Die Neue Grippe – die Impfung - Praxis Dres. med. Borcherding

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Newsletter 13 • November 2009
Die Neue Grippe – die Impfung
Die Neue Grippe, die umgangssprachlich auch
Schweinegrippe genannt wird, ist in aller Munde.
Täglich hören und lesen wird darüber mehrfach in
den Medien. Es ist nicht einfach, bei all den teilweise aufgeregt und aufgebauscht vorgetragenen
Meldungen noch einen Überblick zu behalten. Und
nun steht die Entscheidung an, ob man sich impfen
lassen soll.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat diese
Neuen Grippe als Pandemie eingestuft, also als eine
länder- und kontinentübergreifende Infektionskrankheit - und zwar mit der Stufe 6, der höchsten Verbreitungsstufe. Diese Definition sagt nichts über die
Gefährlichkeit der Erkrankung aus, sondern nur über
ihren Verbreitungsgrad. Aufgrund dieses Pandemiealarms treten in Deutschland die Pandemiepläne des
Bundes und der Länder automatisch in Kraft, die unter den Katastrophenschutz fallen. Für den Fall einer
Influenzapandemie ist hierbei die Einwicklung und
Bereitstellung eines Impfstoffes vorgesehen.
Bei Viruserkrankungen wie einer Grippe gibt es
keine Arzneimittel, die das Virus im Körper abtöten,
wie es Antibiotika bei Infekten gegenüber Bakterien
können. Durch Impfungen kann man sich allerdings
vor Viruserkrankungen schützen.
Kriterien zur Beurteilung der Impfung
Zur Beurteilung der Impfung sind zwei Fragen zu
beantworten:
1. Wie gefährlich ist die aktuelle Grippeerkrankung?
2. Welchen Nutzen und welche Risiken birgt die
Impfung?
Dann kann die Entscheidung getroffen werden, ob
die Impfung mehr Nutzen als Risiken aufweist.
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1. WIE GEFÄHRLICH IST DIE
NEUE GRIPPE?
Mit Stand vom 13.11.2009 haben wir in Deutschland etwa 54.000 bestätigte Erkrankungsfälle und
16 Todesfälle registriert, was einer Sterblichkeit von
0,03 % entspricht. Es besteht eine Meldepflicht für
diese Erkrankung, aber es werden sicher nicht alle
Erkrankten tatsächlich erfasst. <außerdem schätzt
man, dass bei 50 % der Infizierten gar keine erkennbaren Symptome auftreten, sodass die tatsächliche
Zahl der Erkrankten 2- bis 3mal höher und die Sterblichkeit entsprechend niedriger liegen dürfte. Auch
wenn jeder Todesfall ein tragisches und endgültiges
Ereignis ist, so sind dies für eine Grippeepidemie
sehr kleine Zahlen. Dazu passt auch, dass man bei
Erkrankten nur eine geringe Menge an Viren in
den Schleimhäuten Bronchien und Lungenbläschen
gefunden hat.
Wie gefährlich waren die Grippewellen früher?
Nach Schätzungen sterben jährlich seit 1990 zwischen 2.000 und 16.000 Menschen in Deutschland
(82 Mio. Einwohner) und in den USA durchschnittlich im Jahr 41.000 Menschen (302 Mio. Einwohner)
an Grippe. Während der Grippewelle 2002/2003 soll
es bis zu 20.000 Todesfälle in Deutschland gegeben
haben. Allerdings sind diese Zahlen nur Schätzungen. Denn es gab bislang keine Meldepflicht für
Erkrankungen und Todesfälle an Grippe.
Wie gelangt man zu solchen Schätzungen? Aus dem
langjährigen Verlauf der Todesraten wird die jeweils
monatliche Todesrate vorausberechnet. Liegt die
tatsächliche Todesrate höher, nimmt man an, dass
sie durch die Grippewelle verursacht wurde. Die
Zahl der Todesfälle durch Grippe wird dabei wahr-
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Die Neue Grippe – die Impfung
scheinlich deutlich überschätzt. Denn in den Zeiten,
in denen vermehrt Grippeviren übertragen werden,
werden auch andere Viren leichter übertragen, die
schwere Erkältungskrankheiten und damit unter
Umständen tödliche Verläufe auslösen können. Aber
selbst wenn diese Schätzungen 4- bis 6fach zu hoch
sind, sind 16 Todesfälle immer noch außerordentlich
wenig im Vergleich dazu.
Zum Vergleich: In Deutschland sterben pro Jahr etwa
30 Menschen an den Folgen eines Wespenstiches,
knapp 700 Menschen bei einem Arbeitsunfall und
auch etwa 700 Menschen während sie Sport treiben.
Wer ist bei der Neuen Grippe
besonders betroffen?
Am häufigsten erkranken Menschen 20 und 49
Jahren. Im Gegensatz zu anderen Grippeepidemien erkranken Menschen über 65 Jahren selten.
Schwere Verläufe treten überwiegend bei Menschen
mit schwereren Vorerkrankungen auf. Schwangere
werden etwas häufiger von der Grippe befallen und
haben dabei auch eine höhere Sterblichkeit, wobei
50 % der verstorbenen Schwangeren eine schwerere
Vorerkrankung aufwiesen – wie bei früheren Grippeepidemien auch. Kleine Kinder sind bei allen Erkrankungen, die mit Husten , also einem Befall der
Atemwege besonders betroffen. Die Schleimhaut der
Bronchien schwillt an. Bei kleinen Kindern werden
dadurch die noch zarten Bronchien viel stärker verengt, als bei einem Erwachsenen, sodass die Kleinen
häufiger in akute Atemnotsyndrome geraten.
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Kann das Grippevirus eine neue und
gefährlichere Welle auslösen?
Vorhersagen über Krankheitsepidemien, insbesondere Grippeepidemien, sind außerordentlich schwierig.
Wir haben einfach keine Daten in der Hand, um hier
verlässliche Vorhersagen zu treffen. Es könnte eine
zweite Infektionswelle mit diesem Virus geben, muss
es aber nicht. Viren werden um so leichter übertragen, je trockener die Luft ist. Und in der kalten
Jahreszeit halten wir uns in trockener Heizungsluft
auf, oft lange und mit vielen anderen Menschen
gleichzeitig.
Dass dieses Virus in den folgenden Wochen gefährlichere Krankheitsverläufe bewirkt, ist nicht zu
erwarten. Ein und dasselbe Virus haben die gleiche
Gefährlichkeit. Es könnte jedoch sein, dass es sich
zu einer gefährlicheren Variante hin verändert oder
durch Verschmelzung mit anderen Viren eine aggressivere Variante entsteht. Solche Veränderungen
sind jedoch bei jeder Grippewelle möglich, treten
aber äußerst selten auf. Die Wahrscheinlichkeit für
eine solche Veränderung ist jetzt nicht höher als zu
anderen Zeiten. Erfahrung im Winterhalbjahr in Neuseeland und Australien haben gezeigt, dass das Virus
im Verlauf der Saison keine zunehmende Gefährlichkeit aufwies und die Überlappung der normalen
Grippewelle mit der Neuen Grippe keine Zunahme
der schweren Krankheitsverläufe mit sich brachte.
Experten, die Vorhersagen über den Verlauf der
aktuellen Grippeepidemie aussprechen, sollten
ehrlicherweise immer hinzufügen, dass sie nur wage
Vermutungen abgeben können. Eine Untersuchung
über die Vorhersagen von Experten zu Krankheitsepidemien der letzten 10 Jahre hat gezeigt, dass die-
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Die Neue Grippe – die Impfung
se Vorhersagen sich fast immer als falsch erwiesen
haben. Jede Prognose zum weiteren Verlauf einer
Epidemie ist letztlich reine Spekulation. Allerdings
erwarten die Behörden dennoch Vorhersagen, da sie
eine Planungsgrundlage benötigen.
2. DIE IMPFUNG
In der Bundesrepublik Deutschland werden jetzt die
2 Impfstoffe Pandemrix® und Celvapan® angewandt.
Beide Impfstoffe wurden aufgrund so genannter
Musterzulassungen hergestellt und zugelassen. Diese
Musterzulassungen betreffen die grundsätzliche
Impfstoffherstellung, damit im Falle einer Pandemie
das Zulassungsverfahren beschleunigt werden kann.
Die deutschen Behörden haben 2007, als man eine
Vogelgrippe-Epidemie befürchtete, bestimmte Mengen an Impfstoff für den Fall einer Pandemie vorsorglich bestellt.
Für die überwiegende Bevölkerung hat man Pandemrix®, für die Bundesbehörden und die Bundeswehr wurde Celvapan® bestellt.
Neuartige Wirkungsverstärker im
Impfstoff
Bei Pandemrix®, das die allgemeine Bevölkerung erhalten soll, wurde die Menge an Virusbestandteilen
gegenüber der üblichen Grippeschutzimpfung auf
1/3 reduziert, dafür ein Gemisch von 3 Substanzen
hinzugefügt, das die Wirkung verstärken soll. Der
Vorteil liegt darin, dass 3mal so viele Impfstoffdosen hergestellt werden können, schließlich sind die
weltweit vorhandenen Kapazitäten, einen Impfstoff
herzustellen, begrenzt.
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Die verwendeten Wirkungsverstärker sind in dieser
Kombination bislang noch nie eingesetzt worden.
Frühere Erfahrungen mit anderen Substanzen, die
die Wirkung verstärken sollten, haben gezeigt, dass
die Wirkung unter Umständen gar nicht gesteigert
wird, dafür aber die Nebenwirkungen deutlich
zunehmen. Über diese Wirkungsverstärker urteilen
Zulassungsbehörden unterschiedlich. In den USA
würde die zuständige Behörde dieser Kombination
keine Zulassung erteilen. In dem Zulassungsbescheid
der europäischen Arzneimittelbehörde heißt es,
„dass es nach dem gegenwärtigen Kenntnisstand keine umfassende Auskunft über die Wirksamkeit und
Sicherheit des Arzneimittels bei normaler Anwendung geben kann.“
Typische Nebenwirkungen bei Impfungen sind
Schmerzen und Rötung an der Einstichstelle, Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen und Fieber, allergischer
Kreislaufkollaps und selten aber gefürchtet Nervenentzündungen, die sich nicht immer wieder zurückbilden.
Eine kleine Studie noch mit Bestandteilen des Vogelgrippevirus hatte bereits eine deutlich schlechtere
Verträglichkeit des Impfstoffes mit den so genannten
Wirkstoffverstärkern gegenüber einem konventionell
hergestellten Impfstoff aufzeigen können. Aktuelle
Erfahrungen aus Schweden bestätigen dieses Bild:
Mittelschwere und schwere Komplikationen treten 2bis 3mal so häufig auf als sonst bei Grippeimpfstoffen. Auch hat man in Schweden im Zusammenhang
mit der Impfung bislang 5 Todesfälle beobachtet,
wobei jedoch hier die Einschätzung Experten überwiegt, dass diese Todesfälle nichts mit der Impfung
zu tun haben.
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Die Neue Grippe – die Impfung
Wenn der Impfstoff manchmal als „sicher“ bezeichnet wird, ist dies eine wenig hilfreiche Bewertung.
Kein Impfstoff und kein Medikament sind vollkommen sicher, sie alle können unerwünschte Wirkungen bis hin zum Tod zur Folge haben. Man kann
nur ermitteln, ob die Vorteile der Behandlung die
möglichen Risiken überwiegen. Die Abwägung
hängt auch von der Art der Erkrankung ab: bei der
Behandlung von Krebs nimmt man mehr Nebenwirkungen, als bei der Behandlung eines Schnupfen in
Kauf. Ein Kranker hat ein Leiden und ist eventuell
von Tode bedroht, er profitiert also unmittlelbar von
der Behandlung. Bei Impfungen werden gesunde
Menschen behandelt, von denen man nicht weiß,
ob sie in der Zukunft je mit dem Erreger in Kontakt
kommen. Daher sollte die Nebenwirkungsrate möglichst klein sein.
Manchmal wird auch Hoffnung geäußert, dass der
Impfstoff mit Wirkungsverstärkern auch gegen mögliche veränderte Viren wirken werde. Dies ist lediglich
eine Hoffnung, die jedes wissenschaftlichen Beweises
entbehrt. Wahrscheinlicher ist das Gegenteil.
Ein besserer Impfstoff für die
Bundesbeamten?
Der Impfstoff für die Bundesbeamten enthält die
umstrittenen Wirkungsverstärker nicht. Aber auch
dieser Impfstoff ist nicht unproblematisch. Er enthält einen Ganzvirusextrakt – ein Herstellungsprinzip, das man schon vor Jahrzehnten zu Gunsten so
genannter Spaltimpfstoffe verlassen hat, da diese
bedeutend weniger Nebenwirkungen hervorrufen.
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Wie wirksam ist die Grippeschutzimpfung?
Hierzu gibt es folgende Untersuchungen: Man hat
nach einer Grippeepidemie einen Bevölkerungsquerschnitt gezogen und nach seinen gesundheitlichen
Schäden während dieser Zeit der Epidemie gefragt.
Wenn die Impfung einen Vorteil hätten, müsste
man zeigen können, dass die Geimpften mit weniger gesundheitlichen Schäden durch die Epidemie
gekommen sind als die Ungeimpften. Für Personen
unter 65 Jahren, die sonst gesund sind, kann man
aber keinen Vorteil der Geimpften erkennen. Von
der Impfung profitieren nur Menschen über 65
Jahren und solche mit schwereren Vorerkrankungen.
Dies deckt sich mit Schätzungen aus den USA, dass
sich durch eine Grippewelle die Sterblichkeit bei den
0- bis 49jährigen um 0,4/100000 und bei den 50-bis
64jährigen um 7,5/100000 erhöht, aber bei den über
65jährigen um 98,3/100000 erhöht.
Nanopartikel und Quecksilber im
Impfstoff?
Nanopartikel sind in den Impfstoffen nicht enthalten. Deren Größe liegt im Nanometerbereich, wobei
1 Nanometer einem Büschel von 70.000 Haaren entspricht. Sie werden bei vielen chemischen Produkten eingesetzt, obwohl man eigentlich noch viel zu
wenig über mögliche Langzeitschäden weiß. Bei den
Impfstoffen zur aktuellen Grippe wird Thiomersal,
eine Quecksilberverbindung als Konservierungsstoff
hinzugefügt. Eine Konservierung ist erforderlich,
da der Impfstoff in Gläschen zu 10 Portionen ausgeliefert wird. Daher wird mehrfach mit einer Spritze
aus dem Gefäß eine Portion entnommen, sodass
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Die Neue Grippe – die Impfung
dabei die Gefahr einer Verunreinigung mit Bakterien besteht. Die Menge an Quecksilber, die bei 1 bis
2 Impfungen in den Körper gesprizt wird, ist nicht
bedeutsam.
Auch hört man, dass eine der 3 so genannten Verstärkersubstanzen, das Squalen für das Golfkriegssyndrom, das bei einer Reihe von amerikanischen Soldaten aufgetreten war, verantwortlich sei. Diese Theorie
ist aber aus guten Gründen verworfen worden.
ZUSAMMENFASSUNG
Erfreulicherweise verläuft die Neue Grippe, die so
genannte Schweinegrippe in Europa ungewöhnlich
mild. Mit dem für die allgemeine Bevölkerung angebotenen Impfstoff hat man überhaupt noch keine
Erfahrungen über dessen Risiken, jedoch deuten
erste Erfahrungen darauf hin, dass die Nebenwirkungen 2- bis 3mal so häufig sind wie bei üblichem
Grippeimpfstoff.
Bei dieser Konstellation halte ich die Impfung für
sonst gesunde Menschen derzeit nicht für sinnvoll.
Allenfalls für Menschen mit schwereren Vorerkrankungen wie Zuckerkrankheit, Asthma oder Herzkrankheiten erscheint mir diese Impfung nutzbringend.
Für Schwangere ist eine Empfehlungen sehr schwierig zu finden: Hier kann eine Impfung bei besonderen Erkrankungen der Schwangeren sinnvoll sein.
Allerdings muss man auch mit mehr Nebenwirkungen rechnen. Bei diese widersprüchliche Lage kann
man keine allgemeine Empfehlung aussprechen.
Wer allerdings regelmäßigen Kontakt zu Menschen
hat, die durch die Grippe besonders gefährdet wären, kann eine Impfung erwägen, da der Impfstoff
trotz allem noch als einigermaßen gut verträglich
angesehen werden kann.
© 2009 Dr. med. Klaus Borcherding, Hannover, alle Rechte vorbehalten. Wichtiger Hinweis: Die Informationen geben die Erfahrungen des
Autors und den medizinischen Wissensstand am Ausgabedatum wieder. Durch die Weiterentwicklung der medizinischen Er­kenntnisse kann
ein Teil der Informationen mit der Zeit überholt sein. Daher können sie eine aktuelle ärztliche Beratung und Behandlung nicht ersetzten.
Gemeinschaftspraxis Dres. Borcherding, GbR
Dr. med. Klaus Borcherding
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Dr. med. Ingrid Borcherding
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