Quantenphasenübergänge und Floquet-Theorie in getriebenen Quantensystemen im Nichtgleichgewicht Stanislav Ax, Larissa Bauer, Alexander Klemt, Patrick Müller Betreuer: Jan Totz, Anna Zakharova 1 / 19 Getriebene Systeme und Kontrolle von Quantenphasenübergängen In der Vorlesung bisher: I Energieeigenwerte zu konservativen Hamiltonoperatoren berechnet Was passiert, wenn wir stattdessen nichtkonservative Hamiltonoperatoren betrachten? → Energien sind keine Erhaltungsgröße mehr → Quasienergien müssen definiert werden I Als Beispiel wird das Lipkin-Meshkov-Glick-Modell betrachtet Ziel: Finden neuer Quantenphasenübergänge Dezentrales Logo optional 2 / 19 Gliederung Quantenphasenübergänge Bloch-Sphäre Das Lipkin-Meshkov-Glick-Modell Ungetriebener Fall Schwierigkeit von getriebenen Systemen Lösung des getriebenen LMG-Modells Zusammenfassung und Ausblick Dezentrales Logo optional 3 / 19 Quantenphasenübergänge Abbildung: Suprafluides Helium als Beispiel für einen Phasenübergang. Quelle: [Sup] I Phasenübergang: Überschreitung eines kritischen Parameterwertes → Änderung der Haupteigenschaft des Systems I 1. Ordnung: Erste Ableitung des thermodynamischen Potentials ist nicht stetig → abrupter Übergang I 2. Ordnung: Zweite Ableitung des thermodynamischen Potentials ist nicht stetig → kontinuierlicher Übergang I Nahe 0 K: fast keine thermischen Fluktuationen → Quantenphasenübergänge (QPÜ) Dezentrales Logo optional 4 / 19 Bloch-Kugel I Stellt Zustand eines Zweizustandssystems in der QM dar I Basisvektoren zeigen zu den Polen I Punkte auf dem Äquator bestehen zu gleichen Anteilen aus den Basisvektoren I In folgenden Rechnungen wird der Gesamtdrehimpuls in der Bloch-Kugel dargestellt ẑ = |0i ŷ x̂ −ẑ = |1i Abbildung: Bloch-KugelDezentrales mit Logo optional Basisvektoren 5 / 19 Lipkin-Meshkov-Glick-Modell I 1965 entwickelt um Phasenübergänge in Atomkernen zu beschreiben I N interagierende Spin-1/2-Teilchen in externem Magnetfeld Hamiltonoperator: HLMG = −hJz − 1 (γx Jx2 + γy Jy2 ) N I h: externes Magnetfeld I N: Teilchenanzahl I J: Gesamtdrehimpuls mit Komponenten Jx , Jy , Jz I γx , γy : Stärke der Wechselwirkung in x- und y -Richtung Dezentrales Logo optional 6 / 19 Energieeigenwerte des LMGM für zeitunabhängige γx , γy Für den Fall, dass γ = γx = γy : ELMG |j, mi = (−hJz − γ 2 (J + J 2 + Jz2 −Jz2 ) |j, mi N |x {zy } J2 mit J 2 |j, mi = ~2 j(j + 1) |j, mi und Jz |j, mi = ~m |j, mi ELMG = −h~m − 1 2 γ~ (j(j + 1) − m2 ) N Dezentrales Logo optional 7 / 19 Energieeigenwerte des LMGM für zeitunabhängige γx , γy Für den Fall, dass γx 6= γy : Abschätzung der Energieminima durch Darstellung in Blochsphäre und Beschreibung in Kugelkoordinaten mit γ = max(γx , γy ) ( −h, falls γ < h Ẽg = 1 h2 − 2 γ[1 + γ 2 ], falls γ > h I Genau ein Energieminimum → Zustand ist symmetrisch I Wenn zwei Energieminima entstehen → Symmetrie gebrochen → Quantenphasenübergang Dezentrales Logo optional 8 / 19 Energieeigenwerte des LMGM für zeitunabhängige γx , γy ( Ẽg = −h, + − 21 γ[1 h2 ], γ2 falls γ < h falls γ > h Dezentrales Logo Abbildung: Blochsphäre für ungebrochene und gebrochene Symmetrie. Quelle: optional [Eng13] 9 / 19 Schwierigkeit von getriebenen Systemen Hamiltonoperator des LMG-Modells: HLMG = −hJz − 1 (γx (t)Jx2 + γy (t)Jy2 ) N I γx und γy sind explizit zeitabhängig I Hamiltonoperator ist nicht einfach diagonalisierbar I Überführung in das Modell des harmonischen Oszillators mit ĤHO = p̂ 2 mω 2 x̂ 2 + +c 2m 2 Dezentrales Logo optional 10 / 19 LMG-Modell mit periodischem γx (t), γy (t) (getriebener Fall) Verwende ursprünglichen Hamiltonoperator mit bosonischer Drehimpulsalgebra (Holstein-Primakoff-Darstellung) p p N Jz = b † b − ; J+ = b† N − b† b; J− = N − b† bb 2 und neuen Koordinaten: s r h γy 1 h † + b̂); (1 + )(b̂† − b̂) q̂ = − ( )( b̂ p̂ = i − 2h h + γ y 2 h Dann folgt ein parametrisch getriebener Hamiltonoperator: Ĥs (t) = p̂ 2 1 2 γy Nh + ( + hγ1x (1 + ) cos(Ωt))q̂ 2 + 1̂1 2 2 h 2 r wobei Ω = Frequenz, = − 1+ γy h 1+ γ0x h Dezentrales Logo optional 11 / 19 LMG-Modell mit periodischem γx (t), γy (t) Rotating Wave Approximation ignoriert alle schnellen Oszillationen → Erstellung eines zeitunabhängigen Hamiltonoperators Unitäre Transformation des Hamiltonoperators mit: Ûm (t) = exp[−iΘ(t)Ĵx2 ]exp[−iΘm (t)Ĵz ] mΩt γ x sinΩt und Θm (t) = mit Θ(t) = 1 NΩ 2 Ĥm (t) = Ûm (t)ĤÛm (t) ∂ wobei H der Floquet-Hamiltonoperator H = Ĥ(t) − i ∂t ist. Der neue Hamiltonoperator ist dann Ĥm (t) = ∞ X n=−∞ (m) ĥn e inΩt Dezentrales Logo optional 12 / 19 Lösung für den Fall m = 0 Effektiver Hamiltonoperator mit m-Photonenresonanzen für m = 0: x x h γ1 γy 4γ1 (0) 2 ĥ0 = − (Ĵz − i Ĵy )J0 (2Ĵx + 1) + (Ĵz − i Ĵy ) J0 (Ĵx + 1) 2 NΩ 4N NΩ γx γy 2 +h.c. − (Ĵz + Ĵy2 ) − 0 Ĵx2 2N N wobei Jl = die Besselfunktion l-ter Ordnung bezeichnet. Rücktransformation aus der Holstein-Primakoff-Darstellung. Damit berechnen sich die unteren Quasienergien. Dezentrales Logo optional 13 / 19 Untere Quasienergien für m = 0 x q 1 2γ1 (0) EG (Q, P) = −h |α|2 − J0 Q 1 − |α|2 2 Ω q 2 1 4γ1x γy |α|2 − − (1 − |α|2 )P 2 J0 Q 1 − |α|2 + 2 2 Ω 2 γy 1 − |α|2 − + (1 − |α|2 )P 2 − γ0x (1 − |α|2 )Q 2 2 2 wobei α = Q + iP. I Niedrigste Quasienergie wird verwendet um Energielandschaft zu untersuchen I Zustände sind in lokalen Energieminima gebunden Dezentrales Logo optional 14 / 19 Phasenraumdiagramm im LMG (0) Abbildung: Quasienergieoberfläche EG als Funktion von (a) γ y und γ1x für Dezentrales Logo γ0y γ0x optional x x |h| = 0.5 und (b) γ0 und γ1 für |h| = 0.2. Quelle: [EBEB13] 15 / 19 Niedrigste Quasienergien im LMG Abbildung: Niedrigste Quasienergien für N = 100, Ω |h| = 40, h |h| 1 x y x |h| (h, γ1 , γ , γ0 ) = 1. Quelle: [EBEB13] = (−1,Dezentrales −1, 210, 2), Logo optional 16 / 19 Zusammenfassung und Ausblick Zusammenfassung: I Energieeigenwerte für getriebenen und ungetriebenen Fall des LMG-Modells I Berechnung der Quasienergien für den nichtkonservativen Hamiltonoperator Ausblick: I Je nach Treibung des Hamiltonoperators entstehen verschiedene Energieminima → Veränderung der Potentiallandschaft und Fixierung bestimmter Zustände I Definition eines neuen Zeitstandards über eine Rotation auf der Bloch-Kugel Dezentrales Logo optional 17 / 19 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Wir danken Georg Engelhardt für die zahlreichen Hilfestellungen. Dezentrales Logo optional 18 / 19 Quellen I G. Engelhardt, V. M. Bastidas, C. Emary, and T. Brandes. Ac-driven quantum phase transition in the lipkin-meshkov-glick model. Phys. Rev. E, 87:052110, May 2013. G. Engelhardt. Transport in systems with quantum phase transitions, December 2013. Suprafluidität. http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Helium-II-creep.svg. Accessed: 2015-02-08. Dezentrales Logo optional 19 / 19 Backup Dezentrales Logo optional 19 / 19 Bose-Einstein-Kondensat (BEK) I Viele ununterscheidbare Bosonen bei tiefen Temperaturen → viele Teilchen im selben Quantenzustand → können durch dieselbe Wellenfunktion beschrieben werden I Phasenübergang von klassischem Gas zu BEK bei kritischer Phasenraumdichte I Temperatur muss dazu gering sein und Dichte des Gases hoch Dezentrales Logo optional 19 / 19 Gauss States und Squeezed States Gauss States: Kohärente Zustände, die wellenförmig auftreten wie z.B. im HO Squeezed States: I Nicht vertauschbare Operatoren befinden sich im Phasenraum, der durch die Heisenberg’sche Unschärferelation gegeben ist I Falls dieser Phasenraumzustand zur Ellipse verformt ist, wird von einem Squeezed State gesprochen Abbildung: Phasenraumellipse für Vakuumzustand und Squeezed State Dezentrales Logo optional 19 / 19