124 AUS DER PRAXIS FÜR DIE PRAXIS R. Luckey1 Präzise Implantatchirurgie für perfekte rot-weiße Ästhetik in der Oberkiefereckzahnregion Die kombinierte ästhetische Rekonstruktion am Übergang vom Frontzahnbereich zum Seitenzahnbereich mit Implantaten und natürlichen Zähnen stellt eine große Herausforderung dar, gerade wenn Metallkeramik und Vollkeramik nebeneinander verarbeitet werden müssen. Zudem führt eine optische Täuschung durch eine orthograd geneigte Kronenachse des Eckzahnes im Verhältnis zur distal geneigten Wurzelachse häufig zur Fehlplatzierung der Implantate in der Prämolarenregion des Oberkiefers mit den Folgen einer unzureichenden Ästhetik bis hin zur Schädigung der Eckzahnwurzel. aus Zirkon ist die anschließende perfekte technische Herstellung erleichtert, selbst wenn in der Nachbarschaft metallkeramische Kronen eingegliedert werden müssen. Fallbericht Der 50-jährige Patient stellte sich mit Einleitung 20° Grad. Die Region der Eckzähne und parodontal und prothetisch insuffizien- der benachbarten ersten Prämolaren tem Zahnersatz im I. Quadranten in Die dentale Implantologie bietet mitt- zeigt von mesial nach distal zunächst unserer Praxis mit dem Wunsch nach lerweile außergewöhnliche Möglich- noch erhebliche Inklinationen des einer festsitzenden Neuversorgung vor. keiten, fehlende Zähne zu ersetzen, zahntragenden Kieferkamms, die in Knochen- und Weichgewebe zu stüt- eine vertikale Ausrichtung nach distal Erkrankung, keine Medikation. Genera- zen und zu erhalten, Funktion wieder wechseln. Die Eckzähne sind in axialer lisierte Parodontitis marginalis profun- herzustellen, Ästhetik zu vermitteln Richtung betrachtet gegenüber dem da, Taschenabszess in Regio 14 mit und langfristig Strukturprophylaxe zu zahntragenden Kieferkammverlauf ro- leichter druckdolenter Wangenschwel- realisieren. Viele weitere Vorteile zei- tiert, so dass die labiale Fläche eher lung. gen sich erst in der Funktionsphase, so nach lateral zeigt. Diese Kombination z. B. die Strukturerhaltung durch Ein- an Faktoren bedingt eine distale Lokali- leitung funktioneller Reize, die Entlas- sation der Eckzahnwurzel in Relation tung der Restzähne, die „einfache zur Kronenachse. In streng lateraler Die prothetisch insuffizient versorgten Abstützung von Zahnersatz“ und die orthograder Sicht zeigen sich die natür- Zähne 13, 14, 15 hatten einen freilie- naturanaloge Form- und Gestaltungs- lichen Zahnachsen der Eckzähne und genden Kronenrand und Lockerungs- möglichkeit. Eigen- der ersten Prämolaren in paralleler, grad IV. Der Gingivalsaum zeigte auf schaften sind insbesondere für Implan- schräg nach distal geneigter Anord- Druckpalpation – Pusentleerung aus tate in der ästhetischen Zone von nung. Ebenso stellt die technische Her- der Parodontaltasche. Der Zahn 14 unabdingbarer Notwendigkeit. Hier stellung der Kronen in dieser Region wurde vor einem halben Jahr in einer muss langfristig das periimplantäre hohe Ansprüche an das Können des kieferchirurgischen Praxis wurzelspit- Hart- und Weichgewebe sicher stabili- Zahntechnikers. Daher ist die Möglich- zenresiziert und mit einer retrograden siert werden, um unabhängig vom keit, auf Implantaten eine vollkerami- Wurzelfüllung versorgt; seitdem kam Ausgangsbefund individuelle, sche Restauration einzugliedern und es immer wieder zu rezidivierenden niveaufordernde Ergebnisqualität zu mit einer metallkeramischen Restaura- Infektionen. erreichen. Ästhetische Kompromisse tion zu kombinieren, ein entscheiden- Die prothetische Versorgung im werden heute von den Patienten nicht der Vorteil in der Praxis. Das Verhalten II. Quadranten sowie im Unterkiefersei- mehr akzeptiert. Letztgenannte eine Guter Allgemeinzustand, keine Intraoraler Befund der Werkstoffe in der Lichtreflexion tenzahnbereich war sechs Jahre alt und Die Eckzähne im Oberkiefer weisen erleichtert das harmonische Anpassen ohne von labial betrachtet eine gerade Kro- der Restauration an vorhandene natür- Patient war hier beschwerdefrei. nen-Wurzel-Achse auf. Im Seitenzahn- liche Zähne oder an benachbarte Kro- Die Schleimhautverhältnisse im bereich differiert diese Achse aber um nen. Mit vollkeramischen Aufbauten I. Quadranten waren bläulich levide pathologischen Befund. Der verdickt, ansonsten bestand eine ausgeprägte Gingivitis aufgrund unzurei1 ■ Implantatzahnklinik – DIG, Richard-Wagner-Str. 28, 30177 Hannover © Deutscher Ärzte-Verlag Köln | zzi | Z Zahnärztl Impl | 2007;23(2) chender Mundhygiene und der vor- 125 R. Luckey | Präzise Implantatchirurgie Abbildung 1 Ausgangssituation in der Frontalansicht der einartikulierten Modelle nach Registrat. Abbildungen 2 und 3 Ausgangssituation Seitenansicht II und III, I und IV Quadrant in Okklusion nach Registrat. (Fotos: R. Luckey) die Mundhygiene sowie eine supraund subgingivale Zahnreinigung umfasste. Der Patient wurde darüber informiert, dass die Zähne 13 bis 15 nicht erhaltungswürdig waren und dass zunächst eine Heilung des akut entzündlichen Stadiums traktionstherapie nach erfolgen Ex- musste. Anschließend sollte das primär defizitäre Knochenverhältnis mit einem autoAbbildung 4 Dokumentation der parodontalen Knochendefizite in allen vier Quadranten. log-orthotropen Knochentransfer in Abbildung 5 Parodontalröntgenbefund des Ausgangsbefundes mit der parodontalen Taschenproblematik von Zahn 17 bis 27 und Zahn 37 bis 47. In der Axialtechnik gleichzeitig darstellbar ist die apikale Osteolyse in Regio 14 und 15. Verbindung mit einem synthetischen Knochenersatzmaterial eingebracht werden, um ein entsprechendes Lager für eine Einzelzahnimplantation herbeizuführen. Zunehmend wurden die alternativen Behandlungs- möglichkeiten diskutiert. Eine handenen Taschenproblematik. Der parodontale Befund zeigte entzündli- festsitzende Zahnstatus: che Taschen von 4 bis 6 mm. Es wurde f ein 1 1 1 1 1 1 1 1 2 2 2 2 2 2 2 2 8 7 6 5 4 3 2 1 1 2 3 4 5 6 7 8 16 nicht in Betracht, da 4 4 4 4 4 4 4 4 3 3 3 3 3 3 3 3 8 7 6 5 4 3 2 1 1 2 3 4 5 6 7 8 erkrankung Röntgenparodontalstatus er- hoben. Die Taschentiefen im I. Quadranten waren 6 bis 9 mm. Die Zähne 13, 14 und 15 hatten einen Lockerungsgrad IV und waren nicht erhaltungswürdig. Die Restbezahnung hat- f k k k Brückenversor- gung kam aufgrund der grok k k b k ßen Spanne von Regio 12 bis k b k f zudem eine parodontale Vordieser Zähne bestand. Eine herausnehmbare Versorgung kam für den Patienten nicht in Betracht. Somit wurde der Behand- te einen Lockerungsgrad II und war im Rahmen einer parodontalen Vor- k Diagnose lungsablauf dahingehend festgelegt, dass zunächst unter antibiotischem und Hauptbehandlung therapierbar. Generalisierte Parodontitis marginalis Schutz die Extraktion und der Kno- profunda mit Klasse II, Befund: redu- chenaufbau stattfinden sollte und nach zierter einer einer Einheilzeit von drei Monaten die Schaltlücke nach Extraktionstherapie Implantation in Kombination mit Das OPG des Ausgangsbefundes zeigte der Zähne 13 bis 15, Angel Klasse I einem geschlossenem Sinuslift (Sum- in Regio 14 ein wurzelspitzenresizierten Relation. merstechnik) durchgeführt werden soll- Röntgenbefund Restzahnbestand mit und retrograd gefüllten Zahn bei te. In der Zwischenzeit sollte der gleichzeitig bestehender hochgradiger Knochenatrophie in Regio 13, 14, 15 Patient eine festsitzende langzeitprovi- Therapie sorische Versorgung tragen, die mög- mit interradikulärer Beteiligung in lich war, weil er den ästhetisch insuffi- Regio 14. Der Zahn 15 war unvollständig wurzelgefüllt. Der Zahn 13 zeigte zienten Zahn 12 überkront haben woll- Behandlungsplanung te, sodass wir ein metallgetragenes mesial eine tiefe parodontale Tasche. Langzeitprovisorium von Zahn 12 auf Nebenbefund: Hochverlagerte Weis- Nach der klinischen Untersuchung 16 in der Einheilzeit inserieren konn- heitszähne in Regio 18 und 28. Prothe- wurde unverzüglich eine parodontale ten. Die Extraktion ohne weitergehen- tisch versorgte Situation mit Brücken Initialbehandlung eingeleitet, die eine de Maßnahmen hätte einen alveolären im III. und IV. Quadranten. eingehende Kollaps und weitere Pneumatisierung klinische Befundung, © Deutscher Ärzte-Verlag Köln | zzi | Z Zahnärztl Impl | 2007;23(2) ■ 126 R. Luckey | Präzise Implantatchirurgie Abbildungen 6 und 7 Okklusalansicht: Oberkiefermodell und Unterkiefermodell, Ausgangssituation. Abbildung 8 Postoperative Röntgenkontrolle mittels OPG mit Implantaten. Als typischer Befund ist beim postoperativen Kontroll-OPG der augmentive Bereich nur schwach darstellbar und der Kieferhöhlenboden noch eindeutig abgrenzbar. Abbildung 10 Detailansicht von palatinal mit Ästhetik-Abutments und Cercon-Abutments. Abbildung 9 Okklusalansicht der Modellsituation mit Ästhetik-Abutments in Regio 15, 16 und Cercon-Einzelzahnabutment in Regio 13 sowie präparierten Zahnstümpfen 12, 16 und 17. Abbildung 11 Detailansicht von vestibulär mit Ästhetik-Abutments und Cercon-Abutments Abbildung 12 Okklusalansicht der ÄsthetikAbutments und das Cercon-EinzelzahnAbutment in situ. der Kieferhöhle hervorgerufen, die Ver- nen Sinusbodenelevation (Summer- mieverfahren hältnisse geschaffen hätten, die eine stechnik) erfolgen. durchgeführt werden kann. Damit ren in der täglichen Praxis angesehen Es wurde daher entschieden, den für Ätiologie und Prognose werden und ist in vielen Fällen ein Ausweg aus der Problematik des unzurei- sofortige Augmentation zu sichern. Die Durchführung der unterschied- Die geschlossene Sinusbodenelevation chenden Knochenangebotes bei insuffi- lichen Sinusbodenelevationstechni- als minimal-invasive chirurgische Tech- zientem Ausgangsbefund. ken hängt von der Restknochenhöhe nik ist die bessere Alternative zu den zwischen Alveolarkamm und Sinusbo- Techniken mit lateraler Fensterung. den ab. Bei einer hier vorliegenden Notwendig sind dafür speziell konzi- Restknochenhöhe von 10 mm Höhe pierte Instrumente, die eine Restkno- empfiehlt chenhöhe von mindestens 6 bis 8 mm Die Zähne 13, 14 und 15 wurden extra- notwendig machen. hiert. An Zahn 14 fand sich Granula- sich geschlossene ■ Summerstechnik kann diese Technik als sicheres Verfah- spätere Implantation erschwert hätten. später benötigten Platz durch eine der in Regio 15 die Sinusbodenelevation, Behandlungsablauf die dem Patienten erklärt wurde. Drei Bei parodontal geschädigten Zähnen tionsgewebe, das mit einem scharfen Monate nach der Extraktion und dem – wie in diesem Fall – sollen die Zähne Löffel entfernt werden konnte. In der bewährten Augmentationskomplex umgehend entfernt werden, um weite- apikalen Region von 15 hatte sich eine alloplastischer Knochen, autologer ren Knochenverlust zu minimieren und kleine Zyste gebildet, die sich bereits Knochen und Thrombozytenkonzen- einen primären Knochenaufbau zu verdrängend in Richtung Kieferhöhle trat soll die Implantatinsertion von ermöglichen, damit die Pneumatisie- ausgebreitet hatte. Das Zystengewebe drei Implantaten in Regio 13, 14, 15 rung der Kieferhöhle reduziert wird wurde vorsichtig exkochleiert und der in Kombination mit der geschlosse- und nach drei Monaten das Osteoto- knöcherne Defekt bezüglich Unver- © Deutscher Ärzte-Verlag Köln | zzi | Z Zahnärztl Impl | 2007;23(2) R. Luckey | Präzise Implantatchirurgie Abbildung 13 Modellsituation mit zementierbaren, vollkeramischen und metallkeramischen Einzelkronen in der Okklusalansicht auf Meistermodell. Abbildung 14 Modellsituation nach Fertigstellung in Okklusion in der Frontalansicht. Abbildung 15 Modellsituation nach Fertigstellung in Okklusion im I. Quadrant. Abbildung 16 Ansicht der Keramikkronen. sehrtheit der umgebenden Strukturen inserierten Einzelknopfnähte wurden überprüft. Es erfolgte das Anfrischen nach acht Tagen entfernt. Die Lücke der einer wurde mit einem Langzeitprovisorium Kugelfräse, um das gesamte Zystenge- Knochenoberfläche von Zahn 12 auf Zahn 17 versorgt. Die webe zu entfernen, welches sonst weitere Behandlung erfolgte nach drei unweigerlich zum Misserfolg der ge- Monaten. Dazu wurden nach parakres- samten Behandlung führen würde. taler Schnittführung die Implantate 13 Danach wurde der Defekt mit alloplas- und 14 mit einer Länge von 13 mm tischem Knochen (Biogran-Komposi- und einem Durchmesser von 3,75 mm tion von Kalzium, Natrium, synthe- (Osseotite – 3i Implant Innovation) bei tisch – 3i Implant Innovation) aufge- sehr guter Primärstabilität inseriert. In füllt und mit autolog-orthotropem Regio 15 wurde zunächst eine Pilotboh- Knochen, der retromolar als kortiko- rung mit 2 mm Durchmesser bis zum spongiöser Knochen entnommen wur- kortikalen de, zusammen mit PRP (Platet Rich durchgeführt. Es folgte das Protokoll Plasma, PRP-System 3i Implant Innova- der Summerstechnik, d. h. Insertion tion) vermischt und mit einer resorbier- des Osteotoms in die vorgebohrte baren Kollagenmembran (Bio-Gide, Kavität, leichte Hammerschläge bis zur Porkin resorbierbar, Geistlich) ver- Grünholzfraktur und Anhebung der schlossen. Wichtig ist, dass der Aug- Schneiderschen Membran in die Kiefer- mentationskomplex locker in den höhle. Nach Erreichen des gewünsch- Defekt eingebracht wird und auf gar ten Durchmessers von 3,0 mm wurde keinen Fall verdichtet werden darf, mit dem Born-Pusher das Augmenta- denn das Ziel dieser Behandlung ist die tionsmaterial Biogran unter die Kiefer- Gewährleistung ungestörten höhlenschleimhaut kondensiert. Nach Angiogenese sowie einer Leitschienen- Erreichen der entsprechenden Höhe funktion für den neu entstehenden von 3 mm wurde das Implantat, in die- Knochen. Der Heilungsverlauf gestalte- sem Fall ein 3,75 x 13 mm langes Osse- te sich vollkommen unkompliziert. Die otite 3i-Implantat inseriert. Die Wunde einer mit Boden der Kieferhöhle © Deutscher Ärzte-Verlag Köln | zzi | Z Zahnärztl Impl | 2007;23(2) ■ 128 R. Luckey | Präzise Implantatchirurgie Abbildung 17 Detailansicht der Keramikkronen von palatinal, Okklusalfläche der Keramikkronen. Abbildung 18 Inserierten Keramikkronen in situ. Abbildung 19 Frontalansicht der inserierten Keramikkronen in situ. Das Lippenprofil des Patienten ist harmonisch und unbeeinflusst von den Therapiemaßnahmen. Epikrise Der geschilderte Fall zeigt, dass es heute mit modernen Augmentations- und Membrantechniken möglich ist, schoAbbildungen 20 und 21 Situation nach Fertigstellung Seitenansicht rechts und links. nend und dennoch effektiv erfolgreich zu behandeln. Die konventionelle prothetische Behandlung hätte in diesem Fall zu einem herausnehmbaren Ersatz wurde wiederum speicheldicht mit Ein- versorgt. In den darauffolgenden zwei auf denkbar schlechtem Prothesenla- zelknopfnähten vernäht. Behandlungssitzungen wurden eine ger geführt, mit der Gefahr des Verlus- Das Langzeitprovisorium wurde wie- Gerüstanprobe sowie eine Rohbrandan- tes weiterer Pfeilerzähne durch Über- der aufgesetzt und unter einmonatiger probe durchgeführt, bevor in der defi- lastung. Es wäre zu einer Defekthei- Kontrolle erfolgte eine komplikations- nitiven Behandlungssitzung die Restau- lung in Regio 14, 15 gekommen, die lose Einheilung, so dass nach weiteren ration eingegliedert wurde. für den Patienten in einem ästhetisch drei Monaten die prothetische Versor- Die Pfosten wurden mit einem Dreh- gung erfolgen konnte. Zunächst wur- moment von 35 Newton/cm2 ver- den Einheilpfosten der Höhe 2 mm in schraubt. Die Vollkeramik-Cercon-Kro- Die Auswahlkriterien für die zu ver- die primär stabil eingeheilten Implan- nen sowie die VMK-Kronen wurden mit wendenden Materialien in unserer Pra- tate geschraubt. Nach weiterer zweiwö- Improvzement (eugenolfreier Acrylure- xis sind Risikofreiheit, einfache Anwen- chiger Weichgewebsregenerationsphase thanzement, dung und ein sicheres, vorhersehbares wurden die Implantate abgeformt und zementiert. Biocare) provisorisch die Zähne 12, 16 und 17, die zudem Endergebnis Ergebnis. Die Entscheidung fiel zugunstationskomplexes alloplastischer-autolo- Schlussbefund ger Knochen. Zu dem Thema autogene Knochenentnahme: Beckenkamm ver- Mit Hilfe eines individuellen Löffels wurden zeitgleich die Zahnstümpfe 12, Acht Monate nach Eingliederung der sus Knochenersatzmaterialien gibt es 16, 17 sowie die Implantate 13, 14, 15 Restauration stellten sich die periim- interessante Ergebnisse aus einer Analy- mit Polyäther Abformmasse (Impre- plantären Verhältnisse klinisch als se von 211 Fällen mit 306 gesetzten gum, Espe) in der Offenlöffeltechnik unauffällig dar. Es wurden weder erhöh- Implantaten von Prof. Dr. Elmar Reich, abgeformt. Auf dem Meistermodell te Sondierungstiefen noch Blutungen Bonn. Er verglich die Implantatüberle- wurde sodann in Regio 13 ein Cercon- auf Sondierung festgestellt. Form, Ver- bensraten nach Sinuslift, wobei auch die Abutment zur späteren Aufnahme einer lauf und Struktur der umgebenden Augmentationen Cercon-Vollkeramikkrone angefertigt. Weichteile unterschieden sich nicht spongiosa sowie reine Ersatzmaterialien In Regio 14 und 15 wurden Ästhetik- von den Nachbarzähnen. Die kritische zum Einsatz kamen. Die Überlebensrate Metall-Abutments angefertigt zur späte- Papillenästhetik zwischen Regio 12 und der Implantate und deren Primärstabi- ren Aufnahme von metallkeramischen 13 ist eine enorme Herausforderung für lität – ermittelt durch die Frequenzreso- Einzelkronen. die Implantat-prothetische Restauration nanzanalyse – war besser mit einem und ist hier mit dem Ziel einer restitutio Augmentationsmix, als bei der Verwen- ad integrum erreicht worden. dung von nur autogenem Beckenkamm. Die Zähne 16, 17 wurden ebenfalls mit metallkeramischen Versorgungen ■ befriedigenden geendet hätte. ten des oben angesprochenen Augmen- noch endodontisch versorgt wurden, für VMK-Kronen beschliffen. nicht © Deutscher Ärzte-Verlag Köln | zzi | Z Zahnärztl Impl | 2007;23(2) mit Beckenkamm- R. Luckey | Präzise Implantatchirurgie Abbildung 22 Röntgenkontrolle im OPG nach Eingliederung der zementierten Keramikkronen in Regio 12 bis 17. Deutlich erkennbare Zunahme der röntgenologischen Verschattung als Hinweis auf die Regeneration im Bereich des Sinusaugmentates nach Summerstechnik. Abbildung 23 Das Lippenprofil des Patienten ist harmonisch und unbeeinflusst von den Therapiemaßnahmen. Das Resümee der Studie war somit, dass Sinuslift auf 3 bis maximal 4 mm mög- die These „autogener Knochen ist der lich wird. Goldstandard“ gerade im Sinusbereich Damit ist die Summerstechnik an vor dem Hintergrund der Ergebnisse neu eine Restknochenhöhe von mindestens überdacht werden muss [4]. 8 mm gebunden und stellt somit unter Der angesprochene Augmentations- Zugewinnung weiterer 3 bis 4 mm eine komplex wird seit mehreren Jahren in erfolgversprechende Alternative mit unserer Praxis routinemäßig eingesetzt geringerem operativem Aufwand zur und hat sich im chirurgischen Alltag lateralen Fensterung dar. stets bewährt. Es sei hier erwähnt: Ver- Zusammenfassend kann man sagen, hinderung des alveolären Kollapses dass die hier vorgestellten Behand- nach Extraktion, Verbreiterung des lungsmethoden sowohl der implantat- Knochens in der präimplantologischen chirurgisch als auch der konventionell- Chirurgie, Auffüttern des vestibulären prothetisch tätigen Praxis neue Mög- Knochens zum Erzielung einer schöne- lichkeiten der optimalen Patientenver- ren rot-weiß Ästhetik. sorgung eröffnen. Zusätzlich wird die Die minimal-invasive Technik des risikolose und schonende Versorgungs- indirekten Sinuslift sollte nur angewen- möglichkeit von Fällen erschlossen, det werden, wenn vom Behandler auch deren Behandlung bisher nur mit gro- die Standardtechnik mit Fensterung ßem Aufwand möglich war. beherrscht wird. So empfiehlt Prof. Dr. Dr. Wilfried Engelke, Göttingen, immer eine endoskopische Kontrolle [3]. Dieses Prozedere bedeutet jedoch, dass das Verfahren komplizierter und teuer wird. Nach histologischen Nachuntersuchungen von Prof. Dr. Karl-Ulrich Benner, München, fanden sich z. B. Korrespondenzadresse: Dr. Dr. Ralf Luckey Implantatzahnklinik – DIG Richard-Wagner-Str. 28 30177 Hannover Tel.: 05 11 / 66 30 20 Fax: 05 11 / 66 30 22 E-Mail: [email protected] Knochensplitter im Sinus, nachdem die indirekte Technik nach Summers durchgeführt wurde [1]. Perforationen und auch starke Ausdünnungen in der Schneiderschen Membran wurden ebenfalls beobachtet. In diesen Ausdünnungen fehlen ernährende Gefäße weitestgehend. Diese blutversorgenden Gefäße sind jedoch für die Knochenneubildung von absoluter Notwendigkeit. Deshalb sollte die Präparation der Sinusschleimhaut möglichst atraumatisch erfolgen und begrenzt, damit eben auch die Gewinnung von vertikalem Knochen bei einem indirekten Literatur 1. Benner KU: Das Interface der oralen Implantologie; Quintessenz Verlags-GmbH, Berlin 1993 2. Engelke W, Schwarzwäller W, Nuelsen M: Radiologische Querschnittsuntersuchungen zu Kieferkammhöhe im posterioren Oberkiefer Zahnärzt Impl 1997,13:235-240 3. Engelke W: Die Göttinger Klassifizierung des Implantatlagers zur Sofortbelastung, Implantologie Journal 2001;1:40-44 4. Reich R, Abensur D, Valentini P: Welches Material eignet sich zur Sinusaugmentation? Parodontologie 1990;1:21-24 © Deutscher Ärzte-Verlag Köln | zzi | Z Zahnärztl Impl | 2007;23(2) ■