2
Prozent
Inländische Verwendung
4
0
-2
-4
Bruttoinlandsprodukt
2004
2005
2006
2007
aReal,
saisonbereinigt, Veränderung
Vorquartal auf Jahresrate hochgerechnet.
Quelle: Office for National Statistics (2008).
20
2008
gegenüber
dem
WELTKONJUNKTUR AUF TALFAHRT
Die britische Regierung hat auf die Zuspitzung der Finanzmarktkrise mit einer Reihe
von Schritten reagiert, die den Verlust des
Vertrauens in den Bankensektor stoppen sollen, darunter die Verstaatlichung zweier Hypothekenbanken und die Bereitstellung von
50 Mrd Pfund zur Rekapitalisierung von Banken. Die Bank von England unterstützte diese
Maßnahmen durch Zuführung von Liquidität
in den Interbankenmarkt und die Akzeptanz
problematischer Finanztitel im Tausch gegen
Schatzwechsel. Gleichwohl ist es auch im Vereinigten Königreich bislang nicht zu einer
Normalisierung im Interbankengeschäft gekommen. Angesichts der drastischen Verschlechterung der konjunkturellen Aussichten
senkte die Notenbank ihre Zinsen in einem
bislang nicht gesehenen Tempo von 4,5 Prozent Anfang Oktober auf 2 Prozent Anfang Dezember. Nach der Inflationsprojektion der
Bank von England ist ein rascher Rückgang
der Inflationsrate (HVPI), die im September
mit 5,2 Prozent einen Höhepunkt erreichte,
auf unter 2 Prozent zu erwarten. Bei diesem
Ausblick und der anhaltenden konjunkturellen Abwärtsdynamik rechnen wir mit einer
weiteren Rückführung der Leitzinsen auf 1
Prozent bis zum Frühjahr 2009, ein Niveau,
das dann bis weit in das Jahr 2010 hinein Bestand haben dürfte.
Die britische Regierung hat angesichts der
krisenhaften Entwicklungen in der Wirtschaft
ihre fiskalischen Regeln außer Kraft gesetzt
und nimmt eine drastisch steigende Neuverschuldung in Kauf, um über die konjunkturbedingte Verschlechterung der Staatsfinanzen
hinaus den Finanzmarkt zu stabilisieren und
der Konjunktur Impulse zu geben. Das Budgetdefizit dürfte sich im kommenden Jahr auf
über 8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts
belaufen, nach knapp 5 Prozent im Jahr 2008
(Tabelle 6). Der Anstieg ist zum überwiegenden Teil konjunkturbedingt und Folge der
Maßnahmen zur Stützung des Bankensektors.
Das Konjunkturpaket zur Stützung der Nachfrage, welches insbesondere eine auf das
kommende Jahr befristete Senkung des
Mehrwertsteuersatzes von 17,5 auf 15 Prozent
vorsieht, macht dabei lediglich eine Größen-
ordnung von rund 1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus.
Tabelle 6:
Eckdaten zur Konjunktur im Vereinigten Königreich 2007–2010
Bruttoinlandsproduktb
Inlandsnachfrage
Privater Verbrauch
Staatsverbrauch
Anlageinvestitionen
Lagerinvestitionenc
Außenbeitragc
Exporte
Importe
Verbraucherpreised
Arbeitslosenquotee
Leistungsbilanzsaldof
Budgetsaldof
2007
2008a
2009a
2010a
3,0
3,7
3,0
1,8
7,1
0,2
–0,7
–4,5
–1,9
2,3
5,3
–4,3
–3,0
0,8
0,7
1,8
2,5
–4,3
–0,3
0,0
1,0
0,8
3,6
5,7
–2,8
–4,8
–2,3
–2,5
–2,2
2,6
–9,3
–0,1
0,3
–2,0
–2,6
1,8
7,5
–2,0
–8,7
–0,4
–0,5
–1,1
2,1
–1,7
0,0
0,3
0,6
0,2
1,0
8,8
–1,5
–7,0
aPrognose. — bReal; Veränderung gegenüber Vorjahr in Prozent. — cVeränderung in Prozent des realen Bruttoinlandsproduktes des Vorjahres. — dHarmonisierter Verbraucherpreisindex (HVPI). — eIn Prozent der Erwerbspersonen. — fIn Prozent
des nominalen Bruttoinlandsprodukts.
Quelle: Office for National Statistics (2008); eigene Prognosen.
Die Schärfe des Abschwungs erinnert an die
tiefe Rezession zu Beginn der 1990er Jahre.
Ähnlich wie damals geht der wirtschaftliche
Einbruch mit dem Platzen einer Immobilienpreisblase einher. Die damit verbundenen negativen Vermögenseffekte haben eine Korrektur des Niveaus beim privaten Konsum zur
Folge; die Anregungen durch die Senkung der
Mehrwertsteuer können den Rückgang wohl
nur dämpfen. Anders als zu Beginn der 1990er
Jahre sind die Realzinsen zwar niedrig, was es
erleichtert, die Hypotheken zu bedienen. Verschärft wird die Situation jedoch durch die Finanzmarktkrise, die das Vereinigte Königreich
mit London als wichtigstem Weltfinanzzentrum in besonderem Maße trifft, sowie durch
die ausgeprägte Synchronität des weltweiten
Abschwungs, die es der britischen Wirtschaft
erschwert, wechselkursbedingte Gewinne an
Wettbewerbsfähigkeit in Exportzuwächse umzusetzen.
Vor diesem Hintergrunderwarten wir für
das erste Halbjahr 2009 ein ungebremstes
21
INSTITUT FÜR WELTWIRTSCHAFT – PROGNOSE WINTER 2008
Schrumpfen des realen Bruttoinlandsprodukts
mit Raten annualisiert von rund 3 Prozent.
Die expansive Geldpolitik wird ihre Wirkung
voraussichtlich nur allmählich entfalten, und
die Produktion dürfte auch im zweiten Halbjahr wohl noch zurückgehen, wenn auch mit
vermindertem Tempo. Erst für den Verlauf
von 2010 rechnen wir wieder mit Zuwachsraten bei der gesamtwirtschaftlichen Produktion, doch wird das Bruttoinlandsprodukt im
Jahresdurchschnitt wohl sein Vorjahresniveau
abermals unterschreiten. Bei dieser Entwicklung wird die Arbeitslosigkeit im Prognosezeitraum drastisch auf eine Rate von rund 9
Prozent steigen. Die Inflationsrate bildet sich
rasch zurück und dürfte 2010 nur noch bei 1
Prozent liegen.
Abbildung 19:
Bruttoinlandsprodukt und Industrieproduktion in den Beitrittsländern
zur EU 2004–2008a
20
Prozent
Industrieproduktion
15
10
5
0
Bruttoinlandsprodukt
-5
-10
2004
2005
2006
2007
2008
aReal, saisonbereinigt, Veränderung gegenüber dem Vorquartal auf Jahresrate hochgerechnet.
Quelle: Eurostat (2008); eigene Berechnungen.
Abschwung erfasst auch die neuen
Mitgliedsländer der EU
Die Konjunktur in den neuen Mitgliedsländern der EU zeigte sich im Jahr 2008 bis zum
Herbst insgesamt ausgesprochen robust. Das
reale Bruttoinlandsprodukt der Region expandierte nur wenig verlangsamt mit einer
laufenden Jahresrate von knapp 5 Prozent
(Abbildung 19). Allerdings war die Entwicklung zunehmend differenziert. Während die
gesamtwirtschaftliche Aktivität in Polen,
Tschechien und der Slowakei, aber auch in
Rumänien und Bulgarien, gestützt vor allem
durch die Binnennachfrage, weiter kräftig zunahm, schwächte sich die Konjunktur in Ungarn und vor allem in den baltischen Staaten,
wo offenbar eine Korrektur der ausgeprägten
makroökonomischen Ungleichgewichte eingesetzt hat, stark ab. Während die gesamtwirtschaftliche Produktion in den neuen Mitgliedsländern bis zuletzt noch deutlich zulegte,
brach die Industrieproduktion im dritten
Quartal ein, wohl ein Reflex der Abkühlung
der Konjunktur im Ausland, insbesondere in
Westeuropa.
22
Die Inflation hat in den neuen Mitgliedsländern seit 2006, getrieben von den Energieund Nahrungsmittelpreisen, zunehmend aber
auch von steigenden Lohnabschlüssen und
steigenden Gewinnspannen, erheblich zugelegt. In den meisten Ländern lag sie Mitte
2008 zwischen 5 und 10 Prozent, in den baltischen Ländern und in Bulgarien sogar deutlich darüber. Auf den steigenden Inflationsdruck reagierten die Notenbanken der Länder,
deren Währungen nicht fest an den Euro gebunden sind, bis in den Herbst mit Zinsanhebungen, die im Fall von Ungarn, wo der Forint
zeitweilig massiv unter Abwertungsdruck
kam, sogar deutlich ausfielen.8 In den vergangenen Wochen begannen die Notenbanken
allerdings unter dem Eindruck sich verdüsternder Konjunkturaussichten und rückläufiger Inflationsraten damit, ihre Zinsen wieder
zu senken. Wir erwarten, dass die Notenbankzinsen im Verlauf des kommenden Jahres
weiter deutlich reduziert werden.
Trotz einer spürbar lockereren Geldpolitik
wird sich der Produktionsanstieg in den neuen
Mitgliedsländern im kommenden Jahr stark
____________________
8 Das ungarische Finanzsystem musste zusätzlich
durch internationale Notfallkredite, etwa vom IWF,
gestützt werden.
WELTKONJUNKTUR AUF TALFAHRT
abschwächen. Für die baltischen Staaten und
für Ungarn erwarten wir sogar eine tiefe Rezession; die binnenwirtschaftlichen Konsolidierungsprozesse bei Unternehmen und Haushalten werden wohl zu einer deutlichen
Schrumpfung der gesamtwirtschaftlichen Produktion führen. Stark getroffen werden die
mittel- und osteuropäischen neuen Mitgliedsländer auch von der Krise in der Automobilindustrie, die besonders in Tschechien, der Slowakei und Ungarn eine große gesamtwirtschaftliche Bedeutung hat. Für 2009 rechnen
wir damit, dass das reale Bruttoinlandsprodukt in den neuen Mitgliedsländern insgesamt
kaum mehr als stagniert. Für 2010 rechnen
wir mit einer nur moderaten Erholung.
Abbildung 20:
Reales Bruttoinlandsprodukt und Industrieproduktion in
verschiedenen Ländern 2004—2008a
Chinab
20
Prozent
Industrieproduktion
15
10
5
Bruttoinlandsprodukt
0
-5
-10
Indien
20
15
10
5
Schwellenländer im Sog der
Finanzkrise
Auch in den Schwellenländern, deren Wirtschaft bis zur Mitte des Jahres noch recht
kräftig expandierte, mehren sich inzwischen
die Anzeichen für eine deutliche konjunkturelle Abkühlung. Die Hoffnung, dass die Wirtschaft in den Schwellenländern, die den Boom
in der Weltwirtschaft in den vergangenen Jahren maßgeblich getragen hatte, ein Gegengewicht zu den in vielen Industrieländern vorherrschenden Rezessionstendenzen würde
bilden können, hat sich zerschlagen. Für die
exportorientierten Volkswirtschaften in Asien
ist die Nachfrageschwäche in den Vereinigten
Staaten und mehr und mehr auch in Europa
und Japan ein nicht zu kompensierender
Nachfrageschock. Hinzu kommt, dass sich das
finanzielle Umfeld stark eingetrübt hat. Die
über die vergangenen drei Jahre extrem niedrigen Risikoprämien auf Anleihen aus
Schwellenländern sind seit Ausbruch der Finanzmarktkrise und vor allem mit ihrer Zuspitzung im Herbst dieses Jahres stark gestiegen (Abbildung 20). Gleichzeitig sind die Aktienkurse in den Schwellenländern auf breiter
0
-5
-10
20
Übriges Asienc
15
10
5
0
-5
-10
20
Lateinamerika
15
10
5
0
-5
-10
2004
2005
2006
2007
2008
aReal, saisonbereinigt, Veränderung gegenüber dem Vorquartal auf Jahresrate hochgerechnet. — bQuartalswerte basierend auf Abeysinghe (2007), fortgeschrieben mit Vorjahresvergleich der amtlichen chinesischen Statistik. — cGewichteter
Durchschnitt für Indonesien, Thailand, Malaysia, Singapur,
Südkorea, Taiwan, Philippinen und Hongkong.
Quelle: Eurostat (2008); Abeysinghe (2007); Nationale statistische Ämter; eigene Berechnungen.
23
INSTITUT FÜR WELTWIRTSCHAFT – PROGNOSE WINTER 2008
Front eingebrochen. Zuletzt kam es vielfach
auch zu einem erheblichen Abfluss von Kapital, und die Währungen werteten zum Teil
drastisch ab, obwohl in beträchtlichem Umfang Devisenreserven zur Stützung eingesetzt
wurden. Schließlich werden viele Schwellenländer durch den Einbruch der Rohstoffpreise
empfindlich getroffen, schrumpfen doch die
Exporterlöse in einer Reihe von Ländern dramatisch. Bei diesen Rahmenbedingungen erwarten wir, dass der Produktionsanstieg in
den Schwellenländern im Prognosezeitraum
erheblich an Fahrt verliert; für eine Reihe von
Ländern halten wir sogar einen Rückgang des
Bruttoinlandsprodukts für wahrscheinlich.
In China zeichnet sich eine starke konjunkturelle Verlangsamung ab. Nachdem das
Bruttoinlandsprodukt im ersten Halbjahr
2008 noch recht kräftig mit Raten nahe 10
Prozent ausgeweitet worden war, verlangsamte sich der Produktionsanstieg nach der
Jahresmitte spürbar. Für das vierte Quartal
deuten Indikatoren wie Industrieproduktion,
Energieverbrauch oder die Leistung im Transportsektor sogar auf eine Schrumpfung der
gesamtwirtschaftlichen Produktion im Vergleich zum Vorquartal hin; das Das Bruttoinlandsprodukt dürfte gegen Jahresende nur
noch um 6 bis 7 Prozent höher gewesen sein
als ein Jahr zuvor. Maßgeblich für die konjunkturelle Abschwächung ist zum einen ein
Einbruch bei den Exporten, die im November
2008 ihr Vorjahresniveau unterschritten,
nachdem sie bis Sommer dieses Jahres über
lange Zeit mit Raten von mehr als 20 Prozent
zugenommen hatten. Zum anderen hat sich
der Anstieg der Investitionen erheblich abgeschwächt. Vor allem die Zunahme der Investitionen in Wohn- und Geschäftsgebäude ist
nahezu zum Stillstand gekommen, nachdem
der Immobilienboom zum Ende gekommen ist
und die Immobilienpreise im gesamten Land,
vor allem aber in den Küstenregionen rückläufig ist (OECD 2008b: 218). Zusammen mit
dem drastischen Verfall der Aktienkurse ergibt sich ein beträchtlicher Vermögensverlust
für private Haushalte und Unternehmen, dessen Wirkung aufgrund fehlender historischer
Beobachtungen nur schwer abzuschätzen ist.
24
In jedem Fall scheint sich die chinesische
Wirtschaft derzeit weit stärker abzukühlen, als
es der Regierung lieb ist, die nach Jahren des
Booms durchaus auf eine moderatere Konjunktur hingewirkt hatte. Deshalb die Politik
begonnen Maßnahmen zu ergreifen, um die
Nachfrage anzuregen. Neben einer spürbaren
monetären Lockerung setzt die Regierung vor
allem auf fiskalische Impulse. Sie plant eine
drastische Ausweitung der Infrastrukturinvestitionen und zusätzliche Sozialausgaben
und hat zudem steuerliche Anreize für Investitionen sowie die Erstattung von Exportsteuern auf bestimmte Produkte vorgesehen.
Trotz der beachtlichen wirtschaftspolitischen Impulse halten wir es für wahrscheinlich, dass die Zuwachsrate des realen Bruttoinlandsprodukts 2009 und 2010 in der Größenordnung von 6 Prozent und damit auf dem
niedrigsten Niveau seit 18 Jahren liegen wird
(Tabelle 7). Dies liegt zum einen daran, dass
die chinesische Wirtschaft in relativ hohem
Maße exportgetrieben war und von der
Schwäche der Auslandskonjunktur stark getroffen wird. Zum anderen ist zu bedenken,
dass die Produktionskapazitäten bei der gegenwärtigen Investitionsquote von 40 Prozent
weiter rasch zunehmen werden und mit ihnen
Überkapazitäten, die vor allem in der Industrie eine längere Investitionszurückhaltung
erwarten lassen. Eine zunehmende Arbeitslosigkeit und zunehmender Druck auf die Löhne
dürfte einer rascheren Ausweitung des privaten Konsums entgegen stehen, so dass wir für
die chinesische Wirtschaft eine länger konjunkturelle Schwächeperiode für wahrscheinlich halten.
In den übrigen ostasiatischen Schwellenländern hat sich die Konjunktur im Verlauf
dieses Jahres kontinuierlich verlangsamt. Waren zunächst vor allem die bremsenden Wirkungen des Rohstoffpreisanstiegs maßgeblich,
machte sich im Verlauf des Jahres zunehmend
die Abschwächung der Weltkonjunktur bemerkbar. Besonders schwach expandierten die
Länder die – wie etwa Taiwan, Singapur oder
Malaysia – stark auf die Herstellung von
Elektronikprodukten für den Weltmarkt spezialisiert sind, ein Bereich, in dem sich die
INSTITUT FÜR WELTWIRTSCHAFT – PROGNOSE WINTER 2008
Tabelle 7:
Reales Bruttoinlandsprodukt und Verbraucherpreise in der Welt 2007–2010
Gewichta
Weltwirtschaft
darunter:
Industrieländer
China
Lateinamerika
Ostasiend
Indien
Russland
Nachrichtlich:
Welthandelsvolumen
100
55,1
10,9
7,4
6,8
4,6
3,2
Bruttoinlandsproduktb
Verbraucherpreiseb
2007
2008c
2009c
2010c
2007
2008c
2009c
2010c
5,0
3,6
0,4
1,9
4,3
6,4
3,4
3,2
2,5
11,9
5,6
5,8
9,0
8,1
1,0
9,6
4,4
4,4
6,2
6,8
–1,8
5,8
0,3
1,9
4,7
1,5
0,6
6,5
1,6
3,3
5,5
–1,0
2,2
4,8
5,4
3,0
6,4
9,0
3,3
5,5
8,2
6,4
10,1
14,1
0,5
1,2
7,8
3,5
5,8
11,7
1,2
0,5
6,5
3,3
4,2
9,4
5,3
2,8
–2,5
3,0
.
.
.
.
aGewichtet gemäß Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2007 nach Kaufkraftparität. — bVeränderungen gegenüber dem Vorjahr (Prozent). —
cPrognose. — dOhne China und Japan.
Quelle: IMF (2008a); OECD (2008a); eigene Berechnungen und Prognosen.
Nachfrage im Jahresverlauf stark abgekühlt hat.
Für den Prognosezeitraum ist ein weiterer Verlust an konjunktureller Dynamik zu erwarten,
ist die Region doch mit ihrem großen Industrieanteil am Bruttoinlandsprodukt von der weltweiten Konjunkturkrise besonders stark betroffen. Die gesamtwirtschaftliche Produktion
der Region dürfte dank einer expansiven Geldund Fiskalpolitik sowie einer im internationalen
Vergleich offenbar geringen Belastung durch
die Finanzmarktkrise im kommenden Jahr insgesamt dennoch weiter expandieren, wenngleich mit einer Rate, die mit 1,9 Prozent wohl
so schwach sein wird wie seit der Asienkrise im
Jahr 1998 nicht mehr.
In Lateinamerika zeigte sich die Konjunktur
bis zuletzt robust. Nach einem relativ schwachen ersten Quartal nahm die gesamtwirtschaftliche Produktion der Region im Sommerhalbjahr wieder an Fahrt auf; im dritten Quartal
2008 nahm sie im Durchschnitt mit einer laufenden Jahresrate um 5 Prozent. Allerdings
mehren sich am aktuellen Rand die Anzeichen
einer deutlichen konjunkturellen Abkühlung.
So ging die Industrieproduktion in einigen
Ländern jüngst zurück. In Brasilien brachen die
Produktion und der Absatz in der Automobilwirtschaft ein. In Mexiko deuten wichtige Frühindikatoren auf eine scharfe Verlangsamung der
wirtschaftlichen Aktivität hin, und in Argentinien mehren sich die Probleme bei der Finanzierung am internationalen Kapitalmarkt hin.
Für den Prognosezeitraum erwarten wir für
Lateinamerika eine deutlich abgeschwächte
konjunkturelle Dynamik. Neben den negativen
Einflüssen vonseiten der Auslandsnachfrage,
vor allem in den besonders eng mit den Vereinigten Staaten verflochtenen Ländern, wirken
die stark gesunkenen Rohstoffpreise dämpfend.
In einigen besonders stark von Rohstoffeinnahmen abhängigen Ländern könnten als Folge
Probleme bei der Finanzierung des Staatshaushalts entstehen und eine Vertrauenskrise bei
ausländischen Investoren ausgelöst werden,
welche die finanziellen Rahmenbedingungen
für diese Länder weiter verschärfen und die
Wahrscheinlichkeit einer tiefen Rezession erhöhen würde. Insgesamt rechnen wir für Lateinamerika im kommenden Jahr mit einer
Stagnation.
Russland ist in besonderem Maße von Rohstofferlösen abhängig. Der drastische Fall der
Rohstoffpreise hat die Rahmenbedingungen für
die russische Wirtschaft stark verändert. Die
verschlechterten Perspektiven zeigen sich nicht
zuletzt am massiven Kursverfall an der Moskauer Aktienbörse und der Schwäche des Rubel.
Eine Vielzahl von Investitionsprojekten, nicht
INSTITUT FÜR WELTWIRTSCHAFT – PROGNOSE WINTER 2008
zuletzt im Immobiliensektor, wird derzeit fallen
gelassen oder aufgeschoben, da es Finanzierungsprobleme gibt. Der russische Staat dürfte
zwar im Jahr 2008 nochmals einen beträchtlichen Haushaltsüberschuss aufweisen, doch
wird das Budget bei dem hier unterstellten Ölpreis9 wohl ins Defizit rutschen. Dennoch
dürfte die Finanzpolitik bis auf weiteres expansiv ausgerichtet werden, beispielsweise durch
eine – zunächst verschobene – Senkung der
Mehrwertsteuer, stehen doch Mittel aus den aus
Rohstofferlösen angesparten Stabilisierungsfonds zur Finanzierung bereit. Diese Impulse
werden aber nicht stark genug sein, eine erhebliche Abschwächung der wirtschaftlichen Expansion zu verhindern. Wir erwarten, dass das
Bruttoinlandsprodukt im kommenden Jahr nur
noch um 1,5 Prozent zunimmt; für 2010 erscheint aus heutiger Sicht sogar ein Rückgang
der Produktion wahrscheinlich.
Ausblick: Schwerer Einbruch der
Weltkonjunktur
Mit Zuspitzung der Finanzmarktkrise im Herbst
hat der weltwirtschaftliche Abschwung eine
neue Qualität bekommen. Zwar waren viele Indikatoren schon vorher rückläufig; die Abwärtsdynamik verstärkte sich in den Industrieländern seither aber erheblich. Die Auftragseingänge in der Industrie brachen verbreitet ein,
und die Stimmungsindikatoren fielen in zum
Teil atemberaubendem Tempo; sie liegen derzeit bereits auf Rezessionsniveau, ohne dass ein
Ende der Talfahrt absehbar wäre. Auch hat sich
der Abschwung zuletzt offenbar auf die
Schwellenländer ausgedehnt, in denen die
konjunkturelle Expansion zuvor vielfach noch
kräftig war. Alles in allem deuten die Indikatoren auf einen schweren Einbruch der Weltkonjunktur im Winterhalbjahr 2008 und 2009 hin.
____________________
9 Russisches Erdöl ist zumeist relativ schwefelhaltig.
Der Preis etwa der Sorte Ural liegt in der Regel 5 bis
10 Dollar niedriger als der für qualitativ hochwertige
Sorten wie Brent oder WTI.
26
In einer Reihe von Ländern ist der Abschwung Ausdruck der Korrektur von makroökonomischen Ungleichgewichten (insbesondere von Übersteigerungen am Immobilenmarkt), die in der Regel geraume Zeit in Anspruch nehmen und eine konjunkturelle Erholung verzögern (Dovern und Jannsen 2008).
Hinzu kommen die Probleme im Finanzsektor,
die die Finanzierungsbedingungen für die privaten Akteure verschlechtern und die Transmission geldpolitischer Impulse erschweren.
Wir erwarten, dass sich die Situation an den Finanzmärkten ungeachtet der vielfältigen staatlichen Programme zur Stützung des Finanzsektors nur sehr allmählich entspannen wird. Die
zahlreichen und zum Teil durchaus gewichtigen
finanzpolitischen Konjunkturpakete, die in den
vergangenen Monaten verabschiedet wurden
oder für die kommenden Monate in Aussicht
gestellt wurden, werden den Produktionseinbruch zwar dämpfen. Angesichts der starken
bremsenden Faktoren dürfte sich die Weltkonjunktur gleichwohl noch geraume Zeit, voraussichtlich über das gesamte kommende Jahr, auf
Talfahrt befinden und sich anschließend nur
zögerlich beleben.
In den Industrieländern wird sich der konjunkturelle Abschwung in den kommenden
Monaten weiter verstärken. In einer Reihe von
Ländern dürfte es im Winterhalbjahr zu einem
regelrechten Einbruch der Produktion kommen. Darauf deuten die Frühindikatoren sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in Europa hin. In den Vereinigten Staaten geben,
nachdem die inländische Endnachfrage bereits
seit längerem rückläufig ist, nun offenbar auch
die Exporte nach. Im weiteren Prognosezeitraum wird die Konjunktur in der Grundtendenz
schwach bleiben, auch wenn die absehbaren
kräftigen fiskalischen Impulse zeitweise für eine
Belebung von Produktion und Nachfrage sorgen
dürften. Nach einem Rückgang von 1,8 Prozent
im Jahr 2009 könnte sich im Jahresdurchschnitt 2010 ein Zuwachs beim realen Bruttoinlandsprodukt von 0,6 Prozent ergeben (Tabelle 8). Die Europäische Union erlebt den
tiefsten Produktionseinbruch seit ihrem Bestehen. Sowohl im Euroraum als auch im Vereinigten Königreich dürfte das reale Bruttoin
INSTITUT FÜR WELTWIRTSCHAFT – PROGNOSE WINTER 2008
Tabelle 8:
Reales Bruttoinlandsprodukt, Verbraucherpreise und Arbeitslosenquote in den Industrieländern 2008, 2009 und 2010
Gewichta
Bruttoinlandsproduktb
Verbraucherpreiseb,c
Arbeitslosenquoted
2008e
2009e
2010e
2008e
2009e
2010e
2008e
2009e
2010e
44,9
1,1
–2,2
0,2
3,4
1,2
1,4
2,0
2,4
2,5
1,1
1,1
1,9
2,4
–0,9
–0,5
0,6
–0,2
2,4
3,5
0,7
1,2
0,8
1,6
3,5
2,6
4,0
2,9
3,9
3,1
Vereinigte Staaten
Japan
Kanada
37,2
11,8
3,9
1,2
0,1
0,8
–1,5
–1,5
–0,8
1,0
0,6
1,5
3,9
1,4
2,3
–0,3
0,1
1,2
1,6
–0,4
1,3
5,7
4,0
6,0
7,8
4,4
7,4
8,4
4,5
7,6
Länder insgesamt
100,0
1,0
–1,8
0,6
3,3
0,5
1,2
3,6
4,6
4,9
Europäische Union 27
Schweiz
Norwegen
aAuf der Grundlage des Bruttoinlandsprodukts zu Preisen und Wechselkursen von 2007 (Prozent). — bVeränderung gegenüber dem
Vorjahr (Prozent). — cWest– und Mitteleuropa (außer Schweiz): Harmonisierter Verbraucherpreisindex (HVPI). — dStandardisierte
Arbeitslosenquote (Prozent) nach dem ILO–Konzept. Ländergruppen gewichtet auf der Grundlage der Erwerbspersonenzahl von
2007. — ePrognose.
Quelle: Eurostat (2008); OECD (2008a); Statistics Canada (2008a, 2008b); eigene Berechnungen und Prognosen.
landsprodukt 2009 um mehr als 2 Prozent sinken. Die Nachfrage sowohl aus dem Ausland als
auch aus dem Inland nimmt deutlich ab, wobei
in einer Reihe von Ländern zu einem starken
Rückgang der Unternehmensinvestitionen ein
Einbruch im Wohnungsbau hinzu kommt. Für
2010 erwarten wir eine allmähliche Belebung;
im Jahresdurchschnitt dürfte die gesamtwirtschaftliche Produktion stagnieren. Auch die japanische Wirtschaft ist von der weltweiten
Konjunkturschwäche erfasst worden; sie dürfte
2009 um 1,5 Prozent schrumpfen und 2010 nur
leicht zulegen.
Die Aussichten für die Schwellenländer haben sich in den vergangenen Monaten stark
eingetrübt. Der Einbruch in den Industrieländern führt zu einer erheblichen Dämpfung der
Exporte, durch die Neubewertung von Risiken
im Zuge der Finanzmarktkrise haben sich die
finanziellen Rahmenbedingungen verschlechtert, und für viele Schwellenländer bedeutet der
drastische Rückgang der Rohstoffpreise einen
massiven Verlust an Exporterlösen. In China
kommt hinzu, dass es zu Korrekturen von Übersteigerungen an Aktien- und Immobilienmärkten kommt. Hier dürfte die Produktion trotz einer starken Ausweitung der Staatsausgaben
2009 und 2010 mit den geringsten Raten seit
fast 20 Jahren (5,8 bzw. 6,5 Prozent) zuneh-
men. Die Weltwirtschaft insgesamt wird im
Jahr 2009 kaum expandieren. Mit voraussichtlich 0,4 Prozent wird die Zuwachsrate der
Weltproduktion voraussichtlich sogar noch
niedriger ausfallen als im Rezessionsjahr 1982.
Der Welthandel dürfte sogar deutlich schrumpfen.
Die gesamtwirtschaftliche Kapazitätsauslastung wird im Prognosezeitraum weltweit stark
zurück gehen. In der Folge schwächt sich der
Preisauftrieb in den meisten Ländern deutlich
ab. Dank der stark gefallenen Rohstoffpreise
wird die Inflation im Verlauf des kommenden
Jahres in einer Reihe von Ländern vermutlich
sogar negativ werden. Aber auch bereinigt um
die Effekte der zuvor stark gestiegenen Energieund Nahrungsmittelpreise zeichnet sich eine
ausgeprägte Entspannung des Preisklimas ab.
Angesichts der im kommenden Jahr bereits
großen und bis zum Ende des Prognosezeitraums vermutlich weiter steigenden Produktionslücke besteht das Risiko, dass sich ein nachhaltiger Trend zu fallenden Verbraucherpreisen
herausbildet. Eine solche deflationäre Entwicklung würde in einem Umfeld sinkender
Vermögenswerte die konjunkturelle Erholung
weiter erschweren und verzögern, weil die Realzinsen unerwünscht hoch wären und die Last
bestehender Schulden zunähme. Das Deflati-
INSTITUT FÜR WELTWIRTSCHAFT – PROGNOSE WINTER 2008
onsrisiko erscheint aus heutiger Sicht zwar begrenzt, auch weil die Notenbanken eine extrem
expansive Geldpolitik verfolgen. Es kann aber
innerhalb der Industrieländer vor allem für die
Vereinigten Staaten und Japan nicht vernachlässigt werden; innerhalb der Schwellenländer
gilt dies insbesondere für China.
Allgemein ist die Prognoseunsicherheit derzeit ungewöhnlich hoch. Dies liegt nicht zuletzt
an der Finanzmarktkrise, deren Dauer und
Auswirkungen sehr schwer abschätzbar sind.
Trotz erheblicher Anstrengungen der Geldpolitik ist es in diesem Herbst zu der Verschärfung
der Situation gekommen, und auch die nachfolgenden Sanierungsbemühungen haben bislang
noch nicht dazu geführt, dass sich die Lage im
Interbankenhandel wieder normalisiert hat. Für
die Prognose ist unterstellt, dass die Funktion
des Finanzsektors noch geraume Zeit gestört ist
und die monetären Impulse daher nur langsam
wirken, dass sich die Situation aber doch allmählich entspannt. Eine schnelle und durchgreifende Sanierung des Bankensektors ist nach
unserer Einschätzung der Schlüssel für eine rasche und kräftige Erholung der Weltkonjunktur
und könnte zu einer spürbar besseren Entwicklung von Produktion und Nachfrage führen
als im Basisszenario. Sollte sich die Lage im Finanzsektor hingegen gar nicht verbessern oder
es sogar zu einer neuerlichen Schockwelle von
dieser Seite kommen, wäre eine sogar noch
schlechtere realwirtschaftliche Entwicklung zu
erwarten, vor allem dürfte eine konjunkturelle
Belebung in diesem Fall noch länger auf sich
warten lassen.
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