Erlebnispädagogik 1. Das pädagogische Konzept: 1.1.Bestimmungsgrößen: Spaß und Spiel: Spielerische Elemente fördern Lernprozesse, weil sie unser Denken, Fühlen und Handeln mit einer gewissen Leichtigkeit unterlegen können und dadurch die Kreativität ermöglichen, ohne die wir uns so oft in Blockaden und Sackgassen verrennen. Freiwilligkeit: Kein Teilnehmer darf zu etwas gezwungen werden, Selbstbestimmung steht im Vordergrund. Natur als Lernfeld: Grundidee der EP beruht auf Lernen in der Natur. Handlungsorientierung: EP oft mit sportl. Betätigung verbunden, Handeln aber ist immer unabdingbare Voraussetzung. Teilnehmer steht in Vorbereitung (Unternehmungen selbst planen), in der Nachbereitung und während der Aktion im Mittelpunkt des Geschehens. Ganzheitlichkeit: Lernen mit allen Sinnen Grenzerfahrung: Es werden bewusst Situationen provoziert, bei denen Teilnehmer an physische und psychische Grenzen stoßen. Gruppendynamik: Aufgaben nur von Gruppe als Ganzes zu lösen, Selbstbestimmung des Individuums stehen Erwartungen der Gruppe gegenüber bzw. ergänzen sich. Ernstcharakter: Teilnehmern wird möglichst viel Eigenverantwortung übertragen. Ernsthaftigkeit erlebnispäd. Aktivitäten ergibt sich meist aus Situation (z.B. Abseilen von Felswand). 1.2. Die drei Säulen einer erlebnispädagogischen Aktion: - Gründliche Vorbereitung: Auswahl der „richtigen“ Übungen und deren zielgerechte Aufbereitung Sorgfältige Adressatenanalyse: v.a. Alterstruktur, geschlechterspezifische Gruppenzusammensetzung, körperl. Grundkonstitution. Abstecken der gewünschten Zielintentionen: Geht es ums: Kennen lernen und Vertrauen entwickeln? Naturerfahrung? Persönlichkeitsentwicklung oder soziales Lernen? Wahl von Ort und Dauer Einbindung der Teilnehmer in die Vorbereitung der Aktivitäten Angemessene Durchführung: Prinzip der Freiwilligkeit: Aufgabenstellung soll Charakter eines Angebots haben. Kein Zeitdruck! (sehr wichtig für Zielerreichung) Sicherheitsaspekt: Vor Beginn: nötige Belehrungen, Erlernen best. Techniken, Aufklärung über Gefahrenquellen Erfolg erlebnispäd. Aktivitäten ist abhängig vom Engagement der Teilnehmer. Wirksame Nachbereitung: zugleich Abschluss einer Aktion und Vorbereitung auf Nächste bzw. Übergang in Alltag. Eindrücke der Teilnehmer müssen zunächst zur Sprache gebracht werden. Eindrücke und Erlebnisse sollen in Reflexionsprozess mit Alltag in Beziehung gesetzt werden. 2. Möglichkeiten der Erlebnispädagogik: Erhoffte Wirkungen waren und sind: Stärkung der Persönlichkeit: Aufbau eigene Rolle, Körperbewußtsein, Selbsteinschätzung, Selbstwertgefühl, Kommunikation… Entwicklung von Handlungsoptionen Sucht- und Gewaltprävention Neue Erfahrungen in Natur und Gemeinschaft Ökologische Sensibilisierung Schlüsselqualifikationen (Empathie, Teamfähigkeit, Kritikfähigkeit, Motivation…) 3. Möglichkeiten an der Berufsschule: Rahmenbedingungen: >Zeitlich: Hoher Zeitaufwand hält viele Lehrer davon ab erlebnispädagogische Elemente in ihr Unterrichtskonzept einzubauen. >Rechtlich/Finanziell: Versicherungsrechtliche Fragen entfallen bei öffentlichem Träger. Anspruchsvollere Aktivitäten nur von ausgebildetem Personal! (z.B. Kajakfahren, Klettern…) Pädagogische Anforderungen: >Ökologische Eigenverantwortung und Kenntnisse: (Genaue Kenntnisse über Ökosystem um über theoretische Wissensvermittlung hinaus, gelebte Einstellung zu vermitteln). >Methodisch-didaktische Anforderungen: (Gesprächsführung und Moderation; Gruppendynamische Prozesse erkennen und begleiten; Umgang mit Konflikten und Krisen; Visualisierungstechniken; Reflexionsmethodik). >Sozialkompetenzen der Lehrkraft: Lehrkraft als Helfer und Ansprechpartner 4. Erlebnispädagogische Aktivitäten: Aktionen und Übungen mit wenig Aufwand A) Initiativübungen: fördern das Kennen lernen, schaffen Vertrauen, bauen Berührungsängste ab → Einsatz zu Beginn eines Schuljahres, Tages oder einer Unterrichtsstunde Beispiele: Namensball, Namensduell, Autogramm-Run, Rauslassen, Menschlicher Knoten B) Vertrauensübungen: Beispiele: Das Pendel, Die sieben Geheimnisse, Vertrauenslauf C) Problemlösungsaufgaben: Bspe.: Die mathematischen Seile, Die Wortakrobaten, Nebelland, Der magische Stock Aktionen und Übungen mit Aufwand → Bspe.: Das Spinnennetz, Säureteich, Das Labyrinth Aktionen und Übungen für mindestens einen Tag →Erlebnispädagogische Einrichtungen: Outward Bound, Alb-ergo e.V., We are sailing…,Eisbär e.V. →City-Bound: =Umwandlung erlebnispädagogischer Aktivitäten in freier Natur hinein in die Handlungsräume der modernen Großstädte. Bsple: Essen ohne Geld, Fotosafari 5.Genaue Beschreibung einiger Beispiele: Initiativübung: Menschlicher Knoten: Ziel: Abbau von Berührungsängsten; Erlernen von Problemlösestrategien; Zusammenarbeit Ort: In jedem größeren Raum Dauer: Bis zu 20 Minuten Teilnehmer: 10-14 Material: - Beschreibung des Spiels: Variationen: Die Teilnehmer bilden einen großen Kreis, alle strecken ihre Hände nach vorne aus. Auf ein Kommando ergreift jede Hand eine fremde. Man muss nur darauf achten, dass niemand beide Hände einer Person hält. Es ist ein Knoten entstanden, der entknotet werden soll, ohne dass die Hnde losgelassen werden dürfen. Manchmal entstehen ineinander verschlungene Kreise, die natürlich unentknotbar sind. (1) bei kleineren Gruppen kann man diese Übung zur Erschwrung auch mit verbundenen Augen spielen. Vertrauensübung: Das Pendel: Ziel: Entwicklung von Vertrauen zu anderen Gruppenmitgliedern; Entspannung Ort: Überall Dauer: mind. 10 Minuten Teilnehmer: 8-10 Material: - Beschreibung des Spiels: Alle Teilnehmer bis auf einen stellen sich in einem engen Kreis – Schulter an Schulter – auf. Die übrig gebliebene Person stellt sich in die Mitte des Kreises (Durchmesser des Kreises möglichst klein und nicht mehr als 2m). Sie schließt die Augen oder ihr werden die Augen verbunden. Nun lässt sie sich steif wie ein Brett in eine Richtung fallen. Die Teilnehmer, die in dieser Richtung stehen, fangen den Fall leicht ab und schubsen die Person sanft (!) in eine andere Richtung. Nach einer gewissen Zeit (etwa drei Minuten) wechselt ein anderer Teilnehmer mit der Person in der Mitte. Problemlösungsaufgabe: Der magische Stock Ziel: Kommunikation und Kooperation; Förderung von Konzentration und Feingefühl Ort: Klassenzimmer Dauer: Je nach Wiederholungen 10 – 20 Minuten Teilnehmer: ca. 10 Material: Ein möglichst leichter, etwa 2m langer Stock Beschreibung des Spiels: Der Spielleiter hält den Stock an einem Ende waagrecht etwa in Schulterhöhe und fordert die Teilnehmer auf, sich von beiden Seiten um den Stock zu stellen. Die Teilnehmer strecken jeweils ihre beiden Zeigefinger aus und legen sie unter den Stock – andere Berührungspunkte mit dem Stock sind nicht erlaubt. Die Aufgabe besteht darin, den Stock vorsichtig am Boden abzulegen, ohne den Kontakt zum Stock zu verlieren. Quelle: Skriptum: Psychosoziale Problembereiche der Erziehung und Bildung / Tanja Erban!