GRN-Klinik Sinsheim Mutter-Kind-Zentrum Stillinformationen für Mütter GESUNDHEITSZENTREN RHEIN-NECKAR gGmbH Impressum © Mai 2014, GRN Gesundheitszentren Rhein-Neckar gGmbH Inhaltliche Konzeption: Gabriele Kahlig, Still-und Laktationsberaterin, IBCLC Quellen: Fachinformationen von BFHI (Baby-friendly Hospital Initiative) Abbildungen: iStockphoto (Titelbild / S. 3) Sebastian Erle (S. 4) ARDO medical GmbH (S. 9 / 14) GRN Gesundheitzentren Rhein-Neckar gGmbH (alle übrigen Abb.) Layout: Sybille Sukop Druck: Baier Digitaldruck GmbH, Heidelberg Liebe Eltern, herzlichen Glückwunsch zur Geburt Ihres Kindes! Die Weltgesundheitsorganisation und UNICEF empfehlen Ihnen, Ihr Baby sechs Monate ausschließlich zu stillen. Auch danach soll nach der Empfehlung beider Organisationen unter Zugabe von Bei- und Familienkost bis ans Ende des zweiten Lebensjahres und darüber hinaus weiter gestillt werden. In dieser Broschüre erhalten Sie wichtige Informationen zu diesem Thema und über unser Beratungsangebot. Falls Sie darüber hinaus noch Fragen haben, sind Sie jederzeit in unserem Mutter-Kind-Zentrum willkommen. Viel Spaß bei der Lektüre und beim Stillen wünscht Ihnen Ihr Team des Mutter-Kind-Zentrums an der GRN-Klinik Sinsheim 3 4 Inhalt Muttermilch 6 Stillen in den ersten Tagen 7 Stillzeichen 8 Brustmassage 9 Stillpositionen 10 Anlegen des Kindes 11 Entleeren von Muttermilch per Hand 14 Weitere Informationen 16 Zehn Schritte zum erfolgreichen Stillen 18 5 Muttermilch Muttermilch >> ist die einzige von der Natur aus vorgesehene Nahrung für das Neugeborene >> ist in ihrer Qualität einzigartig und durch keine andere Nahrung zu ersetzen >> ist Standard für alle Säuglinge der Welt >> ist in jeder Phase optimal den Bedürfnissen des Kindes angepasst >> steht dem Baby trinkfertig zur Verfügung >> ist leicht verdaulich und wohltemperiert >> löscht beim Baby den Durst und stillt seinen Hunger >> kräftigt beim Baby die gesamte Gesichtsmuskulatur >> lässt beide Gehirnhälften besser reifen >> schützt vor Infektionen >> Die Milch in den ersten fünf Tagen nach der Geburt heißt Kolostrum und hat eine andere Zusammensetzung als spätere Muttermilch. Kolostrum >> enthält lebende Zellen >> ist reich an Immunfaktoren und Immunglobulinen >> wirkt sich günstig auf die Darmentwicklung aus >> enthält alle optimalen Nährstoffe die das Neugeborene braucht Zwischen dem 3. und 8. Tag nach der Geburt beginnt die Zeit der reichlichen Milchbildung (Übergangsmilch). Die Muttermilch ist ausreichend für Ihr Baby, Zusatznahrung wird nur in seltenen Fällen benötigt. 6 Stillen in den ersten Tagen Angebot und Nachfrage ist das Prinzip der Milchbildung! Der Saugreflex des Babys ist in den ersten zwei Stunden nach der Geburt besonders stark ausgeprägt. Das erste Stillen beginnt schon im Kreißsaal. Dieses erste Saugen ist wichtig für den Beginn der Milchbildung bei der Mutter. Das Stillverhalten von Neugeborenen ist sehr unterschiedlich, doch allen gemeinam ist: Gerade am Anfang ist häufiges Stillen wichtig! Daher sollten Sie Ihr Baby vom ersten Tag an 8 Mal und mehr in 24 Stunden stillen. Das tut Ihrem Kind gut und regt gleichzeitig die Milchproduktion an. In der GRN-Klinik Sinsheim dürfen Mutter und Kind 24 Stunden zusammen sein(Rooming-in). Rooming-in > fördert die Mutter-Kind-Bindung > Die Mutter erkennt schneller die Bedürfnisse ihres Kindes. > guter Stillbeginn > Stillen nach Bedarf möglich Stillen nach Bedarf Das Baby bestimmt selbst, wie oft und wie lange es pro Seite angelegt wird! Im Idealfall lässt Ihr Kind die Brust von alleine los und schläft ein. 7 Stillzeichen Das Baby zeigt wann es gestillt werden will. Frühe Stillzeichen sind: >> sanftes Gurren oder Seufzen, Unruhe >> Bewegungen der Hand zum Mund >> schnelle Augenbewegungen >> Saugbewegungen und Sauggeräusche Wichtig ist es, das Baby schon bei den ersten Signalen anzulegen! Bei einem Baby, das schreit, liegt die Zunge weit hinten im Gaumen und kann somit das Anlegen erschweren. 8 Brustmassage Die Brustmassage ist hilfreich, um den Milchspendereflex auszulösen. Sie beginnen damit sobald ihr Kind die ersten Stillzeichen zeigt. Anleitung: Unmittelbar vor dem Anlegen Hände von unten und oben flach auf die Brust legen. Mit sanften Hin- und Her-Bewegungen massieren, ohne die Haut zu verschieben. Hände auch seitlich legen. 9 Stillpositionen Es ist uns wichtig, dass alle Mütter die verschiedenen Stillpositionen kennen und jede Position mindestens ein Mal ausprobiert haben. Stillpositionen sind: > Wiegenhaltung > Rückenhaltung 10 > Stillen im Liegen Anlegen des Kindes Sie sollten darauf achten, das Baby korrekt anzulegen, damit es nicht zu wunden Brustwarzen kommen kann: >> Das Baby liegt in jeder Stillposition mit dem Bauch in Richtung der Mutter. >> Ohr, Schulter und Hüfte des Babys bilden eine Linie. >> Die Brust wird im C-Griff gehalten; darauf achten, dass die Finger weit hinter dem Warzenhof liegen. >> Die Lippen des Kindes werden mit der Brustwarze angestoßen, der Suchreflex wird ausgelöst. >> Der Mund des Babys muss weit geöffnet sein; dann erst das Baby zur Brust ziehen (nicht mit der Brust zum Kind). >> Die Brustwarze und ein Teil des Brustgewebes wird in den Mund gezogen. >> Die Lippen sollen nach außen gestülpt sein; evtl. mit dem Finger nachhelfen. >> Das Kinn und die Nasenspitze berühren die Brust. Eine korrekte Stillposition und das richtige Erfassen der Brust durch das Kind hat folgende Vorteile: >> Die Brustwarzen sind intakt. >> Ein Milchstau wird vermieden. >> Das Kind gedeiht optimal. Wir geben jederzeit Stillhilfe im Stillzimmer. Wer nicht aufstehen kann, erhält natürlich Unterstützung im eigenen Zimmer. Gerne begleiten wir pro Schicht eine oder mehrere Stillmahlzeiten. 11 12 Abnehmen von der Brust: Wenn das Baby von der Brust gelöst werden soll, wird ein Finger zwischen die Zahnleisten geschoben, bis sich das Vakuum löst. Dies bedarf etwas Übung. Hinweise dafür, dass die Milch beim Baby ankommt (so genannter Milchtransfer): >> anhaltendes rhythmisches Saugen und Schlucken mit regelmäßigen Pausen >> hörbares Schlucken >> feuchter Mund >> Das Kind löst sich selbst von der Brust. >> Die Hände sind nach der Stillmahlzeit geöffnet, das Kind ist entspannt, schläfrig. Hinweise für Milchtransfer bei der Mutter: >> Die Brust wird während des Stillens weicher. >> Die Mutter bekommt Durst. >> Die Gebärmutter zieht sich zusammen (nur in den ersten Tagen nach der Geburt). >> Der Wochenfluss läuft vermehrt. Einmal täglich wird das Baby gewogen, um zu sehen, ob es gut gedeiht. An den Ausscheidungen des Babys ist effektives Stillen erkennbar: >> Ab dem 3. Lebenstag sind mindestens drei Stuhlentleerungen innerhalb von 24 Stunden zu erwarten; manche Babys haben bei jeder Mahlzeit eine Stuhlentleerung. Ernähren Sie sich in der Stillzeit gesund – mit viel frischem Obst und Gemüse, vielseitig und wenig Fast Food. Trinken Sie, wann immer Sie Durst haben! 13 Entleeren von Muttermilch per Hand Entleeren von Muttermilch mit der Hand kann hilfreich sein, >> um das Baby zum Trinken zu animieren und die Milchproduktion in Gang zu bringen >> wenn die Brust zu voll ist und das Baby die Brustwarze nicht korrekt erfassen kann >> um dem Kind das Trinken zu erleichtern >> um das Spannungsgefühl in den Brüsten zu lindern >> bei kurzer Trennung vom Baby 14 Durchführen der Handentleerung: >> Wichtig: Hände waschen! >> Brustmassage >> Brust im C-Griff fassen und anheben; Finger liegen etwa 2 bis 3 cm hinter der Brustwarze. >> Daumen und Zeigefinger mit leichtem Druck auf das Brustgewebe, nach vorne zur Brustwarze führen, ohne auf der Haut zu rutschen. Dabei die Haut des Brustwarzenhofs zusammenschieben, ohne Schmerzen. Milch wird so aus der Brust entleert. >> Die Brust anschließend loslassen, damit Milch nachfliessen kann. Die Finger und der Daumen gehen in die Ausgangsposition zurück, die Haut des Warzenhofes glättet sich wieder. Es darf kein Druck auf das Brustgewebe ausgeübt werden. Die Muttermilch wird in einem sterilen Gefäß gesammelt und ist im hintersten Bereich des Kühlschranks 72 Stunden haltbar. Nicht in der Kühlschranktür aufbewahren! Bei Zimmertemperatur ist Kolostrum bis zu 12 Stunden haltbar. 15 Weitere Informationen Das Team unseres Mutter-Kind-Zentrums ist nicht nur für Fragen rund ums Stillen zuständig. Hier nur ein paar weitere Themen, zu denen wir Sie gerne beraten: Schnuller: Wir empfehlen Ihnen, Ihrem Neugeborenen in den ersten sechs Wochen keinen Schnuller zu geben, damit das Stillen problemlos beginnen kann. Wickeln und Baden: Wir zeigen jeder Mama und jedem Papa gerne, wie sie ihr Kind am besten wickeln und baden. U2-Untersuchung: Montag, Mittwoch und Freitag kommt ein Kinderarzt zu uns auf die Station, um die gesetzlich vorgeschriebene zweite pädiatrische Untersuchung Ihres Babys durchzuführen. Die Kinder müssen mindestens 48 Stunden alt sein. Hör- und Stoffwechseltest: Wenn ihr Baby zwischen 36 und 72 Stunden alt ist, wird, falls Sie es wünschen, der Test auf angeborene behandelbare Stoffwechselerkrankungen sowie ein Hörtest durchgeführt. Darüber hinaus helfen wir Ihnen gerne bei allen Problemen, die eventuell auftreten. Sie und Ihr Baby sollen sich bei uns wohl fühlen, und wir möchten dafür sorgen, dass Sie mit einem sicheren Gefühl nach Hause gehen. 16 Für die Zeit zu Hause empfehlen wir Ihnen >> Ihre Hebamme für die Nachsorge >> unseren Still- und Babytreff: 1 mal im Monat (Termine im Internet Elternschule) von 9.30 bis 11 Uhr Weitere Angebote unserer Elternschule finden Sie im Internet unter www.grn.de. Kontakt: GRN-Klinik Sinsheim Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe Mutter-Kind-Zentrum Alte Waibstadter Straße 2 74889 Sinsheim Tel.: 07261 66-1275 E-Mail: [email protected] 17 Zehn Schritte zum erfolgreichen Stillen Schritt 1 Wir haben schriftliche Richtlinien auf der Grundlage der „Zehn Schritte zum erfolgreichen Stillen“. Wir halten uns an den internationalen Kodex zur Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten. Das heißt: wir machen keine Werbung für diese Produkte. Dies trägt zu einer einheitlichen und qualifizierten Stillberatung bei. Schritt 4 Den Müttern ermöglichen wir, unmittelbar ab der Geburt ununterbrochenen Hautkontakt mit ihrem Baby zu haben (Bonding), mindestens eine Stunde lang oder bis das Baby das erste Mal gestillt wurde. Dies ist der Grundstein für einen optimalen Stillbeginn. Auch bei KaiserschnittEntbindungen ist Bonding möglich. Schritt 2 Unser gesamtes Mitarbeiterteam ist in Theorie und Praxis so geschult, dass es die Richtlinien zur Stillförderung mit Leben erfüllt. Schritt 5 Wir zeigen den Müttern das korrekte Anlegen und erklären ihnen, wie sie ihren Milchfluss auch im Falle einer Trennung von ihrem Kind aufrecht erhalten können. Schritt 3 Wir informieren alle schwangeren Frauen über die Bedeutung und die Praxis des Stillens. 18 Schritt 6 Wir geben weder Flüssigkeiten noch sonstige Nahrung zusätzlich zur Muttermilch, sofern es nicht aus gesundheitlichen Gründen erforderlich ist. Schritt 7 Wir praktizieren Rooming-in, das heißt, Mama und Kind bleiben Tag und Nacht zusammen. Die frühen Stillzeichen können somit rechtzeitig erkannt werden. Schritt 8 Wir ermutigen zum Stillen nach Bedarf. So ist es möglich, die Milchbildung für die Bedürfnisse des Babys ausreichend aufzubauen. Schritt 9 Wir geben gestillten Kindern keinen Sauger oder Schnuller. Schritt 10 Die Eltern erhalten von uns vor der Entlassung Informationen zur Unterstützung und zu Nachsorgeangeboten. www.grn.de